Eine Entschuldigung

  • Täuschte sie sich, oder hatte Sedulus soeben zu ihnen herüber gesehen? Ihr Blick wanderte zu ihrem Onkel herüber, der noch immer in einem gespräch verwickelt zu sein schien. Unmerklich zuckte sie mit den Schultern. Früher oder später, würde er sicher sie entdecken und dann herrüber kommen, in der Zwischenzeit, konnte sie sich weiter mit dem Decimer unterhalten. In diesem Augenblick setzte sich dann auch der Zug aus, Senatoren, Klienten und auch Schaulustigen in Bewegung. Anscheinend ging es nun weiter.


    "Aber sicher..." antwortete sie. "Ich will gern wissen wie es jetzt zu Ende geht!" Galant reichte er ihr seinen Arm und sie nahm diese Geste dankbar an. Mit einem dankbaren Lächeln, hackte sie sich bei ihm ein.

  • Sedulus samt seinen Verwandten und Klienten folgten den Decimern doch ließ er sich ein klein wenig zurückfallen bis er neben seiner Nichte stand.


    Salve Calvena. was machst du denn hier?


    Dann nickte er dem Decimer zu. Seinen Namen wußter er leider nicht mehr genau so grüßte er nur mit.


    Auch dir salve Decimus.


    Er war schon gespannt wie das mit dem Opfer funktionieren würde.

  • Anscheinend hatte sie sich doch nicht getäuscht. Sedulus hatte sie bemerkt und gesellte sich nun unauffällig zu ihnen. Sie schenkte ihrem Verwandten ein offenes Lächeln.


    „Salve, Onkel!“ sagte sie.


    „Ich dachte mir, ich sollte dabei sein… schließlich geht es doch um die Familie!“ antwortete sie mit einem unschuldigen Lächeln. In dem Moment fragte sie sich ob auch Avarus hier war, oder ob dieser zu beschäftigt war um sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Gesehen hatte sie ihn jedenfalls noch nicht.


    „Ich hab zwar nicht genau mitbekommen weswegen du dich nun in aller Öffentlichkeit entschuldigen solltest, aber da es wichtig war, dacht ich mir, ich sehr mir das an!“ fügte sie ehrlich hinzu. Zumindest zeigte sie nun Interesse am politischen Leben.

  • So unrecht hatte sie ja nicht auch wenn es nicht wirklich die ganze Familie betraf.


    Naja, eigentllich ging es mehr um mich als um die Familie. Das Problem hierbei war jenes welches da unsere Familie und die der Decimer miteinander verwandt ist durch die Heirat meines Onkels Avarus mit Decima Lucilla. Das ist eben Rom.


    Sedulus räusperte sich verlegen.


    Das mein Kind, erzähle ich dir ein ander mal. Lass uns jetzt erst das Opfer hinter uns bringen.

  • Die Dinge in Rom waren anscheinend niemals so, wie es zu sein schien. Hinter einer einfachen Entschuldigung steckte meist ein politischer Schritt. Anscheinend musste man wirklich darauf achten, was man sagte, denn jedes Wort konnte falsch verstanden werden. Ob dies auch der Fall in diesem Fall war, konnte sie nicht beurteilen, aber zumindest schien diese Sache nun aus der Welt zu sein, auch wenn Sedulus nicht grad den glücklichsten Eindruck auf sie machte.


    Die Frau von Avarus hatte sie noch nicht kennen gelernt.


    "Klingt ja spannend...." meinte sie neugierig und fragte sich, welche Verwicklungen es da noch gab. "Sobald du etwas Muse und Zeit hast, kannst du mir das ja genauer erzählen!" meinte sie.


    "Du hast doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich mich noch etwas mit Flavus unterhalte!" sie deutete mit einem Kopfnicken auf den jugen Decimer.


    "Kennt ihr euch Beiden eigentlich?" fragte sie nun Beide.

  • Der Eindruck täuschte. Der Onkel war nur froh das dies hier bald geschafft war. Es nahm ihn schon ein klein wenig man konnte auch sagen er war ein wenig müde. Schließlich war er heute schon zeitig auf den Beinen gewesen.


    Er wiegelte mit einer Handbewegung ab.


    Spannend? Nein nicht wirklich. Höchstens für einen Außenstehnden oder für jemanden der mit der Materie noch nicht viel zu schaffen hat. Es ist eher lästig würde ich sagen.


    Der Onkel nickte müde. Er kam sich vor als wäre er um Jahr gealtert.


    Du kannst mich ja noch einmal drauf ansprechen. Aber versprechen tu ich dir nichts.


    Ah Flavus. Decimus Flavus. Aber wo er nun genau hingehörte wußte er immer noch nicht.


    Ja ich kenn ihn. Ich habe ihn bei seinem Vigintivirat unterstützt so weit ich mich erinnere. Und ein Sodalis der Germanitas dürfte er auch sein wo ich zur Zeit Pro Magister bin. Und nein, ich habe nichts dagegen. Warum sollte ich auch.

  • Noch war fast alles für sie spannend, vorallem wenn es die Familie selbst betraf. erst jetzt, wo sie lesen und schreiben konnte, verbrachte sie einige Zeit in der Bibliteca und machte sich mit der Geschichte der Gens vertraut. Weit war sie noch nicht gekommen, denn lesen viel ihr etwas schwer, und sie stockte immer wieder, vorallem bei Texten mit schwierigen Wörtern.


    "Ich denke wir finden schon Zeit dafür!" meinte sie nachdenklich und betrachtete ihn genauer. Er wirkte Müde... nun gut, sie wusster aber das ihr Onkel nicht gerade ein Frühaufsteher war und vorallem Morgens nicht wirklich ansprechbar.


    Sie hatte aus Höflichkeit nachgefragt, ob er etwas dagegen hatte, wenn sie sich mit Flavus unterhielt. Sie hatte aber gewusst, dass nichts dagegen sprechen würde. Er schien sich ehrlich über ihre Bekanntschaften zu freuen. Zumindest fasste sie nun langsam Fuß in Rom und fand sich mit jedem Tag besser zurecht.


    "Ich wollte nur sicher gehen!" lächelte sie.

  • Lepidus lachte lauthals und dachte sich, ganz schön kess der Bursche. "Ich bin auch erst seit wenigen Tagen wieder in Rom. Die Sänfte, das dauert mir eindeutig zu lang, ich wollte eigentlich nur schnell was erledigen, das ich jetzt hier hängen geblieben bin, war nicht eingeplant. Auch gehöre ich nicht einem plebeischen Zweig der Claudier an."


    Neugierig war er überhaupt nicht aber was soll man von einem erwarten, der aus dem dunklen Germanien in die Mitte der Welt kommt. Aber die Sache mit den Sklaven, da hatte er Recht. Zwar verfügte die Villa Claudia über eine Unmenge an Hausbediensteten und Sklaven doch ein paar Leibsklaven werden in der nächsten Zeit sicherlich angeschafft werden.


    Was Lepidus bei meinem Gesprächspartner doch ein wenig stutzig machte, seine Familie ist laut seiner Aussage nicht ohne Einfluss und er kehrt ihr den Rücken. Merkwürdig! "Was hast du hier vor in Rom, ich meine, mit welchem Ziel bist du hierher gekommen?"


    Über seinen Aufzug hatte sich Lepidus noch gar keine Gedanken gemacht. Lepidus grinste in sich hinein und schüttelte den Kopf. "Jetzt muss ich dir aber ein Kompliment machen, wie einer aus Germanien siehst du aber auch nicht aus."


    Nebenbei beobachtete Lepidus das Treiben vorn bei der Bühne, wo ein Opfer vorbereitet wurde.

  • "Ein richtiger Claudier also.", murmelte Vala, und trat unwillkürlich einen Schritt zurück um sein Gegenüber noch etwas genauer zu taxieren, und schließlich nicht ohne Bewunderung sagte: "Deine Gens hat Kaiser gestellt, und ungezählte Konsuln."


    Was für Vala nicht ohne Bedeutung war, er selbst hatte, wie so viele Germanen zu der Zeit, dynastische Tendenzen entwickelt, und sah die Laufbahn einer kompletten Gens durchaus als bezeichnend für die einzelne Person darin an. Und nun hatte er einen echten Claudier vor sich, was seiner Meinung nach nur durch die aktuell herrschende Dynastie der Ulpii zu schlagen war.


    "Warum ich nach Rom gekommen bin? Meine Familie sitzt in Germanien auf einflussreichen Posten, da gibt es nichtsmehr, was man sich erkämpfen könnte. Außerdem ist dort schon viel zu früh Schluss.. mich drängt es nach höherem.", meinte Vala, als wäre es das natürlichste der Welt, "Und wenn du glaubst, ich würde nicht wie einer aus Germanien aussehen, muss ich dich leider enttäuschen. Wir haben nicht alle blonde Haare und blaue Augen. Zudem haben auch wir einen Hang zur Körperpflege, wenn du den Gestank und die verfilzten Haare vermisst. Und sowieso: Germanen gibt es nicht. Achja, und es gibt auch kleine von uns... die sind dann in etwa so groß wie normale Römer."


    Den letzten Seitenhieb konnte er sich dann doch nicht verkneifen, und grinste breit über beide Ohren.

  • Mit Verwunderung stellte der Duccier fest, das Lepidus ein waschechter Claudier war. Lepidus hatte zu tun, sein Lachen zu unterdrücken. Für ihn gab es nichts anderes.
    Als das Gespräch im weiteren Verlauf auf Kaiser kam, die Lepidus Gens schon gestellt hatte und die unzähligen Konsuln obendrein, gingen die Gedanken dahin, wohin er die Gens wieder führen möchte. "Da hast du Recht, ich muß sagen du bist gut informiert. Die Claudier haben schon sehr erfolgreiche jahre hinter sich. Ich denke, da kommen wir auch wieder hin." Zwar war Lepidus einige Jahre in Alexandria um zu studieren, doch das allgemeine Bild eines Germanen hatte sich bis jetzt kein wenig geändert. In seinen Augen und nicht nur in Lepidus Augen, waren dies einfach nur Wilde. Die Vorherrschende Meinung war so. Sollte dies sich jetzt schlagartig ändern, nur weil Lepidus sich am Forum mit einem jener vermeintlich Wilden ganz angeregt unterhielt und es gerade in jenem Beispiel überhaupt nicht als Wild oder gar als Tier herausstellte. Doch genau die allgemeine Meinung die überall über Germanen vorherrschte, ob in Rom, in Alexandria, ja eigentlich im gesamten Imperium, versuchte der Duccier in zwei, drei Sätzen zu widerlegen.


    Lepidus blieb weiterhin skeptisch, doch er beschloss insgeheim für sich diesen jungen Mann im Auge zu behalten der ganz und gar von Lepidus Anwesenheit angetan zu sein schien. Die Einstellung des Ducciers hingegen gefiel Lepidus. Er ist nach Rom gekommen, um etwas aus sich zu machen. "Ich muss sagen, eine gute Wahl von dir. Wenn man etwas aus seinem Leben machen will, dann muss man nach Rom kommen. Sieh mich an, ich habe in Alexandria studiert und bin auch eben erst wieder zurückgekehrt. Was hast du genau vor?"


    Bei dem kleine Seitenhieb seitens des Ducciers zeichneten sich aber nun doch ein paar Falten im Gesicht von Lepidus des unbehagens ab. Zugegeben, Lepidus wäre für dem eben gebrachten Vergleich der Körpergröße von Römern und Germanen völlig ungeeignet. War er doch eher groß und kräftig. Doch Lepidus vermied es, ins Detail zu gehen.

  • Etwas verlegen trottete Marcus neben Calvena und Senator Sedulus her und nickte lediglich bejahend, als der Senator feststellte, dass die beiden sich von den Wahlen im Cursus Honorum und der Germanitas eher flüchtig kannten. Musste der Senator ausgerechnet jetzt zu ihnen stoßen, wo es recht gut gelaufen war? Was sich der Germanicer nun denken würde? Vorallem wo die junge Germanica ihren Arm bei Marcus eingehackt hatte. Naja. Marcus hoffte, dass er nicht all zu großes Aufsehen daraus machte und war froh, dass der Umzug sein Ziel bald erreichen würde und er dann hoffentlich wieder allein mit Calvena sein konnte. Bis dahin hielt er sich zurück und lauschte nur mit einem Ohr dem Gespräch zwischen Calvena und ihrem Verwandten.

  • "Wo ihr wart?", fragte Vala mehr rhetorisch denn aus wirklichem Interesse. Natürlich wusste er um den massiven Machtverlust den die Claudii nach dem Tod ihres letzten Kaisers erlitten hatten, und natürlich konnte er es verstehen, wenn dieser Claudius Lepidus Interesse daran hatte, diese Machtverhältnisse zumindest wieder aufzufrischen.
    Das genaue Gegenteil zu seiner Gens. Seine Familie hatte lange dafür kämpfen müssen, und war immernoch nicht vollkommen anerkannt, auch wenn sich der aufsteigende Ast immer mehr abzeichnete. Die Claudii wollten etwas erreichen, was sie schon einmal inne hatten, die Duccii bemühten sich zumindest um gesicherte Zustände. Vielleicht etwas, auf das man bauen könnte.


    "Was genau ich vorhabe? Das weiß ich selbst noch nicht genau... ich habe bei Tiberius Prudentius Balbus, Procurator a libellis und enger Freund unserer Familie als Scriba Personalis angeheuert, um Rom und die Gesellschaftsstrukturen ein wenig näher kennen zu lernen. Ich gehe Dinge ungerne unvorbereitet an, deshalb will ich erst einmal sehen, wie die Dinge laufen bevor ich eine Laufbahn genauer in Angriff nehme. Und du? Du hast in Alexandria studiert, sagst du? Was?"

  • Die ganzen Zusammenhänge der Claudier konnte der junge Duccier noch nicht so recht einordnen. Hatten doch die Claudier seit dem letzten Kaiser den sie stellten einen enormen Imageverlust zu verzeichnen. Dagegen galt es anzukämpfen.


    Der junge Duccier meinte zwar, das er noch nicht so recht wusste, was er vorhatte, doch dies nahm Lepidus ihm nur zur Hälfte ab. Immerhin wusste er, bei wem er sich als Scriba Personalis einen aussichtsreichen Posten für weitere höhere Aufgaben ins Gespräch brachte und die Strukturen der ewigen Stadt kennenlernte.
    "Ja richtig, ich war mehrere Jahre in Alexandria. Ich erfuhr eine Ausbildung in Rhetorik, Philosophie, Politik und Recht. Also sehr umfangreich. Jetzt bin ich aber wieder zurück um das gelernte auch erfolgreich umzusetzen."

  • "Das ist nicht wenig.", sagte Vala, dessen schulische Ausbildung zum größten Teil von seiner Mutter geführt worden war, und später durch ihn selbst. Er bemerkte klare Defizite, die er in der nächsten Zukunft ausmerzen wollte.


    "Wollen wir den anderen folgen? Anscheinend findet das Opfer in einem Tempel statt?", fragte Vala, mehr rhetorisch denn wirklich abwarten, denn er lenkte sich und seinen Gesprächspartner bereits in Richtung der Kolonne.

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