Reiterausbildung Caius Decimus Celsus

  • Diese Übung war genau in Celsus` Sinn. Endlich kam Schwung sowohl in die Aspiranten als auch in die Pferde, nur mit dem Unterschied, daß dies den Pferden nicht neu war, da sie bestens ausgebildet waren.


    Auf- und Absitzen, Schritt, Trab und Galopp, einmal vor, dann wieder zurück, nur keine Langeweile aufkommen lassen!


    Und dann kam das heißersehnte Kommando zur Attacke. Wie war das doch gleich? Die Attacke ist eine mit wachsender Schnelligkeit ausgeführte Vorwärtsbewegung, um im vollsten Lauf der Pferde in den Gegner einzubrechen und ihn mit der blanken Waffe zu vernichten.


    Celsus ritt links außen. Spatha rechts, parma links, dann das Aciem dirigite, die Pferde wurden unruhig und ein paar tänzelten bereits, schließlich das Ad impetum, der Befehl zur Attacke.


    Es war zwar kein Paradestart aber dennoch ein Aufgalopp, der sich sehen lassen konnte. Einige erreichten die Pfähle eher, das änderte sich aber schnedll bei den nachfolgenden Anläufen.


    Leztendlich waren sie soweit, daß sie fast gleichzeitig in den Gegner einbrachen.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Ja, diese Aufgabe liebten sie alle, die Jungs! Der Decurio schmunzelte, als er die Begeisterung in den Mienen erkannte. Und sie waren ganz bei der Sache, auch wenn es noch nicht völlig reibungslos klappte. Das würde es bald. Sehr bald. Er war geradezu stolz auf seine Jungs, auch wenn er versuchte, dies zu verbergen. "Wenden und von der anderen Seite gleich nochmal!", brüllte er, während die Knechte hektisch versuchten, die Säcke wieder auf den Pfählen zu platzieren. "Ad impetum!"





  • Und der Angriff lief wie am Schnürchen. Jetzt hatten sie alle "Blut gerochen". Es gab doch nichts Schöneres als so eine Attacke. Gerade los auf den Gegner und keine Gnade.


    Mitten im Kampfgeschehen dachte Celsus daran, daß das, was sich hier durch das erworbene Können zur Freude aller gestaltete, ein jähes Ende finden würde, wenn sich die Pfähle und Säcke in leibhaftige Gegner verwandelten.


    Aber nichtsdestotrotz wurden die Wendungen planmäßig durchgeführt und die weiteren Attacken bravourös geritten.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    "In anciem venite!" Der Decurio wartete, bis sie alle in einer Linie aufgereiht dastanden. Ein guter Anblick! "Ich bin heute sehr zufrieden mit euch, Männer! Weiter so! Ihr kennt das Spiel: Zehn mal runter und rauf! Danach ab in die Ställe mit euren Kameraden und dann mit euch in die Thermen! Ihr habt's nötig! Abite!" Für heute war Feierabend.




  • Der Befehl zum "Zehn-mal-rauf-und-runter", nur dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge, wäre gar nicht mehr nötig gewesen. Inzwischen war es auch dem letzten Aspiranten in Fleisch und Blut übergegangen.


    Das mit den Thermen, dachte sich Celsus, hat, obwohl Hygiene ebenfalls wichtig ist, noch Zeit. Statt dessen stieg er wieder auf Glaucus auf, ließ ihm Zügel und ritt ihn auf seine Weise ab.


    Glaucus reagierte auf die auch nur angedeuteten Hilfen. Celsus ließ ihn gewähren. So verbrachten die beiden noch eine Zeitlang. Dann verbrachte er sein Pferd in die Stallungen und putzte ihn bedächtig.
    Er fütterte ihn, ein paar Krabbeleinheiten, dann ging er zu seiner Unterkunft und erst dann zu den thermae.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Der Decurio wartete ab, bis alle Männer auf dem Campus erschienen waren. Gestern war es ja gut gelaufen, er hoffte, daß es heute wieder war lief. "Salvete, Milites! Und wieder geht es los, wie jeden Tag: Zehnmal rauf und runter! Dann Pferde aufwärmen, die Runden ohne Zügel, dann mit dem Schwert und anschließend mit den Wurfspeeren Strohsäcke erledigen!" Das Ganze mochte ihnen schon zu den Hälsen heraushängen, doch nur regelmäßiges Training machte aus ihnen ausgezeichnete Equetes.




  • Celsus hatte sich auf den neuen Tag gefreut. Doch die Freude währte nicht lange. Wieder das Gleiche wie zuvor. Er konnte bei der Ausführung der Übungen eine gewisse Widerwärtigkeit nicht verbergen. Jedoch hütete er sich, diese an Glaucus auszulassen.


    Bisher hatte es ihn fürchterlich verdrossen, wenn sein Wurfspeer neben dem Ziel vorbeiflog. Heute hatte er dafür lediglich ein Dann-eben-nicht-Gefühl übrig. Traf sein Speer das erste Mal nicht, dann eben beim zweiten Mal.


    Was ihn einzig aufzuheitern vermochte, war der Gedanke an das Ende des Ausbildungstages.

  • Und ob sie es wußten!


    Zehn-mal-rauf-und-zehn-mal-runter, aufsitzen, Zügel lang, Schritt, Trab, Galopp. Dann mit dem Schwert und zum Schluß die Strohsäcke.


    Celsus dachte nur an eines: Alle Säcke müssen getroffen werden. Kein Speer darf daneben gehen. Eine kurze Zwiesprache mit Glaucus und dann ritt Celsus seine Einzelattacken, so, wie er es gelernt hatte, und so, wie er hoffte, daß der decurio nichts zu bemängeln hatte.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    "Sehr gut, Männer, es wird doch!", lobte der Decurio und ließ die Männer dann wieder in einer Linie antreten. "Heute werden wir uns der Hasta widmen. Ihr werdet schnell merken, daß es gar nicht so leicht ist, diese Waffe zu benutzen. Es handelt sich bei der Hasta um eine Stoßwaffe! Heute bekommt ihr es daher mit etwas größeren Strohsäcken zu tun. Auf ihnen sind Zielkreise aufgemalt. Jeder von euch reitet seinen Gegner nun zehn mal an. Bemüht euch, möglichst präzise zu treffen. - Und! Vergeßt eure Verteidigung nicht!" Wieder hatten Knechte die Pfähle präpariert. Dieses mal waren große Strohsäcke an die Pfähle gebunden. Auf jedem prangte ein roter Kreis. Dann verteilten sie die Übungswaffen an die Reiter.





  • Celsus nahm seine hasta in Empfang. Endlich konnte er seine Attacke so nach seiner Vorstellung reiten.


    Er galoppierte Glaucus an und nahm die hasta auf die Lende. Er nahm seinen Oberkörper leicht zurück. Um die größmögliche Wucht beim Wurf zu entwickeln, richtete er sich in die Oberschenkeln auf und brachte den Unterschenkel auf der dem Ziel abgewandten Seite nach hinten, um ein Gegengewicht zur ruckartigen Kraftentladung zu schaffen.


    Trotz aller Bemühungen schaffte Celsus statt der geforderten zehn nur acht Treffer.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Die hatten wohl heimlich geübt? Zwar fielen wie immer bei dieser Übung ein paar aus dem Sattel, aber im Großen und Ganzen machten die Männer sich gut. "Ihr werdet gespürt haben, wie gewaltig die Kraft ist, die hier entwickelt wird. Es ist gar nicht so leicht, im Sattel zu bleiben. Aber: So gewaltig ist auch der Schaden, den ihr anrichtet, wenn ihr trefft. Nun stellt euch vor, ihr gehört zu den Fußtruppen und seht eine Gruppe Reiter mit dieser fürchterlichen Waffe auf euch zuhalten. Das ist ein wichtiger Aspekt! Die Furcht, die dieser Anblick auslöst! Aber verlaßt euch nicht zu sehr darauf, auch die Fußtruppen haben ihre Tricks, solch einem Angriff zu begegnen! Deshalb immer Augen auf! Immer den Gegner beobachten! Immer auf die Verteidigung achten! Ein toter Eques ist nutzlos!! Wir werden nun die Geschicklichkeit ein wenig trainieren. Die Knechte bringen gerade Ringe an den Pfählen an. Diese gilt es aufzuspießen! Damit ihr dabei die Verteidigung nicht vergeßt, werden die Knechte wieder mit Matsch werfen, das kennt ihr ja schon! Alle zugleich, als Gruppe! Jedem gehört ein Pfahl und ein Ring! Ad impetum!"


  • Celsus grinste. Jetzt war wieder die Übung mit den Matschwerfern und demzufolge seine Spezialaktionen angesagt.


    Exerziermäßig ritt die Gruppe langsam an.Celsus brachte seine hasta auf Lende. Dann folgte ein kurzer Trab und dann der Galopp. Er visierte den ersten Pfahl an, ein calo hob seine Hand zum Wurf und dann kam die berühmte Volte. Der Matsch sauste erwartungsgemäß an Celsus vorbei, der wiederum setzte erneut an und schon war der Ring aufgespießt.


    Schade, daß es nur ein Ring war, dachte Celsus, der so richtig in Fahrt war.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Sie mußten das Ganze noch einmal wiederholen. Dann ließ er die Knechte die Ringe bei den Reitern wieder abholen und anschließend wieder auf den Pfählen anbringen. "Jetzt machen wir das alles mal ein wenig spannender. Versucht, so viele Ringe wie möglich zu erbeuten. Nahezu alles ist erlaubt, nur nicht, die Kameraden zu verletzen! Die Knechte werden immer wieder neue Ringe oben auf den Pfählen anbringen. Wenn ich Halt befehle, bildet ihr eine Linie und zeigt mir, was ihr erbeuten konntet! Ad impetum!"





  • Auf Derartiges hatte Celsus schon lange gewartet. Jetzt ging es erst richtig los.


    Der Blick war nur noch auf die Ringe gerichtet. Ein Ring nach dem anderen fuhr über die Spitze von Celsus` hasta. Als er wieder zu einer Doppelvolte ansetzte, sah er am Boden drei Ringe liegen. Er wartete nicht ab, bis ein anderer die gleiche Idee wie er hatte. Eine kurze Parade, Glaucus wußte, was er zu tun hatte, und die drei Ringe hingen an der hasta.


    Auf Befehl stellten die Aspiranten die Übung ein, bildeten eine Reihe und nahmen die hastae mit Spitze nach oben. Celsus zählte seine erbeuteten Ringe, es waren immerhin 18 Stück, dann sah nach rechts und nach links.

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    Mit aufmerksamen Blicke verfolgte der Decurio die Bemühungen der jungen Männer, möglichst viele Ringe zu erbeuten. Dabei arbeiteten sie leider nur wenig gegeneinander. Gerade das sollte sie einiges darüber lehren, wie man in Bedrängnis gebracht werden konnte - und wie man sich da wieder herauswand. Aber sie würde es sicher bei anderer Gelegenheit lernen. Außerdem zeigte es, daß sie kameradschaftlich waren, das war auch gut.


    Irgendwann befahl er, die Übung einzustellen und anzutreten. Erhitzte Gesichter und leuchtende Augen bekam er zu sehen. Ja, ohne Zweifel hatte ihnen das richtig Spaß gemacht. Innerlich grinsend, aber äußerlich durchaus grimmig dreinblickend schritt der Decurio die Reihe ab, um die Ringe zu zählen.


    "Diejenigen, die fünfzehn oder mehr Ringe haben, dürfen die Versorgung ihrer Pferde nach Ende der heutigen Ausblidungseinheit den Knechten überlassen und etwas früher in die Thermen verschwinden." Sie hatten wirklich ordentliche Leistungen gezeigt. "Aber noch ist es nicht soweit. Ich sagte am Anfang dieser Ausbildung bereits, daß ihr auch den Bogen mal benutzen solltet. Also, holt euch die Bögen und einige Pfeile. Die Knechte werden derweil die Ziele aufstellen. Ich möchte, daß ihr aus dem Galopp heraus die Ziele trefft! Wenigstens die Strohballen, besser noch den Kreis!"




  • Celsus hatte schon vor seiner Zeit bei der legio mit Pfeil und Bogen geschossen. Und nun kam es darauf an zu zeigen, was er behalten hatte.


    Er wußte noch, daß die Sehne beim Abschuß häufig am linken Unterarm anschlägt. So hatte er diesen mit einem Armschutz umwickelt.


    Während er langsam anritt legte er den Pfeil links am oberen Ende des Griffstücks an und griff mit dem Zeigefinger der rechten Hand oberhalb des hinteren Endes des Pfeilschaftes und mit dem Ringfinger unterhalb des Schaftes von rechts mit dem oberen Fingergelenken in die Sehne. Dann galoppierte er an.


    Um die Zuglänge und damit die Kraft seines Bogens ganz auszunutzen zog er bis hinter das rechte Ohr durch. Der erste Pfeil pfiff durch die Luft und traf einen Strohballen.


    Die nächsten beiden Pfeile gingen ebenfalls in die Strohballen. Aber dann hatte sich Celsus eingeschossen und Pfeil auf Pfeil traf sein Ziel.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Es war nur eine kurze Exkursion ins Bogenschießen und doch schienen die Männer mit Feuer und Flamme dabei zu sein. Der Decurio sah durchweg gute Leistungen. Immerhin war es gar nicht so einfach, reitend einen Pfeil ins Ziel zu bringen. Die wenigsten Pfeile verfehlten die Strohballen, viele trafen gar in die Kreise. Sie zeigten deutlich, daß sie im Notfall auch mit dieser Waffe würden umgehen können. Es war allerdings mehr als zweifelhaft, daß sie je in die Verlegenheit kommen würden.


    "Sehr gut, Männer! Das soll für heute genügen! Wir sehen uns morgen zur gewohnten Zeit wieder hier! Abite!"





  • Und wieder setzte Celsus die thermae hinten an. Statt dessen stieg er wieder auf Glaucus auf, ließ ihm Zügel und ritt ihn auf seine Weise ab.


    Anschließend er sein Pferd in die Stallungen und putzte es bedächtig.
    Er fütterte ihn, ein paar Krabbeleinheiten, dann ging er zu seiner Unterkunft und erst dann zu den thermae.

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Am nächsten Morgen fanden die angehenden Reiter einen völlig veränderten Campus vor. Wieder war ein Parcours aufgebaut. Wippen, Wasserbecken, Matschpfützen, Sprunghindernisse und mit Stroh gebildete Linien, deren Zweck sich nicht gleich erschloß. Auf den Pfählen lagen Strohsäcke, mit Zielen versehene Strohballen standen ebenfalls auf dem Platz.


    Der Decurio schien nichts davon wahrzunehmen. "Wir beginnen wie jeden Tag! Ihr wißt, was ihr zu tun habt!"





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