Grundausbildung Gaius Eprius Graeceius

  • Dass der Optio den Probaten mit diesem Befehl viel ungeschultes Improvisationstalent abverlangte, wurde schnell deutlich. Auch wenn die Probati im einzelnen alles richtig machten und jeder die richtige Position aufsuchte, wollte es im ersten Moment als Ganzes nicht wirklich klappen. Nichtsdestotrotz fand jeder Probat wenige Sekunden später seine Position und wartete auf weitere Anweisungen des Ausbilders.

  • Der Septimier war eigentlich recht zufrieden mit dem, was die Probati zeigten, auch wenn seine Mimik selbstverständlich etwas anderes ausdrückte.
    "Wo ihr doch gerade einigermaßen anständig Position bezogen habt: Nehmen wir noch eine letzte Sache in Angriff, dann habt ihr zumindest von meiner Seite für heute genug umgesetzt.
    Stehen wir unter Beschuss, so kann es für den Befehlshaber erforderlich sein, die sogenannte Testudo-Formation zu bilden. Dabei strecken die innen stehenden Soldaten ihren Scutum nach oben, während die äußeren Männer den Schild nach vorne bzw. zur Seite halten. Rückt eng zusammen, so dass Geschütze von dem Schilderwall abgeblockt werden.
    Das probieren wir gleich mal aus. Milites, ad testudinem!"

  • Da die Männer schon in den richtigen Positionen standen, erforderte es nicht viel mehr Koordination die Formation einzunehmen. Die vorderen schützten die Formation mit ihren Schilden, die innen stehenden hielten ihr Scutum nach vorne. Auch wenn Gaius im Inneren nicht viel sehen konnte, fühlte er sich sicher, was letztendlich wohl auch der Zweck der Testudo-Formation war.

  • Palaemon verfolgte die Bewegungen der Rekruten aufmerksam, wobei er es sich nicht nehmen ließ, lautstark auf größere Lücken hinzuweisen, wenn diese sich im Schilderwall auftaten. Als sie schließlich auch diese Aufgabe zu seiner Zufriedenheit bewältigt hatten, ließ er sie wieder in 'normaler Formation' antreten und wandte sich an seinen Vorgesetzten: "Gibt es weitere Anweisungen, Centurio?"

  • "Nur das du jetzt die Ausbildung ganz übernehmen wirst. Ich werde zwar zuschauen, aber du übernimmst ab sofort. Du hast ja gesehen, was wir bisher gemacht haben. Da fehlen ja nur noch einige Sachen. Reiten, Geschütze usw. Also Optio, ich denke du schaffst das denke ich mit der Ausbildung oder?!"


    Gab es weniger für ihn zu tun :D

  • "Natürlich, Centurio!"
    Und wieder an die Truppe gewandt: "Männer, ihr habt euch ganz ordentlich geschlagen. Nicht übermäßig gut, aber ich bin zufrieden. Ich erwarte euch morgen früh wieder hier. Ihr dürft wegtreten!"


    Tag 5/Reiten


    Am nächsten Tag wurden die Probati erneut vom Optio erwartet. Nur dass Septimius Palaemon dafür gesorgt hatte, dass dieses Mal zusätzlich ein gutes Dutzend Pferde auf den Campus geführt worden waren, unter deren Mitwirkung den jungen Männern die nächste Lektion vermittelt werden sollte.
    "Freut euch! Heute gönnen wir euren Füßen eine kleine Verschnaufpause. Dafür bekommt ihr das Reiten beigebracht. Zwar wird kaum einer von euch später mal in einer unserer Turma seinen Dienst verrichten, doch gehört auch dieser Teil zur umfassenden Ausbildung eines Legionärs. Und vielleicht habt ihr auch schon die Geschichte der Legio X. Equestris gehört, die im großen gallischen Krieg von Caius Caesar kurzerhand in eine berittene Einheit umfunktioniert wurde."
    Der Optio musterte die Männer und versuchte deren Fähigkeiten im Umgang mit Pferden einzuschätzen.
    "Wer von euch kann reiten? Und wer ist noch nie auf einem Pferd gesessen?"

  • Reiten. Auf jeden Fall hatte Gaius in diesem Bereich schon deutlich mehr Erfahrung sammeln können als bei den Formationen. Selbstbewusst hob der Eprianer die Hand, als sich Palaemon nach denen erkundigte, die schon einmal auf einem Pferd gesessen waren - oder gefallen sind. Das Reiten verlangte nämlich viel mehr Konzentration als man vielleicht dachte. Den Einklang zwischen Reiter und Pferd zu finden stellte sich nämlich schon des öfteren als schwer heraus.

  • Der Optio verteilte die Männer je nach genannten Befähigungen auf die vorhandenen Tiere. Nicht jeder bekam ein eigenes Pferd zugewiesen, einige mussten sich abwechseln, doch es würden alle genug Zeit haben, die grundlegenden Dinge zu erlernen.
    Den erfahrenen Reitern wies der Septimier dabei die 'komplizierteren' Pferde zu: "Also gut, Graeceius. Probier du es doch einmal mit ihm hier!" deutete er auf ein dunkles Jungtier, das etwas abseits der anderen nervös herumtänzelte. "Steigt auf und reitet ein wenig auf dem Campus herum!"
    Während Palaemon bei den Anfängern jede Aktion kommentierte und kluge Ratschläge erteilte, ließ er die fortgeschrittenen Reiter erst einmal machen.
    Er, der in seinem bisherigen Leben viel mehr Zeit auf Schiffen als auf Pferden verbracht hatte, bezweifelte, dass er den zuletzt genannten in diese Hinsicht noch etwas beibringen konnte.

  • Graeceius nahm die Anweisungen seines Ausbilders mit einem zustimmenden Nicken zur Kenntnis und näherte sich dann selbstbewusst seinem Ross. Man konnte erkennen, dass das Pferd keineswegs das tun wollte, was der Eprianer mit ihm tun wollen würde. Es tänzelte nervös herum und schien zudem von der Hitze stark belastet zu sein. Langsam trat Gaius an das Pferd heran und versuchte es zu beruhigen. Es dauerte einen Moment, bis der Probat sein Ross das erste mal berühren konnte, denn es schien nicht wirklich willig zu sein sich von ihm tätscheln zu lassen. Gaius streichelte seinem Pferd sanft über den Hals, ehe beide bereit waren sich dem Reiten zu widmen. Sanft sprang Graeceius auf das Jungtier und nahm die Zügel in die Hand. Seine Kollegen hatten bereits eine Runde absolvieren können, weswegen sich der Eprianer unmittelbar danach einreihte. Es folgte nun Runde auf Runde, während alle auf weitere Anweisungen Palaemons warteten.

  • Nach kurzer Zeit hatte Palaemon überblickt, welche Rekruten ihr Reittier am besten im Griff hatten. Drei junge Männer, die vollkommen überfordert schienen, hatte er vorsorglich aus dem Verkehr gezogen und vorübergehend mit anderen Aufgaben betraut. Die Verbliebenen machten ihre Sache aber recht ordentlich.
    "Gut! Jetzt will ich das Ganze aber in vernünftiger Ordnung sehen. Teilt euch auf! Die eine Gruppe folgt Fulcinius, die andere wird von Graeceius angeführt."
    Er ließ die beiden Teileinheiten noch einige Runden drehen und schickte dann erst Fulcinius' und wenig später auch die von Graeceius angeführte Gruppe zu den Stallungen: "Sattelt die Tiere ab und versorgt sie! Anschließend werdet ihr euch wieder bei mir melden."
    Der Septimier war augenscheinlich froh, dass die Pferde erst einmal wieder aus seinem Blickfeld verschwinden würden.

  • Graeceius führte seine Gruppe anscheinend zur Zufriedenheit des Optios an und so war nun also auch das Reiten beendet. Gaius schnappte sich sein Pferd und trieb es zu den Stallungen, wo die Tiere abgesattelt und versorgt wurden. Immerhin machte die Hitze nicht nur den werdenden Legionären, sondern besonders den empfindlichen und zum Großteil sehr jungen Pferden zu schaffen. Nachdem die Befehle des Ausbilders befolgt wurden, sammelten sich die Probati wieder in einer Reihe vor eben diesem.

  • Neue Aufgaben standen schon bereit. Und zwar in Form einiger kleinerer, armbrustähnlicher Geschütze, ihres Aussehens wegen auch Scorpiones genannt. Jeweils gegenüber, etwa im Abstand des dritten Teils eines griechischen Stadiums, hatte man Strohpuppen platziert, als Ziel für die anstehenden Versuche der Probati.
    "Es gibt in einer Legion keine spezialisierte Abteilung, die sich nur mit unserer Artillerie befassen würde. Das bedeutet, dass jeder hier auch im Umgang mit kleineren und größeren Wurfmaschinen bestens vertraut sein muss.
    Zur Theorie: Wir unterscheiden grob zwischen den ballistae für den indirekten Beschuss mit Steinen oder Ähnlichem; und den catapultae für Pfeil- und Bolzengeschosse, wie ihr sie hier vor euch seht."

    Der Optio führte deren Funktionsweise ein Mal vor, legte den Bolzen ein und spannte die Sehne mit Hilfe der für diesen Zweck montierten Haspel, bis die Vorrichtung in der gewünschten Spannstellung einrastete. Dann betätigte er den Abzug, so dass das Bolzengeschoss herausschnellte und sich nach direkter Flugbahn in das Ziel bohrte. Palaemon hatte auch genug Zeit gehabt, das Geschütz richtig einzustellen.
    "Drei Mann an ein Geschütz. Zehn Schuss pro Geschütz. Wenn es Fragen gibt, stellt sie jetzt, nicht erst auf dem Schlachtfeld! Das schlechteste Team darf anschließend aufräumen."
    "Mittite!"

  • Schnelle Gruppen zu bilden stellte sich als keine große Herausforderung für die Probati heraus. Die ersten Kontakte wurden in den langen Wochen der Ausbildung schon geknüpft. Gaius selbst fand sich mit einem Römer und einem weiteren Griechen, der ebenfalls das Bürgerrecht erlangt hatte, in einer Gruppe zusammen. Als größere Herausforderung sollte sich hingegen der Umgang mit den Scorpiones herausstellen. Die meisten Gruppen schafften es beim ersten Versuch nicht, die Sehne richtig zu spannen, sodass die Ladung entweder gar nicht, oder nur wenige Fuß weiter abgeschossen wurde. Beim zweiten Versuch konnte Graeceius' Gruppe einen recht guten Abschuss landen, wie weit die Ladung jedoch gekommen war und ob der Optio diesen Versuch für gut befand konnte der Eprianer nur abschätzen.

  • Der Optio mochte kaum hinsehen. Während ein oder zwei Gruppen wenigstens beim zweiten Versuch einen halbwegs vernünftigen Abschuss zuwege brachten, scheiterten die übrigen komplett. Zeit für Palaemon, dazwischen zu gehen:
    "Genug damit! Wenn ihr keine Lust habt, bitte... Noch könnt ihr die Armee gerne freiwillig verlassen."
    Er überprüfte, ob alle Geschütze entladen waren, dann gab er neue Anweisungen:
    "Kehren wir also zu den Grundlagen zurück! 10 Runden um den Platz! Und zwar im Laufschritt!"

  • Gaius musste sich ein Lächeln verkneifen. Den freiwilligen Dienst freiwillig verlassen? Bei den Göttern, wie konnte man nur daran denken. Die Worte des Septimiers riefen den Stolz beim Griechen hervor, das Selbstbewusstsein, das den Griechen in der Geschichte oftmals zugeschrieben wurde. Er schüttelte den Kopf, bildete schnell und koordiniert mit seinen Kollegen eine ordentliche Marschformation und drehte Runde um Runde, bis sie nach einigen Minuten wieder heil und auf jeden Fall fiter als bei den ersten Formations- und Marschübungen bein Ausbilder ankamen.

  • Nachdem die Probati ihre Runden hinter sich gebracht hatten, war der Optio schon wieder etwas gnädiger gestimmt. Erneut demonstrierte er also den Gebrauch des Skorpios, ließ sich diesmal jedoch viel Zeit, so dass den Männern eigentlich kein Handgriff entgehen konnte.
    "Zurück an die Geschütze! Und diesmal mit mehr Konzentration! Mittite!"

  • Auf jeden Fall boten die Marschrunden genug Zeit über die ersten Versuche an den Geschützen nachzudenken und sich die richtige Technik noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Enthusiastisch gingen die Probati nach dem abgeschlossenen Marsch in die Gruppen zurück und machten sich an die nächsten Versuche mit der Artillerie. Beobachten konnte man, dass das Schießen bei den meisten Gruppen schon deutlich besser ging und man eine deutliche Verbesserung vorweisen konnte, ein feindliches Heer würde man davon aber nicht abschrecken können. Gaius' Versuch war von ähnlicher Gestalt wie sein erster. Durchschnitt. Ein Soldat für die Artillerie war er offensichtlich nicht.

  • Insgesamt lief es beim zweiten Durchgang schon bedeutend besser, auch wenn das ein oder andere Mitglied der Gruppe sicherlich nicht zu einem Experten in der Handhabung der Geschütze taugte. Palaemon entschied, es für diesen Tag dabei zu belassen.
    "Das wars für heute! Baut die Geräte ab und bringt sie zurück ins Armamentarium. Wie es für euch weitergeht, erfahrt ihr dann von mir oder einem anderen Vorgesetzten. Abite!"


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Dann wandte er sich wieder an Posca: "Centurio, ich denke, die Männer sind gut gerüstet für den Dienst bei den Adlern."

  • Er nickte "Ich denke ähnlich. Ich werde dem Präfecten dies weitergeben. Morgen werden wir dann durch Alexandria patroulieren. Bzw. du und die Männer. Etwas Praxiserfahrung wird ihnen sicherlich nicht schaden."

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