Ein erster Besuch

  • Serrana stand in Begleitung ihrer Sklavin Adula am Rande des Forums und konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich endlich am Ort ihrer Träume angekommen war. Ihr erster Gang nach ihrer Ankunft in Rom hatte sie an diesem Tag zum Heiligtum der Minerva geführt, wo sie der Göttin für ihre Hilfe gedankt hatte. Jetzt stand sie im Herzen Roms und genoss den für sie noch ungewohnten Anblick all der Menschen, die hier umhereilten oder in größeren und kleineren Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Hier schienen wirklich alle Bevölkerungsschichten vertreten zu sein: reiche Bürger in kostbaren Togen, Sklaven aller möglichen Nationalitäten und einige Männer in militärischer Kleidung. Serrana machte auch einige Senatoren unter den Anwesenden aus und musste lächeln, als sie sich daran erinnerte, wie sehr sie der Anblick eines Purpursaums noch gestern erschreckt hatte.
    Plötzlich wurde sie durch einen Tumult an ihrer Seite aus ihren Gedanken gerissen. Ein vorbeieilender vorwitziger Sklave hatte versucht, Adula in den Hintern zu kneifen, woraufhin diese ihm einen derartigen Schlag versetzte, dass er rücklings auf den Hosenboden fiel. Die umherstehenden Menschen begannen zu lachen, und der verdatterte junge Mann rappelte sich auf und verschwand schnell in der Menge. Mit hochrotem Kopf packte Serrana ihre Sklavin am Arm und zog sie in den Schutz der nächstegelegenen Säule, wo sie hoffentlich nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit erregten.


    "Du kannst dich hier doch nicht benehmen wie auf dem Feld in der Campania" zischte sie wütend, aber Adula zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern.
    Serrana seuftze und beschloss noch ein Weilchen warten, bevor sie ihren Erkundungsspaziergang fortsetzte.


    Sim-Off:

    Serrana würde sich freuen :)

  • Cara machte freudig in Gefoge ihrer Leibsklavin und ihres Lehrers einen ersten Spaziergang durch die Stadt. Unweit der Säule, an der bald Serrana und Adula stehen sollten, machte sie halt und ließ ihren Blick schweifen.


    Sie sah sich mit einem Lächeln im Gesicht auf dem Platz um und wurde zufällig Zeugin der Szene. Sie konnte sie ein leises Lachen nicht verkneifen.
    Als die junge Frau mit ihrer Sklavin in ihrer Nähe erschien, beschloss sie, hinüber zu gehen.


    "Salve, wirklich famos wie Eure Verna es dem Schelm gezeigt hat. Es tut manchen Männern alles andere als schlecht, wenn man sie in Ihre Schranken weist." Sie lächelte der jungen Damen aufmunternd zu.
    "Ich bin übrigens Caecilia Cara."

  • Serrana überlegte noch, wie sie Adula jemals ein Mindestmaß an Umgansformen vermitteln sollte, als eine junge dunkelhaarige Frau auf sie zukam und begrüsste. Dass sie Adulas Ausrutscher offenbar amüsant fand, beruhigte Serrana und sie lächelte erleichtert zurück.


    "Adula wird Euer Lob sicher zu schätzen wissen" sagte sie.


    "Und mein Name ist Iunia Serrana."

  • "Freut mich sehr."


    Eine Iunierin also, dachte sie und lächelte ihre neue Bekannte begeistert an.
    Die Menschen gingen weiter, mal eiliger, mal in aller Gemütsruhe, an ihnen vorbei und Cara schenkte dem regen Treiben einen kurzen Moment Aufmerksamkeit.


    "Entschuldige, ich bin erst vor ein paar Tagen zurück gekehrt und war davor sehr lange auf Reisen gewesen. Ich muss mich erst wieder ein wenig an Rom gewöhnen"

  • Nun stand doch tatsächlich endlich eine junge Frau ihres eigenen Standes vor ihr und schien darüber hinaus auch noch sehr nett zu sein.
    Serrana strahlte Cara an.


    "Ich bin sicher die Falsche für eine Entschuldigung dieser Art. Bis vor wenigen Tagen hab ich noch auf dem Land gelebt und kenne hier keine Menschenseele. Alles ist noch furchtbar neu..."


    Da Serrana ihr ganzes bisheriges Leben in Nola verbracht hatte, fand sie die Vorstellung zu reisen ungemein aufregend.


    "Wo bist du denn gewesen? "fragte sie neugierig

  • "Da haben wir ja was gemeinsam, viele meiner alten Bekannten leben inzwischen außerhalb, mir geht es also auch nicht anders." lachte Cara.


    "Ich war auf Lehrreise. Wir sind von hier aus südlich gereist über Sizilien nach Ägypten. Eigentlich wollten wir bei der Rückreise von Sizilien aus über Griechenland heimkehren - dort bin ich längere Zeit zur Schule gegangen...aber mich hat es hierhin gezogen"


    Dann deutete sie ein wenig auf den nicht mehr ganz so an Menschen überfüllten Platz.
    "Wollen wir ein Stück gehen? Dann plaudert es sich neben der Kullisse hier umso besser."

  • "Ja, sehr gern!" antwortete Serrana und die beiden jungen Frauen traten gemeinsam auf den Platz hinaus. Die beiden Sklavinnen und der Lehrer folgten ihnen mit einigen Schritten Abstand und Serrana hatte das Gefühl, dass Adula den drohenden Blick, den ihre Herrin ihr zuwarf, geflissentlich übersah.


    Ägypten, Griechenland....Serrana hatte schon Unmengen über diese Länder gelesen und stellte nun fest, dass sie ihre neue Bekannte glühend um deren Erfahrungen beneidete.
    Wie überaus langweilig ihr eigenes Leben im Vergleich dazu doch gewesen war!


    "Wo hat es dir denn am besten gefallen?" hakte sie nach und hoffte, dass sie Cara mit ihren neugierigen Fragen nicht auf die Nerven fiel.

  • Gemeinsam mit Serrana schritt sie über den Platz und musste lächeln. In Rom spazieren zu gehen und so eine aufgeweckte neue Bekanntschaft, die so viel ehrlicher als viele Römerinnen wirkte, reichten ihr um jetzt schon zu sagen, dass der Tag wunderschön ist.


    "In Griechenland habe ich leider nicht so viel gesehen. In der Schule hat der Magister ludi uns streng zur Disziplin erzogen," sie machte eine Pause und grinste "Naja, er hat es zumindest versucht. Wir waren dort sehr unter Aufsicht. Später hat auch der Grammaticus gemeint, junge Damen haben sich vorwiegend auf dem Geländer der Schola aufzuhalten - welches zum Glück relativ groß und luftig war. Nunja, aber ich war ja auch dort um zu lernen," sie zuckte mit den Schultern.


    "Ägypten war der Höhepunkt der Reise. Die Kultur, die Bauten, die Märkte und all die Sachen, die es dort gibt...aber, ich bin froh wieder in Rom zu sein.", lächelte sie. "Auch wenn ich es noch nicht richtig glaube und es teils ein wenig fremd erscheint", schloss die junge Caecilierin mit einem herzlichen Lächeln.

  • Um sich all die wundervollen unbekannten Dinge im fernen Ägypten vorzustellen reichte Serranas Phantasie kaum aus. Und eine Schola in Griechenland...was man dort wohl alles lernen könnte..


    Plötzlich tauchten vor Serranas innerem Auge Erinnerungen an die vielen Stunden auf, die sie mit ihrem Großvater umgeben von Wachstafeln und Schriftrollen in dessen Officium oder im Garten verbracht hatte. Nie hatte er die Geduld mit ihr verloren und ihr auf all ihre neugierigen Fragen immer bereitwillig geantwortet. Serrana spürte plötzlich, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Wie konnte sie nur so entsetzlich undankbar sein! Serrana blinzelte, versuchte unauffällig ihre Augen zu trocknen und hoffte, dass Cara nichts von ihrem Gefühlsausbruch mitbekommen hatte.


    "Ich bin auch sehr froh endlich hier zu sein" sagte sie dann. "Vieles kommt mir noch sehr unwirklich vor, aber ich werde mich mit der Zeit sicher an das Leben hier gewöhnen"


    Wie gut es doch tat, endlich mit jemandem sprechen zu können. Fast war Serrana Adula jetzt schon dankbar für ihre Attacke auf den jungen Mann, durch die Cara auf sie aufmerksam geworden war.

  • Weint sie etwa?Hab ich etwas falsches gesagt...mit einem unsicheren Blick zu Serrana blieb sie kurz stehen, sie wollte die liebe Iunierin nicht kränken hmm...ich hoffe nicht. Nicht dass es mir aufgefallen wär. Ohje ging sie dem Gedanken dabei kurz nach und musste aufpassen, dass sie niemanden rempelte, als sie schnell weiterging um mit Serrana Schritt zu halten.


    Cara war sich unsicher, ob sie etwas dazu sagen sollte. Deswegen sagte sie nur so leise, dass es nur Serrana hörte "Alles in Ordnung?"


    Dann fuhr sie normal fort, sodass weder die Sklaven, noch einer der Passanten, die Szene hätten mitbekommen können "Consuetudo quasi altera natura*, wie es Cicero zu sagen pflegte.", zitierte sie mit einem Lächeln.


    "Wo liegt eigentlich das Stadthaus deiner Familie? Es ist mir schon fast peinlich, aber ich glaube, ich könnte mich in manchen Gegenden Roms, die mir nicht so vertraut sind, inzwischen glatt verlaufen", wechselte sie dann das Thema um die neue Bekannte nicht in Verlegenheit zu bringen.


    [SIZE=7]*Gewohnheit wird gleichsam zur zweiten Natur.[/SIZE]

  • Als Serrana Caras leise und besorgte Frage hörte,hatte sie sich schon wieder einigermaßen gefasst. Die Caecilierin musste wirklich ein guter Mensch sein, wenn sie sich Gedanken um eine im Grunde noch völlig Fremde machte.


    "Ja, es geht schon wieder, ich danke Dir" wisperte sie zurück.


    Um sich abzulenken, dachte sie über Caecilias Frage nach.


    "Ehrlich gesagt, kann ich dir das gar nicht so genau sagen. Ich bin heute morgen einfach aus dem Haus gelaufen und habe mich zum Heiligtum der Minerva und zum Forum durchgefragt ohne mir Gedanken über den Rückweg zu machen. Hoffentlich finde ich das Haus überhaupt wieder."


    Als ihr klar wurde, wie albern das vermutlich klang, musste sie lachen.

  • Als Serrana ihr erzählte, wie sie hier her gelangt war ohne im Grunde zu wissen, wie man zurückgelangt, und die junge Frau nun so herzhaft klingend lacht, musste Cara ebenso in ihr Lachen einstimmen.


    "Zurück findet man auch immer wieder. Ein Glück, dass die meisten anderen hier genau wissen, wo etwas liegt. Ich bin mir sicher, egal wen du fragst, dass er den Weg zu eurer Casa mit geschlossenen Augen findet."
    Womit sie dann mit einer Handbewegung auf das Treiben um sie herum deute.


    "Und wenn alle Stricke reißen, kommst du erst mit zu mir und ich lasse dich von einem unserer ortskundigeren Sklaven nach Hause bringen."

  • Serrana kicherte. "Ja, vermutlich bin ich die einzige auf diesem Forum, die nicht weiß wo die Casa Iunia genau liegt. Ich werde sicher einen Weg finden, um wieder heimzukommen, aber ich danke dir sehr für dein Angebot."


    Sie schaute auf die vielen Menschen um sie herum, die alle einen sehr zielstrebigen Eindruck machten.


    "Ich habe es ohnehin nicht besonders eilig nach Hause zu kommen, denn im Moment bin ich mit den Sklaven dort ganz allein. Alle Verwandten die ich noch habe, leben zur Zeit in Germanien und Ägypten, aber ich hoffe doch sehr, dass ich sie irgendwann einmal kennenlernen werde."


    Über die Gens der Caecilier wusste sie im Grunde nur sehr wenig, aber nun, da sie Cara kannte, wollte sie gern mehr über sie erfahren.


    "Und du, hast du eine große Familie?" fragte sie.

  • "Jederzeit" nickte Cara und schlenderte weiter, wobei sie leicht mit der Seite ihre Stola spielte, sodass diese nur ein wenig vor und zurück wehte.


    "Ganz allein?Hachje, dann genießt du ja alle Freiheiten", lachte sie, der es ja praktisch während der ganzen Reise so ergangen war.


    "Also, falls du dich nach Gesellschaft sehnen solltest, in unserem Haus bist du immer willkommen. Ich lebe mit meinem Bruder und nun auch meiner Cousine zusammen. Insgesamt habe ich vier Geschwister und schon einige Nichten und Neffen, die alle nicht viel jünger sind als ich," musste sie unter einem Grinsen gestehen. "Ich bin die jüngste. Mein Bruder hat mich praktisch im Alleingang großgezogen bis ich in die Schule geschickt wurde und wann immer er und ich zu Hause waren."


    Cara musste bei dieser Erinnerung kurz lächeln und sah dann wieder Serrana an "Wo und bei wem bist du aufgewachsen?"

  • Die Aussicht neue Bekanntschaften zu schliessen war in Serranas Augen sehr verlockend, vor allem, wenn die übrigen Caecilier genauso nett waren wie Cara.
    Und dass ihr momentan recht einsames Leben in der Casa Iunia auch Freiheiten mit sich brachte, war ihr noch gar nicht zu Bewusstsein gekommen. Serrana hatte so lange unter der Fuchtel ihrer strengen Großmutter gelebt, dass sie an den Zustand ständiger Überwachung gewöhnt war und diese nie in Frage gestellt hatte.
    Dank Caras Worten wurde ihr langsam klar, dass sie zumindest für die nächste Zeit nur ihrem eigenen Gewissen Rede und Antwort würde stehen müssen, und ihre Stimmung wurde immer besser.


    "Ich würde deine Familie sehr gern einmal kennenlernen, und wenn es dir Recht ist, komme ich in den nächsten Tagen mal auf einen Besuch vorbei.
    Und um deine vielen Geschwister beneide ich dich sehr. Ich hatte einen kleinen Bruder, aber der ist kurz nach seiner Geburt gestorben...
    Und meine Mutter auch"
    , fügte sie nach kurzem Stocken hinzu.


    "Ich kann mich leider kaum noch an sie erinnern, weil ich damals noch sehr klein war. Mein Vater hat mich dann zu meinen Großeltern in Nola gebracht und ist nach Rom gegangen. Vor ein paar Jahren ist er auch gestorben."
    Von ihrem Vater zu sprechen, machte Serrana zu ihrem eigenen Erstaunen nicht besonders viel aus, denn er hatte sich in den letzten Jahren nur sehr selten bei ihr blicken lassen und war inzwischen zu einer verblassten Erinnerung in Uniform geworden.


    "Naja, und in Nola hab ich dann gelebt, bis mein Großvater vor kurzem gestorben ist"
    Für einen kurzen Moment drohten ihr wieder die Tränen zu kommen, aber diesmal hatte sie sich besser unter Kontrolle.

  • "Gerne!" stimmte sie zu, da sie Besuch liebte.


    Sie hörte interessiert weiter zu und nickte nur ganz leicht "Deine Verluste tun mir sehr Leid."
    Trauer war etwas, mit dem Cara nicht recht umzugehen wusste. Sie selbst unterdrückte diese meist bis sie sich in Wut gewandelt hatte und schrie es dann in einer stillen Minute hinaus.


    "Er stand dir sehr nah, dein Großvater, oder?", fragte sie vorsichtig.


    Es muss gräßlich sein, die jenigen zu verlieren, zu denen man die engste Bindung hat Sie sah die junge Serrana mit einem Blick von der Seite an.

  • Serrana lächelte traurig.
    "Oja, er war ein guter und sehr liebevoller Mann und ich ich hatte ihn furchtbar gern. Ohne ihn habe ich es dort einfach nicht mehr ausgehalten, und ich bin mir sicher, dass er meinen Umzug nach Rom gutgeheissen hätte.
    Verstehst du dich gut mit deinem Bruder? Ist er euer Familienoberhaupt?"

  • Als das Gespräch auf Crassus gelenkt wurde, musste sie, obwohl ihr die Iunierin noch ein wenig traurig vorkam, lächeln, was ihr deswegen leid tat.
    "Ohja, ist er und was für eins. Er war bis vor kurzem Praefectus Praetorio, also hat er gern das Sagen." Sie zwinkerte und hoffte, dass sie die Iunierin aufmuntern konnte.


    "Mein Bruder und ich standen uns immer sehr nah. Er war immer für mich da und hat mich in allem bestärkt und unterstützt. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde." Sie sah kurz umher und lächelte dann kurz Serrana an "Ich bin froh wieder bei ihm zu sein."

  • Caras Gesicht schien regelrecht aufzuleuchten, während sie von ihrem älteren Bruder erzählte und Serrana musste unwillkürlich mitlächeln. Ihre neue Bekannte wurde ihr von Minute zu Minute sympathischer.


    "Das klingt schön", sagte sie. "Ich freue mich wirklich für dich, dass ihr euch so gut versteht. Irgendwann werde ich vielleicht auch wieder eine richtige Familie haben, zumindest wünsche ich mir das sehr."

  • "Die Iunier werden doch wohl nicht auf Dauer vorhaben, nicht in Rom zu weilen?" Das konnte sie sich nicht vorstellen.
    "Ich bin mir sicher, dass deine Familie bald zurückkehrt. Oder du gründest einfach bald selbst eine," meinte sie mit einem frechen Grinsen.


    Die beiden jungen Frauen hatten inzwischen eine betrachtliche Strecke zurückgelegt, doch aufgrund der netten Begleitung und dem einnehmenden Gespräch, war Cara das noch nicht aufgefallen und so fuhr sie munter fort.


    "Aber solange kannst du hier allem nachgehen, das dich interessiert, ohne Rechenschaft abzulegen. Das ist auch nicht schlecht," zwinkerte sie.


    "Wolltest du irgendwas bestimmtes hier in Rom schon immer mal sehen oder machen?"

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