• Das Gespräch mit dem Klienten ihres Mannes hatte ihr zu denken aufgegeben. Die Zeit zog ins Land und es kam keine Regung, kein Lebenszeichen von Balbus. Sie musste sich wohl oder übel mit den Gedanken abfinden, dass er nicht mehr zurückkehren würde und den Weg zu seinen Ahnen gefunden hatte. Sie würde ihren Sohn wohl allein aufziehen müssen oder bald wieder heiraten. Wobei das oder wohl bald verschwinden würde und zu einem und werden. Für eine gute Römerin geziemte es sich ja nicht allein zu leben. Nun galt es jedoch die Güter ihres Mannes stellvertretend für ihn zu übernehmen und so machte sie sich daran die Verwalter vom Verschwinden ihres Mannes und ihres Arbeitgebers zu unterrichten und ihnen zu sagen, dass sie sich nun an sie zu wenden hatten und ihre Weisungen auch direkt von ihr erhielten. Nicht, dass sie auf die Gedanken kamen ihre Anweisungen zu ignorieren.


    Nachdem diese Schreiben dann fertig und auf den Weg gebracht waren, ging sie in den Garten um mit iihrem Sproß etwas zu spielen.

  • Was hatte sie sich nicht alles vorgenommen, was hatte sie alles geplant und dann war sie nach Hause gekommen. Alles war nun anders gekommen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, bemerkte sie das etwas anders im Hause war. Traurige Gesichter sahen sie an, rückten nur langsam mit der Sprache heraus. Kaum, dass sie hinfort war, kam ihr Mann zurück. Sie erzählten alle von der großen Überraschung und der Freude über diese Rückkehr. Allerdings hätte die diese Freude nicht lange gewährt. Er hätte ein Bad genommen und der Sklave wäre wie es ihm gesagt worden war die Räumlichkeiten zu verlassen und als er nach einer Weile nach seinem Herren schauen wollte, lag dieser reglos im Wasser. Er war gestorben. Ertrunken im Bad des Hauses. Da sie nicht gesagt hatte wohin sie wollte, konnten sie sie auch nicht benachrichtigen und so hätten die Sklaven ihren Herren bestattet. Sie hätten nicht gewusst was sie sonst hätten tun sollen.


    Nun saß die Aelia in ihrem Arbeitszimmer und wusste nicht was sie davon halten sollte. Ihre Pläne zerstört aber die Gewissheit, dass ihr Mann nun wirklich tot war. Woran sie zu glauben begonnen hatte, war nun Wirklichkeit geworden. Sie dachte nicht darüber nach wie jemand so einfach im Bad ertrinken konnte. Kein Sklave hatte etwas mitbekommen, krank hätte er nicht gewirkt. Man konnte wirklich vieles, aber einfach ertrinken? im eigenen Bad? Wahrscheinlich war es das Herz, das wohl aufgehört hatte zu schlagen. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen.
    Nun war sie Witwe, endgültig und unabwendbar...

  • Es war inzwischen einige Zeit her, dass sie Witwe geworden war und es standen einige Entscheidungen an. So hatte sie den Verwalter der Güter und Ländereien ihres verstorbenen Mannes zu sich gebeten um längst fällige Dinge zu tun. Ein alter Mann saß auf der anderen Seite ihres Tisches. Er hielt einige Wachstafeln in der Hand und notierte fleißig ihre Gedanken.
    "Hast du fähige Männer an der Hand, die die Landgüter meines Mannes bewirtschaften können ohne das sie großer Aufsicht bedürfen?"
    Der alte Mann nickte und bestätigte ihre Auflagen.
    "Sehr gut. Ich werde in nächster Zeit dieses Haus verlassen und zurück in die Hallen meiner Familie kehren. Kurzum. Ich werde mich zurück auf den Palatin begeben."
    Sie wusste nicht wo sie am sichersten war. Sie hoffte einfach, dass sie es dort war so lange man nichts gegen ihre Onkel unternahm. Sollte es irgendwann soweit kommen, hatten sich die Klienten von Balbus angeboten. Schlimmstenfalls würde sie wohl auf diese zurückgreifen müssen.
    "Wenn ich ausgezogen bin, sollen zwei bis drei Sklaven sich um dieses Gebäude kümmern und es in Schuß halten soweit es möglich ist. Wenn es Fragen hierzu gibt, kannst du dich gern an mich wenden bis mein Sohn alt genug ist sich selbst darum zu kümmern. Ebenfalls möchte ich, dass du alle drei Monate bei mir Bericht erstattest."
    Der Mann schrieb brav auf.
    "Ich werde nur wenige Sachen mit zum Palatin nehmen. Dies ist die Liste welche es sind. Diese sollen mir dann zeitnah folgen."
    Sie wollte nicht, dass ihr Sohn in einem haus aufwuchs in dem jemand gestorben war. Soviel konnte sie gar nicht beten und opfern um die bösen Geister hinfort zu jagen. Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde sie ihren Hausgast vor die Wahl stellen hier wohnen zu bleiben, ihr auf den Palatin zu folgen oder sich irgendwo anders Unterkunft zu suchen. Dann würde der Mann ggf. andere Anweisungen erhalten.
    "Ist soweit alles klar und besprochen?"
    Der Mann nickte und verließ nach einer Verabschiedung den Raum.

  • Am nächsten Morgen, nach dem Gespräch im Schlafzimmer saß Vespa in ihrem Arbeitszimmer und brütete über dem Brief an ihren Onkel. Der einzig erreichbare ihrer beiden Onkel war der Kaiser und zu ihm durchzukommen, war ein Problem. Sie konnte nur wie schon in der Nacht gesagt, hoffen...hoffen, dass der Brief eine Eintrittskarte würde.



    Aelia Vespa, Casa Prudentia Roma


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    Augustus
    GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Kaiserliche Landvilla
    Misenum



    Mein lieber Onkel,


    ich hoffe, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht. Sehr lange haben wir nichts von einander gehört. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Regieren eines so große Reiches viel Kraft kostet. So habe ich von Besuchen abgesehen. Dennoch muss ich dich nun um deine Meinung bitten und auf deine Zustimmung hoffen.


    Wie du weißt, bin ich schon sehr lange Witwe und habe die Trauerzeit hinter mich gebracht. Es ist für mich an der Zeit einen neuen Mann zu finden. Mit diesem Brief empfehle ich dir Titus Duccius Vala. Er stammt von der Gens Duccia ab, die Prudentius Balbus immer sehr geschätzt hat. Ich bitte dich ihn vorzulassen und ihm deine Meinung zu einer Verbindung unserer beiden Familien zu sagen.


    Mit den besten Grüßen verbleibe ich, deine Nichte,


    Aelia Vespa.



    PS. Mögen die Götter Allzeit die Hand schützend über dich legen.



    EIn Sklave wurde dann losgeschickt um diese Schrift an Vala zu übergeben.

  • Der junge Prudentier saß am früheren Schreibtisch seines Vaters und laß sich nun schon zum zehnten Mal die Tabulae durch, die ein Bote für ihn hier abgegeben hatte.


    Ad
    Gaius Prudentius Primus


    Ich erwarte dich morgen zur neunten Stunde vor dem Eingang des Palastes. Zieh deine beste Tunika an, richte dich vorzeigbar her und sei der Götter willen pünktlich. Wir haben dort einen gemeinsamen Termin beim Procurator des Kaisers. Es geht um deine Zukunft. Ich verlasse mich auf dich Gaius.


    Vale
    Livianus




    Sie war von seinem Ziehvater Decimus Livianus, der ihn zu einem Termin am Kaiserhof zitierte. Immer noch zerbrach er sich den Kopf darüber, was er davon halten wollte. Einerseits wollte er nicht mehr auf den Consular und dessen Familie angewiesen sein, sondern seinen eigenen Weg gehen. Andererseits hatte er nur seinen Namen und kaum die Möglichkeiten und das Netzwerk wir der Decimer. Anfangs war die große Freiheit noch spannend und witzig gewesen. Doch mittlerweile war es nur noch trist, langweilig und vor allem sehr einsam. Alleine hier in diesem riesigen Haus. Es war kein angenehmes Gefühl am Abend heim zu kommen und vollkommen alleine zu sein. Der Consular hatte zwar mehrmals angeboten Sklaven aus der Casa Decima zu schicken, aber Gaius hatte dies immer abgelehnt. Er wollte auf eigenen Beinen stehen, sich selbst etwas schaffen und der Gens Prudentia und seinem Vater so Ehre erweisen. Vielleicht war dies aber nur zu erreichen, wenn er noch einmal in den sauren Apfel biss und dieses Angebot annahm. Decimus Livianus schrieb, dass es bei diesem Termin um seine Zukunft ging. Vielleicht verschaffte er ihm einen Posten und dann war das Ziel, endlich auf eigenen Beinen zu stehen, deutlich näher gerückt als noch gestern oder die Tage zuvor.


    Gaius legte die Wachstafel beiseite. Er war müde und wollte diese Nacht darüber schlafen und morgen Früh kurzfristig entscheiden, ob er diesen Termin war nehmen wollte oder nicht. Für heute hatte er keinen Kopf mehr dafür.

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