Domus Aeliana - Adedis

  • Perisanders Mundwinkel zuckten belustigt, aber er war nicht ganz sicher, ob er nicht gerade beleidigt worden war - er hatte vor dem Tod seines alten Herrn penibel auf Körperpflege und andere Merkmale von Kultur geachtet. Aber gut, für die Schussligkeit des Archias konnte Firas ja nichts... "Salve, Firas." Er tat gar nicht so, als würde er lächeln - das war nur bei höchst seltenen Gelegenheiten der Fall. "Wo ist das balneum?" fragte er, um die Sache zu beschleunigen - der gute Firas schien ihm, wie Archias, nicht eben der organisierteste aller Menschen zu sein.

    C. Aelii Archias propr.


    Cogitatio hominem animalis distinguit

  • Firas schaute zu Persiander und wieder zurück zum Herrn Archias. Dann glitt sein Blick wieder zu dem Neuen zurück und er grinste. "Ja! Das Bad! Das ist..." Er deutete etwas wahllos in Richtung Ausgang, nur um dann seine Hand zurück zu ziehen und noch einmal auf seinen Finger zu schauen. "Zeig ich dir!", sagte er schließlich und nickte entschlossen. Immerhin sollte er ja mit und alles zeigen. Nur dabei bleiben würde er dann nicht. Persiander wirkte etwas steif und... unaufgeschlossen, doch konnte seine Einschätzung auch falsch sein. Er selber war ja auch befangen gewesen in den ersten 10 Minuten nach seiner Ankunft. Von daher würde das alles schon werden. Und mit Griechen kannte Firas sich aus. Nikolaos, sein ehemaliger Lehrer - Schrägstrich - Philosoph - Schrägstrich Quälgeist, war ja auch ein Grieche gewesen und den ein Becher Wein immer recht redselig gemacht. Der Syrer schnaufte leise. Sicherlicher war ein Becher Wein im Essen nicht mit inbegriffen, doch Essen nach dem Bad war gut. Das würde er auch gerne zeigen und dabei sogar mitmachen. Würde Ophelia eben warten müssen. Er nickte sich selbst zu und schaute Herrn Archias fragend an.

  • Und Caius schaute fragend zurück. Dann grinste er.
    »Ophelia, was? Ophelia ist sein Kaktus«, erklärte er Perisander kurz, damit er nicht im Dunkeln taperter. An der Formulierung fand er sonst nichts besonders Seltsames. Firas war sicher nicht so auf den Kopf gefallen, dass er wortwörtlich meinte, was er sagte.


    »Ich bin mir sicher, ihr werdet euch gut verstehen«, sagte Caius also inbrünstig (weil er es hoffte, nicht weil er sich sicher war).
    »Perisander? Falls du noch was wissen willst, frag einfach erstmal Firas. Der weiß bescheid. Zumindest meistens. Wir sehen uns dann morgen früh nach dem Frühstück, würd ich sagen. Firas? Du kümmerst dich um ihn.« Damit war erstmal alles gesagt, und Caius lächelte kurz in die Runde, bevor er davonstakste um Axilla zu suchen.

  • Firas schnaufte kurz, nickte und sah Persiander noch immer an. Hoffentlich würde ihn der neue Auftrag nicht überfordern. Im Moment sah es nicht danach aus, doch schon die einfache Sache, ein Frühstück einzunehmen konnte in diesem Haus schnell zu einem haarsträubenden Erlebnis werden, dass einen Menschen durchaus erschöpfen konnte. Aber das würde er dem Neuen wohl ersteinmal vorenthalten, denn es war ungut, mit der Tür ins Haus zu fallen und wohlmöglich dem Anderen das Gefühl zu vermitteln, dass er an einem Ort gelandet war, der anders war als alle anderen. Ein kleines bisschen...ein wenig...oder so.
    "Nun....frag mich!", forderte Firas Persiander nun enthusiastisch auf und streckte zur Unterstreichung seiner Worte obendrein noch die Arme aus.

  • Perisanders Arme blieben verschränkt. Wenn Archias ein klein wenig verschroben war, hatte dieser conservus eindeutig einen Riss in der Kothurne. Er amüsierte sich darüber, dass man ihm mehrfach bedeutete, er möge Fragen stellen, obwohl er selbst deutlich gemacht hatte, dass er keine hatte. Perisander wollte eigentlich nur baden, sich rasieren und einölen, kurz, einen Menschen aus sich machen. "Keine Fragen. Nur das Bad und danach etwas zu essen, wenn es möglich ist." erklärte er ruhig und noch immer freundlich. Seltsamerweise fühlte er sich keineswegs gestört von den beiden Verschrobenen - wohl weil er den sicheren Eindruck hatte, dass sie wohlwollend waren.

    C. Aelii Archias propr.


    Cogitatio hominem animalis distinguit

  • Valerian betrat den kleinen Raum und nickte, als der Sklave ihn überraschend höflich bat, zu warten. Während er dem Sklaven nachblickte, stellte er sich so, daß er Fenster und Tür im Blick und eine Wand im Rücken hatte. Seine Hand lag auf dem Griff seiner Waffe, um sie schnell ziehen zu können. Nur für den Fall, daß er mißverstanden worden war und nun angegriffen wurde. Er war sich wirklich nicht sicher, ob der Sklave anstatt seines Herrn nicht am Ende eine Handvoll Schläger holte. Wobei er in diesem kleinen Raum ohnehin kaum Chancen hatte, sich ordentlich zu verteidigen. Es fehlte schlicht an Platz. Trotzdem würde er im Fall eines Falles sein Leben so teuer verkaufen wie möglich.

  • Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Schläger stürmten nicht in das Zimmer. Stattdessen erschien tatsächlich der alte Consular. Allerdings kam er nicht allein.


    “Salve! Ich bin Lucius Aelius Quarto. Und dieser Mann an meiner Seite ist Decius Germanicus Corvus, ein Verwandter des Senators Germanicus Sedulus.“
    Das Valerian Sedulus an der Porta erwähnt hatte wiederholte Quarto nicht. Aber sein Blick verriet, dass er darüber unterrichtet worden war, wenn auch ein wenig unzusammenhängend, wie man zugeben muss.


    Noch immer lag Misstrauen in der Luft und wohl deshalb war die Begrüßung ein wenig knapp ausgefallen.

  • Nur zwei Personen traten ein und eine davon erkannte er sofort, obwohl es einige Jahre her war, daß er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Valerian entspannte sich sofort und verneigte sich leicht. „Salvete, Consular Aelius, Germanicus.“ War das der Germanicus Corvus, der mal Praefectus in Aegyptus gewesen war? Er war sich nicht ganz sicher, es war zu lange her. „Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian von den Cohortes Urbanae. Dein Klient, Senator Germanicus Sedulus, ist mein Patron. Ich kenne Dich, Consular, wir sind uns mehrfach begegnet, auch wenn Du Dich sicher nicht daran erinnern wirst. Vor Jahren diente ich bei den Praetorianern und hatte auch die Ehre, zur Wache Deines Bruders zu gehören, als er sich noch hier in Rom aufhielt. Ich fühle mich Dir verpflichtet. Nicht nur, weil Du der Patron meines Patrons bist. Sondern auch, weil ich weiß, daß Du Deinem Bruder immer treu warst und niemals zu diesem Mordkomplott gehören kannst, das ihn das Leben kostete. Das ist der Grund, warum ich heute nicht hier bin, um diesen Befehl hier auszuführen, sondern um Dir anzubieten, Dich aus der Stadt zu bringen.“ Er reichte Quarto den Befehl. „Ich persönlich bin fest davon überzeugt, daß mein Kommandant hinter dem Tod des Kaisers steckt. Er ist gerade dabei, nach und nach alle seine Feinde zu verhaften und sie als Verräter und Kaisermörder hinzustellen. Dieser Befehl zeigt deutlich, daß er sich an Dich nicht offen herantraut. Aber ich fürchte, Dein Leben ist nicht mehr viel wert, wenn Du die Porta Praetoria zur Castra Praetoria erst durchschritten hast.“

  • Quarto nahm den Befehl, las ihn, und gab die Tafel dann an Corvus weiter.
    Schlagartig hatte sich die eben noch angespannte Stimmung im Raum geändert. Der alte Senator machte eine einladende Geste.
    “Wollen wir uns nicht setzen? Im Sitzen spricht es sich leichter.“
    Er blickte kurz zu Corvus, dann wieder zu Valerian.
    “Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich Decius Germanicus hinzu geben habe. Ich vertraue ihm vollauf und du kannst es auch.“

  • Corvus las den Befehl des Praefectus Urbi ebenfalls, der jedoch nicht von ihm selbst, sondern von seinem Scriba unterzeichnet worden war.
    “Mmh... ich sehe es genau so wie Lucius Quintilius, Patron; wenn man dich erst in die Castra Praetoria geschafft hätte, dann wäre dein Leben in höchster Gefahr, selbst wenn Salinator vor einer offiziellen Anklage zurückschrecken sollte. Ein Sturz, eine Herzattacke, etwas in der Art, dass ließe sich leicht fingieren.“
    Er machte ein besorgtes Gesicht, als er Valerian die Wachstafel zurück gab.

  • “Gewiss, ja...“, murmelte Quarto mehr zu sich selbst.
    Dann blickte er dem Centurio offen ins Gesicht.
    “Ich danke dir aufrichtig, dass du diesem Befehl zuwider handelst, mich warnst und deine Hilfe anbietest. Welcher Gefahr du dich selbst aussetzt, das ist mir durchaus bewusst.
    Aber du tust das Richtige und ich werde es dir niemals vergessen.“

  • Jetzt schaltete sich wieder Corvus, der langjährige Offizier, in das Gespräch ein:
    “Patron, dass bestätigt nur noch, was wir bereits gesagt haben: du musst die Stadt verlassen und das rasch. Hier bist du nicht mehr sicher!“
    An Valerian gewandt:
    “Du sagst, du kannst den Consular sicher aus der Stadt bringen? Wie soll das vor sich gehen?“

  • Als ihm Platz angeboten wurde, setzte sich Valerian. Solche Dinge sollten tatsächlich nicht im Stehen besprochen werden. „Wenn Germanicus Dein Vertrauen besitzt, so sehe ich keinen Grund, ihm nicht zu vertrauen. Vor allem, wenn er ein Verwandter meines Patrons und somit auch meiner Frau ist.“ Er nickte Corvus zu. Daß er das Vertrauen des Aeliers nicht ohne Grund besaß, bewiesen denn auch seine weiteren Worte.


    „Es gibt keinen ausgereiften Plan“, gab Valerian unumwunden zu, „Immerhin habe ich den Befehl gerade erst erhalten und ebenso frisch ist mein Entschluß, etwas zu tun. Doch wir haben einige Trümpfe, die wir ausspielen sollten – und wir sollten schnell sein. Die Männer, die mich begleiten, besitzen mein volles Vertrauen. Sie werden uns mit ganzer Kraft unterstützen. Zudem ist der diensthabende Wachoffizier der Praetorianer mein Freund. Centurio Iulius Antoninus ist Dir ebenso treu ergeben wie er es Deinem Bruder war. Er wird den Wachbericht so abändern, daß es es für uns alle passend wird, - und vor allem wird uns alle aus dem Palast herauslassen. Er kennt sichere Orte in der Stadt und außerhalb der Stadt und bietet sie Dir an. Ebenso ein Schiff, solltest Du eines brauchen. Er sagt, diese Orte sind den anderen Praetorianern nicht bekannt. Am besten wird es vielleicht sein, Dich zu verkleiden, um Dich aus der Stadt zu bekommen. Am unauffälligsten reist man als Sklave im Gefolge eines Römers – oder eines Händlers. Sklaven beachtet kein Mensch. Wenn Du das mit Deinem Stolz vereinbaren kannst?“

  • Corvus sah etwas besorgt auf Quarto. Ob sich der dann doch recht stolze Consular in einen Sklaven verwandeln lassen würde?
    “Vielleicht genügt auch eine einfache Tunika und ein grober Mantel, wie ihn die Landleute tragen.“, meinte er beschwichtigend.
    Er wusste doch, dass sich die Senatoren gerne als bescheidene Bauern ausgaben, auch wenn dies angesichts ihrer oftmals pompösen Landgüter eine absurd bescheidene Attitüde war.
    In der Vergangenheit, bei den Speculatores, hatte er selbst einige verdeckte Missionen geleitet. Darum fühlte er sich dazu berufen, einen Fluchtplan vorzuschlagen:
    “Ein Ochsenkarren wäre gut. So einer, wie die, mit denen Nachts die Bauern des Umlandes die Märkte beliefern. Wir sollten noch bei Dunkelheit aufbrechen, denn bei Tageslicht ist die Gefahr zu groß, dass mein Patron doch von irgendwem erkannt wird. Selbst in Verkleidung. Sein Gesicht ist vielen bekannt. Aber so ein Karren fällt nicht weiter auf, wenn er vor der Morgendämmerung die Stadt verlässt, weil doch Fuhrwerke bei Tage in Rom verboten sind. Der kürzeste Weg führt uns auf der Via Flaminia aus der Stadt, dann nach Ariminum und von dort aus auf der Via Aemilia weiter nach Norden.“

  • “Mmh...“, machte Quarto. An den Gedanken, sich in Verkleidung aus der Stadt stehlen zu sollen, musste er sich zunächst gewöhnen.
    “Aber die Via Flaminia führt direkt an der Castra Urbana gegenüber der Ara Pacis vorbei. Könnte das ein Problem sein?“
    Diese Frage galt Valerian, ebenso die zweite: “Und könntest du uns so ein Fuhrwerk beschaffen?“

  • Die Idee war gar nicht schlecht. Andererseits wurden Karren natürlich besonders gründlich durchsucht, weil Personen eben am ehesten in ihnen versteckt werden konnten. „Das könnte ich zwar, aber das würde zu lange dauern. Wir müssen zumindest den Palast jetzt verlassen, solange Iulius Antoninus noch im Dienst ist.“ Die beiden waren vielleicht doch schon etwas zu alt, um noch glaubwürdig als aktive Soldaten durchzugehen, sonst hätte Valerian sie einfach als Teil seiner Truppe aus der Stadt geschleust. „Klug wäre es sicherlich nicht, diese Straße zu nutzen. Man muß das Schicksal nicht unnötig herausfordern.“ Er würde sie zumindest nicht als erste Wahl betrachten.


    „Ich bin der Meinung, daß Du die Stadt sofort verlassen solltest und Dich nicht bis zur Dunkelheit verstecken. Ich muß relativ schnell in die Castra zurückkehren und melden, daß ich Dich hier nicht angetroffen habe. Sonst gefährde ich nicht nur mich, sondern ebenfalls meine Männer und vor allem auch meine Familie. Der Praefectus Urbi wird Dich mit Sicherheit suchen lassen. Entweder brauchst Du dann einen wirklich sehr sicheren Ort in der Stadt und jedes Verlassen der Stadt wird so gut wie unmöglich. Oder aber Du mußt schon weg sein, wenn die Suche losgeht. Ich würde Dir mein Haus anbieten, aber Salinator hat mir noch nie wirklich vertraut, er würde dort sicher auch suchen. Meiner Meinung nach ist das Normalste das Sicherste. Ein paar beladene Maultiere oder Pferde, ein Händler auf dem Weg nach Misenum mit zwei, drei Sklaven in seinem Gefolge. Ein sehr gewöhnlicher Anblick am Tor, da schaut niemand richtig hin. – Germanicus, wie bekannt bist Du in Rom? Ich kannte Dich nicht, obwohl ich in meiner Zeit bei der Garde gelernt habe, mir viele Gesichter und Namen zu merken. Darf ich das als Zeichen werten, daß Du nicht so leicht erkannt wirst? Du bist kein Senator, also gilt für Dich das Verbot, Rom zu verlassen, ohnehin nicht. Trotzdem wäre es wohl besser, Du würdest unter falschem Namen reisen. Eben als Händler. Ich kann euch noch einen Sklaven meiner Familie mitgeben. Einen treuen, braven Griechen. Er könnte helfen, die Tarnung zu verbessern.“ Der Plan war wirklich unausgegoren. Aber einen Karren auftreiben, das war in aller Schnelle nicht möglich. Zumal der auch nur nachts fahren dürfte.

  • Das sein Plan so schnöde scheiterte, das ärgerte den von sich und seinen Ideen überzeugten Corvus ein wenig. Aber andererseits wusste der Prätorianer natürlich besser als er, wie die Kontrollen organisiert waren und wonach am ehesten gesucht würde. Wenn kein Karren zu beschaffen war und wenn die Bedrohung bereits so nah war, dann war ein sofortiger Aufbruch vielleicht wirklich das Beste.


    “Man wird mich nicht erkennen.“, gab also doch recht verständig Auskunft.
    “Ich war lange Zeit in Aegyptus und seit meiner Rückkehr nach Italia, lebe ich in Misenum. In Rom bin ich selten. Nein, ich denke, ich könnte mich hier unerkannt bewegen.
    Ein Händler und seine Sklaven also? Das soll unsere Tarnung sein?“

    Sein Blick galt Quarto.

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