Domus Aeliana - Adedis

  • “Oh ja, gewiss. Weite Seereisen sind immer mit diversen Unannehmlichkeiten verbunden. Ich bin noch auf keinem Schiff gereist, das ich am Ende der Reise nicht eng und unbequem gefunden hätte. Glücklicherweise leide ich zumindest nicht an der ständigen Übelkeit, die manche auf hoher See befällt.“
    Hier stockte Quarto. Das zuletzt Gesagte war vielleicht doch kein besonders passendes Gesprächsthema.
    Deshalb wechselte er es schnell.
    “Du hast also auch in Alexandria gelebt? Caius hat mir von der Stadt erzählt. Ich glaube ja fast, bei ihm war es Abenteuerlust und Pflichterfüllung zu gleichen Teilen, als er sich entschloss dorthin zu gehen. Aber wie kommt eine junge Dame dazu?“




    /edit: Rechtschreibkorrektur

  • Caius lehnte sich zurück und schmunzelte. Seiana schlug sich eigentlich ganz gut bisher. Und er hatte erstmal nichts zu tun, was ihm auch ganz gut zupass kam. Also horchte er nur den beiden bei ihrer Unterhaltung und wartete einfach ab. Quarto hatte ihn ganz gut eingeschätzt, wie er bemerkte. Ouh, und was würde Seiana jetzt auf diese Frage antworten?

  • Bei Pluto. Seiana hätte am liebsten die Augen geschlossen, und das nicht, weil der aelische Senator zunächst von Seereisen und der damit verbundenen Übelkeit sprach. Oh nein. Es wäre ihr tatsächlich sogar weit lieber gewesen, wäre er bei diesem Thema geblieben. Stattdessen fragte er sie, was sie in Alexandria gemacht hatte, warum sie dorthin gegangen war, als Dame, als junge Dame… Sie untersagte sich, Caius einen Seitenblick zuzuwerfen. Dass er darauf nicht reagieren, dass er nicht einspringen und ihr helfen würde, davon ging sie aus, so gut kannte sie ihn inzwischen. Aber in diesem Augenblick wünschte sie sich zum ersten Mal tatsächlich, aufrichtig, er wäre anders und würde ihr nun helfen, aus diesem Fettnäpfchen irgendwie glimpflich wieder herauszukommen. Immerhin war Quarto sein Verwandter, er kannte ihn, ganz im Gegensatz zu ihr, die keine Ahnung hatte was sie sagen oder besser: wie sie die Wahrheit so formulieren konnte, dass der Senator sie nicht für ungeeignet hielt, um eine gute Römerin zu sein – oder eine gute römische Ehefrau zu werden. Aber Caius würde später etwas zu hören bekommen, nahm sie sich vor. Vor allem wenn das Ganze hier tatsächlich aus dem Ruder zu laufen drohte.


    „Ja, ich…“ Sie lächelte, ein wenig verlegen, und suchte im Grunde immer noch nach Worten. „Alexandria gehört zu den Städten, von denen ich schon immer fasziniert war. Caius hatte ich ja noch in Rom kennen gelernt, und als er dann nach Ägypten ging, bot sich die Gelegenheit an, selbst ebenfalls dorthin zu reisen.“ Seiana fand, dass es immer noch besser war bei der Wahrheit zu bleiben, wie vage auch immer, als eine Lüge aufzutischen – zumal sie nicht wusste, was Caius in seinen Briefen schon erzählt hatte.

  • Quarto spitzte die Lippen, so als hätte er soeben gehört, die beiden seien miteinander durchgebrannt.


    “Die Gelegenheit... mmh.“, brummelte er. “Natürlich in Begleitung und mit dem Wissen deiner Familie.“
    War das nun eine Frage oder eine Feststellung?
    Wohl eher letzteres, denn ein 'Nein' schien er nicht hören zu wollen.


    Stattdessen sprach er lieber selbst weiter.


    “Ihr kennt euch also schon recht lange, ja?
    Das ist gut. Ja, wirklich, dass ist sehr gut. Ein Paar sollte sich kennen. Es sollte von den Stärken, aber auch von den Fehlern des jeweils anderen wissen, bevor... ähm...
    Du willst ihn doch zum Manne nehmen, meinen Vetter, ja?“

  • Nein, der Senator schien von ihrer Antwort wenig begeistert zu sein. Seiana hatte im Grunde auch nichts anderes erwartet. Trotzdem hatte sie das Gefühl, als das Blut plötzlich aus ihrem Gesicht flüchtete und sie ein wenig blasser werden ließ. Sie wollte antworten, aber Quarto sprach bereits selbst weiter, und so wartete sie ab. Ob es nun eine Frage oder eine Feststellung gewesen war, einfach so im Raum stehen lassen wollte sie diesen Kommentar nun nicht, auch wenn eine Antwort ihrerseits weitere Nachfragen nach sie ziehen mochte. Aber seine letzte Frage hatte eindeutig Vorrang. „Ja“, beeilte sie sich zu versichern. „Die Verlobung besteht nun auch schon ein wenig, aber wir wollten gerne in Rom heiraten, mit unseren Familien, deswegen haben wir gewartet.“ Sie wollte gerne in Rom heiraten, mit den Familien. Caius hätte das nicht so sehr gestört, ihm wäre es lieber gewesen so schnell wie möglich zu heiraten, schon allein aus einem bestimmten Grund, aber Seiana fand, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, um dieses leidige Thema aufzuwärmen. "Und wir kannten uns auch vor der Verlobung schon einige Zeit, ja." Das war ja mit ein Grund gewesen, warum sie nach Alexandria gefahren war, als letztlich festgestanden hatte, dass Caius Interesse dieser Art an ihr hatte und sein Name für ihre Familie auch tatsächlich in Frage kam – weil sie Caius hatte kennen lernen wollen. Weil sie nicht allein auf Familienverhandlungen und Briefe hatte vertrauen wollen, bevor eine Verlobung zustande kam. Und weil sie ihn nebenbei persönlich hatte zur Rede stellen, genauer gesagt zusammenstauchen wollen, dafür dass er ohne ihr Wissen bei Meridius gewesen war, aber das gehörte nicht hierher, wie so vieles. Und kennen gelernt hatte sie ihn, seine Fehler kannte sie… ebenso wie seine Stärken. Vermutlich lange nicht alle, aber doch genug um jetzt entscheiden zu können, dass sie eine Ehe mit ihm eingehen wollte. War das so schlimm? Das zumindest schien der Senator gut zu heißen, dass sie sich länger kannten, aber trotzdem beschloss Seiana, kein Risiko einzugehen. Immerhin war es eigentlich üblich, dass gerade bei den Frauen die Familie die Verhandlungen mit möglichen Ehemännern und deren Familien übernahm. Dass sich in ihr alles dagegen gewehrt hätte – und immer noch wehren würde – sich mit jemandem zu verloben, den sie kaum oder gar nicht kannte, musste sie nicht unbedingt laut sagen.


    Stattdessen erinnerte sie sich an ihren Entschluss, auf seine erste Frage auch noch einzugehen. Ihr Lächeln mochte ein wenig flackern, vielleicht etwas… schwächer werden, aber ihre Stimme blieb sicher. "Ich bin selbstverständlich in Begleitung", von Sklaven, aber das erwähnte sie nicht laut, "nach Alexandria gereist, und meine Familie wusste darüber auch vorher Bescheid." Nicht unbedingt mit dem vollsten Einverständnis, der vollsten Begeisterung, der vollsten Unterstützung… aber sie hatten es definitiv gewusst. Und es hatte ihr auch keiner verboten, nicht einmal ans Herz gelegt, nicht zu fahren – sonst wäre sie kaum abgereist, nicht wenn beispielsweise Meridius deutlich gemacht hätte, dass er es für angebrachter hielt, wenn sie in Rom blieb. Kurz überlegte sie, ob sie erzählen sollte, was sie dort gemacht hatte… aber entschied sich dann letztlich doch, für den Moment jedenfalls, dagegen. Wenn Aelius Quarto nachfragen sollte, konnte sie das immer noch tun, aber für den Fall dass er damit zufrieden war… wollte sie ihr Glück nicht zu sehr strapazieren.

  • “Schön. So soll es sein. Und eure Eltern sind sich auch einig und haben der Vermählung zugestimmt, ja?“


    Die Frage ging durchaus an beide. Caius' Vater Decimus Aelius Calvaster lebte unter dem gestrengen Regiment seiner Frau Acilia recht zurückgezogen in Ravenna. Quarto hatte ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Seianas Vater kannte Quarto gar nicht. Weil so eine Eheschließung aber auch unter politischen Gesichtspunkten bedeutsam war hatte er sich kundig gemacht und wusste daher zumindest, dass sie eine Nichte des Senators Marcus Decimus Livianus und des Praefectus Classis Primus Decimus Magnus war. Caius hatte sich keine schlechte Partie auserwählt.

  • Caius räusperte sich. Er hatte ja bei seinen Eltern schon bemerkt, dass dieses Thema Seiana nicht so sehr behagte, deswegen entschied er sich jetzt dafür, es ihr abzunehmen. Wo er das beim letzten Mal versäumt hatte.
    »Paps mag sie. Er lässt dich übrigens schön grüßen, das hatte ich ganz vergessen, dir auszurichten. Und Mam hat mir ein Päckchen für dich mitgegeben, das geb ich dir später.« Wenn er es in seinem Durcheinander überhaupt fand.
    »Seiana ist sui iuris«, sagte er dann diplomatisch und ließ Serapio ganz frech außen vor. Mit ihm hatte er eh noch ein Hühnchen zu rupfen. Quarto verstand das sicher richtig, vermutete Caius.
    »Wir wollen noch im Frühling heiraten«, bemerkte er dann. Obwohl der Frühsommer für ihn auch in Ordnung war.

  • Zumindest verstand Quarto soviel, dass sie selbstständig über ihre Eheschließung entscheiden konnte und zumindest juristisch auf keinerlei Zustimmung angewiesen war.


    Er nickte.


    “Das ist schön. Im Frühling also. Ich freue mich!“


    Ihm schien die Braut offensichtlich zu gefallen, und was ihm außerdem auch gefiel war die Verbindung mit dem einflussreichen Geschlecht der Decimer. Ehen waren auch immer politische Bündnisse, mochten die jungen, verliebten Leute das gelegentlich auch anders sehen.


    “Wo werdet ihr den wohnen? Wollt ihr hier gemeinsam in der domus Aeliana leben? Das wäre doch praktisch, wenn Caius demnächst im Palast arbeitet.“

  • Die Frage nach ihren Eltern ließ Seiana, wie so häufig, eine Winzigkeit stocken, und diesmal nutzte Caius dies, um selbst einzuspringen. Allerdings wäre es ihr doch lieber gewesen, er hätte schon früher wieder an dem Gespräch teilgenommen, als es um ihre Reise nach Alexandria ging… Und nachdem der Senator davon offenbar nicht so angetan gewesen war, wusste sie auch nicht was er wohl davon hielt, dass sie selbst entschied. Dass sie sui iuris war, hieß ja nicht, dass ihre Familie gar nichts mehr zu sagen hatte. Letztlich hieß es nur mehr Verantwortung für sie, auch die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Aber mein Bruder und auch Decimus Meridius sind zuvor eingebunden worden und haben zugestimmt“, fügte sie den Worten Caius’ noch hinzu. Faustus war nicht begeistert, aber er würde ihr sicher keine Steine in den Weg legen.


    Frühling. Frühling schon. Wie jedes Mal, wenn die Sprache auf den Termin kam, musste Seiana sich zusammenreißen, um nichts nach außen dringen zu lassen von der Nervosität, die sie dann plötzlich ergriff. In Ägypten war es so schön gewesen – es war einfach klar gewesen, dass sie dort nicht heiraten würden. Sie war verlobt gewesen, aber die Hochzeit war noch in unbestimmter Ferne gewesen. Jetzt, in Rom, war das nicht mehr so. Allerdings hatte sie inzwischen einige Übung darin, sich so zu beherrschen, dass man ihr nichts anmerkte – nicht zuletzt durch den Aufenthalt bei Caius’ Eltern. „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen.“ Sie lächelte Caius kurz zu. Letztlich war es dessen Entscheidung, wo sie wohnen würden. Wenn es nach ihr ging, musste es nicht der Palast sein. Sie musste nicht lange über Vor- und Nachteile nachdenken um zu wissen, dass sie im Palast weit weniger Freiheiten haben würde als anderswo. Weit weniger Möglichkeiten, sich selbst auszuleben, weit mehr Einschränkungen, was ihre Rolle als Ehefrau betraf. Dass Caius kein naher Verwandter des Kaisers war, spielte da nur eine untergeordnete Rolle. „Hast du darüber schon nachgedacht?“

  • Serapio hatte zugestimmt? Wann denn das? Caius konnte sich nicht erinnern, dass Seiana ihm davon erzählt hatte - war das also nur eine Notlüge? Ein wenig skeptisch sah er sie an, aber das konnten sie auch später noch klären. Bei Quartos Frage gab es, im Gegensatz zu dem, was Seiana sich so dachte, für Caius keine offenen Fragen. Sie hatten zwar wirklich noch nicht darüber gesprochen, aber er sah das eigentlich ganz genauso wie Quarto.
    »Ja, da wollte ich mit dir eh noch drüber reden«, sagte er zu ihr und sah dann während des Sprechens von Quarto zu Seiana und wieder zurück.
    »Ich finde ja, hier fehlt eine weibliche Hand. Seitdem Paulina und Vespa nicht mehr hier wohnen, ist es ein bisschen, hm, steriler geworden, findest du nicht?« Er sah Quarto an.
    »Und weil ich, wenn ich dann mal ernannt werde, nebenan arbeiten werde, wäre es wirklich praktisch, wenn wir hier wohnen würden.« Zufrieden sah er wieder hin und her.

  • “Wenn ihr das möchtet, dann seid ihr mir herzlich willkommen.“, sagte er freimütig, fügte aber hinzu: “Entscheiden müsst ihr das aber noch nicht jetzt. Dazu wird noch genug Zeit sein.“


    Caius' Bemerkung über das Fehlen einer weiblichen Hand überging er großzügig.
    Seine Base Paulina fehlte ihm nicht, aber seine hübsche und liebenswerte Nichte Vespa gelegentlich schon. Vor allem vermisste er jedoch Adria und natürlich Gaius, ihren gemeinsamen Sohn.

  • Seiana bemerkte Caius’ skeptischen Blick, aber sie ignorierte ihn. Das war nichts, was sie jetzt besprechen wollte. Faustus würde sie nicht im Stich lassen, davon war sie überzeugt, irgendwie, irgendwie, würden sie das regeln können. Regeln müssen. Weil Seiana nicht wusste, was sie sonst tun sollte.


    Caius selbst schien auch nicht weiter darüber reden zu wollen, in jedem Fall ging auch er auf den Themenwechsel ein – und reagierte, wie sie erwartet hatte. Nachdem Seiana sich mehr oder weniger schon mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass sie zumindest vorerst hier wohnen würden, fiel es ihr nicht allzu schwer, nun zu lächeln und zu nicken. „Ja, praktischer für dich wäre es ganz sicher.“ Den Einfluss der weiblichen Hand ließ sie auch unkommentiert. Sie konnte überhaupt nicht beurteilen, ob das in diesem Wohntrakt fehlte oder nicht, und die Gefahr auf ein weiteres Fettnäpfchen war ihr hier einfach zu groß, als dass sie etwas dazu hätte sagen wollen. Stattdessen lächelte sie Quarto an. „Nun, ich denke, großartig zu entscheiden gibt es da dann nichts mehr. Danke in jedem Fall für dein Willkommen.“

  • Caius lächelte selig. War ja wunderbar gelaufen, alles! Quarto fand Seiana nicht schrecklich und andersrum schien das genauso. Und er war damit höchst zufrieden. Was er nicht ahnte, war dass eine Standpauke folgen würde, sobald er mit seiner Verlobten wieder allein sein würde. Jetzt aber war er erstmal zufrieden und wartete ab, ob Quarto noch etwas fragen würde. Allerdings fiel ihm selbst auch noch was ein.
    »Sag mal, Lucius, mir ist da neulich in den Sinn gekommen, dass einige die Hochzeit vielleicht als eine Art Qualifizierung ansehen könnten. Du weißt schon, wegen Valerianus und unserem Verhältnis zu ihm... Denkst du, da könnte schnell jemand beleidigt sein, wenn er nicht eingeladen wird, nur weil Seiana und ich keine wirkliche Bindung zu demjenigen haben? Ein paar deiner Klienten zum Beispiel, die kenn ich nicht mal. Denkst du, die würden sich vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn wir die zum Beispiel nicht einladen?« Eigentlich hatte er nämlich gar keine Lust auf eine Riesenhochzeit mit Pomp und Glitter. Obwohl er es natürlich total toll finden würde, wenn der Kaiser kam, aber das musste man sehen. Sooo bedeutend war Caius schließlich nicht. Aber immerhin verwandt.

  • Als Seiana Caius’ Lächeln sah, musste sie auch lächeln. Er schien zufrieden zu sein, und auch sie fand, dass das Gespräch bisher recht gut verlaufen war – vor allem dafür, dass sie anfangs doch recht nervös gewesen war. Und dafür, dass sie nur knapp das ein oder andere Fettnäpfchen umschifft hatte. Bei Caius’ nächster Frage merkte auch sie auf, immerhin interessierte sie dieses Thema auch ziemlich – sie war auch nicht unbedingt begeistert von der Vorstellung einer großen Feier. Ihre Hochzeitsfeier würde ohnehin schon größer werden, als ihr lieb war, und wenn sie es irgendwie im Rahmen halten konnte, war ihr das nur zu Recht. Von daher erleichterte sie Quartos Antwort deutlich. „Ja, dass die Familien eingeladen werden, versteht sich von selbst. Ich freue mich auch schon darauf, vielleicht den ein oder anderen Verwandten aus Tarraco wieder zu sehen.“ Seiana wusste nicht, ob jemand von ihrer Familie aus Spanien anreisen würde, aber es konnte ja sein.

  • “Vielleicht solltet ihr frühzeitig einen Termin festlegen und die Einladungen verschicken. Denn von Tarraco nach Rom ist es eine weite Reise.“, riet Quarto, auch wenn sein Rat diesbezüglich gar nicht erbeten worden war und er diese Reise persönlich noch niemals unternommen hatte.

  • »Oh naja, ich weiß nicht... Was haltet ihr denn so von dem...hm, ANTE DIEM IV NON APR DCCCLX A.U.C. (2.4.2010/107 n.Chr.) verblüffte Caius ganz sicher zumindest Seiana. Er hatte sich nämlich schon schlau gemacht.
    »Früher wäre mir zwar lieber, aber das ist dann zu kurzfristig. Und im März darf man ja nicht, oder sollte es zumindest nicht.« Mit breitem Grinsen sah er von Quarto zu Seiana und wieder zurück.

  • Seiana nickte in Erwiderung auf Quartos Worte. Die Anreise durften sie nicht unterschätzen, weder aus Tarraco noch aus Alexandria, wo Caius vielleicht den ein oder anderen Freund hatte, den er einladen wollte – und die Gäste sollten im Idealfall auch ein wenig Zeit haben, sich in Rom zu akklimatisieren. Und dann machte Caius den Mund auf. Und Seianas Kopf fuhr herum, zu ihm, und sie starrte ihn an. Er hatte sich schon Gedanken über einen Termin gemacht? Hatte sogar schon einen ausgesucht? Irgendwie schürte das wieder die Panik in ihrem Inneren, ließ sie heiß auflodern, aber sie kämpfte dagegen an, unterdrückte sie gut es ging. Sie wollten ja im Frühjahr heiraten, das hatten sie gesagt, darauf hatten sie sich geeinigt, und der genannte Termin war im Frühjahr. Seiana hatte trotzdem das Gefühl, als ob sie kurz davor stand zu hyperventilieren. Noch mehr, als Caius weitersprach. Noch früher wollte er heiraten. Was für ein Glück, dass der März für eine Hochzeit nicht in Frage kam.


    Nach einem kurzen Augenblick, als sie das Gefühl hatte, sich tatsächlich wieder unter Kontrolle zu haben, versuchte Seiana sich an einem, wenn auch etwas oberflächlichem Lächeln, recht erfolgreich, wie sie meinte. „Ja“, antwortete sie leichthin, so leichthin, wie es ihr möglich war. „Der Termin klingt gut. Lass uns den festhalten.“ Auch wenn ihr nicht wirklich danach war, aber festlegen mussten sie sich ja doch früher oder später. Bei der Gelegenheit fiel ihr noch etwas anderes ein, worüber sie unbedingt mit Caius reden musste. Es konnte nicht so weiter gehen mit ihrer Familie…

  • “Ist das noch vor der Megalesia?“
    Der römische Festtagskalender war eine komplizierte und unübersichtliche Sache und nicht immer war es einfach, alle Feste im Kopf zu behalten und wann genau sie stattfanden.
    “Es wäre sicherlich nicht gut, wenn die Hochzeit mitten in die Zeit des Volksfestes fallen würde.“, gab er zu bedenken.

  • »Öh... Ich glaub schon.« Da war Quarto ja direkt an den richtigen geraten. Caius hatte davon noch weniger einen Plan als der Senator. Er warf einen hilfesuchenden Blick zu Seiana hin. Sein Schlaumachen hatte nämlich eigentlich nur aus einem genervten Zustimmen bestanden, als Katander ihm den Termin vorgeschlagen hatte. Immerhin war Seiana einverstanden. Caius ging automatisch davon aus, dass sie alle Termine fest im Kopf hatte. Immerhin war sie eine Frau.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!