atrium | Mein Mann, seine Nichte und ich

  • Nach all dem Hochzeitstrubel, der ja ausgesprochen aufregend war (über gewisse Details wollte ich schweigen, wie ein Grab), war ich froh, als wieder langsam Ruhe in mein Leben einkehrte. Allerdings lagen nun neue Aufgaben vor mir. Der neue Haushalt, die neuen Sklaven… und vor allen Dingen meine neue Familie! Von meinen gelegentlichen Besuchen in der Villa Aurelia kannte ich bereits einige. Da waren Aurelius Ursus, der allerdings derzeit außer Haus weilte und seine Schwester, mit der ich befreundet gewesen war, die allerdings vor kurzem verstorben war und die junge Prisca, mit der ich mich besonders verbunden fühlte. Beinahe wäre sie die Frau meines Onkels geworden. Beinahe allerding nur! Die ganze Sache war sehr kurios und peinlich. Ich hoffte, sie hatte die Lösung ihres Verlöbnisses mit Aquilius gut verkraftet. Sie tat mir so leid, die Ärmste! Daher beschloß ich, sie etwas unter meine Fittiche zu nehmen, um sie so noch besser kennenzulernen. Wo konnte man dies besser tun, als in den Thermen? Zwar verfügte die Villa Aurelia ebenfalls über ein luxuriöses Bad, was dem der Flavier in kaum etwas nachstand, doch waren die Thermen ein Ort der Unterhaltsamkeit und des neuesten Klatsches. Außerdem taten dort recht attraktive Sklaven ihren Dienst, von denen man sich doch gerne massieren ließ. Ich dachte da nur an Minos und seine kraftvollen Hände... 8)
    Ich hatte meine Sklavin zu Prisca gesandt, um sie zu fragen, ob sie mich begleiten wollte. Nun wartete ich gespannt im Atrium auf sie. Unsere Sänften standen draußen bereit. Es konnte sofort losgehen, sobald Prisca gewillt war, zu erscheinen....

  • Ein Besuch in den Thermen? Mit meiner ... Tante? Ein wenig überrascht war Prisca schon über die unvermutete Einladung, die ihr die Sklavin überbracht hatte. Angenehm überrascht wohlgemerkt, wobei die Aurelia auch ein wenig darüber nachgrübelte, ob es einen bestimmten Grund dafür geben mochte, warum Celerina ausgerechnet jetzt diese Einladung aussprach. Konkret dachte Prisca da eben an ihren folgenreichen Ausflug mit ihrer Cousine Laevina, der ihr immer noch schwer auf den Magen schlug - zumindest mehr, wie die gescheitere Verbindung zu einem gewissen nahen Verwandten von Celerina.


    Naja jedenfalls hätte es ja durchaus sein können, dass Marcus oder Ursus die Flavia darum gebeten hatten, von nun an ein Auge auf sie zu haben, damit sie nicht wieder so einen Unsinn treiben würde. Das war allerdings nur eine unbegründete Vermutung und da ein Besuch der Thermen ohne zu Priscas regelmäßigem Pflichtprogamm gehörte, sprach also nichts weiter dagegen heute mit Celerina dorthin zu gehen. Also erschien Prisca pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt.


    Prisca mochte zwar anfangs etwas reserviert wirken, doch im Grunde genommen freute sie sich schon auf die gemeinsame Unternehmung. "Salve Celerina! ... Wartest du schon lange? Ich habe versucht mich zu beeilen.", grüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, wobei ihr Blick etwas unsicher umher schweifte. "Meinetwegen können wir sofort los, oder begleitet uns noch jemand?", drängte die Aurelia fast zum Aufbruch. Es hätte ja sein können, dass sich eben jene Vermutung bestätigte und ihr Onkel oder ihr Cousin irgendwo standen und sie gerade beobachteten. ...

  • Natürlich verfolgte ich auch gewisse Hintergedanken, als ich mich aufopfernd dazu bereit erklärte, mich ein wenig um Prisca zu kümmern. Bei passender Gelegenheit würde ich diese karitative Neuigkeit meinem Gemahl unter die Nase reiben, um ihm zu zeigen, wie gut ich doch war, oder zumindest sein konnte. Aber nein, nein! Nicht nur deshalb! Prisca war auch ein sehr nettes Mädchen und man wußte ja nie, wozu eine positive Beziehung zu ihr noch gut sein konnte. Außerdem interessierte es mich ja natürlich auch brennend, wie sie diese Tragödie um ihre geplatzte Verlobung weggesteckt hatte. Selbstverständlich würde ich nicht so taktlos sein und sie direkt darauf ansprechen. Erst würde ich ihr das Gefühl geben, in mir eine Vertraute sehen zu können und dann würde Prisca mir sicher von ganz alleine ihr Herz ausschütten.


    Ich hörte Schritte, die näher kamen. Und tatsächlich, es war Prisca. Wie hübsch sie wirkte und ihr bezauberndes Lächeln. Sie war eben eine echte Patrizierin, erhaben und würdevoll.
    "Salve Prisca, meine Liebe! Wie schön! Ach, wo denkst du hin! Ich bin gerade eben erst ins atrium gekommen". Was nicht unbedingt der Wahrheit entsprach, denn geschlagene zehn Minuten hatte ich bestimmt schon gewartet. Aber was waren denn schon zehn Minuten, wenn ein langer erholsamer Tag in den Thermen vor uns lag?
    "Aber gerne doch! Die Sänften stehen schon bereit." Dann sah ich sie doch etwas verdutzt an, als sie fragte, ob uns noch jemand begleiten wolle. "Äh, nein. Nur die Sklaven." Sie dachte doch nicht etwa, ich wolle Marcus mitschleppen? Wir waren zwar jetzt verheiratet, aber das war es dann auch. Es gab schließlich Situationen, da waren Männer einfach fehl am Platz! Außerdem war heute der Badetag der Damen.
    Ich umfasste sie leicht und schob sie sanft zur Türe hin, damit es endlich los gehen konnte.

  • Erfreulicherweise wollte auch Celerina umgehend aufbrechen und hatte dafür schon alles Nötige vorbereiten lassen. Ein wenig verwundert schien sie indes über die letzte Frage zu sein und da die Befürchtungen sich nicht bestätigten, überspielte Prisca dies einfach mit einem noch herzlicheren Lächeln: "Sehr schön. Ich freue mich nämlich schon sehr auf unseren gemeinsamen Tag. ... Nur wir Beide! Das wird sicher herrlich werden." Mit diesen ehrlich gemeinten Worten ließ sie sich bereitwillig von Celerina in Richtung der wartenden Sänften schieben.


    Mit weiteren Fragen hielt sich Prisca vorerst noch bis zu den Thermen zurück, obwohl sie insgeheim schon darauf brannte die Flavia näher kennen zu lernen. Allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken und Vorbehalte, wenn Prisca ehrlich zu sich selbst war:


    Erstens, war Celerina nun die Gattin von Marcus und hatte damit eine ganz besonderes Stellung hier im Hause inne, was wiederum von Vor- aber auch von Nachteil für die Aurelia sein konnte.


    Zweitens, hatte die Flavia ein schreckliches Erlebnis hinter sich, über das zwar viel getuschelt wurde, aber niemand so richtig wusste was genau damals vor der Hochzeit vorgefallen war. Damit war sozusagen automatisch die angeborene Neugier der Aurelia geweckt.


    Und Drittens? Wog auch ein wenig Eifersucht mit in Priscas Überlegungen. Schließlich war sie die Nichte des Onkels, der nun auch der Ehemann ihrer neuen Tante war. Und somit musste Prisca von nun an Marcus mit einer weiteren Frau teilen. … Auf rein platonischer Ebene selbstverständlich nur! ...

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