Hortus - der Garten


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    Der Garten der Casa ist nach ganz typischen römischen Idealen gestaltet und bei der Stadtvilla nur etwas kleiner als es den Bewohner vielleicht lieb sein mochte. Neben klar abgegrenzten und axial zueinander angelegten Wegen verfügt der Garten über zwei kleine Brunnen, einen Bereich für Küchenkräuter und Lebensmittel, mehrere griechische Bäume unter denen Steinbänke zum Verweilen einladen und ausladende Blumenbeete, deren bunte Blüten zum Lustwandeln geschaffen sind. Abgerundet wird das Bild durch einige Statuen, die römische Götter zeigen oder auch Amphoren mit bedeutenden Verzierungen, welche historische Ereignisse und Errungenschaften der Gents darstellen.


    Weinranken zieren einen Laubengang, der Schatten spendet und zu einer enormen Sitzecke führt, wo wetterfeste Clinen aufgestellt sind und sich hervorragend zu einer entspannten Cena eignen. In einer Ecke des Gartens findet sich ein Fischbassin - in der gegenüberliegenden Ecke eine Voliere mit Singvögeln.

  • Nachdem sich Narcissa sozusagen selbst hereingelassen und wieder mal breit gemacht hatte, spazierte sie nun in aller Seelenruhe durch ihr Reich. Denn genau das war der Garten, dessen jetziger Zustand ihr zu verdanken war, nachdem man ihn längere Zeit vernachlässigt hatte. Sie hatte Zöglinge aus ihrer Heimat mitgebracht und Pflanzen lassen, dafür gesorgt, dass delikate Küchenkräuter wuchsen und, etwas worauf sie besonders Stolz war, die Singvögel ausgewählt. Es war einfach herrlich wieder hier zu sein und zu sehen, wie prächtig sich alles entwickelt hatte. Zumal sie genügend Eindruck (oder Furcht!?) bei den Sklaven hinterlassen hatte, so dass diese ihren Garten auch in ihrer Abwesenheit pflegten. Zufrieden lächelte sie und ließ sich dann in der Sitzecke nieder.



    Gerade dann kam Aesara - die Küchensklavin - und brachte ein Tablett mit allerlei Erfrischungen; neben Wein, Wasser und Saft stand eine Schale mit frischem Obst und Gebäck bereit. Das war der perfekte Zeitpunkt die Gedanken der schwarzhaarigen Iunia auf ein neues und interessantes Thema zu lenken. Iunia Serrana. Die Neue. Wer sie wohl war? Sie hoffte nur die Verwandte war in der Stimmung sie zu empfangen und ließ sich dazu nicht allzu viel Zeit. Schließlich konnte sie nicht den ganzen Tag fernbleiben und musste spätestens bei Einbruch der Dunkelheit in der Casa Decima Mercator angekommen sein.

  • Serrana war gerade dabei, Adula zum gefühlten zwanzigsten Mal zu erklären, wie man Stola und Palla am vorteilhaftesten drapieren konnte, als Araros an ihre Tür klopfte und meldete, dass die Herrin Iunia Narcissa soeben angekommen sei und im Hortus auf sie warte.


    Eine andere Iunia? Serrana konnte es kaum glauben. Das bedeutete ja, dass sie endlich ein Mitglied der Familie ihres Vaters kennenlernen würde! Wie sie wohl sein würde? Und wie alt? Vielleicht war Narcissa ja eine freundliche ältere Matrone, die ihr von ihren gemeinsamen Verwandten erzählen konnte.
    Serrana ließ die Palla achtlos auf das Bett fallen und eilte so schnell wie sie konnte in den Hortus, wobei sie zum ersten Mal sogar Adula abhängte.
    Atemlos und mit vor Aufregung gerötetem Gesicht betrat sie den Garten und ging auf die weilbliche Gestalt zu, die ihr den Rücken zukehrte.


    "Salve, du musst Iunia Narcissa sein, ich freue mich sehr dich kennenzulernen!"

  • Für einige Augenblicke ließ Narcissa das Leben Leben sein und kümmerte sich nicht weiter darum. Der Wein war dunkel und vollmundig, die Trauben dick und saftig und die Vögel sangen so angenehm, dass Narcissa nur noch seufzen konnte und wünschte, der Tag würde so schnell nicht wieder aufhören. Allerdings störte eine junge Frauenstimme ihre Ruhe und Narcissa drehte sich halb um, natürlich ohne aufzustehen. Als ihr allerdings klar war, dass dort keine Sklavin sprach, erhob sie sich doch und lächelte freundlich. Doch bevor sie den Gruß erwiderte konnte es es sich nicht verkneifen den Blick über die Gestalt vor sich gleiten zu lassen. Iunia Serrana musste in ihrem Alter sein, jedenfalls nicht viel älter oder jünger. Sie hatte braunes Haar und ebenso braune Augen (wie langweilig, wo blieb denn da der Kontrast!?), ihr Körper schlank (sie war sicher noch keine Mutter, oder etwa doch!?) und ihre Aufmachung schlicht (Konstrast? Hallo?). Alles in allem eher eine unscheinbare junge Frau. Aber wer wußte es schon genau, stille Wasser sind tief, sagte man und so ließ Narcissa lieber Vorsicht walten.


    "Ja, die bin ich. Es freut mich sehr. Ehrlich gesagt habe ich nicht gewußt, dass eine weitere Iunia hier in Rom weilt und es freut mich ganz besonders, dass du in meinem Alter bist." Sie grinste verschwörerisch. "Komm setz dich, dann klären wir unsere langweiligen Familenverhältnisse und berichten, was wir bisher erlebt haben."

  • Serrana war im ersten Augenblick wie geblendet. In Gedanken hatte sie sich schon auf eine ältere rundliche Dame mit grauen Haaren eingestellt, aber damit hatte die Narcissa, die jetzt vor ihr stand nun gar nichts gemein. Sie war groß, auf jeden Fall ein ganzes Stück größer als sie selbst, hatte seidiges schwarzes Haar und blitzende blaue Augen. Und ganz offensichtlich war sie alles andere als eine Matrone sondern in ihrem Alter. An ihrer Aufmachung schien alles perfekt zu sein. Ihr zweifellos kostbares Gewand schimmerte in einem wunderschönen Blauton, und ihr Haar war perfekt frisiert. Ganz offensichtlich besaß Narcissa eine Leibsklavin, die ihr Handwerk verstand,dachte Serrana und warf einen wehmütigen Blick zurück auf Adula, die mittlerweile auch im Garten angekommen war. Nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Rom fühlte Serrana sich unbedeutend und nichtssagend, aber die Freude über die neue Verwandte überwog.


    "Ja, das ist eine gute Idee, ich habe schon einmal versucht, mich mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Iunier auseinander zu setzen, aber es ist scheinbar furchtbar kompliziert"


    Serrana erwiderte Narcissas Lächeln und nahm neben ihr Platz.

  • Narcissa kicherte und setzte sich, griff nach ihren Weinbecher und trank einen großen Schluck. Serrana würde sich selber nehmen oder aber ihre Sklavin, welche nun hinter ihr stand. Jedenfalls nahm Narcissa an es wäre ihre Sklavin, denn dieses Bauernmädchen hatte sie sicherlich nicht ausgesucht. Der verblüffte Blick ihrer Verwandten war Gold wert!


    "Ach, unsere Familie ist groß und außerdem gibt es drei Linien. Das kann sehr unübersichtlich sein." Meinte sie gönnerhaft und verschwieg direkt erstmal, aus welcher Gegend sie eigentlich kam. "Wie lange bist du denn schon hier und wieso weiß ich nichts davon!?" meinte sie halb im Scherz und halb Ernst. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet und mochte Überraschungen auch nicht sonderlich. Nun galt es herauszufinden aus welchem Holz die junge Frau geschnitzt war. "Bist du ganz alleine hier?" fragte sie erstaunt. Anscheinend waren die Frauen der gents alle irgendwie recht selbstständig. Aber alt genug um verheiratet zu sein war Serrana doch. Ach, soo viele Fragen brannten ihr auf der Zunge. Da trank sie lieber noch etwas Wein.

  • Serrana sah fasziniert zu, mit welchem Tempo Narcissa den Wein in ihrer Hand trank. Sie konnte sich noch allzu gut an die endlosen Vorträge daheim erinnern, dass eine Dame nur wie ein Vögelchen am Kelch zu nippen habe um nicht unpassend aufzufallen. Das eine oder andere Mal hatte sie sich von Großmutter Lavinia einen schmerzhaften Schlag auf die Fingerknöchel gefallen lassen müssen, wenn die der Meinung gewesen war, Serrana trinke zu schnell. Narcissa war da offensichtlich durch eine andere Schule gegangen, oder aber dieser Punkt der Erziehung war bei ihr nicht haften geblieben...


    Sie riss ihren Blick von Narcissas Weinkelch los und beeilte sich zu antworten.


    "Oh, ich bin erst vor einigen Tagen hier in Rom angekommen und kenne mich noch gar nicht richtig aus hier." Dann erinnerte sie sich an Narcissas zweite Frage.


    "Ja, ich bin ganz allein hier, deshalb freue ich mich auch so dich kennenzulernen." Sie lächelte ihre neugewonnene Verwandte aufrichtig an.

  • Ganz allein? Kein Verwandter oder sonstiger Aufpasser!? Überrascht hob sich eine von Narcissas dunklen, fein säuberlich gezupgten Augenbrauen. Oh, süße Freiheit! dachte sie und grinste. Serrana konnte tun und lassen was sie wollte und solange sie die Sklaven genug im Zaum hatte, dass diese es nicht weitertratschten, war sie vor Zurechtweisungen sicher. Mit einem Schlag beneidete sie ihre junge Verwandte und wünschte, sie hätte auch hier gewohnt. Was alleine schon Spaß machte, mußte doch zu zweit ungleich mehr Freude bringen, oder? Sie grinste weiterhin und aß ein wenig von dem Obst.


    "Das ist toll! Das ganze Haus für dich alleine und du beschwerst dich noch? Wir können gerne tauschen." neckte sie die Brünette und schob sich eine Traube in den Mund. "Kennst du denn Silanus, unseren Pater Familias? Er ist zur Zeit im den überaus schnöden Germanien. Er hat mir gar nichts von dir erzählt." Jetzt wurde sie doch etwas hellhörig. "Von wo kommst du und wer sind deine Eltern?" fragte sie gerade heraus.

  • Serrana runzelte ein wenig irritiert die Stirn als ihr wieder einfiel, warum ihr Narcissas Name gleich so bekannt vorgekommen war. Hatten ihr die Sklaven nicht erzählt, Narcissa und Silanus seien vor einiger Zeit gemeinsam nach Germanien aufgebrochen? Aber warum war er dann immer noch dort und Narcissa nicht?
    Das weckte ihre Neugier, aber da sie nicht genau wusste, wie sie danach am besten fragen sollte, ohne allzu indiskret zu wirken, entschloss sie sich, erst einmal selbst auf Narcissas Fragen zu antworten.


    "Mein Vater war Manius Iunius Macro, und er und Silanus haben sich wohl während der gemeinsamen Zeit beim Militär kennengelernt. Allerdings ist mein Vater vor einigen Jahren gestorben, deshalb kann ich dir keine Einzelheiten dazu erzählen. Und meine Mutter hieß Marcilia Alba und kam aus der Campania. Sie ist schon tot, seit ich fünf Jahre alt bin und ich wünschte, ich könnte mich besser an sie erinnern. Eigentlich weiss ich kaum noch, wie sie aussah, aber Adula - mit diesen Worten wies sie hinter sich- sagt, sie sehr schön und liebenswert gewesen".
    Serrana spürte die altbekannte Traurigkeit in sich aufsteigen, und griff kurzentschlossen nach einem zweiten Weinkelch. Der Wein schmeckte schwer und würzig und schien tatsächlich ein wenig zu helfen.


    "Ich weiss, dass Silanus der Pater Familias ist, aber ich kenne ihn nicht persönlich. Mir ist nur sein Name wieder eingefallen, als ich einen Weg gesucht habe, um möglichst schnell aus der Campania wegzukommen und deshalb habe ich ihm einen Brief geschrieben.
    Und er war so freundlich und hat mir angeboten, nach Rom zu kommen und in diesem Haus zu wohnen."
    schloss sie und fühlte wieder einmal eine Woge der Dankbarkeit und Sympathie für den unbekannten Verwandten.


    "Wo wohnst du denn im Moment?" fragte sie dann.

  • "Dann waren dein Urgroßvater und mein Großvater Brüder." sagte Narcissa triumphierend, die sich den Stammbaum vor Augen hielt. Es war verwirrend, aber wenn man den Dreh einmal raus hatte konnte man solche verwandtschaftlichen Beziehungen schnell erkennen. "Sind wir dann nicht sozusagen sowas wie Groß-Groß-Cousinen!?" Narcissa zwinkerte und lachte und trank noch einen Schluck vom ihrem Wein und bemerkte anerkennend, dass auch Serrana davon trank. Unverdünnt. Sie traf nicht viele Frauen die das taten und freute sich insgeheim darüber. "Meine Eltern sind Iullus Iunius Piso und Iunia Pinna, ich habe noch zwei ältere Brüder und zwei jüngere Schwestern, wobei die Jüngste, Vestina, zwölf Jahre jünger als ich ist. Aber der Rest meiner Familie ist noch in Achaia und ich hoffe das bleibt auch erstmal so." Narcissa versuchte ihre Verbitterung nicht allzu deutlich heraushören zu lassen und grinste lieber.


    "Ja, Silanus kann sehr freundlich sein, wenn er will. Das war ein großzügiges Angebot. Warum bist du denn so schnell abgereist? Also, gab es einen bestimmten Grund oder hat dich die ewige Stadt gelockt?" Anders als Serrana hatte Narcissa überhaupt keine Probleme damit, direkt nachzufragen, wenn sie etwas wissen wollte. Doch dann kam die Sprache auf ihren derzeitigen Wohnort und sie grinste schuldbewußt. "Im Gegensatz zu dir genieße ich nicht die Freiheit hier alleine wohnen zu dürfen, Silanus hat dafür gesorgt, dass ich bei seinem Patron unterkomme. Marcus Decimus Livianus, vielleicht hast du von ihm gehört? Die Straßen sind voll von Gerüchten über ihn, seit er aus der Gefangenschaft der Parther befreit wurde. Er ist sowas wie ein Held, sein Leben lang Soldat gewesen und der Kaiser hält große Stücke auf ihn." Sie nippte an ihrem Wein und lächelte schwärmerisch. "Und nett ist er auch." sagte sie und grinste.

  • Narcissa lebte also in Livianus Haus? Serrana spürte wie ihr bei der Erwähnung des Namens die Hitze in die Wangen stieg und hoffte inständig, dass ihre Cousine das nicht bemerkte. Und er war nicht nur Senator und Praetor sondern obendrein auch noch ein bekannter Kriegsheld? Unfassbar, dass ausgerechnet so jemand der erste Mensch gewesen war, den sie bei ihrer Ankunft in Rom kennengelernt hatte...Ohne es zu merken, lächelte Serrana bei dem Gedanken vor sich hin, doch dann wurde ihr bewusst, dass Narcissa noch auf eine Antwort wartete.


    "Ja, er ist nett" bestätigte sie. "Ich hab ihn bei meiner Ankunft hier im Haus kennengelernt. Naja, kennengelernt ist wohl das falsche Wort, er ist dazu gekommen, als ich vor der Tür gewartet habe." fügte sie schnell hinzu und hatte das Gefühl schon wieder rot zu werden.


    "Ich hab mich in der letzten Zeit in Nola nur noch furchtbar unglücklich gefühlt" antwortete sie dann auf Narcissas Frage. "Ich war ohnehin schon sehr traurig, weil mein Großvater gestorben ist, der mich großgezogen hat. Und dann hat meine Großmutter einfach eine Ehe zwischen mir und unserem Nachbarn vereinbart, ohne mich auch nur einmal nach meiner Meinung zu fragen." Sie sah Narcissa an und hoffte, dass die sie irgendwie verstehen würde.
    "Dieser Mann ist wirklich furchtbar abstoßend", fuhr sie stockend fort. "Nicht nur, dass er nicht gut aussieht, daran hätte ich mich vielleicht noch gewöhnen können... Er ist auch so unsäglich dumm und von sich überzeugt... Ich hab ein paar Mal versucht, ihm zu erklären, dass ich nicht seine Frau werden will, aber er hat es einfach nicht akzeptiert. Ständig hat er mir aufgelauert, egal wo ich hingegangen bin. Immer wenn ich nicht damit gerechnet habe, tauchte er auf einmal auf und hat mich verfolgt, es war wirklich widerlich..... Ich musste dort einfach weg...." Serrana bekam bei der ungeliebten Erinnerung eine Gänsehaut und entschied sich für einen weiteren Schluck Wein.


    "Deshalb bin ich auch wirklich froh, dass Adula jetzt bei mir ist" sagte sie und warf ihrer Sklavin einen dankbaren Blick zu.
    Dann sah sie wieder ihre neugewonnene Cousine an und betrachtete sie nachdenklich. Narcissa strahlte ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus, um das Serrana sie sehr beneidete, aber wirklich glücklich schien sie aus irgendeinem Grund auch nicht zu sein. Deshalb fühlte sie sich Narcissa gleich viel verbundener und lächelte sie an:


    "Ich freue mich wirklich sehr, dass wir uns endlich kennengelernt haben, liebe Groß-Groß-Cousine."

  • "Du kennst Livianus!?" Jetzt war es an Narcissa erstaunt zu gucken. Neugierig hörte sie sich die Erklärung an und lächelte, er hatte ihr gar nichts davon erzählt - worauf sie ihn dann später noch ansprechen würde. "Wenn das so ist dann wäre es doch sicherlich eine nette Idee, du würdest mich mal besuchen kommen. Kein Fest oder so was aufwendiges, aber vielleicht nimmst du an der cena teil, dann lernst du den Rest der Decima kennen. Es gibt dort den ein oder anderen jungen, unverheirateten Mann." Narcissa kicherte und nickte dann verständnisvoll, diese Geschichte kam ihr bekannt vor und sie hatte absolutes Verständnis für ihre Cousine.


    "Das klingt fast wie bei mir. Die Heiratspolitik meines Vaters sorgte dafür, dass ich nach Rom kam, nachdem ich mich standhaft geweigert habe einen Händler aus der Nachbarschaft zu ehelichen. Ein dicker und alter Mann, nicht wirklich hässlich, aber von sehr ... mhhh ... schmierigem ... Wesen. Widerwärtig! Wieso nur muss Geld das einzige Entscheidungskriterium sein? Nein, ein Mann mit Macht und Charisma ist mehr wert. Findest du nicht?" Sie grinste verschwörerisch und nippte wieder an ihrem Wein. "Hast du dich denn in Rom schon umgesehen? Du hast doch sicherlich vor dich zu verheiraten, oder? Wie müsste er denns ein, der Mann, den du freiwillig heiratest?" Wie gewohnt fragte sie auch hier ganz offen nach und dachte keinen Moment daran, dass ihre Fragen vielleicht unpassend oder zu persönlich sein könnten. "Und überhaupt, was tust du hier den ganzen Tag? Ist dir nicht langweilig so allein? Oder hast du schon Freundinnen, mit denen du zusammen in die Thermen oder ins Theater gehst oder was man auch immer hier noch anstellen kann?"

  • Serrana wurde schon wieder rot und verfluchte sich in Gedanken selbst. Ob sie noch einen Schluck Wein trinken sollte?...
    Allmählich stieg ihr der ungewohnte Alkohol schon ein wenig in den Kopf, aber er wirkte auch so herrlich entspannend.
    Ein Besuch in der Casa Decima? Serrana fand diese Idee sehr aufregend, aber nur einen Augenblick später packten sie wieder die gewohnten Selbstzweifel. Die Menschen dort waren sicherlich alle furchtbar elegant und weltgewandt, was sollte sie da überhaupt? Bei der Vorstellung, noch einmal so einen erbärmlichen Eindruck zu machen wie seinerzeit bei Livianus wurde ihr ganz schlecht. Aber mit etwas Glück hatte er dieses Zusammentreffen ohnehin längst vergessen und erinnerte sich gar nicht mehr an sie. Dann konnte sie auf eine neue Chance hoffen, zwar immer noch nicht vornehm oder besonders beeindruckend, aber doch immerhin in sauberer Kleidung und mit ordentlich frisiertem Haar.


    "Ja, das ist eine nette Idee" sagte sie dann an Narcissa gewandt. Ich komme dich sehr gern mal besuchen. Ich bin sehr gespannt darauf, mal ein anderes Haus zu sehen, vor allem wenn dort so viele Familienmitglieder wohnen."


    Dann dachte sie über Narcissas erste Frage nach. "Ehrlich gesagt krieg ich im Moment schon bei dem Gedanken an Heirat eine Gänsehaut, weil ich bei dem Wort immer an Balbus denken muss." sagte sie schaudernd. "Aber wer weiß, vielleicht treffe ich ja mal irgendwann jemanden bei dem das anders ist." Sie spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne. "Reich oder mächtig müsste er gar nicht sein" sagte sie dann."Das kann ich wohl auch gar nicht erwarten, schließlich habe ich selbst nicht viel mehr zu bieten als meinen Namen. "Aber es wäre schön, wenn ich mit ihm über alles reden könnte und....naja....gut aussehen darf er natürlich auch gern..." fügte sie hinzu und kicherte verlegen.


    Dann dachte sie an ihre beiden neugewonnenen Freundinnen und ihr Gesicht hellte sich auf. "Ich hab zwei ganz wundervolle junge Frauen in unserem Alter kennengelernt: Germanica Calvena und Caecilia Cara. Die würden dir sicher auch gefallen." Sie strahlte Narcissa an. "Ich will später noch mit Adula in den Thermen vorbeischauen, vielleicht sind die beiden ja auch dort. Hast du nicht Lust dorthin zu kommen?"

  • "Du musst doch nicht rot werden." Narcissa lachte laut und grinste ihre Verwandte an. "Livianus ist auch nur ein Mann, keine Angst. Und er ist wirklich nett und seine Familie auch. Du bist ganz sicher gern gesehen bei ihnen. Sie ertragen schließlich auch mich!" Sie grinste süffisant und hatte kein Problem damit sich selbst etwas auf die Schippe zu nehmen, mit einem Schluck Wein spülte sie es herunter und grinste wieder. "Zusammen mit Livianus wohnen in der Casa Decima Mercator noch seine zwei Söhne, zwei Brüder, wobei einer eine Frau und Kinder hat und noch ein weiterer Verwandter mit seinen drei Kindern. Es ist wirklich sehr schön, so eine große Familie zu haben, immer ist etwas los und jemand da, mit dem man plaudern kann. Du wirst es sicher mögen." Plauderte sie weiter und wies Phila an, ihr Rauchkraut hervorzuzaubern. Mit gekonnten (da oft genug getan) Bewegungen baute diese ein kleines Gefäß auf, in dem ein Stück Kohle platziert und angezündet wurde. Darauf drapierte sie dann ein süßlich riechendes, grünes Kraut, welches sofort anfing zu glühen. Dichter Nebel stieg auf in einer feinen, senkrechten Rauchsäule, von der Narcissa einen tiefen Atemzug nahm. Fragend blickte sie zu Serrana, um verständlich zu machen, dass sie sich ebenfalls bedienen durfte, wenn sie wollte. Glücklich und sichtlich entspannt lehnte sich Narcissa zurück und genoß ihr Leben - in vollen Zügen sozusagen. ( :D )


    Erst, als Serrana einen äußerst unpassenden Kommentar machte, richtete sie sich wieder auf und ihre Aufmerksamkeit zu ihrer Cousine. "Reich und mächtig braucht er nicht sein!?!?" echote sie ungläubig und schaute skeptisch zu der Brünetten. Ganz so als hätte diese gerade zugegeben von einer Ziege gezeugt worden zu sein. Natürlich grinste sie, als Serrana kicherte, aber sie konnte es nicht unkommentiert lassen. "Cousinchen, lass mich dir einen Rat geben. Verkauf dich nicht unter Wert, du hast viel viel mehr zu bieten als nur den Namen unserer Gents. Sei Stolz, Mädchen! Ein Mann sollte dir alles bieten, was du brauchst, er muß aus gutem Hause sein, dir Sicherheit und Luxus bieten, ganz so, wie du es verdienst. Und wenn er weder Reich noch Mächtig ist, kann er das nicht und du wirst ein unglückliches Leben als unbedeutende Frau fristen, deren einzige Bestimmung die Geburt von Söhnen ist." Sie schnaubte enttäuscht und schnalzte mit der Zunge, sie hielt von so einem Leben nichts und das machte sie deutlich. Energisch zog sie an dem Rauchkraut und nippte etwas Wein. Sie konnte nur beten, dass ihre Verwandte sich an ihre Worte erinnerte, wenn es wirklich darauf ankam. Pah! Nicht reich und mächtig! Zu was sonst waren Männer denn dann gut???


    "Ja, Therma klingt gut. Richtig gut. Ich werd nur erst zu Livianus gehn müssen und ihn fragen. Aber ich denke, dass ich ihn überreden kann." Sie grinste freudig und beugte sich dann nach vorne. "Ich muß dir wohl nicht sagen, dass du ihm weder vom Wein noch vom Kraut etwas erzählst, richtig? Kein Wort darüber verlässt diesen Garten!" meinte sie halb verschwörerisch und halb drohend.

  • Dankbar nahm Serrana zur Kenntnis, dass sich Narcissa nicht über ihre Verlegenheit lustig machte, sondern sie stattdessen ermutigte. Vielleicht würde der geplante Besuch doch nicht ganz so katastrophal werden, wie sie es sich bereits vorgestellt hatte.


    Dann jedoch beobachtete sie mit wachsender Erstaunen Narcissas dunkelhäutige Sklavin, die schnell und routiniert etwas zusammenbaute, von dem Serrana bislang nicht einmal gewusst hatte, dass es überhaupt existierte. Bald nahm auch sie den unbekannten aber durchaus angenehmen Geruch war, der von dem Becken aufstieg und betrachtete fasziniert, wie ihre Cousine einen tiefen Zug davon nahm.


    "Was in aller Welt ist das denn?" fragte sie schließlich neugierig und schnupperte noch einmal.

  • Nur eine hochgezogene Augenbraue wies Narcissa als reaktion auf, als iher Cousine fragte, was das wäre. Ihre Großeltern hatten gute Arbeit geleistet und die Kleine wahrscheinlich von allem ferngehalten, dass Spaß machte. Daher lächelte die Schwarzhaarige nur gönnerhaft und winkte Phila, die das Kraut näher zu Serrana brachte. "Hanf, meine Liebe. Man atmet es sein, es entspannt und macht ... nun ja ... glücklich. Probier einfach." Sie lächelte und nippte an ihrem Wein. Es war noch nicht allzu lange her, dass sie damti angefangen hatte, eine ihrer vielen Anti-Langeweile Beschäftigungen aus Confluentes. Und eine von vielen Beschäftigungen, von denen Silanus den Göttern sei Dank nichts mitbekommen hatte. Sonst wäre er vermutlich richtig böse geworden. Sie kicherte und stellte sich vor sie Silanus wohl aussah, wenn er wirklich richtig böse wurde und sie fand ihn immer noch niedlich dabei. Dass diese belustigte Reaktion wohl hauptsächlich auf dem schon konsumierten Rauschkraut lag, entging ihr dabei völlig.

  • Auf Narcissas Aufforderung hin beugte sich Serrana etwas näher über das Kraut und sog den Rauch diesmal ein wenig tiefer ein. ....Das roch wirklich sehr gut... Sie spürte, wie es sich in ihrem Kopf allmählich zu drehen begann und lehnte sich schnell wieder zurück. Ganz wohl war ihr ja nicht mehr, aber schließlich wollte sie später noch in die Therma gehen, da würde sie sich sicherlich wieder erholen können.
    Durch den Wein ein wenig mutiger geworden entschied sich Serrana jetzt doch einmal bei Narcissa wegen deren plötzlicher Rückkehr nach Rom nachzuhaken.


    "Da ist eine Sache, die ich nicht ganz verstehe" begann sie vorsichtig. "Die Sklaven haben mir erzählt, dass du mit Silanus nach Germanien gegangen bist, weil ihr beiden heiraten wolltet. Stimmt das etwa gar nicht?"

  • Ermutigend schob Narcissa ihr das qualmende Pöttchen hin und schaute anerkennend, wie Serrana einatmete und sie selig zurück lehnte. Dann grinste sie. "Ja, das stimmt. Oder besser, es stimmte. Mein Vater hat mich zu Silanus geschickt, damit dieser mich heiratet. Aber dann wurde er versetzt, nach Germania, in diese schnöde, ereignislose Kälte, die nur durch etwas Regen und ein paar Soldaten unterbochen wird. Ich sage dir, es ist tatsächlich der Arsch der Welt. Schrecklich! Und so langweilig!" Sie seufzte halb traurig und halb erbost und sog noch einmal an dem Dämpfen. "Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass es Silanus nicht mal schafft, schaffte, einen dieser eingebildeten Priester einen richtigen Termin finden zu lassen und da habe ich ihm dann gesagt, was ich von ihm halte. Er ist ein unheimlich netter Mensch." So wie sie das sagte, klang es, als sei das etwas schlechtes. "Ich bin nicht aus Achaia weggegangen um in Confluentes zu versauern, ich wollte nach Rom. Also bin ich nach Rom. Von mir aus kann Silanus bleiben wo er ist." Ihre Stimme klang gehässig und nun auch tatsächlich erbost, daher trank sie einen großen Schluck vom Wein und ließ sich nachschütten. "Männer sind manchmal einfach herrlich dumm. Das wirst du auch noch feststellen. Jedenfalls wohne ich nun bei den Decimern und werde von dort aus nach einer guten Partie Ausschau halten. Eilig habe ich es damit nicht, aber ich denke, dass es darauf hinausläuft. Man kann ja schließlich nicht ewig Jungfrau bleiben." Sie zwinkerte verschwörerisch und grinste in sich hinein. Würde es nach ihr gehen (und das tat es) gab es schon den ein oder anderen Kandidaten, allerdings fiel die Wahl schwer.

  • Da Serrana es in ihrem bisherigen Leben gerade mal von der Campania bis nach Rom geschafft hatte, fand sie die Vorstellung auch einmal andere Länder kennenzulernen gar nicht so reizlos, auch wenn diese vielleicht kalt und unwirtlich waren. Irgendwie hatte sie jedoch das Gefühl, dass Narcissa und sie da unterschiedliche Maßstäbe hatten und behielt eine entsprechende Bemerkung lieber für sich.
    Und dass eine Frau selbständig nach einer guten Partie für die Ehe Ausschau halten könnte, auf diese Idee war sie bislang noch gar nicht gekommen. In ihrem bisherigen Leben waren alle wichtigen Entscheidungen fast ausschließlich von ihren Großeltern, besser gesagt ihrer Großmutter für sie getroffen worden, und Serranas Flucht nach Rom stellte im Grunde schon eine ungeheure Rebellion dagegen dar.
    Bei Narcissas letzter Bemerkung glaubte sie zuerst, sich verhört zu haben und bekam dann mal wieder rote Ohren.


    "Oh ich weiß nicht," sagte sie dann. "bevor ich die nächsten 30 Jahre im Schlafzimmer eines Mannes wie Gnaeus Balbus verbringe, würde ich wirklich lieber Jungfrau bleiben"

  • "Wer sagt denn, dass es 30 Jahre sein müssen!?" Nicht erst jetzt wurde Narcissa klar, wie unterschiedlich die beiden jungen Frauen waren. Sie grinste. "Nachbars Äpfel schmecken viel süßer." Sagte sie in einem Lehrerhaften Ton und blickte streng zu ihrer Cousine, bevor sie kicherte und schließlich in lautes Lachen fiel. Sie wußte nicht einmal, was daran so witzig war, konnte aber nicht aufhören zu lachen, bis ihr schließlich der Bauch wehtat und erste lachtränen aus ihren Augen kullerten.

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