Calliphana wohnte schon seit einer Woche in der Casa Sergia... Irgendwie gelang es ihr immer Centho aus dem Weg zu gehen, manchmal war es aber sehr sehr knapp, dass er sie fast entdeckt hätte. Einmal im Hortus, als sie gerade die Rosen betrachtete, und Makitros Anweisungen gab, von welchen Blumen sie gerne ein paar in ihr Cubiculum wünschte. Das andere Mal, als sie dabei war ihr Cubiculum zu betreten sprang Centhos Tür auf und er kam wütend raus. Das geschah so zeitgleich, sie dachte sie und ihr Geheimnis fliegen auf, da ihre Zimmer einander gegenüber waren. Doch zum Glück ging Centho schnellen Schrittes zum Logeum die Treppen hoch und sie konnte sich in ihr Cubiculum verstecken. Danach stand sie eine Stunde lang nur an die Tür gelehnt, ihr Herzklopfen war rasend schnell, und so laut, dass sie dachte man könnte damit morgens die Bürger Roms wecken.
Aber an diesem Morgen dachte sie, sie hätte schon alles geregelt, sich auch eingelebt in der Casa, und sie wusste auch immer, wann Centho aufbrach um seiner Arbeit nach zu gehen. Sie beschloss auf ihn im Atrium zu warten.
Wie immer war er morgens ein wenig durcheinander. Sie konnte ihn gut beobachten, sie stand direkt neben einer Säule an dem er auch vorbei musste. Er war ein wenig zu früh dran, gut dass Calliphana am morgen noch was zu erledigen hatte und so auch früher im Atrium war, sonst hätte sie zu lange umsonst auf ihn gewartet, und wäre selber zu spät zur Arbeit gekommen.
Sein Haar sah noch zerzaust aus, er schien müde zu sein. Hatte er etwa die ganze Nacht lang gearbeitet? Er war vollgepackt mit Rollen, ohne die würde man ihn kaum noch erkennen... Sie musste schmunzeln, von seinem Erscheinungsbild könnte man die Rollen gar nicht mehr weg denken. Als wären sie ein Accessoire, wie eine Tasche oder Dekoration an der Kleidung. Aber das unterstrich nur die Aussage, dass er ein tüchtiger und lernwilliger Mensch war, dem ehrliche Arbeit viel mehr Wert hatte, als durch gefeierte Abende in Tavernen.
Sie stand jetzt genau in seinem Blickfeld, ungefähr 50 Schritte vor ihm, aber er schien sie nicht mal zu beachten. Er war völlig in Gedanken vertieft, aber sie lächelte ihn dennoch weiterhin an.
Kaum zu glauben, er wäre wirklich ohne zu grüßen oder sie zu bemerken an ihr vorbei gegangen, hätte sie ihm nichts hinterher gerufen!
"Carissime, ist dies etwa die Art deine Liebste zu begrüßen? Sie nicht mal zu beachten?" - fragte sie ihn erstaunt...