"310"
Marei
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- Sklavenmarkt
- Titus Tranquillus
-
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Nun ja, langsam aber sicher mußte ich mich entscheiden, was ich wollte! Ach was soll’s, dachte ich.
„350 Sesterzen!“, rief ich. -
"360"
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„380 Sesterzen!“,
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Schsde die kleine war zu teuer. Sie war höchstens die Hälft wert aber war sollte es.
Sim-Off: ups zu späht
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Auf einmal regnete es quasi Zahlen vom Himmel. Der Zahlenstrom stoppte bei einer bestimmten Zahl. Mit offenem Mund sah Marei die Frau an welcher sie eine Verbeugung gezeigt hatte. "Oh..." stammelte Marei und ging in die Knie, um ihren Habseligkeitenbeutel vom Boden aufzuheben. Sie stand schnell wieder auf und näherte sich dem Rand des Podiums, in der Absicht diese zu verlassen. "...380 Münzen... für mich!" Ihre kindliche Überraschung war echt und nicht gespielt! "Ich brauche dein Wasser nicht mehr, lieber Sklavenhändler, ich gehe jetzt und schon mal runter. Du brauchst mich nicht zu schubsen." Noch einmal ging sie in die Knie, diesmal, um sich an der Podiumskante auf den Hosenboden zu setzen. Jetzt konnten ihre Beine zu Pudding werden.. was kam jetzt auf sie zu? Mit baumelnden Beinen wartete sie auf die Flavierin und suchte zugleich nach Alaina.
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Leider war die Flavia schneller als sie und im letzten Augenblick überbot sie doch glatt die Scriba des Senators. Aber wirklich sauer oder traurig war sie nicht, hatte Livianus eben Geld gespart. Sie lächelte Celerina zu und neigte höflich den Kopf.
"Meinen Glückwunsch zum Erwerb der Sklavin!" es war ehrlich gemeint.
Da sie nun Marei nicht erworben hatte, ignorierte sie das Kind.
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Nach dem mehr als schleppenden Beginn kam die Versteigerung doch noch in Fahrt und Titus' Miene hellte sich ein klein wenig auf. "350... 360... 380... höre ich mehr? Zum ersten... zum zweiten... und zum dritten! 380 Sesterze für unsere kleine wandelnde Straßenkarte!"
Das Geschäft war gemacht und da sich die Kleine schon auf den Weg zu ihrer neuen Besitzerin machte, blieb Titus nur noch die Abrechnung übrig.
Sim-Off: 380 Sesterzen bitte an die Staatskasse II überweisen.
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Nachdem ich den Zuschlag für das Mädchen erhalten hatte, schickte ich meine Leibsklavin Charis nach vorne zu dem Podest, um einerseits die Rechnung zu begleichen und andererseits das Kind zu holen. Ich hatte vor, die Kleine erst einmal neu einkleiden zu lassen. Den Fetzen den sie trug, war alles andere als akzeptabel. Außerdem wollte ich mir Zeit nehmen, um sie näher kennenzulernen.
Meine Mitbieterin sah kurz zu mir herüber und beglückwünschte mich. Ob ich tatsächlich zu beglückwünschen war, würde die Zeit noch zeigen. Ich hatte die Kleine nicht des Bedarfs wegen gekauft. Es war viel mehr eine Laune gewesen.
"Danke sehr!", antwortete ich kurz und lächelnd, sah dann aber wieder in die Richtung zu meiner Sklavin, soeben dem Sklavenhändler die Sesterzen übergeben hatte und nun das Mädchen zu mir brachte.
Ich musterte das Mädchen ganz genau und als sie endlich vor mir stand, sprach ich sie auch an.
"So, du bist also mein neuestes Schmuckstück in meiner Sammlung! Wie ruft man dich?"Sim-Off: Überwiesen!
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Sie musste über des Sklavenhändlers Worte lachen. Sie lachte immer noch als die Sklavin zu ihr kam und zu der Frau führte, die sie ersteigert hatte. Mühsam würgte Marei das Lachen ab und erwiderte fast schon fröhlich. "Mein Name ist die wandelnde Straßenkarte auf zwei Beinen." Sie biss sich auf die Lippen und versuchte sich selbst nicht als bloßes Schmuckstück vorzustellen. "Ansonsten ruft und nennt man mich Marei. Ich bin acht Jahre alt. Ich kann weder lesen noch schreiben noch Hausarbeit noch Gartenarbeit. Dafür kenne ich mich in den Straßen Roms gut aus, denn ich wurde als Brief-Bote oder mündlicher Nachrichtenüberbringer eingesetzt." beantwortete sie die Frage der Flavierin. "Und wer bist du? Oder wer seid ihr?" fragte Marei Celerina und Charis nacheinander, blickte beide neigierig aus ihren grau-grünen Augen an.
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Ich mußte einfach grinsen, als die Kleine den Mund aufmachte. Die wandelnde Straßenkarte auf zwei Beinen! Wirklich orginell! Trotzallem fiel mir auf, daß sie noch immer sehr vorwitzig war und ungefragt das Wort ergriff.
"So, Merei heißt du also! Nun gut Marei, das werden wir Schritt für Schritt ändern! Zuerst einmal werden wir dir ein paar neue Kleider kaufen, denn so kannst du unmöglich herumlaufen. Dann wirst du dein neues Zuhause kennenlerne, die Villa Aurelia. Und glaube mir, dort wirst du alles lernen, was eine gute Sklavin wissen muß: Lesen, Schreiben, Haus- und auch Gartenarbeiten!"
Charis hatte dem Mädchen einen warnenden Blick zugeworfen, denn es ziemte sich nicht für einen Sklaven, seinen Herrn unaufgefordert anzusprechen. Diesmal ließ ich dies allerdings noch durchgehen. Das Mädchen wußte es einfach nicht besser!
"Mein Name ist Flavia Celerina. Ich bin die Gemahlin des Senators Aurelius Corvinus und du gehörst nun zu meinem Haushalt. Deshalb darfst du mich von nun an Herrin oder auch domina nennen!" -
"Neue Kleider? Für mich? Das ist toll!" staunte Marei über die Großzügigkeit der Frau. "Die Villa Aurelia kennt jedes Kind.. die Villa sah ich bisher nur von weitem." gab sie erzählend zu. Warum sagte die andere Sklavin nichts? Marei sah sie fragend an "Ich werde mich anstrengend, die Sachen zu lernen, die ich nicht kann." versprach sie mit ernsthafter Miene und freute sich auf die neuen Tätigkeiten. "Jawohl, domina. Du heisst Flavia Celerina und wohnst mit Aurelius Corvinus in der Villa Aurelia. Deine Villa wird mein neues Heim sein. Von dir bekomme ich neue Kleidung." wiederholte sie alles noch einmal und gab somit zu verstehen, dass sie alles verstanden hatte und bereit war es sich zu merken. "Welche Farbe trage ich ab nun? Rot und gelb? Wie das aurelische Siegel?"
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Gönnerisch lächelte ich dem jungen Ding zu. Natürlich war es gänzlich ungewohnt für sie, überhaupt etwas zu bekommen. Nur so wie sie jetzt war, konnte ich sie unmöglich mitnehmen, geschweige denn in der Öffentlichkeit herzeigen. Wenigstens war ihr die Villa Aurelia ein Begriff, wie ich ganz erfreut feststellen durfte. Dennoch würde es in der nahen Zukunft unumgänglich werden, das Mädchen in seine Schranken zu weisen. Für eine Sklavin war sie eindeutig zu gesprächig und vor allem Vorlaut.
"Möchtest du denn eine Tunika in rot und gelb? Oder magst du eine andere Farbe lieber? Nun gut, wir werden sehen! Dann laßt uns gehen!"
Ich begab mich wieder in meine Sänfte und nachdem die Träger wieder ihren Dienst versahen, setzte sich mein kleiner Zug wieder in Bewegung. Meine Leibsklavin Charis nahm sich nun Marei an, die dafür Sorge zu tragen hatte, daß das Kind nicht entschwand.
"So, Marei heißt du also! Ich bin Charis", sagte die Sklavin schließlich, wobei man nicht abschätzen konnte, ob sie der Neuen wohlgesonnen war, oder auch nicht. Im Gegensatz zu ihrer Herrin, war sie nicht restlos auf Kinder versessen. Marei war eine Sklavin, genauso wie sie auch. Sie war nur etwas jünger, viel jünger. Mehr nicht! -
Eine neue Tunika! "Aber.. aber.. ja doch, Herrin. Gerne hätte ich ein Kleid in rot-gelb." begisterte Marei sich und nickte strahlend. Die Flavierin entschwand in ihre Sänfte. Es ging weiter. Ging es schon zur Villa Aurelia zurück? Sie war gespannt auf diese Villa, die sie bisher nur von weitem gesehen hatte. Was für Überraschungen warteten noch auf sie? Sie wollte es wissen. Marei rutschte vorsichtig vom Podium runter und lief neben der anderen Sklavin her. "Salve, Charis. Die domina ist aber nett!" Marei nickte der Sklavin zu, warf ihr Bündel über die Schulter und bemühte sich Schritt im Gefolge der Flavierin zu halten.
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Charis wäre sogar eher im Boden versunken, als sie hörte, mit welchen vorlauten Bemerkungen die junge Sklavin auffiel. Am liebsten hätte sie ihr Einhalt geboten, aber noch gefiel es der Herrin. Fragte sich nur, wie lange noch. Sie war zwar noch nicht lange bei der Flavierin doch wußte sie nur zu gut, wie schnell sich ihre Laune ändern konnte. ‚Gerade noch quietschfiedel konnte sie blitzschnell zur gefährlichen Giftschlange werden, die es sich besonders zum Spaß machte, ihre Sklaven, die sich gerade in ihrer Umgebung aufhielten zu quälen.
Nachdem Celerina nun endlich außer Hörweite war, empfand es die Makedonierin als weitaus besser, sich mit der Neuen zu unterhalten. "Im Augenblick ist sie nett. Das kann sich aber auch ganz schnell wieder ändern. Wenn du auf meinen Rat hören willst, dann bringe sie ja nicht dazu, sich zu ärgern. Damit machst du dir unter den anderen Sklaven keine Freunde!" Sie betrachtete die Neue von der Seite und ihr wurde plötzlich bewußt, wie gut sie es doch in ihrer Kindheit gehabt hatte, durfte sie doch die ersten Jahre ihres Lebens mit ihren Eltern zusammenleben.
"Hast du Hunger?" -
"Ohjemine..." hauchte Marei eingeschüchtert und nickte eilig. "Ich werde mich in acht nehmen! Weisst du, Charis, ich weiss schon, wie das ist mit dem Ärger kriegen von den Sklaven. Aber davon war ich noch nimmer betroffen. Niemand spricht mit einem oder gibt die unangenehmsten Aufgaben weiter, obwohl man gar nicht für diese Aufgaben zuständig ist. Schlimmer wird es, wenn man bei den Aufgaben vom Herrn erwischt wird, dann darf man nämlich nicht über den anderen petzen, sonst wird der Ärger noch schlimmer." Sie seufzte hörbar und nickte. "Ja, ich habe Hunger. Weiches Brot esse ich gerne, dann wackeln meine Milchzähne nicht." erzählte Marei und schulterte den Beutel auf der anderen Schulter.
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