Out of the rolling ocean the crowd
Out of the rolling ocean the crowd came a drop gently to me,
Whispering I love you, before long I die,
I have travel'd a long way merely to look on you to touch you,
For I could not die till I once look'd on you,
For I fear'd I might afterward lose you.
Now we have met, we have look'd, we are safe,
Return in peace to the ocean my love,
I too am part of that ocean my love, we are not so much separated,
Behold the great rondure, the cohesion of all, how perfect!
But as for me, for you, the irresistible sea is to separate us,
As for an hour carrying us diverse, yet cannot carry us diverse forever;
Be not impatient - a little space - know you I salute the air, the ocean
and the land,
Every day at sundown for your dear sake my love
Walt Whitman 1819-1892
Die Nacht war stürmisch gewesen. Die ersten Herbststürme kamen über das Land. Der Wind suchte sich pfeifend seinen Weg durch jeden Ritz und jede Fuge. Doch als der Morgen anbrach, war alles vorbei. Nur die windschiefen Bäume, die das Flussufer säumten, erinnerten noch daran, an die heftigen Windböen der letzten Nacht. Selbst das Meer lag still und glatt da. Sanft umspielte ein feiner Wind das dürre Gras, das aus den Dünen hervor lugte. Die Ebbe hatte den Wind wieder mit aufs Meer hinaus getragen, so hätte man meinen können.
Im Schlick waren Fußspuren zu sehen. Eine Gestalt, in einem grobgewebten wollenen Umhang gehüllt, der sie vor den Kühle des Morgens schützen sollte, war bereits auf dem Weg hinaus, auf das Land, welches das Meer nur für kurze Zeit freigegeben hatte. Sie lief barfuß, um ihre Schuhe zu schonen. Seltsam anmutend waren ihre ersten Schritte in dem nassen Boden. Ihre Füße sanken leicht ein.
Wie schon so oft versuchte sie ihr Glück und richtete ihre Augen auf dem schlammigen Boden. Ab und an begann sie darin zu scharren. Ihr geübtes Auge hatte ihr schon oft genug einen guten Fang beschert und ihrer Familie ein gutes Abendessen.
In wenigen Stunden, wenn die Flut zurückkam, waren auch diese Spuren wieder endgültig vergangen. Vergangen, wie so vieles.
Viel zu früh war ich aufgewacht. Es war noch mitten in der Nacht. Ich hatte wieder einmal geträumt. Mein Traum war so real gewesen. Ich glaubte, den Wind in meinen Haaren zu spüren und das Salz des Meeres auf meinen Lippen zu schmecken. Wieder einmal hatte mich die Sehnsucht ergriffen und ich konnte nichts dagegen tun, als mich ihr wehrlos zu ergeben.
Ich stand auf, zog mir etwas über und ging hinunter auf die Straße. In ein oder zwei Stunden musste der Ofen entfacht werden, um die Brote darin zu backen. Noch waren kaum Menschen auf den Straßen. Nur das Poltern der Wagen, die in der Nacht in die Stadt hinein fuhren, war nicht zu überhören. Dieses ständige Knattern und Scheppern, ich ignorierte es schon fast ganz. So lange war ich schon hier in dieser unbarmherzigen Stadt, die mich langsam zu verschlingen drohte. Nur ein kleiner Rest von mir war an dem Ort, an dem ich einst entsprungen war. Nacht für Nacht wurde dieser kleine Rest weniger, bis er eines Tages ganz verschwunden war, wie meine Spuren am Strand des Meeres, damals vor so vielen Jahren.
Nichts gab es hier, was so war, wie der Ort meiner Herkunft. Das Meer war weit fort. Mehrere Stunden musste man gehen, um den Strand zu erreichen. Aber auch dort war alles anders. Das Meer war ein anderes. Eines, welches nicht von Ebbe und Flut beherrscht wurde.
Ich ging einige Schritte und dann ging ich noch weiter, immer weiter. Der Schein des Mondes wies mir den Weg. Die Zeit war ganz vergessen.
Bis ich an jenen stinkenden Pfuhl kam, der durch diese Stadt floss und sie in der Mitte teilte. Mein treuer Begleiter spiegelte sich verzerrt darin. Nichts hatte er gemein, mit jenem lebensspendendem blauen Band, das weit hinten in den sanften Hügeln Chill Daras entsprang und sich dann seinen Weg, vorbei an den Hügeln von Tara und der Brú na Bóinne bahnte, um dann in die Weiten des Meeres zu münden. Könnte ich doch nur eines Tage wieder dorthin zurückkehren. Als kleiner Tropfen im riesigen Meer.
Am Ufer des Tibers verharrte ich und ließ mich nieder. Dabei vergas ich alles um mich. Selbst das wiedergeborene Licht des neuen Tages, das stetig um mich herum zu erstarken begann, bemerkte ich nicht. Endlos lang starrte ich auf das dahinfließende Wasser. Könnte ich nur ein Tropfen sein.