Triclinium | Cena Candidati

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer, Gaius Octavius Victor


    Dann war es also wahr: Macer wollte Praetor werden! Dass er den Cursus Iuris allerdings erst jetzt absolviert hatte, erstaunte den Tiberier ein wenig - seiner Meinung nach sollte es zur Grundausbildung jedes Senators gehören, sich mit dem Recht zu beschäftigen! Aber nunja, Macer hatte sich ja ex caligae hochgearbeitet!


    "Sehr gut, sehr gut. Ich denke, wir würden hervorragend zusammenarbeiten."


    "Wir haben ja auch Pläne, die dann deine Arbeit betreffen könnten, Purgitius!"


    bemerkte Marcellus vielsagend. Durus wusste jedoch nicht, ob er sich über diese Äußerung freuen sollte, denn seine Pläne waren noch nicht vollständig ausgereift und eine Diskussion darüber würde möglicherweise Lücken offenlegen. Andererseits konnte sie natürlich auch inspirierend sein!


    Doch er musste auch nichts dazu sagen, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein weiterer Herr trat ein, den Durus kaum noch erwartet hatte: Octavius Victor kam herbeigeeilt und entschuldigte sich rasch. Er war einst selbst Praefectus Urbi gewesen, daher hatte Durus ihn eingeladen. Dennoch tat er so, als sei der Octavier ein alter Freund und lächelte


    "Octavius, wie schön, dass Du nun doch kommst! Wir haben bereits ein wenig angefangen, aber immerhin hast Du die Vorspeise nicht verpasst!"


    Ein Sklave eilte herbei und reichte Victor einen Blumenkranz, dann blickte er ratlos zu seinem Herrn: Der Octavier war ein gewesener Praetor, daher stand ihm eigentlich ein Platz auf dem Lectus Medius zu, doch dieser war bereits besetzt - wie auch die andere Kline! Durus musste schnell schalten, daher meinte er rasch


    "Claudius Lepidus, würdest du Octavius vielleicht deinen Platz überlassen?"


    Zwar würde Lepidus sich sicherlich ärgern aus dem Brennpunkt des Geschehens weiter auf die Zuschauerränge verschoben zu werden, doch andererseits würde Durus seine weitaus bedeutenderen Gäste beleidigen, wenn er sie nötigte, einen Rang hinabzurutschen - oder aber Victor. Und Lepidus würde das sicherlich verstehen...

  • So allmählich hatten alle ihren Platz eingenommen. Lepidus hatte es sich an Durus´ und Arvinia´s Seite gemütlich gemacht, als ein weiterer Gast den Raum betrat.
    Durus begrüßte ihn und es stellte sich heraus, das dies ein Octavier nicht minder hohem Prestige war.
    Lepidus hielt gerade einen Teller in der Hand, worauf er sich ein paar Köstlichkeiten legen lassen wollte, als Durus ihn bat, doch seinen Platz für den Octavier zu räumen.
    Ein wenig zerknirscht, sich jedoch nichts anmerken lassend erhob sich Lepidus.
    "Aber bitte doch."
    Und nahm an der Seite der Kline eine Art Hochstellung ein, denn diese Cena wollte er auf keinen Fall verpassen.

  • "Vielen Dank."


    meinte Durus und schenkte Lepidus ein etwas aufrichteres, dankbares Lächeln. Von zwei Plätzen weiter weg würde er die Gespräche hoffentlich ebenso gut belauschen können. Dann sprach er zu Victor


    "Nimm den Platz an meiner Seite ein, Octavius! Und tu dich an den Speisen gütlich!"


    Dann nahm er sich eine Olive und verspeiste sie genüsslich, ehe er sich an Vitorius Marcellus wandte


    "Er ist dein Nachfolger, Vitorius!"


    "Oh, sehr erfreulich! Wie geht es der Via Sacra? Sie war zu meinen Zeiten immer ein kleines Problem!"


    erwiderte Marcellus daraufhin in Richtung Victors. Durus jedoch hielt es für sinnvoll, eine kleine Erklärung abzugeben, zumal Victor nicht um den Anlass der Feier wusste.


    "Das ist Vitorius Marcellus, der ebenfalls Curator Viarum war. Nun jedoch kandidiert er an meiner Seite. Wir bewerben uns um das Consulat!"

  • Frauen! Ich hätte gut daran getan, auf Sofia und Charis zu hören. Die Herrin, hatten sie gesagt, braucht stets ein wenig länger im Bad. Ich hatte es nicht getan, und die Quittung war nun, dass wir vermutlich direkt zum promulsis hereinplatzen würden, wenn nicht sogar zum Hauptgericht. Ich ärgerte mich natürlich schon, dass ich Celerina überhaupt mitgenommen hatte. Andererseits war sie meine Frau, und wie könnte ich zu einer ena candidati allein erscheinen, wo sie doch ausdrücklich mit eingeladen worden war? Ein wenig miesepetrig und definitv genervt hatte ich meinen Mantel an der Tür dem Sklaven in die Hand gedrückt und - wer hätte das gedacht - erneut auf Celerina warten müssen, die sich nur langsam und überaus umständlich, wie ich fand, aus ihrem Umhang geschält hatte. Mit ihr am Arm betrat ich schlussendlich viel zu spät das mir wohl bekannte triclinum der Tiberier und suchte Durus' Blick. Am Rande erkannte ich die anderen, bereits liegenden Gäste. Neben den üblichen bekannten Gesichtern wie Purgitius Macer und Aelius Quarto erkannte ich auch den Bruder meines Patrons, den Kopf der Claudier und - Flavius Gracchus? Ich hatte angenommen, er weilte noch nicht wieder in Rom.


    "Durus, mein Freund, ich bitte vielmals um Entschuldigung für die Verspätung..." Bedauerlicherweise wäre es wenig angemessen gewesen, die Verspätung ganz offen auf Celerina zu schieben, die eine kleine Ewigkeit mit ihrem kretischen Handlanger im Bad verbracht hatte. Lust, es dennoch zu tun, hatte ich allerdings sehr wohl. Ich verkniff es mir und zwang ein entschuldigendes Lächeln auf meine Lippen, das jedoch kaum meine Augen erreichte.

  • Kaum hatte Durus den einen Nachzügler begrüßt, erschien auch schon ein weiterer - und das gleich samt Gattin! Aber immerhin freute Durus sich, den Aurelier begrüßen zu dürfen - auch wenn er nicht seine zukünftige Gattin im Schlepptau hatte. Nun würde es allerdings schwierig werden, noch jemanden am "oberen Triclinium", wie Durus es gedanklich nannte, Platz zu geben. Es sei denn...über den Kopf von Octavius Victor hinweg murmelte er Arvinia eine weitere kleine Anweisung zu.


    "Arvinia, könntest du ebenfalls nach unten rutschen, bitte?"


    Ihr würde es bei den anderen Frauen sicherlich sowieso besser gefallen! Und Celerina würde dort ja ohnehin Platz finden!


    Dann erhob sich der Pontifex erneut und begrüßte Corvinus samt Gattin mit dem modischen Wangenkuss.


    "Corvinus, es freut mich. Besser spät als nie, nicht wahr?"


    Er lachte kurz auf, jedoch nicht allzu laut, denn so gut war sein Spruch nun auch wieder nicht gewesen! Dann beschloss er, das übliche Ritual gleich hinter sich zu bringen.


    "Die meisten Gäste kennt ihr ja sicher! Dort hinten liegt Vitorius Marcellus - den kennt ihr vermutlich noch nicht! Er ist aufgrund des Anlasses dieser Feier hier. Die übrigen Gäste habe ich bereits informiert - ich werde für das kommende Jahr zum Consul kandidieren, gemeinsam mit Vitorius Marcellus. Warum und mit welchen Plänen werden wir sicherlich noch am Tisch erörtern."


    Zwei Sklaven traten unauffällig von hinten heran und bekränzten auch die beiden frischen Gäste mit Blumen.

  • Männer! Stets mußten sie drängeln und herumnörgeln. Wie lange dauert das noch?, oder Wie kann man nur Stunden im Bad verbringen? Wenn ich eines nicht ausstehen konnte dann waren das quengelnde Kinder und richtig, quengelnde Männer, die nur eines im Sinn hatten, einem die schönsten Stunden des Tages gründlich zu vermiesen!
    Natürlich wußte ich, daß wir eingeladen waren, bei den Tiberern. Und ich wußte auch um die Wichtigkeit dieses Treffens. Umso mehr hatte ich an diesem Abend auf eine perfekte Erscheinung Wert gelegt. Dabei ging es mir nicht nur um meine Garderobe, den Schmuck oder diverse Schönheitsmittelchen. Nein, auch meine Haut sollte einen perfekten und seidenglatten Eindruck machen. Den Anspannungen des Alltags konnte man am besten unter den geschulten Händen eines begnadeten Massagegenies Lebewohl sagen. Minos war zu einer wahren Bereicherung meines Daseins geworden. Fast täglich verbrachte ich mehrere Stunden mit ihm im balneum. Er kannte alle meine Wünsche und wußte diese auch gekonnt umzusetzen.
    So auch an diesem Tag, bis… ja bis Charis und auch später Sofia einfach hereingeplatzt waren und mir verkündeten, der Herr warte bereits auf mich! Anfangs ließ mich diese Nachricht völlig unbeeindruckt. Doch je mehr Zeit verstrich, umso virulenter wurden die Bitten, ich möge mich doch beeilen. Irendwann platzte mir der Kragen und so verließ ich schreiend das Bad. So konnte ich mich doch nicht erholen!
    Charis, die sich tausendmal für ihr Stören entschuldigte, kleidete mich schließlich ein, schminkte mich und frisierte mein Haar. Selbstredend nahm auch dies noch ordentlich viel Zeit in Anspruch. Nun ja, wir waren eh spät dran! Was machte es da schon, noch etwas später zu erscheinen. Schließlich hieß es doch: je später der Abend, desto interessanter die Gäste.
    Bei den Tiberern angekommen, ließ ich mir auch noch Zeit. Eile mit Weile war heute meine Devise! Nur nicht hudeln, dachte ich mir. Außerdem stellte sich mein Umhang als sehr widerspenstig heraus. Doch es gelang mir doch noch, mich davon zu befreien. Der Gastgeber trat uns entgegen. Gespannt hielt ich die Luft an, würde es Marcus tatsächlich wagen, mir die Schuld für unser Zuspätkommen in die Schuhe schieben? Nein, er verkniff es sich. Sein Glück!
    Ich hingegen schenkte dem Tiberer, dessen Bekanntschaft ich bislang noch nicht machen durfte, ein strahlendes Lächeln.
    "Tiberius Durus, ich bin außerordentlich erfreut, endlich deine Bekanntschaft machen zu dürfen. Marcus hat mir schon so viel von dir erzählt!" Das stimmte zwar nicht, aber erstens wußte das niemand außer Marcus und mir und zweitens war es ein gutes Ablenkungsmanöver.

  • Die Gattin des Aureliers sah heute wirklich bezaubernd aus - sicherlich hatte sie sehr lange vor dem Spiegel gesessen und sich frisieren lassen. Aber das Ergebnis gefiel Durus durchaus! Hoffentlich hatte Laevina ebenfalls so geschickte Ornatrices!


    "Oh, ich hoffe nur Gutes!"


    erwiderte Durus auf die Bemerkung Celerinas und lächelte. Ob Corvinus wohl von den Verhandlungen über die Dos berichtet hatte? Aber im Grunde war es auch egal.


    "Dürfte ich Dich von Deinem Gatten trennen und Dir einen Platz bei den übrigen Damen anbieten? Ich nehme an, Du kennst Claudia Antonia bereits?"


    Mit einer Geste deutete er auf das Triclinium, das mit ihren beiden Enden fast an das "Herren-Triclinium" herangeschoben war. Darauf hatten sich, beginnend mit der gegenüberliegenden Seite (und damit angrenzend an den letzten der dortigen Männer Annaeus Modestus) Claudius Menecrates, dann Claudia Antonia, Tiberia Albina, Tiberia Septima und schließlich Tiberia Arvinia Platz genommen hatten. Wo sie sich nun hinlegte - ob an das etwas freiere Ende oder zwischen zwei der Damen, die ja recht locker auf den Klinen Platz hatten, war Durus im Grunde egal. Und an dieser Stelle konnte man auch kaum etwas falsch machen.

  • "Ja Manius .." sagte sie mit leiser Stimme und tat, worum ihr Cousin sie gebeten hatte. Es war sein Tag, sein Wahlkampf, also wollte sie alles tun, damit die besten Vorraussetzungen herrschten. Jetzt saß sie noch näher bei den Damen und warf allen einen freundlichen Blick zu.


    "Flavia Celerina, welch Freude mich erfüllt dich kennen lernen zu dürfen, nimm doch Platz." begrüßte sie Corvinus Gattin. Wenn sie Orestes heiraten würde, bekäme sie die Flavierin bestimmt öfters zu Gesicht! Und sie war bildhübsch, doch irgendwas schien ihr auf den Schlips getreten zu sein, aber da wollte Arvinia nicht nachfragen, sie machte es sich auf ihrem neuen Platz gemütlich und nahm sich ein wenig Brot und ein paar Oliven als Vorspeise, dazu wie immer etwas weniger verdünnter Wein.

  • Nachdem Arvinia ihren Platz geräumt hatte, beschloss Durus, selbst auch zum Essen zurückzukehren, während ein Sklave Corvinus den freigewordenen Platz zuwies. Einen Moment musste er sich besinnen, bei welchem Thema sie stehen geblieben waren - ach ja, Macers Praetur!


    Interessiert blickte er in die Runde, ob jemand einen Kommentar zu der Andeutung Marcellus' machen wollte. Wenn ja, würde er viele Möglichkeiten haben: Er konnte alles sehr ausführlich erklären und dabei auch Details diskutieren, konnte jedoch auch zurückhaltender sein. Nur was war am angemessensten? Der Tiberier war sich wieder einmal (wie so oft in diesen Tagen) sehr unsicher...

  • Macer war schon gespannt gewesen, wie die Runde auf seine Ankündigung reagieren würde, denn er hatte bisher niemandem der anwesenden männlichen Gäste direkt etwas von der Kandidatur erzählt. Abgesehen von den beiden Consultskandidaten enthielten sich aber zu seiner Überraschung alle einer Meinung, was sicher auch dadurch begünstigt war, dass immer noch verspätete Gäste eintrafen und der Gastgeber offensichtlich alle Hände voll zu tun hatte, diese noch sinnvoll auf den Klinen zu platzieren.


    Also setzte er sein Gespräch erst einmal mit Vitorius Marcellus fort, der ohnehin die interessantere Antwort gegeben hatte. "Das hört sich spannend an. Wenn ihr mir mehr verratet, brauche ich mir für meine Kandidatur dann ja gar kein eigenes Programm mehr auszudenken", scherzte er und griff zu den Speisen auf seinem Teller.

  • "Leider ist der Praetor ja sehr stark mit seinem Richteramt beschäftigt. Daher denke ich, dass wir da ein paar Änderungen haben, damit du - oder wohl eher deine Nachfolger - sich auf die Politik konzentrieren können."


    Nachdem Marcellus nun schon so viel um den heißen Brei herumgeredet hatte, beschloss Durus, die Angelegenheit etwas zu klären und meinte


    "Wir planen nämlich, dem Praetor die Möglichkeit zu geben, das Verfahren an einen Iudex abzugeben ohne diesem selbst vorsitzen zu müssen. Außerdem möchten wir gern das Berufungs-System abschaffen - mit Ausnahme natürlich an den Imperator Caesar Augustus."


    "Ja, das Wort des Iudex muss gelten."


    warf Marcellus bestätigend ein, was Durus beinahe zu einem Lächeln verführt hätte. Der Vitorier hatte bisher noch keinen Finger für die Gesetzesreform krumm gemacht. Zwar war Durus auch eher der Fachmann, doch trotzdem war es für den Tiberier ein wenig ärgerlich, dass sein Mitkandidat nun so tat, als wäre diese Reform auch seine und damit um Stimmen buhlte. Doch andererseits wollte ja auch Durus, dass der dicke Vitorier gewann!


  • "Aber natürlich!", antwortete ich lächelnd und ließ mich von Durus weiter geleiten. Erfreut und auch um einiges erleichtert, konnte ich feststellen, daß auch die liebe Antonia unter den anwesenden Damen war. Dann war also auch Gracchus nicht weit!
    Eine junge Dame begrüßte mich. Dies mußte, laut meinen Informationen Tiberia Arvinia sein, die Cousine des Durus.
    "Tiberia Arvinia, nicht wahr! Es freut mich auch, dich kennenzulernen!" Schließlich nahm ich neben der Tibererin Platz und nickte auch den anderen Damen freundlich zu. "Guten Abend, allerseits! Antonia, wie schön, dich wiederzusehen!" Schnell wagte ich noch einen verstohlenen Blick zu Marcus, der bereits in der Männerrunde Platz genommen hatte und wohl an mich keinen Gedanken mehr verschwendete.
    Das wollte ich ihm gleich tun und bediente mich bei den Speisen.


  • "Interessant", murmelte Macer zunächst einmal und folgte kauend den genaueren Ausführungen. "Zweifellos eine sinnvolle Richtung, die ihr einzuschlagen gedenkt. Auch wenn die Praetoren seit jeher den Consuln eben für richterliche Belange beigeordnet waren und nicht für politische. So gedenke ich auch meine Rolle als Praetor nicht schwerpunktmäßig politisch zu gestalten." Dort sah er eher die Langzeitwirkung, dass die Stimme eines gewesenen Praetors eben mehr wog als die eines gewesenen Aedils. "Aber gerne würde ich mich eher in der Kommentierung von Gesetzen bewegen als in der massenhafften Anwendung eben jener Interpretationen auf die konkreten Fälle. Dort kann man den Iudices gerne mehr Verantwortung überlassen, zumal dies ja häufig erfahrene Männer sind, manchmal ja gar ehemalige Praetoren selber."

  • Während die ersten, zumeist politisch motivierten Gespräche aufkamen, stellte Gracchus den Becher mit Mulsum nach dem ersten Schluck zurück auf den Tisch, hielt sich auch bei den gereichten Kleinigkeiten zur Vorspeise zurück - nicht unbedingt ob mangelnden Apptetits oder Deliziösität der Speisen, sondern dessentwegen, dass durch die Position auf der Kline die Linke zum Abstützen des Leibes wurde verwendet und somit ihm nur die unzuverlässige Rechte zur Nahrungsaufnahme blieb -, lauschte den Worten der anderen und suchte in Gedanken die Machtverhältnisse der nächsten Amtszeit zu sortieren - die Wahlerfolge der anwesenden Kandidaten waren zweifelsohne nurmehr Formalität, so sich Rom nicht überaus hatte gewandelt während seiner Absenz. Es schien ihm ganz, als würde das Vakuum, welches Iulianus hatte hinterlassen und Aelianus nicht fähig war auszufüllen, ein wenig anderweitig verdrängt werden, und es war gut, dass einer der einflussreichen Consulen Tiberius und einer der nicht gar so einflussreichen, doch noch immer überaus einflussreichen Praetoren Purgitius würde sein. Einige Gäste trafen schlussendlich verspätete ein und insbesondere das Erscheinen Aurelius erregte Gracchus' Aufmerksamkeit, kam jener doch nicht allein, sondern mit Flavia Celerina an seiner Seite - vertraulich Arm in Arm, ganz so, als wären sie im Stande der Ehe. Noch ehe seine Braue sich konnte empor heben, suchte Gracchus kurz den Blick seiner Gemahlin, deren Platz am anderen Ende der Gästerunde ihm weit fort schien wie eine ferne Provinz, der Spalt zwischen den beiden Tischen ein unüberwindlicher Ozean, welche jedoch in ein Gespräch mit Tiberia Albina war vertieft. Da Augenscheinlich das Auftreten des Aureliers und der Flavia jedoch nicht zu übermäßiger Verblüffung führte, noch zu einem Eklat - obgleich Gracchus nicht gänzlich sich war sicher, dass wenn dies zu beginnen nicht seine Aufgabe wäre gewesen - unterdrückte auch er jeglich offensichtliche Regung und nahm sich vor, am Ende des Abends seine Gattin auszufragen, was mit der diesbezüglichen Verbindung es auf sich hatte - war jene doch einer der Umstände, welche ihm gänzlich waren verlustig gegangen. Halbwegs interessiert suchte er somit wieder den Ausführungen Tiberius' und Purgitius' zu folgen, welche ihre Pläne nun ein wenig genauer ausführten, musste jedoch sich eingestehen, dass das juristische System ihn noch immer nicht konnten begeistern - allfällig war es gar nur eine Gnade der Götter war gewesen, ihn vor seiner eigenen Praetur zu bewahren, hätte diese doch unbezweifelt ein unrühmliches, wenn nicht gar desaströses Ende nehmen müssen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zwar wurde Lepidus ein wenig ans Ende der Gesprächsrunden verfrachtet. Das war jedoch keine Grund, das ein oder andere Gespräch mitzuverfolgen.
    Nicht nur Lepidus auch Arvinia musste ein wenig Platz machen. Im großen und ganzen war dies nun eine richtig große Gesprächsrunde mit ein paar leckeren Häppchen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Interessant", murmelte Macer zunächst einmal und folgte kauend den genaueren Ausführungen. "Zweifellos eine sinnvolle Richtung, die ihr einzuschlagen gedenkt. Auch wenn die Praetoren seit jeher den Consuln eben für richterliche Belange beigeordnet waren und nicht für politische. So gedenke ich auch meine Rolle als Praetor nicht schwerpunktmäßig politisch zu gestalten." Dort sah er eher die Langzeitwirkung, dass die Stimme eines gewesenen Praetors eben mehr wog als die eines gewesenen Aedils. "Aber gerne würde ich mich eher in der Kommentierung von Gesetzen bewegen als in der massenhafften Anwendung eben jener Interpretationen auf die konkreten Fälle. Dort kann man den Iudices gerne mehr Verantwortung überlassen, zumal dies ja häufig erfahrene Männer sind, manchmal ja gar ehemalige Praetoren selber."


    "Sehr richtig, das meinte ich."


    meinte Durus und dachte sich dabei, dass er jedoch nicht ganz Unrecht gehabt hatte, denn immerhin besaß der Praetor das Ius agendi cum senatu, also konnte er auch durchaus politische Aufgaben wahrnehmen - wenn es wohl auch sinnvoll war, diese mit den juristischen zu verbinden.


    In diesem Augenblick stellte Durus fest, dass alle genug genommen hatten und es daher Zeit war, den Hauptgang zu präsentieren. So gab er ein Zeichen und die Sklaven machten sich daran, die Speisen abzuräumen und neue, große Platten mit scharf angemachtem Geflügel, gedünstetem Gemüse, frischen Weißbrot und anderen kleinen Leckereien aufzutragen. Nachdem die sorgsam verzierten Platten auf den Tischen abgestellt waren, begann der Koch, vor den Augen der Gäste die Tiere zu tranchieren und auf die einzelnen Teller zu verteilen. Dazu wurde Garum gereicht.


    "Und gibt es noch weitere, aufsehenerregende Kandidaturen?"


    fragte Durus weiter, während er beobachtete, wie man ihm ein Stück Huhn auf den Teller legte.

  • Leider schien Annaeus Modestus Aufmerksamkeit, kaum das sie sich zu Tisch gelegt hatten, völlig auf die Gesprächsrunde der Männer konzentriert zu sein, denn Septimas Blick wurde von ihm nicht erwidert. Nun gut, es gab bestimmt noch andere interessante Gesprächspartner an diesem Abend.


    „Salve.“ begrüßte Septima die ihr einzig unbekannte Dame am Frauentisch. „Wenn ich mich dir vorstellen darf? Mein Name ist Tiberia Septima.“ eröffnete die junge Frau das Gespräch und betrachtete Claudia Antonia, während sie an ihrem Mulsum roch. Doch kaum hatten sich alle gelegt, erschienen weitere Gäste, unter ihnen auch ein sehr elegantes Pärchen, und die Frau wurde ebenfalls zum nicht ganz so vollen Nebentisch geleitet und ebenso gesellte sich Arvinia an den 'Frauentisch', der nur von Claudius Menecrates mit besetzt war.


    Bei der neu hinzugekommenen Dame handelte es sich um Flavia Celerina, wie Septima Arvinias Worten entnahm. Die Flavia folgte Arvinias Aufforderung, sich zu ihr zu setzten und legte sich somit zwischen Arvinia und Septima, die ihr schnell Platz gemacht hatte, auf die Kline. „Guten Abend, Flavia Celerina.“ brachte sich auch hier Septima höflich, aber bestimmt mit in das Gespräch ein. „Ich bin Tiberia Septima, die Nichte von Durus.“ Wieso nur mußte sie sich heute ständig selbst vorstellen? Irgendwie hatte sich Septima diese Cena anders vorgestellt. Überhaupt hatte Durus viel zu früh zu Tisch gebeten, so konnte sie noch nicht mal allen Gästen einen kurzen Willkommensgruß zukommen lassen.


    Der erste Gang bestand aus Oliven und Kohl und nachdem Septima von dem süßen Mulsum gekostet hatte, griff sie sich eine Olive, verzog aber beim Verzehr leicht ihr Gesicht. Die Kombination aus süßem Wein und sauren Oliven behagte ihr nicht, so dass sie lieber nur beim Mulsum blieb.


    Leider ging es in dem Gespräch der Männer, welchem Septima mit halben Ohr lauschte, um juristische Belange, die sie nun überhaupt nicht interessierten. Somit wand sie ihre volle Aufmerksamkeit der holden Weiblichkeit zu. Sollte Manius ruhig seinen Wahlkampf führen, dafür waren Männer nun mal da.


    „Werte Flavia Celerina, und Claudia Antonia, dürfte ich euch fragen, wer euer jeweiliger Mann ist? Seht es mir bitte nach, wenn ich so direkt frage, aber ich bin erst kürzlich hier in Rom eingetroffen und kenne bisher kaum Familienmitglieder der einzelnen Gens, geschweige denn deren Beziehungen untereinander. Ich wäre euch für eure Erklärungen sehr dankbar.“ Ein gewinnendes Lächeln sollte die angesprochenen Damen milde stimmen und vielleicht würde sich die eine oder andere zu ein wenig Klatsch herab lassen.


    Inzwischen wurde schon der zweite Gang aufgetragen, und das leckere Fleisch entsprach schon eher Septimas Vorlieben. Der Mulsum war geleerte und sie ließ sich ebenfalls stark verdünnten Wein zum Geflügel einschenken.

  • Es war äußerst interessant zu sehen, wie das Triclinium sich nach und nach mit immer mehr Gästen füllte, selbst nachdem das Essen bereits begonnen hatte. Celerina und ihr Gemahl hatten, zu Antonias Freude, ebenfalls den Weg in die Villa Tiberia gefunden, ebenso wie weitere Senatoren. Zunächst jedoch wandte sich ihre neue Bekanntschaft an sie. Auf Albinas Bemerkung hin lächelte sie amüsiert.
    "In der Tat. Rom ist einerseits nur ein Dorf und andererseits doch so weitläufig wie ein Kontinent.", erwiderte sie und nippte an ihrem Becher. "Du hast also früher woanders gelebt? Darf ich fragen wo?"
    Die Claudia, die zeitlebens an Fernweh litt, konnte nie genug über andere Länder und möglichst exotische Orte erfahren, daher fragte sie tatsächlich aus Neugier und weniger um des Smalltalks willen.
    Es geriet Bewegung in die Gesellschaft, als für die Neuankömmlinge ein adäquater Platz gefunden werden wollte. Eine weitere Tiberia sowie Celerina fanden Platz am Damentisch und wurden von Antonia mit einem Nicken begrüßt. Bei allen Göttern, was auch immer Celerina den ganzen Tag tat, es ließ sie Funkeln wie einen Diamant. Antonia fragte sich insgeheim, ob dies an ihrer Ehe mit dem Aurelier lag und warf diesem einen kurzen Blick zu. "Celerina, du siehst wieder einmal wundervoll aus.", bekundete sie schließlich anerkennend und auch ein wenig neidisch, hatte sie selbst doch seit jeher das Gefühl, verglichen mit den anderen Frauen ihres Standes immer ein wenig zurückzustehen, nicht annähernd jene Perfektion zu erreichen. Mit einer der Gründe, warum sie das reichhaltige Speisenangebot ignorierte und sich nur hier und da kleinere Knabbereien gestattete. Den Blick von der schillernden Celerina riss Antonia erst los, als Tiberia Septima sich vorstellte und die beiden nicht-Tiberias am Tisch schließlich nach den Ehegatten fragte. Unbewusst begann sie verschmitzt zu lächeln, eine ähnliche Reaktion wie sie zu sehen war, wenn die Claudia nach ihrem Sohn gefragt wurde.
    "Natürlich.", ergriff sie nach einem kurzen Blick zu ihrer Verwandten als erste das Wort. Dass sie und Gracchus für einen jungen Neuankömmling in Rom nicht allzu bekannt waren wunderte sie zwar nicht weiter, dennoch verspürte sie einen gewissen Ärger ob der Tatsache. So sollte es nicht sein und so durfte es nicht sein. "Mein Gatte ist Flavius Gracchus. Er ist ein Kollege deines Verwandten Tiberius Durus im Collegium Pontificium." Ihr Kopf wandte sich eben jenem zu. Er schien still, lauschte jedoch interessiert den Worten der anderen. Vielleicht, so hoffte sie, würde er heute Blut lecken, würde seine Zweifel beiseite schieben und sich wieder in den Sattel der Politik schwingen. Abermals missfiel ihr die große räumliche Distanz, welche eine Beeinflussung des Geschehens ihrerseits unmöglich machte. So blickte sie sich wieder zu Septima, stets gewillt neue Bekanntschaften in der Welt der oberen Zehntausend zu machen.
    "Seit wann weilst du denn in der Stadt?"


  • "Nun ich weiß ja nicht ob, es als aufsehenerregend angesehen wird, aber ich habe vor für das Amt eines Aedilis plebis zu kandidieren."


    sagte Modestus nachdem er lange zugehört hatte und trank noch einen Schluck von dem Mulsum. Die Reformvorschläge zu den Praetoren, waren einerseits interessant, aber auch gefährlich. Ohne Berufung war dann Urteile für den Plebs bindend, denn wer von ihnen konnte es sich schon leisten vor den kaiserlichen Gerichtshof zu ziehen? Aber darüber konnte man im Senat diskutieren wenn die Vorschläge kamen und nicht hier.

  • "Oh, sehr interessant! Und hast du bereits Pläne für die Ludi Plebei?"


    fragte Durus gleich und ergriff einen Becher Wein, diesmal nicht aus Honig sondern aus Trauben. Noch gut konnte er sich an seine eigenen Spiele erinnern - es war ein gewaltiger Aufwand und ein noch gewaltigerer Kostenpunkt gewesen. Dass er dies nun für das Latinerfest erneut bemühen musste, ärgerte ihn schon genug. Doch ein junger Senator musste durch diese Prüfung gehen, wenn er eines Tages vielversprechendere Posten erreichen wollte.

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