Melina strahlte. "Ach' das liegt nur daran, dass mein Brüderchen vor deiner Ankunft hektisch aufgeräumt hat. Es sieht hier sonst, wie bei den Germanen aus," sagte sie kichernd. Calvena wirkte doch ganz nett, trotz ihrer Eigenschaft eine typische Modetussi zu sein. Melina lächelte breit und fasste allmählich Vertrauen. Sie blickte zu ihrem Bruder und lauschte nun dem Gespräch. Sie war überaus neugierig und Gerüchte aufzuschnappen war immer erheitend. In dieser Hinsicht war sie richtig interessiert: Klatsch und Tratsch, immer her damit!
Triclinium
- Iullus Quintilius Sermo
- Geschlossen
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Breit grinsend stieß das Brüderchen sein freches Schwesterchen mit dem Ellenbogen in die Rippen und schob (beinahe) ganz ernst ein: "Melina, für so etwas haben wir doch Sklaven. Als würde ich hier selbst aufräumen!"
Dann ging Calvena näher auf den Octavius zu sprechen. "Er war nur kurz da? Vielleicht ging es ihm nach dem Kampf ja auch nicht so gut, war er auch gestürzt?" Über den fahrlässigen Dompteur wusste er selbst nicht sonderlich viel zu berichten. "Keine Ahnung. Ich glaube der Bär hat ihn verwundet, aber er konnte wohl im Getümmel untertauchen. Vielleicht hockt er jetzt irgendwo in einem Kerker, vielleicht musste er nur eine Straße zahlen. Oder aber er hat sich längst aus dem Staub gemacht und genießt jetzt die Sonne in... Syracusae oder so." Sermo machte eine ausschweifende Handbewegung, die ungefähr richtung Mare Internum deuten sollte, doch von hier aus war das sowieso praktisch unbestimmbar.
Die nächste Information ließ Sermo staunen. "In Mantua, sagst du? Warum geht er in ein solch elendes Kaff? Will er denn nicht einmal Germanien oder Gallien sehen? Oder gar das sonnige Ägypten?" Verständnislos schüttelte er den Kopf. Eine solche Gelegenheit die Welt zu sehen würde er sich niemals entgehen lassen. -
Sie musste lachen und warf Sermo einen fragenden Blick. „So hat er das?“ fragte sie amüsiert nach. „Er hat wohl eher aufräumen lassen!“ meinte sie und grinste, als der Quintilier diese Vermutung dann noch bestätigte. So langsam entspannte sie sich in der Gegenwart der Beiden. Es war eben nur der Anfang gewesen, der etwas holprig gewesen war.
Leich zuckte sie mit den Schultern, sie hatte keine Ahnung warum Macer nicht länger bei dem Essen zu den Ludi war. Sie hatte ihn ehrlich gesagt nicht danach gefragt. Seltsam war es schon. „Vielleicht hatte er noch Verpflichtungen“, vermutete sie. War er nicht noch Duumvir zu der Zeit gewesen? Gut möglich!
Leicht nickte sie bei den Ausführungen und Vermutungen darüber was aus dem Tiertrainer geworden war. Er war wohl über alle Berge. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht erneut Unheil brachte.„Die Entscheidung lag nicht bei Macer wo er sein Tribunat ableistet. Vescularius Salinator fällt in dieser Hinsicht die Entscheidung. Manchmal scheinen seine Handlungen willkürliche zu sein…“, meinte sie nachdenklich. „Macer wäre es lieber gewesen, wenn er in Rom hätte bleiben können. Aus familiären Gründen!“ erklärte sie und war verwundert über sich selbst. Sie wusste doch ne ganze Menge darüber, was in Rom vor sich ging. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie bewegte sich immer sicherer in der Gesellschaft. Noch vor einem Jahr hätte sie sich das nicht einmal vorstellen können… da war ihr Leben noch ein anderes gewesen.
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Melina blickte sich amüsiert um. Sie nickte Calvena zu. "Ja," sagte sie gespielt flüsternd. "Er lügt. Er tut immer so als ob er ein reicher Patrazier wäre, was er aber nicht ist. Er ist ein guter Mensch, der auch selbst anpackt. Nur denkt er manchmal, dass er etwas besseres wäre. Wir haben doch nur ein paar Sklaven, denen kann man doch nicht alles zumuten, das ist meine Meinung," plapperte sie. Dann lauschte sie wieder dem Gespräch. "Vescularius," fragte sie halblaut. "Ist das nicht dieser Präfekt?" Melina war sich unsicher.
"Politik interessiert mich, auch wenn ich wahrscheinlich nie die Hallen des Senates betreten werde, dafür wird es mein Bruder. Ich bin durch ihn erst mit Politik in Kontakt gekommen. Iullus wird ein toller Politiker werden, wahrscheinlich zu meinem Leidwesen. Wenn er seine Reden übt, dann geht er schon mal schreiend durch die Gänge des Hauses." Sie kicherte. "Seht, Bürger, ich bin es, ein Mann der Tat. Ja, genau das waren seine Worte als ich ihm im Schlaf beobachtet habe. Du musst wissen, er redet im Schlaf." Sie grinste breit und stuppste ihren Bruder mit ihrem Fuß an. "Iullus, ich muss ja ehrlich sein. Calvena soll alle dunklen Geheimnisse erfahren,"sagte sie mit ihrer aufmunternden Art.
"Wenn dieser Mann willkürlich entscheidet, dann wird sicherlich auch da ein Sinn dahinterstecken. Ein solcher Mann, wie Vescularius, wäre sonst nicht soweit gekommen." Ihr Gesicht wurde ein wenig ernster, behielt aber die Fröhlichkeit, die Sonne und das Licht eines lebensfrohen Menschen.
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Amüsiert schüttelte Sermo den Kopf über Melinas Albernheiten. Er zuckte mit den Schultern und erklärte gut gelaunt: "Nein, Patrizier sein wäre nichts für mich. Die haben mehr Pflichten und Bürden, als gut für sie ist. Geld haben sie zwar auch in Hülle und Fülle...aber da lebe ich lieber unbeschwert, als ständig Stress zu haben." Seine Worte waren natürlich sehr lapidar und taten die Rechte und Pflichten, die Traditionen, die der alte Adel pflegte und die Privilegien, die Patrizier genossen, leichtfertig ab.
"Potitus Vescularius Salinator. Ja, das ist der Praefectus Urbi, Stellvertreter des Kaisers in dessen Abwesenheit und höchster Mann in der Stadtverwaltung Roms." Ungläubig warf Sermo seiner Schwester einen schiefen Blick zu, als sie ihr Interesse an der Politik verkündete. Was war denn plötzlich mit der los? So kannte er Melina ja überhaupt nicht! Dass sie natürlich einen großen Batzen Unfug in ihre Erzählungen einbaute, störte Sermo überhaupt nicht, er war es mittlerweile gewöhnt und regte sich - zumindest in Calvenas Anwesenheit - nicht darüber auf. Mit einem unbefangenen Lachen antwortete er: "Selbstredend teile ich deinen Enthusiamus für die Politik. Und ich bin guter Hoffnung, wirklich eines Tages selbst große Töne in den Senatshallen spucken zu dürfen. Aber Melina, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mir nicht immer hinterherspionieren sollst? Wenn du so verknallt bist in deinen großen Bruder, solltest du es einfach sagen." Er wandte sich mit einem ironischen Kopfschütteln direkt an Calvena. "Weißt du, sie ist ja ganz vernarrt in mich. Kein Wunder, dass sie jetzt solche Dinge erzählt. Sie will dich nur abschrecken, damit sie mich ganz für sich allein hat." Er zwinkerte der Germanica heimlich zu. Vielleicht spielte sie das alberne Spiel ja ein wenig mit.
Melinas Rede über willkürliche Entscheidungen und deren Sinn machten allerdings nicht so viel Sinn, weshalb Sermo das nicht ganz so ernst nahm. Ihr zweiter Satz jedoch enthielt etwas Wahres. "Richtig, er wäre sonst nicht so weit gekommen," pflichtete er einfach bei, tat jedoch seine eigene Meinung dazu nicht kund. Vielmehr kommentierte er noch Calvenas Erklärung über Octavius Macers eigentlichen Wunsch, in Rom zu bleiben. "Ahja? Sind dir diese familiären Gründe bekannt?"
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Sie verkniff sich lieber einen Kommentar darüber, dass die Quintilia nicht so arm waren wie es den Anschein hatte. Bescheiden würde sie es nennen. Von Valerian wusste sie ja, dass es eigentlich genug Geld gab um viele Wünsche zu erfüllen. Sermo wusste das sicherlich und Melina brauchte dies nicht unbedingt erfahren. Eigentlich war sie ja hier um sich mit ihrem Verlobten zu treffen, das Haus zu besichtigen und dann Möbel kaufen zu gehen. Wohl vor allem für ihr gemeinsames Schlafzimmer. Viel würde sie nicht verändern wollen. Vielleicht ein paar mehr Pflanzen, aber ansonsten gefiel ihr das Haus sehr gut.
Zum Thema Vescularius Salinator verkniff sie sich zu erwähnen, dass er eine aufgeblasene Quale war. Ohne jegliches benehmen und vulgär. Sie mochte den Mann nicht, er war ihr unsympathisch. Sie wusste nicht einmal genau, warum sie ihn nicht leiden konnte. Aber jedes Mal wenn sie ihm begegnete fühlte sie sich reichlich Unwohl in ihrer Haut. „Es ist nie verkehrt sich für Politik zu interessieren. Ich lebe mit zwei Senatoren zusammen, da lässt es sich nicht vermeiden, dass bei der Cena über die neuesten Ereignisse im Senat diskutiert wird“, sagte sie zu Melina und schenkte ihr ein Lächeln. So schlimm war das Mädchen doch nicht. Es machte einen guten Eindruck. Sie war ein wenig ungeschliffen, aber mit der Zeit würde sich das ändern. Calvena konnte nur zu gut nachvollziehen warum sich Melina so unsicher fühlte. Oftmals ging es ihr auch nicht anders, nur wusste sie es zu kaschieren. Sie lachte, als Sermo seine Späße mit seiner Schwester trieb. „Findest du nicht, dass es wesentlich interessantere Männer wie deinen Bruder gibt, denen du hinter her spionieren solltest?“ fragte sie scherzend die Quintilia. „Keine Sorge, Sermo kannst du behalten, ich habe nur Interesse an einem Mann“, fügte sie dann hinzu und grinste, als Sermo ein Zwinkern in ihre Richtung mogelte.
„Die Meinungen zu Vescularius gehen weit auseinander. Aber in einem sind sich fast alle einige: Man muss sich vor ihm in Acht nehmen. Niemand kann sicher sein, ob er nun im Namen Valerianus handelt oder seine eigenen Interessen verfolgen“, gab sie noch einen letzten Kommentar zum PU ab, ehe sich das Gespräch dann wieder Macer zuwendete. Leicht nickte sie. „Ich kenne diese Gründe“, sagte sie und lächelte dann. „Aber ich werde sie dir nicht anvertrauen. Er hat es mir als Freund erzählt und ich hab nicht vor seine Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Das verstehst du sicherlich“, meinte sie ruhig und nippte an ihrem Glühwein. Sie bewahrte so einige Geheimnisse.
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"Ich und spionieren?" Sie kicherte wiedermal. "Ich spioniere niemals! Inordnung, vielleicht ab und an mal aber niemals mit Absicht," scherzte sie. "Interessantere Männer? Hmmm..." Melina setzte einen spielenden Ernst auf. "Die mag es wohl geben aber leider findet man diese zu selten. Gutes Aussehen ist meistens kein Indiz für einen guten Charakter. Ich suche Männer mit Herz und Charakter. - Wenn das Aussehen noch hinzukommt, warum nicht," plapperte sie und grinste Calvena keck an.
"Du lebst mit zwei Senatoren zusammen?" Melina legte den Kopf schief. "Unglaublich. Das nenne ich mal nah an der Macht," scherzte sie mit ihrer frechen Art. "Was macht diesen Mann, diesen Vescularius, so gefährlich, Calvena, dass selbst du es glaubst?" Melina verurteilte Menschen nicht sofort, sie wartete ab und bildete sich meistens ihre eigene Meinung. "Er muss doch etwas getan haben, dass auch dich betrifft oder deine beiden Senatoren?"
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Als Valerian das Haus betrat, wurde er von Diomedes sogleich darüber informiert, daß Calvena bereits da war und daß die Herrschaften im Triclinium beieinander saßen. Als Valerian sich dorthin begab, konnte er noch hören, worüber hier gesprochen wurde. "Salvete miteinander. Nanu? So schwerwiegende Themen? Wie schön, daß ihr alle schon beieinander seid. Habt ihr euch schon ein bißchen miteinander bekannt gemacht?" Er umarmte Sermo und Melina kurz, bevor er Calvena zur Begrüßung nicht nur umarmte, sondern auch küßte.
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Melina war erfrischend, nicht so zurückhaltend wie sie selbst in unvertrauter Gesellschaft. Aber nicht alle würden mit einem Lächeln darüber hinweg sehen, sondern es wohl als Unverschämtheit empfinden. Die Quintilia würde es schon lernen, bis dahin durfte sie sich noch Fehler leisten. „Mit Herz und Charakter? Davon gibt es nicht viele, aber wenn du ihn gefunden, hast dann lass ihn ja nicht mehr gehen“, meinte sie, ehe Sermo etwas darauf erwidern konnte. Bisher verstanden sie sich recht gut. Was wohl daran lag, dass sie sich ähnelten, aber das würde sie ihr irgendwann später erzählen. Zumindest war jetzt das Eis gebrochen und sie führten ein entspanntes Gespräch.
Sie musste lachen und wiegte den Kopf leicht hin und her. „Nah an der Macht würde ich es nicht nennen, aber man bekommt viel von den wichtigen Entscheidungen mit!“ erklärte sie. Die nächste Frage verblüffte sie dann und sie musste ernsthaft kurz darüber nachdenken. Die Begegnungen mit dem PU, die vielen Gerüchte und ihr eigener Eindruck. Doch ehe sie zu einer Antwort ansetzen konnte, kam auch schon Valerian nach Haus. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Bevor du gekommen bist, haben wir über Männer geredet“, zwinkerte sie ihm zu und erwiderte den Kuss. „Ein wenig“, fügte sie dann noch hinzu, auf seinen Kommentar, dass sie sich mit einander bekannt gemacht hatten.
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"Salve, Valerian!" Melina gluckste. "Das ist also dein Geliebter? Sehr romantisch. Ein heldenhafter Soldat und eine bildhübsche Frau. Die alten Dichter hätten kein besseres Paar kreiren können." Sie funkelte beide an, man konnte doch ein wenig Neid in ihren Augen erkennen aber dieser war nicht bösartig, sondern vielmehr wohlwollend.
"Ich habe nicht vor, einen solchen Mann gehen zu lassen. Nur muss man ihn erstmal finden. Obwohl ist die Suche nicht das Spannende daran? Wenn alles zu einfach im Leben wäre, welchen Wert hätte es dann? Brauchen wir nicht die Niederlagen?" Melina legte die Stirn grübelnd in Falten aber lächelte dann doch. "Ich denke wieder zu viel. Das ist nicht gut für eine hübsche Frau, wie mich. Das gibt nur Denkerfalten." Sie lachte leicht kichernd. "Ja, Valerian, wir haben über viele Männer geredet, mächtige und hübsche Männer." Melina streckte leicht verspielt die Zunge heraus und grinste ihren Verwandten frech an. Man merkte, dass sie es wahrlich nicht ernst meinte. Dann blickte sie wieder mit ihrem Sonnenscheinlächeln zu Calvena. Sie empfand das Gespräch nun nicht mehr als Bürde. Melina empfand sogar Sympathie für Calvena, auch wenn sie noch eine Fremde war.
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Sermo wollte ja eigentlich ebenfalls etwas erwidern. Erst auf Calvenas Worte bezüglich Salinator, dann auf Melinas Meinungen über Männer, und dann auf ihrer beider Aussagen, die sich immer mehr um Politik und zugleich irgendwie um Partnersuche drehte. Aber die Unterhaltung der Frauen entwickelte sich zum Selbstläufer und der arme Quintilier zwischendrin konnte gar nicht schnell genug zuhören. Ein Glück, dass Valerian dann endlich erschien und ihn von seiner Rolle als unglücklicher Hahn im Korb erlöste. "Salve Vetter," sagte er mit einer Spur Erleichterung in der Stimme. Er unterdrückte ein dreckiges Grinsen, als Valerian seine Verlobte mit einem Kuss begrüßte und widmete sich für einen Moment seinem Wein, der mittlerweile eher lauwarm als glühend war. "Wir hatten ausgiebig Gelegenheit, einander vorzustellen und erste Annäherungsschwierigkeiten zu überwinden," erwiderte er daraufhin leicht scherzhaft auf die Frage des Neuankömmlings. "Ich bin sogar überrascht, wie gut sich unsere beiden jungen Damen hier auf Anhieb verstehen," ergänzte er außerdem mit einem schmalen Lächeln, den Blick an Calvena und Melina gewandt.
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Valerian lachte und ließ sich neben Calvena nieder. "So? Über Männer habt ihr geredet? Über hübsche und mächtige Männer? Also über mich?" Er warf sich ein wenig in Pose, mußte dann aber doch über sich selbst lachen. Die Stimmung hier war gut, sogar Melina schien sich wohl zu fühlen, das war doch mal ein ordentlicher Fortschritt. "Ich habe Calvena heute eingeladen, damit sie euch kennenlernt und sich das Haus anschaut. Und dann wollen wir losziehen und neue Möbel aussuchen." Er grinste breit, denn vermutlich würden nun Empörung, Wünsche und Anweisungen, was auf keinen Fall sein durfte, sich überschlagen.
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Heldenhafter Soldat, Melina hatte ja keine Ahnung, wie sehr ihre scherzhafte Bemerkung zutraf. Schließlich war ihre erste Begegnung mit Valerian mitten in der Subura gewesen, wo sie sich unbeabsichtigt in Schwierigkeiten gebracht hatte. Auch wenn er in diesem Moment nicht wirklich vertrauenerweckend ausgesehen hatte, sondern selbst ausgesehen hatte wie eine der Gestalten aus den Tiefen dieses Viertels. Sie hatte Glück gehabt und mehr gefunden, als nur eine flüchtige Bekanntschaft. Diese Gedanken behielt sie für sich und lächelte lieber ihrem Verlobten fröhlich zu und freute sich dann über seine Nähe. Jetzt wäre sie gern allein mit ihm gewesen...
Als Valerian dann wieder seine Scherze machte, musterte sie ihn mit einem äußerst kritischen Blick um ihn ein ganz klein wenig zu verunsichern. Besonders, als er sich in Pose warf und den großen starken Mann markierte. Gezielt piekste sie ihm in dem Moment in die Seite und schenkte ihm ein freches Grinsen.
„Nicht unbedingt über dich“, meinte sie und zwinkerte kurz Melina zu. Diese ließ sich ja noch einen Moment länger über die Männer aus und darüber dass die Suche nach dem richtigen Mann ja eigentlich das Spannendste war. So genau konnte sie das nun nicht beurteilen. Valerian hatte sie ja mehr oder weniger gefunden und zu dem Zeitpunkt hatte sie noch andere Dinge im Kopf gehabt, als unbedingt ein zukünftigen Ehemann. Außerdem bildete sie die große Ausnahme. Liebeshochzeiten waren selten, die meisten Ehen waren arrangiert.
Calvena freute sich aber, dass Melina sie mochte und sie auch das Mädchen sehr sympathisch fand. Ein guter Einstieg wie sie fand, sie hatte ein paar Bedenken gehabt vor diesem Treffen. Sermo gab dazu dann auch seinen Kommentar ab. Sie grinste nur, früher oder später würden die beiden jungen Frauen wohl aneinander geraten. Das geschah immer, selbst unter Schwestern und besten Freundinnen. Sie lächelte von daher dazu nur geheimnisvoll und nippte an ihrem Becher. Die Zukunft würde zeigen, wie gut sie sich verstehen würden.
Schließlich verkündete Valerian, seine und ihre Pläne für diesen restlichen Tag. „Geld ausgeben“, kommentierte sie lachend. -
"Geld ausgeben?" Melina wiederholte die Worte. "Für Möbel? Das ist ja recht langweilig. Ich hoffe doch eher für Essen, Spaß und sonstige Zerstreuung." Sie funkelte kindlich-scherzend in Richtung Sermo.
"Calvena und meine bescheidene Person verstehen uns recht gut, wenn ich das meinen darf." Sie kniff kurz kichernd die Augen zusammen und lächelte dann Calvena an. Melina war ehrlich in solchen Dingen.
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"Geld ausgeben," äffte Sermo die Frauen in ihrer bereits aufkeimenden Kaufwut nach, als ihm da ein Gedanke kam, der auf völlig andere Bahnen lenkte. Ja, geradezu perfekt waren die Verzweigungen, die in seinem Kopf gerade ihre Treffpunkte fanden. Sermo hatte nämlich erst vor wenigen Tagen einem der Ladenmieter kündigen müssen und suchte nun angstrengt nach einem verlässlichen Nachmieter für das Ladenlokal. "Ja, 'Geld ausgeben' ist das Stichwort. Calvena, besitzt du zufällig einen Betrieb? Weiß Iuno, einen kleinen Kaufladen, 'nen Töpferladen oder so etwas? Wie du vielleicht gesehen hast, ist eins unserer Ladenlokale zur Zeit frei..."
Er wusste ja, dass Valerian als Soldat keine eigenen betriebe halten durfte und hatte selbst auch kein Interesse, sich mit zusätzlichem Stress herumzuschlagen. Aber die Germanica hatte ja vielleicht etwas Vernünftiges geerbt oder erhielt sogar etwas als Mitgift von ihren Onkels. -
Melina besaß eine erfrischende offene Art, während die meisten Frauen in Rom, sich stets hinter einer Maske aus Höflichkeit und Zurückhaltung versteckten, zeigte Melina offen wer sie war und was sie von einem hielt. Schon fast taktlos, äußerste sie ihre Meinung und entlockte Calvena ein schmunzeln. Schade nur, dass es die Quintilia nicht leicht haben würde mit ihrer schon fast unkomplizierten Art. Ein klein wenig, konnte sie sich selbst wieder entdecken, aber auf der anderen Seite waren sie doch verschieden. Was wohl aber auch daran lag, dass sie wesentlich andere Erfahrungen gemacht hatte, als Melina. Sie freute sich jedenfalls darauf, sie näher kennen zu lernen. „Was verstehst du unter Spaß?“ hackte sie nach. Valerian hatte ihr ja erzählt, welche Art Spaß Melina bevorzugte, aber bisher hatte diese einen völlig anderen ersten Eindruck auf sie gemacht, als sie erwartet hatte. Calvena hatten einen Trotzkopf erwartet. Eine junge Frau die gegen alle bestehenden Normen rebellierte, aber Melina entpuppte sich eher zu jemanden der zwar wusste was er wollte, dem es aber schwer fiel sich anzupassen. Nur zu gut konnte sie das selbst verstehen. Auch ihr war es nicht leicht gefallen sich in Rom zu Recht zu finden. Besonders nach dem sie mehr oder weniger sich völlig allein in einer ihr fremden Welt wieder gefunden hatte.
Sermo hingegen wirkte noch weniger begeistert und zog lieber eine Grimasse. Umso besser, so würde sie allein mit Valerian bleiben, wenn keiner mitwollte und keine Vorschläge gemacht wurden. Mehr zeit allein zu Zweit.
Auf seine ruppige aber dennoch irgendwie sympathische Art kam Sermo auf ein anderes Thema zu sprechen. Etwas verdutzt sah sie ihn an, dass er direkt auf sie zukam. „Ich kenne eine Schneiderin, ich kann sie ja mal fragen“, meinte sie. Im Grunde gehörte ihr das kleine Unternehmen, aber sie war eher so etwas wie stille Teilhaberin und redete niemand ins Geschäft. -
Das neue Thema gefiel Melina und ihr Gesicht strahlte noch ein wenig mehr als sonst. "Spaß?!" Sie kicherte.
"Für mich ist vieles Spaß. Ballspiele, ringen und ab und an schwimmen. Hinzukommen noch Freunde treffen, Gespräche mit Niveau und gaaaaanz wichtig: Essen mit Freunden. Ich kann mir nichts besseres vorstellen als einen schönen Abend mit Freunden zu verbringen. Natürlich lässt sich dieses auch auf den Alltag anwenden, wenn wir nun Geld ausgeben wollen, können wir doch auch gut irgendwo Essen gehen. Ich kenne eine gute Taberna. Sie ist recht günstig und macht hervorragende Eintöpfe. Es klingt jetzt zwar verrückt aber ich mag Eintöpfe! Magst du Eintöpfe? Ich mag diese Mischung aus Suppe und fester Speise." Sie lachte leicht und überfiel Calvena fast. "Oh! Ich rede mich wieder fest. Was mir nun wirklich Spaß macht? Alles, was ich mit den Menschen, die ich liebe, tue." Melina entwickelte eine echte Sympathie zu Calvena. Beide schienen sich doch nicht zu unähnlich zu sein. Calvena schien Melina sogar zu akzeptieren und diesen Status schätzte Melina. Es war doch ein gutes Gefühl, akzeptiert zu sein.
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Valerian lachte und schüttelte den Kopf, als er die Frauen so reden hörte. "Melina, es geht nicht darum, möglichst schnell möglichst viel Geld loszuwerden, glaub mir, dazu würden uns allen sehr viele Dinge einfallen. Nein, wir wollen uns allein ein gemütliches und schönes Heim schaffen. Findest Du Möbel kaufen wirklich so langweilig? Magst Du Dich nicht gemütlich einrichten?" Er hatte wahrhaftig gedacht, alle Frauen würden so etwas gerne tun.
Ballspielen, schwimmen... ringen? Valerian verschluckte sich an seinem Wein und hustete eine Weile, bevor er wieder sprechen konnte. "Ringen, Melina? Also, ich bitte Dich! Das ist wirklich keine Beschäftigung für ein junges Mädchen. Wie kommst Du nur auf solche Ideen?" Er hatte wahrhaftig Verständnis dafür, daß ein Mädchen nicht unbedingt Freude daran hatte, den ganzen Tag zu spinnen und zu weben. Aber ringen! "Aber was Eintöpfe angeht, kann Diomedes sich ja vielleicht mal daran versuchen. Und wenn seine Kochkunst Deine Gnade findet, darfst Du Deine Freunde mal zum Essen einladen." Wobei er dann dafür sorgen mußte, daß sie unter Beobachtung blieben, damit sie nicht das Haus verwüsteten und plünderten.
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"Möbel sollten nützlich sein. Ihr Aussehen interessiert mich reichlich wenig. Ich finde, dass wir genug Möbel haben, außer dem Bett, dass ich zerstört habe. Insofern brauchten wir schon ein neues Bett für mich. Ich gebe dir also recht, dass wir ruhig Möbel einkaufen gehen sollten," sagte sie und konnte sich eine Grimasse nicht verkneifen. Als Lucius ihre Aktivitäten ansprach, verstummte sie kurz und legte leicht berührt die Hände an die Hüfte.
"Es ist doch meine Sache, wie ich mein Leben gestalte. Mir macht es Spaß, allgemein macht mir der Wettkampf Spaß. Ich könnte mich sogar für das Speerwerfen begeistern. Aber, wenn es dich beruhigt, werde ich in deiner Gegenwart nicht ringen oder Speerwerfen." Sie kicherte.
"Diomedes Eintöpfe sind sicherlich auch lecker aber manchmal muss man halt raus. Das Haus kann einen manchmal einengen," versuchte sie sich zu erklären. "Aber, was meine Freunde betrifft, ich lade sie gerne ein." Wusste Lucius eigentlich, was er sich damit angetan hatte? Sicherlich nicht.
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„Du hast ein Bett kaputt gemacht?“ fragte sie amüsiert nach. „Was hast du denn darauf getrieben?“ Es war höchst unwahrscheinlich dass sich Melina mit einem Mann vergnügt hatte, aber ihr vielen auf Anhieb mehrere Dinge ein, wie man ein Bett auch so kaputt bekommen konnte. Aber das behielt sie erst einmal für sich.
Anscheinend hatte sie genau die richtige Frage gestellt, denn Melina ging direkt darauf ein. Aber die Antwort war wohl nicht die, die Valerian oder Sermo gerne hören wollten. Je mehr Melina ihre Vorstellungen äußerte, desto verdrießlicher wurde zumindest die Miene ihres Verlobten. Calvena musste sich mit Mühe ein Kichern verkneifen, aber das Grinsen konnte sie dann doch nicht ganz verbergen. Ganz leicht klopfte sie Valerian auf den Rücken, als er sich an seinem Wein dann auch noch verschluckte. „Langsam, Schatz“, meinte sie leicht besorgt, weil er doch etwas länger brauchte um sich wieder zu beruhigen. Als nächstes machte er sich dann empört Luft.
„Erst mal sollten wir deine Freunde kennen lernen, ehe wir sie einladen. Nicht das am Ende noch einmal renoviert werden muss“, zwinkerte sie und ahnte nicht, wie Recht sie wohl haben würde.
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