Ein Gespräch unter jungen Priesterinnen

  • Calvena konnte nur Verständnis für ihre Freundin aufbringen. Wenn man Rom nicht kannte konnte man sich auch nicht von Heut auf Morgen einfach selbstbewusst in der Gesellschaft bewegen. Ihr war es ja auch nicht anders ergangen und immer noch war sie etwas nervös, wenn sie sich allein zwischen Senatoren und anderen wichtigen Politikern wieder fand.


    „Keine Sorge, du wirst sicher nicht irgend etwas peinliches machen!“ meinte sie sehr zuversichtlich. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Serrana nicht gut ankommen würde.


    Sie grinste. „Siehst du, die anderen Senatoren sind auch nicht Anders!“ zwinkerte sie. „Und ehe du dich versiehst, hast du vermutlich mehr Verehrer als jede andere junge Frau in Rom!“ kicherte sie.


    Calvena winkte ab. „Mach dir deswegen keinen Kopf. Ich hab dich sehr gern und warum sollte ich dir nicht helfen?“

  • Wie gut es doch tat, eine Freundin zu haben, der man auch seine Schwächen anvertrauen konnte, ohne dass sie einen auslachte.
    Serrana hatte noch nie eine besonders hohe Meinung von sich selbst gehabt, aber Calvenas Zuspruch gab ihr doch ein wenig mehr Zuversicht, auch wenn sie in keinster Weise an deren rosige Zukunftsbeschreibungen glaubte.


    "Ich werde auf diesem Fest auf jeden Fall mein Bestes geben" sagte sie dann entschlossen. Schließlich war Calvena ja die Gastgeberin, und Serrana war immer schon besser darin gewesen für andere zu kämpfen als für sich selbst.


    "Aber jetzt lass uns mal von etwas anderem reden." sagte sie dann und sah ihre Freundin gespannt an.
    "Weißt du denn schon, wann die Hochzeit stattfinden wird?"

  • „Du wirst dich sicherlich wohl fühlen!“ lächelte sie. Sie hatte schon ganz konkrete Pläne für die Fontinalien. „Und es würde mich wirklich freuen, wenn du etwas früher kommst, ich kann deine Meinung wirklich gebrauchen! Und bring auch Nracissa mit!“ lächelte sie um ihrer Freundin etwas Sicherheit zu vermitteln.


    Über die Hochzeit an sich hatte sie sich noch so gar keine Gedanken gemacht, erst mal musste es offiziell werden, dass sie verlobt war und noch hatten sie sich nicht auf einen Termin festgelegt, obwohl die Fontinalien wohl eine gute Gelegenheit wären. Außerdem rannte derzeit Avarus mit sauertöpfischer Miene durch die Casa, ihm gefiel diese Entscheidung so gar nicht. Nur Laevinia hielt sich erstaunlich zurück, eigentlich hätte sie von der Großtante einige gehässige Kommentare erwartet. „Wir sind ja noch nicht mal offiziell verlobt… an einen Termin für die Hochzeit hab ich noch nicht mal nachgedacht!“ gab sie zu. „Ich bin froh wenn ich die Fontinalien heil überstehe. Du kannst dir nicht vorstellen wie nervös ich bin!“ lächelte sie verlegen. "Ich hab die ganze Zeit ständig Angst, das alles eine einzige Katastrophe wird und die Gäste unzufrieden und voreilig die Casa verlassen..."

  • "Oh, natürlich komme ich gern früher und helfe dir so gut ich kann." sagte Serrana eifrig und drückte Calvenas Hand.


    "Mach dir mal keine Gedanken, dieses Fest wird sicher ganz wundervoll werden und keiner deiner Gäste wird nach Hause gehen wollen. Es wird sicher nichts schiefgehen. Und was das Wichtigste ist: du hast eine ganze Familie die hinter dir stehen und dich unterstützen wird, das ist sehr viel wert. Selbst Großmutter Laevina wird sich anstrengen, dass alles perfekt abläuft, denn es gibt wirklich nichts, was ihr über das Wohl und Gedeihen ihrer Gens geht. " Sie selbst hätte sich auch eine große Familie gewünscht, anstatt nur von den Schatten ihrer toten Angehörigen umgeben zu sein, aber vielleicht würde sie ja irgendwann mal eine haben.


    "Und wovon hängt denn eure offizielle Verlobung ab?" fragte sie dann neugierig.

  • Strahlend sah sie ihre Freundin an, es würde gut tun, eine Rückenstütze zu haben und vor allem auch eine andere Meinung. Zwar gestaltete sie alles nach ihren Vorstellungen, das hieß aber noch lange nicht, dass es auch Anderen gefiel.
    „Damit machst du mir eine große Freude!“ lächelte sie.


    „Na, wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben, noch muss ich eine Menge vorbereiten und dekorieren!“ grinste sie. Vielmehr sie würde die Sklaven der Casa herumscheuchen.


    „Also noch hat Valerian nicht die Heiratserlaubnis. Du weißt doch, als Soldat darf er eigentlich nicht heiraten! Und naja…. Avarus ist überhaupt nicht glücklich über die Wahl und rennt mit finsterer Miene herum!“ erklärte Calvena. „Er würde es viel lieber sehen, wenn ich einen Sentaor heirate!“ berichtete sie.

  • "Warte nur ab, wir werden bestimmt eine Menge Spaß bei den Vorbereitungen haben" sagte Serrana eifrig. "Es ist sicher viel Arbeit, aber dafür kannst du schon mal üben, wie es demnächst als Hausherrin für dich sein wird." fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.


    "Und falls sich Großmutter Laevina wirklich von halbnackten Tänzern ablenken lässt, dann sollten wir ihr vorsorglich eine komplette Tanzgruppe aufs Zimmer schicken, vielleicht lässt sie uns dann für eine Weile in Ruhe."


    Als Calvena die schlechte Laune ihres Onkels erwähnte, wurde Serrana nachdenklich.


    "Nun, ich glaube, dein Onkel Avarus meint es nur gut mit dir. Und natürlich hat er als Oberhaupt einer so wichtigen Gens auch Interesse daran, durch Heirat Verbindung zu anderen Familien zu knüpfen. Und du bist nun mal weit und breit die einzige heiratsfähige Frau in eurer Familie. Aber du wirst schon sehen," bei diesen Worten knuffte sie ihre Freundin liebevoll in die Seite, "er wird sicher bald merken, dass er dich nur unglücklich machen wird, wenn er die die Ehe mit Valerian verbietet, und eine unglückliche Nichte lässt sich viel schlechter verkuppeln..."

  • „Ich freu mich ja so, ich bin total aufgeregt und auch nervös... aber bisher hat es Spaß gemacht!“ lachte sie und freute sich darüber, das Serrana sie so selbstlos unterstützen wollte. Ein wenig lief sie rot an, als sie darüber nachdachte, dass sie doch tatsächlich bald einen Haushalt übernehmen würde. „Na wenn das mal gut geht und nicht in einer totalen Katastrophe endet. Ein Fest ist doch etwas anderes, als ein kompletter Haushalt. Aber naja zumindest kenn ich zumindest schon einen Verwandten Valerians. Er hat ja auch noch eine Cousine!“ erzählte sie.


    Vergnügt kicherte sie, als sie sich vorstellte, wie Laevinia mit halbnackten Tänzern sich in ihrem Zimmer einschloss. „Die armen Tänzer, für solche Dienste könnte ich diese sicherlich niemals bezahlen!“ kicherte sie und schüttelte sich dann. Diese Vorstellung brauchte sie nun wahrlich nicht.


    Leise seufzte sie. „Du hast ja recht, aber ich weiß auch dass sich Avarus nicht mal mit Sedulus Frau Paulina anfreunden konnte. Gegen diese Ehe war er auch und hat das deutlich gezeigt. Aber im Grunde kann ich froh sein, das Sedulus nur das Beste für mich will und Avarus ja eigentlich auch. Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass er sich nun ja übergangen fühlt und deswegen auch schmollt!“ Sie lag mit ihrer Vermutung wohl genau richtig, aber selbst wenn Aavarus von Anfang an eingeweiht gewesen wäre, er hätte dennoch etwas gegen die Verbindung.

  • "Unsinn, das Fest wird ein voller Erfolg, du wirst schon sehen!" sagte Serrana voller Überzeugung.


    Mit Valerians Verwandten meinte Calvena vermutlich Sermo, den die beiden Mädchen bei den Ludi kennengelernt hatten, und der mit Aurelia Prisca unterwegs gewesen war. Von einer Cousine war Serrana nichts bekannt, allerdings kam sie immer noch leicht bei all den familiären Verstrickungen innerhalb der römischen Gesellschaft durcheinander.


    Als es um Laevina ging, verdüsterte sich Serranas Blick kurz. "Ja, um das bezahlen zu können, müsstet ihr vermutlich die Casa Germanica verkaufen. Am liebsten würde ich Großmutter irgendetwas ins Essen streuen, damit sie drei Tage nicht mehr aufwacht und uns zumindest an dem einen Abend mal in Ruhe lässt" murmelte sie grimmig und erschrak ein wenig über sich selbst und ihre heftige Reaktion.


    "Was hatte dein Onkel Avarus denn gegen Sedulus' Frau?" fragte sie dann neugierig. "War sie etwa nicht standesgemäß oder konnte er sie einfach nicht leiden?" Was für eine schreckliche Vorstellung, dachte Serrana mitfühlend, als junge Ehefrau in ein fremdes neues Haus zu ziehen und dann von einem Familienmitglied angefeindet zu werden...

  • Es tat gut zu hören, das zumindest einer davon überzeugt war, dass das Fest ein voller Erfolg werden würde. Sie selbst würde wohl erst dann überzeugt sein, wenn alle Gäste zufrieden waren und nichts schief gelaufen war. Es konnte zu unzähligen Katastrophen an dem Abend kommen und sie hoffte, dass das der nicht der Fall sein würde. Am Besten wäre es wohl, wenn sie am Abend zuvor noch ein Opfer darbrachte.
    „Na dann lass es uns erst mal abwarten, noch sind es ein paar Wochen!“ lächelte sie.


    Verblüfft sah sie Serrana an. Solche Töne war sie von ihrer Freundin so gar nicht gewöhnt, aber der Vorschlag war schon fast verlockend. „So etwas gibt es sicher, aber am Ende würde sie doch wissen, wer es war und auf diesen Ärger kann ich verzichten. Ich werde sie an diesem Abend abzulenken wissen und du kannst ganz ungestört das Fest genießen!“ versicherte sie ihr erneut.


    „Mhm... so genau weiß ich das nicht. Avarus war wohl der Meinung sie sei nicht gut genug gewesen! Aber ich hüte mich derzeit zu Fragen, Sedulus trauert noch immer. Ich hoffe er fängt sich wieder. Sabina scheint aus dem schlimmsten wieder raus zu sein!“ meinte sie nachdenklich. Mittlerweile war es Stadtbekannt, das Germanica Paulina verstorben war.

  • Immer noch ein wenig erschrocken über die dunklen Gedanken, die sie gerade gehegt hatte, nickte Serrana bei Calvenas Worten zustimmend.


    "Natürlich, das war Unsinn von mir, ich weiß gar nicht, wie ich auf so eine kindische Idee überhaupt kommen konnte."


    Als ihre Freundin dann weitererzählte, fühlte sie tiefes Mitgefühl für Senator Sedulus und seine Tochter.


    "Das ist so traurig...und wie kann man überhaupt sagen, dass jemand nicht gut genug für einen anderen Menschen ist? Das ist doch absolut gefühllos." sagte sie dann mit aufkeimender Verärgerung.


    "Aber es freut mich, dass es der kleinen Sabina schon wieder besser geht. Zum Glück hat sie ja einen netten Vater und eine liebe Cousine, die sich um sie kümmern und für sie sorgen."


    "Und wenn dein Onkel seine Frau wirklich geliebt hat, dann ist es wohl normal, dass er noch um sie trauert. Stell dir nur mal vor, du heiratest, bekommst Kinder von deinem Mann, und dann stirbst du, ohne dass es ihn besonders kümmert...."


    Serranas Gesicht nahm plötzlich einen harten Ausdruck an.


    "Ich glaube, so ist es bei meinen Eltern gewesen. Wenn mein Vater sich etwas aus meiner Mutter gemacht hätte, dann hätte er sich nach ihrem Tod doch nicht einfach aus dem Staub gemacht, oder?"

  • „Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie du auf solch einen Gedanken kommst. Es ist Laevinias Art nur das schlechteste im Menschen hervorzurufen!“ meinte sie etwas grimmig und lächelte dann aber wieder Serrana zu.


    Leise seufzte sie. Ein wenig konnte sie Avarus verstehen, er wollte nur das Beste für die Familie, er hatte ja auch vieles für die Familie getan, aber auf der anderen Seite, fand sie, dass jeder glücklich werden sollte, auf die ein oder andere Weise. „Also am Ende sind sie miteinander ausgekommen… hat Sedulus erzählt! Aber naja, ich denke er macht sich einfach nur Sorgen!“ Aber so richtig würde sie diesen Onkel wohl niemals verstehen. Er war eben mit anderen Werten und Vorstellungen aufgewachsen wie sein selbst.


    „Sabina kann wieder lachen und der Rest wird dann auch noch kommen. Ich hab ja vor ihr auch ein wenig Spaß auf dem fest zu gönnen, eh sie ins Bett muss. Wir haben da eine kleine Überraschung geplant!“ grinste sie. „Sabina hat wirklich eine schöne Singstimme und ich denke es dürfte den Abend nett gestallten, wenn sie ein kleines Lied vorträgt!“ vertraute sie ihr an, denn sie wusste Serrana würde das niemandem verraten.


    Sie kannte den Schmerz jemanden zu verlieren, den man liebte nur allzu gut und sie wollte nach Möglichkeit diesen Schmerz nicht so schnell wieder erfahren, aber es musste auch fürchterlich sein, wenn man einem Menschen egal war.


    Sanft sah sie Serrana an. „Was auch immer es war, dein Vater hatte sicherlich seine Gründe! Vielleicht war er überfordert mit einem kleinen Mädchen und wollte nur das Beste für dich und in seinen Augen war Laevinia das Beste für dich!“ versuchte sie ihre Freundin zu ermutigend. „Ich hätte gern meinen Vater kennen gelernt…. Aber er ist Tod und meine Mutter, nun ja, sie war zu sehr auf ihre eigenen Wünsche fixiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, ein Klotz am Bein für sie zu sein…“, das hatte sie bisher noch niemandem anvertraut. „Aber sie hat mich dennoch geliebt, auf ihre Weise… Eltern können einfach nicht anders.“ Von dieser Tatsache war sie überzeugt und sie wollte sich auch nichts anderes einreden lassen.

  • Auf Calvenas Erklärungen hin nickte Serrana nachdenklich. Vermutlich hatte ihre Freundin recht, und Avarus hatte nur aus Sorge um seine Gens so scheinbar unfreundlich reagiert. Wer wusste schon, was man als Pater Familias für Sorgen mit sich herum trug, und da Serrana den Senator gar nicht kannte, beschloss sie ihm auch keine schlechten Motive zu unterstellen.


    "Sabina soll auf dem Fest etwas vorsingen? Das ist ja eine schöne Idee, aber wird sie sich das denn auch trauen? Ich hätte in ihrem Alter sicher nicht den Mut dazu gehabt." Heute hätte sie den vermutlich noch viel weniger, aber diesen Kommentar sparte sich Serrana lieber.Schließlich kannte Calvena ihre Freundin mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass diese während einer Gesellschaft kaum auf den Tisch springen würde, um die übrigen Anwesenden zu unterhalten...


    Die Argumente, die Calvena dann zugunsten von Serranas Vater aufführte, kamen bei dieser nicht wirklich durch, denn in diesem Punkt hatte sie sich längst ein festes Bild gemacht. Kein Wunder, dass sie sich heutzutage immer noch minderwertig fühlte, wenn sogar ihr eigener Vater sie abgegeben hatte wie ein lästiges Gepäckstück.


    Dann jedoch wurde sie von ihrem eigenenen alten Kummer abgelenkt. Bislang hatte Calvena ihr noch so gut wie nichts über ihre Eltern erzählt, und Serrana hatte das immer respektiert. Aber vielleicht wollte ihre Freundin ja heute darüber sprechen.


    "Warum glaubst du denn, dass du deiner Mutter ein Klotz am Bein warst? Sie hat sich doch immer um dich gekümmert und war für dich da, oder nicht?" Nach Calvenas Vater zu fragen, traute Serrana sich nicht so recht. Schließlich hatte diese ihr ja schon einmal anvertraut, dass ihre Eltern nur sehr wenig Zeit miteinander verbracht hatten.

  • Sie hatte bereits mit ihrer Cousine geredet und diese hatte selbst den Vorschlag gemacht und nun übten sie Beide in aller Heimlichkeit einige Stunden Abends. Elissa musste dann immer aufpassen, ob nicht jemand die Treppe hoch kam nd sich dann wunderte. Es sollte schließlich eine Überraschung werden. "Sabina hat selbst den Vorschlag gemacht!" erklärte sie und drückte sanft Serranas Hand, eines Tages würde sich ihre Freundin auch wesentlich selbstsicherer bewegen. Sie brauchte nur etwas Ermutigung, Zuspruch und auch Selbstbewustsein. So etwas kam nicht von Jetzt auf Hier, aber sobald ihre Freundin einige Erfolge verbuchen konnte, würde sie sich auch ein klein wenig verändern.


    Serrana schien von Calvenas Worten nicht überzeugt zu sein und sie ließ es erst einmal, denn ihre Freundin hatte schon ein Bild von ihrem Vater und sie konnte es ihr nicht verdenken.


    "Nun... meine Mutter war eine Frau die nichts mehr wollte als Selbstbestimmung. Sie hat ein ziemlich unorthodoxes Leben geführt und getan und gelassen was sie wollte. Als ich dann zur Welt kam, musste sie wieder Verwantwortung übernehmen, etwas vor dem sie weg gelaufen ist!" antwortete sie nachdenklich. Es war nciht gerade leicht ihre Mutter zu beschreiben, denn das Bild an diese war fast vollständig verblasst, aber das Gefühl von Zuneigung geblieben. "Sie hat mich geliebt, aber auch gleichzeitig war ich eine Last!" sie klang nicht wirklich traurig oder verbittert, sondern eher verständnisvoll. Schließlich hatte sie trotz allem eine schöne Kindheit gehabt und hatte wohl eine größere und liebervollere Familie gehabt, als viele von sich behaupten konnten. Aber es war nur wenig Platz für Illusionen geblieben, nicht wenn man Hungerwinter und Dürresommer erlebte und stehlen musste. Aber all das Lag hinter ihr und auch wenn sie dieses Leben und vorallem die Menschen vermisste, so hatte sie nun eine andere Familie und vorallem Freunde. Außerdem war sie ihrer großen Liebe begegnet. Aber vergessen würde sie ihre Vergangenheit nicht, schließlich machte diese sie aus und hatte sie geprägt.

  • "Ich finde es toll, dass sich Sabina so etwas traut, sicher wird sie eines Tages genauso stark und selbstbewusst sein wie ihre Cousine" sagte Serrana mit einem Lächeln. "Oder wie meine..." fügte sie mit einem Schmunzeln hinzu, als sie an Narcissa denken musste.


    Sie war nicht sicher, was sie sich unter einem unorthodoxen Leben vorstellen sollte, schließlich war ihr eigenes bislang in mehr als behüteten Bahnen abgelaufen und das schränkte ihre Phantasie auf diesem Gebiet doch merklich ein. Darüber hinaus war sich Serrana auch immer noch nicht sicher, wie weit sie mit ihren Fragen bei Calvena gehen konnte, ohne diese irgendwie zu verärgern.


    "Wie ist deine Mutter denn gestorben?" fragte sie dann vorsichtig und behutsam. "Und wie alt bist du da gewesen?" Schließlich wusste ihre Freundin ja, dass auch Serrana sehr früh ihre Mutter verloren hatte und deshalb kaum aus reiner Sensationsgier nachhaken würde.

  • Verlegen lächelte sie, so stark und selbstsicher war sie bei weitem nicht. Aber sie scheute sich nun mal nicht vor Herausforderungen, das half ihr. „Nicht mehr lange und auch du wirst dich vollkommen sicher in Roms Gesellschaft bewegen!“ sagte sie zuversichtlich. „Und dann wirst du auch als Gastgeberin brillieren. Die cena nach den Ludi ist dir und Narcissa wirklich gelungen!“ lächelte sie und machte Serrana Mut.


    Wie sollte sie ihrer Freundin erklären, dass ihre Mutter der menschlichen Gier zum Opfer gefallen war. Sie war noch zu jung gewesen um zu verstehen, was es hieß, wenn jemand ermordet wurde. Aber mittlerweile wusste sie dies, konnte aber durchaus damit umgehen. „Ich war fünf, als genauso alt wie Sabina jetzt ist!“ Ihr war noch gar nicht gewusst, dass sie und ihre kleine Base dies gemein hatten. Sie Beide hatten recht früh ihre Mutter verloren. „Und meine Mutter kam bei einem Überfall ums Leben!“ erklärte sie dann Serrana. Sie trauerte schon lange nicht mehr um den Tod ihrer Mutter, deswegen klang sie etwas kühl.

  • Serrana lächelte bei der Erinnerung an die Cena in der Casa Iunia und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein, mit der Cena nach den Ludi kann ich mich nicht brüsten, die Ehre gebührt wirklich Narcissa. Ich hab ihr nur geholfen, so gut ich konnte. Aber wenn wieder so eine Herausforderung auf mich zukommt, werde ich sie allein und ohne fremde Hilfe meistern, das habe ich mir fest vorgenommen."


    Überrascht hörte sie dann, dass ihre Freundin und sie offenbar im selben Alter gewesen waren als sie ihre Mütter verloren hatten. Serrana war ein wenig erstaunt, wie gelassen Calvena über den Tod ihrer Mutter sprach, allerdings ging es ihr selbst bei ihrem Vater ähnlich, daher hatte ihre Freundin sicherlich ihre Gründe dafür.


    "Oh, ich war damals auch fünf, das ist ja wirklich ein Zufall, wenn auch wahrlich kein schöner..."


    "Ein Überfall? Aber wie konnte denn sowas passieren?" fragte sie dann überrascht. Automatisch stellte sie sich das Landhaus vor, in dem sie selbst ihre früheste Kindheit verbracht hatte. Ein gewaltsamer Angriff passte da so gar nicht ins Bild...

  • "Ich bin mir sicher du hast auch deinen Teil dazu beigetragen! Aber richte doch mal Narcissa meine Grüße aus und sag ihr ich würde mich freuen, sie dabei zu haben!" lächelte sie und meinte es ernst. Zwar kannte sie Narcissa nicht ganz so git wie Serrana, aber es würde ihrer Freundin helfen, ein wenig selbstsicherer aufzutretten, wenn ihre Verwandte dabei war.


    Matt lächelte sie, als sie eine weitere Gemeinsamkeit mit Serrana entdeckte. "Nun meine Mutter hat sich dem fahrenden Volk angeschlossen..." vertraute sie Serrana vorsichtig an. Sie wusste, dass diese diese Tatsache nicht ausplaudern würde, aber vermutlich würde diese Wahrheit ihre Freundin schokieren. "Und nicht immer sind die Straßen so sicher, dass man unbehelligt reisen kann!" fügte sie hinzu und sah die Iunia aufmerksam an.

  • Fahrendes Volk? Serrana stutzte einen Moment bei diesem Ausdruck, denn damit hätte sie ihre Freundin nun wirklich niemals in Verbindung gebracht. Sie selbst hatte nur ein oder zweimal bei einem Besuch in Nola ein paar der bunten Wagen gesehen, aber jedesmal hatte Laevina sie sofort ausser Sicht- und Hörweite gezerrt und ihr dann lange und abschreckende Vorträge gehalten. Und was sie dabei für Ausdrücke benutzt hatte...Diebe und Halsabschneider waren noch die freundlichsten gewesen, und bei der Erinnerung an das eine oder andere Schimpfwort bekam Serrana heute noch rote Ohren.


    Aber hatte Laevina nicht auch über viele Jahre hinweg immer wieder unter Beweis gestellt, wie wenig sie von ihren Mitmenschen hielt und dass es ihr im Grunde keiner wirklich recht machen konnte?
    Serrana fasste den Beschluss, sich bei ihren eigenen Bewertungen nicht mehr länger von der Meinung ihrer Großmutter beeinflussen zu lassen und schon gar nicht, wenn es um ihre Freundin ging.


    "Mit fahrendem Volk meinst du doch Gaukler und Spielleute, nicht wahr?" fragte sie und hoffte einigermaßen wertfreie Bezeichnungen gewählt zu haben. "Bist du denn bei denen geblieben, nachdem deine Mutter gestorben ist?"

  • Für einen kurzen Moment bangte Calvena, denn die meisten Leute hielten nicht viel von dem fahrenden Volk, es gab so viele Vorutreile über sie und machen Gerüchte entsprachen auch der Wahrheit, aber es gab immer zwei Blickwinkel der Dinge und sie kannte beide Seiten. Dann aber war Serrana nicht ganz so schockiert, wie sie es erwartet hatte.


    „Spielleute, Gaukler, Tänzerinnen und Feuertänzer….“, erklärte sie. „Das fahrende Volk hat viele Gesichter!“ fügte sie hinzu. „Da niemand wusste wer mein leiblicher Vater ist, bin ich bei ihnen geblieben und mit ihnen aufgewachsen. Ich hatte eine Menge Ziehbrüder und Schwestern und auch wohl mehr Eltern und Großeltern, als andere Kinder von sich behaupten können!“ berichtete sie.


    „Das Leben war nicht immer das einfachste, aber für mich meine ganze Welt!“ gab sie zu. „Ich hab es als normal angesehen… glaub mir es gibt ebenso viele Vorurteile über die Städter das Landleben, wie über das fahrende Volk, dabei unterscheiden sie sich nicht wirklich. Die grundlegenden Werte wurden auch uns vermittelt, aber wir hatten mehr Freiheiten!“ erzählte sie und hoffte das Serrana sie verstand.

  • Kein Wunder, dass Calvena sich soviel selbstsicherer bewegte und benahm als sie selbst, sie war ganz augenscheinlich durch eine härtere Schule gegangen. Natürlich war es alles andere als schön gewesen, unter Laevinas strenger Fuchtel aufzuwachsen, aber immerhin war Serrana zeit ihres Lebens behütet und mit allem Notwendigen versorgt worden. Und zum Ausgleich für ihre Großmutter hate ihr Fortuna auch einen überaus gütigen Großvater geschenkt, mit dem sie viele wundervolle Stunden hatte verbringen dürfen. Und dennoch fühlte Serrana bei Calvenas Worten ein klein wenig Neid.


    "Das klingt alles so aufregend, ich weiß ja, dass du sehr gut musizieren kannst, aber kannst du auch ...äh...tanzen?" Sie musste sich ein wenig anstrengen um ihre Verlegenheit zu verbergen, schließlich beschränkten sich ihre Kenntnisse über diesen Berufszweig nur auf Laevinas Zetereien und diverse pikante Anspielungen der Haussklaven.


    "Und du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich um diese vielen Menschen dort beneide, mit denen du dort zusammen gelebt hast. Ich kann mich nicht mehr sehr gut an meine Mutter erinnern, aber ich weiß noch genau, wie ich mit ihr im Garten gesessen habe, ein paar Tage bevor das Baby auf die Welt kommen sollte. Da haben wir uns wir uns ausgemalt, wie es sein würde wenn wir endlich endlich zu viert wären, und wir haben uns unheimlich gefreut.
    Naja, und stattdessen war ich kurz darauf völlig allein...."
    Serrana musste schlucken und biss sich dann entschlossen auf die Lippe. Was brachte es schon, über diese alten Geschichten nachzudenken, ihr Leben spielte schließlich im Hier und Jetzt.


    "Und warum bist du dann letzten Endes doch von ihnen weggegangen? Wenn du so gern mit diesen Menschen gelebt hast, war es doch sicher schwierig sie einfach zu verlassen..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!