Ein Gespräch unter jungen Priesterinnen

  • Es war einer dieser wundervollen ersten Herbsttage, die Sonne schien, aber lang nicht mehr so brennend, wie noch vor einigen Monaten, die ersten Blätter verfärbten sich und der Wind raute auf. Zwar war es in Roma noch wesentlich milder, als in anderen Gegenden des Imperiums, aber sie liebte diese Jahrezeit dennoch mehr, als eine andere Zeit. Die Welt war im wandel, und das spürte man.


    Calvena trat aus dem Schatten des Iunotempels, wo sie zuvor noch ein kleines Opfer dargebracht hatte und einfach nur gebettet hatte. Sie hatte die Stille in dem marmornem Haus der Göttin genossen. Der Wind spielte mit einer ihrer Strähnen, sie war nämlich ganz wie eine zukünftige Priesterin gekleidet, reines weiß, die Haare offen und mit entblössten Füßen. Einen Moment stand sie einfach nur da, genoss die Sonne im Gesicht, ehe sie nach ihren Sandallen griff und das weiche Leder um ihre Knöcheln verknotete. Jetzt würde ihr sicher noch ein Spaziergang im nahegelegenen Park gut tun. Kurz warf sie einen letzten Blick auf den Tempel, lächelte und schlug einen schmalen Weg ein, hinein in eine kleine grüne Oase. Mit einer Tabula und einem Pergament bewaffnet setzte sie sich auf eine Bank und las dann in ihren Aufzeichnungen vom täglichen Unterricht.

  • Serrana nutzte die kurze Unterrichtspause, um eine Weile in den kleinen Park in der Nachbarschaft des Tempels zu gehen. In einer so großen, überfüllten und lauten Stadt wie Rom war es kaum möglich, einmal wirklich zur Ruhe zu kommen, und so glücklich Serrana auch darüber war, endlich in diesem Trubel angekommen zu sein, so froh war sie auch manchmal ein wenig für sich zu sein und die Stille zu genießen. Mit etwas Glück würde sie ein schönes Plätzchen finden, wo sie in Ruhe ihre Gedanken fließen lassen und beten konnte. Natürlich tat sie das auch gern im Tempel vor dem Kultbild der Minerva, aber sie hatte sich von frühester Kindheit an immer im Garten ihrer Großeltern zurückgezogen, häufig genug auf der Flucht vor Laevinas ständigen Zetereien und Schikanen, und fühlte sich ihrer Göttin daher immer besonders verbunden, wenn sie von Bäumen und Blumen umgeben war.
    Die junge Iunia liebte ihre Priesterinnenkleidung und trug sie voller Stolz. Das einfache weiße Leinen erschien ihr kostbarer als jede seidene Stola, und wenn sie es trug, fielen automatisch all die Ängste und Unsicherheiten von ihr ab, die sie im täglichen Leben sonst immer begleiteten. Sie war sich ihrer Berufung absolut sicher, und seit sie in den Cultus Deorum eingetreten war, hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben nicht das Gefühl, es ständig allen Menschen recht machen zu müssen. Leider beschränkte sich dieses Hochgefühl bislang nur auf die jeweilige Zeit im Tempel, aber vielleicht würde sie ja irgendwann auch etwas davon in ihr alltägliches Leben hinüberretten können...


    Als ein Windstoß ihr offenes karamellfarbenes Haar durcheinanderwirbelte, musste sie an Adula denken und automatisch schmunzeln. Ihre Leibsklavin, die ihr mittlerweile sehr ans Herz gewachsen war, war als Ornatrix alles andere als begabt, und der Umstand, dass Priesterinnen ihr Haar offen trugen, kam ihr sehr entgegen. Auf diese Weise war sie nur dafür verantwortlich, das glatte Haar ihrer Herrin solange zu bürsten, bis es seidig glänzte und ordentlich den Rücken hinunterfiel, und das beherrschte sogar Adula ohne größere Probleme.


    Serrana erinnerte sich, dass irgendwo auf diesem Weg eine Bank stehen musste und beschleunigte ihre Schritte. Sie bog um eine letzte Ecke und sah plötzlich zu ihrer großen Freude ihre Freundin Calvena auf eben dieser sitzen und lesen. Um die Freundin nicht zu erschrecken ging Serrana wieder etwas langsamer und sagte dann:


    "Calvena, wie schön, dass ich dich hier treffe, störe ich dich gerade oder darf ich mich einen Moment zu dir setzen?"

  • Völlig entspannt und den Tag genießend saß sie nun mitten im Park, im Schatten eines großen alten Baumes, welcher wohl schon seit Ewigkeiten hier zu wachsen schien. Es war angenehm ruhig und der Lärm der großen Stadt schien weit entfernt zu sein. Es war ein Hort der Ruhe. Der Wind strich ihr eine lange Strähne ins Gesicht, welche sie dann eilig hinter ihr Ohr klemmte. Gespannt las sie ihre Aufzeichnungen und vergaß für den Moment, dass die Menschen an ihr vorbei spazierten. Erst als sie die Stimme ihrer Freundin Serrana vernahm, hob sie den Kopf und lächelte ihrer Freundin zu.


    „Serrana, schön dich zu sehen! Ich freu mich ja so sehr“, lächelte sie und machte der Iunia Platz auf der steinernen Bank. „Setz dich nur dazu! Wie geht’s dir?“ fragte sie und verstaute Tabula und Pergament in einer Umhängetasche.


    „Gut siehst du aus!“ lächelte sie, denn es stimmte. Serrana wirkte wesentlich reifer und Selbstbewusster als Priesterin. Sie strahlte sogar etwas Autorität aus. Ob sie auch so auf andere Leute wirkte, wenn sie im Tempel einem Sacerdos zur Hand ging. Da musste man wirklich Respekt empfinden. Schließlich standen sie ja im Dienst der Götter.

  • Serrana ließ sich neben Calvena auf der Bank nieder und lächelte sie dankbar an.


    "Vielen Dank, mir geht es auch sehr gut. Manchmal würde ich am liebsten gar nicht mehr nach Hause gehen sondern im Tempel bleiben, aber das geht natürlich nicht."


    Sie warf einen Blick auf die Tasche ihrer Freundin.


    "Was hast du denn gerade gemacht? Oder ist das etwa ein Geheimnis" fragte sie dann in verschwörerischem Ton und zwinkerte Calvena zu.

  • Kurz schloss sie die Augen und genoss die Sonnenstrahlen auf der Haut. Mit einfachen Dingen konnte man sie glücklich machen. Noch schöner war es natürlich, das Serrana nun bei ihr saß und sie sich wieder über alles unterhalten konnte. Hier im Tempelgarten gab es auch keine unerwünschten Lauscher. Leise seufzte sie, seit dem Laevinia eingezogen war, war sie auf der Hut was sie sagte und wie sie sich benahm, die Schreckschraube war darauf aus, ihr das Leben schwer zu machen, vor allem nach ihrem unangenehmen Zusammenstoß. Bisher hatte sie sich eigentlich sehr wohl gefühlt in der Casa, sie hatte ein zu Hause gefunden, das ständige umherziehen war vorbei, aber Laevinia verdarb ihr alles. Deswegen ergriff sie nur zu gern die Fluchtmöglichkeit in die Stille der Tempel.


    „Ich weiß was du meinst!“ antwortete sie und verzog leicht das Gesicht. „Du weißt ja wie deine Großmutter sein kann… wir hatten einen unangenehmes Zusammentreffen“, sie seufzte leise. „Seit dem fühle ich mich auf jeden Schritt beobachtet. Ob du es glaubst oder nicht, die hat doch glatt mein Zimmer durchwühlt!“ machte sie ihrer Empörung Luft. „Und rate mal was ihr da in die Finger gekommen ist… der Brief von Valerian!“ sie schüttelte fassungslos den Kopf. „Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, so etwas zu tun! Und seit dem sieht sie wohl in mir eine Bedrohung für die Gens!“ schnaubte sie. Es tat gut, Serrana ihr Leid zu klagen, schließlich kannte diese Lavinia besser, als sie selbst. Sie war von ihr aufgezogen worden. Getauscht hätte sie im Leben nicht. Ihre Freundin hatte sie ja gewarnt und sie war ja auch vorsichtig und zurückhaltend gegenüber diesem Familienmitglied gewesen, aber diese Krähe konnte wirklich einem alles verderben. Aber sie wusste zumindest, das Laevnia nicht zu Avarus oder Sedulus stürmen würde und ihre Entdeckung aller Welt preis gab, dazu hatte sie diese zu sehr unter Druck gesetzt. Derzeit schlichen sie um einander herum und warteten auf einen Moment der Schwäche.


    „Ich hab gelesen. In meinen Notizen!“ beantwortete sie dann Serranas Frage.

  • Bis vor wenigen Augenblicken war Serrana sicher gewesen, dass nichts ihren Seelenfrieden an diesem Ort würde trüben können, aber der Name ihrer verhassten Großmutter schaffte das ohne größere Probleme.
    Augenblicklich fühlte sie großes Mitgefühl mit Calvena gleich gefolgt von einem großen Maß an schlechtem Gewissen. Schließlich war ihre eigene Flucht ja der ausschlaggebende Grund für Laevinas endgültigen Umzug nach Rom und in die Casa Germanica gewesen...


    "Calvena, das tut mir alles so furchtbar leid," sagte sie aufrichtig zerknirscht und legte den Arm um ihre Freundin.


    "Meine Großmutter kann einem das Leben zur Hölle machen, wenn man nicht alles genauso macht, wie sie es gerne möchte. Meine Sachen hat sie jeden Tag kontrolliert, deshalb wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, irgend etwas vor ihr zu verstecken. Und ein Brief von einem fremden Mann ist für sie natürlich ein gefundenes Fressen....
    Aber geschlagen hat sie dich doch hoffentlich nicht, oder?"
    bei der letzen Frage musterte Serrana ihre Freundin besorgt. Sie selbst hatte Laevinas harte Hand von klein auf oft genug zu spüren bekommen und sie wollte nicht, dass es anderen Menschen, die ihr wichtig waren, auch so erging.

  • Mit einem schwachen Lächeln winkte sie ab. „Mach du dir bitte keine Vorwürfe. Du wolltest nur endlich mal dein Leben selbst bestimmen, ein Recht das die niemand verwehren sollte. Laevinia ist ein Biest, aber ich werde schon mit ihr zu Recht kommen!“ versicherte sie ihrer Freundin. Denn so schnell ließ sie sich nämlich nichts sagen und bisher hatte sie nicht getan, für dessen sie sich schämen musste.


    Sie erwiderte Serranas Umarmung, es tat gut mit jemanden über das alles zu reden. „Ich habe nicht absichtlich etwas versteckt… aber ich bin der Meinung sie hat keinerlei Recht dazu, zu machen was sie will. Sie ist ebenso wie ich ein Familienmitglied und wir sollten einander respektieren! Aber sie tut ja nur was sie will…“, ließ sie ihrem Zorn freie Bahn. „Und dabei hat sie ja nicht mal wirklich Grund zur Sorge… du hast ja Valerian kennen gelernt. Er gehört nicht gerade zu der Sorte Mann der eine Frau sieht, sich nimmt und dann wieder fallen lässt! Wäre sie auf mich zugegangen und hätte mit mir reden wollen, dann wäre es etwas anderes gewesen. Aber nein, sie schnüffelt herum und wird dabei noch erwischt!“ echauffierte sie sich über Laevinia.


    Entsetzt sah sie Serrana an und schüttelte dann entschieden den Kopf. Eine gewisse Sturheit zeigte sich auf ihren Zügen. „Sollte sie es wagen, wird sie ihr blaues Wunder erleben!“ prophezeite sie düster. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber schlagen ließ sie sich nicht.

  • Serrana war ihrer Freundin sehr dankbar dafür, dass sie ihr offenbar keine Vorwürfe für Laevinas Auftauchen in Rom machte, aber sie selbst tat es nach wie vor.


    "Vielleicht hast du ja recht, aber wie kann ich mein neues Leben hier geniessen, wenn ich ständig das Gefühl habe, dass andere Leute für mich büßen müssen....
    Wenn ich in Nola geblieben wäre, ginge es euch Germanicern jetzt mit Sicherheit besser, und vielleicht hätte ich mich ja mit der Zeit auch an die Ehe mit unserem Nachbarn gewöhnt."
    Die Erinnerung an ihren unerfreulichen Verehrer in der Heimat verursachte ihr nach wie vor eine Gänsehaut und sie blendete sie ganz schnell wieder aus.


    Aber vielleicht würde Calvena ja wirklich besser mit Serranas Großmutter zurechtkommen, schließlich war sie ja um einiges selbstbewusster als die junge Iunia und ließ sich auch nicht so viel gefallen. Serrana betrachtete ihre Freundin liebevoll und fuhr dann fort.


    "Natürlich hat sie kein Recht, deine Sachen zu durchwühlen, aber so sieht meine Großmutter das nicht. Sie wohnt jetzt in eurem Haus, und damit ist die Casa Germanica in ihren Augen jetzt automatisch auch ihr Revier und Herrschaftsbereich. Und sie denkt von jedem Menschen erst einmal das Schlechteste, deshalb ist ihr ganz egal, wie Valerian wirklich ist..."


    Jetzt lächelte Serrana und ergriff Calvenas Hand. "Aber mich freut es sehr, dass du soviel Glück gehabt hast. Ich habe Valerian ja erst einmal bei den Ludi gesehen, aber man konnte gleich sehen, dass er ein guter Mensch ist. Ihr werdet bestimmt sehr glücklich miteinander werden..." Obwohl ausser den beiden Mädchen im Park zu Zeit offenbar niemand unterwegs war, beugte sie sich noch ein bisschen weiter zu ihrer Freundin herüber und sagte dann in verschwörerischem Ton:


    "Du hast mir auch noch gar nichts über seinen Antrag erzählt....Wie war es denn?.....was hat er genau gesagt?....."

  • Laevinia war wirklich ein Biest, sie hatte die arme Serrana solange drangsaliert, dass diese Flucht ergriffen hatte und nun, im Nachhinein, schaffte sie es sogar, dass sich die junge Iunia schlecht fühlte, nur weil sie eine Entscheidung getroffen hatte. „Keine Sorge, wir büßen nicht, wir kommen schon mit deiner Großmutter zurecht!“ meinte sie zuversichtlicher als sie sich fühlte, aber sie wollte nicht, dass Serrana wegen der alten Schreckse ein schlechtes Gewissen hat. „Über kurz oder lang wäre sie wohl nach Rom gekommen, spätestens dann, wenn sie dich an einen unausstehlichen Mann verheiratet hätte!“ sagte sie und klang recht überzeugt. „Laevinia ist ganz versessen darauf hier in Rom mitzumischen!“ erklärte sie ihr und traf mit dieser Vermutung wohl genau ins Schwarze.


    Sie freute sich, das Serrana ebenso empört war, wie sie selbst. Es tat gut, dass jemand sie verstand und es eben nicht als selbstverständlich hin nahm, dass man einfach in den Sachen anderer Leute wühlte. „Sobald Avarus und Sedulus aus dem Haus sind, führt sie sich auf, als sei sie die Hausherrin. Die Sklaven werden von ihr drangsaliert. Ich bin nur froh, das Sabina, meine kleine Cousine, nicht unter ihrer Obhut steht!“ erzählte sie ihr. „Sie hat es ja jetzt besonders auf Elissa abgesehen!“ sie seufzte. „Und das nur, weil sie mir treu ergeben ist…“, wieder seufzte Calvena. Das waren derzeit Zustände.


    Schließlich kam das Thema auf ein wesentlich spannenderes und vor allem freudigeres. Valerian, sobald sie auch nur an ihn dachte, machte ihr Herz einen Satz. „Nun…“, sie lief rot an und lachte dann verlegen. Zumal sie nicht sofort in Schwärmereien verfallen wollte. „Du weißt doch, wir waren im Theater und es hat wie so häufig in einer Schlägerei geendet. Das Stück war wunderbar und wir hatten jede Menge Spaß“, erzählte sie ihr. Natürlich im Flüsterton, es musste ja nicht gleich alle Welt mitbekommen über was die beiden Freundinnen redeten. Zumal es bisher nicht zu einem Skandal gekommen war. „Und nach dem Theater hat er mich dann gefragt! Als wir allein waren!“ vertraute sie ihr an und wieder verfärbten sich ihre Wangen. Ihre Augen glänzten vor Freude.

  • Ja, mit dieser Einschätzung von Laevinas Charakter lag Calvena vermutlich genau richtig. Die Laune ihrer Großmutter war immer schon deutlich gestiegen, wenn sie auf die eine oder andere Weise in das Tagesgeschick in Nola hatte eingreifen können. Kein Wunder, wenn sie jetzt hier, im Zentrum der Macht, aufblühte wie eine ganze Blumenwiese...


    "Du hast wahrscheinlich recht..." sagte Serrana nachdenklich. "Ich wünschte nur, sie wäre schon vor vielen Jahren nach Rom gegangen und hätte Großvater und mich daheim zurückgelassen. Vielleicht würde er dann heute sogar noch leben... Aber wenn sie einmal über jemanden die Kontrolle bekommen hat, dann lässt sie ihn nicht mehr freiwillig entwischen..."fügte sie mit Bitterkeit in der Stimme hinzu.


    "Es ist gut, dass sie mit Sedulus' Tochter nichts zu tun hat, dann wird es die Kleine sicher leichter haben. Und auf Elissa solltest du gut aufpassen, meine Großmutter ist entsetzlich nachtragend, sie vergisst nie etwas, und falls sie jemals die Gelegenheit bekommen sollte sich zu rächen, dann wird sie das sofort und ohne jede Gnade tun."


    Dann ging Calvena wieder auf ein deutlich angenehmeres Gesprächsthema über, und Serrana hörte gespannt ihrem Bericht zu.


    "Oh, ist das romantisch!" rief sie aufgeregt. "Stell dir vor, er hat dich zuerst gefragt... normalerweise erfährt man es doch von seinem Vater oder Vormund, wenn ein Eheabkommen geschlossen worden ist. Du hast wirklich unglaubliches Glück, weißt du das eigentlich?"

  • Serranas Geschichte klang traurig und erklärte auch, warum sie so eingeschüchtert war, wenn es um ihre Großmutter ging. Und nun, wo sie diese selbst kennen gelernt hatte, konnte sein diese auch verstehen. Sie hätte sich auch versteckt um diesem Biest zu entkommen. Aber nun konnte sich Serrana frei entfalten und das war wichtiger.


    „Nun, die Dinge sind wie sie sind! Freu dich, dass du frei bist und dein Leben so gestallten kannst wie du willst! Ich bin nur froh, dass du hier in Rom bist und nicht an irgendeinen ekligen Mann verheiratet wurdest, der dich nur ins Unglück treibt!“ lächelte sie. „Mit Laevinia wird ich schon fertig… und so wie es aussieht, werde ich nicht mehr lange mit ihr unter einem Dach leben!“ meinte sie recht zuversichtlich.


    „Elissa begleitet mich nun überall hin“, erklärte sie Serrana. „Auf diese Weise kann Laevinia ihr erst mal nichts anhaben!“ meinte sie nachdenklich. Doch sicher würde Laevinia über kurz oder lang einen weg finden um sich zu rächen. Bei diesem Gedanken wurde ihr schlecht. So etwas hatte Elissa nicht verdient.


    Sie strahlte Serrana an. „Ja, das finde ich auch! Aber ich glaube, er wollte wirklich sicher sein, dass ich ihn will“, leise seufzte sie. Valerian hatte ja bereits eine Unglückliche Liebe durchgestanden. Er hatte es ihr anvertraut, nicht um sie zu verletzen, sondern um offen und ehrlich mit ihr zu sein.

  • Serrana begann bei Calvenas Worten zu strahlen. Offenbar bedeutete sie ihr wirklich etwas, und es gab zumindest einen Menschen in Rom, der sich über ihre Anwesenheit freute.


    "Ich bin auch sehr glücklich, dass ich hier bin." sagte sie aufrichtig. "Es ist nicht ganz einfach gewesen bislang, aber ich lerne jeden Tag etwas dazu und vielleicht gelingt es mir ja auch, mich irgendwann endgültig von meiner Großmutter zu befreien."


    Calvenas Gesicht schien richtig zu leuchten, als sie über Valerian sprach, und Serrana war sich instinktiv sicher, dass ihre Freundin die richtige Entscheidung getroffen hatte.


    "Warum solltest du ihn denn nicht haben wollen? In dieser Stadt gibt es so viele Blender und Schaumschläger, sei froh, dass du so einen netten und aufrichtigen Mann gefunden hast. Oder stört es dich etwa, dass er kein hochrangiger Politiker ist wie deine beiden Onkel?"

  • Calvena war froh eine Freundin wie Serrana gefunden zu haben udn sie gab dies auch offen zu. Es war eben nicht immer einfach für eine junge Frau aus einer einflussreichen Familie, solches Vertrauen aufzubauen, denn man konnt enie wissen, ob man nur ausgenutzt wurde oder ob es ehrlich gemeint ist. Bei Serrana jedoch war sie sich ziemlich sicher, ebenso auch bei Romana. Es tat gut sich mit einer Gleichaltrigen zu unterhalten und Geheimnisse zu teile.


    "Du wirst dich sicherlich schon bald von Laevinia lösen, du wohnst nicht mehr unter einem Dach mit ihr. Sie kann dich nicht mehr kontrolieren... ", sagte sie zuversichtlich. Was sie jedoch gegen Laevini unternehmen würde, wusste sie noch nicht. Eigentlich war sie nicht der Typ Mensch, der Andere einfach vertrieb. Aber es konnte auch nicht ewig eisiges Schweigen zwischen ihnen herrschen. "Und ich geh ihr aus dem Weg und passe auf, was ich sage!"


    "Blender und Schaumschläger gibt es zu Genüge... einige hab ich letztens kennen gelernt, bei der Einweihung des Merkur Tempels in Rom!" sie zog eine leichte Grimasse. "Vescularius Salinator zum Beispiel, er ist der PU", fügte sie erklärend hinzu. "Hat die ganze Zeit nichts anderes getan, als mir nur in den Ausschnitt zu starren!" erzählte sie unverblümt.


    "Warum sollte ich einen Politiker wollen, wenn ich einen Mann haben kann der mich auf Händen trägt!" grinste sie und kam damit zurück zum Thema. "Ich liebe ihn!" gab sie gegenüber Serrrana zu und lief dabei rot an.

  • Im ersten Moment war Serrana sicher sich verhört zu haben.


    "Wo hat er dir hingeschaut?" fragte sie ungläubig und fing dann an zu kichern.


    "Das glaube ich dir nicht, ein Präfekt würde so was doch nicht machen und schon gar nicht bei einer Tempel-Einweihung" sie kicherte wieder.
    Bislang war Serranas Weltbild in dieser Hinsicht noch sehr rosarot. Je höher ein Mann in Amt und Würden stand, desto größer mussten natürlich auch seine charakterlichen Tugenden sein, das war doch irgendwie logisch...


    Als Calvena ihr dann ihre Liebe zu Valerian gestand, lächelte sie automatisch und wurde dann nachdenklich.


    "Sag mal, wie merkt man denn, dass man jemanden ...ähm....liebt? Ich meine,....was genau fühlt man da? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen..." Eine derartig intime Frage hätte Serrana keinem anderen Menschen jemals gestellt, aber Calvena war schließlich ihre beste Freundin und das Thema beschäftige die junge Iunia durchaus. Schließlich war sie selbst noch nie in ihrem Leben verliebt gewesen, und die tiefe Zuneigung zu ihrem Großvater hatte auf ganz anderen Dingen beruht.

  • Serrana wollte ihr erst einmal nicht glauben, das auch ein Praefect nur ein Mann war und den weiblichen Vorzügen junger Damen nicht abgeneigt war. Im Gegenteil.


    „Doch, glaub mir, das hat er die ganze Zeit!“ beteuerte sie. „Typisch Mann eben. Reduziert eine Frau erst einmal nur auf ihren Körper! Zeitpunkt und Ort sind dabei völlig egal“, meinte sie und kicherte dann auch. „Aber wirklich sympathisch finde ich ihn nicht!“ gab sie zu. „Aber du wirst ihn sicherlich noch kennen lernen. Er ist zu den Fontinalien eingeladen!“ Dann würde Serrana sicher merken, wie sich so mancher Senator benehmen konnte. Sie hatte Glück das Valerian eben nicht auch so war.


    Serranas Frage war gar nicht so einfach zu beantworten. „Wichtig ist erst einmal das du ihn gern hast….“, antwortete sie und dachte ernsthaft darüber nach. Bei Valerian war sie sich einfach sicher, sie konnte ihre Gefühle nicht wirklich beschreiben. „Also ich wusste es einfach… ich weiß nicht wie das bei anderen jungen Frauen ist!“ gestand sie. "Als erstes merkst du, wenn du verliebt bist, wenn du die ganze Zeit nur an ihn denken kannst!" sie grinste verlegen, sie bekam Valerian einfach nicht aus dem Kopf, selbst wenn sie es versuchte. "Also so gehts mir...", lächelte sie. Serrana gegenüber kann sie das ja einfach zugeben.

  • Was, ein derartiges Verhalten sollte typisch Mann sein? Hoffentlich war das nur ein Scherz, die Vorstellung, dass auch Rom voll von Männern wie ihrem widerlichen Fast-Verlobten war, war nun wirklich ziemlich abschreckend...Und was die Fontanalien anging...


    "Calvena, du weißt ja, wie sehr ich mich über deine Einladung zu dem Fest gefreut habe, aber ich habe wirklich furchtbare Angst dorthin zu gehen.
    Da werden doch furchtbar wichtige Leute sein, und ich hab keine Ahnung, was ich mit denen reden soll. Ich mache bestimmt alles falsch und blamiere dich damit."

    Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der fast noch abschreckender war.


    "Und wenn die Feier in eurer Casa stattfindet, wird Großmutter Laevina auch dort sein. Die bringt es fertig und kanzelt mich vor allen Leuten ab, wenn ich einen Fehler machen sollte."


    Dann ließ sie sich Calvenas letzte Erklärung durch den Kopf gehen. Gern haben war vielleicht zuviel gesagt, aber immerhin war ihr der eine oder andere Mann hier in Rom schon ganz sympathisch gewesen. Aber hatte sie schon auffallend viel an einen von denen gedacht? Serrana seufzte. Sollte es mal irgendwann soweit sein, dann würde sie es sicher merken.


    "Das hört sich schön an" sagte sie dann lächelnd. "Ich wünsche dir wirklich von ganzem Herzen nur das Beste, das weißt du doch, oder?"

  • Verblüfft sah sie Serrana an und ergriff dann sanft eine ihrer Hände. Sanft und beruhigend sah sie ihre Freundin an. „Mach dir doch darum keine Gedanken! Du bist nicht die Einzige die ich eingeladen habe, Cara wird sicherlich auch kommen und wenn es dir eine Hilfe ist, dann bring Narcissa mit!“ schlug sie vor und hoffte damit die Iunia zu beruhigen. „Du wirst dich sicherlich nicht blamieren!“ meinte sie sehr zuversichtlich. „Und irgendwann wirst du mal diese wichtigen Persönlichkeiten auch treffen müssen!“


    Was Laevinia anging, hatte sie womöglich Recht. „Und was deine Großmutter angeht, da lass ich mir was einfallen!“ versprach sie und suchte schon eilig nach einer Lösung. „Sie wird sicher hinreichend abgelenkt sein, bei all den namenhaften Senatoren… mich würde es nicht wundern, wenn sie selbst noch mal auf der Suche nach einem weiteren Gatten ist!“ sie machte eine Grimasse und schauderte, bei der Vorstellung.


    „Danke!“ strahlte sie Serrana an, als diese ihr alles Glück der Welt wünschte.

  • Serrana schämte sich zutiefst, weil sie wieder einmal von ihren alten Ängsten heimgesucht wurde und drückte dankbar Calvenas Hand. Wirklich beruhigt war sie immer noch nicht, aber sie wusste, dass ihre Freundin es nur gut mit ihr meinte.


    "Ja, du hast ja Recht", sagte sie zerknirscht. "Ich weiß, dass ich mich nicht ewig vor so einem Zusammentreffen drücken kann, aber wenn ich mit jemandem reden soll, der in irgendeiner Weise wichtig ist, dann fühle ich mich selbst immer gleich ganz wertlos und unfähig und dann bekomme ich Angst. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt, aber ich hasse es selbst furchtbar, so eine verschreckte Heulsuse zu sein.... "


    Serrana schluckte und wäre an dieser Stelle des Gesprächs vermutlich geflüchtet, wenn nicht ausgerechnet ihre Freundin neben ihr sitzen würde. Andererseits hätte sie all diese Dinge, vielleicht mit Ausnahme ihrer Cousine Narcissa, auch keinem anderen Menschen jemals freiwillig anvertraut.


    "Aber wenn Cara und du auf dem Fest bei mir seid, und ich tatsächlich Narcissa mitbringen kann, dann werde ich das sicher irgendwie durchstehen."
    Bei Calvenas letzter Bemerkung wurde Serranas Laune wieder deutlich besser und sie musste lachen.


    "Oje, Großmutter Laevina auf Männerfang....sollte sie sich wirklich auf die Suche machen, dann geht es mit Sicherheit nicht um die Männer selbst sondern wenn überhaupt um die Macht, die sie jeweils verkörpern. Sie ist ja auch wirklich nicht mehr die Jüngste, obwohl mir die Sklaven daheim erzählt haben, dass sie vor 30 Jahren sehr schön gewesen sein soll."

  • Sie konnte Serrana verstehen, der Tanz in der Öffentlichkeit zwischen wichtigen Persönlichkeiten, war schon schwierig und vor allem konnte man schnell verunsichert sein. Von daher lächelte sie ihrer Freundin ermutigend zu. „Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass du die vielen Senatoren begeistern kannst. Du bist hübsch, hast einen klugen Kopf und deine Scheu wirst du schnell ablegen. Senatoren sind auch nur Menschen und auch sie haben ihre Fehler und Schwächen. Ich muss das wissen, schließlich lebe ich mit Zweien zusammen!“ kicherte sie. „Und Sedulus hast du ja bereits kennen gelernt und so furchterregend ist er nun auch nicht!“ munterte Calvena Serrana auf. Avarus war an sich eiegntlich auch lieb und nett, aber er hatte eben die Rolle des Pater Gens verinnerlicht und war von daher in vielen Dingen wesentlich strenger oder besorgter als Sedulus.


    „Bring Narcissa ruhig mit und wenn du vor deiner Großmutter flüchten willst, dann darfst du dich gern in meinem Zimmer verkriechen!“ zwinkerte sie ihr zu. „Oder aber ich lass sie durch einen Sklaven ablenken oder durch einen halbnackten Tänzer!“ kicherte sie. „Mir wird schon etwas einfallen um sie den ganzen Abend zu beschäftigen und abzulenken. Und sollte sie es doch auf dich abgesehen haben, dann wird ich schnell für dich in die Bresche springen!“ Zwar würde es ihr nicht unbedingt Spaß machen, Laevinia abzulenken, aber um Serrana in Schutz zu nehmen, tat sie fast alles.


    "Und damit du auch wirklich zu dem Abend passend gekleidet bist, darfst du dich an meinem Kleiderschrank bedienen!" unterbreitete sie Großzügig. "Du kannst gern schon früher kommen und mir bei den letzen Vorbereitungen helfen!" lächelte sie.

  • Wieder einmal war sie ausgesprochen dankbar, dass Calvena nie die Geduld mit ihr verlor und ihr immer wieder gut zuredete. Dadurch fühlte sie sich gleich viel zuversichtlicher.


    "Oho, "begeistern" ist schon viel mehr, als ich mir von so einem Abend erhoffe. Wenn es mir gelingt, ein paar Unterhaltungen durchzustehen ohne irgendetwas peinliches zu sagen oder zu tun, dann werde ich schon mehr als zufrieden sein. Und falls ich mich blamieren sollte, werde ich gern auf das Angebot mit deinem Zimmer zurückkommen."


    Die Vorstellung, eine Cena mit lauter purpurgewandeten Senatoren zu bestreiten, war für Serrana nach wie vor ziemlich einschüchternd, aber als sie an Calvenas Onkel Sedulus dachte, musste sie lächeln.


    "Nein, du hast recht. Dein Onkel ist wirklich sehr nett und überhaupt nicht so, wie man sich einen Senator im allgemeinen vorstellt."


    Der Gedanke an die notwendige Garderobe für einen derartig festlichen Anlass war eine ihrer weiteren Sorgen gewesen. Sie besaß kaum gute Kleider, und sie konnte ja nicht schon wieder die selben Gewänder tragen wie bei den Ludi Romani. Daher lächelte sie dankbar bei Calvenas Angebot.


    "Das ist sehr großzügig von dir, ich wäre sehr froh, wenn ich etwas von dir ausleihen dürfte. Hoffentlich bekomme ich irgendwann mal die Gelegenheit, all das wieder gut zu machen, was du schon für mich getan hast...."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!