Kandidatur zum Cursus Honorum [10/09] – Lucius Iulius Centho

  • Wieder einmal standen die Wahlen zum Cursus Honorum an und wieder einmal war der Senat zusammengekommen, um sich die Bewerbungsreden der Kandidaten anzuhören und die Männer zu befragen, die eines der öffentlichen Wahlämter anstrebten.




    Gnaeus Afranius Dexter [NSC], einer der beiden (noch) amtierenden Consuln, rief die Kandidaten auf und bat sie, sich zu ihrer Kandidatur zu äußern und die Fragen der Senatoren zu beantworten.


    Unter ihnen war auch Lucius Iulius Centho, der als Vigintivir kandidierte und einer der Decemviri litibus iudicandis werden wollte.

  • Als Centho das erste Mal in die Große Halle betrat, war ihm die Anspannung sicher an zu sehen. Seit zwei, wenn nicht gar drei Generationen, war kein Iulier mehr hier gewesen um hier zu sprechen. Aber was sollte es, er war hier, um für sich zu sprechen, Iulius Centho. Ein Unbekannter in dieser Halle, aber er hatte sich zum Ziel gemacht hier eines Tages einen Sitz zu haben. Und wenn er das wollte, dann musste er heute hier die Senatoren überzeugen, dass er es wert war.


    "Werte Senatoren!!!
    Die meisten von euch kennen mich nicht. Ich bin Lucius Iulius Centho, Sohn von Tiberius Iulius Maxentius. Die meisten von euch werden sagen, die Iulia hatte doch seit Jahrzehnten keinen Sitz mehr hier. Und sie haben Recht, aber das heißt nur, dass keiner bereit dazu war. Was den Rest der Familie nicht schmähen soll, viele haben in den Legionen gedient und ihr Blut für das Imperium vergossen. Aber ich bin bereit diesen Weg zu gehen, und ich bin heute hier vor euch getreten, weil ich meine Kandidatur zum Vigintiviri erklären soll, und euch Rede und Antwort stehen will. Und das werde ich nun nach bestem Wissen und Gewissen tun. Warum ich kandidiere ist die frage? Nun, weil es immer Männer gab und geben wird, die glaubten, dass sie ihrem Volk so am meisten dienen. So will auch ich mich in den Dienst des Volkes stellen, weil ich glaube, dass es meine Pflicht, als guter Römischer Bürger ist.”


    Er machte eine kleine Pause um den ersten Teil seiner Rede sacken zu lassen. Er wüsste wie schwer es war nicht den Faden zu verlieren, wenn einer ohne Unterbrechung redet.


    “Ich bin mir sicher viele meiner Vorredner haben hier wahre Abhandlungen über ihren Werdegang gehalten. Und einige von euch haben mit der Müdigkeit gekämpft. Nun denn sei gesagt ich werde mich kurz fassen.”


    Gespannt beobachte er die Gesichter der Senatoren.


    “Was will ich damit sagen? Männer des Senats, ich stehe hier als kleiner Aquarius. Ich habe so das Geld verdient, dass es mir möglich gemacht hat heute hier zu stehen. Da ich mich bei meiner Ausbildung nicht auf das Geld meiner Familie gestützt habe sondern es selbst verdient habe, und es war eine gute und ehrliche Arbeit. Ich danke auch dem Curator Aquarum, der mir diese Arbeit gab, und mir somit die Möglichkeit, die nötigen Kurse an der Schola Atheniensis zu machen. Ja ich weiß, das sind keine Dinge, die für mich sprechen.”


    Er drehte sich langsam, während er sprach, um allen gerecht zu werden, damit einige nicht nur seinen Rücken sehen mussten.


    “Derjenige unter euch, der nun sagt, Iulius Centho was hast du vor zu weisen? Dem sage ich das Amt auf das ich mich bewerbe, das Einstigsamt des Cursus Honorum ist. Welches normaler Weise mit 17 begonnen wird, und dass ich die Vorraussetzungen, die mich nun hier stehen lassen, nicht ererbt habe sondern selbst geschaffen habe. Wie viele von euch können sagen. Ich hatte mehr Erfahrung als ich das erste mal hier gestanden hab. Darum lasst auch mich die Erfahrung machen, die auch ihr gemacht habt, und gebt mir die Möglichkeit zu zeigen, dass ich eines Tages eine Sitz hier in eurer Mitte wert bin.”


    Damit endete er seine erste Rede vor dem Senat. Er hatte gesagt was zu sagen war und würde jetzt die Fragen der Senatoren beantworten. Seine Anspannung war von ihm abgefallen, er war entspannt, der Rest lag nicht mehr an ihm.

  • Nachdem Iulius Centho geendet hatte stand Aelius Quarto auf. Sein Platz war an der Stirnseite, die für die amtierenden und ehemaligen Praetoren und Consuln reserviert war. Er schob seinen untersetzen Körper ein wenig vor, so dass ein Lichtstrahl aus einem der hohen Fenster der Curia Iulia auf ihn fiel.
    Dann begann er zu sprechen.


    “Ehrenwerte Consuln, bitte lasst mich sprechen. Und ihr, meine Mitsenatoren, Kollegen, Mitstreiter und Weggefährten; schenkt mir eure Aufmerksamkeit.


    Habt ihr ihn gehört? Er ist jung, dieser Lucius Iulius Centho, der von euch zum Vigintivir gewählt werden möchte. Viel Erfahrung hat er nicht, dass hat er selbst eingeräumt. Und ein Iulier? Tatsächlich, wie lange ist es her, dass ein Mann dieses Namens unter euch als Senator saß?“


    Er machte eine kurze Pause.


    “Aber... spricht nicht reine und unverdorbene Ehrlichkeit aus seinen Worten, Realitätssinn und das Wissen um die Geschichte seiner gens, dass Erbe seiner Ahnen und die Ehrfurcht vor den Traditionen?
    Ja, sage ich, dass tut es!
    Dieser Mann, sage ich weiter, dieser Lucius Iulius Centho ist ein redlicher Mann und ein fleißiger. Er wird sich mit ganzer Leidenschaft einer Aufgabe widmen. Er strebt nach oben, um seiner selbst willen, um den Ruhm seines Namens zu mehren, aber auch um Rom zu dienen.
    Davon hat er mich schon vor einiger Zeit überzeugt.
    Deshalb habe ich mich beim Imperator Caesar Augustus für ihn eingesetzt, der ihn in den Ordo Senatorius erhoben hat.
    Deshalb spreche ich jetzt zu euch. Denn möchte an euch appellieren, ihm diesen ersten Schritt zu ermöglichen. Den ersten Schritt auf dem Weg der Ehre, dem Cursus Honorum.
    Wählt ihn zum Vigintivir und gebt ihm die Möglichkeit, in diesem Amt Erfahrung zu sammeln, die ein junger Mann sammeln muss. Wählt ihn, und er wird seine Aufgabe fleißig und umsichtig erfüllen.
    Lasst ihn diesen ersten Schritt tun und ihr werdet eines Tages wissen; es war der erste in einer ruhmreichen Karriere, zum Nutzen von uns allen und zum Nutzen Roms.
    Ich bitte euch, gebt ihm, Lucius Iulius Centho, meinem Klienten, eure Stimme. Ich werde es tun!“

  • An dieser Stelle konnte es Durus sich kaum verkneifen, eine kühle Analyse der Rede durchzuführen. Die Voraussetzungen waren dürftig: Ein Plebejer, nicht einmal in den Ritterstand gelangt. Und nun wollte er den ersten Schritt in Richtung des Curus Honorum gehen!


    Wenn er an seine Familie erinnert hätte, an den edlen Stamm der Iulier! Doch offenbar gehörte er zu den zahllosen Iuliern, die den Namen trugen, weil Divus Iulius oder Divus Augustus ihnen das Bürgerrecht verliehen hatte - man konnte sich wohl kaum auf Venus zurückführen! Diese Annahme wurde sogar unterstützt, indem er sich geradezu von seiner Familie distanzierte: Er hatte kein Geld von ihr genommen, betonte lediglich seine eigene Leistung!


    Und doch unterstützte Aelius Quarto ihn, weil er sein Klient war! Durus hätte seinem Klienten wohl etwas realistischere Karrieren geraten...


    "Wie du sagst, bist du ein kleiner Aquarius, Iulius. Wie möchtest du deinen Lebensunterhalt bestreiten, wenn du ein Ehrenamt übernimmst? Hast du Land, das dich ernährt? Wie du sagst, möchtest du ja nicht von deiner Familie bezahlt werden!"


    wandte er daher ein.

  • Centho war froh über die Fürsprache die sein Patron gleich zu Anfang für ihn gehalten hatte. Aber es war ihm klar dass es nicht so weiter gehen würde. Er rechnete ja mit viel Wiederstand und so horte er sich denn ersten Einwand an. Überlegte kurz und antworte.


    „Es ist ein guter Einwand und ich freue mich dass der Senatus sich so um mich sorgt. Wo ihr mich doch gar nicht kennt. Auf solch einen herzlichen Empfang war ich nun doch nicht vorbereite.“


    Sagte er mit einem sarkastischem Unterton. Worauf einige der Senatoren schmunzeln einige sogar lachen mußten.


    „Aber ist es nicht meine Sache wie ich meinen Lebensunterhalt bestreite? Mir sind keinerlei Gesetze bekannt die mich verpflichten bei einer Kandidatur dem Senatus meine Finanzen offen zu legen.“


    Centho dachte nur. (Wenn das jeder müßte, würden weit weniger kandidieren)


    „Ich habe gesagt dass mich meine eigenen Händen bis hier her gebracht haben.
    Weil meine Familie nichts von meiner Rückkehr nach Rom wusste, denn ich nicht mit lehren Händen da stehen wollte.
    Ich hatte vor mich erst nach der Wahl zu meinem Vater zurück zu begeben. Ein unglücklicher Umstand verfügte es dass die Ladung für denn heutig Tag an die Casa Iulia und nicht in die Casa Sergia ging, in der ich zurzeit noch wohne. Ein Sklave brachte mir die Ladung mit dem Hinweis dass ich mich sofort zur Casa Iulia begeben soll. Der da eingesetzte Verwalter setzte mich davon in Kenntnis dass das mein Vater vor drei Jahren verstorben sei. Und da ich nun der Einzige Iulia in Rom bin hat er mich aufgefordert die Casa zu führen. Mein Erbe wird mir weiterhin ein anständiges Leben ermöglichen. Es ist nun nicht so gekommen wie ich mir es vorgestellt habe. Da ich hoffte mit meinen Leistungen freudig in die Familie wieder aufgenommen zu werden. Aber ich will nicht dem Sentaus weiter das Leid eines Jungen Römers Klagen. Die Trauer wird bis nach der Wahl warten mußen und auch da nur im begrenztem maß. Da mich das Amt welches ich anstrebe mich sicher im genügendem Maße ablenken und binden wird wenn ich es erhalten sollte. Ich will nur die beruhigen die fürchten ich müßte am Hungertuch nagen wenn ich ein Ehrenamt übernehme.“


    Da er es selbst erst vor kurzer Zeit erfahren hatte war er sich der Tatsache noch gar nicht richtig bewusst geworden. Die Anspannung die Wahl das alles hatten ihn noch nicht richtig zur Ruhe kommen lassen, so das er richtig darüber nach denken konnte. Umso unangenehmer war im die Frage des Senators, dessen Namen er nicht kannte. Die er nun hoffentlich zu dessen Zufriedenheit beantwortet hatte.

  • Macer schüttelte ein wenig traurig den Kopf. Nicht angesichts der ergreifenden Geschichte vom verstorbenen Vater, sondern angesichts des Umgangs genau damit. Er wollte seinem Mitarbeiter nichts böses, aber Fragen drängten sich auf.


    "Ich kann über deine Arbeit als Aquarius wahrlich nichts schlechtes sagen und ich habe keinen Zweifel daran, dass du als Vigintivir deine Aufgaben nicht schlechter erfüllen wirst, aber dennoch komme ich nicht um eine kritische Nachfrage umhin", leitete er seinen Beitrag ein. "Sicher ist es ehrenwert, nicht der Familie zur Last fallen zu wollen, aber ist es nicht genauso als ehrlos zu bezeichnen, sich heimlich hinter dem Rücken des Vaters nach Rom zu schleichen und in einem fremden Haus zu leben? Wäre es für einen Magistraten nicht geradezu enttäuschend, dem Dienst an den Geistern der verstorbenen Vorfahren nicht nachkommen zu konnen, schlicht weil man sich nicht für sie interessiert hat?" Tatsächlich konnte Macer für ein solches Verhalten nur wenig Verständnis aufbringen.

  • Auch Durus fuhr sich nach dieser Geschichte kritisch über den Mund. Offenbar wollte der junge Iulius zuerst seiner Familie den Rücken kehren und dann deren Erbe übernehmen (ohne zu wissen, wie hoch es war). Für Durus war es nämlich geradezu von größter Wichtigkeit, dass ein Senator ungebunden war, keine abhängige Arbeit leistete und damit auch keinem Herrn verpflichtet war. Und zwar war das Vigintivirat nicht dem Senat gleichzusetzen, doch wollte er dem jungen, hoffnungsvollen Mann lieber frühzeitig ausbremsen, damit er sich gar nicht erst verrannte.


    Und die Bemerkung Macers passte in diese Angelegenheit gut herein. Der Familie auf der Tasche zu liegen war keine Schande, denn jeder Senatorensohn musste dies mehr oder weniger tun. Aber dafür war die Familie ja da und wer sie missachtete, missachtete seinen Ursprung!

  • Centho staunte nicht schlecht als er die Worte seines Chefs hörte.


    „Es ist wahr das es nicht sehr ehrenvoll ist.“


    Gab er Zähne knirschend zu.


    „Aber welcher Sohn will nicht dass sein Vater Stolls auf ihn ist wenn er nach Jahren wieder zu ihm zurückkehrt? Ich hatte dir schon am Tag als ich mich bei dir vorgestellt hatte erzählt dass ich und mein Vater im Streit auseinander gegangen sind. Ich hatte gehofft dass er Stolls auf mich ist wenn ich zu ihm zurückkehre. Ist denn das nicht normal als junger man?
    Als ich gestern erfuhr dass er seit drei Jahren Tot ist war der Schock groß.


    Findest du nicht das ich schon genug damit geschlagen bin, nun doch nicht Stolls meinem Vater von dem was ich erreicht habe berichten zu können. Eines könnt ihr mir glauben werte Herren die größten Vorwürfe mache ich mir selbst diesbezüglich. Aber ich muß mit ihnen leben und egal was gesagt oder getan wird nichts kann daran etwas änder.
    Aber ich habe ja auch nicht behaute das ich vollkommen bin. Und wehr von euch hier im Raum kann das behaupten?“


    Er war etwas enttäuscht das Macer einen Punkt der ihn so zu stören schien nicht schon mal früher angesprochen hatte. Schließlich war er der Senator im Raum den er am längsten kannte. Und auch neulich wie er bei im war um ihm zu sagen das er bei der Wahl kandidieren würde. Und ihn noch gebeten hatte ihn weiterhin mit seinem Rat zu unterstützen, hatte er nichts dergleichen gesagt.

  • "Jeder möchte, dass sein Vater stolz auf ihn ist und niemand ist vollkommen", beantwortete Macer die beiden Fragen, auch wenn sie rhetorisch gemeint waren. "Doch darf der Stolz des Vaters nicht der einzige Grund sein, woran man sich orientiert und die eigene Vollkommenheit nicht das wichtigste Ziel. Deshalb muss sich jeder angehende Magistrat unseren Fragen stellen." Mehr sagte Macer nicht, denn mehr gab es seiner Ansicht nach nicht in der großen Runde zu besprechen. Sein Mitarbeiter hatte ihn vorab nicht über den Tod seines Vaters informiert, so konnte er ihm jetzt bestenfalls nur noch hinterher etwas dazu sagen.

  • “Gut ich hoffe das ich meinen Persönlicheneinsatz bei dir schon unter Beweis gestellte habe. Und das daraus ersichtlich wurde das das Bedürfnis nach Geltung für meinem Vater nicht das einzige sind was mich antreibt. Im Gegenteil ich hab mich immer für die Menschen im meinem Stadtteil interessiert und stark gemacht. Und so will ich es jetzt weiter für eine größere Anzahl Menschen tun und mich einer anderen Aufgabe zu wenden. Indem ich den weg des Cursus Honorum beschreiten will.
    Und darum stehe ich auch hier um eure Fragen zu beantworten so wie ich es zu Anfang schon gesagt habe nach bestem wissen und Gewissen.”



    Sagte er an Macer gerichtet er verstand gar nicht was los war. War er nicht immer mit ihm zufrieden gewesen? Zumindest hatte er nie irgend welche Andeutungen gemacht das es nicht so wehre.

  • “Ein Sohn der zum Manne wird überwirft sich oft mit dem Vater. Viele von uns kennen das zweifellos und man könnte meinen, es gehört fast zum erwachsen werden dazu. Gewöhnlich kommen Vater und Sohn nach einiger Zeit wieder zusammen. Leider haben die Götter deinen Vater vorher zu sich gerufen, bevor ihr euch aussöhnen konntet. Das ist bedauerlich.
    Aber ist es nicht so, Lucius Iulius Centho, dass du aufgrund dieses Zerwürfnisses mit deinem Vater auf dich alleine gestellt warst und das du dir fast alles, was du heute vorweisen kannst, selbst erarbeitet hast, mit Fleiß und Tatkraft, und mit einem offenen Ohr für die Sorgen und Nöte deiner Mitbürger?“

  • „Ja so ist es. Ich habe schon vor meiner Rückkehr nach Rom, im Ausland meinen Lebensunterhalt selbst bestrieten. Und seit ich wieder in Rom bin habe ich auf diesen Tag hin gearbeitet. Mit Freude an meiner Abreit und einem offenem Ohr für die Menschen die mir dabei begegnet sind. Und das lest mich heute hier sein.“


    Sagte er erneut und er würde es immer und immer wieder sagen bis ihm die Senatoren glauben würden. Aber grade Purgitius Macer sollte das eigentlich wissen. Warum grade er ihn so angegangen hatte konnte er nicht verstehen. Er war doch noch besser im Bilde auch grade was seinen Streit mit seinem Vater betraf als sein Patron.

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