[Atrium] Salutationes für den Hausherrn

  • Ich erwiderte das Nicken und ein kurze. "Salve." folgte und ich notierte mir in Gedanken, dass ich mich unbedingt mit diesem jungen Mann unterhalten musste. Vielleicht würde sich ja im Anschluss eine Gelegenheit ergeben.

  • Die Frage seines Klienten irritierte Macer ein wenig, so dass er auch kurz mit dem Streicheln von Pontus inne hielt. "Seltsam? Inwiefern? Er scheint ein ambitionierter junger Mann zu sein, der über rhetorisches Talent verfügt. Etwas übereifrig ist er vielleicht, aber mir ist nichts aufgefallen, was mir seltsam erschiene", erzählte er dann von seinem Gespräch. "Hast du bei deiner Begegenung mit ihm andere Erfahrungen gemacht?" Selbst wenn sein Klient nicht explizit gefragt hätte, hätte Macer zusätzliche Informationen über seinen künftigen Tiro gerne genommen, aber jetzt war er erst Recht neugierig.

  • Eigentlich war die Rückfrage ja schon zu erwarten gewesen. Trotzdem wusste Atticus jetzt nicht, wie er am diplomatischsten antworten sollte. Daher bot sich den Anwesenden der seltene Anblick eines riesigen jungen Mannes in Rüstung, der ungefähr so gefährlich wie ein Hundewelpe wirkte, während er sich verlegen am Kopf kratzte.
    “Ähm, das ist schwer zu beschreiben. Er... also... er wollte der Albata beitreten. Und als ich ihn gefragt habe, warum nicht der Veneta, weil immerhin sind da schon die beiden iulischen Senatoren, da dachte ich, das wäre doch viel logischer, und so... naja, auf jeden Fall hat er dann etwas komisch geantwortet und eben auch seine beiden Verwandten erwähnt. Da hab ich nur gesagt, dass ich ja Senator Iulius Dives auch kennengelernt habe. Das war beim Wahlkampf von Callistus. Ähm, Duccius Callistus meine ich. Auf jeden Fall hab ich dann nur gesagt, dass Senator Iulius ziemlich nett zu sein scheint und dass Duccius Callistus auch dasselbe sagt und dann... dann wurde ich angeschnauzt.“ Atticus zuckte abschließend mit seinen großen Schultern. Er hatte immer noch keine Ahnung, was da genau passiert war, und er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen. “Und sowas mein ich mit seltsam. Ich mein, ich schwöre, ich hab nichts gemeines gesagt, noch nicht einmal gedacht, und trotzdem... naja, mir kam es so vor, als antworte Iulius Caesoninus auf Dinge, die überhaupt gar niemand gesagt hat. Und das war.... seltsam.“

  • Das Bild, welches sein Klient abgab, war tatsächlich ganz amüsant. Macer schüttelte daher gutmütig den Kopf. "Ach, über sowas würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Man kann sich immer mal missverstehen oder aneinander vorbeireden. Man ist nicht ganz wach und außerdem abgelenkt und schon hört man nicht genau hin, was der andere sagt. Was meinst du, wie oft sowas im Senat passiert? Mit der Zeit lernt man, über solche Situationen irgendwie hinweg zu reden, deshalb fällt das dann nicht mehr so auf, aber glaube mir, ich habe bei machen Sitzungen auch keinen blassen Schimmer, was der Kollege da vorne eigentlich sagen will und warum." Ganz so schlimm war es vielleicht nicht, aber es passiert oft genug, dass auch Macer solche Situationen kannte, in denen eine Antwort nur in sehr geringem Maße zum vorherigen Redebeitrag passte.

  • Atticus legte die Stirn in Falten. “Also, es kam mir jetzt nicht wie ein bloßes Missverständnis vor“, antwortete er ein wenig zweifelnd. Und er fragte sich immernoch, wie man seinen Satz ohnehin hätte missverstehen können. Aber er wollte jetzt nicht wirklich mit seinem Patron darüber diskutieren. Er hatte ihm jetzt von dem Vorfall berichtet, und wenn Purgitius Macer ähnliche Vorkommnisse während eines weiteren Zusammentreffens dann hatte, war er wenigstens nicht unvorbereitet.
    “Aber ich komme auch noch wegen etwas anderem. Und zwar hat Pepe ja seine Zügel an den Haken gehängt. Die Albata hat nun zwei neue Fahrer – weil Pigor Secundus ist ja auch so alt wie Pepe und fährt wohl nicht mehr soooo lange. Also, ich wollte fragen, ob die Russata auch mal wieder Lust hätte auf ein Trainingsrennen, solange Pigor Secundus noch dabei ist? Die Veneta wollte ich auch noch fragen, aber zu dritt bräuchten wir ja jetzt eine Genehmigung, daher wohl eher einmal so und einmal so.“

  • Dass sein Klient das Thema wechselte, auch wenn es augenscheinlich nicht gänzlich zu seiner Zufriedenheit besprichen war, war Macer durchaus recht. Manchmal war es einfach klüger, eine Sache nicht zu vertiefen und Macer fand es gut, wenn sein Klient sich klug verhielt. Zumal das neue Thema deutlich angenehmer war. "Ja, gerne", sagte Macer daher sofort seine Teilnahme zu. "Und man kann ja das eine tun, ohne das andere zu lassen. Also erstmal Trainingsrennen mit zwei Factiones und dann können wir immer noch die Genehmigung für eines zu dritt einholen. Wenn du die Veneta fragst, kannst du ihr gleich sagen, dass sie auch eines mit uns haben kann, wenn sie mag", spannte Macer seinen Klienten dann auch gleich für seinen Zwecke ein.

  • Atticus nickte. “Gut, werde ich gleich ausrichten. Die Veneta kann dann aber direkt dir antworten, oder soll das auch wieder über mich gehen?“ fragte er aber sicherheitshalber noch einmal das letzte Detail nach. Wahrscheinlich würde die Veneta auch erst ihre Termine abgleichen müssen. Atticus bezweifelte, dass Callistus ihm gleich und sofort eine Antwort würde geben können. Der war ja auch nur ein Mitglied unter vielen bei der Veneta und konnte wohl auch nicht einfach alle Termine ausmachen. Wobei Iulius Dives schon eine Weile weg war und die Veneta da vielleicht die Aufgaben inzwischen umverteilt hatte.

  • "Ja, sicher, die Veneta kann sich direkt an mich wenden oder jedes andere Mitglied der Führung unseres Rennstalls", antwortete Macer. Die Russata war ja keine Ein-Mann-Kapelle, auch wenn er selber aufgrund seines Amtes wohl gelegentlich zumindest als Aushängeschild betrachtet wurde.

  • Caesoninus dankte ihm und trat ein, natürlich würde er die Salutatio gleich nutzen und mit Senator Purgitius sprechen, wenn man ihm schon dafür die Gelegenheit bot und er schon hier war!


    So trat er in die Halle zu den anderen Wartenden und tat es ihnen gleich. Während die Zeit so verstrich stand Caesoninus herum und besah sich die anderen Leute im Raum. Anfangs war er noch etwas unruhig, doch legte sich das mit der Zeit. Die Straße vor dem Hause war mittlerweile ebenfalls erwacht und es summte und schwirrte zur Tür herein. Caesoninus drangen die Rufe von Händlern, Kinderlachen und die flotten Sprüche erfahrener Schürzenjäger ans Ohr durch die offene Tür. All das erfüllte ihn ebenfalls mit einer gewissen Ruhe. Später würde er gleich zu einem der Straßenhändler laufen und sich einen kleinen Imbiss besorgen. Was genau jedoch wusste er noch nicht.


    Als er endlich aufgerufen wurde kam Caesoninus auf die Bürotür zu, trat ein und grüßte: "Salve, Senator." Dann blieb er respektvoll an der Tür stehen und wartete das weitere ab.

  • "Salve, Iulius", grüßte Macer zurück, als ein junger Mann vor ihm stand, den er zuletzt vor etwa einem Jahr zuletzt gesprochen hatte. Genau gewusst hätte er das vermutlich nicht mehr, aber dafür hatte er ja seinen Sekretär, der ihm jeden Gast ansagte, sofern das nötig war. "Wie ist es dir ergangen seit unserem letzten Gespräch?" erkundigte sich Macer daher erst einmal als Einstieg in das Gespräch.

  • Caesoninus trat näher an Macers Schreibtisch heran. Er hatte seine beste Toga über einer neuen Tunika angelegt, immerhin wollte er den bestmöglichen Eindruck auf den Senator machen.


    "Es freut mich, erneut hier vor dir stehen zu dürfen und bedanke mich dafür, dass du Zeit für mich finden konntest" begann er als Einstieg. Höflichkeiten auszutauschen war zwar nicht gerade DIE römische Art (wohlgemerkt waren Höflichkeiten austauschen etwas völlig anderes als Ehre erweisen und das war durchaus sehr römisch), doch hielt es Caesoninus das in diesem Moment für angebracht.


    Hernach begann er seinen kurzen Bericht, was er seither im letzten Jahr getrieben hatte. "Ich konnte ein wenig etwas erreichen. Der größte Triumph ist meine Erlangung des Postens eines Aedituus im Tempel der Venus Genetrix. Ich habe bisher der Göttin regelmäßig geopfert und meinen Dienst an Göttin und der Öffentlichkeit getan und die Ehre des Tempels mit allem was ich habe verteidigt." sprach er im Gedanken an den kürzlichen Vorfall, als sich rückgratlose Schlägertölpel erlaubt hatten zu denken sie könnten ungestraft den Venustempel schänden durch Missachtung des göttlich gegebenen Tempelasyls, doch trotz der Gefahr verletzt, oder getötet zu werden, hatte sich Caesoninus den Schlägern unbewaffnet und ungewappnet entgegengestellt.


    "Weiters habe ich versucht Anschluss in den einem, oder anderen Verein zu finden. So bin ich inzwischen Mitglied in der Factio Praesina und habe dort unter anderem schon Senator Claudius Menecrates kennengelernt. Du wirst dich sicher noch daran erinnern, dass ich vor einiger Zeit im Namen meines Rennstalls eine Einladung zu einem Freundschaftsrennen an die Factio Russata sandte" sprach er gut aufgelegt, immerhin noch etwas, was seiner Verbindung zu Macer etwas hinzuzufügen hatte "was übrigens die Details bezüglich des Rennens angeht, so muss ich mit Claudius Menecrates noch ein paar Einzelheiten besprechen. Sobald sie feststehen teile ich diese natürlich unmittelbar der Russata, oder dir direkt mit, ganz wie du willst. Ansonsten sehe ich zu, dass ich weiteren Vereinen beitrete, insbesondere die Luperci habe ich da nach wie vor im Blick." Alles in allem war Caesoninus zufrieden mit seinen Leistungen seit ihrem letzten Gespräch. Er hatte eine Art Priesteramt erlangt und sich dadurch eine gesellschaftlich geachtete Position und regelmäßigen Broterwerb geschaffen. Und er war einem Rennstall beigetreten und hatte über die Organisation von Rennen auch zusätzlich noch ein wenig Netzwerkerei betrieben. Es hätte gewiss schlechter laufen können.

  • "Das hört sich doch nach einem erfolgreich verbrachten Jahr an", fasste Macer den kleinen Bericht zusammen. Ein anerkennendes Nicken dazu drückte aus, dass er von den Ergebnissen durchaus positiv beeindruckt war. "Und jetzt bist du hier, weil du erneut für ein Tirocinium vorsprechen möchtest, nehme ich an?" führte er dann den Gesprächsfaden weiter, so wie ihn sein Sekretär vorbereitet hatte. Gerade nach dem Hinweis, dass Details zum Wagenrennen erst noch folgen würden, war das wohl die naheliegendste Schlussfolgerung, zumal sich der junge Mann ja mit genau diesem Anliegen der Tür vorgestellt hatte. Eine solche Information fand natürlich umgehend den Weg vom Türhüter zum Sekretär und von dort zum Hausherrn.

  • Der Senator kam gleich auf den Punkt, das gefiel Caesonuinus und natürlich hatte er mehr als Recht. So nickte auch er und bestätigte: "In der Tat, ich bin wirklich wieder hier, um für ein Tirocinium Fori bei dir vorzusprechen. Es ist ein Jahr vergangen und ich konnte mich wie angeraten in meiner neuen Rolle als Aedituus einleben. Nun habe ich die Zeit zusätzlich noch meine politischen Ambitionen wieder stärker geltend zu machen, denn natürlich hat sich an meinem Entschluss Senator zu werden nichts geändert." Hinterher gesehen war es vielleicht doch richtig gewesen es auf diese Weise anzufangen. So dauerte es zwar länger, aber dafür konnte er den Göttern UND dem Imperium dienen, ganz so wie es sich für einen aufrechten Römer gehörte.

  • "Nun, das war ja auch nicht zu erwarten gewesen, dass du dich plötzlich anders entscheidest", entgegnete Macer. Auch wenn er allgemein ein schlechtes Gedächtnis hatte, erinnert er sich zumindest noch rudimentär an das Gespräch vom letzten Jahr. Da war der Iulier durch überdurchschnittlichen Eifer durchaus aufgefallen. Details hatte er aber nicht mehr im Kopf, was aber einen guten Punkt zur Fortführung des Gesprächs lieferte. "Da ich nicht mehr alles im Kopf habe, was wir schon letztes Jahr besprochen haben: Was erwartest du dir von einem Tirocinium Fori gerade bei mir und wie stellst du dir dessen Ablauf vor? Damit ich abgleichen kann, ob ich diesen Erwartungen überhaupt gerecht werden kann." Selbst wenn sie das schon einmal besprochen hatten, konnten sich Erwartungen ja innerhalb eines Jahres sehr wohl ändern.

  • Caesoninus wusste selbst nicht mehr so richtig, ob sie das Thema damals angesprochen hatten. Er wusste gewiss noch er hatte eine kleine Rede gehalten und dass sie den Senator beeindruckt hatte, doch worüber genau er da vor einem Jahr referiert hatte wusste er gar nicht mehr. Dieses Mal würde eine Rede ja auch nicht nötig sein, weshalb er antwortete: "Ich hoffe durch mein Tirocinum Fori bei dir einen ersten Fuß in den Cursus Honorum zu bekommen. Ich würde gerne an deiner Seite stehen, wenn du politische Entscheidungen besprichst oder triffst, und vielleicht lerne ich auch so nützliche neue Kontakte kennen. Vielleicht hast du auch einmal die Zeit mir einige militärisch-strategische Ratschläge für mein Tribunat mit auf den Weg zu geben, in dieser Hinsicht bin ich zum Glück nicht mehr ganz ein unbeschriebenes Blatt, da ich schon seit einem guten Jahr regelmäßig eine militärische Ausbildung in Hinblick auf das schon erwähnte Tribunat beim Urbaner Octavius Maro nehme."

  • "Ja, ich denke, diese Erwartungen kann ich in der Tat erfüllen", gab sich Macer bescheiden. Tatsächlich waren die Erwartungen wohl nicht allzu kühn, aber realistische Erwartungen waren in Macers Augen ohnehin besser. Immerhin musste man sich ja auch die Chance lassen, dass sie übertroffen werden konnten.


    "Wir sollten dann alles weitere bei einem separaten Termin klären, sonst hält es uns hier in der Salutatio zu lange auf", schlug Macer dann vor. Immerhin wartete hier noch ein ganzes Atrium voller Klienten darauf, ein paar Worte mit dem Patron zu wechseln.


    Sim-Off:

    Eintrag im Tabularium als Tiro Fori bitte annehmen.

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