Piso lächelte breit. „Das werde ich tun, jenseits von jedem Zweifel!“ Bald schon würden die Wahlen sein. Und die würden garantiert nicht ohne Flavius Piso ablaufen.
Er hing an den Lippen seines Patrons, als jener aufzählte, wie es dazu gekommen war, dass er Piso an Vescularius vorbeigebracht hatte. Piso staunte nicht schlecht. Sein Patron war ohne jede Zweifel ein Genie. Da mochten andere Unkenrufe tröten über seine Patronenwahl, er war sich nun um so sicherer, dass er den Richtigen erwischt hatte.
Diese Erkenntnis wurde aber abgedämpft durch die Realität, die Macer aufs Tapet brachte. Piso nickte nur unenthusiastisch. „Ich fürchte fast, so ist das... erkenntlich zeigen. Welch Ironie. Ich muss mich ihm erkenntlich zeigen. Wie soll ich mich ihm bloß erkenntlich zeigen?“ Dass er den üblen rhetorischen Missgriff beging, dreimal dasselbe Wort im gleichen Atemzug zu nennen, fiel ihm nicht auf. „Soll ich ihm... etwas schenken?“, fragte er zögernd nach.
Da fiel ihm noch etwas ein. „Genau, noch etwas. Wir hatten ja, als ich dein Klient wurde, ein Gespräch über religiöse Karrieren. Du hast mir gesagt, religiösen Ämtern gegenüber wärst du nicht abgeneigt. Nun ist es so, dass ich denke, in meinem Lebenslauf habe ich in der Kanzlei eine Sackgasse erreicht. Ich werde innerhalb der Kanzlei nie mehr vorwärts kommen.“ Er seufzte. „Am Ende gereicht es mir noch zum Nachteil, dass ich Kanzleibeamter bin. Denn es gibt sicherlich Senatoren, die die Kanzlei nicht ausstehen können. So trage ich mich mit dem Gedanken, das Dasein als Kanzleibeamter zu lassen, und stattdessen Beamter des Cultus Deorum zu werden. In anderen Worten – ich denke, es wäre das Richtige für mich, Mitglied des Collegium Septemvirorum zu werden. Da ich meine Fähigkeiten als Beamter in der Kanzlei, mein Wissen als Student der Schola Atheniensis und meine religiöse Pietas als Arvalbruder schon unter Beweis gestellt habe, sollte es theoretisch möglich sein, dieses Amt zu erlangen. Es wäre nicht so, dass dies meine Bindungen zur Kanzlei abbrechen würde. Ich habe gute Freunde und auch Klienten in der Kanzlei. Es würde mir aber, besonders als Patrizier, mehr Flexibilität geben in der Verfolgung des Cursus Honorum.“, schloss er. "Ich bitte dich also, mir als mein Patron zuzustimmen in meinem geplanten Karrierewechsel."
[Atrium] Salutationes für den Hausherrn
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Macer schmunzelte, als sein Klient völlig verzwiefelt wirkte, angesichts der versprochenen Dankbarkeit gegenüber Vescularius Salinator. "Immer mit der Ruhe. Der Mann hat genug Geld, als dass du ihm etwas materielles schenken könntest. Er wird das erwarten, was jeder Mann in dieser Position gebrauchen kann: Zustimmung, Beifall im richtigen Augenblick, politische Gefälligkeiten. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass du in den Ordo Senatorius kommst. Letztlich kann es ihm egal sein und er hat zugestimmt. Irgendwann wird er irgendwo etwas vorschlagen, was uns völlig egal sein kann, aber als Dank für deine Erhebung werden wir dann einfach zustimmen. Das hat keine Eile, aber man darf es auch nicht vergessen."
Dass das Thema dann noch einmal auf die Kanzleikarriere kam, wunderte Macer. Er hatte gedacht, diese Sache sei abgehakt und würde sich mit der nächsten Wahlperiode von selber beenden. Offenbar hatte er sich geirrt, aber die nun vorgeschlagene Alternative fand seine Zustimmung. "Kein schlechter Gedanke, in der Tat." Er überlegte, ob er eines der jetzigen Kollegiumsmitgleider näher kannte, ihm fiel aber keiner ein. "Ich würde es nicht einmal als Karrierewechsel betrachten. Es passt in den WEg, der dich in den Cursus Honorum und in den Senat führen soll."
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Natürlich war Piso verzweifelt! Was sollte er denn sonst sein? Ein Teil seines Weltbildes, welches diktierte, dass alles, wo Vescularius oben stand, schlecht war, war zerstört. Er nickte also nur. Er würde wohl seine Schimpftiraden gegen den Vescularier einstellen müssen – und dachte auf einmal mit Schrecken an die vereinbarte cena mit Aelius Quarto. Nun, solange davon nichts nach außen drang... Er nickte also nur und senkte seinen Kopf leicht.
Zum Thema Kanzlei konnte er sich erklären. „Mir macht es keine Freude mehr, in der Kanzlei zu arbeiten. Ich habe dort lange gedient, aber will mein Leben anders gestalten. Und zwar so bald wie machbar.“ Er erzählte lieber nichts von der depressiven Anwandlung, die er heute in der Kanzlei bekommen hatte. „Dass du mir zustimmst, vertreibt jeden Zweifel in mir. Ich werde mich gleich zu Tiberius Durus begeben, ich kenne ihn, und ich hoffe, dass er mir nicht abgeneigt sein wird.“ -
"Ich denke auch, dass Tiberius Durus nicht abgeneigt sein wird. Er freut sich über jeden, der sich tatkräftig um die Erhaltung der Staatsreligion kümmert, habe ich manchmal den Eindruck. Auch wenn er jetzt als Consul natürlich auch viele andere Dinge im Kopf hat." Magistrate hatten schließlich immer viel zu tun. "Richte ihm jedenfalls Grüeße von mir aus, wenn du dich mit ihm triffst." Das war zwar eigentlich albern, da sich die beiden sowieso spätestens alle paar Tage im Senat sahen, aber zur Kontaktpflege wichtig, auch wenn Macer dank seiner Ehefrau zu den Tiberierin wohl am wenigsten Kontaktschwierigkeiten haben sollte.
Dass sein Klient sein Leben so bald wie machbar ändern wollte, machte Macer trotzdem nachdenklich. "Ich würde allerdings dazu raten, keine unnötige Eile an den Tag zu legen. Steck die Energie lieber in das Amt, nicht in den Amtswechsel."
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Piso nahm es wohl zur Kenntnis, dass sich Macer gute Chancen für ihn ausrechnete. „Das werde ich natürlich gerne tun.“, meinte er, als er hörte, er solle schöne Grüße ausrichten. Die Aussicht auf etwas anderes als immer wieder der selbe Trott ließ ihm einen wohligen Schauer über den Rücken fahren. Natürlich würde er der Staatsreligion gut dienen, wenn er das Amt erriechen würde. Es war ja immerhin liberal bezahlt, dafür konnte man etwas verlangen.
Er lächelte, als Macer etwas verwundert klang über seinen Enthusiasmus. „Keine Sorge, Patron, ich werde es ruhig nehmen. Wie sagt man so schön? Eile mit Weile!“ Seine gute Laune konnte man beinahe riechen. Und um Pisos Energie musste sich Macer keine Sorgen machen. Besonders heute schien Piso ein rechtes Energiebündel. Es waren ihm gleich zwei gute Sachen passiert in den letzten 12 Stunden – eine Standeserhebung und eine Erleuchtung, was er mit seiner Zukunft vorhatte. Außer das Senatorendasein.
„Ich möchte mich noch einmal für alles bedanken. Nun denn, vale, wir sehen uns.“, meinte Piso zu Macer, sich der Tatsache bewusst, dass hinter ihm noch einige andere Klienten mit diversen Problemchen standen. -
Mit einem zufriedenen Nicken quittierte Macer die Aussage seines Klienten, es nicht zu eilig werden zu lassen. "Nun denn, auf ein gutes Gelingen des Gesprächs mit Tiberius Durus. Wir hören voineinander. Vale", verabschiedete er sich ebenfalls und wandte sich dem nächsten Klienten zu, der keinen ganz so gut gelaunten Eindruck machte wie der Flavier.
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Es war der Tag nach der Vereidigung der neugewählten Magistrate. Und es war früh. Sermo gähnte herzhaft, während er vom Ianitor wie beinahe jeden Morgen eingelassen wurde und sich zur Salutatio zu den anderen Klienten gesellte. Mettius Serranus war natürlich auch da, ebenso die anderen Liktoren des nun ehemaligen Praetors. Sie begrüßten ihren Patron der Reihe nach. Als Sermo vortrat, nickte er knapp und blinzelte mit den mittlerweile nicht mehr ganz so verschlafenen Augen. "Guten Morgen Purgitius. Ich möchte dich zu deiner gelungenen Amtszeit beglückwünschen. Mir hat es viel Freude bereitet, während dieser Zeit als Liktor in deinen Diensten stehen zu dürfen." Er lächelte offen, in seinen Worten lag Ehrlichkeit. "Und ich möchte mich verabschieden. Wie besprochen möchte ich nun eine Zeit lang in Ostia mein Glück versuchen. Sag, reicht dir ein regelmäßger Briefwechsel, da ich die Salutatio somit nicht wahrnehmen kann?" Im Augenwinkel bemerkte er derweil Flavius Piso. Den würde er gleich auch noch ansprechen. Vielleicht konnte er ihn sogar auf einen Wein einladen. Immerhin munkelte man, dass der Flavius ein besonderer Liebhaber des Rebsaftes sei.
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Macer empfing auch an diesem Tag die Liktoren noch wie üblich, auch wenn sie nun schon nicht mehr offiziell in seinen Diensten standen. "Danke für die Glückwünsche. Aber ich habe auch zu danken für eure treuen Dienste als Liktoren", erwiderte er und wandte sich dabei gleich an alle erschienen Liktoren. "Ich hoffe, ich war kein zu anstrengender Dienstherr und habe ich euch auch nicht nur gelangweilt. Ich war mit euren Diensten sehr zurfrieden, auch wenn - oder vielleicht gerade weil - ich mich manchmal einfach nur blind auf euch verlassen musste, ohne mich wirklich um euch kümmern zu können."
Ein kleines Geschenk für jeden von ihnen hielt der Hausverwalter auch schon bereit und Macer nutzte die Übergabe für kurze persönliche Gespräche. "Sicher, Quintilius Sermo, Briefe sind dann völlig ausreichend. Ich wünsche dir viel Erfolg in Ostia. Pass' gut auf die Stadt auf, sie ist unser Tor zur Welt!"
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Natürlich war auch Piso gekommen, um Macer aufzusuchen. Er erinnerte sich daran, was für ein Würstchen er gewesen war, als er zum ersten Mal vorm Purgitier erschienen war. Damals war er ein kleiner Kanzleibeamter gewesen. Heute war er Vigintivir und Septemvir, im ordo senatorius natürlich. Es hatten sich sehr viele Klienten eingefunden, um Macer zur abgeschlossenen Amtszeit zu beglückwünschen, und auch Piso war keine Ausnahme... obwohl er es ein wenig schwer fand, den Mann zu finden. Ah, da war er ja, umringt von einigen Leuten, die Piso als die früheren Liktoren seines Patrons erkannte. Darunter auch ein Mann mit einem Bärtchen, über das sich Piso wahrhaft schief lachen könnte. Aber wenn der Mann es so mochte, warum denn nicht? Man war ja liberal, dachte sich Piso und lächelte. „Ah, salvete! Salve, Patron!“, machte er, und stellte sich zu den Leuten dazu. „Meine Gratulation zur abgeschlossenen Prätur.“ Schade, dass kein Mann vom Kaliber des Purgitiers mehr nachkam. „Wenn mein Vigintivirat auf nur halb so erfolgreich wird wie deine Amtszeit, kann ich mich glücklich schätzen.“ Das meinte er durchaus ernst, auch wenn Piso gerne mal die Wahrheit etwas verzog, um sie passend zu machen und sich und wohl auch seine Parteigänger somit in das rechte Licht zu rücken.
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"Salve Vigintivir", erwiderte Macer den Grüß lächelnd, aber nicht belächelnd. "Das will ich doch sehr hoffen, dass deine Amtszeit ebenfalls erfolgreich verläuft. Aber ich habe auch keinen Zweifel daran, dass dies so sein wird", zerstreute er dann die Sorgen seines Klienten. "Und danke für deine Glückwünsche. Es war eine schöne Zeit und ich weiß noch nicht genau, ob es mich freuen soll oder nicht, dass sie nun vorbei ist. Aber das hält wahrscheinlich nicht lange an und ich werde schnell mehr als genug neue Dinge finden, um die ich mich kümmern kann."
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Sermo musste schmunzeln, als sein Patron so von sich sprach. Natürlich war er kein anstrengender Dienstherr gewesen. Im Gegenteil, der Quintilier hatte sich sehr wohl gefühlt unter der Fuchtel des Purgitiers. Klar, es gab immer mal lästige Botengänge oder langweilige Stunden in der Basilica, während vorne etliche ähnliche Fälle nach dem selben Muster verhandelt wurden. Aber das war halb so wild. Letztendlich war er sehr stolz darauf, Macers Klient sein zu dürfen. "Danke für dein Vertrauen, es war uns eine Ehre dir Liktoren sein zu dürfen," bedankte Sermo sich auch im Namen der anderen Männer. Über die Geschenke freuten sie sich natürlich. Geschickt, wie Macer direkt Pluspunkte durch Großzügigkeit unter seinen Leuten sammelte.
Und auch die Zustimmung des Patrons bezüglich Sermos Briefbedenken wurde glücklich aufgenommen. "Fabelhaft." Er bedankte sich für die guten Wünsche mit einem leichten Verneigung und erwiderte eben solche. "Vielen Dank. Auch dir eine gute Zeit bis zur nächsten Wahl. Viel Erfolg in der Inquisitio. Keine Sorge, ich werde ein Auge auf Ostia haben, als wär's meine Geldbörse." Er musste grinsen, als der Flavius herantrat. Der Mann war zum Vigintivir gewählt worden - mit über 73% der Stimmen, was ein gutes Ergebnis war - und brachte nun ebenfalls seine Glückwünsche vor. "Salve," erwiderte Sermo den knappen, an die Runde der Klienten gerichteten Gruß des Patriziers und verfolgte dann interessiert den Wortwechsel zwischen Klient und Patron. -
Nachdem die Magistrate ihre Ämter hatten niederlegen müssen, kam Modestus an einem Morgen zur Salutatio, um neben den üblichen Ehrbekundungen auch einige wichtige Dinge mit seinem Patron zu besprechen. Als ehemaliger Aedil, Quindecemvir und Senator nahm er wie üblich seinen Platz an der Spitze der Klientenschar ein. Diesen Platz konnte ihm höchstens noch Terentius Cyprianus, der Praefectus Aegypti, streitig machen, aber es gehörte eben zu dessen Amt nicht in Rom zu verweilen.
Und so wartete Modestus zusammen mit einem Sklaven, der einen Schriftrollenbehälter trug auf seinen Patron. -
Salve Vigintivir! Ach, so eine Begrüßung ging doch runter wie Olivenöl – Macer wusste eben genau, welche Saiten er bei welchen Kleinten anrühren musste. Piso lächelte erfreut. „Danke vielmals! Ich hoffe, ich werde einmal das selbe sagen können. Wenn ich denn einmal Praetor werde.“ Er nickte beipflichtend. „Sicher ist das so. Was planst du nun? Es ist ja so, dass die Stelle des Legionslegaten der Prima in Mantua frei geworden ist. Und niemand wäre dafür besser qualifiziert als du. Oder aber nimmst du dir nur ein Jahr Auszeit, um nächstes Jahr dann das Consulat anzugehen?“ Sicherlich würde man Macer sofort wählen, genau so, wie man ihn zum Praetor gewählt hatte.
Unwillkürlich wandte er sich an einen der Klienten Macers, ein Liktor, zumindest ein gewesener. Da war etwas, was ihn interessierte. „Sag, du gehst nach Ostia? Oder habe ich mich da verhört?“ Wie hieß der Kerl noch mal? Quartius? Quintius? Nein, Quintilius! „Ist eine schöne Stadt, aber sag mir, was willst du denn dort? Wenn ich fragen darf?“ -
Macer musste grinsen, als er auf das Legionskommando in Mantua angesprochen wurde. Er hatte damit gerechnet, dass man ihn damit in Verbindung bringen würde, sobald die Nachricht in Rom die Runde machte. Lachend schüttelte er den Kopf. "Nein, da sehe ich mich im Moment nicht als heißer Kandidat. Und selbst wenn, hätte da inzwischen ja nun auch meine Frau ein bisschen mitzureden." Auch wenn Macer sie erstmals im Kastell in Mantua kennen gelernt hatte, war er sich ziemlich sicher, dass sie nicht so schnell dorthin zurück wollte. "Ob ich das Consulat gleich im nächsten Jahr angehe, weiß ich auch noch nicht. Ich habe mir bei den anderen Ämtern ja auch Zeit gelassen", orakelte er dann an seiner eigenen Zukunft herum.
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Zitat
Original von Kaeso Annaeus Modestus
"Salve, Annaerus Modestus", begrüßte Macer diesen Klienten dann tatsächlich gleich nach dessen Ankunft. Wichtige Klienten sollte man schließlich als Patron auch nicht länger warten lassen als nötig. Der Behälter mit den Schriftrollen war dabei nicht zu übersehen und Macer ging einfach davon aus, dass sie mit dem Besuch seines Klienten bei ihm zu tun hatten und nicht mit einer danach folgenden Angelegenheit des Klienten. "Du bringst Akten für die Inquisitio Senatus?" fragte er daher neugierig, da er sich einen anderen Grund gerade schlecht vorstellen konnte. -
Der Vigintivir brachte einige Fragen vor seinen Patron, die Sermo ebenfalls interessierten, die er nur noch nicht hatte stellen können. Gut, so erfuhr er gleich einige Dinge über die Pläne des Purgitiers und musste selbst keinen Finger dafür krümmen. Macers Argument, dass seine Frau wohl ein Wörtchen mitzureden hätte, wenn es um die Legion ginge, ließ Sermo ebenfalls schmunzeln - wie auch einige andere umstehende Klienten des Senators.
Ha, Glück gehabt! Der Flavius sprach ihn sogar ganz ohne Sermos Zutun an. Der gewesene Liktor nickte knapp und setzte ein schmales Lächeln auf. "Das ist korrekt, werter Flavius," erklärte er knapp. "Ich werde die Ämterlaufbahn der Stadtverwaltung beschreiten," erläuterte Sermo weiterhin und meinte lapidar: "Als Vorbereitung auf den Cursus Honorum, quasi."
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Piso lachte ebenfalls, als Macer zu scherzen geruhte. Ja, so eine Frau war doch immer wieder ein bisschen lästig. Irgendwie beruhigte es Piso, dass Macer nicht nach Mantua gehen, sondern in Rom bleiben könnte. So würde der Flavier seinen Patron weiterhin in unmittelbarer Nähe haben. Nur, dass der Purgitier auch nicht vorzuhaben schien, so schnell Consul zu werden, war doch ein bisschen bestürzend. Macer war zu hundert Prozent zum Praetor gewählt worden – sicherlich würde ihm niemand das Consulat verweigern! Er selber hätte das schon gerne, einen Consuln als Patron. Aber, Macer war eben noch ein fahrender Zug – andere Senatoren ruhten sich nach dem Consulat auf ihren Lorbeeren aus. "Was dann? Gednkst du, wieder Curator Aquarum zu werden, Patron?", fragte er neugierig nach, bevor er zu Sermo schaute.
Werter Flavius, so nannte der Quintilier ihn, was Pisos mitnichten ungewaltiges Ego enorm aufblies, wie ein Blasebalg eine Glasblase. Er war offenbar so wichtig, dass die Klienten ihn alle kannten. Tja, sein unvergänglicher Ruhm verbreitete sich schnell! Das dachte er sich im vollen Ernst, man stelle sich das vor.
Seine stolzen Gedanken verbarg er aber nur in einem Lächeln, dass um eine Winzigkeit breiter war als das des Quintiliers, und nickte. „Die Stadtverwaltung! Nicht schlecht!“ Ostia war ja als Sprungbrett für diverse Politikeinsteiger sehr beliebt, dachte er sich, als er dann auch noch hörte, dass der Quintilier sich politisch betätigen wollte. „Der Cursus Honorum also – ein ehrenwertes Ziel, das ehrenwerteste von allen überhaupt!“ Er malte eine Geste in die Luft. „Trittst du in jemandes Fußstapfen, oder bist du der erste in deiner Familie, der den Cursus Honorum anstrebt?“, fragte er, eigentlich relativ unverfroren – nun ja, er war ja auch der erste aus seinem Familienzweig, der sich an der Politik versuchte. -
Sermo schien bei seinem Gegenüber den richtigen Nerv getroffen zu haben, denn dieser sprang auf die fahrende Kutsche auf. Immerhin war der Flavius auch gerade erst in die Ämterlaufbahn eingestiegen und schien sich für die nachkommenden Politikergenerationen hinreichend zu interessieren, insbesondere wenn sie Klienten seines Patrons waren. "Ein wahrhaft ehrenwertes Ziel, da stimme ich dir zu," stimmte Sermo zu. "Mein Vater war Legionstribun und leider kein begabter Politiker. Generell sind die jüngeren Generationen der Quintilier, insbesondere meines Familienzweiges, eher militärisch geprägt." Gewisse Ereignisse zu Augustus' Zeiten hatten da wohl eine gewisse Rolle gespielt, die Quintilier aus der Politik für längere Zeit zu verdrängen. Wohlweislich ging Sermo auf diesen Umstand jedoch nicht ein. "Ich darf also behaupten, der erste der meinen zu sein, der den hochrühmlichen Weg der Politik einschlägt." Er lächelte fein und reichte dann - so tuend als wäre ihm gerade erst jener Wahlerfolg des Falvius in den Sinn gekommen - die Hand. "Ach, meine Gratulation zur erfolgreichen Wahl übrigens. Die Amtsübergabe hat gewiss schon stattgefunden? Wie fühlt es sich an, nun da du Magistrat der bedeutensten Stadt des Erdkreises dich nennen darfst?"
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Zitat
Original von Aulus Flavius Piso
Aber, Macer war eben noch ein fahrender Zug – andere Senatoren ruhten sich nach dem Consulat auf ihren Lorbeeren aus. "Was dann? Gednkst du, wieder Curator Aquarum zu werden, Patron?", fragte er neugierig nach, bevor er zu Sermo schaute.
Diese Frage hörte Macer nicht zum ersten Mal und so schüttelte er auch nicht zum ersten Mal den Kopf als Antwort. "Nein. Mein Nachfolger hat das Amt sicher nicht übernommen, um es gleich wieder los zu werden. Ich bin mir sicher, unser Wasser ist auch bei ihm in guten Händen", ergänzte er, bevor er die Klienten gerne ihren eigenen Gesprächen überließ. Was gab es besseres für einen Patron, als wenn aufstrebender junger Männer in sein Haus kamen, um gemeinsam und untereinander ihre Zukunft zu erörtern? -
Auch seine letzte Frage verneinte Macer. Er hatte offenbar keine Lust mehr, sich mit Aquädukten und Kanalisation zu beschäftigen. Piso konnte es ihm nicht verdenken, gab es doch kaum unästhetischere Arbeiten, als Aufseher der stinkenden Seiten Roms zu sein. Und auch war Curator Aquarum wohl nicht gerade der angesehenste Posten unter allen, die ein Senator, ein Prätorier, bekleiden konnte. Piso hätte seinem Patron vielleicht noch eine Stelle im Cultus Deorum empfohlen, als Augur vielleicht, aber er merkte, dass Macer wohl nicht gerade mehr die größte Lust hatte, seine Zukunft weiter zu erläutern. Nun, Piso hatte Vertrauen in seinen Patron, da war es sicherlich unangemessen, jenen weiter auszuquetschen.
Also konzentrierte er sich auf den ehemaligen Liktor, der seinen Namen gekannt hatte. Er nickte, als der Quintilier die Ehrenhaftigkeit des Cursus Honorum (der seinen Namen wohl nicht umsonst hatte) bestätigte. „Ah, ein Ritter!“ Piso hielt viel von den Rittern. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Macer wusste sicher noch, wie Piso damals versucht hatte, ein ritterliches Amt zu bekleiden, und damit eine Bruchlandung hingelegt hatte. Also würde der Quintlier ein Homo Novus werden, wenn er es schaffte, in den Senat zu kommen – doch mittlerweile blickte man darauf nicht mehr so hinab wie noch zur Zeiten der späteren Republik. Homines Novi schafften es heutzutage oft sehr weit hinauf – wie zum Beispiel Vescularius Salinator. Oh ja, der Mann regte ihn auf, hoffentlich würde der Quintilier – jetzt erinnerte er sich auch wieder daran, wie er im Cognomen hieß, Sermo – einen anderen Menschenschlag repräsentieren. Nun, ziemlich sicher sogar, denn schließlich hatte er einen Patron, der so etwas nie zulassen würde.
Ein wenig überrascht war er dann aber doch, als ihm die Hand hingehalten wurde. „Ähm, oh, danke!“, meinte er und grinste, als er die Hand des Mannes ergriff. Sich gratulieren lassen zu diesem Erfolg tat er gerne, schließlich zählte er sich selber zu den wenigen Patriziern, die auch wirklich, da nicht keinem senatorischen Zweig entspringend, selber sich ihren Stand im Schweiße ihres Angesichtes erarbeiten mussten. Doch er hatte es geschafft. Jetzt hielt ihn nichts mehr auf. „Wie es sich anfühlt? Hmm... großartig.“ Was sollte er sonst noch dazu sagen? „Gewaltig. Es ist ein erhebendes Gefühl, diese Ehre innezuhaben.“ Er blickte seitlich zu Macer hin, der sich aus dem Gespräch ausgeklinkt hatte. „Sollen wir vielleicht ein paar Schritte gemeinsam machen, Quintilius? Unser Patron scheint beschäftigt...“
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