[Atrium] Salutationes für den Hausherrn

  • Und schon waren sie mitten im Thema. Sehr schön, Sextus schätzte Effizienz in allen Belangen.
    “Die Consuln werden sich vermutlich ihre Quästoren wieder selbst aussuchen wollen, und da ich keinen der Kandidaten näher kenne, wäre das wohl eine vergebliche Bewerbung. Ähnlich verhält es sich beim Posten des Quästor Principis, der zwar sehr erstrebenswert ist, aber wohl unerreichbar. Ich schätze, der Präfectus Urbi wird auch dieses Mal den Willen des Kaisers bezüglich dieses Postens dem Senat sehr direkt verkünden. Von daher finde ich das Amt des Quaestor Urbanus sehr erstrebenswert und auch erreichbar.“

  • "Wir sind in Freundschaft einander verbunden...", erklärte Vala knapp die Beziehung zwischem dem Quintilier und ihm selbst, und damit auch den Briefverkehr, der zwischen Vala und dem Quintilier allerdings selten so wortreich ausfiel wie anscheinend im Schreiben Sermos an seinen Patron. Meist beschränkte man sich auf das knappe austauschen von Neuigkeiten auf kostensparenden Wachstafeln.


    "Das mag daran liegen, das kaum etwas aus Mantua nach außen dran. Von dem abgesehen, was die zahlreichen Flüchtlinge nach außen trugen. Wenige Monate vor Ende meiner ersten Amtszeit als Tribun der ersten Legion ist in Mantua eine Seuche ausgebrochen. Die befallenen klagten über manigfalte Plagen, so über Fluss, stete Übelkeit und eine tiefe Kälte des Körpers. Als die Krankenzahlen schlagartig zunahmen, sprachen die Sacerdotes der verschiedenen Tempel von einem Fluch der Götter, einer Art Prüfung. Bald gab es mehr Kranke als Gesunde in der Stadt, die Zahl der Toten stieg von Stunde zu Stunde und wir hatten es bald mit einer zusammenbrechenden Gemeinde zu tun. Die Leute blieben zu Hause, siechten vor sich hin und gingen nicht mehr zur Arbeit. So auch die Administratio.", erzählte Vala, und im perfekt ausgestatteten Heim des Konsulars blieb natürlich auch nicht aus, dass ein Sklave mit Getränken wartete, so ein Gespräch sich doch als länger entpuppte. Mit befeuchteter Kehle fuhr der junge Duccius nun fort: "Als sich abzeichnete, dass die Administratio das Problem nicht allein in den Griff bekommen würde, und die Legion bald selbst betroffen sein würde, entschloss sich der Legat Titus Aurelius Ursus für eine Flucht nach vorne, legte die medizinischen Kräfte der Legion mit den zivilen zusammen und sorgte mit den ihm zur Vergügung stehenden Kräften in Zusammenarbeit mit seinem Stab und den Resten der zivilen Administration dafür, dass das Gemeinwesen nicht vollkommen zusammenbrach. Dies sorgte auch für eine unorthodoxe Verlängerung meines Tribunats. Die Seuche begann dann vor zwei Monaten die Stadt aus ihrem Würgegriff zu entlassen, die Sacerdotes deuteten dies mit ihren Mitteln als Zeichen der Götter, dass Mantua die Prüfung bestanden hatte. Der Aufbau begann sofort... und hält noch an. Ich wurde entlassen, um mich für die weitere Beschreitung des Cursus Honorum vorbereiten zu können. Ich kandidiere für die Quaestur."

  • Macer hörte aufmerksam und zum Teil nachdenklich den Ausführungen zu, die weit umfangreicher waren als alles, was er bisher über die Ereignisse in Mantua gehört hatte. "Von den vielen Toten hörte ich. Die Acta Diurna hat umfangreiche Listen mit den Namen der Verstorbenen veröffentlicht. Die weiteren Ereignisse wurden nicht beschrieben. Auch vom umfangreichen Einsatz der Legion wusste ich bisher nichts. Sehr interessant. Vielleicht sollte ich Aurelius Ursus einmal einladen, in der Academia Militaris darüber zu berichten", grübelte er laut. "Aber es ist gut zu hören, dass der Zorn der Götter besänftigt wurde, wenn es denn ein göttlicher Zorn war." Bei dem beschriebenen Ausmaß konnte Macer sich das allerdings sehr gut vorstellen. "Und nach dieser Prüfung möchtest du dich also gleich der nächsten stellen und im Cursus Honorum antreten?" Ungewöhnlich war das sicher nicht und von der Karriere her nur logisch. Damit war er der nächste potentielle Quaestor, der Macer aufsuchte. Konsequenterweise stellte Macer auch diesmal wieder seine einordnenden Fragen. "Strebst du eine bestimmte Quaestur an?"

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Die Consuln werden sich vermutlich ihre Quästoren wieder selbst aussuchen wollen, und da ich keinen der Kandidaten näher kenne, wäre das wohl eine vergebliche Bewerbung. Ähnlich verhält es sich beim Posten des Quästor Principis, der zwar sehr erstrebenswert ist, aber wohl unerreichbar. Ich schätze, der Präfectus Urbi wird auch dieses Mal den Willen des Kaisers bezüglich dieses Postens dem Senat sehr direkt verkünden. Von daher finde ich das Amt des Quaestor Urbanus sehr erstrebenswert und auch erreichbar.“


    Dies war wohl eine durch und durch pragmatische Sichtweise und wer Macer kannte, der wusste, dass er pragmatische Sichtweisen mochte. "Das ist wohl eine realistische Einschätzung, ja", bestätigte er daher murmelnd. "In die Provinzen möchtest du demnach also eher nicht?", fragte er noch einmal nach, da diese Posten gar nicht genannt wurden. Da er selber keine Klienten unterzubringen hatte, diente auch das eher der Information und der Befriedigung seiner Neugier, als dass seine Entscheidung wirklich von der Antwort abhängen würde.

  • Über die Provinzen hatte Sextus sich natürlich auch Gedanken gemacht. Prinzipiell war gegen diese nichts einzuwenden, aber sie waren eben nicht Rom. All die feinen Gefüge, die er als Haruspex aufgebaut hatte, würden ein Jahr lang brach liegen. Sicherlich ein verschmerzbarer Preis für seinen politischen Aufstieg, aber eben auch einer, den man vermeiden konnte.
    “Wenn der Senat beschließen sollte, dass meine Fähigkeiten in den Provinzen von größerem Nutzen wären, würde ich mich dem selbstverständlich nicht entziehen. Allerdings habe ich keine militärische Erfahrung, welche in den Provinzen ja meist doch gefragt und wohl auch benötigt ist. Das und mein Amt als Haruspex erscheinen mir als gute Gründe, ein Amt in Rom oder zumindest in Italia anzustreben.“

  • "Militärische Erfahrung wirst du als Quaestor wohl kaum benötigen", wandte Macer ein. Dieses Argument schien ihm ein wenig schwach zu sein. "Dein Amt als Haruspex wiegt da sicher schwerer. Du hast dein Leben bisher hier in Rom verbracht und noch nicht die Provinzen bereist?", erkundigte er sich dann weiter. Wenn es so wäre, wäre die Quaestur schließlich eine gute Möglichkeit, solche Erfahrungen zu sammeln. War man erst einmal Senator, war das nicht mehr so einfach.

  • “Das ist eine Sache der Definition. Mein Vater wanderte nach Achaia aus, als ich noch klein war. Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Athen, dann später für meine Studien in Alexandria. Abgesehen von einem kürzeren Aufenthalt bezüglich der Prüfungen als Haruspex kam ich erst vor etwas mehr als zwei Jahren nach Rom. So gesehen war ich wohl eher kaum in Rom. Allerdings hatte ich bislang keine Ämter in den Provinzen inne.“ Vielleicht war damit die Frage des Purgitiers hinreichend beantwortet.

  • "Ich kann es der Acta nicht verübeln, ihre Schreiber bisher nicht in die Stadt gesandt zu haben. Wahrscheinlich werden sie sich erst nach Mantua wagen wenn die ersten Bewohner selbst zurückkehren...", sponn Vala den Faden weiter, und ahnte nicht wie richtig er damit liegen würde.


    "Mein Vater, Flavius Duccius Germanicus, war Quaestor des Princeps. Ich will es ihm gleichtun.", ging Vala auf seine eigenen Wunschvorstellungen ein, so sehr ihm die Tatsache auch bewusst war, dass er kaum einen Wunsch haben würde. Streng genommen sollte es ihn als Homo Novissimus mehr als nur glücklich machen überhaupt gewählt zu werden. Allerdings steckte in dem Wunsch vor allem auch das Verlangen, es dem größten aller Duccii nicht nur gleich zu tun, sondern ihn auch zu übertreffen. Sein Vater hatte sich damals gegen den Senat entschieden und war als Tribun zur zweiten Legion zurückgekehrt. Er hatte es Vala nie gegenüber erklärt, aber er dachte sich, dass sein Vater lieber näher an der Familie sein wollte, denn als Sohn eines ehemaligen Peregrinus den unsteten Tiden der römischen Politik standzuhalten. Vala hatte nicht vor, sich solch emotionalen Betrachtungen hinzugeben. Er würde beides bekommen. Seine Familie, Mogontiacum, die zweite Legion und vor allem: seine eigene Provinz.

  • "Ja, das ist wohl wahr und nachvollziehbar", kommentierte Macer die Einschätzung zur Acta Diurna. "Vielleicht ist es auch klüger so. Aber wenn du es inzwischen gesund nach hier geschafft hast, sollte es die Acta ja auch schaffen", schloss er das Thema ab und sah ebenso wie Vala wenige Tage später, dass sie beide richtig lagen.


    Zum Namen des Vaters wollte er zunächst vornehm schweigen, denn er sagte ihm mal wieder nichts. Nur dummerweise sprach Duccius Vala danach nicht mehr viel weiter, so dass er wohl doch etwas dazu sagen musste. "Ein ehrenwertes Ziel. Es würden deinen Vater sicher freuen, dies zu erleben", sprach er vage, aber man konnte es schon so verstehen, dass er wusste, dass jener Vater nicht mehr lebte. Außerdem freute es Väter ja immer, wenn ihre Söhne es ihnen gleich taten.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Das ist eine Sache der Definition. Mein Vater wanderte nach Achaia aus, als ich noch klein war. Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Athen, dann später für meine Studien in Alexandria. Abgesehen von einem kürzeren Aufenthalt bezüglich der Prüfungen als Haruspex kam ich erst vor etwas mehr als zwei Jahren nach Rom. So gesehen war ich wohl eher kaum in Rom. Allerdings hatte ich bislang keine Ämter in den Provinzen inne.“ Vielleicht war damit die Frage des Purgitiers hinreichend beantwortet.


    "Nun, das ist mehr, als manch anderer gesehen hat", schmunzelte Macer. "Außer Italia, Germania und dem, was man auf dem Weg dazwischen sieht, kenne ich auch nicht mehr vom Reich", fügte er hinzu. Allerdings konnte er seinen eigenen Karriereweg auch nicht uneingeschränkt zur Nachahmung empfehlen. "Aber dann ist es wohl in jedem Fall eine gute Idee, Rom treu zu bleiben und hier Erfahrung als Quaestor zu sammeln. Ich nehme an, du sprichst dann fliessend griechisch?", erkundigte er sich. "Für den Reiseverkehr sicher hilfreich." Seine eigenen Griechischkenntnisse waren alltagstauglich, aber auch nicht mehr. "Was hast du in Alexandria studiert?"

  • Man musste wohl zwangsläufig fließend griechisch sprechen, wenn man in Alexandria auch nur irgend etwas lernen wollte. Und in Athen tat man sich ebenfalls erheblich leichter. Man musste schließlich wissen, wann man sein Gegenüber anlächeln sollte und wann ihm eine reinhauen. Aber wie bei allen Dingen war es auch mit dem griechischen so, dass er das als Kind spielend nebenbei gelernt hatte, während andere Dinge weitaus schwieriger waren. “Attisch und Koine, ja. Auch wenn in letzter Zeit die Übung fehlt.“
    Die Frage nach seinen Studien indes war da schon weitläufiger. Sextus hätte nicht angenommen, dass das etwas war, das den Consular interessierte. Und er war sich im Moment auch nicht sicher, ob er ihm das nicht schon bei dem ersten Gespräch, als es um die Unterstützung bezüglich des Vigintivirates ging, alles erzählt hatte. Aber Sextus war auch nicht so vermessen, zu glauben, dass der Senator sich das gemerkt hatte. So wichtig und interessant war Sextus noch nicht, als dass man seinen genauen Werdegang hätte kennen müssen. Aber das würde wohl noch kommen. Zumindest arbeitete der Aurelier daran.
    “Hauptsächlich Astronomie und Mathematik, insbesondere die Werke des Euklid. Für Philosophie war nur recht wenig Zeit, so dass ich mich Plato und Aristoteles oder anderen nicht allzu ausführlich gewidmet habe, oder nur im Bereich der Mathematik. Die Pythagoräer sind in Alexandria ja recht zahlreich vertreten. Und im Bereich der Mathematik und Astronomie ist die Forschung dort sehr reichhaltig und aufschlussreich.“ Was eine stattliche Untertreibung war. Nirgends auf der Welt gab es mehr Schriften über diese Themen, und es war auch nicht sehr verwunderlich, dass sehr viele Erfindungen im Museion gemacht wurden. Nicht umsonst würden Euklids „Elemente“ für Jahrhunderte das Wissen um Mathematik und Astronomie für Jahrhunderte bestimmen. Was Sextus nicht wusste (was ihn aber wenig gewundert hätte), dass der in ein paar Jahrzehnten in Alexandria entstehende Almagest von Claudius Ptolemäus für anderthalb JahrTAUSENDE das Standardnachschlagewerk für jedwede Astronomie sein würde.
    “Die Studien waren hauptsächlich aus Gründen für meine Prüfungen zum Haruspex später und weniger politischer Natur“, setzte er noch erklärend hinzu, da ja nicht unbedingt jeder junge Mann sich der Astronomie verschrieb. Wer aber die Gesetze von Raum und Zeit lernen sollte, kam um dieses Thema nicht herum.

  • "Das sind mal etwas seltenere Studien, zumindest in politischen Kreisen", nickte Macer anerkennend und dachte nicht einmal darüber nach, ob er diese oder ähnliche Fragen dem Kandidaten bei einem früheren Besuch schon einmal gestellt hatte. Allerdings beeindruckten ihn die Antworte zumindest so weit, dass er sich vielleicht doch erinnert hätte, wenn er so etwas schonmal gehört hatte. "Philosophie und die Historiker sind doch sehr verbreitet, Naturgeschichte und Astronomie eher selten", gab er seine Einschätzung ab. Selber hatte er sich allerdings auch eher an historische Werke gehalten und kannte sich mit Astronomie nicht wirklich aus. Und die Architektur natürlich, über die er sogar Kurse in der Schola Atheniensis abgelegt hatte. "Da wirst du sicher bei dem einen oder anderen Abendessen im Vorfeld der Wahl oder auch danach viele interessante Gespräche führen können, bei denen deine Gesprächspartner noch etwas lernen können", prophezeite er. "Man muss ja schließlich nicht immer über Politik reden."

  • Da musste Sextus doch ein wenig schmunzeln, und es war nicht gänzlich nur berechnend, um sich ein wenig menschlich zu präsentieren. “Es stimmt, dass die meisten in ihren Studien andere Wissenschaften vertiefen als Astronomie und Mathematik. Allerdings habe ich noch niemanden getroffen, der sich lieber über die Berechnungen von konzentrischen Kreisbahnen unterhalten hätte, als über das Geschehen im Senat oder auch philosophische Ansätze, was der rechte Weg ist, zu leben. Und Gespräche über Mathematik sind auch meistens nicht so humorvoll.“
    Das würde wohl durch sämtliche Jahrhunderte gleich bleiben. Man brauchte wohl einen sehr schrägen Humor, um Mathematikerwitze lustig zu finden. Und die meisten Personen, die mit dieser Art von Humor nichts anfangen konnten, fanden Personen, die damit etwas anfangen konnten, eher seltsam als sympathisch.
    “Allerdings wäre es sicher einmal eine interessante Abwechslung zu den üblichen Gesprächen.“


    Sim-Off:

    Für die Nerds unter uns: Eine Pizza mit dem Radius z und der Dicke a hat das Volumen pi*z*z*a :D

  • "Und ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn ich dieses Ziel mit deiner Unterstützung erreichen könnte, Consular Purgitius.", lächelte Vala damit dann auch das Ende dieses Gesprächs ein, da er bei weitem nicht der einzige war der mit dem Hausherrn sprechen wollte. Zudem hatte er im Trubel des Wahlkampfs selbst noch einige Hände zu schütteln...


    "Ich würde mich sehr darüber freuen, mit dir in wahlkampffreieren Zeiten einige Worte wechseln zu können..."

  • "Ich sehe im Moment nichts, was meiner ZUstimmung zu deiner Kandidatur im Wege stehen könnte", schob sich Macer unverbindlich an einer allzu festen Zusage vorbei. "Und sicher wird sich nach der Wahl eine erneute Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben, ganz gleich ob in deiner amtlichen Funktion oder auf anderem Wege", sagte er dann zu dem zweiten Wunsch wesentlich verbindlicher zu. Treffen und Gespräche ließen sich immer irgendwie arrangieren.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Da musste Sextus doch ein wenig schmunzeln, und es war nicht gänzlich nur berechnend, um sich ein wenig menschlich zu präsentieren. “Es stimmt, dass die meisten in ihren Studien andere Wissenschaften vertiefen als Astronomie und Mathematik. Allerdings habe ich noch niemanden getroffen, der sich lieber über die Berechnungen von konzentrischen Kreisbahnen unterhalten hätte, als über das Geschehen im Senat oder auch philosophische Ansätze, was der rechte Weg ist, zu leben. Und Gespräche über Mathematik sind auch meistens nicht so humorvoll.“
    Das würde wohl durch sämtliche Jahrhunderte gleich bleiben. Man brauchte wohl einen sehr schrägen Humor, um Mathematikerwitze lustig zu finden. Und die meisten Personen, die mit dieser Art von Humor nichts anfangen konnten, fanden Personen, die damit etwas anfangen konnten, eher seltsam als sympathisch.
    “Allerdings wäre es sicher einmal eine interessante Abwechslung zu den üblichen Gesprächen.“


    "Was vermutlich daran liegt, dass man über den richtigen Weg zu leben sehr verschiedener Ansicht sein kann und es sich darüber trefflich und abendfüllend diskutieren lässt, während Kreisbahnen nun doch eher von solcher Klarheit sind, dass es wohl zu jeder Frage eine klare richtige und ansonsten bestenfalls viele falsche Antworten gibt", mutmaßte Macer über den schwächeren Diskussionseifer in diese Richtung. "Erst wenn man sich die Mathematik wieder für andere Künste wie die Architektur zu Nutze macht, lassen sich wieder andere Einflüsse diskutieren und es kann wieder mehrere Meinungen geben, von denen keine absolut richtig oder absolut falsch sein muss. Aber das Mathematik nicht humorvoll sein kann, das denke ich nicht." Aber natürlich fiel Macer in diesem Augenblick auch nichts lustiges aus der Mathematik ein, welches er hätte zum Besten geben können. Dafür hätte er sich wohl doch genauer mit der Materie befassen müssen.


    Sim-Off:

    Juhu, ich bin nicht der einzige Nerd hier. :D
    Warum verwechseln Mathematiker Weihnachten immer mit Halloween ? ---- Weil OCT 31 gleich DEC 25 ist.

  • “Oh, ich denke, was die richtigen Lösungen betrifft, könnte man auch im Bereich der Astronomie trefflich streiten. Das beginnt schon allein bei der Frage, um welchen Punkt die Sterne denn ihre Bewegungen ausführen, ob dies ein Punkt im Kosmos ist oder wir das Zentrum jeder Bewegung sind. Während Anaximander vor sieben Jahrhunderten bereits sehr bestimmt war, dass der Himmel eine Halbkugel über uns und die Erde somit das Zentrum ist, habe ich in Alexandria auch die Schriften des Aristarchos von Samos gelesen, der der festen Überzeugung ist, dass vielmehr die Sonne im Zentrum steht und wir uns mit dieser mitbewegen. Ich denke, Mathematiker sind da nicht weniger streitlustig als alle anderen Wissenschaftler auch. Nur denke ich, dass viele ihre Forschung nicht ganz so interessant finden, weil sie uns nicht viel im Alltag von Nutzen ist. Abgesehen von den kleinen Rechnungen hier und da beschäftigt sich kaum einer ausschließlich mit den Gebilden von Zahlen und geometrischen Figuren, der nicht gerade Architekt ist, wie du schon richtig sagtest. Und ich denke, viele haben noch den Stock ihres Lehrers in zu guter Erinnerung, als er ihnen dies beigebracht hat, und hegen so wenig Liebe für die Mathematik als solches.“
    Und dabei sah Sextus die Mathematik äußerst rationell. Jede Erkenntnis, jede tiefgreifende Wissenschaft konnte nur den Weg gehen, den die Mathematik schon beschritten hatte, denn letztlich war sie es, die durch kalte Logik beweise schaffte. Wie wollte man das Universum verstehen, wenn man es nicht genau bemessen konnte? Für Sextus hatte die Mathematik keinen schrecken, im Gegenteil, sie war ein Segen. Etwas, das man nur einfach verstehen musste, um es beliebig reproduzieren zu können, und das immer denselben Gesetzen folgte. Mathematik war im wahrsten Sinne des Wortes berechenbar.


    Sim-Off:

    e^x is walking along and 42 goes running by screaming, "There's a differential operator at the end of the street! If he catches me, I'll be nothing!"
    So e^x goes up to the operator and says, "I'm e^x. You can't do anything to me!"
    And the operator says, "Hi, I'm d/dy." :D

  • "Da magst du Recht haben, was das Zentrum des Kosmos betrifft", stimmte Macer zu. "Und doch bin ich überzeugt, dass auch dies eine Frage ist, zu der es schlussendlich ein definitives Richtig und Falsch geben wird, das jede weitere Debatte überflüssig macht. Das, was heute eine Debatte sein mag, wird eines Tages zu einem Lehrsatz werden, den junge Leute von ihren Lehrern lernen. Was den Nutzen betrifft, bin ich jedoch etwas anderer Meinung", bewies Macer, dass man zumindest darüber möglicherweise streitlustig sein konnte. "Die Forschung ist und sehr wohl von Nutzen, vielleicht mehr als jede andere Forschung. Wer hat nicht schon einmal einen Sonnenuhr benutzt? Ohne Mathematik würden wir sie nicht bauen können! Wer hat nicht schon das frische Wasser aus einem Aquädukt genossen? Ohne Mathematik hätten wir manche von ihnen nicht bauen können! Ich denke, gerade die Mathematik hat die Möglichkeit, mit ihren Erkenntnissen viele Menschen glücklich zu machen. Aber ich sehe auch, dass sie wahrscheinlich deswegen besonders schwierig zu beherrschen ist und dass sich viele Leute lieber den einfacheren Probleme zuwenden." Wovon er sich selber eben auch nicht ausnahm und deshalb auch noch kein einziges rein mathematisches Traktat gelesen hatte.


    Sim-Off:

    There are 10 types of people in the world. Those who can read binary and those who don't.

  • "Dafür gilt dir mein Dank.", lancierte Vala nun zum Schluss, "Genauso wie für die Möglichkeit hier heute mit dir sprechen zu können. Vielen Dank, Conular und vale bene."


    Sprach's, nickte dem Consular noch einmal dankbar zu und ließ dann den anderen Salutationisten den Vortritt..

  • So langsam machte die Sache hier wirklich Spaß. Nicht, dass es Sextus keinen Spaß gemacht hätte, sich selbst Stimmen zu sichern für die bevorstehende Wahl – für ihn war Macht der Inbegriff allen hedonistischen Strebens – doch musste er zugeben, dass dieser Wortwechsel eine erfreuliche und unerwartete Überraschung war. Zuletzt hatte er über die Mathematik diskutiert, als er noch umgeben von anderen war, die ebenfalls dieselbe studiert hatten.
    “Du magst sicher recht haben, dass es nur eine richtige Lösung dieser Frage gibt, so wie es auch nur eine Wahrheit geben kann. Die Frage ist nur, ob wir genug Erkenntnis besitzen, diese Wahrheit wahrzunehmen, genug Mittel, sie zu bemessen und vor allem genug Wissen, sie reproduzierbar zu beweisen.“
    Und dies war schließlich der Hauptunterschied zwischen der Mathematik und philosophischen Wissenschaften: Man war auf der Suche nach eindeutigen Beweisen, und ohne sie war jede Theorie erst einmal wertlos. Man konnte eine göttliche Eingebung von Minerva höchstselbst erhalten haben, die einem die Wahrheit offenkundig legte. Solange man diese nicht beweisen konnte, war es vom mathematischen Standpunkt nicht mehr als eine vielleicht hinreichend interessante These.
    “Und wie könnte ich dir bei deiner Ausführung widersprechen? Ich persönlich denke sogar, dass die Mathematik weit mehr Nutzen hat, die meisten Menschen es nur nicht sehen oder auch nicht sehen wollen. Als Haruspex habe ich gelernt, dass Raum und Zeit auf so vielfältige Weise miteinander verwoben sind, dass man Ereignisse berechnen kann. Wie sollte ich diese Erkenntnisse haben, ohne Mathematik?“ Das Amt des Haruspex beinhaltete ja schließlich nicht nur das Beschauen verschiedenster Innereien, sondern auch vielfältige Berechnungen über zukünftige Ereignisse. Und damit waren sie die Einzigen, die in die ferne Zukunft schauten und das deuteten, beschränkten sich alle anderen Priesterämter mit Vorhersagen doch immer auf den momentanen Götterwillen.
    “Auch vergessen die meisten gerne, dass Musik nichts weiter ist als angewandte Mathematik, und Harmonie darin nur der Ausdruck der vollkommenen Berechnung. Die Stoa lehrt uns, die Physik und die Logik zu achten. Wie ginge dies ohne Mathematik, die uns klare und eindeutige Beweise erschafft, auf deren Grundlage wir erst argumentieren können?“ Ja, Sextus mochte die Mathematik wirklich.
    “Und ich denke, wenn die Menschen ihre Chancen vernünftig berechnen würden, müsste man das Glücksspiel auch nicht unter Strafe stellen. Immerhin sind die Chancen dort deutlich schlecht, im Gegensatz zu zivilisierten Spielen wie ludus Latrunculorum oder auch duodecima scripta, wenngleich letzteres mit ersterem natürlich kaum vergleichbar ist.“
    Ein ganz klein wenig war Sextus fast über sich selbst erstaunt, wie viel er geredet hatte. Üblicherweise beschränkte er sich eher aufs Zuhören.


    Sim-Off:

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    Heisenberg was an awful lover. Whenever he had the right position, he never had the right speed, whenever he had the energy, he never had the time...

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