"Solange man dabei immer den richtigen Ton trifft, ist das auch kein Problem", meinte Macer. "Man merkt recht schnell, wenn ein Redner versucht einen Stil zu treffen, den er einfach nicht beherrscht. Da muss man dann genug Selbstdisziplin haben, gegebebenfalls gar nichts zu sagen, wenn man weiß, dass der eigene Schnabel gerade nur unpassendes parat hätte", fügte Macer dann noch als Tipp hinzu. "Da hilft es dann auch, sich für eine Rede ein Motto zu überlegen. Bei meinen Kandidaturreden im Senat habe ich das meistens so gemacht. Dann hat man nicht nur einen inhatlichen Leitfaden, sondern auch ein paar Schlagworte oder Grundgedanken, um die man alles gruppiert. Und alles, was einem gerade in den Kopf kommt, was nicht zum roten Faden oder Motto der Rede passt, lässt man dann weg. Wenn man gut vorbereitet ist, bleibt dann trotzdem noch genug übrig, was man sagen kann." Zuweilen gab es zwar auch Redner, bei denen wäre es besser, sie hätten ihre gesamte Rede weggelassen, aber die musste man sich ja nicht als Beispiel nehmen. Und wenn doch, dann als Negativbeispiel.
[Atrium] Salutationes für den Hausherrn
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Gut, dazu musste Scipio natürlich erst einmal wissen um was genau es sich handelte, aber er hatte verstanden worauf der Senator hinaus wollte. "Ich werde deinen Rat berücksichtigen. Erst einmal heißt es abwarten welche historische Figur, oder auch mythische, ich denn verteidigen muss. Es gibt ein paar bei denen ich mich ehrlich gesagt sehr schwer tun würde, da wird es dann natürlich umso schwerer den richtigen Faden zu finden." Jemand zu verteidigen von dessen Schuld man überzeugt war konnte eh nie einfach sein, wenn nicht sogar unmöglich.
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"Genau, warten wir ab. Und lasse es mich wissen, wenn du mehr weißt und meine Hilfe benötigst", versicherte Macer noch einmal seine Unterstützung. Mehr konnte er im Moment ja ohnehin nicht tun.
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Scipio nickte. "Werde ich machen. Steht heute noch etwas wichtiges an, oder hat sich besonderer Besuch angekündigt?" Er fragte lieber nach, dann konnte er im Kopf bereits seinen Tag durchplanen, es gab noch genug zu tun.
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"Nein, heute steht kein besonderer Besuch an", verneinte Macer die Frage. "Auch der Senat tagt heute nicht, so dass es ein entspannter Tag werden sollte."
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Am Tag nach dem Rhetorenwettstreit war Marcus extra früh zu Senator Macer aufgebrochen, man hatte sicherlich ein paar Sachen zu besprechen und er war gespannt wie sein Mentor auf seine Rede reagierte. Außerdem wollte man ja auch bald ein Wagenrennen austragen, auch hier galt es noch einige Dinge zu besprechen. Er betrat also das Domus des Senators, wie eigentlich jeden Tag, und machte sich auf dem Weg ins Atrium.
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"Guten Morgen!", grüßte Macer aufgeräumt und offenbar gut erholt von der Nachtruhe seinen Klienten. "Wie war die Nacht?", fragte er dann recht vage, auch wenn er natürlich im Speziellen daran interessiert war zu erfahren, ob sein Tiro mit den anderen Wettbewerbsteilnehmern oder Freunden noch ordentlich einen drauf gemacht hatte nach dem Wettkampf.
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"Die Nacht?" Gut, Marcus war heute wirklich gut gelaunt, was zum einen an der kleinen Feier am Abend, wie auch an der Aussicht auf eine Cena beim Kaiser selbst lag. "Dunkel, wie immer. Aber wenn du damit die Aktivitäten nach dem Wettstreit anspielst... nun viel Schlaf hatte niemand von uns, aber auch niemand zuviel Wein. Dafür konnte ich ein paar spannende Kontakte knüpfen, wie zum Beispiel mit dem Aquarius Sergius Plautus. Er wird mir bald mal Zeigen was so getan werden muss um unsere Aequadukte in Stand zu halten." Nicht dass er auf den Posten aus war, aber Marcus hatte ein ausgesprochenes Interesse an Technik und so etwas zu sehen und erklärt zu bekommen lies seine Laune nicht gerade schlechter werden, im Gegenteil.
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Da hatte der Decimer natürlich gleich ein Thema gefunden, auf das Macer sofort einsteigen konnte. "Da gibt es in der Tat einiges zu sehen! Ich war ja selber mal eine Zeit lang Curator Aquarum, von daher kenne ich da auch noch einiges, aber sicher hat sich auch schon wieder manches verändert. Aber spannend ist es auf jeden Fall und wer weiß, wann du später einmal wieder damit zu tun haben wirst", zeigte er sich offensichtlich begeistert von der Chance, die sein Tiro bekam. Aber auch, wenn es ihn durchaus reizte, die Besichtigungstour mitmachen zu wollen, verkniff er sich einen entsprechenden Kommentar. Er wollte seinem Tiro ja nichts wegnehmen und seine Teilnahme wäre zweifellos zu Lasten der Möglichkeiten seines Tiros gegangen, Kontakte zu vertiefen.
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Hatte er? Na das war ja mal was neues. "Wusste ich gar nicht, dass du ebenfalls mal das Amt inne hattest. Na dann kennst du dich sicher bestens auf und ich sollte gut aufpassen, am Ende stellst du mir Fragen die ich nicht beantworten kann. Kennst du denn den aktuellen Aquarius? Scheint mir ne nette, kompetente Person zu sein." Zumindest wenn man das nach so kurzer Zeit beantworten konnte.
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Auf die Idee mit ein paar Kontrollfragen hinterher war Macer noch gar nicht gekommen, aber er nahm sie mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, von den aktuellen Mitarbeitern der Cura Aquarum kenne ich niemanden genauer, soweit ich weiß. Ist ja auch schon etwas länger her. Vor meiner Praetur, um genau zu sein", hatte er diesmal sogar einen sehr guten Grund, sein schlechtes Gedächtnis zu entschuldigen.
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Irgendwie war diese Antwort ja fast zu erwarten gewesen, aber nun gut. "Macht ja nichts. Ich hab wichtigere Dinge zu bereden, immerhin war das Gestern aufregend und überraschend genug." Um es mal einfach auszusprechen, immerhin wurde er von der Kaiserin zur Cena eingeladen und das alleine war schon eine Besonderheit gewesen.
"Warst du mal beim Imperator und seiner Frau zur Cena? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich mich verhalten soll oder was mich erwartet. Und weder Serapio noch Livianus sind da eine riesen Hilfe, die Beiden waren dort ja oft nur dienstlich, das ist was ganz anderes." Und vor allem nicht so formell. -
"Einmal bisher", antwortete Macer, nachdem er sich mit einem kurzen Nachdenken vergewissert hatte, dass ihm sein Gedächtnis keinen Streich spielte. "Es war ein sehr angenehmes Zusammentreffen, so wie ich es in Erinnerung habe", bemühte er sich dann sogleich, seinem Tiro die Angst zu nehmen und kramte dann ein wenig in seinen Erinnerungen. "Der Imperator ist ein ruhiger Gastgeber, stellt sich nicht ständig in den Mittelpunkt und reißt auch nicht ständig das Gespräch an sich. Seine Frau ist vielseitig interessiert und schien mir gerne jeden ins Gespräch einzubinden", zählte er ein paar Eindrücke auf, die er noch im Kopf hatte. "Ich denke, man wird es dir leicht machen, eine angenehme Cena zu verbringen, wenn du dir keinen ganz großen Fehlgriff leistest."
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Marcus atmete, hoffentlich nicht hörbar auf, also hatte er nur wenig zu befürchten. "Also wird mein größtes Problem die Kontrolle der Garde, aber da hätte ich ja jemand der mir dabei helfen kann." Auch wenn er Serapio schon lange nicht mehr gesehen hatte, ihre Wege hatten sich einfach nicht mehr gekreuzt, wenn man mal seine Rolle als Richter im Wettstreit nicht mit Einbezog. Und da hatten sie ja auch kein Wort miteinander gewechselt, obwohl Scipio eine Menge geredet hatte.
"Nun gut, es gibt auch wichtiger Dinge zu besprechen. Hast du schon eine Idee für das Wagenrennen? Immerhin wird es bald wieder ungemütlich und ich möchte es ungern auf das kommende Jahr schieben."
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Macer blickte etwas irritiert bei der Antwort seines Tiro. "Die Kontrolle der Garde?", fragte er skeptisch. "Was hast du vor mit in den Palast zu nehmen, wenn du dir um die Kontrolle durch die Garde Sorgen machst?" wollte er dann wissen und ließ die Frage nach den Wagenrennen erst einmal unbeantwortete. Es konnte natürlich sein, dass sein Tiro nur einen Scherz gemacht hatte, aber dann hatte er die Pointe nicht gut genug herausgearbeitet.
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Scipio musste lachen, so hatte er das nicht gemeint. "Nichts, nur das übliche: 3,4 Dolche, ein Schwert, Gifte. Nein natürlich nicht, aber ich weiß ja wie gründlich sie die Leute kontrollieren und ich frage mich eben wie gründlich, gründlich ist." Eigentlich würde er eher erwarten dass sie die Kontrollen gerade bei ihm recht einfach gestalten würden, immerhin war er ja mit ihrem Chef verwandt, das musste doch was wert sein.
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"Du warst noch nicht oft im Palast, oder?" fragte Macer nun auch wieder deutlich entspannter. "Oder überhaupt schon einmal?" Die Kontrolle durch die Garde schien für Leute, die noch nie dort waren, ja geradezu ein mystisches Moment zu sein. "Was erwartest du? Dass sie dich ausziehen und deine Tunika auf Links drehen, um nach versteckten Taschen auf der Innenseite zu suchen? Und wenn du weibliche Begleitung hast, suchen sie in deren Frisur nach versteckten Dolchen? Ich glaube, das würde die Beliebtheit von Einladungen zu einer Cena beim Kaiser doch drastisch reduzieren" überspitzte Macer die Sache ein wenig, um auch etwas Spaß an dem Thema zu haben.
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Etwas beschämt senkte Scipio den Kopf. "Ich war noch nie im Palast, nichtmal in der Nähe." Und er hatte auch nie damit gerechnet jemals dort zu sein, es war immerhin ein Privilig von dem Macer redete als wäre es Alltag. Gut, vielleicht war es das für ihn auch gewesen, aber nicht für Scipio der noch vor einem Jahr ein Landei war.
Als Macer dann aber schnippig fragte wie er sich die Kontrollen vorstellte schaute Marcus verduzt. Ja, so sollte man die Leute kontrollieren, wenn es um den Kaiser und seine Familie geht. "Tut man nicht? Dann sollte man es, es geht doch um unsere Imperator und seine Familie! Da muss man doch jegliche Möglichkeiten ausschließen um ein Attentat zu verhindern." Vielleicht sollte er mal Serapio darauf ansprechen, so konnte es ja nicht weitergehen. Lasche Kontrollen, wo kam man denn da hin?
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"Ich denke nicht, dass sich unser Kaiser mit dieser Art von Misstrauen gegenüber seinen Gästen beliebt machen würde. Die meisten seiner Gäste sind ja nun doch Senatoren oder langjährige Offiziere, die sich sicher alle eine etwas würdevollere Behandlung erwarten, als wie ein Mordverdächtiger untersucht zu werden", blieb Macer bei seiner Position und nahm sich selber nicht aus. "Und bei den anderen Gäste würde ich doch erwarten, dass man sich schon vorher informiert, wen man sich da ins Haus holt, bevor man sie überhaupt einlädt", sprach er dann weiter. Und er war sich sicher, dass der kaiserliche Geheimdienst sich schon hinreichend über die Gäste der Redner-Cena informiert hatte, bevor jene überhaupt wussten, dass sie eingeladen werden würden.
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Scipio dachte nach, und er sah ein dass Macer natürlich recht hatte. Von der Seite hatte er das nicht gesehen, da war er wohl etwas blind gewesen. "Das ist natürlich ein Argument, welches ich nicht bedacht hatte. Dann ist es wohl gut so wie es ist. Und ich hoffe mal dass man vorab, wie du sagtest, bereits die Gäste durchleuchtet hat." Der Gedanke dass man den Kaiser ermorden würde... er missfiel ihm doch sehr.
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