Officium Praefectus Praetorio

  • "Das werde ich tun Praefectus." Antwortete Varus auf das Angebot des Prudentiers und erhob sich.


    "Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Tag.
    Vale Prudentius Balbus."


    Und so verließ Varus das Officium, um seinen Schritt wieder in die Kanzlei zu lenken.

  • Von der Wache wurde Silanus direkt in das Vorzimmer des Praefectus Praetorio gebracht. Natürlich sah er sich auf dem Weg dorthin neugierig um. Es war das erste mal, dass er sich in der Castra Praetoria aufhielt und weitere Gelegenheiten dieser Art würden sich ihm wohl nicht mehr all zu oft bieten. Im Officium angekommen, konzentrierte er sich jedoch wieder auf den eigentlichen Grund seines Kommens – die Einladung durch den Praefectus Praetorio. Er grüßte den Scriba mit einem Kopfnicken.


    "Salve. Ich bin Procurator Iunius Silanus und habe gehört, dass der Praefectus eine Unterredung mit mir wünscht."

  • Der Schreiber grüßte den Procurator knapp und blickte kurz auf eine Liste auf seinem Tisch. Dann nickte er leicht und erhob sich.
    "Einen Moment, ich werde dem Praefectus mitteilen, dass du hier bist." sagte er und ging zur Tür, die er öffnete und dahinter verschwand.
    Einige Augenblicke später kehrte er zurück. "Bitte, du kannst eintreten." sagte er dann, gab die Tür frei und setzte sich wieder an seinen Tisch.







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    Hinter jener Tür saß, hinter einem großen Tisch, der Praetorianerpraefect und verstaute einige Unterlagen, die das öffentliche Auge nichts anzugehen hatten. Als dies erledigt war, blickte er mehr oder minder erwartungsvoll zur Tür, durch die der Iunier kommen würde.

  • Silanus trat ein und ging auf den Schreibtisch zu, hinter dem der derzeit mächtigste Mann Rom saß. Viel wusste er nicht über diesen Mann, jedoch hatte er gehört, dass er vor der kürzlichen Beförderung zum obersten Prätorianer ebenfalls in der Kaiserlichen Kanzlei als Procurator gearbeitet hatte. Mit einem Nicken begrüßte er den Prudentier.


    "Salve Praefectus. Es ist mir eine ehre dich kennen zu lernen."

  • "Salve Procurator Iunius. Und es ist mir eine Freude dich kennenzulernen. Schön, dass du es so bald einrichten konntest." grüßte der Praefect den Gast, ohne sich die Mühe zu machen aufzustehen. Stattdessen deutete er auf einen der freien Stühle vor seinem Tisch.
    "Bitte, nimm doch Platz."


    "Ich hoffe, du hast schon die Gelegenheit genutzt dich ein Wenig mit deinem neuen Posten auseinanderzusetzen?"

  • Silanus nickte dem Prätorianer dankend zu und nahm Platz.


    "Das habe ich Praefectus. Heute vormittag habe ich bereits meinen Vorgänger zu einem ausführlichen Gespräch und der Übergabe der Amtsgeschäfte getroffen."

  • "Sehr gut." sagte Balbus. "Antonius war vermutlich froh, als er dir die Schlüssel für das Officium übergeben konnte."
    Er musste ein wenig schmunzeln beim Gedanken an seinen früheren Kollegen.


    "Aber kommen wir zu wichtigerem." sagte er dann. "Hast du dich bereits dem Praefectus Urbi vorgestellt? Oder hattest du bereits früher das Vergnügen seine Bekanntschaft zu machen?"
    Er fragte dies in einem völlig gelassenen Plauderton, der nicht offenlegen sollte, dass die Antwort auf diese Fragen dafür sorgen konnten, dass der Iunier nach diesem Gespräch den Weg zur Porta Praetoriae nicht ohne einen kleinen Zwischenfall zurücklegen würde.

  • "Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen. Mein erster Weg hat mich vom Palast zu dir geführt. Jedoch könnte ich den Besuch hier auch gleich mit einer Vorstellung beim Praefectus Urbi verbinden.


    Bisher hatten wir noch nicht das Vergnügen. Nach Germanien sind auch nur wenige Informationen über die Lage hier in Rom und die Erkrankung des Kaisers gedrungen. Von meinem Vorgänger habe ich vorhin erst erfahren, dass der Stadtpräfekt alle Amtsgeschäfte des Kaisers übernommen hat."

  • "Du kannst es versuchen, jedoch reagiert Salinator zumeist etwas ungehalten, wenn man ohne Termin bei ihm auftaucht. Manchmal glaube ich, er fühlt sich ein Wenig ertappt." sagte er, halb warnend, halb spottend.


    "In der Tat liegt die Macht derzeit vor allem in den Händen des Praefectus Urbi, da der Kaiser sich in seiner Villa in Misenum erholt. Jedoch sollte dich dies nicht davon abhalten, den Kaiser in den wichtigsten Angelegenheiten zu informieren, egal was Vescularius Salinator sagt. Er mag zwar von Valerian mit dessen Vertretung hier in Rom betraut worden sein, aber es gibt dennoch Dinge die von solch großer Wichtigkeit sind, dass nur ein Kaiser sie entscheiden darf." sagte er.

  • Silanus wünschte sich bereits jetzt wieder zurück nach Germanien. Zuerst die Anspielungen seines Vorgängers und nun auch die offensichtlichen Machtspielchen des Prätorianers – und der Iunier war anscheinend bereits mitten darin. Das brachte wohl dieser Posten mit sich und Silanus konnte sich bereits jetzt mit den Gedanken anfreunden, möglichst diplomatische Wege einzuschlagen, wenn er in diesem Amt länger überleben wollte. Er nickte.


    "Ich verstehe Praefectus."

  • Balbus nickte leicht. "Gut." sagte er und hakte erstmal das Thema wieder ab.


    "Kommen wir aber zu dem, warum ich dich gerne sprechen wollte. Abgesehen natürlich davon, dass ich dich gern kennenlernen wollte."
    Er holte eine Tabula aus einem der Aktenstapel auf seinem Tisch und blickte darauf. Er schien etwas darauf zu lesen, bevor er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte.


    "So wie ich das hier sehe, hast du dem Reich nie als einfacher Miles gedient, sondern hast bisher vor allem Erfahrungen als ritterlicher Offizier gesammelt?"
    Es war weniger eine Frage, sondern vor allem eine Feststellung und daher liess er dem Iunier auch erst gar nicht die Zeit zu einer großartigen Antwort.
    "Hast du trotzdem den Eid auf den Kaiser abgelegt, den jeder Miles ablegt?"

  • "Natürlich habe ich das Praefectus. Sowohl auf des Kaisers Vater, unter dem ich Tribun bei der Vigiles wurde, als auch auf den Kaiser, nach seiner Amtsübernahme, während der ich als Tribun in Alexandria diente."

  • Balbus nickte. Von einem ritterlichen Offizier hatte er auch eigentlich nichts anderes erwartet, wobei er durchaus schon anderes erlebt hatte.


    "Sehr schön, dann brauche ich dich ja hoffentlich nicht daran erinnern, dass du in erster Linie dem Kaiser gegenüber verpflichtet bist und nicht etwa dem Praefectus Urbi." sagte er und fügte in Gedanken hinzu: der den Eid vermutlich nie abgelegt hatte oder ihn schlichtweg ignorierte.


    Er legte die Tabula wieder auf den Tisch.
    "Weisst du, welchem glücklichen Umstand du deine Versetzung verdankst? Hat sich dein Patron für dich eingesetzt oder hast du dich selbst darum bemüht?" fragte er dann mit der Gelassenheit eines Mannes, der es gewohnt war Menschen zu befragen und der auch seine Antworten bekam.

  • Die Erinnerung an die Loyalität gegenüber den Kaisers bekräftigte Silanus mit einem Kopfnicken. Ihm selbst wäre ein solcher Gedankengang nie in den Sinn gekommen. Da der Praefectus nun bereits der zweite hochrangige Honoratior war, der eher negativ über den Stellvertreter des Kaisers sprach, kamen bei Silanus langsam aber sicher Bedenken auf. Doch die nächste Frage des Präfekten riefen ihn wieder zurück ins hier und jetzt.


    "Nein, zu meinem Bedauern weiß ich das nicht. Bisher hatte ich auch noch keine Gelegenheit meinen Patron aufzusuchen und nachzufragen. Ich schließe es aber eher aus, da wir uns seit seiner Abreise nach Parthia nicht mehr gesehen haben. Vermutlich stand ich einfach auf irgendeiner Liste und hatte Glück."

  • Balbus glaubte nur in sehr selten Fällen an so etwas wie Glück. Und noch seltener glaubte er an Zufälle. Die Erwähnung von Parthien machte ihn hellhörig und brachte ihn zu einer Frage, die er eigentlich gar nicht zu stellen geplant hatte.
    "Darf ich fragen, wer dein Patron ist?" fragte er, auch wenn er bereits eine recht naheliegende Vermutung hatte.

  • Als der Iunier seine Vermutung bestätigte, blickte Balbus völlig gelassen, auch wenn es in seinem Geist ziemlich heftig zuging. Die ganze Sache wurde immer ominöser und er hatte das Gefühl, dass vieles keinen Sinn mehr ergab.
    Obwohl er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, brauchte er einen kurzen Moment, bevor er wieder etwas sagte, während in seinem Kopf verschiedene Teilchen versuchten sich zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.


    "Vermutlich hast du recht und du stehst dank Livianus Hilfe bereits eine ganze Weile auf einer entsprechenden Liste. Er ist ja nun schon wieder eine Weile in Rom und hat sicherlich wieder damit begonnen sich um seine Klienten zu kümmern. Wahrscheinlich hatte er nur vergessen dich zu informieren." sagte Balbus, auch wenn er dies nicht für sehr wahrscheinlich hielt.
    Dann nickte er.


    "Aber gut, du hast den Posten nun und wirst ihn sicherlich hervorragend ausfüllen und deine Arbeit kompetent erledigen." sagte er und begann leicht zu lächeln.


    "Womit wir zu einem kleinen Anliegen kommen, das ich habe."
    Er nahm eine andere Tabula zur Hand.
    "Ich würde gerne einem meiner Offiziere, einem Centurio, die Erlaubnis erteilen die Frau seines Herzens zu ehelichen. Da meine persönliche Erlaubnis jedoch nicht ausreichend ist, benötige ich die Erlaubnis des Kaisers, die du in seinem Namen aussprechen kannst."

  • Da nun auch der Präfekt seine Vermutung äußerte, dass es doch der Senator gewesen sein konnte, nahm sich Silanus vor bei der nächst besten Gelegenheit seinen Patron aufzusuchen und ihm dafür zu danken, dass war Ehrensache. Schließlich brachte der Prutentier auch ein Anliegen vor, vermutlich der eigentliche Grund für die Ein- oder vielmehr Vorladung. Silanus dachte kurz nach und nickte zustimmend. Kleine Gefallen erhielten die Freundschaft, dass hatte der Iunier bereits in seiner Jungend gelernt.


    "Selbstverständlich ist das kein Problem. Wenn er deinen Segen hat, dann soll er auch meine Zustimmung bekommen."

  • "Sehr gut, ich danke dir." sagte Balbus mit einem Nicken. Wenigstens hatte er also in einer Angelegenheit sein Ziel erreichen können. Valerian würde sich sicherlich sehr darüber freuen.


    "Es geht um den Centurio Qunitlius Valerian." sagte er noch und gab dem Iunier die Tabula, die er noch in Händen hielt und auf der der Name und alle grundlegenden, notwendigen Informationen über seine Dienstzeit notiert waren.


    Dann überlegte er noch einen Moment, ob er noch etwas wichtiges hatte, dass er unbedingt angesprochen wissen wollte. Doch ihm fiel just in diesem Moment nichts ein.


    "Vielmehr wollte ich von dir auch gar nicht. Sofern du nicht noch etwas hast, würde ich dich dann auch nicht weiter hier festhalten wollen. Ich weiss ja, dass viele Menschen beim Betreten der Castra darum beten überhaupt wieder rausgelassen zu werden." sagte er mit einem leichten Lachen.

  • Silanus nahm die Tabula entgegen und überflog sie rasch. Dann schüttelte er den Kopf


    "Keinerlei Einwände."


    und gab die Tafel zurück.


    "Dann hat es mich gefreut dich kennen zu lernen Praefectus."


    Der Iunier erhob sich und nickte dem Prätorianer zu.


    "Vale und noch einen schönen Tag."


    Dann verließ er das Officium.

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