Ein grelles Leuchten erhellte den Raum und überzog die Möbel mit einem flüchtigen, gespenstischen Schein. Dann war alles wieder dunkel. Kurz darauf war ein finsteres Grollen zu hören, ganz so, wie es der Cerberos selbst ausstoßen mochte. Meine Mutter hatte mir früher stets weißmachen wollen, dass die Götter in ihrem Himmelsreich mit großen, unförmigen Bauklötzen spielten, doch ich hatte mich schon früh von dieser Vorstellung verabschiedet. Gewitter waren nichts, was ich mochte, doch Angst hatte ich auch nicht. Sie waren mir unangenehm, und seit ich Geschichten von auf dem Felde erschlagenen Bauern gehört hatte, vermied ich es, hinauszugehen, wenn Iuppiter seine Blitze schleuderte. Doch jetzt, da ich im Bett lag und Siv sich in meinem Arm befand, war es beinahe beruhigend, wie es draußen gluckste und rauschte. Hinzu mochte noch kommen, dass ich mit Orest getrunken hatte und darob meine Sinne nicht gänzlich geschärft waren.
Ich konzentrierte mich auf das leise Prasseln, das entstand, wenn eine plötzlich aufkommende Windbö die Regentropfen an die dünngeschabte Tierhaut warf, die das Fenster überzog. Ich konzentrierte mich auch auf Sivs viel gleichmäßigere Atemzüge. Es war ein schlimmer Tag gewesen. Siv war wortlos zu mir gekommen und ich hatte sie mit in mein Bett genommen. Seitdem lagen wir hier und sprachen nicht. Es war keine bedrückende Stille, sondern eine ernsthaft traurige. Ab und an drehte ich den Kopf und drückte einen Kuss in ihr Haar oder auf ihre Stirn, hin und wieder seufzte ich leise. "Titus kommt sicher nach Hause, so schnell es geht", sagte ich, gedanklich bei meinem Neffen. Ausnahmsweise einmal passte das Wetter zu den Begebenheiten des Tages.