Vestalin. Das war ihre Stieftochter also. Oder eher: Wollte es gern werden. Wohnte jetzt nicht mir zu Hause, sondern im Atrium der Vestapriesterinnen! Ob es dort schicker war, wusste Ofella nicht. Allerdings wollte sie sich die Chance nicht entgehen lassen, selbst einmal dort vorbeizuschauen. Natürlich nur, um sich selbst zu bestätigen, dass ihr Neid vollkommen unbegründet war. Also hatte sie beschlossen, am heutigen Tage eine kleine Erkundungstour durch Rom zu machen, oder genauer gesagt, sich das Atrium der Vestalinnen einmal anzuschauen. Von außen natürlich, denn sie wollte nicht Gefahr laufen, Romana zu begegnen. Als Herumlungern konnte man ihre Anwesenheit vor dem Gebäude es nicht bezeichnen, immerhin stand sie nur draußen, noch dazu in einiger Entfernung, und besah sich das prächtige Gebäude. Schick war es schon. Aber hier und dort hatte der Marmor doch bereits Risse oder war fleckig.
Eine Bewegung dicht beim Eingang erregte kurz darauf ihr Interesse. Fegte dort jemand, oder was?! Ofellas Augen verengten sich zu Schlitzen. Als sie jedoch erkannte, wer dort was auch immer tat, weiteten sie sich und die Claudierin wandte sich ab, um möglichst schnell und möglichst ungesehen zurück zu ihrer Sänfte zu kommen. Eines allerdings hatte sie vergessen: Ihr rotes Haar, das wie eine Flamme im Wind stand und zu allem Übel auch noch in genau jenem Moment von der Sonne beschienen wurde.
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