Atrium | Die Gattin des Furianus

  • Acanthus, noch immer perplex, gab mit fahrigen Bewegungen dem Tross der Claudierin zu verstehen, sie sollen ihm folgen. So überrumpelt war er, dass er diesen Job nicht wie üblich an Phoebus delegierte, sondern ihn selber übernahm. Im Atrium blieb er stehen. Nehmt hier Platz! Furianus wird sicher gleich kommen!“, instruierte er die Fremden vor ihn, bevor er sich wieder zur Porta aufmachte.

  • Etwa eine Stunde später, nachdem der Tumult abzuklingen schien, war auch Claudia Catilina mitsamt ihrem Gefolge vor der Villa Flavia angekommen. Reibungslos verlief die Begrüßung und das Abladen einiger wertvoller, meist sehr privater, Utensilien.


    Mit gehobenem Haupt schritt die Claudia über den flavischen Marmorboden und stand kurze Zeit später auch im weitläufigen Atrium des Haupthauses. Zumindest nahm sie an, dass die Flavier noch weitere Villen, wohl außerhalb Roms, ihr Eigen nannten.
    Ein wenig beeindruckt war sie schon, schließlich würde sie hier wohl bald residieren. Die Villa des guten Onkel Afranius war da doch um einiges kleiner und sporadischer eingerichet. Hier erdrückte fast die Opulenz der früheren Macht und dem Einfluss dieser Familie das Gemüt der Patrizierin.
    Ihr Gatte war auch noch nicht zu sehen, wie sie leicht verärgert feststellen durfte.

  • Furianus war ein wenig perplex, als man ihn davon unterrichtete wer und besonders wann dieser hier erscheinen würde. Er bemerkte daraufhin deutlich, wie sein Fieber zunahm. Vielleicht war das aber auch die Reaktion des Körpers auf die gewohnte Angstsituation.


    Jedenfalls hatte der Senator keinerlei Planungen in die Wege geleitet, er sprach nicht einmal mit seiner Familie darüber. Das sollte, wie geplant, eine Woche vor der Ankunft seiner Gattin geschehen - daraus wurde wohl nichts.
    So ging der Flavier, mit einer Tunika bekleidet und gänzlich unrasiert, seiner neuen Gattin entgegen. Er nahm dafür seine Kräfte zusammen, denn der Akt des Gehens fiel ihm schon jetzt recht schwer.


    "Meine Liebe, welch´Freude dich zu sehen.", log er, was jedoch unabdingbar war. Schließlich war sie seine Frau und bis der erste Erbe kam, musste er sie bei Laune halten.
    "Ich habe leider nicht viel vorbereiten können - schließlich war dein Erscheinen in einem Monat geplant.", offenbarte er dann auch sofort als Entschuldigung für die peinlichen Momente, die für Catilina sicherlich prikelnd sein würden.

  • Natürlich war ihr sofort klar, dass sich ihr Gatte nicht so überschwänglich über ihren Besuch freute wie er vorgab, aber ihr fiel auch sofort auf, dass seine Krankheit wieder sein Leben zu bestimmen schien. All´die Beteuerungen, er habe es überstanden, waren dann folglich entweder erlogen oder der Arme war wirklich wieder von der Krankheit heimgesucht worden. Dennoch verspürte sie, ohne zu wissen was der Wahrheit entsprach, Mitleid mit dem Mann, der sie damals in Athen zur Frau nahm. Auch wenn viele ahnten, er würde sterben, war sie stets davon ausgegangen nicht auch den zweiten Ehemann zu verlieren - auch wenn es eine Zweckehe war.
    "Das macht doch nichts, liebster Gatte. Ich freue mich, endlich hier zu sein. Aushalten konnte ich es bei Lullius in Athena nicht mehr - ich hörte du wärest wieder erkrankt und die Sorge trieb mich hierher."
    Das war nicht einmal ganz erlogen, doch er sollte nicht wissen, dass sie anfing mehr für ihn zu empfinden als die Pflicht als Ehefrau ihn öffentlich nicht bloß zu stellen und ihm einen Erben zu schenken. Langsam, lasziv mit den Hüften spielend, wie sie es zu tun pflegte, wenn Männer sie begehren durften, bewegte sie sich auf ihn zu und ehe er einen leidenschaftlichen Kuss erwarten konnte, gab sie ihm einen auf die Stirn, schaute dann etwas bekümmert: "Du glühst ja. Du bist wirklich krank.", sagte sie anschließend mit einem gewissen Anflug von Trotz und bitterer Wut in der Stimme. Beleidigt war sie, schließlich beteuerte er die letzte Zeit stets gesund zu sein. Vielleicht hatte er auch Angst davor sie würde ihn ob des vagen Ausganges seines nächsten Lebensjahres verlassen?

  • Ihre Worte hätten den Senator geschmeichelt, wenn er nicht hinter jedem eine Lüge oder Ironie vermuten würde. Zu lange hatte er sich daran gewöhnt von Menschen umgeben zu sein, die nicht ihn als Person schätzten, sondern seinen Namen, die damit verbundene Macht, seine Abstammung und letztendlich und wohl am meisten seinen Reichtum. Er wusste nicht, was diese Frau an ihm faszinierte, vermutlich einer der Punkte, für den man sich immer bei so einem Mann wie dem Flavier interessierte. Sie war auch nur eine Frau - und vielleicht eine gute Schauspielerin.
    Leicht abwehrend hob er die Hände.


    "Nicht doch, es ist nicht so schlimm.", versuchte er sich zu erklären und ein wenig davon abzulenken, dass er sich am liebsten tot in sein Gemach gelegt hätte, wenn er nur konnte - und durfte.
    "Lass´uns lieber Platz nehmen und du erzählst mir wie es dir ohne mich in Athena so erging.", fragte er freundlich und schaffte somit wohl zwei Probleme von sich. Das Eine, um von seiner Krankheit abzulenken, da Frauen seiner Erfahrung nach sehr gesprächig wurden, wenn man so etwas fragte und das Andere, er musste unbedingt sitzen, denn zum Stehen reichte die Kraft nicht lange.
    Also nahm er sie bei der Hand und führte die Gattin zu einer Sitzgruppe, wobei er sie leicht in die Richtung der Korbstühle entließ. Die Claudia würde wissen, was er damit andeutete und wenn nicht, würde er dies direkt ansprechen und als weitere Bedingung zu einer Ehe mit ihm einbinden. Eigentlich war es für solche Erklärungen zu spät, da sie ja schon seine Gattin war, aber die Fronten mussten geklärt werden.

  • Das war wohl wieder dieses typische Männliche. Nie gaben sie zu, wenn sie etwas Ernstes bedrückte oder ihnen nicht gut war. Catilina wusste, dass sie sein Vertrauen gewinnen musste, um in Zukunft mehr Ehrlichkeit von ihm zu erhalten und - vor allem - mehr an seinem Leben partizipieren zu können. Sie wusste wie eine Ehe aussehen konnte, wenn beide bloß ihre Rolle spielten und daher wollte sie es dieses Mal anders machen. Sie wollte integriert werden in seine Entscheidungen, in seine Zukunftsplanung und auch in seine Kämpfe. Sie wollte dieses Mal an der Seite eines Mannes stehen, nicht in seinem Schatten. Sie wusste aber auch, dass dies bei einem so stolzen und konservativen Mann wie ihn niemals öffentlich funktionieren würde. Es musste ihr kleines Geheimnis werden: "Ich sehe doch, dass es dir schlecht geht. Dir mag es egal sein, aber ich bitte dich weniger zu arbeiten und dich zu schonen.", sagte sie ergriffen und senkte die Augenlider. "Unser Kind braucht einen Vater."
    Zugegeben, das war ziemlich gewagt, schließlich fühlte sie sich nicht schwanger. Aber gemäß dem Fall sie würde in Bälde ein Kind erwarten - und das war ihr Soll - wollte sie auch, dass ihr Kind einen Vater hat und keinen Mann, der sich für die Karriere opferte.

  • Der Flavier war natürlich stolz genug, um keine Schwächen zu zeigen. Und besonders die Politik, bei der eine kleine Schwachstelle den ganzen Ruin bedeuten konnte, prägte ihn dahingehend in das Extreme.
    So verwarf er ihre Sorge mit einer Handgeste und schüttelte leicht den Kopf.


    "Keine Sorge, meine Liebe, ich übertreibe es schon nicht."


    Was verlangte sie denn da? Das musste wohl weibliche Logik sein. Auf der einen Seite musste er sich schonen, auf der anderen Seite hart arbeiten, um den Ahnen und vor allem auch ihr, gerecht zu werden. Aber vermutlich dachte er auch falsch und das "schonen" war darauf zurück zu führen, dass sie recht viel von ihm in Zukunft erwarten wollte und er darauf gespannt sein musste, Energien ansammeln.
    Dennoch, innerlich bäumte sich bei ihm vieles auf gegen diese honigsüßen Worte seiner noch inoffiziellen Frau.


    Und plötzlich erstarrte er innerlich.


    "Hast du gerade eben etwas von einem Kind gesagt?!", rief er aus und eilte zu ihr hin, um sie bei den Händen zu fassen.
    Seine Freude war riesig, hätte er damit doch nicht nur seine Pflicht als Flavier einen Erben zu hinterlassen erledigt, sondern ebenso bald die Freude eines Vaters spüren dürfen.
    Und unglaublich war es schon, dass er damals in seinem erbärmlichen Zustand in Athena es überhaupt fertig brachte Leben zu erschaffen. Ja, die Götter mussten ihm doch gewogen sein. ;)

  • Sie musste leise kichern bei seiner adulescenten Art auf ihre Worte zu reagieren. Fast tat er ihr schon leid, schließlich musste sie ihn enttäuschen. Dennoch genoss sie es seine Wärme zu spüren. Für eine Frau wie sie waren solche Momente voller Glück, denn wenn man in einem kalten Haushalt mit rigiden Strukturen und keinem Anflug von menschlicher Wärme aufgewachsen war wie sie, der haschte nach solch einem Glück.
    So zog sie ihn leicht zu sich heran und gab ihm einen Kuss, um anschließend gespielt säuerlich zu schauen: "Es tut mir leid, mein Lieber. Noch ist es nicht soweit. Aber ich bin mir sicher, bald wird es sein.", was natürlich ein wenig erlogen war - man merkte er schließlich nicht von selbst. Zumindest sie würde es wohl nicht, hatte sie doch überhaupt keine Erfahrungen im Kinderkriegen.
    Dennoch genoss sie diesen Moment der näheren Zweisamkeit und schaute ihm verträumt in die Augen: "Ich glaube, wir müssen unserem Glück nachhelfen." Und dies war nichts anderes als eine Anspielung auf mehr Besuche bei Nacht, auch wenn er nicht danach aussah, als könnte er das in seinem jetzigen Zustand durchstehen. :P
    Aber auf der anderen Seite fürchtete sie sich davor schwanger zu werden. Wer wusste schon, ob die ihr nun zuteil gewordene Aufmerksamkeit als seine Frau anhalten würde, wenn sie gebar. Vermutlich würde er sie ganz vergessen und versessen auf das Kind sein. Das wollte sie auf keinen Fall.

  • Irgendwie schien er nach diesem verlockenden Wortspiel nicht gerade euphorisch - vielmehr apatisch. Mit einiger Skepsis musterte sie ihren Mann und legte ihm behutsam die Hand auf die Wange.
    "Ich bin müde von der Reise. Ein Zimmer steht für mich sicherlich bereit, nicht wahr?", wobei diese Frage wahrlich berechtigt zu sein schien. Sie war binnen weniger Tage, ohne Ankündigung und zwei Wochen vor der eigentlichen Anreise angekommen. Vermutlich würde er ihr ein Gästezimmer herrichten lassen, da ihr eigenes noch bemalt, mit Möbeln versehen oder sonstwie anderes zu arrangieren war.
    Außerdem war ihr der Appetit auf seine Nähe nach seiner Reaktion, nämlich gar keiner, gehörig vergangen.

  • Seine Animosität hinlänglich weiblicher Launen drang zu ihr glücklicherweise nicht vor. Ein Lächeln wusste dies zu überspielen.
    Er war heute jedoch, zu seiner eigenen Verteidigung, einfach zu schwach, um sich physisch in jedwede Richtung betätigen zu können. Und das, woran sie dachte, war keine leichte Aufgabe für einen Mann in seinem Zustand. Zumal war es recht früh am Tage und eine gewisse Restenergie wollte er sich für den bevorstehenden Tag zugestehen.
    "Leider ist dein eigentliches Zimmer noch nicht bezugsfertig. Ich hoffe, Liebste, du kannst es mir nachsehen - ich will ja, dass alles in einem perfekten Zustand ist und habe kurzerhand alles erneuern lassen. Deine verfrühte Anwesenheit, bei all meiner Freude darüber, erschwert dies noch zusätzlich.
    Ein Gästezimmer steht jedoch immer bereit. Du jedoch sollst dich keineswegs als Gast hier fühlen. Es ist dein Heim nun."
    , hörte er sich sagen.
    Flavius Furianus schien wirklich weich geworden zu sein.

  • Das hatte sie sich ja beinahe gedacht. Männer waren, insbesondere ihrer, organisatorisch nicht gerade Meister ihres Fachs. Aber das wollte sie ihm nicht vorwerfen, schließlich hatte sie selbst die verfrühste Anreise losgetreten, anstatt ein wenig mehr in Athen zu verweilen: "Das ist nicht so schlimm, Gemahl.", das Wort hörte sich noch immer recht befremdend an, "ich werde mich mit den Umständen wohl oder übel arrangieren müssen."
    Vielleicht ein wenig zu barsch formuliert, aber nun hatte er ja eine Gattin, um die er sich gefälligst zu kümmern hatte. Anderes war sie nicht gewont und wollte sich auch nicht den neuen Begebenheiten anpassen. Schließlich war sie in einer sozialen Schicht aufgewachsen, die so etwas geradezu erwarten konnte.
    Kurz hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange und ließ sich in ihr Schlafgemach geleiten.

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