Ich schüttelte den Kopf, war ich doch mit der Kutsche gekommen und diese Pferde waren nicht fürs Reiten trainiert.....
"Aber es wird hier sicher eines geben, welches ich mir leihen kann?!"
Ich schüttelte den Kopf, war ich doch mit der Kutsche gekommen und diese Pferde waren nicht fürs Reiten trainiert.....
"Aber es wird hier sicher eines geben, welches ich mir leihen kann?!"
"Natürlich haben wir Pferde hier." Er war bereits auf dem Sprung. Holte sich noch einen Mantel und ging dann zuerst aus der Tür. Den Optio's im Vorzimmer gab er nur kurz angebunden zu verstehen, das sie kommende Besucher hinzuhalten hatten, aber derzeit kamen wirklich nicht viele vorbei. "Gehen wir, Senator."
Ich stieß die Tür recht unsanft auf und blieb noch im Rahmen stehen während ich den Hadrianer ins Auge fasste ...
"Tribunus Hadrianus, ich komme im Auftrag des Kaisers und werde diese Frage jetzt nur ein einziges Mal stellen! Wo hält sich der Praefectus Classis, Primus Decimus Magnus, auf und weshalb wurde mir sein Aufenthaltsort bisher verheimlicht! Spar dir Ausreden und Ausflüchte eine Lüge führt direkt in den Carcer!"
Meine Haut kribelte leicht während ich die fast schon emotionslosen Worte aussprach, mein persöhnliches Verhältnis zu diesem Mann stand, wenngleich das manch einer nicht geglaubt hätte, nun absolut außerhalb dieses Raumes, mein Auftrag hatte stets die höchste Priorität ... ich hätte es vermutlich nicht einmal für Piso umformuliert ...
Es wäre eine Lüge gewesen, wenn die grobe Art des Eindringens ihm ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hätte, doch Subdolus hatte zuviele Verrückte in seinem Leben kennen und mancher Orts auch schätzen gelernt, um aus der Haut zu fahren. Er hatte gerade einen Bericht gelesen, der ihm nun zu Schoße fuhr, um das ganze Theater mitzubekommen. "Salve auch dir, Gaius..." wischte er die rüde arrogante Art weg und fuhr fort: "Hast du gesoffen?" Bisher kannte der Hadrianus den Tribunen Pompeius eher stock trocken, denn lustig angeheitert. So riskierte er einen neuerlichen, abschätzenden Blick und kam zu dem Schluss, das irgendwas in Rom schief gelaufen war. Entweder Imperiosus war gegen einen Pfahl gelaufen oder aber noch viel Schlimmeres.
Noch war kein Bote gekommen und hatte Nachricht gebracht, das halb Barbarien gegen Rom gezogen war. Auch kein Schiff hatte Gerüchte nach Misenum getragen und oben am Bepo war es genauso still wie jeden der letzten Tage auch. Da durfte man schon etwas verdutzt darüber sein wie der Tribun hier rein stürmte. Herius kam eine Idee! War wieder Post verloren gegangen? Hm nein er verwarf das sofort. Denn erstens hatte er sich nicht um den Fall gekümmert, warum auch. Es ging doch nur um ein Spitzelschreiben an den PU und zweitens war ihm nichts ähnliches in letzter Zeit zu Ohren getragen worden. In gewissen Situationen war es dann gescheit Gras drüber wachsen zu lassen.
Was war es also? Sollte er fragen? Nein das war blöd. Was wenn Gaius den Klappstuhl ausgegraben hatte? Was wenn es ihm ernst um die Antwort auf seine Frage war? Was wenn er mit der einzigsten Antwort auf diese Frage nicht leben konnte? Was wenn er sich seines Theaters bewußt wurde? Schwierig schwierig das richtige Wort am richtigen Platz zu finden, war es doch so selten zu wählen. Herius knurrte daher nur kurz auf. Reckte sich und stand auf. Er wählte jedoch nicht das Gladius, sondern drehte sich zum Fenster um. Schaute hinaus und ließ das Schweigen noch einen Moment andauern.
"Der Praefectus Classis läßt sein Oberkommando ruhen. Er ist kürzlich erkrankt von einer Mission zurück gekehrt und nun auf einem Landgut seiner Gens zur Heilung." Ohne Sicht auf Subdolus war nicht zu erkennen, das dies eine glatte Lüge war. Seine Stimme war so fest, wie Granit. Es war offensichtlich, das er selbst an diese Geschichte glaubte. Er hatte schon zu oft das Leben seiner Männer und das Eigene vorm Feind gerettet, als das es ihm schwer fiel zu lügen oder dabei vielleicht eine Regung oder eine bebende Stimme zu zeigen. "Da du weder etwas über Kameradschaft, noch über den Exercitus Romanus, noch über Ehre und Treue, noch über Freundschaft und Gehorsam weißt, weil du einfach nicht gedient hast, hielt ich es für das Beste dir zuviel Offenheit entgegen zu bringen. Ich sehe, das meine Einschätzung dir gegenüber richtig war. Was erwartete diese Kröte? Glaubte er sich alles erlauben zu können, weil er sich nur weit genug runter bückte, um die Seife aufzuheben? Sodbrennen und stachelnde Zunge ertrug, um die richtigen Ärsche zu lecken, um rasch ganz hoch klettern zu können. Hochmut kommt vor dem Fall. "Eins noch. Ich gehe davon aus, das du weiterhin alles in Frage stellst, was diese Einheit tut. Ich hab keine Lust und noch viel weniger Zeit solche Querulanten im Stab zu füttern. Du kannst dich vom Dienst als frei gestellt betrachten. Die Classis Misenensis hat deutlich wichtigere Aufgaben, als interne Unruhe zu stiften. Die Piratenmission wird genauso ohne dich laufen. Ich werde Rom darüber informieren."
Subdolus hatte sich wieder umgedreht. Er realisierte im Stehen erst die Unruhe im Vorzimmer. Und fügte hinzu: "Die versuchte Meuterei wird ebenfalls Teil dieser Meldung an das kaiserliche Oberkommando sein. Egal wie tief du in irgendwelche Ärsche gekrochen bist, es war nicht tief genug." Das er mal sagen konnte: Einschätzung einer Person hundert Prozent ins Schwarze, nein das wäre ihm nie zu Geiste gekrochen. Jetzt raus hier! Geh mir aus den Augen." Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch, nahm das Schreiben auf und ignorierte den Eindringling gänzlich.
Ich hatte damit gerechnet das der Hadrianer mich fragen würde was mir denn einfälle und ich musste zugeben das ich selbst wahrscheinlich nicht einmal halb so gefasst gewesen wäre. Zu gern hätte ich ihm das Schreiben des Praefectus Urbi unter die Nase gehalten und ihm fett und breit auf die Nase gebunden das ich eben doch, tun und lassen konnte was ich wollte ... aber ich entschied mich für den stoischen Weg und befolgte eins zu eins das in solchen Fällen übliche Protokoll. Ich wank einen der mitgebrachten Optiones heran ...
"Optio Eprius, notieren sie die Aussage des Tribunen, sie wird ihm zu gegebener Zeit als Beweis dienen und fertigen sie eine Kopie für meine Unterlagen an!"
Dann wandte ich mich erneut an den Hadrianer der mittlerweile versuchte mich zu ignorieren, aber für eben solche Fälle hatte ich ja das Schreiben ...
"Tribunus Hadrianus, ich informiere dich hiermit über folgenden kaiserlichen Befehl!
Vollmacht
Hiermit erhält Gaius Pompeius Imperiosus, Tribunus Classis Misenensis, im Namen des Imperator Caesar Augustus und obersten Befehlshabers des Exercitus Romanus die Berechtigung, Untersuchungen über den Stand der Classis Misenensis anzustellen. Für diesen Auftrag ist er von jedem Miles des Exercitus Romanus zu unterstützen.
Im Falle von Behinderungen bei seinen Ermittlungen ist er berechtigt, diese Behinderer bis auf weiteres zu arrestieren.
[Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/SiegelCuPUPVS.png]
"Im Rahmen dieses Auftrags werde ich die Räumlichkeiten des Praefectus aufsuchen und ergründen wie es dazu kommen konnte das diese Einheit des Exercitus Romanus, mindestens schon seit meiner Ankunft hier, ohne vom Kaiser bestimmten Befehlshaber operiert! Aus deiner Antwort zu meiner ersten Frage entnehme ich das du diesen Untersuchungen mit einem Groll gegenüberstehst, sollte ich mich da täuschen, darfst du uns natürlich gerne begleiten, ansonsten muss ich dich bitten dein Officium vorerst nicht zu verlassen!"
Seine Drohungen ließen mich absolut kalt, wem wollte er denn schreiben? Der Praefectus Urbi war DER Oberbefehlshaber des römischen Militärs, natürlich nur in Vertretung des Kaisers ... aber zu dem würde der Hadrianer ohnehin nicht vorgelassen werden ...
Subdolus kicherte kurz auf zu süß. Nahm aber dann doch den Wisch entgegen und sah woher der Wind wehte, nein flaute. "Ahja, auf diesem Schreiben steht weder etwas davon, das der Praefectus Classis in Verdacht steht, noch das du dazu berechtigt bist dessen persönliche Habe zu durchwühlen. Einzigst den Zustand der Classis Misenensis darfst du damit begutachten und ja das halte ich sogar für richtig und gut. Jede Einheit sollte solch einen Test durchlaufen, um effizienter und produktiver zu werden. Was ich dabei aber nicht verstehe, ist dein Auftritt hier. Wahrscheinlich hast du dich in etwas hinein gesteigert?!" Herius stand auf und gab den Brief zurück, der das Pergament nicht wert war, auf dem es stand. Der PU hatte wohl mit Bedacht diese Vollmacht formuliert, um unnötigen Gegenwind zu vermeiden und die Leine seines Wuffis kurz zu halten.
Ich nickte nur bestätigend, der Hadrianer schien mich misszuverstehen ...
"Ich habe nicht vor die persönlichen Sachen des Präfekten zu durchwühlen, ich werde lediglich ergründen ob es Hinweise auf den Verbleib des Mannes gibt. Da du sagst er sei aus gesundheitlichen Gründen auf das Landgut seiner Familie gereist, dürften also weder er noch seine persönliche Habe vor Ort sein. Außerdem stand der Praefectus nie unter irgendeinem Verdacht, also außer dem der Abwesenheit von seinem Kommando und das versuche ich ja gerade zu ergründen. ... So, richtig und gut also? Na dann darfst du uns natürlich gerne in die Räumlichkeiten des Praefectus Classis begleiten und dich selbst davon überzeugen das ich nichts "durchwühle" oder dergleichen!"
Ich nahm das Pergament wieder entgegen und verstaute es in einer ledernen Pergamentrolle an meinem Gürtel, dann machte ich einen leichten Schritt zur Seite und lies dem Hadrianer den Vortritt ... ich glaubte ihm was den Präfekten anging, aber das bedeutete ja schließlich nur das der Fehler in der Gänze bei ihm lag ...
Die Befehle der letzten Tage waren hart gewesen. Sie entsprachen nicht dem, wie Subdolus eine Einheit zu führen pflegte, aber die Taktfolge war notwendig geworden, als der Flottenstützpunkt in Misenum mehr einem Wesennest, denn einer wohl organisierten Heeresgruppe glich. Ohne Frage hätte man ihm diese Möglichkeit Unordnung rein zu bringen in einer Taverne aufgetischt und dann noch dazu gesprochen, das nur ein Mann dazu in der Lage sein würde, er wäre vor Lachen gestorben oder hätte es zu mindest nicht geglaubt. Das es nun leider packende Realität geworden war, hatte erst er, dann die Flottenführung in Misenum und schließlich die gesamte Truppe verdauen müssen. Jene die sich am Unruheherd gelabt hatten, eher schmerzlich. Noch nie in seiner militärischen Laufbahn hatte er soviele Peitschenhiebe verordnet und noch nie kamen derart soviel Unruhestifter in Arrest. Jetzt da sich das Feuer gelegt hatte, die Gallionsfigur aber erneut ohne militärischen Dienstgrund nach Rom geflüchtet war und er selbst mit dieser unschönen Sache für die gesamte Flotte am italienischen Meerraum abgeschlossen hatte, kam neues diesmal fruchtbares Leben auf.
Neben der Liburne Flora wurden die Ceres, Fauna, Minerva und Juno -allesamt baugleich mit der Flora- für die anstehende Mission zum afrikanischen Küstenstreifen auslauffertig gemacht und mit ausreichend Proviant sowie Mannschaften bedacht.
Subdolus hatte allerdings noch andere Aufgaben, bevor er sich gänzlich auf diese Reise vorbereiten konnte. Denn der Frühling würde bereits weit fortgeschritten sein, kamen sie zurück ins Hafenbecken. Die Administration, der vertretende Kommandeur des Stützpunktes mußte weitreichende Vollmachten erhalten und zudem ein klares Spektrum erfahren, was in den ersten schiffbaren Monaten alles zu tun war.
Was den Tribun Hadrianus jedoch trieb vor der schiffbaren Zeit auszulaufen, lag für manch einen im Dunkeln, für einen Strategen jedoch gab es keine bessere Zeit, um die Piratenlöcher zu überraschen und rasch zu schließen. Wozu in der Weite des Mare Internum die Stecknadel im Wellenmeer suchen, hocken die Nädelchen doch fein bei Muttern am Herd und lassen sich die Aussicht auf eine Hochsaison reichlich durch fette Speisen und Weine genießen.
Die römische Flotte würde eine recht sichere Route wählen. Sie war zwar deutlich länger, aber sie brachte sie wahrscheinlich sicher ans Ziel und am Ende war der direkte Weg doch immernoch der zu offensichtliche Pfad.
Die Ankunft im Hafen hatte keine gute Nachricht hervor gerufen. Subdolus war geknickt und sehr traurig. Er nahm sich einen Tag Zeit, um das Erfahrene zu verarbeiten. Wenn dies überhaupt ging. Trotz alledem hatte Rom bis jetzt keinen Ersatz geschickt und auch der Aushilfstribun, der mit den zehn linken Daumen und einem militärischen Erbsenhirn war nicht wieder im Lager gesehen worden. Viel lieber hätte er sich mehr Freiheit genommen, um den Tod von Magnus zu verdauen, aber es war einfach niemand da, der die Classis führen konnte. Er tat es widerwillig und oftmals auch grober als sonst. Subdolus fühlte sich angepisst, kamen die Unteroffiziere mit jedem kleinen Scheiß zu ihm. Dann wurde es schonmal laut, aber im Grunde begann der Stützpunkt wieder seinen Aufgaben gerecht zu werden. Auch schifften wieder mehr Kriegsliburnen hinaus, um die Seewege zu sichern. Doch alles in Allem fehlte eine bestätigte Führungskraft.
Eine schwere Aufgabe war es nach Rom zu schreiben. Jedoch eine nötige. Für ewig konnte er es nicht aufschieben. Der Classis fehlte der wichtige Kommandeur. Jener Mann, der die Tribune lenkte, um die fünfzigtausend Soldaten unter Waffen zu beschäftigen und zu kontrollieren. Sicher konnte das Subdolus noch paar Monate machen, aber als Tribun hatte er einfach nicht die Durchsetzungskraft, wie ein vom Kaiser berufener Praefectus. Kleinere Brodelherde ließen sich löschen, aber die Flotte brauchte einen Kommandanten. Er selbst hielt wenig davon die Last und Verantwortung zu tragen, bis sich Rom ausgemehrt hatte.
Ein Brief war in Arbeit...
Wenn Subdolus gedacht hätte der Sommer würde für ihn um einiges leichter werden, als der Letzte dann wäre er jetzt wahrscheinlich schon am Unmut zerbrochen. Doch er hatte die Botschaft aus Rom mit Wachsamkeit aufgenommen. Mehr nicht. Der alltägliche Ablauf war seitdem gleich geblieben. Er vertrat den fehlenden Kommandeur so gut er es vermochte und stand auch nicht am Pier um auf den Neuen aus Aegyptus zu warten. Das war bis jetzt gut so, denn er hätte schlichtweg Zeit vergeudet. Zeit, die es in den Sommermonaten aber nicht gab.
Sie hatten einige Probleme, was die Verfügbarkeit von seetauglichen Schiffen anbelangte. Es war dieses Jahr ein Aufschwungjahr und genauso wie der Bedarf an Transportmitteln stieg, genauso viele Geleitaufträge wurden ausgelöst. Noch dazu wo eine fette Beute wartet, auch das gewetzte Messer eines Piraten nicht lange auf sich warten läßt. Doch man hielt den zu patrolierenden Seeraum weitestgehend sauber. Sicher wurden nicht alle Handelsschiffe gerettet, aber das war bei der schier unendlichen Zahl auch unmöglich. Jene die es auf eigene Faust über das Meer schaffen wollten, weil ihnen die Gebühren für die Geleitkonvois zu teuer waren, mußten eben ihr eigenes Abenteuer bestehen und standen hinterher nicht geschröpft, sondern Mittel los da.
Für Herius bedeutete der Tag zeitiges Aufstehen, einen Apell mit den Mannschaften. Die erste Dienstanweisung der Offiziere, die an diesem Tag den Hafen verlassen würden. Eine Liste mit den Schiffen, die später auf einem großen Brett in Kartenform aufs offene Meer geschoben wurden und schon einen ansehnlichen Haufen Probleme, die er spätenstens nach dem Frühstück an andere Offiziere abschieben würde. Denn nach der Mahlzeit kam auch schon die zweite Kommandorunde, die Missionen erörterte, welche demnächst in Betracht gezogen wurden. Die momentane Lage ließ allerdings nur einen Bruchteil dessen zu. Danach folgte ein Rundgang durch's Lager und ein Ausritt zum Bepo. Wo es meist nichts Neues gab, aber wenigstens die Luft um einiges reiner war, als unten im Lager, wo die Schmieden der Classis alle Hände voll zu tun hatten und kaum noch ein Lüftchen blies. War dies getan eilte die Mittagszeit heran. Das Essen war leicht, aber ausgewogen. Später ließ Subdolus sich die Berichte der Heimkehrer reichen und gab den Diktator, um sie im Archiv deponieren zu können. Mindestens zwei Chroniken wurden immer verfasst und in zwei unterschiedlichen Räumen in unterschiedlichen Gebäuden die weit auseinander im Stützpunkt lagen, einsortiert. Das diente dem Willen sie für die Nachwelt zu erhalten, fiel ein Gebäude mal dem Feuerteufel zum Opfer.
Nach den Berichten folgte eine weitere Lagerrunde diesmal runter zum Hafen. Meist gab es die größten Probleme beim Be- und Entladen der Schiffe, aber auch im Depot schaute er vorbei und ließ sich weitere Querelen aufhalsen. Danach folgte eine Visitte im Vorratslager und den Ställen. Die Mannschaftsbaracken konnte er um diese Zeit getrost auslassen, denn sie waren noch wie leer gefegt. Es folgte hindes ein weiteres Mahl, diesmal deutlich kräftiger und es gab auch reichlich verdünnten Wein dazu. Der Tag begann duster zu werden, aber der Tribun war immernoch nicht fertig. Die gewonnen Eindrücke verlangten nach Taten und so begann mit dem Untertauchen der Sonne das Gebäude der Principia sich erneut in einen Bienenstock zu verwandeln. Erst spät in der Nacht legte er sich zu Bett und war wieder nicht mit allen vorgenommenen Dingen fertig geworden. Nein viel mehr war dieses Zweiwort 'fertig werden' längst aus seinem Wortschatz verflogen.
Da war es nicht verwunderlich, das das Ausbleiben des neu ernannten Praefectus Classis gar nicht so arg debattiert wurde. Zwar war seit dem Schreiben aus Rom bereits ein ganzer Monat vergangen, doch blieb in den stressigen Sommertagen keine Zeit darüber zu sinnieren. Laut dem täglichen Umfeld konnten es gefühlte fünf Tage sein. Arbeit schafft eben reichlich Ablenkung und läßt die Zeit vergessen...
Es war ein Stück bis zur Prinzipia, aber der Centurio war nicht als Schwätzer bekannt. Daher wurde der Weg gefühlt noch länger, da er im Schweigen zurückgelegt wurde. Am Hauptquartier angekommen, betraten sie es und ließen die beiden Wachen am Eingang hinter sich. Jene hatte Haltung angenommen, als der Centurio kam. Wenigstens hier war alles in bester Ordnung.
Das Vorzimmer, wo eigentlich Optios wie Publius und Gaius saßen war leer gefegt. Auch sie mußten an diesen Tagen mit raus. Einzigst aus dem Officium des Tribunen Hadrianus waren Geräusche zu hören.
"Tribun?" fragte der Centurio von außen. Bekam aber nicht gleich eine Antwort, wartete und es blieb weiter still. "Tribun Hadrianus?" setzte er ein wenig lauter nach, um auch gleich noch mit normaler Stimme anzufügen: "Ich hab hier einen Rekruten für die Flotte..."
Ein Poltern von innen, dann wieder halbwegs Ruhe. Ein paar nicht zu identifizierende Geräusche. Wenig später öffnete sich die Tür und eine liebreizende, stämmig gebaute und mit reichlich Holz vor der Hütten gesegnete, dunkel langhaarige Schönheit verließ das Officium des Tribunen. Dieser kam hinterher und blickte noch einen Moment dem davon rauschenden Hinterteil nach.
"Naja wir sind ja auch fertig. Centurio, DANKE." Mußte dieser hören. Unbeabsichtigt hatte jener nun auch ein Stein im Brett beim Tribun.
"Wen haben wir denn hier? Komm setz dich dort auf einen Schemel und sag wer du bist, woher du kommst und was dich zur Classis führt."
Der Centurio verließ das Officium wieder. Die nächsten Wagabunden auf seinem Patroliengang durchs Lager hatten nun noch eine viel größere Strafe zu erwarten. Irgendwie mußte er diese Dehmütigung an Andere weitergeben. Nur so konnte dieser dreckige Moment für seine Seele zu einem guten Augenblick werden.
... Marcus tat ihm wie ihm befohlen. Er setzte sich auf einen Schemel, der vor dem Tisch des Tribun stand und schaute diesem nun in die Augen ...
Salve! Mein Name ist Marcus Pompeius Agrippa, aus dem Hause Pompeii.
Nach langer Abwesenheit aus dem Reich, kam ich vor circa einer Woche wieder nach Rom. Dort wurde ich von meiner Familie zwar herzlichst empfangen, aber dort hielt mich nichts.
Ich hatte nun nichts, keine Arbeit und somit auch keine richtige Zukunft, denn ewig wollte ich nicht bei meiner Familie im Hause leben.
Auf meinen Reisen außerhalb des Imperiums habe ich viel gutes von der imperialen römischen Classis gehört. Sie soll ehrenhaft kämpfen, standhaft wie keine andere Flotte sein und loyal dem Kaiser bis in den Tod.
Da ich finde, das diese Werte zusehens in der Bevölkerung verloren gehen, habe ich mich für die Classis entschieden. Ich will für Rom, das Volk und den Kaiser kämpfen und siegen. Rom zum Glanz verhelfen.
... nachdem er geendet hatte, blickte er auf seinen Schoß und wusste nicht so recht wie seine Rede beim Tribun angekommen war. Er hoffte das Beste ...
Er lehnte sich zurück. Soviel Schwatzhaftigkeit hatte man hier nicht oft. "Schön, schön... Was hast du auf deinen Reisen gemacht?" Subdolus nahm sich schon mal eine Wachstafel zur Hand, um die wichtigsten Eckpunkte aufzuschreiben. Später konnte ein Scriba das ins Profil -das es für jeden Soldaten hier gab- übertragen. "Roms Glanz ist eher zu verteidigen, da gibts nämlich schon eine Menge, die die Ratten aus Nord, Ost Süd und West anzieht wie Käse die Mäuse." Dies zu ergründen und zu beurteilen, war aber nicht die Aufgabe der Rekruten. Sie lernten hier schnell, das das Leben kein Ponyhof war. "Irgendwelche Kinderkrankheiten oder bleibende Behinderungen, die dich beeinträchtigen... wie alt bist Du eigentlich Pompeius?"
Ich habe erst vor kurzem die 18 Jahre erreicht.
Auf meinen Reisen lernte ich zu überleben! Es gab schon schwierige und gefährliche Situationen, in denen ich dachte, dass es mit mir vorbei wäre - aber ich stehe immer noch. Auch hatte ich einen engen Kontakt zu einer Rotte der Germanen. Diese brachten mir ihre Technik zum Bäume fällen bei. Eine ziemlich harte Arbeit.
... Marcus überlegte kurz ob er Kindeskrankheiten gehabt hatte, doch ihm vielen keine ein. Kopfschüttelnd fuhr er fort ...
Kindeskrankheiten hatte ich keine, zumindest keine die schwerwiegend waren, sodass ich sie noch in Erinnerung hätte. Ich bin körperlich Top fit, habe keine Behinderungen oder sonstige Probleme.
Gerade achzehn Lenze also. Gut das war ein passendes Alter, Subdolus notierte das. Den Rest hörte er sich mehr mit einem Ohr, denn mit voller Aufmerksamkeit an. Dies waren sicherlich wichtige Erfahrungen für den jungen Mann gewesen. Für die Classis jedoch völlig belanglos. "Gut als nächstes wirst du medizinisch untersucht und ein Test gemacht wie fit du wirklich bist." Subdolus schrieb noch etwas dazu, stand auf, um ein Regal anzusteuern, das die Tafel aufnahm. Vorn stand in kaum mehr leserlichen Lettern 'Medicus' dran. "Verlasse das Gebäude und halte dich draußen auf der Straße links. Geh immer gerade aus, dann kannst du das Valetudinarium nicht verfehlen. Der diensthabende Medikus sollte dort sein. Wenn nicht frag nach. Die Helfer vor Ort werden es dir sagen können."
... Marcus stand auf, verbeugte sich kurz vor dem Tribun und tat ihm wie geheißen. Mit schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg ins Valetudinarium. Hoffentlich war mit seinem Körper alles in Ordnung, dachte er sich im gehen ...
... nachdem Marcus sich in einer Taverna ein Süppchen gegönnt hatte, schlenderte er wieder zum Officum des Tribun. Er schaute sich unterwegs ein bisschen die Gegend an und blieb hier und da mal stehen. Als er nun vor der Porta des Tribun stand und klopfte.
Er öffnete die Tür und ging zum Tribun ...
Hier bin ich nun wieder. Der Arzt hat seine Untersuchungen getan und mich für gesund und seelisch fit abgestempelt. Er sagte, ich solle mich nun wieder bei dir melden.
"Den Bericht hat er mir gereicht.. richtig." Subdolus war noch nicht so weit. Er führte den Stilus weiter übers Pergament und tupfte ihn schließlich an einem Läppchen ab. "Als nächstes stünde ein Test zu deiner Kondition an, aber ich hab weder Männer noch selbst Zeit den durchzuführen. Also sag ich mal, das dein gesundheitlicher Zustand dazu ausreicht aus dir einen Soldaten zu machen. Alles was du heute zeigen könntest, steht in keinem Verhältnis dazu, was du am Ende deiner Ausbildung sein wirst." Er erhob sich und hasste es bereits, das die Classis so dermaßen auf Sparflamme gehalten wurde. "Komm ich bring dich ins Quartier des Lagermeisters, das du deine Ausrüstung bekommst." Wenigstens konnte er sich so die Beine vertreten... auch wenn wiedermal übelst viele Schreibarbeiten liegen blieben.
Nach reichlich vier Sanduhr Durchläufen, was bei diesem Exemplar etwa zwei Stunden waren, ging Publius zur Tür des Tribunen, klopfte kurz an und trat dann wie immer direkt ein... "Salve Tribun Hadrianus! Der neue Praefectus Classis Octavius ist nun eingetroffen. Er möchte dich sprechen."
Optio Tabellarii Classis Misenensis
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