Semiramis war für ihre Verhältnisse sehr früh aufgestanden, hatte ein wenig ihr Gesicht mit Wasser besprenkelt und hatte sich dann angezogen. Am Abend zuvor hatte sie ihre Sachen gepackt und alles für die lange Reise nach Germanien vorbereitet. Sie war ganz und gar nicht davon begeistert mit diesem Artodingsbums in unmittelbarer Nähe die nächsten Monate zu verbringen. Am Schlimmsten fand sie, auf ihn angewiesen zu sein, weil er sich in der Fremde halbwegs verständigen konnte. Doch am besten, sie dachte vorerst gar nicht so genau darüber nach!
Leise huschte sie hinaus, damit sie niemanden weckte. Bald war der Hinterhof erreicht. Es war noch dunkel. Eine kleine Öllampe leuchtete ihren Weg. Puhh, war das kalt! Semiramis zog ihren Umhang noch etwas enger um sich, damit sie nicht so fror. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was vor ihnen lag! Sie sah sich um. Nanu! Noch keiner da? Sie hatte am Ende den Noriker nicht doch falsch verstanden?
"Arto.., äh.., Mist, wie heißt der doch gleich wieder?", fluchte sie in die Dunkelheit hinein. "He Noriker! Bist du da?"
Hinterhof | Abreise ins Ungewisse
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Semiramis würde unzweifelhaft plötzlich eine Stimme hinter ihr hören können.
„Schon soooo friaaaa-üüüh a-uf?“, fragte sie hinter der Dings, der Soch’n, na geh, die hot ja an Namen, do wird ma jo deppert im Hirn, in einer unverkennbaren Stimmlage, die auch nur einem einzigen Sklaven in der Villa Flavia gehören könnte.
Artomaglos hielt eine Riesenkiste in seinen riesigen Händen. Sie musste sehr schwer sein, doch Artomaglos sah aus, als ob er in seinen Händen ein Brot halten würde. Apropos, Brot, er war doch sehr beeindruckt davon, dass Semmel schon so früh aufgewacht war.
„Meine Soch’n.“, professierte er, zu seiner Kiste hinnickend. Er beugte sich leicht zur Seite, sodass er die Kiste auf nur einer Hand balanzierte. Er streckte den linken Arm zur Seite aus.
„Du-o-art... dort ist die Kutschä.“, teilte er Semmel lapidar mit und wandte sich in die Richtung des Gefährts. Ohne Problem fand er den richtigen Weg zur Kutsche und lud mit einer lässigen Armbewegung seine Sachen auf. „Wo san... sind deinä So... Sach-en?“, fragte er. „I...ch lad sie dir no...ch auuuf.“ Er hatte noch immer Mühe, so zu reden, dass Semmel ihn verstand. „Deine Schreibsoch’n sins schon oum. Oben.“, meinte er überraschend freundlich. Zu hübschen Frauen waren Männer halt immer freundlich. Er dachte kurz ans Schreiben. Er hatte wider Willen mühevoll gelernt, ein paar Buchstaben aufzuschreiben. Seinen eigenen Namen konnte er schreiben, das war es eigentlich. Gut, dass Semiramis schreiben konnte (denn so dachte er, gleichsam wie sein Herr Piso).
„Sog mir, wo deinä Soch’n sind. Dann, setz di...ch vorn auuuf. Ich kimmer mich um dei‘ Gepäck.“, versprach er. -
Die Syrerin fuhr erschrocken zusammen, als sie plötzlich direkt hinter sich diese unverkennbare Stimme mit diesem unverständlichen Kauderwelsch vernahm. Allein schon der Gedanke, das Artodingsbums ihr so nahe auf den Pelz gerückt war, ließ sie erschauern. Angsterfüllt fuhr sie um und erblickte diese enorm große Kiste in den Händen des Sklaven.
"Mußt du mich so erschrecken? Was ist das denn?" Semiramis wollte gar nicht darüber nachdenken, was in dieser Kiste verborgen war. Einem Kerl, der so spricht, konnte man alles zu trauen. Mit einer ordentlichen Portion Misstrauen sah sie Artodingsbums nach, wie er seine Kiste in der Kutsche verstaute.
"Was? Ach so, meine Sachen. Äh, hier!" Sie reichte ihm ihr Bündel. Nun ja, so viele Kleider besaß sie einfach nicht, da Piso sich ihr gegenüber immer ziemlich knausrig verhalten hatte, was nicht unbedingt überraschend war. Aber zum Glück hatte sie den Noriker dabei. Wenn es hart auf hart kam, konnte der einen Bären erledigen, demselben das Fell abziehen und es ihr zum überziehen überlassen. Zugegeben, die Gedankengänge der Syrerin waren recht voreingenommen gegenüber dem Mann aus den Alpen.
"Äh, was soll ich machen? Achso, aufsitzen, ja." Wenn sie die nächsten Monate mit diesem Kerl verbringen sollte, dann würde sie entweder wahnsinnig werden oder danach perfekt norisch sprechen können.
Semiramis stieg vorne auf und wartete auf Artomaglos. Sie würde sie endlich wieder diese Villa der komplett Irren verlassen. Allerdings hatte sie sich das etwas anders vorgestellt. Aber wer wußte schon, was die Götter noch alles für sie auf Lager hatten….Sim-Off: Alla hopp, ab nooch Määnz!
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Artomaglos blickte verwundert auf Semmel. „Bist schreckhoft?“, fragte er amüsiert und nahm dann ihre Sachen entgegen. Hm, so viele waren das ja nicht. Nun, seine Kleidung war ja auch nicht viel mehr. In seiner Kiste hatte er vor allem... Gerätschaften. Die vielleicht einmal ganz nützlich kommen könnten.
Er begab sich zur Kutsche, und warf nicht allzu elegant ihre Sachen auf die Ladefläche. Von jener herab holte er eine Plane, die er geschwind ausfaltete und mit einem einzigen Schwung über die Ladefläche schwang. Hastig fixierte er die Plane an der Kutsche, sodass sie nicht herunterflog, damit Semmel nicht ewig warten musste. Sie war eh schon ganz grantig, und wer konnte es ihr verübeln?
Er zurrte den letzten Strick fest und lief dann nach vorne, zum Kutschbock, wo er sich neben die noch immer sehr widerborstig dreinschauende Semiramis setzte, und zwar mit solchem Elan, dass fast sein Sitz zerborsten wäre. Er blickte nach unten, schimpfte leise auf keltisch über die miese Qualität der italischen Hölzer, und blickte nach rechts, wo Semmel saß. Es sah nicht so aus, als ob sie nicht bereit wäre.
Also nahm er die Peitsche in die Hand, ließ jene nach oben fahren, herumwirbeln und dann auf die armen zwei Pferde, welche vorne angespannt waren, herunterknallen. Die armen Tiere wieherten voller Angst und düsten los.
Die Kutsche wurde also mit solch einem Ruck in bewegung gesetzt, dass hinten fast alles herausgeflogen wäre, doch Artomaglos hatte hinten alles gut verschlossen. Ohne sich noch einmal umzusehen, manövrierte er eilends die Kutsche aus der Villa Flavia heraus. Durch das nächtliche Rom jagten sie, aus der ewigen Stadt heraus, auf der Straße nach. Norden – nach Germanien.Sim-Off: So, ich melde mich jetzt um. In Mogontiacum sehen wir uns hier wieder.
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