[Auf dem Meer]Von Alexandria nach Rom

  • Das Meer war stürmisch um diese Jahreszeit, wie auch Axilla zu ihrem Leidwesen feststellen musste. Die Wellen waren hoch und das Meer grau, und häufig mussten sie unter Deck bleiben und durften nicht hinaus. Trotz des Tees, den Imperiosus ihr angeboten hatte, war ihr ständig übel. Schließlich hatte sie nichts mehr gegessen, weil ohnehin alles postwendend wieder herauskam und sie sich anschließend noch elendiger fühlte als davor. So ernährte sie sich eigentlich nur von einer oder zwei Scheibchen Schiffszwieback am Tag und Wasser, was ihr aber ansonsten nicht viel auszumachen schien. Lediglich das Eingesperrtsein unter Deck schlug ihr doch sehr aufs Gemüt, so dass sie verhältnismäßig ruhig war.


    Doch heute war es anders. Der Wind hatte sich fast vollständig gelegt und es hatte aufgeklart. Das Meer lag ruhig da, so dass das Schiff nur ganz leise schaukelte und man das Rollen und Ächzen der Balken im Schiffsbauch deutlich hören konnte, während es sich knarrend und langsam durch die Wellen schob. Die Sonne war schon lange untergegangen, aber Axilla konnte nicht schlafen.
    Sie waren schon fast in Italia, hatte der Kapitän gestern gesagt. Noch zwei oder drei Tage, und sie würden die südliche Spitze des Landes erreichen, und dann nochmal zwei Tage, und sie wären in Ostia angekommen. Lange würde es also nicht mehr dauern. Dann war sie tatsächlich in Rom!


    Leise stieg Axilla aus ihrem Bett. Sie hatte nur eine kurze Tunika an, aber das störte sie nicht. Ihre Haare waren zu einem einfachen Pferdeschwanz lässig im Nacken zusammengefasst. Barfuß schlich sie über die knarzenden Bodendielen und öffnete leise die Tür. Die anderen Passagiere schliefen sicherlich schon, und sie wollte niemanden wecken. Wie ein Schatten huschte sie den kurzen Gang entlang und nach oben auf Deck.
    Die Matrosen, die heute nacht ihren Dienst versahen, schauten sie fragend an. Ein Finger auf den Lippen und ein leises “Shh“, begleitet von einem strahlenden Lächeln ließen die Männer aber nur lächelnd den Kopf schütteln und ihrer Arbeit nachgehen. Von ihrem etwas aufgedrehten, jungen Gast hatten sie schon ein wenig mitbekommen, so dass dieser nächtliche Ausflug nicht weiter wunderte. Vor allem, wenn man bei der Gelegenheit auch noch gebräunte, lange Mädchenbeine und nackte Füße bewundern durfte, drückte man(n) gerne mal ein Auge zu.
    Axilla jedoch kümmerten die Blicke nicht. Sie bemerkte sie nichtmal. Ihr Ziel war der Bug, wo einem der ganz leichte Fahrtwind frisch um die Nase pfiff. Sie saß dort vorne gerne auf der Taurolle, die erst wieder in Ostia gebraucht werden würde, um das Schiff am Pier festzumachen. Und auch heute setzte sie sich auf das dicke, gerollte Hanfseil und schaute hinauf in den Himmel.
    Es war Neumond, so dass es sehr dunkel war. Hier vorne blendete das Licht vom Heck des Schiffes, wo der Steuermann stand, nicht mehr, und man sah den nachtschwarzen Himmel wie ein Samttuch über sich. Die Sterne waren so hell, Axilla streckte einmal verspielt den Arm aus, als wolle sie sie berühren. Verträumt zeichnete die Sternbilder leicht nach, die sie kannte und genoss einfach das klein bisschen Freiheit, das sie hier für den Moment gefunden hatte.

  • Die letzten Tage waren herrlich gewesen, ich hatte lange geschlafen und nachts viel getrunken, tagsüber wurde mit Matrosen und anderen Passagieren Glückspiel glorifiziert und noch mehr getrunken ... eigentlich war es wie der Urlaub den ich mir immer gewünscht hatte, wobei mir mittlerweile allerdings der Spaß an den Geschichten der Matrosen vergangen war, irgendwie mischten sie nur die Anfänge und Enden neu aber ansonsten blieben die Geschichten immer gleich ...


    Das mir die Fahrt so viel besser gefiel als die Hinfahrt, lag nicht nur an der hübschen Begleitung sondern vor allem auch am Wetter, auf der Hintour waren wir die ganze Zeit über bei nahezu perfektem Sonnenschein gefahren, die Rückfahrt allerdings war herrlich ... auch wenn es eigentlich garnicht zu meinem üblichen Selbst passen mochte genoss ich die raue Natur, "wenn Mutter Natur dir ins Gesicht spukt weißt du das dein Leben dir gehört!" hatte mein Vater immer gesagt, und auch wenn ich sonst nicht viel auf den alten Soldaten gab, waren wir uns zumindest darin immer einig gewesen ...


    Da wir nun allerdings die schlecht-Wetter-Gefilde verlassen zu haben schienen, hatte ich mich am Abend noch mit dem Kapitän und einigen Matrosen auf einen Becher Wein zusammengesetzt und wenn ich ganz ehrlich war wollte ich lieber nicht wissen woraus die Männer diesen Alkohol gemacht hatten, denn wie der Wein den ich in meinem bisherigen Leben genossen hatte schmekte das nicht ...

  • Von den Betrunkenen – Gäste wie Schiffsbesatzung – bemerkte Axilla ncihts. Sie trank nichts und winkte immer ab, wenn ihr jemand doch einen Becher aufdrücken wollte. Jedes Mal, wenn sie Alkohol getrunken hatte im letzten Jahr, war sie anschließend mit einem Mann im Bett gelandet. Das wollte sie hier auf dem Schiff tunlichst vermeiden. Und wie immer, wenn sie etwas vermeiden wollte, blendete sie alles, was damit zusammenhing, schlicht und ergreifend aus. So bemerkte sie nicht die Lieder, die die Männer sangen, noch die paar Gestalten, die etwas mehr torkelten, als der Seegang eigentlich gebot. Sie war einfach glücklich, eine ruhige Nacht zu erleben und betrachtete die Sterne.
    “Cassiopeia...“ hauchte sie gerade heraus, während sie das große W nachzog. Sie erinnerte sich an ihren Spaziergang mit dem Octavier im Paneion und sah sich um. Dort war Orion mit den drei hellen Sternen in seinem Gürtel und dem leuchtenden Stern an seiner Schulter, Beteigeuze, und dort, etwas weiter mittig, war die große Bärin. Axilla lächelte und fuhr mit ihrer Hand die Linie zwischen Cassiopeia und dem großen Wagen nach. Und dort, in dem schwarzen Nichts... “Genau da ist Norden...“
    Sie ließ sich zurücksinken gegen die Taue und schaute einfach nur hinauf in das schwarze Nichts zwischen den Sternen und war für den Moment einfach nur glücklich. So hätte die Zeit ruhig stehenbleiben können, und sie hätte es nicht traurig gefunden. Doch die Zeit blieb leider nicht stehen, und allzu rasch kam doch jemand in ihre kleine Welt hereingestolpert. Ein Matrose, um genau zu sein, der ihr einen komischen Wink mit dem Kopf gab. Axilla schaute ihn nur fragend an, und der Mann wiederholte die Geste. Aber auch jetzt verstand sie nicht und zuckte nur die Schultern. Dann machte er ein doch recht eindeutiges Zeichen mit seiner flachen Hand auf seiner Faust, und Axillas Augen weiteten sich entsetzt. Wütend schüttelte sie den Kopf und rappelte sich von ihrer Position auf. Der Kerl hatte doch nicht mehr Amphoren auf dem Regal, wenn er glaubte, sie würde mit ihm hier auf dem Schiff ein Schäferstündchen halten.
    Sie gab nur einmal einen kurzen Laut von sich, als sie sich schüttelte, als wäre jemand über ihr Grab gelaufen, und stapfte dann wieder zu ihrer Kabine zurück.

  • Mittlerweile war ich fast genauso gut darin einen Betrunkenen zu soielen wie selbst einer zu sein ... die Männer auf dem Schiff waren nicht dumm, oder zumindest nicht auf hevorstechende Weise, wenn sie betrunken waren spielten sie nicht mit einem Nüchternen waren sie aber nüchtern hatte ich keine Chance sie zu schlagen ...


    Gerade stöhnten die Männer wieder laut auf, da ich sie um ihr hart erarbeitetes Geld gebracht hatte, als ich plötzlich bemerkte das Liarias hinter mir stand ...


    "Sie ist wieder in ihr Zimmer zurückgekehrt!"


    Ich hatte meinem gutmütigen Leibwächter aufgetragen wärend der Überfahrt ein Auge auf useren lieblichsten Passagier zu werfen, sodass ich auch sicher gehen konnte das ihr die Matrosen nicht zu nahe traten ... manche von ihnen waren doch recht raue Kerle ...


    "Warum das? Sie kam doch erst vor ein paar Minuten rauf, oder? Ist was passiert?"


    Nicht das ich mir Sorgen um sie machen müsste, solange Liarias auf einen aufpasste wagten nichteinmal Krankheiten einem zu schaden ...


    "Nichts ernstes ... ein Matrose hat ihr lediglich seine besondere Zuneigung offeriert, allerdings ohne Erfolg!"


    Der Nubier grinste, im Dunkel der Nacht wirkte das allerdings eher bedrohlich als erheitert, schließlich war nicht jeder darauf vorbereitet plötzlich einen Satz weißer Zähne vor sich auftauchen zu sehen ...

  • Das war so langweilig hier! L-A-N-G-W-E-I-L-I-G! Ihre Bücher hatte sie jetzt auch schon alle durch.
    Missmutig warf sich Axilla auf ihr Bett und starrte die Decke an. Der Matrose eben hatte sie wirklich verärgert. Das passierte wirklich selten, aber dieser Mensch hatte es geschafft. Nicht genug, dass sie bei den ganzen, vielen Würfelspielen nicht mitspielen durfte, nein, jetzt fingen die Matrosen auch noch an, mit ihr Spielchen zu spielen.
    Axilla lag einfach nur auf dem Rücken und starrte zur Decke hoch. Ihr war schon wieder so flau im Magen, aber im Moment ging es noch. Sie hatte ja auch nichts mehr, was hätte herauskommen können, davon mal abgesehen.
    Warum musste Rom nur so weit weg sein? Am Anfang klang das noch nach Abenteuer, aber mittlerweile wollte Axilla nur noch, dass die Reise vorbei wäre. Da nützte auch die Aussicht, dass es in drei Tagen wirklich so weit sein würde, herzlich wenig. Sie wollte jetzt da sein, jetzt. Ihr war so langweilig hier. Leander schlief schon, und sie konnte ja schlecht um diese Uhrzeit hinüber zu Imperiosus, und ihn wecken, nur, um sich mit ihr zu unterhalten. Dass der oben saß und spielte, konnte sie ja nicht ahnen.

  • Das Spiel floss so vor sich hin und die Matrosen wurden immer langsamer und langsamer, bis wir irgendwann eine halbe Stunde für eine Runde brauchten und das obwohl wir nur noch zu viert waren ...


    "Uahhh ...*schmatz* *schmatz* .. hmm ich bin wohl doch schon etwas müder als ich gedacht hatte ... vielleicht sollte ich mich zurückziehen!"


    sagte ich und beförderte die große Menge Münzen in meinen Beutel, wenn das so weiterging, dann hatte der Kapitän am Ende der Reise Schulden bei mir statt umgekehrt. Nachdem ich also meinen Gewinn eingesakt hatte machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer wobei ich allerdings bemerkte das ich doch betrunkener war als ich hatte sein wollen, so musste ich mich zwangsläufig an beiden Seiten der Treppe abstützen um nicht vornüber in den Schiffsrumpf zu fallen, allerdings holte mich mein viel zu jugendlicher Leichtsinn auf den letzten Stufen ein und führte dazu das ich diese in einem, für meinen Geschmack, viel zu schnellem Tempo zurücklegte ...


    *plumps*


    Ich brachte ein recht lautes Stöhnen hervor und hielt mir den Schädel, irgendwie tat er weh ... warum bloß ...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!