officium TAU | Am Tag nach Cimons Ankunft

  • Sein Herr verließ sich auf ihn und Cimon würde ihn nicht enttäuschen. Seine Körpersprache zeigte wie er immer mehr an Sicherheit gewann. Trotz des leichten Nebels konnte er den Worten von Ursus recht gut folgen. Er durfte also Fragen von sich aus stellen. Der Nubier würde darauf achten das dies niemals zu einem unpassenden Augenblick geschehen würde, nahm sich aber vor sich in solchen Momenten die Fragen für später zu merken.
    Es war sicher ein fehler, nicht immer ausreichend geschlafen zu haben, aber es fiel ihm nochimmer schwer die Nacht wirklich durchzuschlafen. Anstatt dies so zu sagen, nickte er nur. Er würde einfach in Zukunft versuchen müssen dies hinzubekommen.


    Die letzte Aufgabe hatte er also zu umständlich gelöst? Fragend sah er seinen Herren an, streckte die Hand aus um nach der Tafel zu greifen und nickte dabei respektvoll.


    "Ja, Herr. Ich will es gerne weiter versuchen. Ich werde meinen Fehler finden. Es ist doch immer besser die direkte Lösung zuerst zu finden."


    Sein eigener Anspruch es seinem Herren so recht wie nur möglich zu machen sorgte auch dafür, das er den selben 'Weg' gehen wollte. So würde er Ursus und seine Wünsche auch besser verstehen. Dies war der erste kleine Schritt um ein perfekter Sklave zu sein. Zumindest in Cimons Augen. Seine Augen waren von einer ungewohnten Wärme erfüllt und er lächelte sogar recht offen.


    Seine anfängliche Angst, als er seinen Dominus aufgesucht hatte war nun verflogen. Noch besser aber war, das er den Becher und damit seinen Wunsch nach Wein vergessen hatte. So langsam lichtete sich auch der sehr leichte Schleier und die Wärme in den Wangen wurde weniger. Wie gut das er aufgehört hatte etwas zu trinken. Doch noch immer musste er sich seine Worte verkneifen... beinahe hätte er wieder losgeredet ohne zu denken. Auch wenn sie hier zusammen saßen, war er dennoch der Sklave und musste dies deutlich zeigen.

  • Im Moment war Ursus tatsächlich zufrieden mit Cimon. Der Sklave gab sich redliche Mühe, alles richtig zu machen. Er log nicht und verschwieg nichts. Aus jedem Fehler lernte er für zu Zukunft. Was konnte man schon mehr verlangen? Nein, er hatte mit dem Burschen keinen Fehlkauf getan, im Gegenteil hatte er ein echtes Schnäppchen gemacht.


    "Gut. Natürlich erkläre ich es Dir auch gern, solltest Du das wollen. Aber wie ich Dich kenne, knobelst Du gerne daran herum, oder? Hat Dir schon jemand gezeigt, wo wir unsere Bücher aufbewahren? Ich sagte Dir ja schon, Du darfst sie lesen. Aber aus dem Raum herausnehmen darfst Du nur die, die als mein Eigentum gekennzeichnet sind. Und natürlich darfst Du niemanden von den Familienmitgliedern stören, aber ich denke, das ist Dir klar. Im Laufe der Zeit werde ich Dir immer mal ein paar Aufgaben stellen. Für die Lösung hast Du so viel Zeit, wie Du eben brauchst." Es würde den Sklaven geistig beweglich halten und ihm helfen, zu lernen.


    "Weißt Du, wo Caelyn jetzt gerade ist? Ich möchte mit ihr sprechen. Sag ihr also nach unserem Gespräch, daß sie zu mir kommen soll." Es würde nicht leicht werden, diese erste Begegnung nach so langer Zeit. Sicher gab sie sich die Schuld an Louans Tod. Und vielleicht gab sie auch ihm die Schuld an Louans Tod. Schmerz konnte so vieles hervorrufen. Auch wenn Ursus genau wußte, daß er nichts hätte tun können, um das zu verhindern.

  • Cimon verlohr immer mehr seine Angst und spürte zunehmend seine Ergebenheit, die zu einer natürlichen Haltung der Demuth seinem Herren gegenüber sorgte. Als er fragte ob der Nubier sich bereits auskannte, erinnerte er sich an die gute Führung von Caelyn. Hinzu kam das er befürchtete, das sein Herr es ihm selber zeigen würde...nein, das konnte Cimon unmöglich zulassen. Auch wenn die Villa ihm noch immer als riesig erschien... er würde seinen Weg schon finden.


    "Ja, Herr. Ich werde gerne daran knobeln. Ich war noch nicht bei den Büchern, doch ich weiß wo ich sie finden kann. Ja, Dominus ich werde darauf acht geben weder jemanden zu stören noch Bücher die nicht als die deinen gezeichnet sind mit mir zu nehmen um sie zu lesen."


    Sie waren gezeichnet? Ein kurzer Schauer ergriff Cimon ungefragt. Sicher nicht so schrecklich wie das seine.... wieso konnte er seine Gedanken nicht dauerhaft davon lösen? Nun bemühte er sich lieber wieder darum den Worten seines Herren zu folgen. Die Aussicht auf weitere, vieleicht sogar schwerere Aufgaben ließen seine Augen leicht leuchten.


    "Ich werde jede Aufgabe gerne lösen, im Ernstfall mit hilfe deiner Schriften, Dominus Ursus."


    Leicht grinste er sogar. Rasch sah er dieses Verhalten als unangemessen an und bemühte sich wieder um eine ergebene Haltung. Wobei zunehmend zu erkennen war das Cimon es genoß ab und an seine STärke und seinen Stolz zu zeigen. Es war der Stolz eines Sklaven, seinem Herren gegenüber...seinem Leben gegenüber.


    Als es um Caelyn ging nickte der Nubier nachdenklich und wusste nicht ob dies jetzt schon das Ende der Unterhaltung war, denn schließlich wollte sein Dominus bald etwas Essen.


    "Nein, Dominus. Ich weiß nicht wo sie sich gerade jetzt aufhält. Aber ich werde sie sicher rasch finden können, wenn es dein Wunsch ist. Sie freut sich bestimmt schon auf das Wiedersehen."


    Cimon wusste nicht ob sein Zusatz erwünscht war, meinte aber das er durchaus passend erschien. Er nickte leicht und sah fragend auf. Sein Kopf nickte kurz als stumme Frage zur Tür. Seine Unsicherheit war ihm mehr anzusehen als er dies wollte. Seine ruhige und emotionslöose Maske war vor seinem Herren zusammengebrochen und er würde sie nie wieder aufbauen können. Dabei war er sich sicher das er es vor Ursus auch nicht brauchte. Lieber konzentrierte er sich darauf, diese in der Öffendlichkeit und gegenüber anderen aufrecht zu erhalten. Doch vor Ursus hatte er keine Geheimnisse und er wollte auch niemals welche sein Eigen nennen.

  • Es war Cimon anzusehen, daß er sich darauf freute, neue Aufgaben zum knobeln zu bekommen. Ursus mußte schmunzeln, denn wer den Sklaven zum ersten mal sah, würde sicher nicht annehmen, daß er an solchen Dingen seine Freude hatte. Ursus nahm sich vor, bald einige Aufgaben zusammenzustellen, die nicht nur mathematischer Natur sein sollten. Dinge selbst herauszufinden konnte weitaus lehrreicher sein, als stumpf irgendwelchen Vorträgen zu lauschen und einfach Bücher zu lesen ohne auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten. Zwar konnte er nicht hoffen, seinem Sklaven auf diese Weise eine umfassende Bildung zukommen lassen zu können, aber er würde sein Interesse fördern und ihn immer wieder dazu veranlassen, Schriften nach Informationen durchzuarbeiten. Mit der Zeit mochte sich damit ein gewisser Bildungsstand einstellen.


    "Ich werde jetzt ersteinmal gehen, mich waschen, umkleiden und dann essen. Bitte leg mir frische Kleidung raus. Und suche dann nach Caelyn." Falls sie sich nicht ohnehin schon in seinen Räumlichkeiten aufhielt. Nein, vermutlich nicht. Sie war eben nicht Cimon. Wobei Ursus das auch gar nicht von ihr erwartete. Seine Sklaven waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und würden sich so perfekt ergänzen.

  • Die Aussicht auf weitere Aufgaben erfreute Cimon dermaßen das er seinen Herren anstrahlte. Dabei hoffte er das es nicht bei reinen Rechenaufgaben bleiben würde. denn es würde sicher sehr interessant sein, etwas aus Schriften hereuszufinden. Noch nie hatte er mit einem solchen Ziel etwas gelesen.


    "Ja, Dominus Ursus"


    Der Nubier mochte es den Namen des Herren auszusprechen, doch würde er es niemals ohne einen ergebenen Zusatz sagen. Also würde er nicht zum Bedienen gebraucht werden? Zunächst folgte er seinem Herren. Kleidung hatte er recht schnell und sehr ordentlich herausgelegt. Dann blieb Zeit seinen Herren zu massieren während dieser sich wusch. Inzwischen wusste er welche Stellen an den Schultern von Ursus am ehesten zur Verspannung neigten. Auch wenn er kein Fachmann war und es sicher genügend dafür in diesem Hause ihren Dienst vollzogen, so wollte er sich doch auf dieser Weise bei seinem Herren für dessen Güte bedanken.
    Während Ursus also zum Essen ging, würde Cimon die Wünsche seines Herren erfüllen und schlußendlich in dessen cubiculum auf ihn warten.

  • Nachdem Cimon das Officium verlassen hatte, um ihm die frische Kleidung herauszulegen, ordnete Ursus zunächst noch schnell die Unterlagen. Aus diesem Grund war er schließlich überhaupt hierher gekommen. Das gab seinem Sklaven auch Zeit, alles Nötige vorzubereiten. Als Ursus die Tür seines Officium hinter sich schloß, hatte er ein gutes Gefühl. Die Trauer, die ihm in der letzten Zeit immer umfangen hatte, war für den Moment in den Hintergrund gedrängt und er konnte sich für diese kurze Zeit richtig gut fühlen.

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