Ein privates Gespräch unter vier Augen

  • Nachdem alle Klienten gegangen waren, war es nun ander Zeit, mich wieder Aurelius ursus zuzuwenden, dessen Fragen noch beantwortet werden wollten.....


    "Nun, Ursus, ich denke, es ist an der zeit dich einzuweihen.......ich kann mir doch deiner Loyalität und Verschwiegenheit, sowie deiner Ehrlichkeit mir gegenüber gewiss sein?"

  • Erst als der letzte Klient das Atrium tatsächlich verlassen hatte, trat Ursus wieder auf seinen Patron zu. Dessen Miene schien mehr als ernst. "Du erinnerst Dich sicher an unser letztes Gespräch, das zum Teil für mich recht schwierig gewesen ist? Das war es, weil ich ehrlich war. Ich hätte Dich auch einfach belügen können, um schneller zu meinem Ziel zu gelangen. Ja, Du kannst Dir meiner Loyalität gewiß sein, solange Du nichts verlangst, was sich gegen meine Familie oder den Kaiser richtet. Beides wirst Du nicht, dessen bin ich mir sicher. Verschwiegenheit und Ehrlichkeit kann ich Dir uneingeschränkt versprechen."

  • Ich nickte "Genau darum geht es...... um den Kaiser...... ich war bei einer Audienz bei ihm, als ich auch Germania zurückkam..... er schien mir nicht nur müde sondern auch desinteressiert..... es machte mich sorgenvoll und ich bat um einige Gespärche mit anderen Senatoren..... sie teilen meine Einschätzung, doch was noch schlimmer wiegt, ist die tatsache, dass dieser Praefectus Urbi sivch immer mehr herauszunehmen scheint.


    Versteh mich nicht falsch, der Kaiser hat sicher seine Gründe ihm zu vertrauen, doch es stellt sich die Frage, ob diese Gründe nur auf privater Sympathie oder auf durchdachten Argumenten beruhen, die Rom wirklich wohlgesonnen sind!"

  • Um den Kaiser ging es! Ursus stockte fast der Atem. "Ich habe den Kaiser nur ein einziges mal persönlich getroffen. Zu Beginn meiner ersten Quästur. Es ging um das Ulpianum. Ich hatte damals das Gefühl, daß er sich für kaum etwas interessierst, am wenigsten für mich. Allein der Gedanke an seinen Vater weckte ihn aus seiner Teilnahmslosigkeit. Ich hatte den Eindruck, daß es ihm sehr schlecht geht." Diese Krankheit, die über Jahre nun schon nicht besser zu werden schien, machte Ursus vor allem Sorgen.


    "Wer weiß, vielleicht hat er am Anfang das Vertrauen des Kaisers auch noch verdient gehabt. Aber wenn der Kaiser ihm freie Hand läßt und ihn nicht kontrolliert, dann könnte das inzwischen umgeschlagen sein, ohne daß der Kaiser es bemerkt hat. Macht ist gefährlich und verdirbt den Menschen. Hat denn nicht Quarto die Möglichkeit, mit seinem Bruder zu sprechen und ihn bei falsch scheinenden Entscheidungen des Praefectus Urbi zu fragen, ob er wirklich mit diesen einverstanden ist? Ich hatte den Eindruck, daß die Brüder ein herzliches Verhältnis verbindet."

  • "Das befürchte ich eben auch..... und was Quarto angeht, ich habe schon mit ihm gesprochen, weiss er auch nicht recht, warum sein Bruder so handelt.


    Tatsache ist, dass der Senat auf der Hut sein muss, auf der Hut vor einem Szenario, welches Rom nicht gut tun würde."

  • "Was ist mit dem Sohn des Kaisers? Ist sichergestellt, daß er... nunja, im Falle eines Falles in Sicherheit aufwachsen kann? Hat der Kaiser eine Regelung getroffen?" Das mußte wohl die größte Sorge sein, wenn er die Lage richtig überblickte. Die Nachfolgeregelung mußte unanfechtbar sein, sonst konnte schnell ein Chaos ausbrechen. Sogar ohne einen skrupellosen Mann, wie es Salinator offenbar war.

  • "Laut Quarto ist er zwar in Sicherheit, doch er ist jung, sehr jung und ich bezweifle, dass er im Ernstfall gegen irgendjemand bestehen kann..... umso wichtiger, dass der Senat dann mit seiner ganzen Macht hinter ihm steht....."

  • "Und... tut er das?" Ursus war lange nicht in der Stadt gewesen. Er wußte nicht, was für Absprachen es gab, welche Bündnisse sich neu gebildet hatten. Und so wie sein Patron dieses Gespräch eingeleitet hatte, drängte sich ihm der Verdacht auf, daß in dieser Richtung eine ganze Menge geschehen war im letzten Amtsjahr. "Oder gibt es einzelne, die mit der Macht liebäugeln und anfangen, Verbündete zu sammeln?"

  • "Das gilt es eben zu klären...." dann lachte ich ein wenig "Der Einzige, dem man das zur Zeit nachsagen könnte, wäre ich..... bei den vielen Gesprächen, die ich gerade führe...."


    Dann wurde ich wieder ernst


    "Doch im Ernst, es wäre wichtig den Senat zu einen......Senator Quarto, Consul Tiberius, die Senatoren des Hauses Germanicus und ich haben diesselben Ansichten, was den Praefectus urbi betrifft, doch dies sind noch zu wenig und die Tatsache, dass zwischen den Patrizieren und den Plebeiiern immer irgendwelche Differenzen herrschen, vereinfacht die Sache nicht.
    Doch wenn die Aurelier sich einge zeigen mit den Genannten, so werden auch andere uns folgen!"

  • Nun war es an Ursus, große Augen zu bekommen. "Du hast es geschafft, Consul Tiberius und die Germanicer zu einen? Das grenzt an ein Wunder!" Er zählte Germanicus Sedulus zu seinen Freunden. Und bewunderte Tiberius Durus, der in seinen Augen ein Patrizier aus dem Bilderbuch war. Auch Germanicus Avarus hielt er für einen guten Mann, der sich für Rom sehr ins Zeug legte. Aber sie dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen, das hätte er nicht für möglich gehalten bei der alten Feindschaft, die zwischen ihnen stand.


    "Im Augenblick kann ich nur für mich sprechen. Ich stehe treu zum Kaiser und treu zu Rom. Du hast Recht, der Senat muß stark sein. Und stark kann er nur sein, wenn er einig ist. Auf mich kannst Du zählen. Mit meinem Onkel hat demnach noch niemand von euch gesprochen? Er ist dem Kaiser und Rom auf jeden Fall treu, soviel kann ich Dir jetzt schon sicher sagen. Wie er allerdings zum Praefectus Urbi steht, weiß ich nicht. Seit meiner Rückkehr hatten wir noch keine Gelegenheit für derartige Gespräche. Doch ich kann mir kaum vorstellen, daß er mit diesem Mann gemeinsame Sache machen würde."

  • "Das habe ich nicht gesagt...... die Kluft zwischen Avarus und dem Consul scheint unüberwindbar, doch ich denke, wenn es um das Wohle Roms geht, wird auch der Consul seinen privaten Groll hintenanstehen. Und Avarus, denke ich, wird es ebenso können.


    Wichtig ist, wie du schon sagtest, dass der Senat einig ist und wenn genug Senatoren zusammenhalten wird er das auch!"


    Ich überlegte kurz


    "Dein Onkel? nein ich denke nicht, aber es wäre gut, wenn vielleicht du selbst seine Meinung über den Praefectus urbi herausfindest."


    natürlich verstand es sich von selbst, dass solche Dinge, die hier besprochen wurden, äusserst heikel waren und von daher mit äusserster diskretion behandelt werden mussten.

  • "Ein Waffenstillstand und Einigkeit in zumindest einer Sache ist immerhin ein erster Schritt." Und weit mehr, als Ursus je für möglich gehalten hätte bei diesen beiden. Allerdings mußte er für einen Moment wirklich schmunzeln, als sein Patron so vehement leugnete, die beiden geeint zu haben.


    "Ich werde versuchen, das Gespräch vorsichtig darauf zu lenken und herauszufinden, was er über den Praefectus Urbi denkt. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß er ähnliche Ansichten hat wie ihr." Corvinus war dem Kaiser immer treu gewesen. Und diente Rom mit vollem Einsatz. Wenn Salinator tatsächlich den Kaiser hinterging, dann konnte Ursus sich auf keinen Fall vorstellen, daß Corvinus sich auf seine Seite stellen würde.

  • Nickend sprach ich weiter "Gut..... dann bleibt es nur zu hoffen, dass diese Szenarien nie eintreten und wir uns umsonst Sorgen machen..... bliebe nur noch die Frage, wer die Prima in Zukunft führen wird.... es wäre sicher nicht von Nachteil, wenn wir irgendjemand auf diesen Posten bekämen, der uns wohlgesonnen ist...... "

  • "Das ist allerdings zu hoffen. Mögen die Götter es geben, daß der Kaiser bald gesund wird und mit voller Kraft die Regierungsgeschäfte selbst wieder übernehmen kann." Ursus konnte kaum daran glauben. Auch wenn er es noch so sehr wollte. "Die Prima, ja. Ich nehme an, Du hast keine Lust, so bald wieder ein Kommando zu übernehmen?" Ursus hielt seinen Patron für den besten Mann für diesen Posten. Konnte jedoch auch verstehen, wenn dieser vorerst vom Lagerleben die Nase voll hatte. Und seine Familie vermutlich noch mehr.

  • "Nunja, eigentlich nicht..... ich war zu lange in Germania.... aussderdem denke ich, es wäre besser, wenn ich dem senat öfter beiwohnen kann. als nur zu den wichtigsten Sitzungen...... aber wer käme sonst noch in Frage?"

  • Sehr schade. Aber diese Antwort war zu erwarten gewesen, wie Ursus zugeben mußte. Eine Frage war es dennoch wert gewesen. "Ich habe keinen vollständigen Überblick. Aber Decimus Livianus hatte das Kommando schon mal inne, käme also gewiß in Frage. Und Annaeus Florus wäre sicher ebenso geeignet." Von der Vorbildung her war auch Corvinus geeignet. Doch Ursus wußte ja, daß sein Onkel dem Militär nicht so zugeneigt war wie er selbst.

  • "Ich weiß nicht, wie Livianus Ansehen gelitten hat...... die Anhörung nach seiner Rettung, so erzählte man mir, war eher einer Gerichtsverhandlung ähnlich..... und Florus...... hmmm.... nunja, eine Alternative, doch nicht mein erster Wunsch.....
    Für unsere Sache wäre es wohl am Besten, wenn man dich mit dieser Aufgabe betrauen würde....."

  • Die Einwände waren durchaus berechtigt, das mußte Ursus zugeben. Aber der Vorschlag seines Patrons kam dann doch überraschend. "Ich? Nun, ich will keinesfalls sagen, daß ich abgeneigt wäre, ganz im Gegenteil. Aber ich habe das Examen Tertium noch nicht vollständig abgelegt. Nur den schriftlichen Teil bisher, denn für den mündlichen müssen genug Kandidaten zusammenkommen. Glaubst Du, unter diesen Voraussetzungen könnten genug Stimmen für diesen Vorschlag zusammenkommen?"

  • "Nunja, ich denke, der Senat würde dem zustimmen..... zumindest könnte ich einige Stimmen für dich aquirieren....... die Frage ist, wie der Kaiser das sieht, denn er allein ernennt die Legaten...... bzw. jetzt sogar sein Stellvertreter....."


    kurz überlegte ich


    "... aber natürlich setzt das vorraus, dass du dein Examen machst, was wir leider nicht beeinflussen können...."

  • "Der Praefectus Urbi? Es sollte mich wundern, wenn er einen Patrizier auf einen solch bedeutenden Posten setzt. Da ist es vielleicht hilfreich, daß ich noch jung und wenig bekannt bin. Er könnte mich unterschätzen." Vielleicht. Aber Ursus zweifelte stark daran, daß ein Patrzizier eine Chance hatte. "Ich werde bei der Academia nachfragen, wie es mit dem Kolloquium aussieht." Mehr konnte er auch nicht tun, er konnte ja schlecht durch die Straßen laufen und die Menschen zur Absolvierung des Examen Tertium auffordern.

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