Zurück! ... oder: Warum ein Beamter der kaiserlichen Kanzlei den dreckigen Hafenboden küsst ...

  • Nachdem die letzten Tage doch recht langweilig geworden waren, und ich das Schiff nunmehr reicher verlies als ich es betreten hatte, war es mir eine Freude sonder gleichen die ersten Dächer Ostias zu sehen, als wir uns an der Küste entlang dem römischen Tor zur Welt näherten. Die Matrosen die nicht mit Arbeiten rund um das Schiff beschäftigt waren brachten bereits das Gepäck nach oben, wobei ich zum Glück nicht vergaß mehrmals darauf hinzuweisen das der eine Koffer den ich mehr besaß als Iunia Axilla lediglich Sachen für meine Sklaven enthielt, woraufhin ich natürlich einen ermahnenden Blick von Liarias erhielt, war ja immerhin auch gelogen ...


    "Da ist es! Ostia, Rom's Hafen! Von hier setzen wir die Reise an Land fort!"


    Das Wort "Land" hatte ich dermaßen überbetont das man wahrscheinlich schon von oralem Missbrauch sprechen konnte, aber ich hatte die wackeligen Plancken satt und um ganz ehrlich zu sein befürchtete ich auch der Kapitän würde mich meucheln wenn ich auch nur noch einmal gegen ihn beim Würfeln gewinnen würde, friedlich lächelnd winkte ich dem guten Mann am Steuer des Schiffes zu und freute mich darüber das er beide Hände brauchte um es festzuhalten ... sonst hätte er sicherlich etwas hartes nach mir geschmissen ...

  • Axilla war schlecht. Naja, eigentlich war ihr die ganze Zeit über übel gewesen, aber jetzt gerade war es wieder besonders schlimm. Sie stand an der Reling und hielt sich fest, hoffte, dass der Wind die Übelkeit wieder vertreiben würde. Eines stand fest, sie würde nie wieder mit einem Schiff fahren. Den Rückweg nach Alexandria nahmen sie über Land! Und wenn es ein Jahr dauern würde, aber das hier war eine Tortur.
    Imperiosus schien es ein bisschen besser dahingehend zu gehen, aber auch seine Stimme verriet, dass er über festen Boden unter sich alles andera als traurig sein würde. Axilla schenkte ihm ein Lächeln, auch wenn man ihr trotzdem noch ansah, dass es ihr alles andere als gut ging.


    “Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. Ich bin dir dankbar, dass ich mitreisen durfte auf deinem... Schiff, aber... ich hoffe, ich muss nie wieder mit einem fahren. Ich bin froh, wenn wir an Land sind.“
    Ihr Blick glitt schon sehnsüchtig zu dem Gebilde, das Axilla als Hafenanlage vermutete. Bald würde sie wieder festen Boden unter den Füßen haben, und dann würde hoffentlich diese Übelkeit wieder vergehen.

  • Es musste etwa um die Mittagsstunde sein als die letzten Taue am Kai befestigt wurden und die Matrosen begannen das Schiff zu entladen, Axilla machte schon die ganze Zeit einen eher unruhigen Eindruck so dass ich ihr den Vortritt ließ als es auch für die Passagiere Zeit war von Bord zu gehen. Ihre Anmerkung zur Schiffsreise war mir noch im Gedächtnis hängen geblieben und ich entschied mich später noch ein kleines Präsent aufzutreiben, das der schlechten Laune Abhilfe schaffen sollte ...


    "Und ... wohin soll ich dich bringen, hat deine Familie ein Haus in der Stadt, oder nächtigst du bei Senator Decimus Livianus?"


    Ich ging davon aus das niemand sie abholen würde, immerhin war sie mit "meinem" Schiff gekommen und ich konnte mich nicht errinnern das sie in einem der Häfen eine entsprechende Nachricht verschickt hatte, sodas mir meine Frage eher höflich als aufdringlich erschien ...

  • Atmen... das Geheimnis bestand darin, einfach immer weiterzuatmen, so dass man der Übelkeit keine Gelegenheit gab, sich zu entfalten. Und so stand Axilla auch da und konzentrierte sich aufs atmen, während sich ihre Hände langsam aber sicher in die Reling krallten.
    “Häh?“ antwortete sie also im ersten Augenblick nur auf Pompeius Frage, weil sie sie gar nicht richtig mitbekommen hatte. In Gedanken war sie schon an Land gegangen, was jetzt den Göttern sei dank endlich möglich war.
    “Oh, meine Familie... meine Familie hat eine Casa in der Stadt, aber.. ich würd da lieber erst morgen hin.“
    Axilla ging über den wackelig ausschauenden Steg zum Kai und hätte sich beinahe hingelegt, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Entweder war das ein ganz schlimmer Fluch, oder der Boden hüpfte auf und ab. Sie kam sich vor, als wäre sie besoffen, und um nicht umzukippen hielt sie sich kurzerhand in Ermangelung besserer Möglichkeiten an ihrem Gastgeber fest. “Der Boden bewegt sich“ meinte sie halb fragend, halb zweifelnd und versuchte, ihr Gleichgewicht in Ordnung zu bringen. Einige Matrosen lachten, aber auch sie hatten einen etwas torkelnd wirkenden Gang, wenn sie den steinernen Pier betraten.

  • Das sie sich an mir festhielt war irgendwie seltsam, als würde man versuchen sich im freien Fall an einem ebenfalls fallenden Stein festzuhalten, doch zu unserem und natürlich vor allem meinem Glück, konnte ich mich gerade noch fangen und mit aufgesetzter Mine tat ich so, als hätte ich selbst nur geschwankt weil sie sich an mir festgehalten hatte ...


    "Das kommt daher das sich dein Körper an das schwankende Schiff gewöhnt hatte!"


    sagte ich altklug und freute mich das ich mich noch an die Warnung von Liarias errinnerte die er mir erst vor wenigen Minuten hatte zukommen lassen ...

  • Hieß das, der Boden schwankte gar nicht? Das war auf der einen Seite natürlich beruhigend, auf der anderen Seite wiederum aber auch nicht. Denn wenn der Boden nicht schwankte, war es wirklich sie, die sehr undamenhaft ins Torkeln geraten war.
    “Wirklich?“ fragte sie noch etwas zweifelnd und sah zu Imperiosus hinüber. Erst da bemerkte sie, dass sie sich immernoch an ihm festhielt, eine Hand auf seiner Schulter, die andere an seiner Brust, und dass das sicher auch nicht so ganz geplant war. Beinahe erschrocken ließ sie ihn los und lächelte entschuldigend, sie wollte ihm ja nicht zu nahe treten. “Reflex...“ versuchte sie eine kleine Erklärung als Entschuldigung und wandte sich gleich ab, denn so blass, wie sie aufgrund der Übelkeit momentan war, sah man ihre roten Wangen wohl doch sehr deutlich.


    Leander ging es auch nicht besser, als er auf den Pier getreten war. Der Grieche stolperte und fiel erstmal auf die Knie, ehe er sich wieder hochrappelte und hinter seiner Herrin hertorkelte, das Gepäck scharf im Auge behaltend.
    “Gibt es hier wohl ein Gasthaus mit Therme oder ähnliches? Ich möchte wirklich lieber erst geradeaus laufen können, bevor ich den Senator besuche.“
    Bei den Göttern, ihr war schwindelig.

  • Beinahe wäre ich vornüber gekippt als sie ihre Hände so plötzlich wegzog, ich hatte ihre Berührung nicht wirklich wahrgenommen und nun da sie sich von mir abwandte, musste ich mir ein schelmisches Grinsen verkneifen. Irgendwie schien ihr Talent für Fettnäpfchen meinem ebenbürtig zu sein, eine beachtliche Leistung ...


    "Sicher! ... Hmm ich denke die Lokale hier direkt am Hafen dürften eher weniger für Unseresgleichen geeignet sein, aber weiter oben in der Stadt gibt es sicher einige gute Häuser!"


    Das man hierbei den Begriff Unseresgleichen auch schon mit "Mensch mit Überlebenswille" gleichsetzen konnte mochte wohl jeder unbesehen glauben, denn auch wenn es der Hafen der imposantesten Stadt aller Zeiten war, war es dennoch ein Hafen ...

  • Axilla nickte nur, noch immer verlegen wegen der Berührung von gerade eben, und schaute ein Stückweit den Weg in die Stadt hinauf. Sie hatte keine Ahnung, wo sie lang mussten. Wäre sie alleine, wäre ihr Ausflug nach Rom jetzt wahrscheinlich erstmal zu ende, bis ihr einfallen würde, nach einem Fuhrmann oder ähnlichem zu fragen. Doch im Moment dachte sie nicht daran und bemerkte nur, dass es hier irgendwie kalt war. Vor allem, wenn man nur eine einfache, dünne Tunika trug.


    “Ähm, ja. Und wie funktioniert das jetzt mit den Truhen?“ Die Matrosen sahen nicht so aus, als würden sie ihnen die Gepäckstücke bis zum Gasthaus hinterhertragen. Überhaupt war es schon ein wneig komisch, wie Axilla fand, wie sie alles abfertigten und abluden. Sollten sie zum Besitzer des Schiffes nicht ein bisschen netter eigentlich sein? Immerhin bezahlte er ja ihre Arbeit, sogesehen. Doch im Moment schien ihn keiner weiter als nötig zu beachten.

  • Als sie mich darauf ansprach konnte ich nicht anders als kurz einen ängstlichen Blick nach meinen kleinen Schätzen zu werfen, doch da war soweit alles in bester Ordnung. Ich drükte Liarias ein paar Sesterzen in die Hand und schikte ihn los um einen Fuhrmann und eine passable Reisekutsche zu besorgen. In Ostia warteten immer ein paar davon entlang des Hafens falls mal ein Senator oder dergleichen unerwartet früher eintraf und dementsprechend nicht erwartet wurde ...


    "Das lassen wir dann den Fuhrmann regeln die kennen sich damit aus!"


    Kaum hatte ich es ausgesprochen kam Liarias auch schon zurück, in seinem Rücken eine recht beachtliche Kutsche samt Personal ... zum Glück hatte ich dem "Glücks"-spiel an Deck gefröhnt sonst hätte ich mir diese Kutsche sicherlich nichtmehr leisten können. Ich gab den Matrosen noch ein paar Münzen und diese luden die Kisten auf, während wir bereits im Innern Platz nahmen. Liarias und die anderen Sklaven würden wohl wie üblich außerhalb der Kabine Platz nehmen, schon kurz darauf setzte sich die Kutsche in Bewegung und wir waren auf dem Besten Weg zum Gasthaus ... zumindest hoffte ich das es so war ...

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