• Na toll, er hatte seinen Freund verprügelt! Wegen ihr! Gut, vielleicht hatte er auch Prügel verdient, weil er sie betrunken gemacht und abgeschleppt hatte, ohne ihr Einverständnis zu erfragen, aber Axilla fand es trotzdem ganz furchtbar und hatte ein schlechtes Gewissen. Denn er war ja nicht Schuld an ihrer Schwangerschaft. Diese schuld trug sie ganz alleine. Sie gab nichtmal Archias die Schuld daran, denn in ihren Augen konnte er ja auch nichts dafür, dass sie so unkeusch war und ihn dazu verführt hatte. Nein, die Schuld lag ganz allein bei ihr.
    “Was hätte ich dir denn sagen sollen? 'Er hat mich betrunken gemacht und dann in ein dunkles Zimmer geschleppt, wo er es einfach mit mir gemacht hat, ohne um mein Einverständnis zu bitten'? DAS hätte ich dir sagen sollen? Ich meine, ja, es war falsch, aber... wenn ich nicht betrunken gewesen wäre, wäre es ja auch gar nicht passiert. Und ich meine... du siehst doch auch, welche Komplikationen das jetzt gibt? Und ich will ja auch auf keinen Fall, dass das öffentlich wird.“
    Axilla schaute ganz zerknirscht zu Boden. Sie schämte sich ja so dafür, was mit Piso gewesen war. Vor allem schämte sie sich Archias gegenüber, denn sie hatte das unbestimmte Gefühl, als wäre sie ihm untreu gewesen. Was ja eigentlich quatsch war, sie waren ja kein Paar. Dennoch aber fühlte es sich genau so an, als hätte sie ihn betrogen.

  • Caius starrte Axilla entgeistert an. Langsam klappte ihm der Mund auf, und als er das merkte, presste er die Kiefer fest zusammen, sodass die Lippen einen blutleeren Strich bildeten.
    »Das hat er also gemacht, ja?« presste er hervor und wusste selbst nicht, warum ihn das so fuchsteufelswild machte.
    »Ich hätte diesem homo sceleratus doch was brechen sollen«, grollte er leiser vor sich hin. Dann musste er aufstehen. Er konnte nicht länger einfach so dasitzen, er musste sich bewegen, also begann er, vor Axilla vier Schritte hin und vier Schritte her zulaufen, immer wieder. Und dabei regte er sich gehörig auf.
    »Wie kann man das gegen den ausdrücklichen Willen tun! Und wieso hast du das einfach mit dir machen lassen? Ich meine, so betrunken kannst selbst du nicht gewesen sein... Sowas darf nicht weh tun!« Caius blieb stehen und sah Axilla an. Anklagend zeigte sein Finger auf sie.
    »Hah, hat er dich deswegen abgefüllt? Und wieso wusste er überhaupt, dass du...? Was hast du ihm denn erzählt? Und natürlich gibt das Komplikationen! Kannst du dir nicht vorstellen, wie schlecht ich mich deswegen fühle? Und dann lügst du mich auch noch an.« Caius ließ die Arme hängen und sah Axilla bedröppelt an.
    »Mensch.«

  • Wie, er wusste gar nicht, was Piso gemacht hatte? Aber wieso hatte er ihn dann verprügelt? Was hatte der Flavier ihm denn erzählt, bei allen Göttern der Unterwelt? Axilla verstand immer weniger, aber sie verstand, dass Archias außer sich vor Wut war. Er lief vor ihr hin und her wie einer dieser gefangenen Löwen im Paneion in ihren Käfigen. Und dabei wurde er richtig laut, so dass Axilla schon Angst hatte, jemand könne ihn hören und diese Geschichte, auf die sie wahrlich nicht stolz war, damit ans Licht bringen.
    “Bitte, Caius, bitte...“ versuchte sie ihn zu beruhigen. Sie fühlte sich so elend und schlecht. Sie wollte ihn doch nicht betrügen, und belügen wollte sie ihn doch auch nicht.
    “Ich wollte doch nicht, dass es soweit kommt. Ich dachte, er wäre nett. Er hat doch gesagt, er kennt dich und wäre ein alter Freund von dir, und er hat mich eingeladen. Ich hab doch nichts böses dabei gedacht. Bitte, Caius, ich wollte es dir ja nicht verheimlichen, aber... die Hochzeit mit Seiana steht doch so kurz bevor, und ich wollte da nichts kaputt machen“
    Und jetzt würde er seinen ältesten Freund nicht zu seiner Hochzeit einladen können, und das war ganz allein ihre Schuld. Sie hätte eben deutlicher nein sagen müssen.
    Eigentlich war Axilla keine Frau, die Tränen als Waffe einsetzten, und sie war auch niemand, der gleich heulte, aber im Moment fühlte sie sich so verzweifelt, dass doch ein paar Tränchen kullerten. Sie fühlte sich so schlecht und so erbärmlich, und es war ihr so peinlich, dass Archias das von ihr und Piso wusste, so unendlich peinlich. Auch wenn sie den Zusammenhang zu ihrem jetzigen Ausfall nicht wirklich herstellen konnte. Außer, Archias wusste das von dem Schwangerschaftsabbruch auch noch, was Axilla stark vermutete. Aber sie konnte sich nicht erklären, woher er das hätte wissen sollen.
    “Ich würde nie etwas tun, was dir weh tut. Bitte, das musst du mir glauben. Bitte, Caius. Ich wollte das wirklich nicht. Aber wenn ich es dir gesagt hätte, das hätte so viel kaputt gemacht.“

  • »Hmpf.« Caius zog eine Grimasse. Jetzt weinte sie. Er seufzte. Dann setzte er sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Nicht weinen.«


    Eine ganze Weile sagte er nichts, sondern dachte nach. Er durfte nicht gleich im Anschluss noch mal zu diesem Scharlatan gehen, sonst würde das echt böse enden. Behauptet, er sei ein alter Freund! So wie er sich selbst einschätzte, würde er ihn aber eh nicht abmurksen können. Caius war nicht so jemand. Aber er würde ihn anzeigen. Nachdem er ihn verdroschen hatte. Vielleicht ging dabei ja wirklich der ein oder andere Knochen bei drauf. Diese Gedanken besänftigten ihn schon wieder ein bisschen. Axilla schluchzte neben ihm. Caius drückte sie noch ein wenig weiter an sich heran.
    »Hätte es nicht«, murmelte er und ließ wieder eine ganze Weile verstreichen.
    »Was denkst du denn, was ich gemacht hätte, wenn du mir das gleich gesagt hättest? Ich mein, ich bin ja nun mit schuld. Hauptschuldig, so gesehen« fragte er Axilla. Immerhin trug er ja die kleinen Archiasse mit sich herum. Eine kleine Frau war da nur sowas wie eine Ausbrütstation, das wusste doch jeder (zumindest in der Antike).

  • Jetzt kam er auch noch zu ihr, um sie zu trösten! Axilla wäre es auf unerklärliche Weise lieber gewesen, er wäre wütend auf sie. Sie selbst war wütend auf sich. Sie war enttäuscht von sich selber, dass sie das zugelassen hatte, und sie schämte sich so abgrundtief, dass Archias es jetzt wusste. Sie wollte nicht, dass er das wusste. Was dachte er denn jetzt von ihr? Und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich wieder wirklich beruhigen konnte und aufhörte, wie ein Mädchen zu heulen. Oh, sie hasste sich selbst so sehr dafür, sie wollte nicht so sein. Sie wollte NIE so sein. So ein Püppchen, dass nur dasaß und heulte, anstatt wie ein ganzer Kerl dafür einzustehen und die Konsequenzen eben zu tragen. Sie hasste sich selbst ja so abgrundtief dafür.
    Aber schließlich versiegten die Tränen doch und ihr Atem beruhigte sich. Fast zornig wischte sie sich die restliche Feuchtigkeit von der Wange. Sie wollte nicht, dass Archias so einen Eindruck nun von ihr hatte. Das hier war nur ein Ausrutscher, und würde nicht wieder passieren. Das war bestimmt nur wegen der Kräutermischung, die sie seit Tagen trank. Und dem Blutverlust. Ja, genau, daran lags.
    “Wieso bist du schuld? Ich versteh nicht...?“ Verwirrt schaute Axilla auf und versuchte, diesen Zusammenhang zu begreifen. Was konnte er dafür, was Piso gemacht hatte? Das war doch total widersinnig?

  • Axilla schaute ihn verwirrt an und Caius schaute verwirrt zurück.
    »Naja, wenn ich mich vielleicht ein wenig mehr beherrscht hätte, wärst du nicht schwanger geworden«, sagte er, fast ein wenig beschämt. Am Ende glaubte Axilla tatsächlich noch, dass es ihre eigene Schuld war. So blöd war Caius nun auch nicht, dass er ihr das abgenommen hätte. Wenigstens hatte sie aufgehört zu weinen. Dafür schien sie jetzt irgendwie sauer zu sein. Sicher auf ihn. Caius nahm seinen Arm wieder fort und seufzte. Irgendwas machte er immer falsch.
    »Was denkst du nun, das passiert wär?« bohrte er nach. Er wollte wissen, was sie glaubte, das er gemacht hätte. Er selbst hätte es in diesem Moment nicht gewusst.

  • Und als er ihr Antwortete, war es Axilla, als stürze ein Kartenhaus ein. Er war schuld, dass sie schwanger war, und offensichtlich hatte er nichts von Piso gewusst. Dann war es vollkommen unlogisch, dass er ihn verhauen hatte. Aber irgendwen musste er ja verhauen haben! Nur wen? Und weswegen? Axilla saß einen Moment da und bemerkte nur, wie er sie wieder losließ.
    Ihre Augen bewegten sich etwas hektisch, als sie verzweifelt versuchte, das alles zu begreifen und ihm die richtige Antwort zu geben. Das war so viel auf einmal, und sie wusste gar nicht, was sie machen sollte. Ihr war gerade von einem auf den anderen Moment unglaublich schlecht geworden, und sie wünschte sich, er würde sie wieder in den Arm nehmen.
    “Was passiert wäre...“ echote sie, um ein wenig Zeit zu gewinnen und ihre Gedanken zu ordnen. “Ich... ich weiß nicht. Das, was jetzt grade passiert. Dass du mich so anschaust wie jetzt, und nicht mehr... ich...“ Axilla fand es schön, wenn er sie mit diesem leicht begehrlichen Blick ansah. Sie fand es schön, wenn er sie hübsch fand. Sie wollte nicht, dass er sie anschaute, und nur einen Fehltritt sah, der nicht hätte sein dürfen. “Ich weiß, das ist albern.“ Sie sank ein wenig in sich zusammen. Sie fühlte sich wieder so elend.
    “Und... Seiana weiß doch nichts, oder?“ Jetzt blickte sie doch wieder auf, beinahe panisch. Sie wollte nicht, dass Seiana davon erfuhr. Wenn sie davon erfuhr... nicht auszumalen! Vor allem jetzt, nachdem es doch ohnehin egal war. “Ich meine, wenn ich es dir gleich gesagt hätte... ich wollte nicht, dass du es ihr sagst und dadurch etwas kaputt geht. Ich meine, es ändert doch nichts. Du liebst sie doch, und willst sie heiraten. Und ich will... ich...“ Es fiel ihr so schwer, es zu sagen, weil es zwar die Wahrheit, aber doch irgendwie eine Lüge war. Und Axilla wusste das, tief in sich drinnen. “Ich will doch, dass du glücklich bist. Es wäre doch ohnehin nicht anders gegangen. Nur dass du dann davon gewusst hättest... und ich wollte das nicht. Dass du dich schuldig fühlst, oder verantwortlich. Ich meine, wenn ich... tugendhaft gewesen wäre, und gemacht hätte, was ich hätte sollen, dann wär ich ja gar nicht in diese Lage gekommen!“
    Was hätte sie denn machen sollen? Sie hätte es ihm doch nicht sagen können! Er hätte sich doch nur Vorwürfe gemacht, und geändert hätte es dennoch nichts.
    “Woher weißt du es überhaupt?“ fragte sie schließlich noch ziemlich aufgeregt. Sie hatte doch so darauf acht geben wollen, dass niemand es erfuhr. Wenn Silanus es erfuhr und auch wusste... oh Götter! Axilla wollte sich nichtmal ausmalen, was dann wäre.

  • Caius war sich kurz unsicher, ob sie sitzen bleiben oder gleich zusammenklappen würde. Aber dann begann sie zu reden und irgendwie drehte sich dabei alles um Caius. Nicht, dass ihm schwindelig geworden wäre oder so, das nicht, aber er konnte nicht so schnell begreifen, was sie da alles losplapperte. Dementsprechend sah er sie auch an, um ja nichts zu verpassen, und ohne sie wirklich zu unterbrechen.
    »Ist es«, bemerkte er nur trocken, als sie fand, dass sie albern war. Gleichzeitig überlegte er, ob das vielleicht doch nicht so wenig albern war wie er dachte. Er konnte sich zwar nicht selbst sehen, wie er Axilla anschaute, aber etwas war definitiv anders als noch vor einer Woche. Vielleicht, weil er fand, dass sie es ihm hätte sagen müssen, statt die Sache alleine durchzuziehen. Irgendwie hätte er schon geholfen, auch wenn er nicht wusste, wie er das hätte anstellen können. Und wenn er nur dabei gesessen hätte und diesen Milchbubi beaufsichtigt hätte.


    Irgendwann war Axilla fertig und starrte Caius an. Der musste aber erstmal nachdenken. Nicht wegen der Frage, die beantwortete er nebenbei.
    »Katander hat deinen Sklaven getroffen«, murmelte er nämlich leicht abwesend. Sondern Caius dachte nach wegen Seiana. Dabei kratzte er sich dann abwesend am Kinn, ehe er Axilla wieder anschaute.
    »Weißt du, was das Kurioseste an der ganzen Geschichte ist?« fragte er sie.
    »Den Laden habe ich geerbt, von Pulcher. Und ich hab ihn Seiana geschenkt, weil ich nicht damit anfangen konnte. Das heißt, du warst in ihrer taberna medica. Selbst wenn wir beide nichts sagen, wird sie das doch rausfinden. Ich meine, wenn dieses Milchgesicht nicht die Klappe hält. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass das so rum schlimmer wäre, als wenn ich zu ihr gehe und ihr alles erzähle.« Caius sah Axilla fest an und guckte dann wieder weg.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Er zuckte mit den Schultern und warf ihr einen ratlosen Blick zu. Vielleicht sollte er mal mit Piso drüber reden.

  • Ihren Sklaven... Axilla starrte in Richtung Tür, als sie bermerkte, wer als Schuld daran war. Wahrscheinlich bemerkte Archias es nicht einmal, aber diese kleinen Worte trafen sie hart. Leander hatte sie verraten. Ihr Leander war die undichte Stelle gewesen. Dem sie alles, wirklich alles anvertraute. Der für sie schon fast sowas wie ein Bruder war. Der hatte sie verraten? Warum? Axillas Welt, die ohnehin vor Unsicherheit nur so strotzte, verlor nun auch noch dieses kleine bisschen Halt, und sie fühlte sich so leer und hilflos, dass sie nur perplex vor sich hinstarrte, während Archias schon weiterredete.
    Sie blinzelte einmal, als würde sie aufwachen, als er so verzweifelt zu ihr rüberschaute und nicht wusste, was er tun sollte. Erst da drangen seine Worte wirklich zu ihr durch, und die Angst löste kurzzeitig diese Leere ab.
    “Nein, nein, sie wird das nicht herausfinden. Crios hat mir versprochen, dass er nichts sagt. Warum sollte er denn was sagen? Nein, ganz bestimmt wird er nichts verraten. Und du auch nicht. Bitte, Caius“, und Axilla rückte näher zu ihm und griff nach seiner Hand. Sie musste ihn jetzt berühren, musste eine Verbindung mit ihm herstellen. Sie fühlte sich, als würde sie fallen, sie brauchte etwas zum festhalten, und wenn es nur seine Hand war. “Bitte, du darfst es ihr nicht sagen. Wenn du es ihr sagst...ich will dich nicht ganz verlieren. Bitte, Caius, bitte.“ So oder so, Axilla würde verlieren. Entweder würde Seiana darauf bestehen, dass er Axilla nie, nie, NIE mehr wieder sah, und weil er sie liebte, würde er ja sagen. Oder aber sie würde ihn deswegen sogar verlassen, und Axilla hätte ihn trotzdem verloren, weil er dann in ihr doch nur den Grund für dieses Verlassenwerden sehen würde. Und Axilla wollte ihn nicht ganz verlieren. Einen Teil hatte sie verloren, ganz bestimmt. Archias würde sie wohl nie mehr so ansehen, an sich ziehen und sie küssen. Damit würde Axilla leben können, leben müssen. Aber ihn ganz und gar zu verlieren, das konnte sie nicht. Das würde sie nicht verkraften, nicht das auch noch.

  • AaaaaaHa! Crios hieß der Kerl also. Caius grummelte leise vor sich hin, was Axilla allerdings gar nicht zu bemerken schien. Sie war viel zu beschäftigt damit, Löcher in die Tür zu starren, glaubte er. Dann rückte sie näher und Caius sah sie mit leicht unglücklichem Gesichtsausdruck an, während sie sprach. Bis sie etwas sagte, dass seinen Ausdruck überrascht und sehr, sehr vorsichtig werden ließ.
    »Wie....meinst du denn das?« fragte er sie, nachdem sie gesagt hatte, ihn nicht ganz verlieren zu wollen. Irgendwie schwirrte ihm der Kopf. Er hatte sich schon nicht sonderlich wohl gefühlt, quasi eine Affäre zu haben. Aber jetzt dann von dieser Eskalation nichts zu sagen, würde ihn schon einiges an Kraft kosten, glaubte er. Das war nicht so leicht. Und es würde schwierig, sehr schwierig werden, wenn er es nicht schaffte, das wusste er.

  • Oh, musste er denn nachbohren? Axilla wollte das doch gar nicht so sagen, weil sie wusste, wie es sich anhörte. Sie wusste, dass sie nicht in Archias verliebt war. Sie war ungefähr drei Mal am Tag verliebt, und das fühlte sich anders an. Wenn man verliebt war, dann war da dieses brennende Verlangen, diese Schmetterlinge, dass man tanzen wollte. Dann fühlte man sich so leicht, und es war so vieles egal.
    Das mit Archias fühlte sich anders an. Das war irgendwie bodenständiger und tiefer. Sie fühlte sich wohl bei ihm, fühlte sich sicher bei ihm. Sie war so gerne bei ihm. Sie war nicht aufgeregt, wenn sie bei ihm war. Dann war einfach alles irgendwie nicht ganz so schlimm chaotisch. Zwar immernoch, nicht zuletzt, weil er ja auch so war, aber... es hatte dann einen Sinn und war nicht schlimm.
    Verschämt sah Axilla zu Boden und suchte nach den richtigen Worten. Wie sollte sie ihm das erklären? “Caius... wenn du es ihr sagst, dann wird sie nicht wollen, also, dass wir uns noch sehen. Ich meine, sie wird Angst haben, dass wir nochmal... Oder aber sie wird dann nichtmehr heiraten wollen, und dann würdest du, wenn du mich ansiehst, nur noch sehen, dass ich Schuld bin, dass sie gegangen ist. Und Caius... ich hab dich lieb. Ich hab dich wirklich sehr lieb. Ich will nicht, dass wir uns nie wieder sehen. Du... du bist mein bester Freund, und... ich hab einfach Angst, dass das alles ändert, und... ich will nicht, dass sich etwas ändert. Ich.... weiß doch auch nicht, aber ich will mir ncihtmal vorstellen, dich nicht mehr zu sehen. Und, und, ich hab einfach Angst, dass das passieren wird.“
    Besser konnte sie es nicht erklären. Schon allein für diese Erklärung schämte sie sich in Grund und Boden, aber sie musste es ihm einfach sagen. Er durfte es Seiana nicht verraten!

  • Caius saß da und wusste nicht, was er sagen sollte. Wie gerne hätte er sowas mal von Seiana gehört! Aber wenn überhaupt, bekam er von ihr mal einen Kuss. Zumindest hier in Rom. In Ägypten war sie so viel freier gewesen, um so vieles leichter. Und seit sie wieder zurück waren, war sie anders. Ich hab dich wirklich sehr lieb, hatte sie gesagt. Zuerst hatte er gedacht, dass er sich verhört hätte, aber als sie das noch mal wiederholt hatte...


    Caius sagte eine ganze Weile nichts und ließ auch Axilla in Ruhe den Boden anstarren. Ihm war, als hätte ihm jemand mit einer Kesselpauke an den Kopf gehauen. Irgendwie klingelte alles.
    »Ehm«, machte er schließlich unbestimmt. Dann wandte er den Kopf und sah Axilla an. Sie hatte ihn lieb?
    »Du brauchst keine Angst haben«, sagte er und strich ihr durchs Haar.
    »Du musst mit nur versprechen, dass du mir nie wieder sowas wichtiges nicht sagst.« Und sein Blick machte deutlich, dass er auf ein entsprechendes Versprechen wartete.

  • Er sagte nichts. Eine ganze Zeit lang sagte er nichts, und Axilla wollte am liebsten sterben. Ein kleiner Teil von ihr wünschte sogar, sie wäre doch gestorben, damit dieses Gespräch hier nie stattgefunden hätte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihm das so sagen? Warum hatte sie ihn nicht einfach anlügen können? Sie fühlte sich elend und wank mehr und mehr in sich zusammen, weil ihre kleine Welt in sich zusammenzustürzen drohte. Und da endlich erlöste Archias sie, streichelte ihr durchs Haar und beschwor so beinahe eine neue Tränenwelle herauf. Dieses Mal aber konnte Axilla sie noch runterschlucken. Dennoch glänzten ihre Augen, als sie zu ihm aufsah und in seine ernsten Augen blickte.
    Es dauerte ein, zwei Sekunden, in denen sie einfach nur hineinschaute und nichts sagte. Nur ihre Augen sprachen ganze Bände. Sie war unendlich erleichtert, dass er noch hier war, und noch viel erleichterter, dass er bei ihr bleiben würde. Zwar nicht ganz, das wusste Axilla, aber sie würde ihn nicht verlieren, sie musste keine Angst haben. Noch immer schweigend umarmte sie ihn und schob sich näher an ihn. Sie brauchte das so sehr, diese Berührung. Axilla war nie gut mit Worten gewesen, ihre Gedanken waren meist ein einziges Durcheinander. Aber fühlen, berühren, verstehen, das war es, was sie brauchte wie die Luft zum atmen, und womit sie mehr ausdrücken konnte als mit jedem Redeschwall.
    “Ich versprech es dir. Ich schwöre es dir. Ich hab nur solche Angst.“ Ihr fehlte die Kraft, um ihn wirklich zu drücken, aber sie tat es, so gut sie konnte. Sie brauchte jetzt einfach die Gewissheit, dass er wirklich, wirklich da war.
    Ohne ihn loszulassen redete sie dann weiter. Wenn er wollte, konnte er sie mit Leichtigkeit wieder zurückschieben. Sie würde sich nicht wehren, selbst wenn sie die Kraft dazu hätte. Aber sie wollte gerne nur ein wenig bei ihm sein. “Es tut mir so leid, dass das alles passiert ist.“

  • Caius war erstmal beruhigt, auch wenn da ein kleiner Restzweifel blieb. Immerhin hätte er auch vorher schon vermutet, dass Axilla ihm sowas sagen würde. Hatte sie aber nicht. Aber Caius war nicht sonderlich nachtragend. Außerdem weinte Axilla schon fast wieder, da wollte er nicht noch mal was sagen deswegen. Er ließ sie nur an sich heran, drückte selber noch mal nach und seufzte tief. Warum sie aber immer noch Angst hatte und wovor, konnte er nicht erraten. Niedlich, wie zaghaft sie ihn drückte. Caius musste schmunzeln.


    »Mir tut das auch leid. Bist du mir denn gar nicht böse? Ich weiß nicht, ich glaub, ich wär's.« Er zuckte mit den Schultern und stellte sich vor, dass er an ihrer Stelle wäre (was an sich schon eine seltsame Vorstellung war). Ganz bestimmt hätte er sie erstmal angemault, nicht gedrückt und ihr gesagt, dass er sie lieb hatte und wollte, dass sie glücklich war. In dieser Hinsicht war Axilla schon eine seltsame Frau, fand er. Total chaotisch und absolut unvorhersehbar. Nicht einzuschätzen. Auf den Gedanke, sie wegzuschiebe, kam er übrigens gar nicht erst. Allerdings dachte er jetzt noch mal an diesen Crios.
    »Ich hab gehört, dass das sehr weh getan hat... Hat es doch, oder?« hakte er nach. Immerhin wollte er nun wissen, ob es sich gelohnt hatte, dem Kerl seine Faust in die Magengrube zu stecken.

  • Wieso sollte Axilla ihm böse sein? Sie verstand schon allein die Frage nicht wirklich. Er hatte das ja nicht mit Absicht gemacht, um sie dazu zu zwingen, ein Kind abtreiben zu müssen. Und letztendlich hatte sie ihn ja immer wieder überredet, es wieder und wieder zu wiederholen. Axilla verstand nicht genug davon, um zu wissen, ob das einen Einfluss darauf gehabt hatte. Sie wusste nur, dass Kinder machen so funktionierte, und es auch schon mit einem Mal klappen konnte, aber ob ihr späteres Verhalten das noch irgendwie gefestigt hatte oder sowas, davon hatte sie keine Ahnung.
    “Nein, ich bin dir nicht böse. Gar nicht. Und du, bist du mir böse, dass ich schwanger war?“ Er hatte nur gesagt, dass er enttäuscht darüber war, dass sie es ihm nicht gesagt hatte. Aber ob er böse war, dass es überhaupt soweit gekommen war, war etwas anderes. Irgendwie fürchtete Axilla auch ein wenig diese Antwort. Vielleicht bereute er ja, dass sie miteinander geschlafen hatten? So sehr Axilla auch wusste, dass es falsch gewesen war, sie konnte es nicht bereuen. Sie wollte nicht eine Sekunde davon vermissen.
    Und dann fragte er noch nach den Schmerzen. Nur ganz leicht löste sich Axilla von ihm, aber nur so weit, um ihm in die Augen schauen zu können. Sie wollte wissen, ob er es wirklich wissen wollte, suchte kurz in seinen Augen. Sie wollte ihn nicht mehr anlügen, wollte es ihm ja sagen. Ohne bestimmten Grund küsste sie ihn ganz kurz und flüchtig, ehe sie sich wieder an ihn kuschelte.
    “Ja, es hat sehr weh getan. Ich hab sehr viel Blut verloren und hab wohl ziemlich stark gekrampft. Hätte Leander nicht gleich Crios geholt, wäre es wohl schlimm geworden. Du hättest ihn mal sehen müssen. Kreideweiß war er, sogar einen Tag später noch. Hätte ich ihn nicht irgendwann schlafen geschickt, ich glaube, Leander wär die ganze Zeit an meinem Bett sitzen geblieben und hätte über mich gewacht wie ein Hund.“
    Sie musste kurz lächeln, bis ein anderer Schmerz sie wieder durchzuckte. Leander hatte sie verraten. Der einzige, dem sie alles anvertraut hatte. “Und er hat mich wirklich verraten?“ fragte sie noch einmal leise und irgendwie hoffte sie, dass es doch jemand anderes gewesen wäre. Egal wer.

  • Caius sah sie einen Moment verwirrt an. Wieso sollte er denn ihr sauer sein? Das ergab ja gar keinen Sinn?
    »Nein«, sagte er deswegen recht schnell.
    »Ich bin nur etwas traurig, dass du mir nichts gesagt hast und einfach diesem Milchbubi alles erzählt hast. Ich mein... Ich hätte dir auch geholfen. Irgendwie, meine ich.« Caius wusste ja nicht, dass es eigentlich andersrum gewesen war und Crios Axilla erzählt hatte, was mit ihr los war. Er verstand auch den prüfenden Blick nicht so ganz, den Axilla ihm daraufhin zuwarf. Zweifelte sie an seiner Ehrlichkeit, dass er das nicht nur deswegen fragte, weil es ihm unendlich leid tat, dass sie seinetwegen so viel ertragen hatte?


    Caius drückte Axilla tröstend an sich.
    »Dieser blöde ianitor wollte mich einfach nicht zu dir lassen, sonst wär ich gekommen«, sagte er. Er hätte versucht, es irgendwie leichter zu machen für sie. Caius vermied dabei tunlichst, darüber nachzudenken was er gemacht hätte, wenn Axilla ihm vor der Abtreibung bescheid gesagt hätte. Das wusste er nämlich nicht auf Anhieb, und er wollte auch besser nicht darüber nachdenken. Machte ja eh keinen Sinn (mehr).
    »Also, nach dem was Katander erzählt hat, waren sie beide ziemlich besoffen. Er wollte es mir auch erst wohl nicht sagen. Also, Katander. Und dein Sklave hat es ihm eigentlich auch nicht sagen wollen. Hm... Sei nicht sauer auf ihn. Es ist doch nicht schlimm, dass ich das weiß. Ich erzähl es niemandem.« Caius küsste Axilla flüchtig auf die Stirn.
    »Kannst du schon wieder aufstehen? Warum haben die dich eigentlich hierher verbannt?« fragte er sie dann und sah sich argwöhnisch in der Bücherhölle um.

  • Wen meinte Archias denn mit Milchbubi? Leander? Jemand anderem hatte sie es ja gar nicht erzählt, sie wusste es ja auch selber noch gar nicht so lange. Statt einer Antwort kuschelte sie sich noch ein wenig mehr an ihn und war einfach froh, dass er nicht böse auf sie war.
    “Ja, Araros hat es mir erzählt, dass du zu mir wolltest. Aber... ich bin froh, dass du jetzt da bist.“ Axilla war sich ziemlich sicher, dass sie nicht gewollt hätte, dass Archias sie so gesehen hätte. Sie war jetzt immernoch etwas blass und zittrig, aber es ging ihr schon bedeutend besser. So konnte sie sich über Archias Besuch freuen. Aber wenn er gesehen hätte, wie sie dalag, Opium gegen die Schmerzen im Körper, mehr schlafend als wach... nein, das hätte sie ihm nicht zumuten wollen. Wenn sie den Schmerz dann in seinen Augen gesehen hätte, das wäre zu viel für sie. Sie war ganz froh, dass Araros ihn nicht zu ihr gelassen hatte, wenngleich seine Nähe ihr gut getan hätte.
    Dass Leander das nicht mit Absicht, sondern im Suff gemacht hatte, milderte den Schmerz ein klein wenig, aber ausradieren konnte es ihn nicht. Axilla hätte nie, nie, NIE geglaubt, dass ihm sowas auch nur unter Folter hätte herausrutschen können, und jetzt... Jetzt wusste Archias etwas, das sie eigentlich mit ins Grab hatte nehmen wollen.
    Nun also würde es ein Geheimnis zwischen ihnen beiden sein – plus Leander und Katander. Er hatte gesagt, er würde es nicht weitersagen, was ja auch Seiana mit einschloss, und Axilla war erleichtert. Sie würde seine Hochzeit nicht ruinieren, er würde ihr deswegen nicht nachtragend sein. Alles würde sein, als wäre es nie passiert. Naja, zumindest fast.
    Als er dann aber meinte, sie sei hierher verbannt worden, sah sie ihn doch nochmal an. “Wieso verbannt? Ich wollte hier her. Für den Garten ist es zu kalt, und ich wollt doch nicht die ganze Zeit in meinem Bett rumliegen und mich bemitleiden lassen. Neeeee. Wenn ich schon nicht viel machen kann, dann les ich wenigstens was. Sonst sterb ich ja vor Langeweile, wenn ich nur die Decke anstarren kann.“ Axilla lächelte ihn an. Verbannt, irgendwie schon lustig. Sie hatte kämpfen müssen, dass sie hier ihr zweites Lager bekommen hatte. “Mit dem Laufen geht schon wieder ganz gut, nur nicht so weit, dann geht mir die Kraft aus. Aber ich fühl mich eigentlich schon wieder ganz fit. Nach den Parentalia würd ich auch wieder arbeiten kommen. Also... wenn du das noch magst, heißt das.“

  • Caius grinste zufrieden und hielt Axilla wortlos weiter fest. Er konnte gar nicht verstehen, warum dieser Alte ihn nicht hereingelassen hatte. Er hätte doch nichts gemacht, außer eben da zu sein und Axilla anzuschauen. Und vielleicht neben ihrem Bett zu sitzen. Er konnte nicht verstehen, dass man ihm das verwehrt hatte. Allerdings glaubten hier auch nur alle, dass er ihr Arbeitgeber und ein guter Freund war, nichts weiter. Wenn er so daran dachte, dann konne er zumindest ein ganz klein wenig verstehen, warum er Axilla nicht hatte besuchen dürfen.


    Bei ihrer Erklärung zur Verbannung dann musste Caius in sich reingrinsen. Er hätte sich lieber bemitleiden lassen als zu lesen. Wie unterschiedlich sie doch waren. Naja, zumindest in Bezug auf diese Angelegenheit.
    »Du liest ganz gerne, was? Bestimmt kannst du deshalb so gut dichten.« Er erinenrte sich an Alexandrien. Und dann viel ihm sein stümperhaftes Gedicht wieder ein und er bekam langsam rote Ohren.
    »Ähm. Das... Gedicht war nicht so der Brüller, ich weiß«, bemerkte er und zuckte mit den Schultern.
    »Sag mal, du magst doch Blumen, oder?« fragte er dann prüfend. Nicht etwa, weil er ihr welche geschickt hatte, sondern weil er was anderes im Hinterkopf hatte. Aber das verriet er Axilla natürlich noch nicht.


    »Jaja, mach dir mal keine Sorgen... Ich hab keinen Ersatz für dich. Im Gegenteil, ich hab einen Berg Arbeit und eine schlechte Neuigkeit. Aber das hat noch zeit, das kann noch warten. Du musst jetzt erstmal wieder einigermaßen zu Kräften kommen. Solange halte ich das schon noch aus.« Ihm wurde klar, wie sie das verstehen konnte, und die Ohren wurden noch röter.
    »Äh, wegen der Arbeit, mein ich.«

  • Ja, Axilla las wirklich gerne. Es gab nur zwei Dinge, die ihrem Geist manchmal etwas Ruhe brachten. Das eine war, draußen zu sein, zu laufen, zu klettern, zu reiten, sich zu bewegen, bis jeder Muskel schmerzte und man nur noch fühlte, dass man frei war. Und das andere waren Bücher, die Axilla in andere Welten entführten, in der sie nicht über das hier und jetzt oder ihre eigene Vergangenheit nachdenken musste.
    “Also, ich fand es unheimlich süß. Mir hat noch nie jemand ein Gedicht geschrieben“, gestand sie Archias offen und ehrlich. Es hatte sie wirklich sehr gerührt, es zu lesen, und auch, wenn sie jetzt den ganzen Hintergrund kannte und wusste, dass es war, weil er von ihrer Schwangerschaft wusste, fand sie es immernoch unheimlich süß von ihm.
    Bei der Blumenfrage aber zog sie skeptisch die Stirn ein wenig kraus. “Ja, ich mag Blumen sehr gerne. Die sind auch wirklich hübsch, die du mir geschenkt hast. Araros schimpft die ganze Zeit wegen der Blüten, murmelt immer irgendwas von wegen und Flora-Tempel, aber der soll ruhig meckern. Ich find sie wirklich wunderschön.“
    Und wie zum Beweis strich Axilla einmal ganz vorsichtig über die feinen Blüten, die neben ihr und Archias lagen. Axilla hatte keine Ahnung, was für Blumen das waren, aber sie waren sehr hübsch. “Als Kind hab ich immer auf den Feldern ganz viele Blumen gepflückt und dann abends mit heim gebracht und verschenkt, damit ich keine Schimpfe kriege“, erinnerte sie sich lächelnd und schaute Archias dann wieder strahlend an. Es tat gut, so ein wenig von den schwermütigen Themen abzukommen.


    Doch was er dann zur Arbeit und auch sonst sagte, ließ sie noch einmal stutzen. Dass er es noch so lange aushalten würde, bescherte ihr einen Satz rote Ohren, denn natürlich fasste Axilla es anders auf, erst recht, als er es relativierte. Kurz fragte sie sich, wie es denn bei ihr überhaupt war. Würde sie es ab jetzt aushalten, nur mit ihm befreundet zu sein und für ihm zu arbeiten, ohne hin und wieder mal seine Lippen zu fühlen? Es musste, das wusste Axilla, aber... nein, sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken.
    “Was denn für eine schlechte Neuigkeit?“ hakte sie gleich nach, weil sie neugierig war. “Und meine Kräfte kommen schon zurück, keine Sorge. Um ehrlich zu sein, mir ist jetzt schon ziemlich langweilig, weil ich nicht wirklich was zu tun hab.“

  • »Bona Dea«, machte Caius leise. Sie fand ihn süß! Er sah sie entsetzt an und beschloss, umgehend abzulenken. Süß!
    »Tja, ich muss wohl noch üben. Äh, freut mich, wenn dir die Blumen gefallen.« Er hatte sie nicht selber ausgesucht, nur die ersten und die hier, die nun neben Axilla lagen und stumm nach Wasser schrien. Und natürlich hatte auch Caius keine Ahnung, was das für Blumen waren. Bei dem Gedanken an einen Floratempel musste er aber breit grinsen.
    »Fehlt nur noch ein Kultbild«, bemerkte er und traf damit den Gedankengang des ianitors unwissentlich ziemlich genau. Er betrachtete Axilla, wie sie die Blumen beinahe liebevoll streichelte. Caius wurde kurz nachdenklich, blinzelte dann aber die Gedanken beiseite und schmunzelte.
    »Kann ich mir vorstellen, auch wenn ich nicht wusste, wie dir jemals jemand sauer sein könnte«, erwiderte er leicht lächelnd.


    Caius schien Erfolg gehabt zu haben mit seinem Ablenkungsmanöver, denn immerhin ging Axilla nicht drauf ein und hatte das ganz bestimmt also nicht falsch verstanden. Puh, nochmal Glück gehabt und dem Fettnapf rechtzeitig ausgewichen... Er sollte auriga werden, überlegte er. Langsam konnte er die Schlaglöcher gerade noch rechtzeitig umfahren. Als Axilla nach seiner schlechten Nachricht fragte, sah er sie an, als hätte er Zahnschmerzen. Dann zog er eine Grimasse und seufzte. Sie war eben totneugierig, er hätte erst gar nicht davon anfangen sollen. Naja.
    »Tja also, wie es scheint, hat sich der Verwalter in Ägypten aus dem Staub gemacht. Das wär ja noch nicht mal sonderlich schlimm, ich war eh unzufrieden in der letzten Zeit. Blöderweise hat er aber wohl alles mitgenommen an Knete, was nicht niet- und nagelfest war. Und das Schiff, mit dem ich mein Zeug nach Rom liefere.« Caius sah Axilla geprellt an und ließ die Schultern hängen.
    »Das weiß ich seit vorgestern.«

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