Patrizier unter'm Volk

  • Gekleidet in einer eleganten Tunika war Publius zu den Märkten aufgebrochen, um sich einen Überblick über die Ware zu verschaffen und insbesondere nach einem geeigneten Leibsklaven Ausschau zu halten. Natürlich hatte er sich nicht einfach so unter's Volk gemischt, sondern hatte zuvor zwei Diener des Hauses ausgewählt ihn auf seinem Marktbummel zu begleiten. Man konnte in Rom nie sicher sein, welches Gesindel sich selbst am Nachmittag durch die überfüllten Straßen trieb. Tagelöhner hier, ein paar Verbrecher da. Imbrex kannte keine Großstadt, die ein sicheres Pflaster für Männer wie ihn war, war ihm seine aristokratische Abstammung immerhin nahezu ins Gesicht geschrieben. Warum sollte dann die größte Stadt des Imperiums, beisspiellos reich an Einwohnern, von solchem Gesindel verschont bleiben? Ganz klar, ein Widerspruch in sich, was den Aurelier auch dazu bewegte auf dem Mercatus Urbis nun mit Geleitschutz aufzutreten.


    Imbrex machte keinen Hehl daraus, dass er sich im gesellschaftlichen Rang ganz klar über den einfachen Plebejern stellte und verhielt sich dementsprechend auch nicht gerade unauffällig. Seine beiden Leibsklaven räumten nahezu jeden Störenfried wortwörtlich aus dem Weg und schafften so ihrem Herren einen Weg durch die Menschenmassen. Die Aufmerksamkeit des Pöbels hatte Publius durch das Auftreten seiner Sklaven schon nach den ersten Metern ohne Probleme gewonnen. Gut, soll sich die Bürgerschaft mein Gesicht nur merken, dachte Imbrex. Denn wenn er seine Ziele in ferner Zukunft erreicht hatte, würde er die Unterstützung des Volkes benötigen um seinen Status zu halten. Jeder gute Staatsmann benötigte die Zustimmung des Volkes, um etwas zu verändern, meist zu seinen eigenen Gunsten. Das Volk war manipulierbar und es war groß, zwei Faktoren die ihre Existenz in Imbrex' Augen wesentlich prägten. Gäbe es nur Männer wie ihn, die für das politische Geschäft bestimmt waren, so gäbe es niemanden dem die politischen Entscheidungen jener zuteil kommen würden.


    Als erstes hielt Imbrex mit seinen Sklaven bei einem der Sklavenstände an. Mit vor der Brust verschränkten Armen ließ er seinen Blick über die 'Ware' schweifen und beäugte jeden einzelnen. Kinder, Alte, Gebrochene, aber nichts was für ihn von Interesse war. Publius suchte einen Sklaven, den er mit umfassenden Diensten betrauen konnte. Er sollte natürlich flüssig schreiben und lesen können und später sowohl Boten- als auch Verwaltungsdienste für seinen Herren erledigen können. Der Sklavenhändler hatte den Aurelier schon nach wenigen Sekunden erkannt und Bares nahezu gerochen. Imbrex winkte eilig ab und wendete sich zu seinen Sklaven.


    "Nein...nein. Hier finde ich nichts. Wir gehen noch zum nächsten Stand...vielleicht ist heute auch nicht der richtige Tag."


    Die Sklaven nickten ohne Worte und folgten Publius dann wieder. Immer wieder fiel der Blick des Aurelius auf die verschiedenen Stände, während er versuchte sich durch die belebte Masse zu kämpfen.


    Sim-Off:

    Reserviert. ;)

  • Am Morgen war Vera noch länger im Bett geblieben und hatte zugesehen als die Vorhänge vor den Fenstern zurück gezogen wurden. Ausnahmsweise war es diesmal blaue Himmel und eine milde Briese die durch die geöffneten Fenster in ihr Zimmer kamen.
    Tagelang hatte es geregnet, grau war der Himmel und immer düsterer wurde ihre Stimmung. Die hatte so mancher im Haus ertragen müssen und auch so mancher Gegenstand der Villa landete, von seiner Seiten aus betrachtet, ungewollt an der Wand. Nichts konnte man ihr recht machen und langsam traute sich kaum noch einer der Haussklaven in ihre Nähe, nur noch Serafina, ihre junge Leibsklavin, konnte mit den Launen ihrer jungen Herrin umgehen.
    An diesem Morgen war aber alles anders.
    Die Sonne schien und es war mild in Rom. Vera hatte sich sehr gut von ihrer langen Krankheit erholt und die Ärzte hatten ihr auch erlaubt das Haus zu verlassen. Nur etwas schonen sollte sie sich noch, nicht das sie erneut krank wurde.
    Vor ein paar Tagen hatte sie auch am Hausalter der Flavia geopfert und den Göttern für ihre Genesung gedankt.
    Heute aber wollte sie endlich wieder das Haus verlassen. Sie wollte unter Menschen, das lebendige Treiben auf den Straßen erleben und einfach das leben genießen.


    Zwei kräftige Haussklaven trugen ihre Sänfte durch die Straßen und Serafina und ein kleiner Junge liefen hinterher. Der Junge sollte später bei der Sänfte bleiben während die beiden Nubier Vera auf die Märkte zum Schutz begleiteten. Inzwischen hatte Serafina, die ihrer Herrin kaum von der Seite wich, einige kleine Päckchen zu tragen und die beiden Sklave sahen aus wie vollbepackte Lastesel.
    Etwas mürrisch schaute sie sich ihr Gefolge an.
    „Serafina, schick jemanden zur Villa das er die Sachen abliefert. Wie soll ich später nachhause kommen wenn die zwei da so beladen sind.“
    Vera drehte sich wieder ab und besah sich das Angebot eines Händlers solange sich ihre Sklavin darum kümmerte, dass ein Lastenträger die Einkäufe ihrer Herrin zur Villa Flavia Felix brachte.
    Etwas Unruhe machte sich in der unmittelbaren Umgebung Veras breit als ein Patricia, in Begleitung seiner eigenen Sklaven, sich Platz durch das Volk verschaffte. Es gab etwas Gemurre aber am Schluss machte doch jeder ihm Platz.
    Doch dann stolperte jemand und stieß ein Fass mit Äpfeln um. Diese kullerten über die Straße, der Händler zeterte laut und schimpfte doch für den Rest der Römer war es ein willkommenes Vergnügen.
    Das wirkliche Unglück blieb jedoch erstmal verborgen, den das umgestürzte Fass war in eine große Pfütze gestürzt und hatte weit um sich herum so einiges mit brauner Brühe bespritzt. So auch Veras Füße und den Saum ihrer blütenweißen Tunika. Vera schrei vor Schreck auf und machte einen Satz zur Seite, sah an sich herunter und wirbelte herum um sich umzusehen wer dafür zur Verantwortung zu ziehen sei. Zornesröte machte sich auf ihrem noch blassen Gesicht breit und ihre grauen Augen blitzen auf. „ Kannst du unfähiger Kameltreiber nicht aufpassen“ fauchte sie den erst besten an ohne darauf zu achten das der Mann, der vor ihr stand und wahrlich für das ganze mitverantwortlich war, niemals auch nur in betracht ziehen würde so ein Tier anzutreiben, wenn er überhaupt wusste wovon Vera sprach.
    Vera beugte sich etwas vor um das, nun wirklich nicht große Unglück auf ihren Sandalen mit dem kleinen Mond der Patricia und ihrem Saum zu beseitigen. Sie murmelte dabei noch ein paar weiter unflätige Beschimpfungen vor sich hin.
    Serafina war inzwischen zu ihr geeilt und strich jetzt die Hände ihrer Herrin weg um sich selbst um das Missgeschick zu kümmern. „Herrin, du sollst dich doch nicht so aufregen. Denk an deine Gesundheit, nicht das du gleich wieder einen Rückfall bekommst.“ versuchte Sie sie zu beruhigen. Vera richtete sich wieder zu ihrer vollen Größe auf und betrachtete jetzt den Mann vor sich genauer.

  • Völlig ungeachtet der Verwirrung, die seine Sklaven auf dem Weg durch den Markt stifteten, marschierte Publius weiter. Er blendete seine Umgebung aus und richtete sein Augenmerk ganz und gar auf sein Ziel, den Kauf eines Sklaven. Natürlich nur so lange, bis dieser Taugenichts von Sklave einen der Bürger in ein Fass schubste und der Händler laut aufschrie. Publius schüttelte den Kopf, war sich aber um jedes Wort zu schade. Sklaven..., dachte er für sich. Selbst zu dumm für den einfachsten Dienst der Welt. Erst nach wenigen Sekunden entdeckte er das Ausmaß des Aufruhrs, dass seine Leibsklaven angerichtet hatten. Das Fass war in eine riesige Pfütze gefallen, die in diesen Tagen keine Seltenheit war. Immerhin waren die letzten Tage und Wochen von herbstlichem Wetter geprägt und es hatte viel geregnet. Die Folge der Aktion seiner Diener war recht eindeutig. Die betroffenen Männer, sowie der Händler meinten Publius nun für sein arrogantes Auftreten richten zu können, die betroffenen Frauen brachten ihre Missbilligung mit empörten Blicken zum Ausdruck. Nur eine einzige stach dabei aus der Masse, nicht nur der Kleidung wegen. Die junge Dame schrie laut auf und beschwerte sich lautstark über die Tollpatschigkeit von Imbrex' Sklaven. Es war gut möglich, dass die Flavia dem Aurelier auch nur deshalb auffiel, weil sie direkt vor ihm stand. Allerdings hatte Publius ein Auge für Menschen und besaß trotz seines abgeschotteten Lebens auf Sardinien und in Griechenland eine gute Menschenkenntnis. Hier stand ohne Zweifel eine Patrizierin oder zumindest eine Senatorentochter vor ihm. Dass sie eine Sklavin bei sich hatte unterstrich Publius' Vermutungen. Auf die Beschimpfung der Flavia, die seinem Stand in keinster Weise würdig war, reagierte der Aurelius mit einem amüsierten Lächeln.


    "Ganz ruhig, schöne Dame. Entschuldigt das tollpatschige Verhalten meiner Sklaven...man kann sich auch auf nichts mehr verlassen", versuchte er die Lage zunächst zu beschwichtigen. Sein charmantes Lächeln wich dabei nicht von seinem Gesicht. Er wusste wie er Menschen um den Finger wickeln konnte, insbesondere Frauen.


    "Aber lass es mich gut machen. Du darfst dir eine neue Tunika auf meine Kosten aussuchen", offerierte Publius der Dame nun. Natürlich hatte er auch seine Hintergedanken und versuchte seine erste weibliche Bekanntschaft in Rom in ein Gespräch zu verwickeln.


    "Wie unhöflich mich nicht vorzustellen. Ich bin Publius Aurelius Imbrex, Sohn des Aurelius Galerianus und Enkel des ehemaligen Senators Aurelius Crassus."


    Dass er seinen Großvater in Einklang mit seinem Vater nannte hatte seine Gründe. Das Leben des Galerianus verlief eher minder beeindruckend, weswegen Publius sich lieber mit seinem Großvater Claudius Aurelius Crassus identfizierte, war dieser doch ein ehrenhafter und angesehener Staatsdiener. Die restlichen empörten Menschen um ihn hatte Imbrex nun vollends ausgeblendet, während er mit Vera sprach. Die Menschen erkannten, dass es sinnlos war sich weiter aufzuregen und wichen von Ort und Stelle. Der Händler hatte Imbrex' Worte mitverfolgt und würde ihm beim erwarteten Tunikakauf wohl einen extra hohen Preis stellen.

  • Vera lies ihren Blick prüfend über den Mann gleiten. Sein lächeln nahm sie gleich gefangen aber im nächsten Augenblick und dem zweiten Satz von ihm erinnerte sie recht schnell wer sie war.
    Ein Aurelia also und ER wollte IHR eine neue Tunika kaufen? Wer war sie sie denn, dass sie sich von einem Fremden einfach so etwas kaufen lassen würde, als ob sie nicht selbst Geld genug hätte. Was ja deutlich die vollbepackten Sklaven bewiesen, die gerade fertig geworden waren ihre Päckchen und Pakete, Rollen an Stoffen und sonstigen Einkäufe auf den Lastenträger zu verteilen der sich dann eiligst auf den Weg zur Villa Flavia Felix machte.
    Vera winkte ab. „Sehr erfreut Publius Aurelius Imbrex doch lass es gut sein, es ist ja im Grunde nichts passiert. Ich bin Flavia Vera und im Notfall kann ich mit eine Tunika gerade noch selbst leisten.“ Echte flavische Arroganz tropfte aus ihren Worten, den sie ärgerte sich wirklich über das Angebot, auch wenn es sicherlich gut gemeint war.
    „Was gehe ich auch bei diesem Wetter aus dem Haus und dränge mich unter das Volk. Ich hätte ja in der Villa Flavia Felix bleiben können und mich weiter zutode langweilen.“ Und hätte dabei auch noch versäumt so einen attraktiven Man zu treffen, dachte sie sich nach ihrem abschätzenden Blicken.
    „Du bist aber sicher in eile und ich will dich nicht länger aufhalten“ was sie doch gerne getan hätte, denn ihre Erfahrung mit den Männern in Rom war noch gering um nicht zu sagen gar nicht vorhanden. Vera drehte sich nun von ihm weg um sich erneut das Angebot des Händlers anzusehen doch dabei verhedderte sich ihre Palla, rutschte ihr von den frisierten Harren und gab ihre Locken frei. Sie kam ins straucheln und fiel ihm direkt iingeöffnete Arme. Entsetzt sah sie zu ihm auf und direkt in seine Augen. War das nun eine Schwäche ihrer gerade überstandenen Krankheit oder etwas anderes das sie zu diesem, doch geschickten, Sturz brachte?

  • Eine Flavia also, ganz nach seinem Geschmack. Schon ihre ersten Worte bewiesen, dass sie genauso standesbewusst war wie er selbst. Publius hatte erwartet, dass sie sein Angebot ausschlagen würde, lag er mit seiner Vermutung, sie sei eine Patrizierin oder eine Senatorentochter immerhin richtig. Noch dazu hatte sie einen gewissen Schneid, den Publius bei jeder Frau suchte.


    "Oh, natürlich", meinte er mit einem süffisanten Lächeln.


    "Dennoch ist es mir eine Freude deine Bekanntschaft zu machen", fügte er hinzu. Er war sich bereits jetzt sicher Vera nicht allzu schnell aufzugeben. Er musste sie kennenlernen. Dass die Flavia sich in ihrer Villa langweilte war wohl verständlich, allerdings genauso natürlich. Die Frau war nun einmal weder für hohe körperliche Dienste, noch für gesellschaftliche Dienste wie das Staatswesen geeignet, insbesondere Patrizierinnen. Die einzige Möglichkeit dem Alltag einer Adligen zu entfliehen war wohl der Dienst im Cultus Deorum, der Ansehen und zugleich Abwechslung brachte. Doch nicht jeder war dafür geschaffen und nicht jeder Mann wollte seine Frau aus dem Haus lassen. Wie Publius dazu stand würde sich in den nächsten Jahren sicher herausstellen.


    Dass die Flavia nun die Schuld auf sich nahm verwunderte den Aurelier. Eine Patrizierin, die sich selbst in Verantwortung nimmt? Eine seltener Anblick doch gleichzeitig ein durchaus interessanter. Was wollte Imbrex schon mit einseitigen, berechenbaren Frauen, die er in seinem bisherigen Leben zur Genüge kennen gelernt hatte. Er suchte eine Frau, die intelligent und vielseitig genug war ihn zu überraschen. Überraschen war das richtige Stichwort, denn genau dies beabsichtigte sie mehr oder minder im nächsten Moment zu tun. Ihre Palla verhedderte sich, sie fiel nach hinten und Imbrex reagierte. Passender hätte es aus seiner Sicht wohl nicht kommen können. Er hielt sie im nächsten Moment in Armen und blickte mit einem amüsierten Lächeln zu ihr hinunter.


    "So schnell scheinen sich unsere Wege nicht zu trennen."


    Noch immer hielt er sie in seinen Armen und blickte in ihr venusgleiches Gesicht. Ihr Antlitz hatte den Aurelier sofort gefesselt. Umso mehr war Publius nun auf Veras weitere Reaktion gespannt.

  • Ein Marktbummel war ganz und gar nicht die Sache von Lepidus. Zum einen war es eine Kunst mit seiner ganzen Gefolgschaft heil durchzukommen zum anderen hatten die Beutelschneider in solch konzentrierten Menschenmassen Hochkonjunktur. Außerdem fand er, das dies einfach die Arbeit der Hausangestellten war.
    Lepidus ließ sich breitschlagen und hatte trotz seiner vorherigen Dementis und offen bekennenden Abneigungen den Mercatus betreten. Die Hand sicher am Geld und von einer handvoll Sklaven umringt wurde auch noch zum Unmut von Lepidus jeder Stand abgeklingelt.
    Die Falten auf Lepidus´ Stirn verdeutlichten seinen Gemütszustand.
    Der Sklavenmarkt wäre wohl noch das interessanteste, wo sogar Lepidus für einen Moment verharren würde. Da war er wieder. Protogenes, der Halsabschneider. Keiner wusste so recht, wie dieser man sein Leben bestreiten konnte. Irgendwie hatte dieser es von ganz unten aus einer Gladiatorenschule bis hierher, seinem eigenen Stand geschafft. Und jetzt verhökerte er selber Sklaven. Doch meist nur das, was die anderen Händler nicht los wurden.
    Lepidus blieb seitlich des Standes stehen und beobachtete das Treiben mit einem leichten Kopfschütteln.
    Die Ware, die dieser Protogenes heute wieder anbot, spottete jeder Beschreibung. Hatte man einen Sklaven erworben, musste man Glück haben, ihn noch lebend nach Hause zu bringen. man erzählte, manch einem sei der Neuerwerb auf dem Weg in die Familienunterkunft zusammengebrochen und nie wieder aufgestanden.
    Doch einen kleinen Schwenk neben mir war ein viel interessanteres Schauspiel zu erleben.
    Eine handvoll tollpatschiger Sklaven hatten hier die Ausgangskleidung einer Patrizierin auf dem Gewissen. Lepidus schmunzelte innerlich. War schon das Angebot des Sklavenhändlers weniger Attraktiv, dafür die Szene neben Lepidus sam der Patrizierin umso mehr.
    Lepidus beschloss, dies im Auge zu behalten. Jetzt, wo er schon mal hier war.
    Zum krönenden Abschluß folgte noch eine Szene, die im Theatrum Marcelli nicht besser hätte dargestellt werden können. Sie warf sich, gewollt oder aufgrund der Palla, die sich selbständig gemacht hatte, ihrem nebenan in die Arme. Eine göttliche Vorstellung, dachte ich mir und schmunzelte.

  • Oh Vera was treibst du da nun wieder, einfach in aller Öffentlichkeit einem fremden Mann in die Arme fallen, schämst du dich nicht, schimpfte sie sich im stillen wobei sie schon etwas stolz auf sich war wie gut sie den Fall hinbekommen hatte, sie hätte ja auch im Dreck zu seinen Füßen landen können.
    Erbost über diese Vorstellung löste sie sich eilig aus seinen Armen und funkelte ihn an. Wie konnte er es wagen sie zu berühren, so vor allen Augen.
    „Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele.“ Zitierte sie leise vor sich hin Plato, wobei sie es nicht wirklich so ernst meinte. Denn der Aurelia war kein unattraktiver Mann.
    Schnell machte sie sich aus seinen Armen frei und trat sogar etwas zurück. Die vereinzelten Blick, ob offen oder versteckt, ließen sie leicht erröten und wenn sie auch sonst gerne im Mittelpunkt stand, jetzt passte ihr das gar nicht.
    Sie wirbelte erneut herum, jetzt rutschte ihre Palla vollständig von ihren Kopf und ihren Schultern und landete in Dreck, vor ein paar Sandalen.
    Sie wollte doch das ganze im Griff haben und irgendwie lief gerade alles aus dem Ruder.
    Etwas unsicher strich sie sich eine gelöste Locke aus der Stirn.

  • Lepidus trat einen Schritt näher und beobachtete, wie sich die Patrizierin aus den Armen des Gegenüber, durch dessen Sklaven diese Sache überhaupt angefangen hatte löste, ihre Palla sich nun vollends selbstständig machte und im Staube der Straße lag.
    Einer der Sklaven von Lepidus, welcher diesmal mitdachte, reagierte als erster und griff die Palla und übergab sie umgehend Lepidus.
    Lepidus trat nun an die Patrizierin heran, streckte den Arm aus, an dem Ende sich die Palla in der Hand befand.


    "Ich glaube das gehört dir!"


    Meinte Lepidus trocken und lächelte sie an.

  • Vera sah sich das Stück Stoff an, das jetzt mehr als verschmutzt war. Serafina griff nach ihm und schüttelte sie aus. „Danke Herr.“ Murmelte das Mädchen leise und befreite die Palla von den größten Flecken um sie dann ihrer Herrin wieder umzulegen.
    Vera betrachtete solange den Mann vor sich. Sie hätte nicht gedacht das dieser morgen so ereignisreich verlaufen würde. Mit einer herrischen Handbewegung wischte sie die verschmutzte Palla von sich. „Besorge mir eine neue“ herrschte sie das Mädchen an, das auch sofort im Getümmel verschwand um den Auftrag zu erfüllen.
    „Ich befürchte, wenn es so weiter geht muss ich mich nochganz neu einkleiden heute. Ich bin Flavia Vera, dies Publius Aurelius Imbrex. Auch er sorgt wohl heute für gute Umsätze unter den Tuchhändlern.“
    Vera sah sich um nach dem Mädchen, denn jetzt so ganz ohne den Schutz ihrer Palla wurde es ihr etwas kühl um die Arme doch da kam sie schon wieder mit einer hellblauen Pella über dem Arm. Vera verzog etwas das Gesicht aber sie nahm sie und drapiere sie über ihren Haaren und Schultern.
    Vera lachte jetzt beide Männer an, irgendwie fand sie langsam das ganze nur noch spaßig.
    „Und was muss jetzt noch ersetzt werden?“ fragte sie beide provozierend.

  • Distanziert warf Publius einen Seitenblick zu Quintus hinüber. Er ließ sich nicht anmerken, dass er unbegeistert über dasplötzliche Erscheinen des Claudiers war, wusste er immerhin noch nicht von welcher Abstammung er war. Würde es sich um einen einfachen Plebejer handeln würde Imbrex ihn wohl für sein unverschämtes Eingreifen vor aller Öffentlichkeit tadeln. Was fiel diesem Mann nur ein einfach dazwischenzufunken. Er hatte sich - natürlich mit großem Einfluss von Vera - eine gute Position erarbeitet, um mit der Flavia weiter ins Gespräch zu kommen. Um seine Stellung entsprechend zu unterstreichen wartete Imbrex ab bis sich Lepidus vorstellen würde. Währenddessen sah der Aurelier wieder zurück zu Vera, die sich ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte.


    "Gute Frage", meinte der Aurelier neutral. "Der unverschämte Andere" hätte er beinahe gesagt. Naja, vielleicht würde es ja sogar noch amüsant werden. Eine kleine Konkurrenz konnte nicht schaden, unter der Bedingung dass Lepidus eine solche darstellte. So würde Imbrex nur noch verharrter darin sein seine vermeintlichen Ziele zu erreichen. Während er seine Zurückhaltung mit einem freundlichen, aber nicht aufdringlichen Lächeln in Richtung Vera wahrte, wartete er auf eine Erklärung des Claudiers.

  • "Sehr erfreut." Entgegnete Lepidus der Patrizierin, welche sich als Flavia zu erkennen gab. "Mein Name ist Claudius Lepidus, Sohn des Marcus Claudius Constantius." So gab sich Lepidus zu erkennen und blickte zu dem Nebenmann, welchen ihn Flavia Vera, so hieß die Gute, Lepidus vorstellte. "Ein Aurelier also! Sehr erfreut." Gab sich Lepidus widerwillig zu einer freundlichen Geste hin. Der Aurelier machte auf Lepidus denn Eindruck, als sei er unerwünscht. Doch diesen Gedanken wischte er ganz schnell beiseite. Wo kämen wir denn da hin.


    Was ersetzt werden sollte, fragte Flavia Vera schelmisch. Lepidus kniff ein Auge zu und erfasste die Situation gedankenschnell. "Meiner Ansicht nach, kannst du so unmöglich in der Öffentlichkeit auftreten." Das sicher nicht das Kompliment, was Flavia Vera in diesem Moment hören wollte, doch eine Frau ihres Standes konnte man unmöglich in solch verbrauchter Kleidung einfach so stehen lassen.
    Lepidus deutete auf den Ausgang des Marktes. "Da vorn ist meine Sänfte, sie wird dich sicher nach Hause bringen. Dort kannst du dich umziehen und frisch machen."
    Dies war sicher nur ein Angebot. Lepidus würde sich in solch zerschlissener Kleidung nicht wohlfühlen.

  • Oh nein, was bildeten sich die Kerle in Rom nur ein. Der eine wollte ihr gleich eine neue Tunika kaufen und der nächste dachte sie sei zu Fuß hier? Was hielten die nur von ihr. Veras Augen blitzen wütend und erbost auf. Es stimmte schon, so wie sie jetzt aussah hatte sie nicht mehr viel Lust auf Einkäufe und wer weis von wem noch beleidigt zu werden. Arrogant hob sie die Nase und etwas spitz antwortete sie ihm. „Danke für das Angebot, doch am Ende würde man mir noch die Sänfte stehlen wenn ich mit einer fremden nachhause komme. Doch mit einem hast du Recht, so kann ich mich wirklich nicht mehr zeigen.“ Sie wand sich nun an Aurelius Imbrex. „Wärst du so freundlich, aber nur wenn es deine Zeit zulässt, mich zu meiner Sänfte zu begleitet?“
    Sie lies jetzt ganz außer Acht das vor ein paar Minuten sie noch auf ihn sauer war, weil er ihr erstens die Tunika verschmutzt hatte, ihr im Prinzip Geld anbot und dann noch so unverschämt war das er sie berührt hatte. Beim letzteren wäre es noch viel schlimmer gewesen hätte er nicht, doch das ganze war jetzt absolut in den Hintergrund geraten im Angesicht Lepidus’ Anmaßung. Vera liebte dieses Spiel, wenn jetzt einer von beiden beleidigt sein würde, würde sie ihn schneller vergessen als er mit den Augen klimpert.

  • Dass Vera ganz nach Patrizierart keine Hilfe von Fremden annahm, bestätigte sich auch wieder in Lepidus' Vorschlag. Es wäre allerdings übertrieben zu sagen, dass Imbrex den Claudier gerne davor gewarnt hätte. Er sollte ruhig gegen die Wand laufen. Auszuschließen ist allerdings nicht, dass Publius Quintus positiver gegenüberstehen würde, wäre dieser nicht in einem solch ungünstigen Moment und auf diese Art und Weise erschienen. Überrascht aber gleichzeitig zufrieden über Veras unerwarteten Vorschlag wendete der Aurelius seinen Blick wieder zur Flavia.


    "Gerne."


    Natürlich würde er versuchen sie noch in ein kleines Gespräch einzubinden, doch würde er dafür noch warten, bis der Claudier in ausreichender Entfernung war um nicht mehr dazwischenfunken zu können. Publius hob seine rechte Hand leicht an und deutete in Richtung Sänfte. Das war das Zeichen, dass sie vorgehen sollte. Immerhin war der Markt noch genauso überfüllt wie vor dem Spektakel. Dementsprechend schwierig war es auch sich nebeneinander oder in größeren Gruppen einen Weg durch das Getummel zu bahnen. Die Sklaven, die sich bereits vor und hinter den beiden positioniert hatten, würden sich allerdings um den Pöbel kümmern.

  • Nun, das war zwar nicht gerade das, was Lepidus erwartet hatte aber wer nicht will, der hat schon, dachte er sich und blickte flüchtig der Gesellschaft hinterher. Der Aurelier schien sich dagegen ins Fäustchen zu lachen, doch Lepidus war nicht nachtragend. Eine recht eigenwilliges Frauenzimmer stellte Lepidus außerdem noch fest. Er nahm sich vor den Namen zu merken. Waren doch starke und selbstbewusste Frauen nicht gerade im Überhang zu finden.

  • Zitat

    Original von Publius Aurelius Imbrex



    Vera folge mit hoch erhobenem Kopf den Sklaven, die eine Gasse vor ihr frei machten. Irgendwie war ihr jetzt der ganze Tag verdorben, sie hatte das Gefühl sich mächtig blamiert zu haben. Sie kämpfte mit den Tränen und das war etwas was sie hasste. Sie war wütend und es war jetzt wohl besser ihr nicht zwischen die Füße zu kommen.
    Auf der kurzen Strecke zurück zu ihrer Sänfte hatte sie sich aber wieder im Griff und wand sich zu dem Aurelier um.
    „ Ich bin noch nicht lange in Rom, kenne kaum jemanden. Ich danke dir für deine Hilfe, den Rest des Weges werde ich sicher alleine schaffen.“
    Vera sah noch mal hinter sich in die Menge, doch es waren zu viele Menschen unterwegs und sie konnte nicht sehen ob und wie der Claudier ihr nachsah. Irgendwie wollte sie jetzt auch nachhause, ihr war das alles aus den Händen geglitten.
    „Sicher werden wir uns irgendwo wieder sehen, ich habe gehört Rom sei ein Dorf was das betrifft.“

  • Ein Gespräch auf der Strecke zurück zu Veras Sänfte aufzubauen stellte sich als äußerst schwierig heraus. Die Flavia schien in sich gekehrt und Publius fand nach dieser ungewöhnlichen Situation inmitten des Marktgeschehens nicht die richtigen Worte, um zu einer gesitteten Konversation überzugehen. Ein weiterer Störfaktor bildete nun auch wieder die Menschenmenge, durch die man sich selbst mit den Sklaven nur hintereinander zwängen konnte, was den Kontakt zwischen den beiden Patriziern natürlich immens erschwerte. An der Sänfte angekommen war Imbrex nicht verwundert, dass Vera schnell das Weite zu suchen versuchte. Anscheinend fehlten auch ihr die Worte, um die absurde Situation treffend zu umgehen. Publius nickte leicht und wollte ihr entgegnen, als sich seine Krankheit zum ersten Mal in Rom zurückmeldete. Er hatte sich in den letzten Tagen belastet, zu sehr belastet, das wusste er, doch dieser Moment war wohl der Ungünstigste den er sich hätte vorstellen können. Während er intensiv nach Luft schnappte, gab sein Körper mithilfe eines heftigen Hustenreizes zu erkennen, dass er überfordert war. Publius duckte sich, während er seine Hände gegen seine Oberschenkel stämmte, um Balance zu halten. Die Sklaven eilten bereits herbei, wussten aber nicht recht wie sie auf diese unerwartete Gegebenheit reagieren sollten. Publius war auf jeden Fall nicht bereit Hilfe anzunehmen und gab dies mit einem stärkeren Schubs zur Seite zu erkennen, den er einem seiner beiden Sklaven verpasste. Es dauerte einige Sekunden, bis der Aurelier die Abwehrreaktion überstanden hatte und sich wieder aufrichten konnte. Sein Blick fiel natürlich zuerst auf Vera, die ebenso verdutzt über die jetzt noch absurdere Situation zu sein schien.


    "Entschuldige...", waren seine ersten Worte, ehe er ein weiteres Mal Luft holte.


    "Ich bin die Stadtluft anscheinend nicht gewohnt...", versuchte er eine Ausrede zu finden, um seine Krankheitszeichen zu relativieren und die Situation für Vera nicht noch schwieriger zu gestalten, als sie vermutlich sowieso schon war. Allmählich sammelte sich Imbrex wieder und versuchte den Vorfall aus seinem Gedächtnis zu streichen. Er versuchte sich mit aller Konzentration wieder an Veras letzte Worte zu erinnern und zurück ins Gespräch zu finden. Auch er wollte jetzt zurück zur Villa, um das gesamte Zusammentreffen samt der unerwartet aufgetauchten Krankheitszeichen aus Kinder- und Jugendtagen zu überdenken.


    "Es war mir eine Freude dich kennenzulernen, schöne Flavia, und ich hoffe es war nicht unser letztes Treffen. Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen", versuchte der Aurelius das Gespräch nun so taktvoll wie möglich zu beenden.


    "Vale, Vera."

  • Der Weg zurück zu ihrer Sänfte war mit Unterstützung der Sklaven, die den beiden Patriziern den Weg frei machten, nicht so beschwerlich. Vera war wütend, auf sich, auf die beiden Männer, auf ihre Sklavin…auf einfach alles um sie herum. Angekommen an ihrem Transportmittel drehte sie sich zu Publius Aurelius um, um sich zu verabschieden als er von einem heftigen Husten geschüttelt wurde.
    Vera riss die Augen entsetzt auf, hatte er sich verschluckt? War ihm etwas im Hals steckenbeblieben? Hilfe suchend sah sie die Sklaven des Aurelias an doch als sie ihm helfen wollten jagte er sie weg.
    Die Stadtlust? Ja so schlechte Luft wie in Rom hatte sie kaum irgendwo anders erlebt auf ihren Reisen aber das jemand dadurch so husten musste?
    „Nein, nein ich werde dich jetzt nachhause bringen. Du bist ganz blass so kann ich dich nicht zurücklassen. Die Luft, ja sie ist sehr schlecht in Rom und hier in der enge der Märkte erst recht. Keine Widerrede du steigst jetzt in die Sänfte und man wird dich sicher nachhause bringen.“ Vera konnte sehr herrisch auftreten wenn sie etwas wollte und jetzt würde sie keine Zurückweisung zulassen. Sie gab Serafina ein Zeichen ein Ersatztransportgerät für sie zu besorgen. „Ich werde dich nachhause begleiten, damit ich sicher bin das sich jemand um dich kümmert.“
    Vera gab den Sklaven durch ein nicken zu verstehen das sie ihrem Herrn beim einsteigen und sich bequem hinlegen in ihrer Sänfte behilflich sein sollten.

  • Einerseits war es beschämend, dass Publius nun die Hilfe der Flavia annehmen sollte. Andererseits war er allerdings berechnend genug um zu verstehen, dass sich diese Situation zu seinen Gunsten auswirken konnte. Durch seine unerwarteten Krankheitszeichen lernte er eine ganz neue Seite der Flavia kennen. Hilfbereitschaft, die Imbrex zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen hatte. Zusätzlich spielte ein weiterer Faktor eine wichtige Rolle. Die Vera würde sicher an seinem von der 'Stadtluft' ausgelösten Hustenreiz zweifeln, jedoch durfte seine Tarnung nicht auffallen. Er war gerade dabei in Rom Kontakte zu knüpfen und durfte seinen Gesundheitszustand niemandem Preis geben, um seiner anstehenden Kandidatur im Cursus zu schaden. Publius musste Vera also nun davon überzeugen, dass die Situation für ihn genauso überraschend war wie für ihn selbst. Ohne Umschweife stieg Publius auf die Sänfte hoch und wendete sich mit einem dankbaren Nicken an die Flavia. Das einzige was ihn nun störte war, dass er an diesem Tage keine eigene Sänfte zu den Märkten benutzt hatte sondern mit seinen Sklaven im Schlepptau zu Fuß gegangen war. Er hatte immerhin einiges zu erledigen und wollte zudem die Straßen Roms kennenlernen. Dennoch zeigte sich Imbrex willig den Befehlen der herrischen Flavia Folge zu leisten und sie nicht weiter zu kommentieren.

  • Vera war erleichtert als er so ohne weiteren Widerstand sich in die Sänfte begab. Ihre eigene Krankheit, die sie an den Rand des Todes geführt hatte, war noch nicht solange her dass sie nicht wusste was so ein Hustenbedeuten konnte. „Bringt ihn nachhause, ich werde sofort nachkommen“ befahl sie den Sklaven ohne zu wissen wo genau ihr Weg sie hinführen würde.
    Serafina hatte inzwíschen eine Mietsänfte ergattert in die sich jetzt Vera setze und der ihrigen folgte.

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