Grundausbildung | Lucius Artorius Graeceius

  • "In meiner griechischen Heimat habe ich das Reiten ausgiebig lernen und betreiben können. Im römischen Heer scheint es ja nicht die Hauptrolle zu spielen, sondern so weit ich weiß, dient die Reiterei zur Unterstützung. Da gibt es dann einmal die Hilfsreiterei, hatten wir ja schon; und eine legionsreigene Reiterei, die vor allem für die Absicherung und Erkundung zuständig ist. Der Reiter führt ein Schwert, allerdings ein langes, im Unterschied zum normalen Legionär zu Fuß, mit sich, auch Pila, und einen Schild, und trägt einen Speer in der Hand. Darf ich jetzt reiten?"

  • ... ist der Reiter auf der Erde!



    Die Abordnung der turma prima kam mit ihren Pferden auf den campus. Jeder eques hatte ein gesatteltes Pferd bei sich. Es waren ältere Tiere, die schon manchem zum Reiten verholfen hatten.


    Der decurio stieg von seinem Incitatus ab und gab dessen Zügel an einen eques. Während er zu centurio Trebellius ging richteten seine Männer die Pferde aus.


    "Salve centurio, dann wollen wir versuchen deinen Lieben das Reiten beizubringen ."


    Er sah sich kurz die angetretenen probati an und runzelte nachdenklich die Stirn.

  • Der decurio winkte dem centurio zu und wandte sich dann an die angetretenen probati.


    "Ich bin Titus Decimus Cursor, decurio der turma prima der LEG XXII DEIOTARIANA."


    Seine Augen musterten die probati bevor er fortfuhr.


    "Irgendwann muß einmal jeder miles auf ein Pferd steigen, aus welchem Grund auch immer. Diesem Umstand wollen wir begegnen und euch beibringen ein Pferd zu reiten.


    Dies hier",
    er klopfte Incitatus den Hals,
    "ist nicht nur ein Pferd. Das ist euer Kamerad, genau wie jene in eurem contubernium. Und so wie es euch in Fleisch und Blut übergegangen ist, auf euere Kameraden zu achten und euch auf sie zu verlassen, so muß auch euer Verhältnis zu euerem Vierbeiner sein. Wenn es ihm gut geht, geht es euch gut! Denkt immer daran!"


    Und wieder wanderte der Blick des decurio die Reihe der probati entlang.


    "Wir werden euch die Angst vor den Pferden nehmen und euch beibringen, wie man auf- und absitzt und das in voller Rüstung, wir zeigen euch die Gangarten des Pferdes und lehren euch die Hilfen, damit die Tiere wissen, was ihr von ihnen wollt. Und noch eines:"
    der decurio grinste,
    "das Glück aller Pferde ist der Reiter auf der Erde!"


    Dann sah er die Reitaspiranten an.


    "Wer von euch ist schon einmal geritten und wer von euch kann reiten? Überlegt euch die Fragen gut bevor ihr antwortet."

  • Der decurio dachte ... wem erzählst du das, probatus? ... und sah den antwortenden probatus, der von der Art und Weise, wie er einem Vorgesetzten zu antworten hatte, keine Ahnung zu haben schien, durchdringend an.


    "Du behauptet reiten zu können. Wie ist dein Name,
    p r o b a t u s?"

  • Der decurio sah den probatus mitleidig an.


    "Hat man dir nicht beigebracht, wie du einem Vorgesetzten korrekt zu antworten hast, p r o b a t u s ?


    Und hat man dir nicht beigebracht wie deine Antwort zu lauten hat, wenn du nach deinem Namen gefragt wirst, p r o b a t u s ?


    Dann gebe ich dir Gelegenheit darüber nachzudenken. Fünf Runden um den campus. Cursim, pergite!"

  • Um die Zeit auf den rundendrehenden probatus nicht nutzlos verstreichen zu lassen und den übrigen probati nicht Gelegenheit zur Langeweile zu geben rief der decurio einen seiner equites und flüsterte diesem etwas in sein Ohr.


    Der wiederum grinste.
    "Dein Befehl, decurio"
    und wandte sich an die probati.
    "Probati, in Reihe folgen!"


    Dann verließ der kleine Trupp den campus.

  • Während die probati von der einen Seite die Holzpferde heranzogen näherte sich von der anderen Seite ein sichtlich erschöpfter probatus.


    Der decurio sah ihn teilnahmslos an. Ihm ging es nicht darum, diesem probatus die Grundbegriffe einer militärischen Ausbildung beizubringen. Wenn schon, dann wollte er ihm zumindest das Reiten beibringen und zwar so, daß er ihn als Nachwuchs rekrutieren konnte.


    Fast freundlich sah er den Mann an ... und wartete.

  • Daß der probatus doch noch eine Meldung zuwege brachte, rechnete ihm der decurio an. Zwar nicht hoch, aber dennoch. Halbwegs besänftigt wandte er sich anden nach Luft Ringenden.


    "Für die Zukunft: die Meldung, die ich von dir erwartet hätte, wäre gewesen:
    Probatus Artorius meldet sich zurück, decurio.
    Aber für dererlei Nachhilfeunterricht haben wir keine Zeit. In diesem Teil der Grundausbildung steht das Reiten an der Tagesordnung. Bei der Reiterei steht Disziplin an erster Stelle und die beginnt mit einer korrekten Meldung.


    Du behauptest reiten zu können. Nun, dann laß` mal hören wie du ein Pferd angaloppierst?"


    Prüfend sah der decurio den probatus an.

  • Mit einem Anflug von Mitleid sah der decurio den probatus, der nicht lernen oder nicht begreifen wollte, wie er Gespräche jedweder Art mit Vorgesetzten zu beenden hatte, an.


    "Du sprichst von Animieren und einem Schenkeldruck. Ich nehme mal an, daß du mit Animieren sagen willst, daß du ein Pferd mithilfe deines Körpers durch Schenkeldruck anregst, daß es angallopiert. Du drückst also den Ober- oder auch den Unterschenkel irgendwo an das Pferd ... und schon galoppiert es? Das mußt du mir näher erklären!


    Und denke dabei darüber nach, wie du deine Erklärung beendest. Wie ich sehe, hast du dich von den Runden um den campus bereits bestens erholt, probatus!"

  • "Dabei freilich so, daß sich der Schwerpunkt des Pferds dementsprechend verlagert. Die Zügel kommen ebenfalls zum Einsatz. Ich habe das früher, seit ich es einmal gelernt hatte, nie weiter wissenschaftlich reflektiert, vielleicht drücke ich mich daher etwas ungenau aus, Decurio."

  • Der decurio grinste.


    "Wissenschaftlich reflektiert? Deine gewählte Ausdrucksweise gefällt mir. Nun denn!"


    Er wandte sich erst an einen der bei den Pferden stehenden equites ...


    "Gib` dem probatus ein Pferd!"


    ... und dann an den probatus.


    "So. Jetzt zeige uns, daß du einmal das Reiten gelernt hast und vor allem wie! Bis in die erste Ecke des campus im Schritt, dann quer durch den campus im Trab. Nach Erreichen dieser Ecke im schnellen Trab bis zur nächsten Ecke und ab da im Galopp nochmals quer durch den campus. Nach Erreichen dieser Ecke im Schritt bis zur nächsten Ecke und ab da im gestreckten Galopp zum Ausgangspunkt. Hier parierst du dein Pferd zum Stand durch. Ausführung!"

  • Der decurio nickte. Für den Hausgebrauch reichte die gezeigte Leistung, aber nicht für die Reiterei bei der legio.


    "Nicht schlecht! Aber nun erst einmal zu den Grundbegriffen der Reiterei, dem Auf- und Absitzen.
    Du hast bestimmt auch gelernt, wie man auf- und absitzt. Das zeigst du uns und erklärst deine Handlungen."


    Der decurio zeigte auf eines der Holzpferde.

  • "Ich gehe auf das Pferd zu, ergreife die Hörner des Sattels und schwinge mich mit Unterstützung durch die Beine hinauf". Graeceius machte es vor. "Beim Absitzen halte ich mich am Sattel fest". Dies folgte sogleich.

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