Triclinium | Ein flavisch-aelisches Mahl

  • Der gemeinsamen Interessenslage war kaum zu widersprechen, gleichsam mochte sie für beinahe alle einflussreichen Familien Roms gelten, und selbst die weniger einflussreichen hätten wohl begründetes Interesse an stabilen Verhältnissen in der Stadt und ihrem Reich. Weitaus relevanter war darob Aelius Quartos konkrete Forderung zur Unterstützung des Nachkommen Valerianus', wiewohl Furianus' Reaktion - diese vage, recht abstrakte Andeutung - Gracchus ein wenig verwunderte, hatte er bisherig doch geglaubt, sein Vetter würde nur auf diesen Augenblick warten, um seine eigenen Forderungen vorzubringen. Stattdessen jedoch lenkte Furianus seinen Blick - und damit augenscheinlich die Erwartung aller - fragend auf ihn, ganz als wäre er derjenige, dem die Rolle politischer Verfügungsgewalt in dieser Familie zufiel, und welcher nun würde für die flavischen Belange sprechen. Es war eine Rolle, welcher er gänzlich überdrüssig war, wiewohl er selbst - fernab politischer Ambitionen - nur mäßig von aktuellen Bündnissen wurde tangiert, gleichsam jedoch konnte er wie stets dieser scheinbaren familiären Pflicht nicht sich entziehen, welche Furianus ihm hatte - bewusst oder unbewusst - aufgeladen.
    "Was mein Vetter damit andeuten möchte ist, dass unsere Treue zum Kaiserhaus kaum wohl in Zweifel gezogen werden kann."
    Eine klandestine Couleur subtiler Provokation klang in Gracchus' Worten mit.
    "So dass der Abkömmling des Imperators, der Knabe Ulpius Maioranus, der flavischen Loyalität und Unterstützung bei seiner Ernennung zum Caesar selbstredend sich kann versi'hert sein, wiewohl diese wohlwollende Zustimmung gleichsam auch dir, Aelius Quarto, in deiner Eigenschaft als Bruder des Imperators und in Rom verantwortli'hem Vertreter des Kindes soll gelten."
    Obgleich dies der Person Aelius Quarto nur ein geringes Entgegenkommen bot, würde dies doch in keinem Falle bedeuten, jeglichen Vorschlägen des Senators in allen erdenklichen Belangen Vorschub leisten zu müssen, so spürte Gracchus doch noch während der Formulierung seiner Worte einen inneren Drang gegen sie - denn niemand verkörperte die den Flaviern abgeneigte Familie der Aelier so sehr wie Quarto, allein ob dessen, da kein anderer Aelier eine solchen Einfluss besaß. Gleichsam indes war auch er sich dessen bewusst, dass der Imperator seinen Sohn entweder in die Obhut seines Bruders oder aber die seines Freundes Vescularius würde geben, was selbst Furianus' und Pisos Einschätzung nach einem rechten Fiasko gleich käme - und jene beiden waren es, welchen er diesbezüglich in dieser Runde vertraute.
    "Obzwar diese, unsere öffentli'he Unterstützung vorerst nur unter dem primären Aspekt der allgemeinen Sorge um das Imperium Romanum soll geäußert werden, um korrupte und ruchlose Schergen abzuhalten, allzu tief in Hecken und Sträu'hern zu stöbern - um Pisos Metapher zu gebrauchen -, so wären meine Vettern und ich zweifelsohne überaus erfreut, würde im Gegenzug dazu ein Mann in deiner Position im passenden Augen..blicke dieses flavische Engagement zu würdigen wissen, etwa im Senat unsere Untadeligkeit und Pflichteifrigkeit bestätigen oder aber unsere Namen an des Imperators Ohr tragen."
    In Ermangelung konkreter Forderungen musste es bei solch zukünftigen Gefälligkeiten bleiben, was zwar stets ein Wagnis war - denn wie schnell konnten Bündnisse zerbrechen -, was bei einem Bruch den flavischen Zorn gegen die aelische Familie jedoch ins Unermessliche würde steigern, dass die zurückhaltende Vorsicht und abweisende Abneigung schnell würde über jeden gesunden Menschenverstand hinaus wachsen - obgleich dies Aelius Quarto nicht mochte präsent sein, was Gracchus indes nicht weiter tangierte, da es ihm selbst nicht gänzlich präsent war.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • “Eure Unterstützung für den Sohn des Augustus werde ich euch gewiss nicht vergessen. Umso mehr, als das sie mit der Zusicherung eurer Loyalität verbunden ist und zugleich ihr Ergebnis darstellt. Ihr werdet die Früchte eures noblen Handelns ernten können, dass versichere ich euch.“, antwortete Aelius Quarto und war angesichts des bisherigen Gesprächsverlaufs dann doch ein wenig überrascht. Diese Zusage war zu diesem Zeitpunkt überraschend schnell und ohne eine schwer zu erfüllende Gegenforderung erfolgt.


    Er wusste jedoch auch, dass seine nur wage Zusage nichts war, was nicht auch ein anderer versprechen konnte.
    War das Versprechen, Maioranus zu unterstützen, am Ende vielleicht nur ein Lippenbekenntnis?
    Um etwas dauerhaftes zu schmieden, war ein erstrebenswertes Ziel nötig, erstrebenswert für beide Seiten. Quarto ahnte das.


    Er nippte an seinem Wein, schien nachdenklich, und sagte dann:
    “Ich weiß sehr wohl, dass viele Menschen, gute römische Bürger natürlich, dem alten flavischen Kaiserhaus eng verbunden waren. Manche von ihnen mögen bis heute die Verbundenheit in ihrem Herzen tragen und darüber ist nichts Schlechtes zu sagen und es wäre töricht, eine solche Treue verwerflich zu nennen.
    Nein, dass ist es gewiss nicht.
    Aber es muss für diese Leute schwer sein, in gleicher Weise dem Ulpia-Geschlecht zu dienen, und einem Kaiser, der einst als Aelier geboren wurde.
    Ich weiß darum. Doch vielleicht können wir ihnen helfen und dabei zugleich auch uns und dem Staate Gutes tun.“


    Er stellte den Becher ab und sprach ganz ruhig, fast leise weiter. Doch es konnte keinen Zweifel geben, dass ihm wichtig und sehr ernst war, was er nun sagte:
    “Wenn heute der Tag sein soll, an dem wir unsere alte Gegnerschaft begraben, und morgen der Tag, an dem wir Partner sein werden, aus gleichen Interessen, dann, vielleicht, und diese Hoffnung habe ich, werden wir uns Übermorgen Freunde nennen, auch wenn uns dies heute noch wunderlich erscheinen mag.
    Es ist gute und bewährte Tradition und ein probates Mittel, solche Freundschaften zwischen römischen Geschlechtern durch Hochzeiten zu vertiefen.
    Heute kann ich noch nichts versprechen. Dazu bin ich jetzt nicht berufen, auch ist es noch zu früh dafür und die Zukunft noch zu wage.


    Aber vorstellen könnte ich es mir: Eine Eheverbindung zwischen dem heutigen Kaisergeschlecht und dem einstigen!
    Wäre das nicht eine Brücke, an der zu bauen sich lohnt und würde das den Menschen, von denen ich sprach, nicht viel bedeuten und auch die letzten Wunden der alten Zeit heilen?“

  • "Senator Aelius, du kannst ebenfalls davon ausgehen, dass niemand im flavischen Hause dem Alcibiades gleicht.", versicherte der Flavier noch einmal, als der Aelier geendet hatte. Und das war schlichtweg erlogen, war doch das Ziel der Familie nicht der Zusammenschluss mit den Aeliern, sondern stabile Verhältnisse im Reiche - egal unter welcher Schirmherrschaft. Wenn dabei noch einige außerordentliche Verfügungen zum Gunsten der Familie aufgegeben wurden, dann umso besser.
    Hier jedoch waren vage Zusagen seitens der Aelier keineswegs der Unterstützung des gesamten Flavischen Geschlechtes gegenüber zu stellen. Zwar war die vage Formulierung seines Vetters, der eigentlich sein Onkel war, in dieser Situation ausgesprochen weise gewesen, doch auch bei aller Umsicht, ärgerte dies den Flavier. Vage Zusagen hatten schließlich die Angewohnheit im Zeitpunkt ihrer Erfüllung unterschiedlich stark von den jeweiligen Parteien bewertet zu werden.
    "Es wird wohl schon ein Gerücht, zwar latent und äußerst leise, jedoch mit einem Funken Wahrheit geben. Nämlich jenes, dass ich beabsichtige zum Consul zu kandidieren.", fing er an und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    "Es wäre mir daher ein persönliches Anliegen, wenn die aelische Familie und ihre Vertreter im Senat, sowie insbesondere eine Geste des Kaisers, meine Situation begünstigen könnten.", sprachs aus und fixierte Quarto mit einem festen Blick.
    Dies wäre ein erstes Zugeständnis, eine öffentliche Annäherung nicht nur Quartos, sondern umso mehr des Kaisers, wobei ihm just in diesem Moment noch etwas anderes auffiel.
    "Zudem wäre ich dir, Aelius, sehr verbunden, wenn du den Kaiser auf einen kürzlich von mir aufgelegten Epistel aufmerksam machst, in welchem ich ihn ob seiner Verpflichtung, den Arvales Fratres als Kaiser beizutreten, erinnerte."


    Zu der Heiratspolitik, welche zwangsweise, da hatte Quarto vollkommen recht, anstehen würde, wollte er sich zunächst nicht äußern. Vielmehr nahmen die Speisen für weitere Augenblicke seine Aufmerksamkeit in Beschlag und er blickte nur dann auf, als der Aelier geendet hatte.
    Wieder eine vage Formulierung, gab es doch augenscheinlich seitens der Aelier keine freie Partie. Zumindest wusste der flavische Senator von keiner.
    "Eine Eheverbindung wäre, da muss ich unserem Freund beipflichten, eine logische und unvermeidliche Konsequenz.", kommentierte er.
    Damit wurde Quarto, so hoffte der Flavier, versöhnlich gestimmt werden können, um ihre ersten Forderungen zu erfüllen. An eine Ehe dachte hier wohl kein Flavier, vielleicht der junge Piso, doch der flavische Senator war sich sicher, dass sein Vetter, welcher sein Onkel war, einer Verbindung mit einem plebejischen Geschlecht, so erhaben und nobel es sein mochte, auch nur mit schwerem Gram zustimmen würde - wenn überhaupt. Der Flavier wohl kaum, oder zumindest unter außerordentlich schwerer Lage.
    Natürlich waren Patrizier und Plebejer schon seit vielen Generationen vom Gesetze her gleich und Ehen zwischen diesen Klassen legitim, doch latente Barrieren gab es immer. Diese Barrieren mochten bei einigen Patriziern nicht so ausgeprägt sein, wie die sehr hohe Mauer der Überwindung bei Flavius Furianus.

  • Irgendwie schien das Festmahl recht mühsame Ergebnisse zu liefern, so dass sich Flavius Furianus in der Überbrückung solcher übte und einige Oliven zu sich rückte.
    Sie waren seit dem Anbeginn seiner Tage stets eine willkommene Speise für ihn. Einen Narren hatte er sehr wohl an diesen Früchten oder Nüssen, so recht wusste er es nicht, gefressen. Währenddessen blickte er zu Aelius Quarto, dem mehrmaligen Consul. Seine Antwort wurde sicherlich nicht nur von Furianus selbst, sondern auch von den Seinigen erwartet.

  • Eine Ehe! Caius gruselte es. Wer sollte denn verheiratet werden, es gab ja gerade niemanden in Rom, der frei wär. Bis auf ihn. Er war ja nur mit Seiana verlobt. Nur verlobt. Bei dieser Erkenntnis verschluckte er sich fast an einer Olive und spülte schnell mit einem Riesenschluck Wein nach. Ach du scheiße. Verstohlen schielte er zu Quarto. Der würde doch nicht... Aber dann fiel ihm ein, dass er ja sui iuris war. Hah! Quarto konnte ihn gar nicht dazu zwingen, selbst wenn er das wollte! Wär ja noch schöner gewesen. Am Ende hätte er Pisos Schwester heiraten müssen, und Vera war nicht gerade das, was Caius anziehend fand, sondern einfach nur nervig... Etwas entspannter überließ er dem flavischen Senator die restlichen Oliven und wartete ab.


    Sim-Off:

    Quarto ist abgemeldet ;)

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