• "Hmm."


    Der Decimer wirkte einen Augenblick lang sehr nachdenklich ehe er dem Consular antwortete.


    "Natürlich habe ich daran gedacht, vor allem wenn ich sehe wie der Cursus Honorum von Patriziern überrannt wird. Der Gang in die Politik ist anscheinend tatsächlich zu einer elitären Angelegenheit geworden. Auch dem würde ich gerne entgegen wirken und habe mir diesbezüglich schon einige Gedanken gemacht.


    Doch glaube ich nicht, dass die Zeit schon reif für eine Kandidatur ist. Bei der Wahl zum Praetor hatte ich bereits Fortuna auf meiner Seite und ich glaube nicht, dass ich es ein weiteres Mal darauf ankommen lassen sollte. Daher wollte ich mich zuerst wieder in die Dienste des Kaisers stellen und durch Taten glänzen, nicht nur durch Worte."


    Für einen kurzen Moment zweifelte Livianus jedoch an seinen Überlegungen und sah seinen Patron fragend an.


    "Oder bist du der Meinung ich könnte eine Wahl tatsächlich für mich entscheiden?"

  • “Du hattest bei deiner Wahl zum Praetor mehr als 2/3 aller Stimmen, wenn ich mich recht entsinne. Das war kein schlechtes und schon gar kein knappes Ergebnis.
    Aber es ist immer schwer zu sagen, wie künftige Wahlen ausgehen. Ich selbst bin schon so viele Jahre in der Politik und tue mich mit Vorhersagen noch immer schwer. Eigentlich sogar immer schwerer, denn die Mehrheiten scheinen mir von Jahr zu Jahr unberechenbarer zu werden.“
    , meinte Quarto und runzelte die Stirn.


    “Natürlich helfen politische Bündnisse und starke Befürworter, Vereinbarungen und Absprachen. Aber darauf muss man sich auch einlassen wollen, mein lieber Marcus Decimus.
    Wenn du mir sagen willst, du bist ein Idealist und willst nur deinen Prinzipien folgen, und wenn du vor allem deshalb eine Kandidatur in Betracht ziehst, weil du ein Übergewicht der Patrizier fürchtest. Wenn es so ist, mein Lieber, dann rate ich dir allerdings nicht zur Politik. Dann solltest du dem Senat tatsächlich möglichst bald den Rücken kehren und ein militärisches Kommando übernehmen.“

  • Die 2/3 Mehrheit war in Relation zu der Wahlbeteiligung zu sehen, doch dazu wollte sich Livianus nun nicht näher Äußern. Stattdessen ging er auf die letzten Sätze des Consulars ein, die auf ein falsches Bild hindeuteten, dass er sich wohl von seinem neuen Klienten gemacht hatte. Dieses galt es nun richtig zu stellen.


    "Nein Patron. Ich würde das Consulat selbstverständlich in erster Linie für das Wohl unseres Reiches anstreben und nicht zum Ausgleich politischer Machtverhältnisse. Dazu ist mir dieses Amt zu heilig. Das es ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Patriziern und Plebejern im Senat und im Cursus Honorum geben sollte ist nur meine persönliche Meinung."


    Er machte eine kurze Gedankenpause.


    "Aber lassen wir das. Ich werde die Zukunft einfach auf mit zukommen lassen. Sollte der Kaiser mich brauchen, so stehe ich treu bereit. Andernfalls werde ich mich weiter dem Senat widmen und dich von nun an bei deinen Vorhaben unterstützen."

  • Quarto nickte.
    “Nun gut. Aber wenn ich mich beim Kaiser für dich verwenden soll, dann müsste ich ihm einen konkreten Vorschlag machen und ich fürchte, militärische Kommandoposten wird er nur nach Rücksprache mit dem Praefectus Urbi besetzen.“

  • Livianus konnte den Seufzer nicht zurückhalten, der nach Quartos Worten deutlich zu hören war.


    "Ja….. Ich fürchte da hast du Recht. Und da mir der Vesculanier aus genannten Gründen nicht gerade gewogen ist, wird er niemals seine Zustimmung für einen Kommandoposten erteilen. Vor allem wenn er davon hört, dass ich dir meine Klientenschaft angetragen habe. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht."


    Bei seinem letzten Satz musste Livianus schließlich doch breit grinsen und sah zu Quarto. Irgendwie war es ein guter Trost für die Steine, die ihm dieser Praefectus Urbi in der letzten Zeit in den Weg gelegt hatte, wie der Decimer fand.

  • Aelius Quarto ließ ein glucksendes Geräusch hören. War das eine Art Kichern?
    “Oh ja, dass wird er vermutlich so empfinden.“


    Er wurde wieder ernst und sprach erneut etwas leiser:
    “Aber noch entscheidet er nicht alles. Auf die militärischen Ernennungen hat er allerdings großen Einfluss, vor allem wenn es um Kommandoposten geht. Ich fürchte, je länger er diese Privilegien genießt, desto mehr seiner Gefolgsleute werden sich an den Spitzen der Legionen und der Auxiliareinheiten wiederfinden, auch solche, deren herausragendste Eigenschaft ist, ihm treu ergeben zu sein. Das erfüllt mich schon mit Sorge.“

  • "Nun.... solange dein Bruder, der Kaiser nicht einlenkt sondern die ganze Macht weiterhin auf diesen einen Mann konzentriert, werden wir wohl nichts dagegen unternehmen können. Wir sind zum zusehen verdammt.


    Du weißt besser als wir, was den Kaiser davon überzeugen könnte, dass der Vescularier nicht der richtige Mann auf diesen Posten ist. Vielleicht könnte man ja für den Senat weitere Entscheidungsrechte herausholen und so die Macht ein wenig mehr verteilen. Oder man teilt die Rechte und Pflichten unter den Reichspräfekten auf. Auch hier hätten wir ein halbwegs annehmbares Gleichgewicht. Wie auch immer. Wir sollten nicht mehr all zu lange zusehen und du weißt welcher Druck dabei insbesondere auf die lastet. Die Senatoren hoffen darauf, dass du in dieser Angelegenheit Einfluss auf deinen Bruder nehmen kannst."


    Wieder sah sich Livianus verstohlen um.

  • “Der Senat spricht leider nicht mit einer Stimme. Viele sind dem Kaiserhaus treu, die einen inbrünstiger als die anderen, aber doch treu und gewillt, dem Kaiser zu folgen. Aber untereinander herrscht Zwietracht und Gegnerschaft. Ich fürchte deshalb, der Senat wird sich auch mit mehr Vollmachten schwer tun, den Staat zu verteidigen, sollte er aus dem Inneren heraus angegriffen werden.
    Aber, nein, ich werde nicht zusehen. Ich werde handeln und zu verhindern suchen, dass dieser Mann noch mehr Macht an sich reißt. Das Wichtigste und Dringlichste ist aber, die Nachfolge zu regeln. Nicht weil ich fürchte, der Kaiser könnte schon Morgen sterben. Die Götter mögen dies verhüten! Aber trotzdem sollte Vorsorge getroffen werden.
    Ich möchte erreichen, dass der Sohn des Kaisers, Ulpius Maioranus, zum Caesar ernannt wird und zum designierten Nachfolger seines Vaters. Dabei hoffe ich auf die Unterstützung der treuen Senatoren, über alle Lager hinweg.“

  • Livianus nickte bestätigend.


    "Meine Unterstützung ist dir bei diesem Vorhaben in jedem Fall gewiss. Es ist wohl die beste Möglichkeit diesem Mann Einhalt zu gebieten und ein klares Zeichen zu setzen. Mit Balbus als Praefectus Praetorio kann man auch für die nötige Sicherheit des jungen Caesaren sorgen. Ein wichtiger Schritt Aelius und wie mir scheint auch gut durchdacht. Solltest du irgendeine Unterstützung brauchen, welcher Art auch immer, so scheue dich nicht davor mir bescheid zu geben. Ansonsten sollten wir alles weitere beim nächsten Treffen besprechen. Ich werde dir demnächst eine Einladung zukommen lassen."

  • Wieder einmal war eine Senatssitzung zu Ende und die Senatoren strömten aus der Curia Iulia, wo ihre Sklaven, Klienten und sonstige Zuschauer warteten. Macer ging etwas langsamer als üblich, um nach Aurelius Avianus zu suchen und als er ihn in der Menge der Senatoren entdeckt hatte, steuerte er zielstrebig auf ihn zu. "Salve, Aurelius Avianus", grüßte er ihn. "Eine angenehm schnelle Sitzung heute", begann er, um seinen Klienten nicht gleich mit dem eigentlichen Thema zu überfallen.

  • Auch Avianus verließ in bequemeren Schritten die Curia Iulia nach einer Senatssitzung, von denen er noch nicht allzu viele miterlebt hatte. Eigentlich wollte der Aurelier nun nach Hause gehen und Schreibzeug erledigen, als der Senator und Patron Purgitius Macer ihn unerwartet ansprach. Avianus wandte sich nach rechts und grüßte den Purgitier mit einem freundlichen Nicken: "Salve, Macer!" Ja, die Sitzung war in der Tat angenehm schnell... aber Avianus hatte davon noch nicht viele hinter sich. "Im Vergleich zu den wenigen Sitzungen, die ich bis jetzt hatte, war diese heute recht kurzweilig, ja."

  • "Dann behalte sie in guter Erinnerung, es werden noch viele schlimme Sitzungen kommen", ermahnte Macer der frisch ernannten Senator mit einem Augenzwinkern. "Ich will dich auch gar nicht lange aufhalten, sondern nur schnell um einen Gefallen bitten", kam er dann zum Thema. "Gibt es in deiner Verwandtschaft eine Aurelia Prisca?"

  • "Damit habe ich gerechnet", grinste Avianus unverholen und hörte seinem Patronen zu, was dieser für einen Gefallen zur Erfüllung übrig hatte. Dass Macer etwas von Prisca wollte, verwunderte Avianus insgeheim, doch er wollte erst einmal wissen, was dies genau war. Außerdem war er dem Purgitier ohnehin jeden Gefallen schuldig, den er tun konnte. "Ja, die gibt es - womit genau könnte ich denn helfen", fragte Avianus nach.

  • Die Antwort war nicht ganz so auskunftsfreudig, wie Macer erwartet hatte, aber sie beantwortete die Frage hinreichend korrekt. Die Gegenfrage überging Macer allerdings, denn er hatte noch eigene Fragen auf seiner Liste. "Sehr gut. Sagt dir der Name Flavius Piso etwas?"

  • Flavius Piso... Avianus ließ sich diesen Namen mehrmals durch den Kopf gehen, während er nachdenklich die Stirn runzelte. Flavius... ja, die Flavier sagten ihm etwas. Flavius Piso aber... mehr als den Familiennamen des Mannes kannte er also nicht, obwohl er den Namen vielleicht irgendwo schon einmal gehört hatte.
    "Nicht sonderlich viel - aber womöglich reicht es schon, Aurelia Prisca zu kennen?" Doch worauf wollte Macer hinaus? Was hatte Flavius Piso mit Prisca zu tun?

  • "Flavius Piso ist einer meiner Klienten", klärte Macer zunächst dieses Rätsel auf. "Und er hat Interesse an einer Verbindung zwischen den Flaviern und den Aureliern, was eben insbesondere Aurelia Prisca betreffen würde. Nun scheint es so zu sein, dass Aurelius Corvinus einer solchen Verbindung eher ablehnend gegenüber steht und der Auftrag für dich wäre nun, die Ursache dafür näher zu beleuchten."

  • Ja, plötzlich traf Avianus ein Geistesblitz... dies war fast schon vorauszusehen, worauf Macer hinaus wollte - doch er stockte jeher, als Macer erwähnte, dass Corvinus einer solchen Bindung zwischen Flaviern und Aureliern ablehnend gegenüber stand. Ein Umstand, der Avianus insgeheim beeindruckte, kannte er die Flavier doch selbst als strebsame und einflussreiche Familie. Wahre Römer eben...
    Avianus zögerte kurz, seinem Patronen zu antworten. Ein kleiner Konflikt machte sich in ihm breit. "Du meinst", fragte er verunsichert, "Ich soll Corvinus aushorchen? Meinen eigenen Onkel?" Was sollte er tun? Einerseits war es sein Onkel! Und andererseits war er dem Purgitier einen großen Gefallen schuldig...

  • Macer schüttelte belustigt den Kopf. "Aushorchen? Wie klingt das denn? Wir sind doch keine kleinen Jungs, die Gansterbande spielen." Das Grinsen verschwand wieder, denn ihm war durchaus klar, dass sein Klient die Sache nicht ganz locker würde sehen können. "Er ist dein Onkel, er ist Senator und er hat eine Meinung zur Heiratspolitik eurer Familie. Das sind drei gute Gründe, warum er dir sicher gerne etwas für's Leben beibringt, zum Beispiel warum seiner Ansicht nach Aurelia Prisca nicht Flavius Piso heiraten soll. Und wenn du es dann weißt, wer will es dir verübeln, dein frisch erworbenes Wissen mit anderen zu teilen, um auch sie teilhaben zu lassen an der Lebenserfahrung deines Onkels?" Macer setzte einen Gesichtsausdruck auf, als hätte er aus tiefster Überzeugung gesprochen, auch wenn er etwas theatralischer sprach als sonst.

  • Dass die Worte des Purigtiers nicht ganz ernst gemeint waren, das konnte Avianus mit etwas Sinn für Ironie auch raushören. Doch das tat nichts zur Sache, letzten Endes war er Macer diesen kleinen "Gefallen" schuldig. Er beschloss, zumindest zu versuchen, etwas von Corvinus in Erfahrung zu bringen und hoffte auch, die Sache irgendwie zu drehen, dass er dadurch keinen Ärger bekam.
    "Wenn man das so sieht", sprach der Aurelier ernst und nahm die Herausforderung an, "Mal sehen, ob Corvinus zu dieser Beziehung wirklich so negativ steht." Nunja... vielleicht interessierte es ja sogar Avianus selbst?!

  • Die leichte Skepsis in der Stimme von Avianus war auch für Macer nicht zu überhören, aber er konnte sie seinem Klienten auch nicht nehmen. Deswegen wollte er das Thema nun auch nicht noch länger als nötig auswalzen. "Herzlichen Dank für deine Bemühungen schon jetzt! Du kannst dich auch gerne direkt an Flavius Piso wenden, wenn du etwas herausbekommen hast", gab er ihm noch mit auf den Weg, um das Verfahren zu vereinfachen. Außerdem konnte sein Klient dann auch noch direkten Dank von Flavius Piso einstreichen, wenn er ihm etwas berichtete.

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