• "Das hängt ganz davon ab, was ich herausfinde", entgegnete Avianus augenzwinkernd. Wenn er schon an sensible Informationen kommen konnte, so wollte er zumindest genau wissen, mit wem er sie teilt. Das war einer seiner Grundsätze.


    Doch dieses Thema wollte er damit vorerst abschließen... er würde demnächst mit Corvinus darüber reden. Unter vier Augen. Jetzt lud er Macer jedoch mit einer offenen, weisenden Handgeste ein, mit ihm einige Schritte zu gehen. Denn er hatte, bevor er nach Hause ging, noch einige Fragen...
    "Ich habe jedoch noch einige Fragen zum Senat, Patron. Wenn du gestattest."

  • "Aber gern", stimmte Macer zu und folgte mit einem Nicken der Geste. Welche Fragen auch immer sein Klient hatte, als Patron war er nun einmal in der Pflicht, diese zu beantworten. Außerdem wollte er natürlich auch nicht, dass jemand anderes seinem Klienten die Fragen beantwortete. Als Patron musste man schon ein wenig die Kontrolle über seine Leute behalten.

  • Avianus lief ein paar Schritte, sah sich um, ob nicht viele andere Senatoren in der Gegend waren. Erst, als er das Gefühl von Sicherheit hatte, stellte er seinem Patronen die ihm wichtige Frage.


    "Wie du sicher weißt", begann der Aurelier, "Bin ich ein recht junger, unerfahrener Senator. Ich laufe durch, was alle durchliefen. Frage vielleicht, was alle schon gefragt habe. Ich wollte um Rat bitten, wie man am seriösesten und professionellsten vor dem Senat redet und auftritt. Auf was muss ich im Umgang mit der Senatspolitik und anderen Senatoren besonders achten?"

  • Macer musste unwillkürlich schmunzeln, als sein Klient mit so einer vergleichweise einfachen, ehrlichen und keineswegs geheimnisvollen Frage heraus rückte, nachdem er vorher ein wenig geheimsnisvoll und verstohlen getan hatte. Und wie so häufig war die einfach gestellte Frage auch diesmal eine, die gar nicht einfach zu beantworten war. "Nun, ich bin nun bei Weitem kein Rhetor und es gibt sicher bessere Rhetoriklehrer als mich", leitete er erst einmal seine Antwort ein, denn auch wenn er es völlig richtig fand, dass sein Klient als erstes ihn fragte, so wollte er doch klarstellen, dass seine Meinung nicht unbedingt die maßgebliche in diesen Belangen war. "Das wichtigste ist wohl, dass du jedes deiner Themen, jedes deiner Worte und jede deiner Gesten bewusst wählst. Der Senat ist so ziemlich der letzte Ort wo dich deine Zuhörer hohle Phrasen dreschen und unbedachte Reden schwingen hören wollen. Wenn einmal einer den Vorwurf erhebt, du würdest die Ehre des Senates missachten oder Mitglieder des Senates beleidigen, dann kannst du eine sachliche Diskussion erst einmal vergessen. Lass' dich nicht davon irritieren, dass manche das mit Absicht machen - es ist Mittel ihrer Politik, aber deswegen noch lange nicht professionell und seriös. Melde dich zu Wort, wenn du etwas inhaltliches zu sagen hast, gehe auf die Worte der anderen ein, zeige jedem Senatoren deine Wertschätzung und deinen Dank für seinen Beitrag, auch wenn du eine völlig andere Meinung hast. Und ziehe dich zurück, wenn du einsiehst, dass andere Argumente stärker sind. Auch das gehört zu professionellem Auftreten im Senat dazu." Macer sinnierte kurz, ob er etwas wichtiges vergessen hatte. "Ach ja, sei stets pünktlich zu den Sitzungen und verlasse sie nicht vorzeitig."

  • Dass Avianus eher geheimnisvoll tat, hatte auf eine ganz einfach Tatsache zum Grund - er wollte seine Unerfahrenheit nicht unbedingt vor jemandem zeigen, wo sich nicht hingehörte. Viel eher wollte er nicht als Grünschnabel im Senat angesehen. Natürlich war er unerfahren - aber kein Grünschnabel.
    Die Antwort des Purgitiers fiel dafür, dass es nach seiner Aussage bessere Rhetoriklehrer gäbe, ausführlich und für Avianus informativ aus. Einige der Dinge hätte sich Avianus selbst denken können, wohingegen andere Tatsachen ihm noch verborgen waren. Avianus nickte verstehend. Doch waren es letzten Endes nur Tipps, die er auf seinem eigenen Weg mitnehmen konnte. In Wirklichkeit gewann man Professionalität durch jahrelange Erfahrung. Auch der frischgebackene Senator musste sein Fach durch Übung und Lernen meistern.
    "Wenn es mit dem anderen nicht klappt", grinste er, "Werde ich zumindest pünktlich kommen."


    Sie liefen noch ein paar letzte Schritte und waren fast schon unbemerkt auf dem Weg nach Hause. "Nun, Patronus - es wird Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Ich erstatte dir Bericht darüber, ob ich von Corvinus etwas herausfinden konnte."

  • Macer war nicht ganz unglücklich darüber, dass die kleine Rhetorikstunde für seinen Klienten damit schon wieder beendet war. Es gab Dinge, bei dem es ihm deutlich leichter fiel, anderen sein Wissen und seine Erfahrung weiter zu geben als in Sachen Politik. Genaugenommen war sie nie seine Leidenschaft gewesen und er war mehr als einmal erstaunt, wie weit er trotzdem gekommen war.


    "Ich bin schon sehr gespannt, was du herausbekommen wirst", sagte er zum Abschied. "Und wie gesagt kannst du sich auch direkt an Flavius Piso wenden mit deinen Ergebnissen, der zweifellos noch neugieriger ist als ich."

  • Auch als Consul gewöhnte es sich Macer nicht ab, Kleinigkeiten mit anderen Senatoren dann zu besprechen, wenn er sie nach einer Senatssitzung erwischen konnte, bevor sie zu ihren sonstigen Geschäften verschwanden. Der Unterschied war vielmehr, dass er jetzt einige seiner Liktoren abstellen konnte, die gewünschten Gesprächspartner aufzuhalten, bis er selber aus der Curia hinaus gekommen war. Deshalb hatte er gleich nach einer der ersten Sitzungen seine Liktoren damit beauftragt, ihm ein paar Curatoren aufzuhalten.

  • Sedulus kam mit einigen seiner Kollegen aus dem Senat und unterhielt sich über diverse Dinge als er vom Consul Purgitius Macer zu ihm gewinkt wurde.
    Er verabschiedete sich von den Anderen und begrüßte den Consul.


    Salve Consul Purgitius Macer...


    Und wartete nun was dieser von ihm wollte.

  • "Salve, Germanicus Sedulus", erwiderte Macer den Gruß und freute sich, dass er den Curator abpassen konnte. "Ich will dich nicht lange aufhalten. Es geht um folgendes: Wie du in meiner Kandidaturrede schon hören konntest, ist es mir ein Anliegen, dass jeder in Rom die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft erfüllt. Da müssen wir Senatoren natürlich besondere Vorbilder sein. Ich möchte daher anregen, dass all jene Senatoren, die ein öffentliches Amt inne haben, mal im Senat darüber berichten. Frei und unbürokratisch, völlig unabhängig davon, dass du als Curator zum Beispiel dem Praefectus Urbi unterstellt bist oder die Priester unter den Senatoren in Kollegien organisiert sind und so weiter und jeder da irgendwelche typischen Berichtspflichten hat. Stattdessen einfach mal berichten, was man gerade tut, was man zuletzt getan hat und ein bisschen Werbung dafür machen, dass man eben etwas Wichtiges zum Wohl der Stadt beiträgt. Kann ich für sowas mit dir rechnen?" Er blickte den Curator erwartungsvoll an und rechnete im Prinzip mit einer Zusage. Wenn er jetzt gleich Absagen bekam, musste er sein Konzept wohl nochmal überdenken.

  • Da hast du allerdings recht Senator Macer...


    Antwortete Sedulus knapp und überlegte kurz.


    Ja, warum eigentlich nicht.


    Stimmte Sedulus immer noch recht nachdenklich zu. Er sollte vielleicht mal wieder auf der Baustelle der Therme Aemiliani vorbeischauen wie es dort voran ging. Überlegte Sedulus.


    Hast du dafür einen bestimmten Termin im Auge? Meine Frau und ich wollen bald den Senator Aurelius Ursus in Mantua besuchen. Nicht dass ich dann nicht in Rom wäre...

  • "Wunderbar! Sehr schön", freute sich Macer über die Zusage. Bei der Frage nach dem Termin legte sich allerdings seine Stirn wieder leicht in Falten. "Nun, das mit den Reisen ist auch so eine Sache, die ich nochmal angehen wollte. Es gab früher die Regelung, dass ein Senator sich nur so weiter von Rom entfernen durfte, dass er innerhalb weniger Stunden zu einer Sitzung erschienen konnte. Ausnahmen waren nur in den Senatsferien möglich und natürlich für all jene Senatoren, die ein Amt in den Provinzen übertragen bekommen haben." Er wollte mit dieser Belehrung keineswegs dem Germanicer einen persönlichen Vorwurf machen, war dieser doch bisher auch nicht negrativ durch häufige Abwesenheit aufgefallen. Aber wenn er schon die Chance hatte, das anzusprechen, konnte er es auch gleich tun. "Aber davon abgesehen sollten wir das mit dem Termin ganz locker handhaben. Ich setze dich auf die Rednerliste, wenn du soweit bist. Sagst du mir dazu einfach vorher Bescheid?"

  • Sedulus nickte.


    Keine Sorge, zu den wichtigsten Sitzungen werde ich erscheinen, versprochen!


    Und seine Versprechen hatte er noch immer eingehalten.


    Werd ich machen. Ich schicke dir meinen Sklaven Teutus vorbei, welcher dir dann Bescheid geben wird.

  • "Einverstanden", bestätigte Macer. Damit war der erste Schritt erfolgreich getan und er brauchte den Senatskollegen nicht länger aufzuhalten. "Dann wünsche ich noch einen schönen Tag. Vale!" verabschiedete er sich daher.

  • Sedulus nickte dem derzeitigen Consul zu und verabschiedete sich ebenso.


    Danke, den wünsche ich dir auch. Vale Consul Macer.


    Da erblickte Sedulus einen Senator, dem er Geld geliehen hatte und steuerte auch gleich auf diesen zu um nachzufragen was denn nun mit seinen Sesterzen los war...

  • Auch bei der nächsten Sitzung des Senates griff Macer wieder auf den bewährten Trick zurück, um sich gewünschte Gesprächspartner aufzuhalten. In der Erwartung, dass seine Liktoren ihre Sache wieder gut gemacht hatten, kam er nach der Sitzung aus der Curia und schaute, ob sie ihm wie vereinbart bestimmte Kollegen aufgehalten hatten.

  • "So ist es, Vinicius", bestätigte Macer lächelnd. "Ich will dich auch nicht lange aufhalten. Du hast sicher kaum weniger zu tun als ich. Aber genau darum geht es. Wie ich bei meiner Kandidatur erwähnte, ist es mir ein Anliegen, dass jeder in Rom die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft erfüllt. Das schließt natürlich uns Senatoren ein und stellt uns sogar an erste Stelle. Ich plane daher, dass all jene Senatoren, die ein öffentliches Amt inne haben, im Senat über eben dieses berichten. Und zwar unabhängig davon, wem sie nun formal unterstellt sind und wem sie laut Gesetz Bericht erstatten müssen. Stattdessen sollen sie Gelegenheit bekommen, frei und unbürokratisch zu zeigen, was dieses Amt ausmacht, was sie für Rom geleistet haben, was sie noch leisten und damit anderen Ansporn geben, ebenfalls ihren Beitrag zum Gelingen Roms zu leisten. Kann ich für sowas mit dir rechnen?" trug er sein Anliegen nun schon etwas routinierter vor, da der Curator Rei Publicae nicht der erste war, den er diesbezüglich ansprach.

  • Kurz überlegte ich


    "Nunja, prinzipiell habe ich nichts dagegen Bericht zu erstatten, allerdings weiss ich nicht, ob ich dies nun gut heissen soll. In Zeiten in denen dem Senat immer mehr Entscheidungen abgenommen, ja sogar verwehrt werden, sollten wir uns nicht damit aufhalten uns gegenseitig zu kontroliieren, sondern uns vielmehr auf Wichtigere Dinge und Personen konzentrieren...... du weisst ja wovon ich rede, nicht wahr!?"

  • Macer überging die rhetorische Frage und Anspielung am Schluß bewusst und nahm an, dass Vinicius Lucianus das verstehen würde, wenn er seiner Kandidaturrede zugehört hatte. Stattdessen griff er einen anderen Punkt auf, den er für wichtiger hielt. "Es geht nicht um Kontrolle! Dafür sind wie gesagt die formalen Dienstwege und Berichtspflichten da. Es geht darum zu zeigen, dass wir etwas leisten, was wir leisten und dass man etwas tun kann. Dass Senatoren nicht die faulen Säcke sind, als die sie nur allzu gerne gesehen werden wenn man jemanden braucht, auf den man schimpfen kann." Er sprach ruhig, um nicht für zu viel Aufmerksamkeit zu sorgen, aber trotzdem energisch, denn er war von der Bedeutung seines Vorhabens überzeugt.

  • "Senator, dass du Reden kannst und geschickt deinen Ideen vorbringst und auch durchsetzt, dass wissen wir und dafür schätzen wir dich auch. Mir ist egal wem ich meinen Bericht abliefere, dem Kaiser, dem Praefectus Urbi oder auch dem Senat, dennoch stimmt es mich nachdenklich, wenn es den Kaiser persönlich nicht zu interessieren scheint, der Praefectus Urbi lediglich seiner Macht fröhnt und der Senat still dasitzt und sich alles gefallen lässt, sich aber dann Berichte anhört zu denen er aber ohnehin nichts zu sagen hat!"


    Auch ich war ruhig, keineswegs aufbrausend, nur wollte ich doch meine Meinung, die Macer ja schon kannte, nochmal kundtun und unterstreichen.

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