Autsch. Man kommt zu gar nichts mehr dieser Tage...
Die Erklärung der Aurelia für ihre leichte Verwirrung klang einleuchtend, zumindest für die Claudierin, die auch schon einige Nächte durchwacht hatte – hauptsächlich als Resultat auf ihre seltsamen Träume, die sie regelmäßig plagten, und die sie nicht erklären konnte. Noch war diese Entwicklung nicht beunruhigend – Romana konnte so etwas nicht einfach nur so einschüchtern – aber bald einmal würde sie mit jemandem darüber reden müssen...
Ach was. Sie schüttelte ihre Gedanken ab, und ließ ihren Blick wie zufällig auf den auf einer Kline mit einem ziemlich doofen Gesichtsausdruck auf ihn starrenden Celsus fallen. Schmuck sah der Tiberier schon aus... wenn er nicht grade dreinschaute wie ein Ochs vorm Tor. Das mussten noch die Nachwirkungen ihrer Meinung sein. Der Gute wäre beileibe nicht der erste, den sie mit ihrer doch etwas seltsamen Art aus dem Ruder gebracht hätte, und es würde auch nicht der letzte sein. Romana schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, unbeeindruckt von der lustigen Mimik, die er schnitt.
Was war das, irgendwas von Thermen? Romana hatte nicht richtig zugehört, aber es ging wohl darum, dass Celsus sich zierte, zusammen mit Septima ein Bad zu nehmen. Konnte sie da eine gewisse sexuelle Konnotation heraushören? Nun ja, da war der junge Tiberier wohl ein bisschen prüder, wie sie ihn eingeschätzt hatte. Oder war er gar... sie schnaubte aus, als sie den Gedanken nochmal durchging. Nur, weil jemand Anstand zu haben scheint, muss das nicht heißen, dass derjenige warm wie ein Backofen ist. Das Manöver, den Consul mit einzubeziehen, war dahingehend durchaus raffiniert – sicher würde dieser mit seinem Wanst und seiner Knubbelnase enorm abtörnend wirken. So lächelte sie nur fein und damenhaft in die Runde, entschlossen, sich zu keinem Kommentar diesbezüglich hinreißen zu lassen. Das könnte in einem Desaster enden. Wie schon passiert.
Als Durus wohl ihre Größe auffiel, und er wohl ein wenig undiplomatisch damit herausplatzte, musste sie lachen. Früher, in der Unsicherheit der Pubertät, wäre sie sicherlich eingeschnappt gewesen, doch heute hatte sie genug Gelassenheit entwickelt, Bemerkungen dieser Art nicht als Affront zu sehen. Im Gegenteil, sie war, nun, dass sie sich damit abgefunden hatte, sehr stolz auf ihre Größe. Und sei es auch nur deswegen, weil man da oben die bessere Luft hatte. „Ja, das stimmt wohl. Aber ich glaube, ich bin jetzt fertig. Schade eigentlich“, scherzte sie, als ob sie wirklich nichts Besseres zu tun hätte, als zu wachsen, bis sie Einsicht in die Gefilde der Götter über den Wolken haben würde.
„Sicherlich, sicherlich“, bot Romana, die sich gerade aufrichtete, Septima an. „Setz dich nur hin.“ Sie klopfte mit ihrer rechten Hand auf den Sitzplatz, der für Septima angedacht war. „Wo wir waren?“ Sie drehte nachdenkend eine Locke mit ihrem rechten Zeigefinger herum. „Nun...“ Wagenrennen, aber dieses Gesprächsthema war ihr irgendwie unangenehm geworden. Und Gesang. Na ja, auch so ein Randthema. Um keines von diesen Themen mehr anzuschneiden, musste eine Notlüge her, zusammen mit einem abrupten Themenwechsel. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern... ach ja, Consul? Ich wollte etwas fragen, und zwar, wie sich mein lieber Vetter, Quintus Claudius Lepidus, bei dir macht.“