cubiculum hospitum | Penelope

  • In dem Teil der Villa Aurelia, der Ursus zugeteilt war, befand sich unter anderem dieses Gästezimmer, das für die beiden Gäste aus Aegytus gemütlich hergerichtet war. Zwei bequeme Betten standen darin, Vorhänge aus dickem Stoff hingen vor dem Fenster, um kühlen Luftzug fernzuhalten. Dicke Kissen, die mit freundlichen Mustern bestickt waren, lagen auf den Betten und auch auf den Sesseln der kleinen Sitzgruppe. Einige Truhen standen bereit, um das Gepäck der Gäste aufzunehmen. Auf dem mit einer Blumenvase geschmücken Tischchen stand eine Schale mit Obst und Krüge mit Wasser und Obssaft nebst ein paar Bechern. Der obligatorische Waschtisch, ausgestattet mit Waschschüssel, Krug, Seife und mehreren Handtüchern stand natürlich auch bereit.


    Hierher führte der Sklavenjunge die Gäste. "Ich werde dem Dominus sofort Bescheid geben. Ihr könnt es euch bis dahin bequem machen." Gut, an der Ausdrucksweise des Kleinen mußte wohl noch gefeilt werden.

  • Mit möglichst bedachten Schritten folgte Cimon in das Gästezimmer, stellte das Gepäck aber ersteinmal direkt neben der Tür ab, um den Rest zu holen. Er war schnell, rannte aber nicht. Hasst war etwas, was man nicht deutlich nach außen zeigen durfte. Vorallem nicht einem Gast gegenüber.
    Der Nubier würde rasch all das Gepäck von der Dame und ihrem Kind holen, um es in der Nähe des Einganges abzustellen. Doch er würde mit einem fragenden Blick stehen bleiben. Denn er war bereit das Gepäck eben dort hinzustellen, wo sie es verlangte. Wenn nötig würde er sogar auspacken. Doch mann konnte sich darauf verlassen, das er niemals ohne Einwilligung der Herrin ihre persönlichen Sachen anfassen würde.
    Der Sklave, der sie begleitete trug wohl das Kind. Besser Cimon sorgte dafür das dieser seine Aufgabe weiterhin gut nachkommen konnte. Also würde er nun bleiben und zum Wohle der Dame ihre Wünsche erfüllen. Da sein Herr nun von dem Jungen informiert wurde, würde es sicher nicht mehr lange dauern bis Ursus erscheinen mochte. Dann sollte alles so sein, wie er es erwartete.


    "Herrin? Wie kann ich dir weiter behilflich sein? Oder kann ich dir einen Wein bringen, Herrin?"


    Besser er fragte, bevor er die Wünsche der Griechin falsch verstehen oder interpretieren würde. Selbstverständlich sprach er im besten Latein, denn er wollte nicht überheblich wirken. Würde sie es wünschen, konnte er immernoch die Sprache wechseln.
    Cimons durchdringenden, grauen Augen blickten dabei leicht gesenkt, der Rücken grade doch sein Körper zeigte ansonsten seine Ergebenheit.

  • Penelope hatte noch gesehen, dass ein weiterer Mann sich um ihr Gepäck kümmerte und sich daher nicht weiter darum gesorgt. Lediglich ihre Kithara hatte sie selbst schon mitgenommen, das wertvolle Instrument gab sie nicht aus der Hand. Sie hatte also die Kithara an dem breiten Schulterband auf dem Rücken, nahm ihre Tochter dem Sklaven ab und trug diese selber gegen die Hüfte gestützt vorne, so dass Panthea sich in ihrem verschlafenen Zustand trotzdem schonmal etwas umsehen konnte und folgte dem Jungen in das Zimmer.
    Die Villa war sehr groß, das musste sie schon zugeben. Und sehr vornehm. So edel wohnten sie selbst in dem großen Haus im Brucheion nicht. Das musste sie wohl anerkennen. Aber es erschien ihr alles ein wenig fremd und... unalexandrinisch eben.


    Der Junge führte sie in ein hübsches, geräumiges Zimmer. Sie würden es hier sicher nicht schlecht haben. Penelope sah sich um, als der Junge meinte, sie sollten es sich bequem machen. Sie nickte ihm kurz zu. “Ja, danke“ und setzte erstmal die Tochter und dann danach die Kithara ab. Erstere durfte auf den Boden, wo sie, jetzt plötzlich hellwach, gleich den Raum erkundete. Zweitere wurde vorsichtig auf den Tisch neben die Blumenvase gestellt und erst einmal ausgepackt, um sicherzugehen, dass sie die Wagenfahrt gut überstanden hatte.


    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    “Mama! Schau mal, die Kissen!“ freute sich Panthea und krabbelte gleich – mit Schuhen, wie Penelope zu spät registrierte – aufs Bett, um sie aus der Nähe anzusehen.
    “Ah, Panthea! Schuhe!“ meinte sie nur kurz streng, woraufhin die Kleine betreten guckte und sich die Schuhe kurzerhand und ohne die Hände auch nur annähernd zu benutzen von den Füßen streifte, um sie auf den Boden fallen zu lassen. Penelope atmete einmal durch und schlenderte dann hinüber, um die Sandalen aufzuheben und sauber hinzustellen, ehe sie sich auf das Bett setzte und der Tochter etwas milder bei der Untersuchung der Stickereien zusah.


    Ein Sklave kam und brachte nach und nach das Gepäck an. Penelope ließ ihn erstmal gewähren, sie wollte ihn nicht herumscheuchen. Immerhin war er nicht ihr Sklave. Den hingegen hieß sie an der ein oder anderen Stelle, etwas gleich zu verräumen oder zu verrücken.
    Schließlich aber war alles hergebracht, und der große Mann sprach sie höflich, fast etwas ehrfürchtig an. Vielleicht musste sie ihre Meinung über die Römer doch revidieren. Im ersten Ärger war sie wohl in starres Denken verfallen, was sie meist zu vermeiden versuchte.
    “Ja, ein wneig Wein wäre schön. Vielleicht etwas Milch für meine Tochter? Mit Honig?“ Sowas würde es ja sicher auch hier geben, und es war ein gute Mittel, ihr kleines Energiebündel müde zu kriegen.
    Auch Panthea sah ganz neugierig zu dem Mann hoch, und ihre Augen leuchteten bei dem Gedanken an eine Milch mit Honig. Eifrig nickte sie dem Sklaven zu, wie es eben nur kleine Mädchen hinbekamen.


    Sim-Off:

    Edit: Deshalb sollte man vorm Absenden nochmal aktualisieren :D

  • Ruhig stand Cimon im Raum und wartete die Antwort der Dame ab. Dann fiel sein Blick auf das Instrument der Frau und er musste sich zusammenreißen es nicht zu bewundern. Sicher gab es herrliche Töne von sich. Er mochte sanfte Dinge. Auch wenn man es nicht vermuten würde, doch der Nubier stellte sich oft vor wie Sanftheit klang, sich anfühlte...und jetzt auch wie es sich anhören würde.


    Viel zu spät wie er empfand konnte er sich vom Anblick lösen und sah, wie die Kleine mit Schuhen....nein, er unterdrückte den Impuls, denn sie war auch eine Herrin.


    Ergeben senkte er schließlich den Kopf und sah mit einem kurzen Lächeln die Freude des Mädchens. Milch mit Honig. Er musste an Marei und an seine eigene Kindheit denken. Respektvoll nickte er.
    Diesmal entschied er sich ob der Gesellschaft, doch in einem recht guten Griechisch zu antworten. Er glaubte nun daran, dem Gast einen Gefallen zu tun. Dies hoffte Cimon von ganzem Herzen. Denn sein Verhalten würde auf seinen Herren zurückfallen.


    "Wein und Milch mit Honig, ganz wie du wünschst, Herrin. Die Milch etwas warm?"


    Fragend lächelte er auch die Kleine an. Zuerst wartete er die Antwort ab, bevor er sich entfernen würde. Wie zuvor galt es rasch aber ohne Hektik die Getränke zu holen. Dabei wies er eine Sklavin an, der er begegnete, das etwas warmes Wasser bereitgehalten werden sollte. Selbstsicherheit ließ ihn zwar Anweisungen geben, doch er vergas dabei niemals höflich zu bleiben. Sie waren schließlich alle nur Sklaven.


    -----------------------------------


    Nach kurzer Zeit würde der Nubier mit einem schweren Tablett wieder kommen. Hierauf befanden sich zwei Karaffen, eine mit Wein, eine mit Wasser sowie ein Becher mit Milch und einer der noch gefüllt werden wollte. Die Milch mit Honig hatte eben jene Temperatur, die gewünscht gewesen war. Cimon stellte das Tablett ab, reichte den Becher an das Mädchen und würde den anderen eben so füllen, wie es die Herrin wünschen mochte. Auch diesen reichte er dann. Hinzu kamen einige Kleinigkeiten, wie Oliven und frisches Brot, die er zur Stärkung mitgebracht hatte.


    Entschuldigend neigte er den Kopf um sich wieder zu entfernen. Doch er kam nicht weit, denn die Sklavin hatte dafür gesorgt, das die Schale mit dem warmen Wasser bereits an der tür auf ihn warten würde. Sie hielt ihm Tücher und ein Tablett mit Waschutensilien entgegen. Zumindest für die Begrüßung mochte es reichen. Sie grinste den Nubier frech an und sagte noch leise, das das Bad bereit wäre, falls die Damen es später benötigen würden. Überrascht sah Cimon ihr in die Augen und lächelte. Dann trat er also ohne das die Tür wirklich ganz geschlossen gewesen war ein und trug dabei die Schale mit dem Wasser. Diese stellte er an die Seite und bedeutete der Sklavin die Tücher sowie die Utensilien daneben auf dem Tischchen abzustellen.


    Die Sklavin zog sich umgehend wieder zurück, doch Cimon blieb. Wusste er doch nicht ob alles zu der Zufriedenheit der Herrin war. Wo doch ihr Sklave so vieles umräumen musste. Ein fragender Blick, der nicht wirklich an ihre Augen gerichtet war, sollte seine Worte einleiten.


    "Falls du nach der Begrüßung meines Dominus noch Baden möchtest, ist dies möglich. Alles ist vorbereitet, Herrin."


    Noch weiter direkt nach Wünschen zu fragen erschien ihm unpassend. Lieber wartete er. Denn Cimon wollte sich auch nicht aufdrängen.


    Sim-Off:

    Edit: Tia.... mann sollte wirklich immer nocheinmal aktualisieren *G* ... ich hoffe der 'Zeitsprung' geht okay

    ir-servus.png

    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • Penelope sah den Blick zu dem Instrument, aber fand sie ihn nicht so ungewöhnlich, als das sie etwas hätte sagen müssen. Sie bewachte Harmonia zwar sorgfältig, aber sie hatte eigentlich keine Bedenken. Zwar mochte sie wie alle Künstler es nicht besonders, wenn jemand ungefragt ihr Instrument anfasste, ein kleines Kind machte einen aber in vielen Dingen um einiges lockerer. Es gab einfach Dinge, über die es sich nicht lohnte, sich aufzuregen. Und außerdem war die Kithara ein herrliches Instrument, aus dunklem Holz gefertigt, mit schönem Schwung der Hörner, zwölf Saiten. Ein großes instrument. Und auf dem Klangkörper mit Elfenbein fein abgelegt Bildnisse der Musen, mit großer Kunstfertigkeit angebracht, so dass es den Klang nicht beeinflusste. Die Kithara ihres Großvaters, ihr wertvollster Besitz. Natürlich sah man sich das an.


    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Auf die Rückfrage mit der Milch nickte Penelope nur still, während Panthea gleich losplapperte. Das Kind hatte keine Berührungsängste, keine Furcht vor Fremden, ein Umstand, der der Mutter manchmal arge Sorgen bereitete.
    “Ja, warm. Und mit viiiiiiel Honig. Ich mag Honig!“
    Etwas tadelnd schaute Penelope, lächelte dann aber milde. Der Sklave hatte gutes griechisch gesprochen. Kein Barbar. Das war schonmal gut. Sie begann, sich etwas zu entspannen.


    Der Sklave ging, und einen Moment waren sie allein. Penelope gab mit ein paar Fingerzeigen noch ihrem Sklaven zu verstehen, wo er etwas hinpacken sollte, wenn er fragend zu ihr herüberschaute. Dann wandte sie sich an die Tochter.
    “Panthea? Was haben wir denn gesagt?“
    “Worüber, Mama?“ Mit großen, unschuldigen Kinderaugen sah sie auf und klimperte einmal gespielt mit den Wimpern. Um den Finger wickeln konnte sie gut, nur dass Penelope dagegen immun war.
    “Über das Bitten und das Fordern?“
    Schuldbewusst sah die kleine zu Boden und drehte etwas ihre Hände. “Ich soll immer danke und bitte sagen und warten, ob ich darf.“
    Penelope nahm ihr Kind kurz in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Genau. Also, was sagst du gleich?“
    “Danke?“
    “Genau.“


    Und kurz später kam auch schon der Sklave wieder und brachte die Milch. Mit strahlenden Augen ging Penelope hinüber und griff mit einem geflöteten “Daaaanke!“ schon nach dem Becher, so dass Cimon ihn kaum schnell genug reichen konnte. Zufrieden daran nippend stellte sich Panthea einfach etwas abseits und war mit abwechselndem Schlucken und Atmen scheinbar schwer beschäftigt.
    “Dreiviertel Wasser bitte“, kommentierte Penelope hingegen den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht des Sklaven und wartete, bis er ihr den Wein gereicht hatte. “Danke.“ Sie stand auf, nahm ihn entgegen und nippte einmal daran, um festzustellen, dass der römische Wien schwächer war als der ägyptische, der mit Palmwein versetzt war. Aber das machte nichts, sie wollte sich ja nicht betrinken. Und er war gut, nicht zu sauer.


    Sie dachte, er wollte sie nun verlassen, aber er ging nur kurz vor die Tür, um eine Schüssel mit Wasser hereinzuholen. Eine Sklavin hatte noch ein paar Tücher dabei und etwas Seife, die sie bei dem Waschtisch abstellte und sich wieder zurückzog. Der Schwarze allerdings blieb und erkundigte sich nach ihren Wünschen bezüglich eines Bades.
    Kaum, dass Panthea das Wort gehört hatte, stellte sie die Milch ganz sorgsam auf den Tisch und verzog dabei gequält das Gesicht. “Nicht schon wieder baden!“ jammerte sie, was Penelope zu einem entschuldigenden Lächeln veranlasste.
    “Danke, aber wir hatten das Vergnügen, in Ostia eine Therme zu besuchen.“ Was nicht hieß, dass sie nicht auch hier zur Entspannung gebadet hätte. Aber Panthea würde wohl zetern und meckern, und Penelope wollte sie nicht gleich am Tag ihrer Ankunft mehrere Stunden allein lassen.


    Sie setzte sich mit ihrem Wein auf einen der Stühle und sah den Sklaven kurz überlegend an. Offenbar war er darum bemüht, dass sie sich hier wohl fühlte. Wahrscheinlich hatte sein Herr ihn so instruiert.
    “Dein griechisch ist gut. Wie heißt du?“ fragte sie schließlich. Sie redete nicht gern mit Namenlosen.

  • Das Mädchen erhellte Cimons Mine. Viel Honig. Ja, das konnte er gut verstehen. Also hatte er versucht die Mischung recht gut für das Kind und doch nicht zu süß zu gestalten. Ihre Freude über die gereichte Milch, als er wieder da war ließ Cimon offen Lächeln und den Kopf respektvoll sinken. Ihr Danke kam sehr überschwänglich, was der Nubier als angenehm empfand. Auch die Frau war sehr freundlich zu ihm und nahm den Wein, der entsprechend gemischt war entgegen. Auch hier senkte sich kurz bei der Übergabe sein Kopf.
    Was sonst hätte er auf den Dank erwiedern können? Noch immer hatte er gewisse befürchtungen, da Atonis sein Bild über die Griechen sehr einseitig gestaltet hatte. Cimon aber stellte schnell fest, das die Worte des früheren Herren nicht wahr sein konnten... wie so vieles, was der Nubier bei dem Griechen hatte lernen müssen.


    Die Antwort auf das Bad überraschte ihn ein wenig. Er hätte als Kind jeden Tag gebadet, hätte er es jemals gedurft. Wasser war etwas, was er sehr mochte. Auch wenn er nicht glaubte wirklich schwimmen zu können. Aber für ein Bad reichte es völlig aus. Seine Gedanken versuchte Cimon zu verbergen und lächelte nickend als Bestätigung.


    "Wie du wünschst Herrin."


    Dabei sah er auch das Mädchen an, da er sie nicht ausgrenzen wollte. Was die Griechin dann sagte überraschte den Sklaven kurz. So dass er ein wenig zu sehr aufsah und seinen Fehler sofort korrigierte. Denn er wusste das gerade seine stechend grauen Augen für Unmuth sorgten, sah er den Herrschaften in die Augen. Normal war es schon untersagt, aber er meinte zu wissen, das es gerade ihm besonders untersagt sein würde. Nur bei Ursus machte er heufiger eine Ausnahme, in letzter Zeit. Zwar nur wenn sie unter sich waren, doch er fühlte sich bei seinem Herren beschützt und sicher. Nicht wie sonst, wo er jeden Moment befürchten musste geschlagen zu werden.
    Als er seinen Blick senkte fiel ihm auf das er zu seinem großen Glück eines der guten Halstücher aus feinem Stoff trug. Erleichtert streckte sich sein Rücken ein wenig und er spürte Selbstsicherheit in sich aufsteigen, als sein Blick wieder leicht hinaufging, ohne aber der Herrin in die Augen zu sehen. Das Lob über sein Griechisch tat ihm gut und ließ sein Rücken etwas grader werden. Es schien zu gefallen, also blieb er bei dieser für ihn recht angenehmen Sprache.


    "Ich danke dir Herrin. Mein Name ist Cimon."


    Bei der erwähnung seines Namens machte er leichte Gesten der Begrüßung, um die Worte zu unterstützen. Es waren nur Kleinigkeiten, aber der Nubier versuchte immer auch mit Mimik und Bewegung seine Worte zu unterstützen und den Respekt zu zeigen, den er verspürte. Dabei blieb er ruhig und zeigte normalerweise kaum regungen oder Gedanken. Auch jetzt fing er sein übertriebenes Lächeln ein und musste sich selber tadeln. So konnte er Marei gegenübertreten, aber kaum der Tochter eines Gastes.


    Bei allem konnte er nicht verhindern ab und zu bewundernt zu dem Instrument zu schauen. Es war so wunderschön und ...fremd für den Sklaven. Doch bei allem bemühte er sich dies so unauffällig wie möglich zu gestalten.

  • Er war sehr höflich und immer bedacht, nichts falsch zu machen. Ein klein wenig begann Penelope sich Sorgen deswegen zu machen. Zwar war es formal korrekt und auch wirklich überaus zuvorkommend von Cimon, wie er handelte, sie er den Blick zu Boden hielt, aber meistens taten Sklaven dies, wenn ihr Herr besonders streng mit ihnen war. Nungut, es konnte auch sein, dass er es nur zu seinen Sklaven war, aber es konnte auch gut sein, dass er in allem so streng war. An und für sich auch noch immer kein Problem. Penelopes Blick glitt zu der Tochter. Eigentlich war sie auch gut erzogen, zumindest weitreichend, aber nichts desto trotz war sie ein kleines Mädchen und damit so verträumt und gedankenlos wie alle kleinen Mädchen, und da passierte es eben auch schonmal, das etwas passierte, was eigentlich über die Strenge schlug. Und das wiederum konnte ein Problem sein.
    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]
    Allerdings konnte Penelope nicht durch die Blume sich erkundigen, denn besagter kleiner Wirbelwind bemerkte sehr wohl den Blick des Sklaven. Nur wenige Dinge entgingen Kinderaugen, auch wenn viele Erwachsene gerne so taten, als wüssten und sähen sie nichts und könnten deshalb erst recht nicht mitreden. Aber Panthea sah die vorsichtigen Blicke des netten Nubiers, der ihr so eine schöne Milch gebracht hatte, und daher ging sie grinsend zu ihm rüber und griff ihn einfach bei der Hand.
    “Das ist Harmonia. Komm, ich zeig sie dir!“ plapperte sie fröhlich und zog auch schon, das ganze Gewicht ihres Körpers einsetzend, an dem Nubier, um ihn näher zu dem Tisch mit der Kithara zu kriegen.
    “Panthea!“, meinte Penelope noch, mit nur leicht erhobener Stimme, und Panthea interpretierte diese kleine Warnung falsch. Immerhin hatte sie vorher noch eine kleine Standpauke zum Thema 'danke' und 'bitte' gekriegt und dachte daher automatisch an diesen Tadel. “Darf ich dir bitte die Kithara von meiner Mama zeigen?“ meinte sie also betont ernst und zog weiter an ihm bis er schließlich da war, wo sie ihn haben wollte.
    Und so sehr sich Penelope auch mühte, ernst zu bleiben, sie musste ob so viel kindlicher Einfalt lächeln und die Hand vor den Kopf nehmen, sich ganz leicht die Schläfen reibend. Genau solche Situationen hatte sie gemeint, die einfach aus dem Rahmen dessen fielen, was allgemein streng und erwünscht war.
    “Also, das ist Harmonia. Die gehörte meinem Opa. Also, dem Opa von meiner Mama. Die hat er vor Taaaaausend Jahren Jahren gekriegt, weil er so toll Musik machen kann. Und schau, da, das ist Klio, und Thalia, und Erato, und Urania, und Kalliope, und Euterpe, und Polyhymnia, und Terpschisch...
    “Panthea?“ jetzt war es schon ein wenig strenger. Der arme Sklave, der hier einfach zugetextet wurde.
    “Terpsichore!“, strengte sich das kleine Mädchen beim Zeigen auf eine der Gestalten redlich an, den schweren Namen auszusprechen. Und die nächste Anstrengung folgte sofort. “Und Melpomene!“
    Bei soviel Anstrengung musste man erstmal Luft holen.
    “Panthea!“ Oh-oh! Da war der warnende Unterton, sie hatte etwas angestellt. Sofort schaute das Mädchen zur Mutter und guckte so betreten wie nur möglich, um nahendes Unheil abzuwenden. “Ja, Mama?“
    “Lass Cimon los. Und iss ein bisschen was.“
    Mit einem Blick, der geradezu 'rette mich!' schrie, sah sie einmal zu Cimon hoch, als sie ihn losließ, und stapfte zu dem Tablett mit dem Brot rüber. “Aber ich hab gar keinen Hunger!“
    “Trotzdem. Eine Scheibe.“
    Ein missmutiges Schnauben kam aus tiefstem Herzen von der Kleine, als sie nach einer Scheibe Brot griff und demonstrativ missmutig darauf herumkaute.


    Penelope stand nun ihrerseits auf und ging zu dem Instrument, ließ einmal ihre Hand über eines der geschwungenen Hörner streifen. “Sie ist manchmal sehr wild“, erklärte sie nur leise wie als Entschuldigung, ehe sie sich dem Sklaven wieder zuwandte.
    “Dein Herr ist Titus Aurelius, genannt Ursus?“ Die römische Namensgebung war für die Griechin noch immer ein Wunder für sich. Vor allem bei den Frauen, die ihre Namen für ihr empfinden verkehrt herum trugen, aber nunja. Die Römer waren eben die Römer. “Wenn du mir die Frage gestattest, gibt es etwas, worauf ich gleich achten sollte bei der Begrüßung?“ Wenn sein Herr wirklich besonders streng war, würde jetzt hoffentlich ein kleiner Hinweis in diese Richtung folgen.

  • Die Sorge des Gastes, ob der möglichen Strenge des Herren, bemerkte Cimon nicht. Wenn, würde er sicher umgehend etwas tun, um diese zu vertreiben. Als die Kleine seine Hand ergriff und zog, blieb der große Nubier ersteinmal ungerührt stehen. Schließlich aber kam er der so deutlichen Bitte der Kleinen nach und folgte ihr langsam aber sicher.
    Eine Harmonia also. Cimon betrachtete sie weiterhin bewundernd, wagte es aber nicht, selbst als er davor stand danach zu greifen. Sie war so herrschaftlich. Es schien einfach falsch, ihr mit seinen frevelhaften Fingern nahe zu kommen. Das hinzugefügte 'Bitte' brachte Cimon zum leichten Schmunzeln. Sie war wirklich eine Frohnatur, der man doch sicher unmöglich böse sein konnte. Er bewunderte umgehend die Erziehung der Mutter.


    Harmonia war also der 'Name' dieses Instrumentes, nicht die Bezeichnung? Und die Bezeichnung war also eine Kithara? Fragend betrachtete er das Mädchen und sah genau die beschriebenen Figuren. Als sie sie benannte, musste er sehr angestrenkt nachdenken. Sie kamen ihm bekannt vor, ebenso wie diese Darstellungen. Er konnte sich kaum mehr zurückhalten, doch seine Stimme war leise und ehrfürchtig.


    "Ich glaube ich verstehe. Es sind die Musen, nicht war? Klio, die rühmende ist die Muse der Geschichtsschreibung. Thalia, ja...die Festliche...etwas von Schauspiel glaube ich. Erato, die liebevolle. Urania, die himmlische. Kalliope, die mit der schönen Stimme. Sie hat aber ebenso etwas mit der Wissenschaft zu tun, glaube ich. Euterpe, Polyhymnia und Terpsichore kenne ich leider nur vom Namen her...glaube ich. Melpomene ist die singende, nicht wahr? Mann kann sie wirklich hervorragend erkennen. ... oh verzeih, Herrin."


    Leicht nickte er selbst der Kleinen zu. Er hatte viel zu viel geredet. Das stand ihm doch gar nicht zu. Er war nur derart begeistert, das er entlich mal etwas wusste, sich an etwas erinnerte, waqs er einmal gelesen hatte. Die Musen... was für schöne Gedanken sie ihm manche schreckliche Nacht geschenkt hatten.
    Der Ruf der Mutter ließ Cimon ein wenig zucken. Doch rasch wurde er wieder ruhig und sah sogar in die Augen des Kindes. Ein stummes 'Es tut mir Leid' stand in den seinen, da er sich außer Stande sah ihr zu helfen.


    Cimon folgte ihren Bewegungen, als die Herrin aufstand. Kurz sah er sie sogar direkt an, als sie von der Wildheit des Instrumentes sprach. Ach nein, sie meinte wohl eher die Tochter. Doch seine Augen die kurz leuchteten mochten Zeigen das ihm dies nicht viel ausmachte. Sein Mund öfnete sich kurz tonlos, als er noch glaubte sie würde von Harmonia reden. Für einen Moment muss er recht dumm ausgesehen haben, bis er sich wieder zusammenriss und den Mund schloss um ihr dann weiter zu zuhören.
    Nun sprach er mit fester Stimme, die deutlich zeigte, welche Kraft in ihm steckte obwohl er diese zum Wohle des Herren gut zu beugen wusste.


    "Ja, Herrin. Mein Dominus ist Senator Titus Aurelius Ursus. Auf etwas achten, Herrin? Nicht mehr als gewöhnlich. Mein Herr ist ein guter Mensch und hervorragender Gastgeber. Er freut sich bereits dich kennen zu lernen. Da bin ich mir sicher, Herrin."


    Über ihre Verwirrung wegen des Namens sah er hinweg, denn es stand ihm nicht zu sie offen zu verbessern. Seine Worte schienen ehrlich zu sein, obwohl er langsam seine eher distanzierte aber recht respektvolle Maske wiederfand, die er sich so oft bemühte in seinem Gesicht zu tragen. Auch wenn es ihm bei solch netten Gästen wirklich schwer fiel, sie aufrecht zu halten. Allerdings gehörte es zu seiner Aufgabe ein guter Sklave zu sein und dies gehörte für ihn inzwischen dazu. Zumindest glaubte er es, auch wenn er in letzter Zeit immer wieder an seiner damaligen Erziehung zu zweifeln begann.

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Während das Brot langsam bissen für Bissen in dem Kindermund verschwand, redete Panthea fröhlich weiter. Dass man wegen ihres vollen Mundes die Hälfte nicht verstehen mochte, war ihr dabei scheinbar kein Hinderungsgrund.
    “Bolyhümpfia ischt die der vieln Liedr ..it die Lyra. Und Eupfterpfe schbielt Pflöte. Und Tschrpschi... tanscht.“ Irgendwie schaffte Panthea es, trotz vollgestopfter Backen, die jeden Hamster neidisch hätten werden lassen, ganz ernst und beinahe lehrerhaft dreinzuschauen, während sie erklärte.


    Penelope hingegen machte das, was die meisten Mütter in solchen Situationen zu tun pflegten, und überging kurzerhand das quasselnde Kind, das ja doch nie zur Ruhe kommen würde, wenn man etwas anderes machte. Und so schlimm, dass sie schimpfen wollte, war es ja nicht. Lieber hörte sie zu, was der Sklave über seinen Herrn zu berichten wusste.
    Irgendwie passte das nicht so ganz zu dem Eindruck, den Penelope von Cimon hatte. Wenn der Herr so gut und freundlich war, warum traute er sich dann kaum, einmal aufzublicken? Nun, vielleicht musste er das auch sagen. Aber auf der anderen Seite, Cimon sah auch nicht aus, als würde es ihm schlecht gehen. Er war ordentlich angezogen, sogar besser als viele Freie, die Penelope kannte, gut genährt, hatte offenbar keine gröberen Verletzungen... Nun, sie würde es darauf ankommen lassen.
    “Gut. Ist er denn zugegen?“ Da er bisher noch nicht da war, eine wie Penelope fand berechtigte Frage. Wenn sie länger warten musste, würde sie noch das ein oder andere jetzt schon auspacken, vielleicht noch selbst etwas essen, vielleicht etwas musizieren oder mit Panthea spielen. Je nachdem. Kurz fragte sie sich, ob der Senator sie hier in diesen Räumlichkeiten treffen wollte, oder doch eher im Andron – oder wie das gleich wieder bei den Römern hieß.

  • Aufmerksam hörte Cimon Panthea zu. Er war dank Marei inzwischen recht gut darin jemanden zu verstehen, der ißt und redet. Dabei nickte er als Zeichen des Verstehens. Er würde es sich merken. Dabei sah er auf die Schnitzereien und ordnete die Namen den entsprechenden Darstellungen zu. Allerdings achtete er auf den nötigen und respektvollen Abstand zu Harmonia.


    Dabei ging seine Hand leicht hoch. Cimon ruckte zur Seite als die Herrin ihn ansprach, dabei rutschte sein langer Ärmel etwas hinunter. Zu spät bemerkte er das man nun seine Vernarbungen sehen mochte. Als er zuhörte und dabei die Haut sah erschrak er leicht und dekte die Spuren seiner Vergangenheit wieder ab. Jetzt wusste er wieder warum er dazu neigte lange, bedeckende Kleidung zu tragen. Auch sein Halstuch bedeckte etwas was ihm schmerzte, über das er aber weniger nachdenken wollte. Denn es war das einzige was er Ursus niemals verzeihen würde.


    "Dominus Ursus befindet sich meines Wissens nach in der Villa. Doch als Senator hat er vieles zu tun. Sicher wird er erscheinen, wenn er Zeit hat oder dich ins Atrium bitten. Lange wird er dich nicht mit Absicht warten lassen, Herrin."


    Cimon hoffte es gut gesagt zu haben. Denn sein Dominus war ein so guter Mensch, das der Nubier niemals zulassen wollte, das jemand schlecht von ihm denken mochte.

  • Tatsächlich hatte Ursus noch zu tun gehabt. Ein Klient, der eine dringende Angelegenheit vorzutragen hatte, die keinen Aufschub duldete und auch für Ursus selbst nicht ganz unwichtig war. Das Gespräch hatte sich weit mehr hingezogen, als es Ursus lieb gewesen war, aber das war nun nicht zu ändern. Er hatte auch keinen Zweifel daran, daß Cimon sich gut um die Gäste kümmern würde, über deren Ankunft der kleine Sklavenjunge ihn bereits unterrichtet hatte.


    Nach dem Gespräch ließ er sich von einer Sklavin die Toga ein wenig richten, dann machte er sich auf den Weg zum Gästezimmer. Da Cimon noch nicht wieder aufgetaucht war, ging er davon aus, daß er die Dame nicht in einem ungünstigen Moment störte. Oder hoffte es zumindest.


    Das Zimmer war ganz neu hergerichtet worden und Ursus hatte die Sklaven angewiesen, ihm eine deutlich weibliche Note zu geben, damit die Griechin und ihre Tochter sich wohlfühlen konnten. Ob das gelungen war, davon konnte er sich ja gleich überzeugen. Er hob die Hand und klopfte an.

  • “Nicht“ sagte Penelope nur einmal leise, als sie die Bewegung des Sklaven zu der Kithara sah. Es war weder böse, noch herrisch gesprochen, hatte nur diesen Unterton, den alle Mütter scheinbar beherrschten und der einem, obwohl sie weder laut noch energisch war, Gehorsam abverlangte. “Du kannst sie dir ansehen, aber nicht anfassen“, fügte sie ebenso sanft und bestimmt hinzu. Penelope mochte es nicht, wenn jemand ihr Instrument anfasste. Es war vielleicht ein alberner Aberglaube, und sie regte sich bei weitem nicht mehr so auf, wie sie es vor Pantheas Geburt getan hätte, aber es war einfach ihr persönliches, kleines Heiligtum.
    Den verrutschten Ärmel bemerkte Penelope nicht, denn sie war vollkommen in Gedanken, während sie der Antwort lauschte. Und wirklich, wie Cimon gesagt hatte, er ließ auch nicht lange auf sich warten, denn keine zwei Sekunden später klopfte es schon an der Tür.
    “Empros“, bat sie gewohnt griechisch, ehe sie sich besann und ein lateinisches “Intra“ hinterherschickte. Der Sklave hatte eben mit ihr aus Freundlichkeit griechisch gesprochen, so dass sie einen Moment nicht darüber nachgedacht hatte, wo sie sich eigentlich befand.


    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Panthea hingegen hatte die Narben gesehen und kam mit ganz großen Augen nähergetappst, nicht auf das Klopfen achtend, und schaute Cimon ganz mitleidig an.
    “Tut das weh?“ fragte sie mit kindlicher Sorge und deutete auf die Stelle, die sie gesehen hatte. Sie mochte nicht, wenn anderen Menschen etwas weh tat. Vor allem nicht, wenn sie sie nett fand, und sie fand Cimon sehr nett. Immerhin hatte er ihr Milch gebracht und sich so nett mit ihr unterhalten.

  • Umgehend zuckte Cimon leicht zusammen, als die Herrin ihn zurechtwies. Seine Lippen formten stumm ein 'aber'...denn er wollte sie doch gar nicht berühren. Allerdings hatte der Herr immer recht, so zog er seine Hand ebenso zurück wie den Körper ein Stückweit nach hinten. Ruhig sah er dann auf. In seinen Augen stand eine ehrliche Entschuldigung. Der Nubier verstand sehr gut, was die Griechin bewegte. Ihm würde es sicher nicht anders gehen.


    "Ja, Herrin. Verzeih bitte."


    War dementsprechend alles was er von sich gab. Als es klopfte sah Cimon unentschlossen zur Tür. Doch die Entscheidung lag wohl eher bei der herrin, von der er noch nicht ganz wusste, wie er sie genau nennen sollte. Er würde sie fragen, wenn die Gelegenheit günstig sein würde. Jetzt grade wwar sie nicht besonders geeignet dafür. Das sie zuerst auf griechisch antwortete bemerkte Cimon nur am rande.


    Als das Mädchen zu ihm kam, sah er zu ihr herab aber auch gleichzeitig auf sie als Herrin auf. Sie deutete auf seinen Arm und ihre Frage ließ Cimon gegen Tränen ankämpfen, von denen er nicht verstand woher sie kamen. Seine Stimme zitterte leicht als er versuchte der Kleinen eine gute Antwort zu geben. Denn auch er empfand seinerseits Panthea als sehr nett.


    "Nein, junge Herrin. Auf der Haut schmerzt es nicht mehr."


    Und das war die Wahrheit, denn es schmerzte nur noch auf der Seele und in seinen Träumen sowie in den viel zu kurzen Nächten, in denen er schweißgebadet die Götter anflehte, von denen er keinen Namen wusste. Er hoffte das die kleine Panthea dies ausreichen mochte, denn er wollte nicht das dieses liebe Mädchen sich Sorgen um ihn machte. Einen Sklaven... jemand, der es damals nicht anders verdient hatte. Sein Kopf senkte sich leicht bei diesen gedanken. Das sein Herr oder jemand anders als nächstes eintreten könnte, war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Viel zu weit entfernt war seine Welt geraten.

  • Ursus reagierte schon auf das erste Herein, auch wenn es auf griechisch geäußert worden war. Schließlich hatte er während seines Griechenlandaufenthaltes kaum eine andere Sprache gesprochen. Und so wählte er auch nun diese Sprache, als er eintrat. "Willkommen in Rom und willkommen in der Villa Aurelia", begrüßte er die beiden Gäste herzlich. "Mein Name ist Titus Aurelius Ursus. Bitte verzeiht, daß ich euch warten ließ, ich hatte noch ein wichtiges Gespräch, das ich nicht einfach abbrechen konnte. Ich hoffe, eure Reise war nicht zu beschwerlich? Sicher seid ihr hungrig und müde von der langen Reise." Sein Blick fiel auf den Imbiß. Nanu, nur Brot und Oliven? Kein Käse, kein Schinken? Aber gut, es gab bald Abendessen.


    Auch auf das kleine Mädchen fiel sein Blick und er lächelte ihr freundlich zu. Sie war wirklich süß und sicher auch lebhaft, so wie sie aussah. Er mochte lebhafte Kinder, war er doch selbst eins gewesen. Aber er fürchtete, daß Corvinus davon nicht sehr begeistert sein würde. Na, sie schien sich wenigstens mit Cimon gut zu verstehen. Und vielleicht hatte auch die kleine Marei Freude daran, mit der Kleinen zu spielen. Sie würde es hier schon nicht zu langweilig finden.

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Panthea schien nicht ganz überzeugt. Wenn es nicht weh tat, warum war Cimon dann so traurig? Vielleicht sollte sie sicherheitshalber nochmal pusten. Pusten half immer. Bei allem. Oder noch besser, Mama sollte pusten.
    Panthea sah zu ihrer Mutter herüber, die gerade auf den eintretenden Mann schaute. Der begrüßte sie beide und schaute auch Panthea an, die in ihrer Überlegung grade ein wenig auf ihrer Hand herumkaute. “Chaire“ sagte sie nur leise und wiegte sich ein wenig unschlüssig hin und her. Mama hatte wohl grade zum Pusten keine Zeit, die unterhielt sich mit einem anderen Erwachsenen. Aber sie.
    Also zupfte sie ein wenig an Cimons Kleidung, damit der zu ihr runtersah. Er wirkte grade auch so, als würde er nachdenken. “Soll ich mal pusten?“ fragte sie in kindlicher Unschuld einfach mal nach. Sie wollte ja, dass er nicht mehr traurig war.



    Penelope bekam von der Sorge ihrer Tochter nur am Rand mit. Sie hörte zwar die Frage, und auch die Antwort des Sklaven, aber hatte keine Zeit, sich da noch einzumischen oder sich betreffende Stelle genau anzusehen. War der Sklave misshandelt worden? Alarmsirenen schrillten in der Mutter bei dem Gedanken auf. Aber es war nicht ihr Haus und nicht ihr Sklave, und als guter Gast galt es nun, ihren Gastgeber erstmal zu begrüßen. Und sich um der Götter willen nichts anmerken zu lassen.
    Mit einem stoisch wirkenden, kleinen Lächeln und einer leichten Verneigung grüßte auch sie den jungen Mann, der eigentlich ganz freundlich erschien. Dennoch blieb sie wegen der ungeklärten Frage nach Cimons Verletzung etwas misstrauisch.
    “Chaire. Und keine Sorge wegen des Wartens. Männer haben nunmal wichtige Geschäfte zu machen, so ist die Ordnung der Welt. Ich fühle mich deshalb gewiss nicht zurückgesetzt.“
    Sie lächelte ihn freundlich kurz an und entspannte ihre Haltung ihm gegenüber, ohne dabei jedoch lässig oder gar schlacksig zu wirken. Haltung zu wahren war eines der Dinge, auf die ihr Großvater bei ihrer Erziehung immer größten Wert gelegt hatte, und so tat sie es auch jetzt. “Es ist sehr großzügig von dir, uns so schöne Räume zur Verfügung zu stellen. Gewiss werden wir uns hier von der Reise gut erholen können.“
    Sie gab ihrem Sklaven ein kleines Zeichen in Richtung einer der Truhen, und er nickte stumm und holte das gewünschte sofort. Es war üblich, als Gast ein Gastgeschenk zu überreichen. Zumindest kannte Penelope es so, und sie wollte ein guter Gast sein.
    Der Sklave reichte ihr schnell einen ledernen Umschlag, der schon vermuten ließ, dass darin für den sicheren Transport ein Buch eingeschlagen war. “Lass mir dir dies schenken als Zeichen meines Dankes für die Einladung“, sagte Penelope und reichte das Paket an Ursus weiter. Die Abschrift, die darin enthalten war, war an und für sich kein großes Geschenk. Aber Penelope wusste, dass einige dieser Dialoge Platons fast nur noch in der Bibliotheke des Museions zu lesen waren, da es sich um sehr alte Schriften handelte. Sie dachte, das wäre wohl ein passendes Geschenk von einer Gelehrten an einen Gelehrten.


    Sim-Off:

    WiSim :)

  • Sein Herr betrat den Raum und Cimon nickte ihm respektvoll von seinem Standort aus zu. Ersteinmal wollte er dort stehenbleiben, da er unsicher war, was als nächstes von ihm verlangt wurde. Zwar hörte er was die Herrschaften sprachen, zeigte aber kein übertriebenes Interesse. Als etwas an ihm zupfte... verwirrt sah er hinunter. Die Worte des Mädchens hielten ihn kurz gefangen und ließen den Nubier die anderen beiden Anwesenden vergessen.


    "Ich.... es tut wirklich nicht mehr weh... aber es kann sicher nichts schaden, junge Herrin."


    Damit deutete er eine respektvolle Geste an und bot ihr, den Stoff leicht hochziehend nur den Rand des Armes an. Es war ihm unangenehm, ihr seine alten Vernarbungen, die von Peitschen, Stöcken, Klingen und etwas zu heißem Eisen stammten zu offenbaren. Seine Dunkle Haut wies also an vielen Stellen helle Veränderungen auf, die bei näherer Betrachtung ein Bild zeigen mochten, das von Schmerz und Leid zu berichten wusste. Doch seine Arme waren bei weitem ansehnlicher als sein Rücken oder die Brust, also machte es wohl doch nicht so viel aus. Allein die sorgenvollen Augen von Panthea nahmen Cimon die Angst vor den eigenen Zeichnungen.


    Kurzentschlossen vergaß der Nubier seinen Herren derart, das er einen für ihn unverzeilichen Fehler machte und sich zu der Kleinen nieder kniete. Lächelnd sah er ihr sogar mit seinen grauen Augen in die ihren und war sehr dankbar um ihre Anteilnahme.


    "Weißt du, junge Herrin. Es ist lange her, das dies geschehen ist. Aber manchmal denke ich einfach noch zu sehr daran. Es ist wie wenn du dir das Knie aufschlägst, Herrin. Du erinnerst dich sicher auch viel länger daran, als es wirklich schmerzt."


    Während er sprach merkte Cimon wie die Erinnerung verblasste und der Schmerz in weitere Ferne zu rücken schien. Er wollte einfach nicht mehr traurig sein, nicht wenn es Panthea derart beschäftigen würde. Der Nubier mochte es nicht, wenn Kinder so früh bereits mit solchem Leid konfrontiert wurden.

  • Das Lächeln der jungen Frau wirkte ein wenig gezwungen, doch Ursus schrieb dies ihrer Erschöpfung zu. Die Reise von Aegyptus hierher war keine Kleinigkeit und außerdem kannten sie sich ja auch noch gar nicht. Daß sie annahm, er könnte seinen Sklaven mißhandeln, konnte er nicht ahnen. "Aber ich bitte Dich, das war doch selbstverständlich." Was leider nicht alle in diesem Haus so sahen, aber daran wollte Ursus lieber nicht denken. Er mußte unbedingt daran denken, die Gäste über die Einschränkungen zu informieren, die Marcus gefordert hatte.


    Als Penelope ihren Sklaven anwies, die mitgebrachte 'Kleinigkeit' zu holen, wurde er doch neugierig. Er nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn, um zu sehen, was darin war. Dialoge von Platon! Unglaublich! "Ich.... ich danke Dir! Das ist wirklich großartig! Die ganze Familie wird sich daran erfreuen, das kannst Du mir glauben." Die Freude über das Geschenk war ihm deutlich anzusehen und keinesfalls gespielt. Er legte das kostbare Schriftstück auf den Tisch.


    "Cimon habt ihr ja schon kennen gelernt", stellte Ursus zufrieden fest und schaute mit einem erfreuten Lächeln zu dem Nubier, der offenbar ein außerordentlich gutes Händchen für Kinder hatte. Denn die Kleine ging ganz vertraulich mit ihm um, auch wenn Ursus nicht ganz verstand, um was es da gerade ging. "Er steht euch natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Sagt einfach Cimon, was ihr braucht und er wird es entweder selbst erledigen oder jemand zuverlässigen damit beauftragen. Es wird auch immer jemanden geben, der sich mit Deiner Tochter beschäftigt, wenn Du für die Schola arbeitest. Es gibt auch ein achtjähriges Sklavenmädchen im Haus. Wenn Du nichts dagegen hast, daß Dein Kind mit einem Sklavenkind spielt, könnten die beiden sicher schön miteinander spielen." Zwar war Panthea noch viel kleiner, aber wie er Marei kannte, würde es ihr viel Spaß machen, mit einem so kleinen Mädchen zu spielen.

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Cimon kam zu ihr runter und zog sich den Ärmel ein wenig dabei hoch. Aua, das sah aber schon so aus, als würde es weh tun. Mit ganz vorsichtigen Fingerchen befühlte Panthea die vernarbte Haut, nur mit der Fingerspitze zunächst und einem sehr konzentrierten Gesichtsausdruck dabei. Es fühlte sich irgendwie komisch an, aber es schien Cimon nicht weh zu tun. Na, mal gucken, ob es mit pusten weggehen würde. Sie beugte sich herüber und machte einmal deutlich hörbar “Ffffffffffffh!“, während sie auf die Stelle nach Leibeskräften pustete.



    Penelope hingegen beobachtete genau die Reaktion in Ursus' Gesicht. Offenbar war es ein gutes Geschenk gewesen, denn seine Freude schien ihr ehrlich zu sein. So nahm sie seinen Dank mit einer respektvollen, kleinen Verbeugung entgegen und freute sich ihrerseits, dass sie gut gewählt hatte. Vielleicht würde ihr Aufenthalt hier ja doch ein klein wenig Bildung den Römern vermitteln können, auf die eine oder andere Art und Weise.


    Sie wollte gerade auf Ursus' Vorschlag mit dem Sklavenmädchen antworten, als sie sah, wie Cimon vor ihrer Tochter kniete und diese auf seinen arm pustete. “Panthea!“ kam es ein wenig entgeistert von ihren Lippen.
    Ich muss pusten! Cimon hat aua! Tut aber nicht mehr weh, schon ganz lange!“ erklärte die Kleine scheinbar geduldig der Mutter und streichelte dann nochmal über die vernarbte Haut, die durch das Pusten wohl leider nicht zufriedenstellend geheilt worden war.
    Penelope schenkte ihrem Gastgeber ein entschuldigendes Lächeln und raunte der Tochter dann auf Ägyptisch ein paar Worte zu, da sie annahm, dass das niemand außer ihnen beiden verstehen würde. “Lass Cimon in Ruhe, Panthea. Komm, stell dich richtig vor.“ Danach lächelte sie noch einmal entwaffnend ihrem Gastgeber zu und beantwortete seine Frage, wieder auf griechisch.
    “Nein, es ist eine wunderbare Idee, und ich danke dir, dass du dir so viele Gedanken um das Wohl meiner Tochter machst. Sie wird sich sicher freuen, eine Spielgefährtin zu haben. Nicht war, Panthea?“


    Panthea hatte Cimon noch einen Blick, in dem das Leid des Universums enthalten zu sein schien, geschenkt, und sich dann Ursus zugedreht. Ursus, das Wort kannte sie. “Du siehst gar nicht aus wie ein Bär“, plapperte sie einfach auf Latein, da das Wort auch auf Latein war und sie den Unterschied zwischen den Sprachen noch nicht so ganz begreifen konnte. Die Frage ihrer Mutter überhörte sie dabei einfach, voller kindlicher Neugier auf die Antwort gespannt.

  • Cimon bemerkte nun mit hochruckendem Kopf, das sein Herr seinen Namen genannt hatte und sah ihn fragend an. Doch offenbar sollte der Nubier nicht sofort tätig werden. So nickte er respektvoll zu seinen Worten um sie uneingeschränkt zu unterstützen. Pantheas kindliche Berührung war ihm nicht unangenehm. Es tat in gewisser Weise sogar sehr gut, wie das Mädchen mit den Narben des Sklaven umging. Als sie pustete nickte Cimon dankbar und schenkte ihr ein offenes Lächeln. Als die Mutter sie nun seinetwegen maßregelte, musste Cimon zusammenzucken. Das wollte er nicht. Er nickte nur ergeben um zu zeigen, das die Worte der Kleinen der Wahrheit entsprachen.
    Die ägyptischen Worte erkannte Cimon als solche doch er brauchte einige Augenblicke um diese zu sortieren. Seinen Namen erkannte er ganz sicher. Und etwas von Ruhe. Eine Richtung...und etwas stehendes.... Cimon hasste sich für sein so fehlerhaftes Wissen. Doch der Blick von Panthea ließ ihn alles vergessen. Der Nubier sah ihr noch nach und flehte innerlich seine namenlosen Götter an, dieses Mädchen zu beschützen.


    Langsam stand der Nubier auf und bewegte sich so geschmeidig und unauffällig es ging zu seinem Herren. Die Worte von Panthea sorten für ein kurzes breites Grinsen. Früher hätte er sich dies niemals erlaubt, früher hätte es hierfür auch den Stock gegeben. Doch er wusste, was für ein guter Mensch sein Dominus war und wieviel Verständnis dieser einem Kind gegenüber aufbringen würde.


    Ein Blick und ein leichter Ruck ging durch seinen Körper. Ein Fragender Blick und eine Andeutung zum Wein. Nur ein kleiner Wink und sein Herr würde einen Becher des Weines, in seinem bevorzugten Mischungsverhältnis in den Händen halten. Cimon wusste, genau, das er im Nebenraum sicher einen Becher ergattern könnte, den er später ersetzen würde, sollte dies notwendig werden.

  • Die dumme alte Angewohnheit, eine Augenbraue hochzuziehen, kam wieder hoch. Ursus schaute erstaunt zu Panthea und Cimon herüber. Was pustete die Kleine denn so angestrengt? Merkwürdige Dinge gingen da vor sich. Aber vielleicht war es so eine Art Spiel? Der Mutter schien es jedenfalls nicht zu gefallen, denn ihr Tonfall war durchaus fest, als sie ihre Tochter auf aegyptisch zurechtwies. Ursus verstand kein Wort. Oder doch. Cimon kam darin vor. Vermutlich hatte Penelope der Kleinen gesagt, daß sie Cimon nicht so mit Beschlag belegen sollte. Die Erklärung, Cimon hätte aua, irritierte Ursus einen Moment lang. Doch bei einem besorgten Blick auf seinen Sklaven konnte er nichts dergleichen feststellen. Vielleicht doch nur ein Spiel.


    "Nun, sie soll sich doch bei uns nicht langweilen. Wir haben leider sonst keine Kinder im Haus. Mein Onkel ist gerade frisch verheiratet und wir anderen Familienmitglieder sind noch nicht verheiratet. Deshalb habe ich auch noch eine andere Bitte. Unser Haus ist nämlich genau aus dieser Tatsache heraus noch nicht 'kindersicher' Gerade im Bereich des Atriums und des Tricliniums gibt es viele zerbrechliche Dinge. Und im Garten ist es noch schlimmer. Mein Onkel ist nämlich ein Liebhaber exotischer Pflanzen. Diese sind natürlich besonders empfindlich und gar nicht geschützt. Daher muß ich leider Deiner Tochter untersagen, in diesen Bereichen zu spielen. Aber es gibt hier in der Nachbarschaft schöne kleine Parks, in die Cimon oder Caelyn mit Deiner Tochter gehen können und in denen sie ungehemmt herumtollen kann bei schönem Wetter. Und meine Räumlichkeiten hier stehen euch selbstverständlich uneingeschränkt zur Verfügung. Kinder haben nun einmal einen ausgeprägten Bewegungsdrang, ich halte auch gar nichts davon, diesen zu sehr zu unterdrücken."


    Inzwischen hatte sich die Kleine auch zu ihm begeben und schaute ihn in der unvergleichlich offenen Art an, die Kindern zu eigen war. Die Frage der Kleinen brachte Ursus nur für einen Moment aus dem Konzept. "Weißt Du, als ich so alt war wie Du jetzt, habe ich meiner Mutter genau das auch gesagt. Und sie erzählte mir, daß ich ganz viele dunkelbraune Locken hatte, als ich geboren wurde. Außerdem war ich für einen Neugeborenen recht groß und kräftig. Deshalb dachte sie, daß ich stark werde wie ein Bär. Und da Bären auch sonst gesund und stark sind, fand sie, daß dieser Name ein gutes Omen für mich wäre. Findet Du nicht, daß es ein guter Name ist? Ich mag meinen Namen. Was ist mit Deinem Namen? Findest Du, daß er gut zu Dir paßt? Magst Du Deinen Namen?"


    Er schaute lächelnd zu Penelope. "Soll ich Marei rufen lassen, damit ihr sie schon kennenlernen könnt? Marei ist das Sklavenkind, von dem ich sprach."


    Den fragenden Blick von Cimon bemerkte Ursus wohl, aber er winkte unauffällig ab. Im Moment wollte er keinen Wein, so lange wollte er sich hier gar nicht aufhalten, damit Penelope Gelegenheit bekam, sich frischzumachen und auszuruhen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!