cubiculum hospitum | Penelope

  • Vermutlich wäre Ursus ziemlich entsetzt gewesen, wenn er auch nur geahnt hätte, welche Gedanken Penelope hegte. Daß sie die Römer für so viel ungebildeter hielt als die Griechen war schon empörend. Es war wirklich klug von ihr, sich davon nichts anmerken zu lassen. Er selbst war eben der festen Überzeugung, daß Bildung jedem angeboten werden sollte, der sie wünschte. Und nicht nur jenen vorbehalten bleiben sollte, die von Haus aus ohnehin hoch gebildet waren.


    Natürlich ahnte er nichts davon, deshalb nickte er lächelnd. "Lernwillen kannst Du gewiß voraussetzen, denn niemand meldet sich an, der nicht auch lernen will. Du brauchst noch keine genauen Daten anzugeben, stell Dich ruhig erst einmal auf Deine Schüler ein. Nach der ersten Stunde wirst Du es gewiß besser abschätzen kann."


    Das Flötenspiel verstummte, was Ursus als ausgesprochen erholsam empfand. Cimon befaßte sich immer noch mit dem Kind und schien sich mit der Kleinen wirklich gut zu verstehen.


    "Also, dann möchte ich euch beide nicht länger von eurer sicher nötigen Erholung von der Reise abhalten. Cimon wird sich darum kümmern, daß ihr alles bekommt, was ihr wünscht." Er erhob sich. Viel zu lange schon hatte er sich hier aufgehalten. Sie konnten doch alles Weitere morgen noch besprechen.

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    Wie man keine Mittel für eine Flöte haben konnte, verstand Panthea nicht. Da ging man einfach zu seinem Opa, und der machte eine! Flöten waren ja keine schwierigen Instrumente wie Lyra und Kithara, sondern einfach Stöcke, die Musik machen konnten, wenn man reinpustete. Und die Syrinx war nur zusammengebundenes Schilfrohr. Aber die war auch schwieriger zu spielen, zumindest für kleine Kinderlippen, die das sanfte Darüberblasen über die Öffnungen nicht wirklich beherrschten. So sah sie Cimon nur etwas verschlafen und fragend an.
    Als er dann aber fragte, ob sie müde sei, musste sie ganz energisch abwehren. “Nein, ich bin nicht müde, ich bin schon groß!“ Und zum Beweis machte sie die Augen ganz weit auf. Naja, zumindest eine Weile lang, bis sie doch wieder kleiner und kleiner wurden. Aber freiwillig einfach so ins Bett, ohne dass Mama gesungen hatte? Niemals!




    Penelope unterdessen war mit ihrem Gespräch auch zu einem Ende gelangt. Ihr Gastgeber machte sich auch gleich daran, sich zu verabschieden und sie für die Nacht zu entlassen. Kurz überlegte Penelope, ob er vorhin nicht noch etwas von einem Abendessen gesagt hatte, aber sie war sich nicht ganz sicher. Nunja, dann würde sie eben ein andermal der Familie vorgestellt werden, wie es sich gehörte. Oder aber der Aurelier wollte eben jenes aus welchen Gründen auch immer vermeiden, was die Griechin aber unsinnig fand. Immerhin war sie nicht nur Gelehrte und eine gebildete Frau, überdies Gast, sondern auch die Siegerin des jüngst erfolgten Kitharodenwettstreites in Alexandria. Zumindest in den griechischen Poleis brachte das einigen Ruhm, allerdings hielten die Römer im Allgemeinen nicht so viel auf Musik, so dass es sein mochte, dass es nicht bis hierhin vorgedrungen war. Nun, ihr war es gleich. Zwar kränkte es sie ein wenig, dass sie, nachdem sie an der Tür schon beinahe nicht erkannt worden wäre, nun hier auch mehr oder weniger unter Verschluss gehalten wurde, anstatt, wie es in Alexandria üblich gewesen wäre, voller Stolz präsentiert zu werden als ehrenwerter Gast. Aber auf der anderen Seite war es ihr eigentlich ganz recht, jetzt erst einmal Ruhe zu haben und zeitig schlafen zu können. So musste sie sich nicht durch irgendwelche hohlen Phrasen quälen und mit stoischer Gelassenheit Leute über sich ergehen lassen, die sie unter Umständen gar nicht leiden konnte. Oder irgendwelche Fragen beantworten, die sie eigentlich lieber unbeantwortet lassen würde.
    So lächelte sie nur nichtssagend und erhob sich ebenfalls als Zeichen des Respekts dem Gastgeber gegenüber.
    “Ich denke, du hast recht, nach der ersten Stunde sehe ich gewiss klarer. Ich danke dir für deine Großzügigkeit und Gastfreundschaft.“
    Sie verneigte sich leicht, aber nicht so sehr, als dass es wirklich demütig sein könnte, um ihn zu verabschieden.

  • Cimon hatte nicht viel gehört, doch als sein Herr seinen Namen nannte erhob sich der Nubier und nickte zur Bestetigung. Natürlich wartete er dann eine entsprechende Pause und den richtigen Moment ab, um kurz noch Worte folgen zu lassen.


    "Ja, Herr. Das werde ich mit Freuden."


    Kurz lächelte er. Allerdings lächelten seine Augen länger als seine Lippen. Dann wollte er abwarten, was die Herrin wohl wünschen würde. Doch Pantheas Worte ließen ihn zu ihr schauen und sich wie aus einem Reflex heraus nieder knien. Er sah genau in die weit aufgerissenen Augen und lächelte erneut, nun um einiges weicher und länger. Das Mädchen erhellte sein Herz. Cimon würde nur zu gerne das richtige sagen, doch er kannte die Kleine ja nicht, so dass er nicht wusste, was sie mochte, um schlafen zu gehen. Also vermutete er einfach mal, das sie ähnlich wie Marei Geschichten mögen würde.


    "Nun, wenn das so ist, junge Herrin. Soll dir vieleicht eine Geschichte helfen die Augen schwerer werden zu lassen?"


    Zumindest war es einen Versuch wert. Allerdings sah er dabei fragend zu ihrer Mutter. Denn er wollte auf keinen Fall etwas tun, was gegen den Wunsch der Herrin sprechen würde. Die Worte seines Dominus sah der Nubier als Anweisung zu bleiben, bis er nicht mehr gebraucht werden würde. Was ihn in keinster Weise störte.

  • "Cimon wird euch mit dem Abendessen versorgen. Und auch sonst mit allem. Morgen, wenn ihr ausgeruht und ausgeschlafen seid, zeige ich euch dann das Haus und stelle euch allen vor." Zumindest allen, die anwesend waren. Es war schon eigenartig, wie wenig man sich begegnen konnte, wenn man in einem Haus wohnte. Aber alle waren eben immer sehr beschäftigt. "Ruht euch aus und kommt erst einmal richtig an." Mit diesen Worten verabschiedete sich Ursus und verließ das Zimmer. Er wußte, er konnte sich vollkommen auf Cimon verlassen. Er würde alle Fragen beantworten und sich um alles kümmern, damit es den Gästen gut ging.

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