Bereits nach dem ersten Tag war mir klar, dass mir ein solcher Fehler niemals wieder passieren durfte. Ich hatte mich gut gelaunt gegeben, doch in Wirklichkeit war ich der ganzen Angelegenheit bereits überdrüssig gewesen, noch ehe wir Rom verlassen und uns südwärts gewandt hatten. Dennoch! Man musste mir zumindest zugute halten, dass ich mich redlich bemühte. Es kratzte an meinem Ego, dass ich nicht fähig sein sollte, einen guten Ehemann zumindest zu mimen, und auch wenn es mir schwer gefallen war, Rom während dieser Phase der Kandidatur und nicht nur deswegen überhaupt zu verlassen, so hatte ich es dennoch getan. Und das aus einem einzigen Grund: Ich wollte, dass Celerina keinen Grund mehr hatte, mir Vorwürfe zu machen. Es reichte, dass ich sie mir selbst machte.
Irgendwann waren wir dann an einem kleinen, beschaulichen Heim angekommen. Im Südosten lag, nicht einmal zwei Stunden entfernt, die Stadt Puteoli. Im Nordwesten befand sich Cuma, und wir hockten sozusagen mitten dazwischen. Keinerlei Gedanken hatte ich daran verschwendet, dass Celerina vielleicht auf den Gedanken kommen mochte, das Sibyllinische Orakel aufzusuchen und sonstwas zu fragen. Und als es mir an diesem lauen Abend auf der Terrasse sitzend in den Sinn kam, hoffte ich, dass sie mich nicht mitnehmen würde, wenn sie es denn tat.
Wir waren inkognito gereist. Eine toga hatte ich nur für den Notfall mitgenommen, sonstiger Ringschmuck war sorgfältig verwahrt. Mitgenommen hatten wir nur Sklaven, die sich in ihrer Treue und im Schweigen ausgezeichnet hatten. Einerseits war ich froh darüber, andererseits fehlte mir etwas. Das war Celerinas Idee gewesen, also hatte ich ihr diesen Wunsch gelassen. Mit fünf Leibwachen und einer Handvoll Sklaven, welche die übrigen anfallenden Arbeiten erledigen konnten, verzichteten wir damit auf das Übermaß an Luxus, das uns in Rom zur Verfügung gestanden hatte. Deswegen musste ich mich selbst aufrichten, um mir Wein nachzuschenken. Ich trank ihn, während ich, in eine wollene Decke gehüllt, auf der Terrasse saß und dem Licht zusah, das sich langsam rötlich färbte. Dies war die erste Nacht hier mitten im Nirgendwo. Und ich wusste, dass es eine Nacht voller Erwartungen werden würde.