bibliotheca | Ein Sklave bildet sich

  • Einsamkeit unterschied sich vom Alleinsein...ja, das verstand er und sah es nicht anders. Langsam nickte Cimon zu Sivs Worten. Ihrem Blick folgend sah der Nubier kurz darauf wieder zu der Frau, die grade sagte, das es besser sei zu gehen. Seine Augenbraue zuckte, wie sie es doch sonst nicht so tat.


    "Willst du denn bleiben? Und wenn du gehen willst...wieso bist du gezwungen zu bleiben? Ich dachte du seist frei? Oder ist es wegen dem Kind?"


    Ihre Schmerzen gefielen Cimon nicht. Er mochte nicht wenn andere litten. Vorallem nicht wenn es Frauen waren. Doch wie sie damit umging schien es normal zu sein. So wollte er versuchen ebenso darüberhinweg zu sehen wie Siv dies tat. Obwohl es ihm nicht leicht fiel, konnte er doch zumindest sein Zucken ebenso unterdrücken wie den Drang, sie ständig nach ihren Wünschen zu fragen.


    Seine Augen sahen sie aber durchaus an. als sei er ein Hund. Sie tat ihm nicht nur wegen den Schmerzen leid, sondern auch und besonders wegen dem was für ihre Zwangslage, wie Cimon vermutete, gesorgt hatte. Wenn er gekonnt hätte, so würde er ihre Sorgen zerschlagen haben, noch bevor diese sich in ihr manifestieren könnten. Doch mit Wemut musste der Nubier feststellen, das er mit seiner Körperkraft hier nicht weiter kommen konnte.

  • "Und die Moral..." Narcissas Augen verschlangen hungrig ein Wort nach dem anderen. Sie hallten in ihren Gedanken nach und entfalteten dort ihre ganze Schönheit in Farbe, Klang und Bild. Schon seit sie das Licht des Tages geweckt hatte, war sie in diesen Fabelband versunken und befand sich nun in den letzten Zügen. Sie liebte es hier zu sein, zwischen den warmen Decken, während draußen nasskaltes Winterwetter sein Dasein fristete. Wo sich ihre Schwester im Moment befand, wusste sie nicht, vermutlich schlief sie noch, erschöpft von den Ereignissen und Eindrücken der Tage. Ganz anders Narcissa. Sie fühlte sich hellwach, aufmerksam! Und sie brauchte mehr Wörter! Sie entkletterte den Decken, zog sich eilig ihre Palla über und griff dann nach dem Buch. Den Blick auf die letzten Zeilen gerichtet, schritt sie in Richtung der Bibliothek. Sie musste nicht aufsehen, um den Weg zu finden, denn in den letzten Tagen war sie ihn schon oft gegangen. Nämlich dann, wenn sie sich allzu verloren fühlte in dem großen Rom. Der Duft der Schriftrollen gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe. Nach wie vor auf die Wörter konzentriert betrat sie den Raum, glaubte sie doch, ihn leer vorzufinden. Zwar wusste sie von dem einen oder anderen Verwandten, dass auch er/sie gerne las - wie etwa Titus - in der Regel traf sie in der bibliotheca aber selten jemanden an.
    Sogleich überkam sie jedoch ein äußerst merkwürdiges Gefühl - und schaute auf. Zwei Paar Augen musterten sie - sie sah zurück. Einige Atemzüge verstrichen, in der ihr zwei Dinge bewusst wurden. Zum einen, dass sie mit ihrer wilden Lockenpracht, die noch vom Schlaf her absolut ungebändigt waren, nicht gerade das Idealbild einer aurelischen Tochter darstellen musste. Zum anderen, dass sie wohl in einem äußerst ungünstigen Moment hier herein geplatzt war. Eine leise Spannung lag in der Luft und im Gesicht der beiden Sklaven, die vor ihr saßen, konnte sie ablesen, dass es kein fröhliches Gespräch gewesen war, das sie geführt hatten. Ihr Blick fiel auf den geschwollenen Bauch der blonden Sklavin. Sie war hochschwanger. War das vielleicht der Grund ihrer Unterhaltung gewesen? Eine leise Röte überzog ihre Wangen. "Salvete...",sagte sie verlegen in die Stille hinein....

  • Die Vorwehe ging vorbei, und Siv entspannte sich wieder. So lange die Dinger nicht regelmäßig kamen, brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, und selbst wenn sie regelmäßig kommen würden, hatte sie nicht vor, auf sich aufmerksam zu machen, so lange sie nicht schlimm waren. Wirklich schlimm. Siv hielt nichts davon, irgendwen aufzuscheuchen, und obwohl sie einige Geburten als Helferin miterlebt hatte in Germanien, gab sie sich trotzdem der Illusion hin, bei ihr würde das schon anders werden. Einfacher. Auf Cimons Frage hin zuckte sie leicht die Achseln und seufzte lautlos. "Ich weiß es nicht. Ob ich bleiben will. Ich… bin schon ein paar Jahre hier, jetzt, und ich kenn die Leute. Ich hab ein paar Freunde…" Bei denen es ihr wirklich schwer fallen würde, sie zu verlassen, allen voran Brix, mit dem sie so viel verband inzwischen. Und da war Corvinus. Aber gerade er, sein Verhalten, war das, was sie in die andere Richtung trieb. "Nein, ich bin nicht gezwungen. Nur, die Reise nach Germanien ist lang. Und schwer. Gerade im Winter." Wieder deutete sie auf ihren riesigen Bauch und grinste schief. "Wenn ich kann, will ich das Kind nicht auf der Straße kriegen." Immerhin war sie nicht lebensmüde, und sie wünschte sich auch, dass das Kind überleben würde. Gerade die Geburt und die ersten paar Tage waren hochgefährlich, wer sollte das besser wissen als sie, war ihre eigene Mutter doch bei ihrer Geburt gestorben. Sie lächelte Cimon erneut an, der sie in diesem Moment mit einem Blick ansah, der Siv fast an einen Hund erinnerte. Was sie schon wieder ein wenig irritierte, weil sie es einfach nicht gewohnt war, dass jemand so… so unterwürfig war. Noch dazu jemand, der so groß und stark war wie Cimon. Gerade er hatte doch gar keinen Grund dazu, fand sie. Dass er sich Gedanken um sie machte, um ihre Schmerzen, ihre Sorgen, kam ihr gar nicht in den Sinn – und hätte sie es gewusst, wäre sie erst recht überrascht gewesen.


    Bevor sie allerdings noch etwas sagen konnte, hörte sie plötzlich die Tür zur Bibliothek aufgehen. Siv sah hoch, und überrascht sah sie dort eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, stehen. Sie hatte zwar von den Zwillingen gehört, sie aber noch nicht gesehen – dennoch war klar, dass diese Frau keine Sklavin war. Sie mochte nicht hergerichtet sein wie eine Römerin, aber die Tunika war eindeutig zu fein, um die einer Sklavin zu sein. Dass sie rot wurde, war aber dann doch wieder etwas untypisch für eine Römerin, fand Siv. "Salve", antwortete sie und richtete sich auf, in der Absicht aufzustehen. Sie wollte keinen Ärger. Sie konnte sich noch gut an ihr letztes Zusammentreffen mit einer Römerin in dieser Bibliothek erinnern, und obwohl sie jetzt frei war, wäre es – in ihren Augen – der sichere Weg in Richtung Ärger, wenn sie nun einfach sitzen blieb. "Ich bin Siv", stellte sie sich vor.

  • Ruhig hörte Cimon Sivs Worten zu. Leicht nickte er immer wieder und machte sich doch ehrliche, ernsthafte Sorgen um sie. All diese Ungewissheit über das was geschehen würde und wann etwas geschehen würde, musste grausam sein. Stille schloss sich kurz an, in der er überlegte, was er gutes würde sagen können. Doch zu seiner Schande musste er gestehen, das ihm nichts gutes einfallen wollte.
    Entschuldigen sah er sie an und drehte seinen Kopf, als die Tür sich bewegte. Er lächelte..es war ein leichtes, ein tiefes Lächeln. Doch dann erkannte er sie. Nicht weil er sie kannte, sondern weil er Flora kannte. Seine Mine wurde umgehend wieder neutraler und er neigte ergeben den Kopf zum Gruß. Siv stellte sich vor und Cimon wand sich mit seinem Körper Narcissa zu.
    Das winzige Grübchen, wenn Flora lächelte, die Lippen...und natürlich die Schrift in ihren Händen... ja, er war sich sicher. Und er erinnerte sich, das Flora sagte, es würde nichts ausmachen wenn man sichirrte... dabei war er sich recht sicher sich nicht zu verschätzen.
    Zumindest behauptete das Herz grade, das ihm vormachte wie schade es war, das es nicht ...nein, er verbot sich weiter zu denken. Das war falsch, nicht rechtens.


    "Salve, Domina Narcissa. Mein Name ist Cimon."


    ergeben machte er Platz, falls Narcissa sich würde setzen wollen. Sein Blick streifte kurz Siv, um sicher zu gehen, das sie alleine...natürlich kam sie alleine klar. Cimon fing an zu bezweifeln, das diese starke Frau jemals etwas nicht würde bewältigen können.

  • Narcissa fühlte sich wie ein Fremdling, der nicht eingetreten, sondern eingebrochen war. Die vorangegangene Stimmung in der Bibliothek löste sich prompt auf und wich einer gewissen Formalität, Reserviertheit. Die schwangere Frau machte Anstalten sich schwerfällig aus dem Weidekorb zu hieven, in dem sie saß. "Nein, nein - bleib nur sitzen", sagte sie eine Spur zu hastig und unterstrich ihre Worte mit einer abwehrenden Geste ihrer Hände. "Ich habe nicht vor lange zu bleiben..." Die Situation hatte sie doch tatsächlich aus der Ruhe gebracht und dazu kam eine gewisse Ver- und Bewunderung, als der dunkelhäutige Sklave sie auf Anhieb mit dem richtigen Namen ansprach. Eigentlich sollte letzteres eine Selbstverständlichkeit sein, wurde aber, wenn man ein Zwilling war zu einer Rarität. Verlegen strich sie sich eine ihrer Locken hinter das Ohr. "Du kennst meine Schwester?", wandte sie sich überrascht an den Nubier. Zumindest musste sie sich jetzt nicht mehr vorstellen. Seine Vertrautheit mit ihrem Namen ließ eigentlich nur diesen einen Schluss zu, nämlich dass er ihrer Schwester schon begegnet war. Es verwunderte sie aber dennoch, dass er fähig war, sie beide auseinander zu halten. Normalerweise gelang das nur Menschen, die den Schwestern sehr Nahe standen, das weckte ihr Interesse. Hatte nicht auch die kleine Marei seinen Namen er erwähnt? Aber nicht nur der dunkelhäutige Sklave lockte ihre Neugierde hervor. Bisher hatte sie, mal von Marei abgesehen, keine Kinder in der Villa Aurelia angetroffen - ganz zu schweigen von einer schwangeren Sklavin. "Setze dich ruhig wieder. Ich wollte nur nach neuen Schriften suchen...", bemerkte sie und wollte sich schon dem Buchregal zuwenden, als sie inne hielt und sich freundlich erkundigte: "Wann ist es denn so weit?", Sie hatte keine Ahnung, ob diese Frage nun als frech und unerhört aufgenommen oder willkommen war.

  • Narcissa, nannte Cimon den Neuankömmling. Siv konnte sich vage erinnern, diesen Namen gehört zu haben, in Verbindung mit den Zwillingen. Schwestern von Orest, wenn sie sich richtig erinnerte. Die Römerin schien sich irgendwie unwohl zu fühlen, fand Siv. Und irgendwie nicht ganz wie eine Römerin zu sein. Dass sie sagte, sie würde nicht bleiben, wo sie doch zur Familie gehörte und jedes Recht hätte, sie hinaus zu werfen. "Danke", murmelte sie, in Erwiderung auf die Worte, dass sie sitzen bleiben könne, und ließ sich tatsächlich wieder zurücksinken. Etwas unschlüssig, ob sie nicht doch gehen sollte, rührte sie sich vorerst nicht, spielte nur ein wenig mit der Schriftrolle, die Cimon ihr zuvor gebracht hatte. Und dann wandte die Aurelia sich an sie. Siv sah auf. "Es… oh", machte sie. "Ich weiß nicht. Zwei Wochen, drei… ungefähr."

  • Sie wirkte sehr nett und so zuvorkommend. Cimon nickte erneut als Antwort auf ihre Frage. Ja, jetzt konnte er sich sicher sein, wirklich richtig zu liegen mit seiner Vermutung. Aber es fehlte auch dieses Grübchen und das Lächeln das ein Herz... er musste sich dringend diese Gedanken verbieten.


    "Ja, Domina Narcissa, ich habe Domina Flora kennnenlernen dürfen."


    Ein Lächeln begleitete seine Worte. Es mochte ansatzweise zeigen, das er mehr dachte als er sprach. Kurz blickte er zwischen den beiden Frauen hin und her. Siv setzte sich wieder und Narcissa sprach so...vertraut. War das normal, wenn Frauen sich trafen? Sie konnten direkt davon ausgehen von Gemeinsamkeiten sprechen zu können...oder? Cimon wollte etwas tun, den beiden etwas bringen. Doch er wusste nicht was. Also beschränkte er sich zuerst darauf, Narcissa den Sitzplatz mit einer untergebenen Geste anzubieten. Dabei ging er einen halben Schritt weiter zur Seite.


    Seine Selbstsicherheit suchend, erinnerte der Nubier sich daran, das er ein Sklave war. Und hier waren zwei Frauen, die nach seinem Verständniss, deutlich über ihm standen.


    "Kann ich euch etwas bringen?"


    Leicht senkte er den Blick und wurde langsam sicherer in seinem Verhalten, das man doch von ihm verlangte. Auch wenn Siv das nicht so zu sehen schien. Für den Nubier aber war dies sein Leben. Sicher konnte er einmal etwas riskieren, bei jemandem wie Flora und er hatte gelernt bei seinem Herren offen zu sprechen, doch das änderte nichts an seinem Leben an sich.

  • "Ja, Domina Narcissa, ich habe Domina Flora kennnenlernen dürfen.", sagte der Nubier und etwas an der Art, wie er es sagte, ließ die junge Patrizierin aufhorchen. Dabei klang seine Stimme doch, als würde von etwas ganz belanglosem wie dem Wetter erzählen. Vielleicht war es dieses Lächeln...Unmerklich legte sie den Kopf etwas schief, ihn aufmerksam betrachtend. "Du bist sehr aufmerksam, Cimon", meinte sie schließlich lächelnd. "Nicht vielen gelingt es, meine Schwester und mich auseinander zu halten..." Sie dachte an Titus und seine felsenfeste Überzeugung richtig zu liegen - um sie dann doch zu verwechseln.
    Allmählich fing sie sich, ihre Mutter im Kopf nachklingend, die leise "Haltung" wisperte. Tatsächlich verhielt sie sich im Moment nicht wie eine Römerin und schon gar nicht ihrer Position entsprechend. Position!, schnaubte sie innerlich. Dazu gehörte eine schwangere Frau aufzuscheuchen und einen Sitzplatz für sich zu beanspruchen, obwohl sie ihn im Moment nicht benötigte. Ob sie nun das Recht dazu hatte oder nicht...aber vielleicht war es ja ganz gut, dass diese Szene keiner ihrer Verwandten mitbekam. Die würden sie für ihr Verhalten sicherlich rüge...
    Siv schien überrascht, als Narcissa sich mit einer so persönlichen Frage, an sie wandte. Andererseits, in diesen Tagen wurde dieser Frage der jungen Frau wohl häufig gestellt.
    "Das ist ja schon recht bald", antwortete sie. "Bist du denn aufgeregt?",


    Es schien Cimon auf merkwürdige Art und Weise Selbstsicherheit zu geben, indem er sie hofierte. Im ersten Moment war sie versucht, zu vereinen. Sie hatte mit ihrem unrömischen Verhalten eindeutig die Ordnung aus den Fugen gebracht und Cimon schien sich damit ganz und gar nicht wohl zu fühlen. Deshalb stimmte sie nun doch nickend zu. "Du könntest einen der Weidenstühle aus der exedra holen und dich dazu setzen. Ich möchte zwar nicht allzu lange hier bleiben - aber dich nun so lange stehen zu lassen, wäre in meinen Augen sehr unsinnig..."

  • Siv sah zwischen den beiden hin und her, während sie sich über die Schwester der Römerin unterhielten, aber es gab nichts, was sie zu diesem Thema hätte beitragen können. Sie kannte die Zwillinge nicht, traf Narcissa in diesem Moment zum ersten Mal. Aber je länger die Aurelia blieb und sprach, desto mehr bekam Siv den Eindruck, dass sie… nun ja, anders war. Jedenfalls anders als viele andere Römer, die sie kennen gelernt hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie noch jung war, aber Siv hatte nicht das Gefühl, dass sie mit ihnen sprach wie mit Sklaven. Nicht, dass sie selbst noch eine war, aber das konnte die Aurelia ja nicht wissen. Siv zuckte leicht die Achseln und grinste etwas schief, als Narcissa noch eine Frage stellte. "Ein bisschen. Aber ich freu mich einfach darauf, wenn es vorbei ist. Die Schwangerschaft, meine ich." Mit einer leichten Kopfbewegung deutete sie zu ihrem unförmigen Bauch hin.


    Dann sah sie zu Cimon auf, als der plötzlich fragte, ob er etwas bringen können. Euch, sagte er. Er schloss sie mit ein. Siv konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er sie so behandelte. "Mir? Eh, nein. Aber danke." Sie lächelte ihm zu, ein wenig verhalten, ein wenig verwirrt, weil sie nicht so recht wusste, wie sie darauf reagieren sollte.

  • "Ich danke dir, Herrin."


    Leicht verlegen blickte Cimon nieder. ja er hatte eine gute Wahrnehmung und war recht aufmerksam. Vorallem aber, da er etwas besonderes fühlte für Flora...nein, weil er sie mochte, nein. Einfach weil er sie gerne hatte und die Kleinigkeiten die er erkannt hatte, um sie unterscheiden zu können, würde doch jeder sehen können. Cimon versuchte Flora aus seinen Gedanken zu verbannen, doch ihr Lächeln sah er dennoch vor sich, als sei sie im Raum, was ein selbiges auf seine Lippen brachte.
    Den Wunsch von Narcissa bestätigte der Nubier mit einem leichten Grinsen. Dabei neigte er ergeben den Kopf. Es wäre unsinnig ihn stehen zu lassen, ja. Das war einleuchtender für den Nubier als wenn sie gesagt hääte, sie wollte es nicht. Denn er hatte ein wenig Angst davor, wie er mit Narcissa reden würde, sollte sie ebenso auf ihn zugehen wie Flora.


    Rasch eilte er ohne wirklich zu hetzen davon, um den Weidenstuhl zu holen. Natürlich würde er ihn nicht unmittelbar neben die anderen beiden stellen. Nein, es stand ihm nicht zu. Dennoch war er glücklich darüber sich in die Nähe der beiden zu setzen. Da es Siv nach nichts verlangte, würde er sich nun setzen. Dabei sah er kurz etwas unsicher beide an. Es fühlte sich seltsam fremd und doch gut an, sich mit ihnen in diesem Raum, in dieser Art zu befinden. Doch er hielt sich ansonsten zurück. Hörte zu was sie über Sivs Schwangerschaft sprechen würden und nickte immer mal wieder ergeben, sollte ihn eine der beiden ansehen.

  • Lächelnd neigte Narcissa den Kopf. „Ich danke dir...“, erwiderte sie und nahm nun neben der Germanin Platz, während der Nubier hinaus eilte. Es war eine angenehme Abwechselung sich nicht erklären zu müssen. Mit dem Blick folgte sie Sivs Geste und nickte verständnisvoll: „Die Schwangerschaft schränkt dich bestimmt fürchterlich ein, oder? Und du brauchst viel Ruhe...“ Bisher hatte sie kaum mit schwangeren Frauen in ihrem Umfeld zu tun gehabt, konnte daher auch nicht auf irgendwelche Erfahrungen zurückgreifen, wie man sich in einer Schwangerschaft verhalten musste. Tun durfte man sicherlich nicht viel. Da konnten neun Monate eine furchtbar lange Zeit sein. Narcissa nahm eine entspannte Haltung ein, lehnte sich zurück in den Weidenkorb, legte sie Hände auf die Schriftrolle auf ihrem Schoss. Die anfängliche Befangenheit war vollkommen verflogen. Die beiden waren ihr sympathisch. Cimon, der dieses unerklärliche Lächeln auf den Lippen hatte und die junge Germanin, die offensichtlich nichts dagegen hatte, obschon sie sich so eben zum ersten Mal begegnet waren, ihre doch persönlichen Fragen zu antworten. „Bewegt es sich denn schon?“, erkundigte sie sich und weiter: „Findest du es unangenehm?“


    Cimon, der mit dem Weidenkorb aus der exedra zurückgekehrt war, warf ihnen einen unsicheren Blick zu, bevor er sich von ihnen entfernt niedersetzte. Hatte sie ihn nicht dazu eingeladen sich dazu zu setzen? Befremdlich. Er schien es hinzunehmen, nichts ohne Erlaubnis oder Aufforderung zu tun. Sein Verhalten schien ihr sogar noch über jenes Maß der Ehrerbietung und Dienstfertigkeit hinauszugehen, das andere Sklaven an den Tag legten. „Du kannst ruhig näher kommen...Wir...“ Sie sah kurz zu Siv hinüber: „beißen bestimmt nicht“, ermutigte sie ihn mit einem Lächeln, fragte sich jedoch insgeheim, was ihn dazu bewog, sich so zu verhalten, wie er es tat. Erfahrung?

  • In das Gespräch der Frauen mischte Cimon sich lieber nicht ein. Aber er richtete seine Aufmerksamkeit zumindest auf dessen Worte um zu zeigen das es ihn interessierte. Der Nubier sah allerdings kurz etwas verwirrt zu Narcissa. Ihr Lächeln unterstrich die durchaus netten Worte. Auch wenn Cimon einen kurzen Moment brauchte um das 'Beißen' als Scherz zu verstehen. So nickte er als Bestätigung und rückte so nahe, als sei er Teil der Runde.


    Nun war er beiden Frauen recht nah und merkte wie er sich ein wenig fehl am Platz fühlte. Doch er zeigte es nicht. Ganz langsam nur entspannte Cimon sich zusehens, was dafür sorgte, das er sein Lächeln kaum mehr verhindern oder aufhalten konnte. Immer wieder wollte er sich zum Ernst zwingen, doch es gelang nur am Rande.

  • Cimon verschwand einen Augenblick, und die Aurelia unterdessen schien sich etwas zu entspannen. Und Siv… fühlte sich immer noch etwas merkwürdig. Dass Cimon sie für etwas Besseres zu halten schien, für jemanden, der höher gestellt war als sie, das war ihr so… so fremd. Sie war einige Jahre Sklavin gewesen, aber diese Denkweise hatte sie sich nie angewöhnt. Römer waren nichts Besseres, Freie waren nichts Besseres. Nicht besser als sie. Und auch nicht schlechter, auch wenn Siv durchaus gegenüber dem ein oder anderen eine gewisse Verachtung an den Tag legen konnte – den typischen Römern, wie sie nach wie vor von ihnen dachte, denen, die so waren, wie früher immer von den Römern gedacht hatte. Denen, die so waren wie Celerina. Arrogant und eingebildet und abgehoben, die eben sich selbst für etwas Besseres hielten und das andere auch nur zu deutlich spüren ließen. Dass Narcissa dieses Verhalten nicht an den Tag legte, wunderte Siv wenig, denn das, immerhin, hatte sie gelernt in den letzten Jahren, dass eben nicht alle Römer gleich waren – auch wenn sie sich anfangs dagegen gewehrt hatte. Dass aber nun Cimon sich verhielt, als sei sie, Siv, höher… Damit umzugehen fiel ihr noch wesentlich schwerer, als wenn es umgekehrt gewesen wäre. Umgekehrt wäre sie trotzig geworden, widerwillig, und man hätte ihr das auch angemerkt. So aber… wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie wollte nicht, dass Cimon – dass irgendwer – sich ihr gegenüber so verhielt.


    "Ja… Es schränkt ziemlich ein, ich meine, vor allem jetzt, damit. Das war am Anfang noch nicht so schlimm." Ihr Grinsen war trotzdem etwas schief, weil sie daran denken musste, dass sie selbst dann schon nicht mehr viel hatte tun dürfen, als sie noch gekonnt hätte. Dann kam Cimon herbei mit dem Stuhl, sagte aber nichts, sondern setzte sich nur etwas weiter weg, und erst als Narcissa ihn aufforderte, rückte er näher. Siv lächelte ihm zu und fragte sich, was sie tun oder sagen konnte, dass er… nun ja, lockerer wurde. Einfach kein Sklave mehr war. Aber sie wusste nicht was, und so antwortete sie auf Narcissas weitere Fragen: "Ja. Bewegen tut es sich schon lang." Sie kratzte sich über dem Ohr und grinste erneut leicht. "Kommt drauf an. Inzwischen kann es schon recht hart zutreten. Und wenn ich schlafen will, ist es auch nicht so angenehm. Aber sonst… ist es aufregend…"

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