Macer saß in seinem Tablinum, laß einige Briefe und ließ sich dabei durch einen unangekündigten Besucher gerne stören. "Salve", grüßte er und blickte auf, als der Iulier hinein geführt wurde.
[Tablinum] Ein geschäftlicher Besuch
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Antoninus lächelte den Senator an. Es gelang ihm trotzdem nicht seine Aufgeregtheit und seine Unsicherheit zu verbergen. Er hatte zwar schon inige Senatoren gesehen, aber noch nie mit einem von Angesicht zu Angesicht gesprochen.
"Salve!", erwiederte er und musste schlucken. "Ich... ähh... ich bin Tiberius Iulius Antoninus, der Sohn von Tiberius Iulius Numerianuns."
Er zwang sich ruhig zu bleiben und atmete einmal durch.
"Ich bin vor kurzem von einem mehrjährigen Aufenhalt aus Asia zurückgekehrt und möchte mich hier in Rom niederlassen. Mein Vetter Lucius Iulius Centho sprach nur in den höchsten Tönen über Dich und so kam ich auf die Idee...äh....Dich zu fragen, ob Du mich als Deinen Clienten akzeptieren würdest?"
Seine Hände wurden schwitzig und er widerstand dem Drang sie an seiner Kleidung abzuwischen.
"Ich habe zwar noch nicht viel vorzuweisen, Senator, obwohl ich schon ein gewisses Alter erreicht habe. Aber ich bin loyal, ehrlich und zuverlässig."
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Die Nervosität des Gastes war spürbar, aber Macer nahm sie ihm nicht weiter übel. "Setz' dich dort erstmal", bot er einen Platz an und hörte sich dann die kurze Lebensgeschichte an.
Als Asia erwähnt wurde, kam Macer sofort die Untersuchung des Senates in den Sinn und er ergriff die Gelegenheit, ein paar aktuelle Eindrücke aus Asia zu erhalten. "Was hast du denn in Asia gemacht, wenn ich fragen darf? Wie lange warst du dort? Und wo?"
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"Natürlich darst Du fragen, Senator.", antwortete Antoninus, als er Platz nahm, "Ich war zehn Jahre dort. Genauer gesagt in Pessinus. Ich arbeitete als Scriba der Duumviren."
Seine Nervosität legte sich ein wenig, als er die Fragen des Senators beantwortete.
"Im laufe der Zeit wurde allerdings das Heimweh immer stärker, bis es mich schließlich dazu brachte zurück nach Rom zu kommen."
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Der Name der Stadt sagte Macer nicht viel. "Pessinus? Wo liegt das? Ich habe davon noch nie gehört." Die Überlegung, ob vor Jahren vielleicht mal ein Iulier Statthalter in Asia war und sein Besucher über diese Kontakte überhaupt dorthin gekommen sein könnte, ersparte er sich. Sein Gedächtnis war nicht gut genug, um sich an Statthalter vor zehn Jahren zu erinnern.
"Aus Asia hört man nicht viel hier in Rom, zumindest was das Politische betrifft. Für den Handel nach Osten ist die Provinz natürlich sehr wiichtig und weil sie groß ist, ist sie politisch auch nicht ganz unattraktiv, aber ansonsten hört man wenig. Ist dort alles so ruhig, wie es scheint?", erkundigte er sich dann weiter.
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"Pessinus ist ein kleiner Ort in der Regio Galatia." Es überraschte Antoninus kaum, daß der Senator die Stadt nicht kannte. "Die Stadt ist nicht groß und relativ unbedeutend." Rückblickend wunderte es ihn immer wieder, wie es ihn dorthin verschlagen hat. Doch damals wollte er nur weit genug weg von Rom sein. Da war ihm dieser Ort ganz recht gekommen.
Antoninus legte einen Finger auf den Mund und dachte kurz nach, als ihn der Senator nach den Zuständen in der Provinz fragte.
"Nun, im Großen und Ganzen ist es dort ruhig, soweot ich das beurteilen kann. Neben den einheimischen Göttern huldigt man natürlich auch den unseren und selbstverständlich dem Kaiser. Auch die Annehmlichkeiten unserer Zivilisation hat die Menschen dort dem Reich im Laufe der Zeit nahe gebracht. Viele Einheimische fühlen sich als Römer."Er fühlte sich geehrt, daß der Senator ihn nach seiner Meinung fragte und beruhigte sich nun gänzlich. Der Mann wurde ihm smpathisch. Centho hatte nicht übertrieben.
"Allerdings ist meine Aussage nicht repräsentativ. Wenn Du ein umfassendes Bild erfahren möchtest, haben die zahlreichen Händler bestimmt mehr zu berichten als ich. Dazu bin ich leider schlichtweg zu wenig herum gekommen."
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"Das muss für den Eindruck ja nicht schlechter sein", knüpfte Macer an. "Wer viel reist, kann genauso gut auch nur einen oberflächlichen Eindruck von jedem Ort erhalten. Deine Einschätzungen fande ich jedenfalls spannend. Bist du denn wenigstens auch mal in der Provinzhauptstadt gewesen?" Zumindest Macer hätte sich das wohl nicht entgehen lassen, wenn es sich irgendwie bei einer Reise hätte einrichten lassen. "Oder ist das Reisen in Asia schlicht beschwerlicher? Es ist dort gebiriger als hier in Italia, oder?"
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Antoninus nickte dankend, als der Senator seine Ausführungen als spannend bezeichnete.
"Du meinst Tarsus?" Er nickte. "Ja, einige Male musste ich dort Schriftstücke zustellen oder abholen. Eine schöne Stadt. Als Iulier bin ich in meiner Meinung aber auch voreingenommen. Und das Reisen ist beschwerlicher, Senator. Als ich jung war und noch in Rom war, kamen mir unsere Hügel schon sehr hoch vor. Nun, in Asia wurde ich eines besseren belehrt. Die Definition von Hügel musste ich ganz schnell überdenken."
Ein Lächeln überflog sein Gesicht.
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Gespannt hörte Macer weiter zu und hätte sicher noch nach weiteren Informationen gefragt, wenn er sich hätte Notizen machen können. Aber das wäre in dieser Gesprächssituation wohl eher unpassend gewesen. Also schwenkte er langsam zu einem anderen Thema.
"Und dann war es also schließlich das Heimweh, das dich zurück nach Rom gebracht hat? Wie gedenkst du nun hier deinen Weg fortzusetzen?"
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"Ja, Heimweh ist das passende Wort.", antwortete Antoninus. "Ich möchte hier das machen, was ich am besten kann. Verwalten", grinste er. "Sehr zum Leidwesen meines Vaters, einem altgedienten Soldaten, interessierte ich mich für die organisatorischen Dinge. Ich habe vor den Procurator a rationibus nach Arbeit zu fragen."
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Heimweh war wahrscheinlich deswegen das passende Wort, weil es der Iulier kurz zuvor selber benutzt hatte und Macer es nur aufgriff. Aber anstatt das weiter zu vertiefen, blieb Macer beim Thema. "Bist durch deinen Vater im Ordo Equester?", fragte er weiter, denn das war für die weitere Karriere sicher nicht unerheblich.
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Antoninus nickte. "Ja, er war ein altgedienter Soldat und zum Schluss Tribunus ad equites in der Legio I."
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Eine ausführlichere Antwort hätte Macer zwar etwas mehr Informationen gegeben, aber das wichtigste war so natürlich auch gesagt. "Das ist schonmal gut. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Karriere wäre damit schonmal geschafft. Hoch hinaus geht es natürlich nur, wenn du irgendwann selber Eques wirst. Aber der Kaiserhof ist dann sicher eine gute Idee für eine Ritterkarriere. An militärischen Abstechern als Kommandeur ist dir also nicht gelegen?" erkundigte er sich trotz der recht eindeutigen Aussage trotzdem noch einmal.
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"Nun," antwortete Antoninus vorsichtig "wenn mein Kaiser mich ruft, werde ich seinen Befehlen selbstverständlich folgen." Er lehnte sich zurück und versuchte dem Senator seine Anspannung nicht merken zu lassen. "Ich habe vor an der Schola Atheniensis und der Academia Militaris einige Kurse zu belegen. Vor einiger Zeit fiel mir ein Exemplar von 'De bello gallico' in die Hände und hat mein Interesse geweckt."
Er erwähnte nicht, daß er dadurch versuchte den nie geklärten, leise schwelenden Vater-Sohn-Konflikt endlich lösen zu können.
"Ich denke, daß mein Vater stolz auf mich wäre.", erklärte er leise. -
Macer winkte lachend ab, als der Iulier vorsichtig das große Wort vom Ruf des Kaisers ins Spiel brachte. "Nicht so förmlich. Noch ist ja nichts entschieden und bis es soweit ist, wird es ja auch noch eine Weile dauern." Und auch wenn macer Kommandeur der Academia Militaris war, würde er nicht unbedingt der beste Ansprechpartner für die Planung einer militärischen Karriere sein, da am Kaiserhof im Moment andere die Entscheidungen trafen.
"Erstmal musst du mir noch verraten, was ich mir denn davon erwarten darf, dich zu unterstützen und deine Karriere zu fördern", fragte er stattdessen weiter nach, den ein Patronatsverhältnis sollte schließlich nicht nur dem Klienten Vorteile bringen.
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Antoninus atmete auf und entspannte sich wieder, als der Senator zu lachen anfing. Der Mann schien für die abgedroschenen Phrasen nicht empfänglich zu sein und, trotz seines hohen Standes, noch mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und die Realitäten zu erkennen. Antoninus war nun um so mehr sicher mit Senator Macer die richtige Wahl seines Patrons getroffen zu haben - wenn dieser denn wollte.
"Nun, ich werde Dich rückhaltlos bei allen Deinen Vorhaben unterstützen. Selbstverständlich gehört meine Stimme bei den nächsten und allen zukünftigen Wahlen Dir." 'Und die meiner Klienten, sofern ich die jemals haben sollte.', fügte er in Gedanken hinzu. "Wenn Du mich brauchen solltest, werde ich jederzeit für Dich zur Verfügung stehen und keine Fragen stellen."
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Wieder musste Macer lachen. "Moment, ich nehme dich wennschon als Klient und nicht als Meuchelmörder, der keine Fragen stellt." Abgesehen davon, dass Macer selten Dreckarbeiten dieser Art zu erledigen hatte, hatte er dafür schon Veteranen, auf die er sich verlassen konnte.
"Aber ernsthaft: Denke in einer ruhigen Stunden ruhig mal drüber nach, was es eigentlich bedeutet, Klient zu sein. Einfach nur zu sagen, dass du für mich da bist ist einfach. Das tun die meisten. Deswegen ist das auch kein Problem, ich nehme dich auch so." Wenn der Iulier jetzt spürbar aufhörte zuzuhören, wusste Macer auch gleich schon, woran er war. "Aber so ein Klientelverhältnis ist schon mehr. Ich habe zum Beispiel Veteranen, die sind meine Klienten. Als Soldaten haben sie unter mir gedient und meine Befehle befolgt. Als Kommandeur stehst du ohne Soldaten alleine da, also bin ich ihnen dafür was schuldig. Ich habe auch Händler und Handwerker als Klienten. Da ist es einfach. Ich mache Werbung für sie und verschaffe ihnen gute Kunden, dafür bekomme ich ihre Waren billige beziehungsweise sie verkaufen die Waren meines Landguts zu besonders guten Preisen. Bei politischen Klienten, die in die Senatslaufbahn streben, ist es auch einfach. Ich sorge dafür, dass sie gewählt werden und sie stimmen dafür später für meine Vorschläge. Bei Equites kann alles zusammen kommen - Politik, Wirtschaft, Militär. Kommt drauf an, was du aus deinem Weg machst."
Er lehnte sich zurück. Nachdem Flavius Piso in die Politik strebte, war ihm ein neuer Klient am Kaiserhof durchaus recht.
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Das Gesicht Antoninus verfärbte sich leicht rötlich, als Macer wieder lachte. "So meinte ich das nicht, Senator. Ich...ähh.....". Er brach ab, als der Senator ernster wurde und ihm die Auswirkungen seiner Entscheidung zu erklären versuchte. Aufmerksam hörte er zu.
"Ich verstehe und bin mir meiner Verpflichtungen, die Dir gegenüber eingehe, sehr wohl bewusst." Er schaute ihm fest in die Augen. "Ich habe nicht vor, Dich zu enttäuschen, Senator."
Antoninus war sich der Tragweite seines Entschlusses im Klaren. Es war nicht in seinem Naturell Dinge halbherzig anzugehen. So würde er es mit seiner Arbeit halten, als auch mit seinen Pflichten als Klient. -
"Nun gut, schauen wir, was draus wird und ob du dein Vorhaben umsetzen kannst", stellte Macer mit fester Stimme fest und streckte seine Hand aus. "Du bist nicht der erste, dem ich eine Chance gebe, und du wirst auch nicht der letzte sein."
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Antoninus ergriff die Hand und schüttelte sie.
"Ich danke Dir Senator! Vielen Dank! Du wirst nicht enttäuscht werden."
Er strahlte Macer an und dieser konnte die tiefe Dankbarkeit in dem Gesicht des Iuliers erkennen.
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