[Atrium] LQV et M. Quintilius Tarius - Unter die Räder gekommen

  • Tarius folgte der Straße zur Casa Quintila und betrachtete die Häuser der Nachbarschaft. Gerade einmal zwei Jahre war es her, das er mit hohen Zielen von hier aufgebrochen war, um sein Glück zu suchen. Deutlich hatte er noch die Gespräche an den langen Abenden im Ohr, als er sein Vorhaben eröffnet hatte in Ostia ein Geschäft zu eröffnen. Alles hatte so klar vor ihm gelegen, die Visionen die er damals im Kopf hatte waren so stark, das alle guten Ratschläge auf taube Ohren gestoßen waren. Vierundzwanzig war er gewesen, als er das Elternhaus verlassen hatte um sein Glück zu machen, doch mochte jener der die Tür der Casa durchschritt um einiges älter geworden sein.


    Tarius war schon immer von drahtiger Statur gewesen, war athletisch gebaut. Jener der damals das Haus verlassen hatte war ein jugendlicher, den Kopf voller Flausen. Die Sesterzen die er mit auf den Weg bekommen hatte waren schon lange aufgebraucht, die Tunika deutlich einfacher als jene, die er getragen hatte als er aufgebrochen war. Er war ein Heißsporn gewesen, der felsenfest davon überzeugt war das ein Mann seinen eigenen Weg gehen musste. Seine eigenen Erfahrungen machen musste.


    Als er im Vorhof der Casa stand und sich umsah, stellte er zufrieden fest das sich vieles geändert hatte, aber doch nicht alles. Es sah aus wie damals, der Duft der Blumen war genauso intensiv wie es gewesen war, als er aufgebrochen war. Die Sklaven des Hauses mochten wohl den Eindruck haben einen Geist zu sehen, der über den Vorhof ins Haus aufbrach und sich dort umsah. Von seiner Ankunft konnte wohl niemand etwas ahnen, Tarius hatte seit seinem Aufbruch nur selten von sich hören lassen...und das was aus Ostia an Nachrichten nach Hause kam, war nichtssagend gewesen.


    Dennoch war Tarius durchaus bewusst das schon längst bekannt war das seine so sichere Geschäftsidee ihn beinahe in den Ruin getrieben hatte.

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    Diomedes




    Mit einem Eimer voller Unrat bewaffnet machte sich Diomedes auf den Weg. Er mußte den Unrat entsorgen und dann noch ein bißchen was einkaufen für das Abendessen. Es war schon fast ein wenig spät dafür, doch es half nichts, es mußte sein. Sicher würde es nicht zu viel Ärger geben, wenn das Essen heute auf sich warten ließ.


    Vor dem Haus stand ein fremder Mann. Diomedes gehörte ja noch nicht so lange zum quintilischen Haushalt, daß er Tarius kennen könnte. "Salve", grüßte er den Burschen, der so aussah, als würde er sich auskennen - und noch dazu hier etwas wollen. "Suchst Du etwas oder jemanden Bestimmtes?"

  • Tarius kannte den neuen Sklaven in der Tat nicht und musterte ihn kurz, nickte dann. "Ja, meine Familie. Und etwas zu essen.", bemerkte er knapp und sah den Sklaven an. "Wir haben einen neuen Sklaven wie ich sehe. Ich bin Tarius.", fügte er kurz an und machte sich ins innere des Hauses auf. "Wer ist zuhause?", sah den Sklaven an. "Oder sind alle ausgeflogen?", rieb sich mit dem Finger über die Augenbraue und machte sich in Richtung der Küche auf. Das grummeln im Bauch war so laut das er wohl ohne weiteres ein vernarbtes Pferd essen konnte. "Ist Valerian zuhause?".

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    Diomedes



    Diomedes stellte sich dem Fremden in den Weg. Da konnte ja jeder kommen und behaupten, irgendwer zu sein und zur Familie zu gehören! "Tarius wer?", fragte er also nach. Er wußte zwar, daß es weitere Familienmitglieder im Imperium gab, auch, daß Valerian einen Bruder hatte, aber alle Namen kannte er nicht. Angekündigt war auch niemand. "Bitte sage mir erst, wer genau Du bist, dann frag ich den Dominus. Ich kann nicht einfach jemanden ins Haus lassen, den ich nicht kenne." Diomedes bemühte sich um große Selbstsicherheit, was allerdings nicht völlig gelang.

  • Tarius sah musterte den Sklaven kurz und wusste nicht so recht wie er sich nun genau verhalten sollte. "Gut.", natürlich tat der Sklave nichts anderes als das, was man von ihm erwartete. Das was er auch erwartet hätte, wäre es sein Sklave gewesen. "Ich bin Marcus Quintilius Tarius. Ich komme aus Ostia.", sah sich auf dem Hof der Casa um und legte seine Umhängetasche ab. "Ich warte hier."

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    Diomedes




    Das klang tatsächlich nach einem Familienmitglied. Diomedes war unschlüssig. Hereinlassen oder nicht? Unsicher schaute er Tarius an. Einen Gast würde er ja auch bis ins Atrium führen. "Bitte tritt doch ein und nimm im Atrium Platz. Dominus Valerian ist zwar nur kurz da, um die Post durchzusehen, aber Du hast wenigstens das Glück, daß er tatsächlich da ist." Er ging voran und führte Tarius ins Atrium. Dies würde der junge Quintilier sehr verändert vorfinden. War doch die Renovierung erst wenige Monate her und die herrlichen Mosaike nagelneu. Richtig edel wirkte das Atrium damt.


    "Einen kleinen Moment bitte." Diomedes eilte ins Tablinum, um Valerian zu informieren.


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    Nur wenige Minuten später betrat Valerian gefolgt von Diomedes das Atrium. "Marcus? Bist Du das wirklich? Bruder! Du hast Dich elend lange nicht mehr blicken lassen! Dabei ist Ostia doch nur einen Steinwurf entfernt!" Er umarmte Tarius herzlich zur Begrüßung, wobei die Rüstung, die er noch trug, ein wenig störend wirkte. "Komm, setz Dich und berichte. Bist Du nur kurz zu Besuch oder willst Du bleiben?"


    Diomedes eilte derweil in die Küche, um Wein und einen kleinen Imbiß herzurichten. Immerhin hatte Tarius deutlich geäußert, wie hungrig er war.

  • Tarius sah dem Sklaven nach und wartete im Atrium, sah sich dort um und erhob sich erst, als der Sklave mit seinem Bruder zurück kehrte. "Valerian!", die Umarmung fiel leidlich herzlich aus und die Rüstung schien wohl der Tatsache keinen Abbruch zu tun. "Ja, es ist lange her!", gab er zu. "Du siehst gut aus, Bruder.", sah sich dann um. "Das ganze Haus...es ist vieles neu und....edel!", setzte sich dann wieder.


    "Ich wollte mehr schreiben, vorbeikommen, aber es ergab sich leider nie. Soviel zu tun, so viele Schwierigkeiten zu meistern.", hob die Hände und lächelte müde. "Naja, ich bin hier. Das Geschäft verloren, genau wie die Wohnung in Ostia. Ich hatte also keinen Grund und keine Gelegenheit dort weiter zu bleiben. Nun bin ich hier.", hob die Hände.


    "Ich habe zwei Jahre gebraucht um herauszufinden das ich nicht zum Händler tauge. Oder zum Schankwirt.", zuckte die Schultern. "Das einzige das ich anscheinend kann, ist ein wenig mit dem Schwert umzugehen. Und das nur weil Du es mir gezeigt hast.", legte die Hände ineinander. "Manche lernen schneller, andere eben langsamer. Ich habe wohl etwas zu lange gebraucht, wie es scheint. Aber sag mir, was gibt es neues hier? Du hast einen Sklaven?"

  • "Als Centurio der Praetorianer verdiene ich sehr gut und konnte es mir leisten, das Haus mal so richtig auf Vordermann zu bringen. Gefällt es Dir? Außerdem beabsichtige ich, bald zu heiraten. Da möchte ich meiner Frau doch ein schönes Heim bieten." Valerian lachte und schlug dem Bruder auf die Schulter. "Das scheint so eine Art Familienkrankheit zu sein. Erinnere Dich daran, wie kläglich ich in der Verwaltung versagt habe. Und als Soldat bin ich dann doch noch richtig was geworden." Er deutete stolz auf seine Rüstung.


    "Ich glaube, Du weißt eine ganze Menge Dinge noch nicht. Zum Beispiel habe ich jetzt einen Sohn. Ich habe ihn adoptiert und er ist zur Legio II nach Germanien gegangen. Naja, er hat damals in meinem Auftrag auf dem Sklavenmarkt nach etwas geeignetem geschaut - und Diomedes gefunden. Er ist ein sehr guter Sklave, obwohl er nicht mehr ganz jung ist. Ich bin sehr zufrieden. Weißt Du schon, daß Sermo hier ist? Melina war auch zwischendurch hier, ist aber inzwischen wieder verschwunden. Vermutlich paßte es ihr nicht, daß sie sich hier an gewisse Regeln halten muß. Aber ich bin mir fast sicher, daß sie wiederkommen wird." Er überlegte. "Valentina ist immer noch in Germanien. Um sie mache ich mir große Sorgen. Auf Briefe antwortet sie nicht..." Valerian wischte sich mit der Hand über die Augen. Wenn er sie zwang, herzukommen, würde es keinen Frieden in diesem Haus mehr geben. Sie hatte eben ihren eigenen Kopf. Aber was, wenn sie Not litt?


    Lieber dachte er nicht zu sehr darüber nach, sonst kam er noch auf den Gedanken, daß ihm kaum etwas anderes übrig blieb. Gut, daß Diomedes kam und ein Tablett voller guter Sachen brachte. Frisches Brot, Käse, Oliven, Schinken und sogar etwas geräucherten Fisch hatte er angerichtet. Natürlich fehlten auch Becher und Krüge mit Wein und Wasser nicht.


    "Greif zu, Marcus. Du mußt doch hungrig sein von der Reise", sagte Valerian mit einer einladenden Geste. "Du willst also hierbleiben? Diomedes, richte ein Zimmer her - - Und wie wäre es mit einem Bad? Ich habe ein kleines Balneum einbauen lassen. Direkt neben dem Triclinium. Wahrer Luxus, sage ich Dir."

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