Über den Fortschritt beim Bau des Ulpianums II

  • Quarto quittierte die Zustimmung seiner Vorredner mit erfreutem Nicken.
    Dann antwortete er auf Avarus' Frage:
    “Mir ist bisher nicht bekannt, dass der Auftragnehmer erneut Forderungen dieser Art gestellt hat.
    Vielleicht sollte ich jedoch erwähnen, dass bereits ein Auftrag erteilt wurde, die Statuen betreffend, die später im Inneren des Ulpianums aufgestellt werden sollen.
    Noch wurden diese nicht geliefert. Aber wenn es soweit ist, dann dürfte neues Geld nötig sein, um sie auch bezahlen zu können.
    Wenn der Senat gewillt wäre, diese Summe vorzustrecken, oder vielleicht sogar sehr großzügig ganz zu übernehmen, dann wäre das gewiss eine sehr generöse Geste, die der Imperator Caesar Augustus zu schätzen wüsste.
    Der Gesamtbetrag der zweiten und finalen Rate beläuft sich jedoch auf immerhin 20.000 Sesterzen.“

  • Endlich war die Antwort da, die Livianus schon einige Wortmeldungen zuvor erfragt hatte. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass einige Senatoren gerne und oft um den heißen Brei schwafelten, oder dass man ihn irgendwie ignorierte. Zweites machte ihn kurz nachdenklich, doch er beschloss für sich, dass es wohl eher an seinem ersten Gedanken liegen musste. Als er die Summe hörte rechnete er kurz in seinem Kopf nach und erhob sich.


    "Ich bin bereit im Namen der Gens Decima die Begleichung der Hälfte dieser genannten Rate zu übernehmen."

  • Schon bei der ersten Besprechung zur Begleichung der Schulden des Senats beim Erbauer hatte es derarte Angebote gegeben. Avarus hielt heute wie damals noch das Selbe davon:


    "Senator Decimus Livianus es ist ohne Frage eine heroische Geste der Gens Decima dies anzubieten, aber sollte sich der Senat dazu entschließen, dann schlage ich vor, das wie schon bei der ersten Sesterzensammlung jeder Senator seinen Teil dazu beitragen sollte. So sind jene die sich beim ersten Mal dezent zurückgehalten haben, aufgerufen ihre Unterstützung für dieses Projekt zum Ausdruck zu bringen und diesmal angemessen zu spenden."


    Und wer wieviel Geld spendete, blieb im Verborgenen. Denn dieses Projekt war nicht dazu geeignet als Auszeichnung eines Einzelnen in die Ära einzugehen. Vielmehr legte diese Vorgehensweise zum Bau des Ulpianums den Senatoren die Bescheidenheit auf nach Ruhm zu streben. Nur so konnte das Projekt autark in seiner jetzigen Forum bestehen bleiben und später als gesamtrömische Errungenschaft gelten.

  • Plötzlich kamen wieder ganz andere Töne auf - natürlich kaum, nachdem sich Germanicus Avarus gemeldet hatte. Durus seufzte - bisher hatte Avarus relativ stillgehalten, doch offenbar wollte er ihm zumindest das Ende seines Consulats vermiesen! Doch auch andere Senatoren - allen voran Aelius Quarto - sprangen auf den Zug auf und forderten nun plötzlich auch eine weitere finanzielle Beteiligung des Senats, die der Germanicer wieder einmal dazu nutzte, um auf eine unerfreuliche Episode im Leben des Tiberiers anzuspielen.


    Doch inzwischen war ihm das herzlich egal - er sah es nicht ein, warum er mit seinem Privatvermögen ein Bauwerk des Kaisers finanzieren sollte, das ausschließlich dessen Ruhm diente! Doch natürlich konnte er das so nicht sagen! Also ergriff er rasch das Wort:


    "Eure Freigiebigkeit in allen Ehren, Senatoren, doch möchte ich etwas einwerfen zu dieser Angelegenheit: Ich bin kein großer Architekt oder Bauunternehmer, doch glaubte ich mich zu erinnern, dass der Bau nicht mangels Geldes ins Stocken gerät, sondern vielmehr aufgrund des Wetters. Es würde den Bau also kaum beschleunigen, wenn wir die Gesamtkosten des Ulpianums tragen.


    Abgesehen davon halte ich es jedoch sogar für gefährlich, wenn der Senat sich zu dieser Tat hinreißen lassen würde: Welches Licht wirft das auf den Kaiser? Vor Jahren hatte man sich auf eine Teilung der Kosten geeinigt und nun wird zuerst darüber diskutiert, das Geld vorzustrecken, dann sogar die Kosten ganz zu übernehmen - auf Vorschlag eines Senators, der eine besonders enge Beziehung zu Valerianus hat!


    Was wird das Volk dazu sagen? Ich glaube kaum, dass es die Freigiebigkeit des Senats gelobt werden wird - vielmehr drängt sich doch der Verdacht auf, dass der Kaiser in Geldnot ist! Wir alle wissen, wie viele Dinge unseres Staates von der Liquidität des Kaisers abhängen und welche Gefahren es mit sich bringt, wenn auch nur die leiseste Ahnung entsteht, dass sie gefährdet ist!


    Als Consul ist es daher meine Pflicht, eine solche Gefahr zum Schutze der Res Publica zu vermeiden!"


    Der Consul blickte in die Runde. Im Laufe seiner Worte erschien ihm dieses Konstrukt sogar immer plausibler, sodass er sich fast fragte, ob dies nicht von Vornherein die Stoßrichtung des gerissenen Aelius Quarto gewesen war...

  • Eine interessante Wendung, die diese Diskussion nahm. Ursus erbat sich das Wort und erhob sich dann, um zu sprechen. "Meine Informationen sind zwar nicht aktuell und auch lückenhaft, doch Geld scheint im Moment kein Problem sein. Ich habe Statilius Taurus die erste Hälfte des Geldes während meiner Amtszeit als Quästor persönlich übergeben. Er versprach, damit das Bauwerk zu vollbringen und erst nach der Fertigstellung die zweite Hälfte einzufordern. Die Arbeiten gingen seit der Auszahlung des Geldes zügig voran, wovon ich mich vor meinem zweiten Tribunat mehrfach überzeugen konnte. Soweit ich informiert bin, wegen meiner langen Abwesenheit von Rom leider nicht aus erster Hand, ist es allein der Winter mit seinem unbeständigen Wetter, der zur Zeit eine Pause fordert. Im Moment geht es nur darum, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen, mit dem Baumeister im Gespräch zu bleiben und ein Auge darauf zu haben, daß er die Kosten nicht künstlich in die Höhe treibt, um dann Mittel nachzufordern." Er fand ja, daß die Sache hier künstlich aufgebauscht wurde. Niemand hatte Geld gefordert.

  • "Oh mein Vorschlag bezieht sich auf die Annahme, das es sich bei den notwendigen zwanzigtausend Sesterzen nicht um die zweite Hälfte des Kaisers zu diesem Projekt handelt. Wie der ehrenwerte Senator Aelius Quarto berichtete, geht es wohl um Statuen, die im Inneren aufgestellt werden sollen. Noch davor berichtete man davon, das die Ziegel am Dach fehlen und im Innenbereich allerlei Arbeiten zu erledigen sind, die ebenso ihre Kosten haben.


    Gehe ich recht in der Annahme, das die Bauunternehmer das Geld für den Innenausbau noch nicht erhalten haben?"


    Für Avarus, der selbst als Architekt tätig war, wäre das etwas völlig Neues. Denn war ein Winter besonders lang kam es schonmal vor, das ein Baumeister im Frühjahr garnicht mehr auf der Baustelle erschien, war der Auftraggeber so dumm gewesen ihm den ganzen Batzen Geld schon zu Anfang zu bringen.


    Wobei wenn dies so wäre, stünden zusätzliche Ausgaben von zwanzigtausend Sesterzen auf der Rechnung, die wiederum nicht im Senat bewilligt wurden. Immerhin eine Kostensteigerung von einem Drittel. Sehr viel Geld, das doch zur Abmachung der Bestellung schon irgendwie bereit gelegen haben mußte. :hmm:


    Doch Avarus wollte nicht derjenige sein, der dem Aelius damit in die Zwickmühle brachte und verriet seinen Gedankengang damit nicht, sondern ließ seine Frage einfach mal so im Raum stehen.

  • "Senator Aelius, gehören die Statuen nicht zu der ursprünglich veranlagten Summe?"


    fragte Durus verwirrt den Consular, der sich durch Avarus' Einwurf offenbar nicht angesprochen fühlte.


    "Ebenso würde mich interessieren, wie genau die vertraglichen Regelungen über etwaige Abschlagszahlungen aussehen, beziehungsweise wo das Geld hängt. Das hilft uns zweifelsohne viel mehr weiter als die Diskussion über weitere Geldaufbringungen, ehe die bisherigen ausgegeben sind."

  • “Ja, dazu gehören sie wohl.“, bestätigte Aelius Quarto und führte dann weiter aus:
    "Vielleicht darf ich nochmals in Erinnerung rufen, dass die Gesamtbaukosten einst mit 40.000 Sesterzen veranschlagt wurden. Die Hälfte davon sollte der Senat aufbringen, die andere Hälfte wollte der Kaiser aus seinem eigenen Vermögen beisteuern. Der Anteil des Senats, also 20.000 Sesterzen, wurde bereits an den Bauunternehmer Statilius Taurus ausbezahlt, damit er den Rohbau fertigstellen konnte. Die andere Hälfte, also die 20.000 Sesterzen kaiserlicher Anteil, stünden jetzt für die finalen Bauarbeiten zur Verfügung und für die Ausgestaltung der Innenräume. Dazu würden dann auch die Statuen gehören.
    Dieser Anteil wurde bisher noch nicht in Anspruch genommen.“

  • "Verstehe. Unter diesen Umständen - wie gesagt - halte ich es nicht für sinnvoll, weitere Gelder zu sammeln - aus genannten Gründen, nicht etwa, weil ich zu geizig wäre um den Großen unseres Reiches ein Denkmal zu setzen."


    meinte Durus knapp und blickte in die Runde.

  • Da niemand seinen brillianten Vorschlag zur Kenntnis nehmen wollte, zog sich der Flavier allmählich aus dieser Debatte zurück. Eigentlich war es ihm egal, er hatte schon damals eine honorable Summe spenden wollen, dann warf der Frevler ihm egoistische Züge vor, man einigte sich auf eine Mittelsumme und von da an war es ihm eigentlich egal. Die Hauptsache war, dass dieses Großprojekt endlich mal seiner Vollendung entgegen schreiten konnte und nicht das Bild Roms mit dem ganzen Bauschutt und Lärm beeinträchtigen konnte.
    Gelangweilt unterdrückte er noch einmal ein Gähnen und nahm eine Abschrift seiner Notizen zu den Themen der morgigen Angenda hervor, um das eine und das andere noch hinzuzufügen.

  • Niemand meldete sich mehr zu Wort - offenbar zogen nun doch alle zurück. Also beschloss Durus, die Debatte abzuschließen (bevor es sich jemand anders überlegte).


    "Dann stelle ich fest, dass Aurelius Ursus mit der Kontrolle der Fertigstellung des Baus und einem Abschlussbericht beauftragt wird. Die Sitzung ist geschlossen."


    Durus nahm Platz und beriet sich mit Vitorius Marcellus, seinem Collega. Auch dieser hatte offenbar keine große Lust, etwas von seinem geliebten Geld herzugeben. Und wenn es Aelius Quarto und Konsorten doch noch besonders wichtig war, konnten sie es ja jederzeit wieder auf die Tagesordnung setzen.





    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICIUM
    TUTOR - TIBERIA SEPTIMA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

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