Abends, als Avianus selbst im Hause war und als er mit Sicherheit davon ausgehen konnte, dass sein Onkel ebenso anwesend war, trat er vor das Cubiculum von Corvinus. Eine Flamme nebst der Türe flackerte seicht vor sich hin und spendete Licht, sonst waren nicht mehr viele Leute in den Gängen unterwegs. Die Nächte waren zu dieser Jahreszeit auch in Italien kalt und man verließ die warmen Räumlichkeiten nur dann, wenn man wirklich etwas zu tun hatte.
Die Geschehenisse in der Curia Saliorum Palatinorum hingen ihm etwas nach - er schätzte die Familie der Flavier und es war nie seine Absicht, jemanden zu beleidigen. Allein schon, weil er durch die Gemahlin von Corvinus an ein Grundstück für seine Karriere kam, stand er eher in der Schuld der Familie. Doch hatte er dies getan, sie beleidigt? Avianus fühlte sich eher fehlinterpretiert. Und enttäuscht, dass von der Familie letzten Endes doch keiner da war, um seinen eigentlichen Willen dem Beleidigten klar zu machen. Es war wohl wie immer die harte, grausame Welt da draußen, an die der junge Aurelier sich schon seit dem Tode seines Vaters gewöhnen musste. Grässlich. Kalt wie Eis. Hart wie Stein. Man war nun einmal alleine im Kreislauf des Lebens.
Es waren andere Gründe, weshalb Avianus mit seinem Onkel reden musste. Zum Beispiel war da die Bitte seines Patronen. Und die Bitte um Rat.
Er sah dem Licht zu, während er die bösen Gedanken vetrieb. Und er wartete nach seinem Klopfen, zu seinem Onkel hineingelassen zu werden.