In den Gängen der Villa

  • Was war das, was sie in seinen Augen lesen konnte? Liebe, Lust, Verlangen? In etwa dies stand zumindest in ihren Augen und Septima seufzte leicht auf, als sie seine Hand über den Stoff ihres Kleides gleiten spürte. Die Hand wanderte weiter und ihre Augen weiteten sich. Erstaunt hielt sie die Luft an. Was tat Macer da? Was sollte sie nun tun? Von ihm weg gehen, wie es der Anstand verlangte? Oder ihn gewähren lassen, so wie ihre Lust es wollte? Es waren nur Bruchteile von Sekunden, die sie überlegte und dann einen entschlossenen Schritt von ihm weg trat. „Nein!“


    Ihr fiel wieder ein, zu atmen. In kleinen, flachen Stößen sog sie die angespannte Luft in ihrem Cubibuclum in die Lungen und trat noch einen Schritt weiter von ihrem Liebsten zurück. Die Hände schützend auf ihren Bauch gelegt, wo soeben noch dieses herrliche Gefühl gewesen war, dass seine Hand sie berührte. „Macer,… bitte… ich darf nicht… Du darfst… mich nicht so in Versuchung führen. Bitte… Wir müssen warten. Nur noch ein bisschen.“ ‚Bis ich verheiratet bin und ein Kind von meinem Ehemann unter dem Herzen trage.’ fügte sie in Gedanken hinzu. Septima sprach eindringlich und ihre Augen baten Macer, ihr diese Zeit zu geben. Sie war eine Patrizierin, von einem Hauslehrer streng erzogen worden. Sie kannte ihre Pflichten und deshalb war ihre Jungfräulichkeit etwas sehr tugendhaftes, was es galt zu schützen. Wenn sie ihrem zukünftigen Mann schon keine Liebe entgegen bringen konnte, da diese schon Octavius Macer gehörte, so doch wenigstens die Jungfräulichkeit. Danach würde sie schon einen Weg finden, um endlich auch mit ihrem Liebsten glücklich sein zu können.

  • Ihre Entschlossenheit schüchterte Macer ein wenig ein, bis jetzt war sie für alles offen und verwehrte ihm nichts. Dieses neue Gefühl stach tief in sein Herz, am liebsten würde er jetzt gehen, weg, weit weg...
    Er verstand auch nicht, wieso sie warten mussten. Von dem Gebot der Jungfräulichkeit bei der Hochzeit hatte er noch nie etwas gehört, als Sohn eines Bauers.
    Wenn du meinst. Er war schon ein wenig enttäuscht, auch wenn das ihr gegenüber sehr unfair war, die Gefühle waren da und Macer konnte sie nicht unterdrücken.
    Er lies sich nach hinten auf die Liege fallen und schloss die Augen, wie sollte es nur weitergehen mit den beiden?

  • Trauer legte sich in ihren Blick, als sie sah wie Macer reagierte. Verstand er denn nicht das sie möglichst unberührt bleiben mußte? Er schien enttäuscht und frustriert zu sein, aber trotz allem achtete er ihren Wunsch und das rechnete ihm Septima hoch an. Sie seufzte leise und ging lieber zum Hocker, um sich dort zu setzten. Hätte sie sich zu Macer auf die Liege gesetzt, wer wüßte ob sie ihm ein zweites Mal widerstehen könnte.


    „Es tut mir leid.“ sprach sie leise und selbst ein wenig resigniert. „Vielleicht sollten wir uns lieber wieder an einem Ort treffen, der weniger... verfänglich ist? Ich meine... Ach Macer. Ich freue mich über jeden Moment den wir gemeinsam verbringen können und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dich wenigstens für einen kurzen Moment nur für mich zu haben. Kannst du das verstehen?“ Sanft lächelte sie den Octavier an. Es wäre besser, wenn er jetzt gehen würde, auch wenn ihr Wiedersehen noch nicht lange wehrte, irgendwann würde es den Sklaven auffallen.

  • In Macers Herz machte sich neben der Sehnsucht und Verzweiflung auch etwas Mitleid breit. Die arme Septima wird schon bald in eine Ehe gezwängt, obwohl sie ihren Gatten nicht einmal gut kennt.


    Natürlich. Doch ich werde schon sehr bald zu meinen Tribunat aufbrechen. Noch weiß ich nicht wohin ich gehen muss, vielleicht werden wir uns für eine ganze Weile nicht mehr sehen... Er hatte immer noch die Hoffnung in Rom bleiben zu dürfen und doch wusste er zugleich, dass ein Tribunat bei der Legio I ihm sicherlich mehr bringen könnte.


    Sie könnten sich dann vergessen, vielleicht lernt er eine hübsche Dame kennen, vielleicht war er nicht mehr auf die Nähe von Septima angwiesen. Ja vielleicht, doch im Moment brauchte er sie.

  • Mit einem Ruck schaute Septima Macer direkt an. „Du mußt fort? Zu deinem Tribunat? Aber... aber...“ Was? Was sollte sie ihm sagen? Gerade eben noch hatte sie davon gesprochen, dass sie sich zu nahe kommen durften, und was wäre da besser, als ein Jahr oder mehr der Trennung, so dass sie beide nicht in Versuchung geführt werden konnten? Ganz einfach. Die Liebe. Septima wollte nicht, dass ihr Liebster weiter fort von ihr ist, als maximal in der Stadt, in der auch sie lebte. So konnte es zu nicht geplanten Begegnungen kommen, oder auch mal zu einem Besuch in seiner Casa, ganz unverfänglich, einfach nur zum plaudern oder gemeinsamen lesen in seiner Bibliotheca.


    Septima räusperte sich und schaute Macer vertrauensvoll an. „Was meinst du, wohin wird man dich versetzten?“ Vielleicht konnte sie, wenn er weit weg versetzt wurde, ein wenig Urlaub in der unmittelbaren Umgebung machen, oder etwas ähnliches. Ihr würde da schon etwas einfallen.

  • Macer konnte ihr Entsetzten förmlich im Gesicht sehen. Er wunderte sich aber ein wenig, sie hätte dies doch ahnen können, immerhin war das der normale Verlauf der senatorischen Laufbahn.
    Ich hatte mich für Die Urbaner beworben, allerdings hat dort bereits ein anderen das Tribunat erhalten. So bleibt für mich vermutlich die Legio I in Mantua.. Dass er in eine andere Provinz geschickt wird glaubte er hingegen nicht. So fies ist der Praefectus nicht ;)...


    Es ist doch nur dies eine Jahr, danach könnte ich mit etwas Glück Quaestor werden und in Rom bleiben!

  • Sicher hätte es Septima ahnen müssen, dass Macer irgendwann zu seinem Tribunat antreten sollte, aber das bedeutete nicht, dass es sie nun nicht mehr überraschen würde. „Wann?“ fragte sie leise nach und erhob sich, um wieder zu ihm zu gehen. Ihre Lust war gänzlich verflogen, aber sie wollte zumindest noch ein wenig Nähe vom Octavier haben, bevor er sich für ein Jahr nach Ostia begeben musste.


    Septima setzte sich neben Macer auf die Liege und griff nach seiner Hand um sie ihn ihren Händen zu halten. Sanft strich sie mit einer Hand über seinen Handrücken. „Was meinst du, wann wirst du einberufen werden?“

  • Bevor er antworten konnte kam Septima zu ihm und schmiss sich an seinen Körper. Für einen kurzen Augenblick genoss er diese Zweisamkeit, kurz konnte er alles Unheil was sich noch anbahnen würde verdrängen. Er wollte nicht weg von ihr, er konnte sie nicht missen.
    Sobald meine Amtszeit als Decemvir zuende geht, dies hier war wohl mein letzter Fall. Und dazu der traurigste.
    Wir werden uns heute wohl erst einmal zum letzten Mal sehen...
    Er könnte weinen, alleine sein Mannesstolz verhinderte dies. Macer schaute Septima an, als ob nur sie noch daran etwas ändern könnte, dabei waren ihr die Hände genau so gefesselt wie seine Eigenen.

  • Offensichtlich interpretierte Macer ihr Händchen halten als viel mehr, denn seine Augen leuchteten auf und er zog sie gerade zu in seine Arme. Solange es bei einer Umarmung blieb, hatte Septima nichts dagegen einzuwenden.


    „Wenn deine Amtszeit jetzt endet, dann kann ich dich noch bei deiner Res Gestae auf dem Forum Romanum sehen. Wenn auch nur aus der Ferne, so zumindest von Angesicht zu Angesicht, denn ich werde Baldemar bitten, mir einen Platz möglichst weit vorne an der Rostra zu ergattern.“ Septima klang zuversichtlich, denn sie wollte keine Gelegenheit ungenutzt lassen, um ihrem liebsten, wenn auch nur durch Augenkontakt, nahe zu sein. „Neulich, bei deiner Verhandlung bezüglich des Mordes an deinem Verwandten, da war ich auch unter den Zuschauern. Sicher, du warst viel zu sehr mit dem Prozess beschäftigt um mich wahr zu nehmen, aber ich war da.“ warf sie fast schon trotzig ein, als Beweis ihrer Liebe. „Und nach Mantua werde ich es gewiss auch schaffen, ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich werde dort hin kommen.“


    Sie erhob sich von der Liege und hielt Macer eine Hand hin, um ihm symbolisch beim Aufstehen behilflich zu sein, und um einfach wieder seine weiche Hand in der ihren zu spüren. "Komm, ich begleite dich noch ein Stück nach draußen." Sie würden sich wieder sehen... Recht bald sogar.

  • Der Prozess ja, ich bin nicht zufrieden mit mir! Er hatte sich sicherlich das alles viel einfacher vorgestellt, zum glück kam Septima gleich zum nächsten Thema.
    Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn du bei meinen Res Gestae dabei wärst, Liebste. Mit diesen Worten nahm er Septimas Hand und zog sich hoch. Der Zeitpunkt des Abschieds war gekommen, doch Macer konnte sich nicht verkneifen, bevor er endgültig verschwand, ihren sehr rundlichen, kleinen Hintern kurz mit seiner Hand zu knaufen.


    Wie glücklich ich doch sein kann, dass ich solch eine Frau kenne. Du gehst für mich über Leichen! In seiner Stimme war zugleich Bewunderung als auch Erstaunen...

  • Ein kurzer, erschreckter Laut entwich ihrer Kehle, gefolgt von einem Lachen, als Macer sie in den Po zwickte. Sogleich war da wieder dieses Kribbeln und sie schlug ihm spielerisch vor die schmächtige Brust. „Lass das!“ wiß sie ihn zu Recht, genoss aber andererseits diese Art der Nähe.


    Sein nächster Satz ließ sie ihn mit Erstaunen ansehen. „Über Leichen? Nein mein Lieber, dazu wäre ich nicht im Stande.“ Sie mussten sich langsam aber sicher trennen und so wie es klang, wohl für eine längere Zeit, so dass Septima noch einmal die zärtliche Nähe von Macer spüren wollte und sich an ihn schmiegte, seine Arme um ihren Körper spürte und sich ihrer beider Lippen näherte. Es war ein Kuss des Versprechens, denn wenn sie sich das nächste Mal in trauter Zweisamkeit begegnen sollten, wußte Septima, dass sie nicht wirklich an sich halten könnte. Voller Hingabe küsste sie Macer, fuhr mit ihrer Hand seinen Nacken entlang, strich ihm durchs Haar, spürte ihn mit jeder Faser ihres Körpers, ehe sie nach Atem ringend von ihm abließ und ihn liebevoll anlächelte. „Dies wollte ich dir noch mit auf den Weg geben. Und nun komm, ehe wir uns noch vergessen.“ Damit zog sie ihn leise lachend zur Tür und betrat mit ihm die Gänge der Villa Tiberia.

  • Der Kuss erlebte Macer noch einmal sehr intensiv, es sollte der letzte sein für eine ungewisse Zeit, die sicherlich nicht kurz wird.
    Na schön. Pass aber auf, dass wir nicht zusammen gesehen werden... Das wäre natürlich das schlimmste was noch passieren konnte. Alleine das zufällige Treffen war mit viel Risiko verbunden.


    Aber eins möchte ich noch wissen. Wie lang ist es noch bis zu deiner Hochzeit? Er fragte deshalb, weil er sie vermutlich nicht nur nicht erleben sondern auch nicht mitbekommen würde, sobald er in Mantua war.

  • „Ja, ich werde acht geben, damit man uns nicht zusammen sieht.“ versprach sie Macer. „Die Hochzeit? Sie wird in etwa zwei Wochen sein. Wieso fragst du?“ Sie mußten leise reden, denn Septima war bereits mit Macer auf den Gang geschlüpft und zog ihn nun in eine dunkle Ecke, wo so bald niemand vorbei kommen würde.


    „Bitte glaub mir, wenn ich dir versichere, dass nur du in meinem Herzen weilst.“ Septima bekam Angst. Angst, Macer zu verlieren. Sollte diese Trennung, die ihnen nur bevorstand, tatsächlich ihrer Liebe ein Ende bereiten können?

  • Ich frug weil...weil ich nicht dabei sein werde. Selbst wenn ich in Rom wäre, würde ich nie eingeladen werden! Dies sollte natürlich kein Vorwurf sein, sondern eher die traurige Wahrheit. Wieso sollte er auch eingeladen werden, immerhin hatte er mit Ursus wenig zu tun.


    Ich glaube dir und vertraue auch du mir, dass ich bis zu meiner Rückkehr immer an dich denken werde, es wird keine Nacht vergehen in der ich nicht von dir träume. Während er dies sagte sprach er sehr leise, es sollte lierb keiner wissen, wie die Nahe sich die beiden standen.


    Als sie dann an der porta ankamen, war ein Abschiedskuss natürlich viel zu riskant, weshalb Macer nur noch kurz in die Nähe ihrers Ohrs ging und leise flüsterte. Ich liebe dich, merk dir das.

  • Sie schlichen mehr, als das sie richtig laut gingen und erreichten ungesehen die Porta. Dort verabschiedete sich Septima sehr höflich vom Octavier. „Es hat mich sehr gefreut, Octavius Macer, und es tut mir leid, dass du zu meiner Hochzeit nicht in Rom weilen wirst.“ Damit versuchte sie zum Ausdruck zu bringen, dass sie ihn gerne dabei gehabt hätte, es aber wirklich nicht möglich war.


    Als Macer sich zur Verabschiedung noch einmal etwas näher zu ihr beugte, lauschte sie sehr aufmerksam seinen liebevollen Worten. Ein strahlendes Lächeln, gefolgt von einem gehauchten „Ja“ war ihre Antwort, ehe sich die Porta hinter dem Vigintivir schloss.


    Septima drehte sich um, in Richtung Atrium, und ging noch immer lächelnd zurück. Sie würde nun jeden Tag zum Forum Romanum gehen, denn bald würde der Vigintivir Faustus Octavius Macer seine Res Gestae auf der Rostra halten.

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