Was war das, was sie in seinen Augen lesen konnte? Liebe, Lust, Verlangen? In etwa dies stand zumindest in ihren Augen und Septima seufzte leicht auf, als sie seine Hand über den Stoff ihres Kleides gleiten spürte. Die Hand wanderte weiter und ihre Augen weiteten sich. Erstaunt hielt sie die Luft an. Was tat Macer da? Was sollte sie nun tun? Von ihm weg gehen, wie es der Anstand verlangte? Oder ihn gewähren lassen, so wie ihre Lust es wollte? Es waren nur Bruchteile von Sekunden, die sie überlegte und dann einen entschlossenen Schritt von ihm weg trat. „Nein!“
Ihr fiel wieder ein, zu atmen. In kleinen, flachen Stößen sog sie die angespannte Luft in ihrem Cubibuclum in die Lungen und trat noch einen Schritt weiter von ihrem Liebsten zurück. Die Hände schützend auf ihren Bauch gelegt, wo soeben noch dieses herrliche Gefühl gewesen war, dass seine Hand sie berührte. „Macer,… bitte… ich darf nicht… Du darfst… mich nicht so in Versuchung führen. Bitte… Wir müssen warten. Nur noch ein bisschen.“ ‚Bis ich verheiratet bin und ein Kind von meinem Ehemann unter dem Herzen trage.’ fügte sie in Gedanken hinzu. Septima sprach eindringlich und ihre Augen baten Macer, ihr diese Zeit zu geben. Sie war eine Patrizierin, von einem Hauslehrer streng erzogen worden. Sie kannte ihre Pflichten und deshalb war ihre Jungfräulichkeit etwas sehr tugendhaftes, was es galt zu schützen. Wenn sie ihrem zukünftigen Mann schon keine Liebe entgegen bringen konnte, da diese schon Octavius Macer gehörte, so doch wenigstens die Jungfräulichkeit. Danach würde sie schon einen Weg finden, um endlich auch mit ihrem Liebsten glücklich sein zu können.