Ein Park, zwei Kinder und wachsame Augen

  • ~~horti Lucullani ~~



    ~~Die Gärten des Lucullus wurden ungefähr 60 v. Chr. auf dem auf dem Pincio am Rande Roms angelegt. ~~


    Weit mussten sie nicht gehen, zielstrebig suchten sie sich ihren Weg durch die Straßen Roms direkt zu der großen Parkanlage, in denen sich viele Römer an einem sonnigen Tag gern einmal trafen. Meist mit Kindern. Immer wieder hatte sie Marcus und Sabina ermahnen müssen, dass Beide in ihrer Nähe blieben und nicht weg rannten. Gar nicht so einfach, denn trotz des kalten Winterwindes, ließen sich Beide kaum aufhalten.


    Auf einer der großen Wiese blieb sie stehen und machte eine leichte Geste. „Nur zu, geht spielen! Aber immer in Sichtweite bleiben!“ ermahnte sie die Beiden. „Sonst werde ich Simplex auf euch los lassen und der wirft euch über die Schultern und schleppt euch nach Haus!“ warnte sie lachen. Simplex zog eine Grimasse, er hielt nicht gerade viel von der Idee. Calvena setzte sich auf eine der Bänke und winkte Vitale zu sich.


    „Setz dich ruhig zu mir, ich denke Marcus und Sabia wissen sich selbst zu beschäftigen!“

  • Die Stimmung war gut. Zumindest bei Marcus war die Beklemmung, die er wegen dem Ärger in der Casa verspürt hatte, wie verpufft und damit einer Ausgelassenheit gewichen, die für die kleine Kinderseele natürlich ein Hoch war, für alle anderen Beteiligten, vor allem natürlich die Erwachsenen, wohl sehr nervenaufreibend.


    Kaum hatte er von Calvena den Startschuss erhalten, stürmte der Dreikäsehoch auch schon freudeglucksend los. “Komm, Sabina!“ Der Junge sah sich um. Weiter vorn jagte ein Straßenhund eine rote Katze zwischen einer großen Gruppe Menschen hindurch. Auf einer anderen Wiese spiele eine Gruppe von Kindern, die jedoch alle auf den ersten Blick gleich sehr ärmlich wirkten. Und sie waren sehr weit weg.
    Sonst gab es nur noch eine urig aussehende Pappel, die interessant war.


    Auf halbem Wege blieb er stehen und kletterte auf eine niedrige Steinmauer, von wo aus er natürlich einen phänomenalen Blick genoss.

  • Raus aus Calvenas Zimmer, wie der Wind die Treppen hinunter und raus aus dem Haus. Immer wieder hatte sie verstohlen um die Ecken geschaut, denn ihrem Vater hatte sie nicht über den Weg laufen wollen. Zu ihrem Glück war er nirgends zu sehen und wurde auch von dem neuerlichen Lärm nicht angelockt. Vor der Casa warteten sie nur kurz auf die Erwachsenen und schon ging es durch Rom. Immer wieder hüpfte sie über das Straßenpflaster oder deutete auf einen Esel oder einen streuenden Hund. Ihr Kummer war von der frischen Luft vertrieben worden.


    Schließlich waren sie da und wie von der Feder gelassen, rannte sie hinter Marcus her, kreischte und lachte und blieb dann stehen, als der Junge auf eine niedrige Mauer kletterte. Sie zögerte, sie hatte ihrem Vater versprochen nicht auf Mauern zu klettern. Ob niedrige Mauern dazu gehören? Wirklich tief fallen konnten sie ja nicht... Schließlich zog sie sich doch hoch.


    „Was wollen wir jetzt spielen?“ fragte sie ihren Verwandten.Kurz sah sie sich um und winkte Calvena zu.

  • Es war schon richtig toll, wenn man nicht das einzige Kind war in der Familie – egal wie groß oder klein sie war. Mit Sabina hatte Marcus zwar kleine Startschwierigkeiten gehabt, aber inzwischen erwies sich das Mädchen als Bereicherung für seinen Alltag. In Windeseile quasi. So hatte er immer jemanden zum Spielen.


    Genau das stand auch jetzt wieder an. Die beiden Kinder standen furchtlos auf der Mauer, scheuten weder die Tiefe noch den Wind, der an ihren Mänteln zuckelte und ihre Haare leicht zauste. Die Erwachsenen saßen in ausreichender Ferne, um nicht jedes Wort zu hören, dass sie tauchen würden, während sie einen Plan aushecken, was sie nun anstellen konnten.


    Nun setzte Marcus sich auf die Mauer und ließ die Beine baumeln, während er Sabina ansah. “Wollen wir den Leuten Kiesel auf den Kopf werfen?“ fragte er und kratzte mit zierlichen Fingern winzigste Kiesel aus den Ritzen des Gemäuers.

  • Noch war es etwas ungewohnt für Sabina, dass sie nun einen Spielkameraden um sich hatte. Bisher war sie immer das einzige Kind in der Casa Germanica gewesen und hatte dadurch so ihre kleinen Privilegien genossen. In wie fern sich das nun ändern würde, konnte sie nicht vorhersagen, aber zumindest würde sie nun jemanden haben mit dem sie immer spielen konnte und vielleicht auch kleine Streiche aushecken können.


    Sabina schüttelte den Kopf, als Marcus vorschlug sie könnten die Leute mit Kieseln bewerfen. „Das ist aber nicht wirklich nett!“ sagte sie leicht vorwurfsvoll und drehte den Kopf n Richtung ihrer Cousine. „Und wenn Calvena das sieht, wird sie nie wieder mit uns in den Park gehen“, sagte sie und war sich dessen ziemlich sicher. Das Letzte was sie wollte war, jetzt auch noch ihre Cousine wütend zu machen, weil sie sich daneben benahm.


    "Wir können ja auf den Baum klettern!“ schlug sie vor und deutete auf die Pappel.

  • Marcus zeigte sich gelangweilt. "Seit wann muss man denn immer nett sein?" flötete er eintönig, folgte dann aber Sabinas Blick zu Calvena, die sich mit Vitale unterhielt. Der Blick ihres Leibwächters ruhte auf den beiden Kindern auf der Mauer. Vielleicht was das wirklich keine gute Idee gewesen. Das heißt gut schon, aber nicht, wenn man Zuschauer hatte, die einen bestrafen konnten. "Naaaa gut," zeigte er sein Einsehen und warf die kleinen Kiesel einer nach dem anderen weg.


    Nun wanderte Marcus Blick zur Pappel. Der Baum würde sich bestimmt gut machen, um auf ihn zu klettern. Einige Äste hingegen schön tief. Mit einer Räuberleiter würden sie da sicher heran kommen. "Gute Idee!" lobte er das Mädchen begeistert und sprang mit einem Satz halsbrecherisch von der Mauer. Der Aufprall am Boden war hart und ließ den Knaben aus den Schuhen kippen, doch konnte er nicht anders als sich am Kitzeln seines Bauches während des Fallens zu erfreuen. Kichernd stand er auf und klopfte sich braunes Laub vom Mantel.


    "Wer zuerst beim Baum ist!" rief er zurück auf den Beinen und spurtete los.

  • „Naja, nicht immer nett, aber wenn wir mit Kieseln nach Leuten werfen, bekommen wir ganz sicher Ärger!“ sie setzte eine bedrückte Miene auf. Sie hatte genug ärger für einen Tag gehabt und wollte eigentlich jetzt etwas Spaß haben und auch sich ablenken. Wie gut das Marcus auch schnell ein einsehen hatte. Was wohl eher dem strengen und aufmerksamen Blick Simplex's zu verdanken war, als Sabinas Worten. Das sich der Leibwächter so gar nicht wohl in seiner Rolle als Kindermädchen fühlte, wussten die ja Sabina und Marcus nicht.


    Der junge Germanicus hüpfte von der Mauer und spurtete zu dem Baum hinüber. Sabina hingegen kletterte wesentlich vorsichtiger von der Erhöhung her runter. Ohne sich dabei dreckig zu machen oder gar etwas zu zerreißen. Aber kaum hatten ihre Füße den Boden berührt stürmte sie dem Jungen hinter her. Marcus war nur wenig schneller wie sie, nach ihm erreichte sie den Baum und berührte die Rinde. Breit grinste sie. „Du hilfst mit auf den Baum!“ forderte sie ihn befehlsgewohnt auf. Einmal mehr merkte man, dass Sabina sich nur ungern etwas sagen ließ und viel lieber bestimmte. „Und ich zieh dich dann rauf!“ erklärte sie ihm. Schließlich kletterte sie nicht zum ersten Mal auf einen Baum.

  • Sabina erreichte den Baum nur wenig später als er. Der niedrigste Ast war von hier aus gesehen doch noch ganz schön hoch, da musste also eine Räuberleiter her. Kurz musterte er das Mädchen und entschied, gerade als sie es aussprach, dass es wohl das Beste sein würde, wenn er sie hinauf hievte und nicht anders herum. Er stemmte die Arme in die Seiten. “Ich glaube auch kaum, dass das andersherum gehen würde. Du bist bestimmt nicht stark genug“ stellte er etwas überheblich fest, eben weil ihn der gebietende Ton Sabinas störte. Dann ging er jedoch sofort in Stellung. Er kniete sich an den Stamm, sodass Sabina ihm gemütlich auf die Schulter steigen konnte. “Na los, kletter auf meine Schultern und halt dich gut am Stamm fest. Ich werde aufstehen und du musst auf den Ast klettern.“ So lautete zumindest der Plan.

  • Kritisch musterte Sabina Marcus, als dieser behauptete, sie sei nicht stark genug um ihm auf dem Baum zu helfen. „Ich bin sehr wohl stark genug!“ meinte sie im selben Ton wie er. Es würde wohl nicht leicht werden hin und wieder das Zepter nun abzugeben. Aber dann ging der Junge in die Knie und zuerst hielt sie sich an seinen Schultern fest, ehe sie weiter hinauf kletterte. Nur wenig später balancierte sie dann auf seinen Schultern und hangelte mit einem Arm nach dem untersten Ast des Baumes. Mit dem anderen hielt sie sich am Stamm fest. Einen kurzen Moment schwankte sie und konnte dann einen Arm um den Ast schlingen und sich mit zappelnden Beinen hochziehen. Ausversehen traf sie Marcus mit ihrem Fuß leicht am Kopf. „Entschuldige!“ rief sie runter und hing einen Moment wie ein Äffchen in dem Baum. Es raschelte, Rinde und Blätter stürzten herab und mit einem triumphalen Grinsen saß Sabina dann mitten im Baum. „Komm rauf Marcus!“ rief sie und sah herab, ehe sie sich bewusst wurde, dass er ihre Hilfe benötigte. Eilig beugte sie sich herab, hielt sich mit einer Hand fest und streckte die Andere Marcus entgegen.

  • “Das glaube ich erst, wenn du es mir beweist,“ konterte der Knabe nüchtern, während er in die Hocke ging. Kaum später war Sabina ihm auf die Schultern geklettert und hangelte nach dem Ast. Ihre Füße schmerzten ganz schön auf seinen Schultern, besonders, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Aber er ertrug es mannhaft mit einigen Ächzern und kassierte dafür noch einen Tritt gegen den Kopf. “Autsch, pass doch auf.“ Ein paar mal über die Stelle gerubbelt, dann war der Schmerz auch schon verflogen. Etwas besorgt beobachtete, wie das Mädchen sich auf den Ast mühte. Hoffentlich fiel sie nicht herunter! Doch alle Sorgen waren unbegründet, schon war Sabina oben und grinste stolz auf ihn herab. “Haha, und wie soll das bitte gehen ganz ohne Hilfe, du Schlaumeierin?!“ rief er auf ihre Ermunterung auch rauf zu kommen. Da erkannte sie, dass er es nicht ohne Hilfe schaffen konnte, und hielt ihm einen Arm hin. Marcus stieg auf eine Wurzel, hüpfte von dort aus etwas hoch und ergriff Sabinas Hand. Wieder raschelte es einen Moment, kleinere Äste und abgestorbene Blätter segelten herab, bis auch Marcus sich auf den Ast gezogen hatte. “Du bist doch ganz schön stark,“ lobte er Sabina und fügte hinzu: “Für ein Mädchen.“

  • Marcus war ganz schön schwer, aber sie zog den Jungen dann doch mit hoch. Endlich saß er neben ihr und sie strahlten sich an. Nicht das erste mal saß Sabina auf einem Baum. Erst lächelte sie breit, zog dann aber eine Schnute. Doch dann entschied sie sich dafür seine Einschränkung als Kompliment zu sehen. „Mit Alba und Lyso und Primus kletter ich ganz oft auf Bäume. Das sind meine Freunde!“ plapperte sie munter drauf los.
    Vorsichtig stand sie auf und balancierte den Ast ein wenig weiter nach vorn, griff dann nach einem Ast über ihren Kopf und zog sie noch etwas höher hinauf. Sie wollte ganz nach oben.


    „Wer zuerst oben ist!“ sagte sie, nachdem sie bereits einen kleinen Vorsprung hatte und weiter hinauf kletterte. Dabei lachte sie laut. Das war ein Spaß.

  • Da hatte Sabina aber eine ganze Menge Freunde, fand Marcus. “Darf ich mal mit euch allen spielen?“ fragte er und weiter: “Wo wohnen die denn alle? Und wie alt sind sie?“


    Da zog sie sich auch schon einen Hast höher und machte ihm anschließend eine Kampfansage. Die Herausforderung nahm er gerne und vor allem siegessicher an. Augenblicklich machte er sich an den Aufstieg, indem er halsbrecherisch auf dem Ast, auf dem er stand, hoch hüpfte, um so den nächsten zu erreichen. Mit all seiner Kraft zog er sich hoch. Rasch sah er zu Sabina, um zu sehen, wie weit sie schon war. Sie hatte fast den nächsten Ast schon erklommen. “Du bist eine lahme Schnecke, du bist eine lahme Schnecke!“ zog er das Mädchen auf, was nicht sehr nett war, dem war er sich bewusst. Aber wie er vorhin gesagt hatte: Seit wann musste man immer nett sein?

  • Immer höher ging es in den Baum. Von Ast zu Ast, wie kleine Affen. Kurz hielt sie Inne, als Marcus fragte, ob er einmal mit ihnen spielen durfte. Sie sah auf ihn hinunter. Es sprach eigentlich nichts dagegen. „Natürlich darfst du mit uns spielen!“ sagte sie. Gern wollte sie ihren Cousin ihren Freunden vorstellen. „Sie werden dich mögen“, fügte sie hinzu. In der Zwischenzeit hatte er aufgeholt und sie bemühte sich nun schneller zu klettern.


    „Von wegen lahme Schnecke!“ rief sie. „Du bist doch langsamer wie ich!“ rief sie und zog sich weiter hinauf. Immer noch war sie ihm einen Ast vor raus.

  • “Super!“ hörte man Pius frohen Ausruf aus dem Baum. Nun würde er auch ihre Freunde einmal kennenlernen und er wusste, dass Sabina wirklich gönnerhaft war und nett. “Wo wohnen sie? Sind das alles Brüder und Schwestern?“


    Harz und kleinste Rindenstücke klebten an Marcus Händen, der mit einem Blick zu Sabina feststellte, dass er zwar ein wenig aufgeholt hatte, aber immer noch um einen Ast zurück lag. Das wollte er sich absolut nicht bieten lassen. “Gar nicht! Du wirst schon sehen, wer zuerst oben ist!“ So biss er sich auf die Lippe und machte einen wagemutigen Satz, um nicht den nächsten, sondern den übernächsten zu erreichen. Er verfehlte ihn um Fingerbreite und es ging abwärts. Gerade noch so bekam er einen Ast zu fassen und hielt sich an dem fest. “Autsch,“ murmelte er für sich, sah kurz zu Sabina und startete gleiches Manöver gleich noch einmal. Dieses Mal schaffte er es und das dreimal hintereinander.

  • „Also Alba ist doch Tochter von einem Senator, Lysos Papa ist ein Beamter in der kaiserlichen Kanzelei und Primus ist der Sohn eines Händlers. Sie wohnen alle in unserer Straße und wir spielen immer mit den Schneckenhäusern auf der Straße!“ erzählte sie ihm. Sie musste sich strecken um den nächsten Ast zu erreichen. Sie balancierte auf Zehenspitzen und bekam ihn dann zu fassen. Es knackte gefährlich und erschrocken sah sie nach oben, doch der Ast war noch da. Sie sah nach unten und sah wie Marcus den Halt verlor und fiel. Sie gab einen erschrockenen Schrei von sich. Sie hielt sich ganz an ihrem Ast fest.


    „Hast du dir weh getan?“ fragte sie. Er hatte sich zum Glück halten können. Wenn er richtig vom Baum fiel, dann würde er sich ganz furchtbar wehtun. Schrammen waren da hingegen ja harmlos. Marcus holte auf, aber sie sah ihn nur besorgt an. „Du blutest!“ sagte sie und deutete auf seinen Ellbogen. Nichts ernstes, aber dennoch, wenn sich jemand weh tat hörte meist der Spaß auf.

  • Er hörte genau hin, um schon einmal viel über seine zukünftigen Spielkameraden zu erfahren. Offensichtlich waren sie keine Brüder und Schwestern. “Ich freue mich schon darauf, wenn ich mitspielen darf. Nun habe ich ja sogar schon ein Schneckenhaus!“ stellte er froh fest.


    “Nein, gar nicht,“ antwortete er ihr, wollte seine Aufholjagd aber auf keinen Fall unterbrechen. So war ihm auch gar nicht aufgefallen, dass er sich etwas wehgetan hatte. Er blutete aus einer kleinen Schramme an seinem Ellenbogen. Als Sabina das bemerkte, sah er kurz nach. “Ach, das ist nur ein winziger Kratzer. Tut nicht mal weh.“ Damit war für ihn die Sache gegessen. Grinsend sah er Sabina an, mit der er nun auf gleicher Höhe war. “Ich bin gleich ganz oben!

  • Kurz zupfte sie ihre pala zurecht. Ein kalter Wind zupfte an Kleidung und Haar. Aber die Kinder schienen es gar nicht mit zu bekommen, dass es noch Winter war. Sie tobten munter über die Wiese und erklommen dann eine niedrige Mauer. Calvena folgte ihnen mit Blicken und musste Lächeln. „So jung muss man noch einmal sein. In dem Alter ist die Welt noch unkompliziert“, meinte sie zu Vitale und strich sich über die Tunika. Sie ließ ihren Blick wieder zu den Kinder gleiten. Gerade erstürmten sie eine krumme alte Pappel. Calvena ließ sie gewähren, sie würden hoffentlich die nötige Vorsicht walten lassen.
    Doch im nächsten Moment knackte es ziemlich ungesund und sie sprang auf. Sie konnte sehen wie Marcus einige Äste tief stürzte. „Bona Dea“, fluchte sie und ging dann zu dem Baum hinüber. Da ging sie einmal mit den Kindern raus und schon tat sich einer von ihnen etwas. Zwar klettere der Knabe nun wieder munter in dem Baum herum, aber sie wollte sich vergewissern, dass ihm dann doch nichts passiert war.
    „Alles in Ordnung mit dir, Marcus?“ fragte sie den Baum hinauf.

  • Marcus würde sicher ihre Freunde mögen. Er war nett und würde gut in die Runde von verwöhnten Kindern passen. „Lyso will auch Soldat werden“, erzählte sie ihm dann. „Das sagt er jedenfalls immer, wenn wir mit einander spielen. Er ist schon acht!“ plapperte sie.


    Der Junge war nun auf Augenhöhe und sie betrachtete kritisch den Kratzer. Schlimm war es tatsächlich nicht, nur etwas schmutzig. In diesem Augenblick tauchte dann auch Calvena auf und sah besorgt zu ihnen hinauf. „Marcus geht es gut!“ sagte sie schnell, aus Furcht, dass ihre Cousine nun wieder gleich mit ihnen nach Hause gehen würde.

  • “Ist er stark?“ fragte Marcus da sogleich nach. Musste man ja schließlich wissen, wenn man zukünftig einmal mit jemandem spielen wollte.


    Da war auch schon Calvena besorgt bei der Pappel angekommen. Marcus grinste zu ihr herunter, hielt sich nur mit einer Hand fest und winkte ihr mit der anderen. “Ja, es ist nichts passiert. Guck!“ Nun zeigte er ihr den Ellenbogen. “Nur ein kleiner Kratzer.“ Bei einem Jungen, dessen Beine ständig bunt gepunktet waren, weil er andauernd irgendwo gegen rannte, runter fiel, stolperte und so weiter, ging so ein kleiner Kratzer wirklich nicht sonderlich ins Gewicht. “Magst du mit uns klettern?“ fragte er gut gelaunt und vielleicht ein bisschen übermütig. “Ist ganz leicht!“ Das wollte er ihr natürlich auch demonstrieren. Also hüpfte er erneut hoch um den übernächsten Ast zu greifen, schaffte das auch. Doch dieser Ast war nicht stark genug und brach unter dem Gewicht des Jungen. Mit einem Krachen ging es wieder abwärts für Marcus…

  • Sabina und Marcus zerstreuten ihre Sorge. Ein Junge der so munter herum hüpfte und so eindeutig seinen Spaß hatte, war nicht schwer verletzt. Sie musste Lächeln über so viel Energie, so war sie damals auch gewesen und ihre Ziehbrüder. Sie hatte auch viele Bäume erklommen und jede Menge Streiche im Kopf gehabt, aber dafür auch regelmäßig ziemlich viel Ärger bekommen. Allein die Geschichte mit den Farben und dem Esel hatte ihr eine Tracht Prügel und Wochenlang abwaschen eingebracht. Erst wenn Marcus und Sabina älter waren, würde sie ihnen davon erzählen, sonst würden sie nur auf dumme Gedanken kommen. „Dann bin ich beruhigt, dass es dir gut geht“, lächelte sie und winkte dann die Einladung ab, mit in dem Baum herum zu klettern. „Lieber nicht, die Äste würden mich vermutlich nicht tragen!“ erklärte sie. „Macht nur weiter, aber seid vorsichtig!“ sagte sie und wollte sich auch schon umdrehen, als es erneut laut knackte. Sie hob den Kopf und sah nur noch wie Marcus herunter fiel. Als nächstes fand sie sich auf dem Boden wieder, das Kind halb auf ihrer Brust. „Autsch!“ meinte sie und rieb sich denn Ellbogen, ehe sie sich dann besorgt über Marcus beugte. „Marcus?“

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