Narbo Martius - Mansio des Cursus Publicus

  • Direkt an der Decumanus Maximus, der breiten Straße, die in ost-westlicher Richtung durch die Colonia Narbo Martius führt, etwas mehr als ein Stadium entfernt vom Forum in Richtung des Flusses, liegt die Mansio des Cursus Publicus.


    Im Erdgeschoss des mehrstöckigen Gebäudes ist ein Stall untergebracht, in dem Tag und Nacht frische Pferde bereitstehen. Außerdem findet sich dort eine kleine Stube, in der der Stationarius Lucius Lurius Lurco Briefe entgegen nimmt. Darüber befindet sich die Sammelstelle, in der die Nachrichten sortiert werden, die Narbo Martius verlassen sollen oder dort angekommen sind. Den weiteren Bereich des Stockwerks nimmt die Dienstwohnung des fleißigen Beamten Lurius ein. Darüber finden sich kleine Schlafräume für durchreisende Tabellarii Dispositi oder auch Prätorianer, denen der Cursus Publicus unterstellt ist.

  • Ohne dass Lucilla davon weiß, nehmen die Briefe, die sie kurz vor ihrer Abreise in Tarraco aufgegeben hat, die gleiche Route wie sie selbst an der Küste entlang bis nach Narbo Martius. Und während Lucilla sich in der Casa Roscia häuslich einrichtet, verbringen die Briefe ein wenig Zeit in der städtischen Mansio, während der zuständige Tabellarius Dispositus sich in einer Taverne nebenan stärkt, um kurz danach weiter auf dem Landweg in Richtung Rom transportiert zu werden.



    Medicus Germanicus Avarus,
    Casa Germanica, Rom


    Mein liebster Medicus,


    schon wieder gibt es einen Grund, dir zu schreiben. Caius hat Tarraco verlassen und ich werde das in den nächsten Tagen auch tun.


    Unser Sohn ist jetzt in dem Alter, in dem ein Hauslehrer nicht mehr ausreicht. Ständig wollte er irgend etwas von mir wissen oder erklärt bekommen. Über die einfachen Dinge der Welt ist er aber leider schon hinaus, so dass ich mich langsam nicht mehr imstande fühlte, seinem Wissensdurst gerecht zu werden. Ich denke, es ist auch in deinem Sinn, dass Caius eine gute Erziehung und Bildung bekommt, die er hier in Hispania nicht bekommen kann. Beim Nachdenken darüber ist mir aufgefallen, dass alle meine Verwandten, die hier in Tarraco groß geworden sind, am Ende beim Militär gelandet sind. Nur aus Mattiacus, der beizeiten zum Studieren geschickt wurde, ist etwas richtiges geworden. Du siehst also, wir müssen den Jungen nur zur richtigen Zeit in die richtige Richtung drängen.


    Deswegen habe ich ihn nach Alexandria geschickt. Seine Amme Polynesia und sein Hauslehrer Ephistolos sind bei ihm, außerdem natürlich noch ein halber Sklavenstaat. Es wird ihm also an nichts mangeln. Ich bin sicher, wenn er uns bald besuchen kommt, dann wird er keine Fragen mehr stellen, sondern nur noch irgendwelche Weisheiten von sich geben. Natürlich habe ich überlegt, mit ihm zu reisen, du weißt ja, wie gerne ich einmal nach Ägypten reisen würde, aber es ist einfach an der Zeit, ihn von seine Mutter abzunabeln (oder umgekehrt). Es wäre ihm vermutlich nur peinlich, wenn ihn seine Mama aus der Bibliothek abholt.


    Ich habe in der Acta gelesen, dass dein Cousin nicht mehr Praefectus in Alexandria ist. Wurde er versetzt? Werden er und Aelia in Ägypten bleiben? Ich hatte gehofft, Aelia könnte vielleicht ab und zu ein Auge auf unseren Sohn werfen.


    Mir selbst würde hier in Tarraco wohl bald die Decke auf den Kopf fallen. Deswegen habe ich beschlossen, die Einladung meiner Freundin Jocasta anzunehmen und sie in Narbo Martius zu besuchen. Sie ist erst kürzlich mit ihrem Mann dort hingezogen, weil der zum Regionarius der Region befördert wurde. Naja, um ehrlich zu sein war es keine Einladung, sondern eher ein Hilferuf. Du kennst doch Jocasta, dieses stille Ding, das den Mund vor Fremden nicht auf bekommt. In einer neuen Stadt ist sie völlig verloren.
    Ich freue mich schon sehr auf Gallia, besonders jetzt im kommenden Frühling, denn es ist schließlich noch immer das Modeparadies. Und gerade über Narbo Martius werden die Knaller der Saison in alle Himmelsrichtungen verschifft, ständig finden für die Händler irgendwo Modeschauen statt, um ihnen bei der Entscheidung zu helfen, mit welchen Waren sie ihre Schiffe beladen sollen. Hach, das wird herrlich!


    Du bist natürlich weiterhin angehalten, mich zu besuchen, wenn es deine Ämter mal zulassen. Roscius (Jocastas Ehemann) ist wie alle Welt ganz versessen darauf, sich mit Senatoren zu umgeben, vermutlich würde er dir den purpurnen Teppich ausrollen. Briefe kannst du natürlich auch an die Casa Roscia schicken.


    Grüße wie immer die Familie von mir!


    In Liebe,
    deine Lucilla


    Centurio Faustus Decimus Serapio
    Cohortes Urbanae, Rom


    Mein lieber Faustus!


    Da hast du dir etwas geleistet, das will ich dir gleich sagen! Das halbe Atrium muss ich neu streichen lassen, nachdem nach der Lektüre deines Briefes die Nachmittagssüßspeise an den Wänden gelandet ist (ich frage mich ernsthaft, was dieses klebrige Zeug, das sich regelrecht in den Putz gefressen hat, in meinem Bauch so alles anstellt ... aber es ist wohl besser, nicht darüber nachzudenken). Die Kaiser Ulpius-Büste hat mein hispanisches Temperament auch nicht überlebt. Aber um die ist es nicht schade, ich habe jetzt endlich eine von Kaiser Valerianus gekauft. Sieht ja ganz schön fesch aus unser (nicht mehr ganz so) neuer Imperator. Hast du ihn mal gesehen? Sieht er wirklich so gut aus oder macht das nur der Stein? (Stein ist ja bekanntlich geduldig, oder wie auch immer das Sprichwort heißt.) Einige Möbelstücke hat es auch erwischt, aber das schlimmste ist, dass ich mich zu einer ausschweifenden Schimpftirade hinreißen lassen habe, von der Caius mindestens die Hälfte mitbekommen hat. Wie soll ich das nur seinem Vater erklären, woher der Junge diese Kraftausdrücke hat? Na, vermutlich schiebe ich es einfach auf seine hispanischen Wurzeln. Wir saugen diese Ausdrücke ja schon mit der Muttermilch auf (dass Caius Amme eine Mauretanierin ist, weiß Medicus eh nicht mehr). Zu Besuch kommen brauchst du auf jeden Fall nicht in nächster Zeit, Caius ist schon verstört, wenn er nur noch deinen Namen hört. Aber er ist jetzt eh in Ägypten.


    Im Nachhinein gesehen hast du wohl recht. Abgesehen davon, dass ich die Art und Weise nicht hätte dulden können, wie konnte ich nur auf die irrsinnige Idee kommen, du würdest etwas Sinnvolles aus deinem Leben machen und endlich aus dem Militär austreten wollen? Wie konnte ich nur glauben, dass dein Sturschädel sich dazu durch gerungen hätte, sich um eine richtige Karriere zu bemühen? Wie, bei allen Furien, kam mir nur in den Sinn, du könntest etwas aus dem Antrieb heraus tun, deinem Leben eine ordentliche Richtung zu geben, statt deinen Träumereien nachzuhängen? (Wie lange bist du jetzt eigentlich schon Centurio?)


    Manchmal habe ich mir schon überlegt, dass es vielleicht nicht gut war, dich in Kleider zu stecken. Aber Bona Dea, ich war ein junges Mädchen und du das einzige Kleinkind, das das hat mit sich machen und sich überall hin hat herumschleppen lassen! Hätte ich jemals auch nur geahnt, dass sich das auch auf deinen Gemütszustand auswirkt, ich hätte alle Kleider verbrannt und dir eine Senatorentoga umgewickelt! Aber nun ist es wohl zu spät für Reue, und ich muss mir eingestehen, dass ich in dieser Hinsicht völlig versagt habe.


    Im Übrigen beweist deine Einschätzung 'dieses Senators' doch nur, dass du auch nicht mehr als die Mädchen deines Alters im Kopf hast. Was weißt du schon über ihn, außer dass er gut aussieht (und nicht einmal das kann ich bestätigen)? Was glaubst du denn, dass du für ihn warst? Du kannst froh sein, wenn du für ihn auch nur eine Orgienbekanntschaft warst, eine amüsante Anekdote, und er dich nicht noch für seine eigenen Zwecke einspannt! Denn er ist genau so ein falscher Hund wie alle aus seiner Familie, die den Dreck und die Leichen unter ihren Füßen mit schönen Zungen purpur pinseln! Er ist keinen Deut besser als sein dreckiger Bruder (bei allen dunklen Göttern und der schwarzen Rächerin - verflucht sei er noch in seinem Tode, dass er jeden Augenblick aufs neue qualvoll ersaufen soll!), nur dass er nicht so viel Schneid hat, es offen zuzugeben!



    Lucilla



    PS. Ich brauche niemanden auszusenden, um über das Leben in Rom in all seinen Details informiert zu sein. Meine Quellen sind zahlreich und vielfältig, und du würdest dich wundern, wer mir alles Nachrichten zukommen lässt.

    PPS. Was du deinem Vater verheimlichst, ist nicht meine Angelegenheit. Solange du mein Klient bist, liegt es nicht in meinem Interesse, dass irgendwer davon weiß.


    PPPS. Briefe kannst du mir in die Casa Roscia nach Narbo Martius, Gallia Narbonensis senden. Ich reise in wenigen Tagen ab, um dem Anblick meines ruinierten Atriums zu entkommen.


  • Decima Seiana
    Casa Decima
    Rom, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Wie schön, von dir zu hören, oder besser zu lesen! Faustus hat natürlich auch mir immer erzählt, wie es dir geht, ja an ihm ist ein rechtes Tratschweib verloren gegangen, aber wenn es in der Familie bleibt, will ich mal nicht so sein. Von deiner Verlobung hat er allerdings gar nichts erwähnt, um so mehr freue ich mich jetzt für dich! Das Leben als Mädchen in Rom ist ja nicht schlecht, aber ich sage es dir, eine Matrone zu sein, das ist etwas ganz anderes! In dieser einen Nacht ändert sich alles, mit einem Mal steht dir die ganze Welt offen, die ganze Welt wartet nur noch darauf, von dir ergriffen zu werden! Du wirst in die geheimen Riten der Magna Mater und Bona Dea eingeweiht, auf der Straße wird man dir mit Respekt begegnen und bei Gesellschaften wird man dir zuhören, weil du nicht mehr nur das junge Ding ohne Ahnung bist, sondern weißt, wo der Hase läuft (und zwar in allen Angelegenheiten)! Ach, Seiana, wirklich, das ist großartig! Diesen Caius Aelius kenne ich zwar nicht, aber ich bin sicher, er ist ein passender Mann für eine Decima. Ist er mit Senator Aelius Quarto verwandt? Dann könnte natürlich nichts mehr schief gehen, aber auch ansonsten wirst du deinen Ehemann schon an die rechte Position im Staat treiben, da bin ich ganz sicher.


    Leider werde ich es zu eurer Hochzeit nicht nach Rom schaffen. Aber ich habe die beste Pronuba für euch, die du dir vorstellen kannst: deine Tante Venusia! Ich kenne wirklich keine kompetentere Frau für diese Aufgabe und ich bin ganz sicher, sie wird das liebend gerne übernehmen.


    Caius ist tatsächlich in Ägypten. Er kommt ganz nach seinem Vater und ist ein richtig schlauer Junge, dem jeden Tag neue Fragen einfallen. Das war mir einfach zu viel und in Hispania oder auch hier in Gallia ist an gute Lehrer leider nicht so leicht heran zu kommen. Ich hoffe, dass es in Alexandria genügend Paedagogen gibt, dass ihm die Fragen ausgehen bevor er sie alle verschlissen hat. Natürlich hätte ich ihn auch nach Rom schicken können, aber ich befürchte, dass er dort zu schnell unter die Räder der Macht gerät. Medicus und seine Politik sind leider nicht unumstritten, insbesondere bei den Patriziern, die ja schon seit Jahrhunderten nichts anderes tun als mit ihren Hintern die Steine im Senat zu wärmen und immer gegen alles und jeden sind, der etwas neues wagt. Caius wäre nicht der erste Sohn, der im Tiber versenkt wird, um den Vater zum Einlenken zu bewegen. Natürlich soll er irgendwann seinem Vater in die Politik nachfolgen, aber jetzt ist es noch viel zu früh und ich habe Angst, dass Medicus ihn in Rom viel zu schnell in diese Dinge mit hinein ziehen würde. Medicus soll das natürlich nicht wissen, er würde mich sicherlich für eine überängstliche Glucke halten, also bitte erwähne ihm gegenüber nichts davon und am besten auch nicht gegenüber sonst irgendwem. Männer können das sowieso nicht verstehen.


    In Gallia ist es belebter, als man meinen mag. Naja, zumindest in Narbo, hier ist ja sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der gallischen Provinz. Alle Händler kommen hier durch, um ihre Waren von hier aus in die ganze Welt zu verschiffen. So bekommt man einen exklusiven Einblick vorab auf die Mode aus Lutetia - ist das nicht aufregend? Hach, mich kribbelt es überall, wenn ich daran denke, dass das, was ich gerade trage, in ein paar Monaten in Rom erst in Mode kommt! Aus diesem Grund habe ich dir auch ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk beigelegt. Ich hoffe nur, es passt dir. Ich habe es extra ein bisschen länger gewählt, dass du es notfalls noch kürzen lassen kannst. Mit diesem Kleid wirst du in diesem Frühjahr in Rom den Ton bestimmen, das ist garantiert!


    Mehr gibt es dann aber auch nicht zu berichten. Im Umland war ich bisher noch nicht und es zieht mich auch nicht besonders dahin. Die Abendgesellschaften sind dagegen kaum anders als in Rom. Natürlich nicht ganz so exklusiv, aber ebenso neckisch, wenn du weißt, was ich meine.


    Bitte richte allen Decima Zuhause meine Grüße aus und natürlich auch Venusia und deinem lieben Ehemann!



    Deine Tante
    Lucilla





    Germanica Calvena,
    Casa Cermanica,
    Rom, Italia



    Meine liebe Calvena!


    Du kannst gar nicht glauben, wie erfreut ich über deine Einladung war. Denn auch wenn wir uns (noch) nicht kennen, glaube ich doch, dass wir uns wunderbar verstehen - bisher habe ich noch jede Germanica als beherzte und gesellige Frau kennen gelernt.


    Leider werde ich es zu deiner Hochzeit nicht nach Rom schaffen. Die Entfernungen in dieser Welt sind einfach zu groß und die Pferde zu langsam. Insbesondere, wenn man ihnen eine Kutsche mit ein klein bisschen Reisegepäck anspannt. Trotzdem wünsche ich dir und deinem Ehemann alles Gute für eure Ehe! Ist es deine erste? Hast du sie dir selbst ausgesucht? Hach, ich kann mich noch gut an meine Hochzeit mit Medicus erinnern, ich war furchtbar aufgeregt und nervös, aber am Ende war es einfach das Beste, das mir jemals passiert ist. Und das wichtigste ist und bleibt schließlich deine Familie, denn diese wird immer hinter dir stehen und dich unterstützen (es sollte mich zumindest sehr wundern, wenn nicht), was auch immer geschieht.


    Bitte richte auch Sedulus und seiner Braut meine herzlichen Glückwünsche und mein Bedauern darüber aus, dass ich an diesem Tag nicht bei euch sein kann. Als kleines Präsent, auch wenn es wohl für die besondere Nacht schon zu spät kommt, habe ich jedem von euch ein Säckchen Nüsse beigelegt, echte nuces gallicae sozusagen. Außerdem für Iunia Serrana und dich je einen gewebten Gürtel. Das Muster kommt direkt aus Lutetia und ich prophezeie dir, das wird der Renner in diesem Frühling in Rom!


    Abschließend habe ich noch eine kleines Gesuch an dich. Kannst du mir bitte ein paar Zeilen senden, wie es Medicus geht? Natürlich schreibt er mir selbst, doch du weißt ja wie die Männer sind. Selbst wenn sie schon halb tot auf dem Sterbebett liegen schreiben sie nur 'Es geht mir gut, macht dir keine Sorgen.' Wirklich Sorgen mache ich mich natürlich nicht, von ernsthaften Differenzen hätte ich auch hier gehört. Doch welches Bild er zuhause abgibt, davon lässt sich natürlich nichts erfahren. Immerhin hat er viele Aufgaben zu erledigen, ist nicht unumstritten als Senator, und Rom kann doch ein wahres Wespennest sein. Nunja, also wenn du mir einfach ein paar Zeilen schicken würdest, dass es ihm gut geht und er sich prächtig in Rom amüsiert, das würde mir das Herz schon leichter machen und ich wäre dir unendlich dankbar!


    Liebe Grüße an all unsere Verwandten!
    Decima Lucilla





    Tribunus Faustus Decimus Serapio,
    Legio XXII Deiotariana,
    Alexandria, Aegyptus



    Mein lieber Faustus,


    zuerst einmal meinen Glückwunsch zu deiner Beförderung! Der Weg nach oben treibt dich immerhin vom Schlachtfeld fort und wer weiß, vielleicht wird doch noch eines Tages ein Triumphator aus dir. Der Hengst von Tarraco, wäre das nicht ein Titel für dich? Aber Spaß bei Seite, ich bin wirklich stolz auf dich! (Was nicht bedeutet, dass du das gegenüber deinen Verwandten erwähnen sollst!) Über den Rest brauchen wir wohl keine Worte mehr zu verlieren.


    Ägypten, ach Ägypten, das Land meiner Träume! Ich stand schon einmal so kurz davor, es zu entdecken! Das war damals während meiner großen Rundreise des Cursus Publicus mit Medicus. Er hatte extra die Erlaubnis des Imperators eingeholt, die Provinz als Senator betreten zu dürfen. Leider wurden wir in Africa schon so lange aufgehalten, dass wir vorher zurück nach Rom mussten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie betrübt ich war. Ich habe immer gehofft, Medicus würde irgendwann noch einmal so eine Reise unternehmen müssen, aber vielleicht besuche ich dich einfach einmal. Alexandria muss eine tolle Stadt sein! Du musst mir unbedingt schreiben, wie es dort ist (entweder als mein lieber Neffe, oder aber ich ermahne dich an deine Klientenpflicht)!


    Deinen Senator madig zu machen brauche ich nicht, denn er ist es schon von ganz allein. Frag ihn nach seiner Beziehung zu Quintus Tullius! Was für ein Glück für ihn, dass der nun bei den Haien schwimmt, denn Tote sprechen nicht! So braucht er sich zumindest dafür keine Lügenmärchen auszudenken, auch wenn ihm diese bestimmt leicht von der Zunge gehen! Aber den Schneid, das zuzugeben wird er eh nicht haben und dir vermutlich nur eine weitere Lüge auftischen. Denn was sind schon dutzende abgeschlachtete Tote - Männer, Frauen und Kinder - für einen patrizischen Senator! Vermutlich hat er selbst genügend auf dem Gewissen, als dass er die eines anderen bedauern müsste. Ich hoffe nur, dass ihn wenigstens nachts in seinen Träumen all die Lemuren dafür heimsuchen!


    Aber dieses Techtelmechtel hat ja nun wohl zum Glück sowieso ein Ende! Denn Alexandria ist weit weg von Rom und Senatoren ist die Reise dorthin nicht gestattet. Um so besser ist das für dich! Und wenn du erst einmal deine Blauäugigkeit verloren hast, dann wirst du erkennen, dass es genau so ist, wie ich sage.



    Deine Tante
    Lucilla




    Sim-Off:

    Decima Familien-Wertkarte, Rom


  • Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Rom, Italia


    Mein liebster Medicus,


    es scheint mir als könnte ich deine Stimme hören wie sie mir die dichterischen Worten ins Ohr flüstert! Ich fühle ich jung wenn ich deine Zeilen lese (auch wenn du sie nur geliehen hast), wie eine junge, verrückte Henne in einer Taberna in Tarraco, der ihr Herz bis zum Hals pocht weil ihr Vorgesetzter sie zum Essen eingeladen hat. Ach Medicus, mit dir bin und bleibe ich ein junges Mädchen, das sich jeden Tag aufs neue verliebt! Und ich vermisse dich, ich vermisse dich so sehr!


    Aber was soll ich zu den Vorwürfen sagen, die du mir wegen Caius Erziehung machst? Im einen Satz schreibst du von Habgier, Machtsucht, Intriganz und Neid die in Rom herrschen, und im nächsten verlangst du, dass ich Caius in dieses Nest hinein setzte? Er ist noch so jung, Medicus, viel zu jung für dieses Spiel, das Bitterernst ist! Mein Vater, meine Brüder und Cousins sind in den Krieg gezogen, und du weißt wie sehr ich mich immer um sie sorge, und wie sehr ich mir wünsche, dass unser Sohn nicht diesen Weg geht. Aber ich kenne auch Rom nur zu gut und ich kenne den Krieg der dort geführt wird. Genauso wenig wie ich zulassen werde, dass jemand Caius in seinem Alter mit in die Legion nimmt, werde ich zulassen, dass du ihn in diesen Moloch ziehst. Natürlich soll er dich eines Tages begleiten, natürlich soll er von dir das Spiel der Politik lernen. Aber dazu braucht es Grundlagen und ein festes Fundament, dass er nicht schon nach den ersten Schritten stolpert und stürzt! Wie soll er begreifen was Politik ist, wenn er gerade einmal anfängt das Leben zu begreifen? Wie soll er den Versuchungen und Irrwegen der Macht widerstehen, wenn er noch jeder Süßspeise verfällt? Nein, Medicus, schau sie dir an die Männer, die Rom erzogen hat: machthungrig, gierig, rachsüchtig und bar jeden Verständnisses für die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben. Schau sie dir genau an, wenn du ihnen das nächste mal im Senat gegenüber sitzt. Und dann sage mir noch einmal, dass ich unseren Jungen nach Rom schicken soll bevor er auch nur die Chance hatte seinen Charakter zu festigen!


    Caius ist übrigens gut angekommen in Alexandria. Was denkst du nur von mir, ich habe natürlich Vorkehrungen getroffen! Zum Glück hat ihm die Seereise gefallen und er hasst seine Mutter jetzt nicht dafür, dass sie ihn so lange an der Küste entlang schippern lässt, statt ihn quer über das weite Meer zu schicken. Er hat sich schon sehr gut eingelebt und ist ganz begeistert von der großen Bibliothek. Ich werde ihm schreiben, dass er dir auch Briefe über seine Fortschritte und Abenteuer schicken soll. Denn auch wenn er dich nur aus Erzählungen kennt bist du kein Fremder für ihn, Medicus, du bist sein Vater und er liebt dich abgöttisch.


    Es freut mich sehr, dass es der Familie gut geht und dass das Leben in der Casa blüht. Auch wenn es mich betrübt, dass dein Leben davon ausgeschlossen scheint und dass du dich selbst vielleicht davon ausschließt.
    Narbo ist natürlich ein Dorf verglichen mit Rom, aber durchaus vergleichbar mit Tarraco. Ein bisschen kälter ist es, aber immer noch warm genug. Jocasta und ich vergnügen uns auf den Märkten, in den Thermen und bei Abendgesellschaften. Das Leben hier ist so einfach, genau wie in Tarraco, nur dass es mit Jocasta nicht mehr ganz so leer ist.


    Ich habe Einladungen bekommen aus Rom, zur Hochzeit meiner Nichte Seiana und auch die zu den Hochzeiten von Calvena und Sedulus. Ich habe lange darüber nachgedacht, meine Kisten zu packen und zumindest für einen Besuch vorbei zu kommen. Aber ich habe in der letzten Zeit viel länger über Rom und über uns nachgedacht und festgestellt, dass Rom keinen Reiz mehr auf mich ausübt. Ich fürchte mich regelrecht vor Rom, Medicus, davor dass das römische Leben mich überrollen würde. Ich lese die Berichte aus der Acta Diurna und Briefe über politische und gesellschaftliche Ereignisse, aber es ist alles so weit fort und so unbedeutend. Und so oberflächlich, so fadenscheing und irgendwie unecht. Ich war wohl zu lange fort und würde ich wiederkommen, so fehlt mir die Neugier, der Stolz und der Elan, mir meine Position in der Gesellschaft zu erkämpfen, wie ich es schon einmal tat. Natürlich bräuchte ich das nicht, ich bin eine Senatorengattin und Matrone, aber Bona Dea, noch weniger als das dumme Landei will ich ein gesellschaftliches Nichts sein, das sich auf dicken Kissen ausruht und nichts mehr zu sagen hat! Ach, das Leben in Rom ist so kompliziert und ich glaube, ich habe meinen Biss verloren, Medicus. Vielleicht ist Caius daran schuld (wie soll ich scharfzüngige Hiebe austeilen, wenn ich ständig um meinen Sohn fürchten muss?), vielleicht auch meine Herkunft. Denn viel mehr als eine scharfzüngige Schlange möchte ich eine Glucke sein.
    Aber bei all dem vermisse ich dich so sehr und wenn du schreibst, wie sehr dich das Leben in Rom betrübt, dann gibt mir das nur noch mehr Anlass zu träumen. Erinnerst du dich an Mauretania, an Caesarea? An die wundervollen, weitläufigen, prachtvollen Marmorvillen und die herrlichen Gärten, in denen das ganze Jahr über die Brunnen glucksen und die schönsten und größten Blumen blühen? An die lustigen Tiere dort, deren Fleisch so leckere Gaumenfreuden bietet, an die saftigen, fetten Früchte und den vollmundigen, schweren Wein? Ach, Medicus, ich träume seit Jahren davon, dass wir uns dort eine Villa bauen, und wäre nicht jetzt der richtige Zeitpunkt? Du könntest deine Geschäftsinteressen nach Mauretania verlagern, oder vielleicht Senator Aelius bitten beim Kaiser ein gutes Wort einzulegen (immerhin ist er mit deiner Nichte verheiratet), denn Virginius Tricostus hat sich schließlich schon lange genug an der Provinz bereichert. Du könntest bei deinen Kindern sein, noch haben wir Zeit für einen ganzen Stall voll, und wenn unsere Söhne alt genug sind, dann können wir sie immer noch zur Familie nach Rom schicken, sie haben schließlich genug Onkels, die sie ebenso in die Politik einführen können wie du.


    Ich vermisse dich so sehr, mein Medicus!


    In Liebe,
    deine Lucilla



    Sim-Off:

    Germanica-Familienwertkarte, Rom


  • Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Mogontiacum
    Germania


    Liebster Medicus!


    es ist schon wieder so viele Wochen her dass du aus Narbo abgereist bist und ich vermisse dich schon wieder so sehr. Trotzdem kann ich kein Trübsal blasen, denn du hast mir das schönste Geschenk hinterlassen, das ein Mann seiner Frau machen kann. Vielleicht möchtest du deinen Germania-Aufenthalt etwas verlängern, dann könntest du auf der Rückreise nicht nur mich, sondern auch unser Kind besuchen. Was hältst du davon, sie Drusilla zu nennen, wenn es ein Mädchen wird, zu Ehren meiner Tante? Einen Jungen könnten wir Valerianus nennen um allen zu zeigen, wo wir stehen, meinst du nicht?


    Ach, viel mehr möchte ich dir gar nicht schreiben. Jedes Wort wäre eh nur verschwendet, denn bessere Nachrichten als diese gibt es nicht!


    Ich liebe dich,
    deine Lucilla





    Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati Augusti pro Praetore,
    Mogontiacum,
    Germania


    Mein lieber Patron!


    Es freut mich sehr zu hören, dass es dir und deiner Familie gut geht in Germania. Hier in Narbo hört man nur, dass die Provinz regelrecht aufblüht was Handel und Wirtschaft angeht, was nicht zuletzt der besonnenen Hand ihres Legaten zu verdanken sein soll. Ganz davon abgesehen, dass die Reisewege immer sicherer werden, zumindest was marodierende Barbaren angeht. Mit meiner eigenen Reise nach Germania wird es allerdings erst einmal nichts in den nächsten Monaten, denn nach Avarus Besuch erwarten wir ein weiteres Kind. Und dir als Ehemann muss ich sicher nicht erzählen, wie emfpindlich Frauen in dieser Phase sind. Mir ist manchmal schon das Schaukeln in der Sänfte zu viel. Und diese Hitze, Bona Dea, wenn nur diese Hitze nicht wäre! Aber was beklage ich mich, wäre es kalt, wäre es bestimmt zu kalt.


    Sicherlich hast du in der Acta Diurna diesen verleumderischen Artikel über meine Familie gelesen. Bis auf meinen Neffen und Klienten Serapio kam ja keiner darin gut weg. Ach, es ist doch wirklich fürchterlich, wie weit diese Nachrichten verkommen sind. Und dabei hielt ich den Auctor, Aurelius Corvinus, einmal für durchaus fähig. Tatsächlich ist er sogar Patron meiner Nichte Seiana, die in diesem Artikel auch verleumdet wurde, und wenn ich mich recht erinnere, dann ist er doch dein Klient, nicht wahr? Naja, da er sowieso von diesem Amt zurück tritt, will ich nicht so sein, aber meinen Ärger über diesen Menschen muss ich dir schon kundtun!


    In diesem Zusammenhang möchte ich dir auch von Seianas Ex-Verlobtem, wie die Acta ihn tituliert, berichten. Sein Name ist Caius Aelius Archias und er ist wohl recht nah mit Aelius Quarto und dem Kaiser verwandt. Aber von der Würde und dem Stolz dieser Gens hat er anscheinend nicht viel abbekommen. Die Verlobung hat er auf sehr rüpelhafte Art aufgehoben und sich direkt der nächsten an den Hals geworfen - irgendeiner Iunia aus einem unbedeutenden Nebenzweig. Als wäre Seiana nichts weiter als ein Kleidungsstück, das man einfach ablegen kann. Meinen Zorn kannst du dir sicher vorstellen. Kein Mann löst ungestraft eine Verlobung mit einer Decima, es sei denn auf ihren Willen hin! Ich wäre dir daher sehr verbunden, wenn du ihm deine Unterstützung verwehren würdest, sollte er je so dreist sein und darum bitten.


    Ansonsten bleibt mir nur, dir und deiner Familie den Segen der Götter zu wünschen und viele Grüße zu senden aus dem sommerlichen Gallia.


    Deine treue Klientin
    Decima Lucilla



    Sim-Off:

    Germanica-Wertkarte, Rom


  • Decima Seiana
    Casa Decima
    Roma, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Was passiert nur in Rom? Der Senat scheint verrückt zu spielen, die Acta Diurna druckt Verleumdungen ab, von überallher erreichen mich alarmierende Neuigkeiten und dann lässt dich dieser Aelier auch noch sitzen! Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass ihr euch geeinigt habt, ich höre die Tuben bis nach Gallia schallen. Dieser Mensch ist wirklich eine Schande für das Geschlecht der Aelier, und du kannst dich darauf verlassen, dass kein Decimus und keine Decima diese Schmähung je vergessen wird! Aber du musst es so sehen, durch diesen kleinen Schandfleck der schon bald vergessen sein wird, bleibt dir eine lange, peinliche Ehe erspart! Wer weiß, in welchem Loch dieser Hallodri eines Tages versumpfen wird. Ich jedenfalls habe ihm die Furien auf die Fersen gehetzt, dass er keine Nacht mehr ruhig schlafen soll und in Rom keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt!


    Es freut mich im übrigen sehr, dass du eine Einstellung an der Schola bekommen hast. Ich bin immer dafür, dass eine Frau ihre Talenten und Energie auch bis zur Ehe nicht vergeudet, sondern nutzbringend einsetzt. Und ohne uns nun selbst zu loben, gerade wir Decima sind mit beidem ja reichlich gesegnet. Und was war ich stolz als ich davon hörte, dass du nun an der Spitze der Acta Diurna-Redaktion stehst! Ich glaube ja eh, dass eine Frau fürs dieses Amt viel besser geeignet ist als ein Mann, auch wenn die greisen Senatoren oft anderes behaupten. Und man sieht ja, was dabei herauskommt. Nein wirklich, ich kann dir nur Gratulieren zu deinen 'Ämtern', lasse sie dir nur von niemandem vermiesen oder verbieten!


    Dein Bruder hat mir übrigens einen Kandidaten für deine Ehe vorgeschlagen, Octavius Dragonum. Er ist ein Klient von Livianus und Legionspräfekt. Der einzige Nachteil ist, dass er derzeit in Ägypten dient. Natürlich bin ich prinzipiell eher gegen Soldaten, aber derzeit wäre er wirklich die beste Wahl. In Rom gibt es anscheinend nur noch träge Beamten und die Senatoren hängen ihr Fähnchen in den Wind, ganz egal woher er weht, oder sie ziehen es gleich auf Halbmast in der Hoffnung, jeden Strum zu verschlafen. Daher kann es nur in unserem Sinn sein, unsere militärische Position zu stärken. Außerdem soll er ein recht netter Mensch sein und nicht unvermögend. Natürlich bleibt die Entscheidung dir überlassen, doch ich möchte dir ans Herz legen, diese Entscheidung nicht mehr allzu lange hinauszuzögern. Wir werden ja alle nicht jünger und der Octavier ist sicher nicht mehr lange zu haben.


    Zum Schluss noch eine gute Nachricht aus Gallia. Auf seinem Weg nach Germania reiste Medicus über Narbo und abgesehen davon, dass es wundervoll war, ihn wiederzusehen, blieb sein Besuch nicht ohne Folgen. Ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird! Die Pflicht, meinem Mann einen Sohn zu schenken, habe ich immerhin erfüllt, und ich hätte so gerne eine Tochter, die all die Freuden des Frauseins mit mir teilen kann! Ach Seiana, zögere nicht mehr zu lange, das Glück der Ehe ist wirklich zu schade, um es hinauszuschieben!


    Deine Tante
    Lucilla


  • Duccia Venusia,
    Casa Decima Mercator,
    Rom,
    Italia


    Meine liebe Venusia,


    mit Entschuldigungen zu Antwortzeiten sollten wir nicht erst anfangen, denn sonst komme ich aus den Entschuldigungen nicht mehr heraus. Natürlich könnten wir die langen Wartezeiten auf den Cursus Publicus schieben wie jeder gute Römer, aber ich weiß ja genau, dass es so nicht ist. Uns darüber zu beklagen, dass wir nie Zeit finden, das ist wohl auch überflüssig. Na gut, zumindest in meiner Lage. Wenn du wieder in Rom bist, dann könnte es durchaus sein. Bei mir ist es meist doch mehr die Trägheit, die hier im Süden Galliens fast schon eine Tugend ist, zumindest aber eine kultivierte Lebenseinstellung. Vielleicht sollte ich mir doch mal so einen Schreibsklaven anschaffen, dem ich dann faul in der Sonne liegend nur noch meine Gedanken diktieren muss. Aber irgendwie scheint mir das doch zu dekadent. So römisch werde ich wohl nie sein.


    Es freut mich aber sehr, dass du bei den Decima so involviert bist. Wir sind schon eine sehr einnehmende Familie, das muss ich zugeben. Ich hoffe, dass es dir dadurch zumindest etwas leichter fällt Kontakte zu knüpfen. Diese Schwierigkeiten hat wohl jede Frau, die nicht in Rom geboren und aufgewachsen ist. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Name da schon weiterhilft, und ich hoffe doch sehr, dass der Name Decimus noch immer ein paar Türen öffnet.


    Bei Faustus ist wohl Hopfen und Malz verloren (wie man hier in Gallia so schön sagt. Das hat irgendwas mit der Herstellung von Cervisia zu tun, frag mich aber nicht, was). Zumindest was den Einfluss seiner Tanten angeht. Mir wollte er doch tatsächlich weismachen, dass er mit Frauen nichts anfangen kann und deswegen niemals heiraten wird! Er hat sogar eine Liebelei mit einem Senator vorgeschoben, um es glaubhafter zu machen! Kannst du dir das vorstellen!? Ich sage dir, die Jugend von heute kommt auf Ideen. Mein Bruder hätte mich nach Hibernia oder noch weiter weg verbannt, wenn ich mit so einem Unsinn angekommen wäre. Gut, ich habe mir auch nichts sagen lassen, aber immerhin bestand meine persönliche Auswahl zwischen einem Senator und einem Militär-Präfekten! Auf jeden Fall will er wohl diese Celeste heiraten und verheimlicht das, weil er sich tatsächlich Sorgen um ihren Stand macht. Ich denke, wir sollten das nicht so eng sehen. Mein Großvater wurde noch als Peregrinus geboren, und wenn ich mich recht erinnere, ist das in deiner Familie auch noch nicht so lange her. Wir sollten eben schauen, dass diese Celeste das Bürgerrecht verliehen bekommt, bevor die beiden heiraten. So schwer wird das schon nicht sein. Ich habe leider überhaupt keine Beziehungen nach Ägypten, aber zur Not muss sie eben nach Germania reisen und ein bisschen in der Verwaltung arbeiten, damit Hungaricus das übernehmen kann. Immerhin scheint sie nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Natürlich wäre es mir auch lieber, wenn Faustus eine Frau aus einem ordentlichen römischen Haus heiraten würde, aber gegen den Sturkopf eines Decimus ist es wirklich schwer anzukommen.


    Hier aus Gallia gibt es wundervolle Neuigkeiten. Nachdem Avarus auf seiner Reise nach Germania in Narbo vorbeigekommen ist, hat er mich nicht nur ein paar Tage zur glücklichen Ehefrau gemacht, sondern auch dafür gesorgt, dass ich bald wieder eine glückliche Mutter werde. Ach, Venusia, ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird!


    Trotzdem lasse ich mich natürlich nicht vom Stadbummel abhalten und da habe ich neulich auf dem Markt einen ganz hippen Stoff entdeckt. Das ist die neue Mode aus Lutetia und ich sage dir, das wird der Renner für den Herbst in Rom. Ich habe mir schon ein Kleid schneidern lassen (ein wunderbarer Begleiteffekt der Schwangerschaft, man braucht ständig neue Kleider!) und dieser Stoff trägt sich wirklich wie ein Traum auf der Haut! Deswegen habe ich es mir nicht nehmen lassen, dir einen Ballen mitzuschicken. Ich hoffe sehr, dass er dir gefällt. Bei deiner Figur reicht es vielleicht sogar noch für ein Kleid für Sevilla.


    Grüße mir meine Lieben recht herzlich und drücke Sevilla und Secundus einen dicken Schmatzer von ihrer Tante auf die Backen!


    Liebe Grüße,
    Lucilla



    Sim-Off:

    die beiden letzten bitte auf Decima-Wertkarte, Rom


  • Tribunus Angusticlavus Faustus Decimus Serapio,
    Legio XVII,
    Nikopolis,
    Aegyptus



    Mein lieber Faustus!


    nur weil ich in Gallien bin heißt das noch längst nicht, dass ich der Welt abgeschworen habe! Löwe von Alexandria! Ach, Faustus, also wenn das nicht eines Decimus würdig ist, was dann? (Um ehrlich zu sein finde ich, dass "Löwe von Alexandria" noch viel besser klingt als "Stier von Tarraco", was ich in Anwesenheit meines Bruders natürlich abstreiten werde.) Also stelle dich nicht selbst in den Schatten deiner Giganten. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren sie auch nur einfache Soldaten. Und jetzt auch noch kopflose Wüstenbarbaren, herrje, wie aufregend ist das denn! Nur mit deinen hinteren Reihen, da brauchst du gar nicht erst zu versuchen, mich zu beruhigen! Ich habe genügend Männer gekannt, die in der Schlacht gestorben sind, obwohl sie nicht in der ersten Reihe standen! Also bitte pass gut auf dich auf. Ich habe schon dem Mars und der Bellona geopfert, dass sie auf dich achtgeben sollen. Außerdem habe ich dir noch ein neues Halstuch beigelegt (natürlich rostrot, ich kenne doch die Armee. Obwohl modischere Farben bestimmt besser für die Moral wären!). So ein Halstuch ist in der Wüste nämlich sehr wichtig. Tagsüber sorgt es dafür, dass einem kein Staub in den Mund fliegt. Und nachts holt man sich leicht eine Erkältung, wenn der Hals nicht warm ist. Zumindest habe ich das auf meiner großen Africa-Reise von einer Einheimischen gehört und es ist besser, wenn du gut vorbereitet bist. (Ich hoffe nur, das Päckchen erreicht dich noch rechtzeitig.)


    Diese Geschichte mit deinem Geliebten kannst du nun wirklich sein lassen! (Ein Senator, dieser Senator, ach Faustus, das ist wirklich köstlich, und ich habe das auch noch geglaubt!) Es ist doch nichts dabei, wenn du dich in eine Peregrina verguckt hast! Wirklich, Faustus, dass du mich für so oberflächlich hältst, das kränkt mich nun doch. Es ist noch nicht lange her, da hatte unsere Gens selbst noch nicht das Bürgerrecht. Deine Tante Severa wurde als Peregrina geboren und trotzdem hat mein Bruder, der Triumphator, sie geheiratet. Wohlgemerkt zu einer Zeit, zu der er eine Frau aus den besten Häusern Roms hätte haben können. Natürlich wäre es deinem Stand als Ritter angemessener, wenn du eine geborene Römerin heiratest. Aber ich kenne den Sturkopf unserer Familie, am Ende schert es uns doch nicht. Also wenn du sie liebst, dann werde ich dafür sorgen, dass deine Celeste das Bürgerrecht erhält und du sie heiraten kannst. Vielleicht nicht in Ägypten, aber das Imperium ist schließlich groß.


    Über Octavius Dragonum habe ich ein paar Erkundigungen eingeholt und er scheint wirklich ein geeigneter Mann für Seiana zu sein. Ich habe ihr schon geschrieben, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Wenn du mit ihm über die Mitgift verhandelst, dann denke an den Betrag, den ich für sie zurückgelegt habe. Lass dir aber nicht zu viel abschwatzen, immerhin ist er Livianus Klient und sollte wissen, was eine Decima wert ist.


    Eine erfreuliche Nachricht gibt es übrigens hier aus Narbo auch noch zu berichten. Auf seiner Reise nach Germania hat mich Avarus besucht und dieser Besuch ist nicht ohne Folgen geblieben. Stell dir nur vor, ich habe geträumt, dass es ein kleines Mädchen wird, eine kleine Lucilla! Wäre das nicht wundervoll?


    Zieh dich nachts in der Wüste warm an, pass gut auf dich auf und grüße mir deine Freundin!


    Deine Tante
    Lucilla


    Sim-Off:

    Ebenfalls auf die Decima-Wertkarte in Rom bitte.

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